Sonntag, 18. November 2007

BB vom 18.11.2007

Datum 18.11.2007 
Zeit 22:15 bis 23:30 Uhr
Ort Beobachtungsplatz bei Heidenrod/Taunus
Wetter durchziehende Wolkenfetzen, windig, -3°
Seeing - - -
Grenzgröße fst 5m1 in UMi - Mond im 2. Viertel
Geräte 8" f/6 Dobson


Den Kometen 17P/Holmes hatte ich nun eine Woche lang nicht mehr beobachten können und so fuhr ich trotz Mond und einiger Wolkenfetzen die über den Himmel drifteten zu unserem Beobachtungsplatz bei Heidenrod. Dort angekommen zeigte sich mir natürlich in Mondnähe ein knallheller Himmel, aber Richtung Norden und Osten recht annehmbar, für den halben Mond fand ich die bestimmte Grenzgrösse von 5m1 noch okay. Meine DS Objekte die ich eigentlich auch gerne gezeichnet hätte standen leider zu nah am Mond (M77 und NGC 1055) und so werden die Gx eher an Vollmond besucht werden ;)

Holmes im Zenit! Einfach atemberauben was ich im 30mm 80° Okular zu sehen bekam. Der Komet hat so gar nichts mehr von der eher eintönigen kugelrunden Gestalt mehr die er noch vor einiger Zeit hatte, nur eine Seite erscheint rund begrenzt die andere die Richtung Alpha Persei zeigt sieht aus wie zerrissen und oval verzerrt, feine Ausläufer greifen Richtung Mirphak. Der Kern ist noch gut auszumachen und eine längliche, dünne zentrale Aufhellung die vom Kern wegzeigt. Ich konnte mich verständlicherweise kaum an dem Kometen sattsehen, also griff ich zu meinen Skizzenbögen und Bleistift und begann eine Rohskizze für meine erste Holmeszeichnung, zugegeben ich habe mit den schwachen Feldsternen etwas geschludert aber bei -3° und kräftigem Wind konzentrierte ich mich auf das Wesentliche ;-) 




Natürlich wurden trotzdem noch einige andere Objekte besucht:

AND
  • M31: Ist bei entsprechendem Stand auch immer ein Indikator für den Himmel, heute bei Mond erwartungsgemäss mau und  strukturlos
PER
  • h&x Persei: Keine Beobachtungssession ohne einen Besuch beim wunderschönen Doppelhaufen, natürlich auch etwas angegriffen vom Mond aber faszinierend und schön sind sie trotzdem.
  • 17P/Holmes: Siehe Text oben, unglaublich zusammen mit Mel20 (Alpha Persei Haufen).
GEM
  • M35: Sehr schöner offener Haufen,  einige hellere Sterne dominieren das Aussehen
CET
  • M77: Die Galaxie M77 und eine nahegelegen schwächere Galaxie namens NGC 1055) wollte ich besuchen. doch der Mond stand natürlich hoffnungslos zu nah an Cetus. Immerhin war es mir möglich M77 blickweise als Aufhellung wahrzunehmen, von der NGC Gx natürlich keine Spur.
Zu guter Letzt warf ich seit Monaten das erste Mal wieder einen Blick auf den Mond, ich war erstmal wieder hin und weg von der genialen Auflösung des 8"ers, feinste Strukturen wie ausgestanzt (was die Schärfe angeht, das Seeing war eher wechselhaft) an die kaum ein hervorragendes Foto herankommt, allerdings bin ich für die nächsten zehn Minuten nicht nur meiner Adaption beraubt sondern wirksam geblendet. Damit packe ich meine sieben Sachen und mache mich auf die Heimfahrt.

Zeichnen am Teleskop (...und am PC)

Zeichnen am Teleskop
(...und PC)

Das Zeichnen am Teleskop kann zu einem richtigen "Hobby im Hobby" ausarten. Zum einen schult es den Blick weil man sich bewusst noch mehr auf die Detailerkennung konzentriert und man gibt den zu zeichnenden Objekten auch meist mehr Zeit als beim oftmals schnelleren Wechsel der Beobachtungsobjekte.

Für mich sind zwei Dinge am Zeichnen am schönsten - zum einen kann man auch ohne komplizierte fotografische Ausrüstung das Gesehene festhalten und zum anderen geben Zeichnungen einen natürlichen Eindruck des Okularanblicks wieder, das ist gerade für Einsteiger wichtig, weil sie oftmals von Hochglanzfotos begeistert nicht wissen was sie beim Blick durchs Okular erwarten kann. Natürlich gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Zeichentechniken die auch gänzlich unterschiedlich aussehen. Meine Zeichnungen versuchen nicht das letzte erkannte Detail stark hervorzuheben sondern einen "natürlichen" Anblick zu schaffen der dem am Nächsten kommt was man im Laufe einer Beobachtung erkennen kann.

Gestartet wird mit dem Auffinden und ersten Betrachten des Objekts das gezeichnet werden soll. Auch die Vergrösserung bei der gezeichnet wird muss entschieden werden. Los geht es bei mir mit den Feldsternen die ich möglichst akurat mit Bleistift in meine Rohskizze einzeichne (die später als Grundlage für das endgültige digitale Bild dient). Die verschiedenen Sternhelligkeiten werden durch unterschiedlich dicke Sterne symbolisiert. Nun kommt das eigentliche Objekt an die Reihe, handelt es sich um einen Nebel wird dieser mit einem weichen Bleistift vorsichtig Stück für Stück in möglichst korrekter Lage und Position in die Skizze eingezeichnet, dann werden nach und nach die Details die man im Laufe der Beobachtung erhaschen kann (oder auch nicht) in die Zeichnung integriert. Eine genauere Beschreibung der Skizzenentstehung (was ja bei den Zeichnern die ausschliesslich mit Papier arbeiten wesentlich komplexer ausfällt) kann ich nicht geben, zu unterschiedlich sind die Objekte und meist entscheide ich ad hoc ob ich bei einem Nebel auch mal mit dem Finger etwas verwische oder Details nur schematisch eintrage.

Wichtig ist mir die Zeichnung möglichst zeitnah nach der Beobachtung fertigzustellen um ausser auf der Skizze auch auf meinen frischen Erinnerungen aufbauen zu können, deshalb nehme ich mir meist maximal zwei Objekte vor und setze mich auch mal nachts um zwei nach der Heimfahrt gleich an der Rechner...  

Wie nun vorgehen? Der Computer und moderne Bildbearbeitungsprogramme ersetzen zu einem Gutteil die manuelle Geschicklichkeit die wahre Zeichenkünstler an den Tag legen, den grossen Vorteil sehe ich in der Reproduzierbarkeit bestimmter Effekte, den umfangreichen Werkzeugen der Grafikprogramme und vor allem: Die Möglichkeit Fehler problemlos wieder rückgängig machen zu können. Welches Programm das geeignetste ist kann man nicht beantworten, viele moderne Grafikprogramme aus dem Vollpreis- aber auch Shareware- und Freeware-Bereich haben leistungsfähige Filter und Möglichkeiten zur Gestaltung. Als wichtigstes Kriterium würde ich die Möglichkeit sehen mit Ebenen zu arbeiten. Eine kleine Auswahl an Programmen die sich besonders eignen: Corel Photopaint, Adobe Photoshop, Jasc Paint Shop Pro, Gimp und andere.
Ein Beispiel wie eine Zeichnung am PC entstehen kann will ich im Nachfolgenden zeigen, natürlich erfordern verschiedene Objekte auch unterschiedliche Techniken, so wird ein unaufgelöster Sternhaufen mit anderen Filtern bearbeitet als eine schwache Galaxie, deshalb soll der nachfolgende Teil nur als eine von vielen Möglichkeiten angesehen werden...
Der Beginn sieht erstmal ähnlich dem bei der Skizze aus, die Feldsterne werden in eine Vorlage (mit nebenstehenden Angaben zu Gerät, Objekt, Okular usw.) eingesetzt und positioniert. Bis vor kurzem habe ich die Sterne unterschiedlich produziert, mal als verschieden grosse Punkte mal mit einem speziellen Program namens Universe Image Creator, inzwischen nutze ich aber eine Auswahl an Sternen die Daniel Restemeier hergestellt hat und die wir noch etwas an unsere jeweiligen Bedürfnisse angepasst haben. Diese werden einfach aus der Vorlage kopiert und eingefügt.

1
Die Zeichenvorlage und rechts daneben die Sterne nach Helligkeiten sortiert
2
Sind die Sterne eingezeichnet geht es ans eigentliche Objekt.

Das Objekt, als Beispiel nehme ich mal eine fiktive Galaxie wird auf eine neue Ebene gezeichnet, dazu wird eine neue leere, also nicht mit irgendeiner Farbe gefüllte Ebene angelegt, in dieser ensteht nun das neue Objekt

3

ich beginne nun meist damit den Nebel in seinen groben Umrissen zu zeichnen, bei unserer fiktiven Galaxie arbeite ich mit verschiedenen Grautönen um beispielsweise auch einen hellen Kernbereich darzustellen. Das ganze sieht erstmal sehr plakativ und unrealistisch aus, die grobe Form und unterschiedlichen Helligkeiten sollten bei diesem ersten Schritt schon einigermassen genau eingezeichnet werden, die eigentlich Form und Details erhält die Zeichnung aber erst im nächsten Schritt. 

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Nun geht es darum die Form und den Helligkeitsverlauf des Nebelobjekts im Detail nach Beobachtungsskizze und den frischen Erinnerungen zu gestalten, dazu nutze ich verschiedene Werkzeuge wie "verschmieren". Im Beispiel war das nicht sehr schwer weil ja kein reales Objekt zu Grunde liegt, will man aber ein echtes DS Objekt akurat darstellen wird man in diesem Schritt eine Menge Zeit verbringen und auch das ein oder andere Mal ein paar Schritte zurück machen müssen...

5

Hat man nun in diesem Schritt die Details herausgearbeitet geht ist im Weiteren darum das Aussehen den wahren Gegebenheiten im Okular anzugleichen (viele andere Zeichner möchten aber genau dies nicht sondern wählen einen eher "kantigen" und kontraststarken Stil der zwar die gesehenen Details besser darstellt aber nicht viel mit dem wahren Anblick im Okular gemein hat, und das will ich persönlich gerne erreichen). Dazu wären erstmal eine sachte Anwendung von Unschärfefiltern (z.B. Gauss) angesagt, denn meist sind Nebel nicht scharf begrenzt sondern verlieren sich diffus nach aussen.

6

Auch hier muss man mit den Einstellungen spielen um das richtige Mass für das jeweilige Objekt zu finden.

Im (vor)letzten Schritt passe ich noch die Helligkeit des Nebels an, er ist in den meisten Fällen noch bedeutend heller als er es tatsächlich im Okular ist, am einfachsten geht das meistens indem man die Deckkraft der Objektebene etwas zurücknimmt bis man meint den richtigen Wert gefunden zu haben, im Beispielfall um die 60%.

7

Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, trägt man noch alle beobachtungsrelevante Daten ein und voilá eine Zeichnung ist entstanden. Im Beispielfall habe ich dafür nur etwa 15-20min gebraucht weil ich mich an keine Vorgaben zu halten hatte, in Wirklichkeit sitzt man meist bedeutend länger an einer Zeichnung, ebenso wie die Bearbeitung von Fotos ist man erstmal nie zufrieden :-)
Ich hoffe mit diesem Artikel die Lust aufs Zeichnen beim ein oder anderen geweckt zu haben, schaut euch einfach mal in meiner Galerie um, noch besser auf den hervoragenden Zeichnerseiten die ihr in meinen Links findet.

Donnerstag, 15. November 2007

Alle Jahre wieder - Das Teleskop unterm Weihnachtsbaum

Insbesondere in der Zeit vor Weihnachten häufen sich in den einschlägigen Astronomie-Foren die Anfragen zu diversen Einsteigerteleskopen, sei es um einem latent astronomieinteressierten Freund oder Verwandten ein Geschenk zu machen oder selber einen Wunschzettel zu schreiben, die Weihnachtszeit ist die Hochzeit des Teleskopverkaufs. Obwohl praktisch die selben Teleskope das ganze Jahr über zu kaufen sind scheint die (Vor)Weihnachtszeit das Interesse noch stärker zu wecken. Jeder dieser Anfrager hat schon mal eine Sache goldrichtig gemacht, nämlich sich in einem Forum anzumelden und erfahrenere Sternfreunde um Rat zu fragen, der überwiegende Grossteil macht dies sicher nicht und vieleicht erreiche ich mit diesem kleinen Artikel wiederum einige dieser Leute. Wenn in diesem Artikel Fachbegriffe fallen, die ich nicht im Text erkläre, dann kann man sie über das Menü links im Astrolexikon nachlesen (falls nicht, wäre ich über eine e-mail dankbar).

(aus aktuellem Anlass erscheint es mir sicherer keine Markennamen zu nennen, privat per e-mail können wir uns sehr gerne darüber austauschen)____________________ und wie sie alle heissen mögen, diese Geräte scheinen zunächst mal viele Interessierte anzuziehen, dies hat auch seinen Grund: Der Preis und die überschwengliche Bewerbung dieser Instrumente. Ich werde im Nachfolgenden auf keine Marke im Speziellen eingehen, aber auf Anfrage bei mir via e-mail gebe ich auch gerne Tipps zu speziellen Angeboten.  Nach Markennamen sollte man kein Teleskop kaufen (zumindest nicht im unteren Preissegment) wobei aber ein Grossteil der oben genannten Marken keinen guten Ruf haben und das nicht zu Unrecht. Doch beginnen wir mit der Bewerbung und was sie wirklich aussagt.

Das "700mm Teleskop"

Oft wird mit solchen Angaben geworben, hier wird aber nur die Brennweite des Teleskops angegeben, eine äusserst sinnlose Art ein Teleskop zu beschreiben, denn es sagt praktisch nichts über die Leistungsfähigkeit aus, denn Brennweiten zwischen 300 und 1500mm sind in sämtlichen Preissegmenten vorhanden - von 15€ bis 15.000€ ;-) 
Wer sich nur minimal mit der Materie auskennt wird bei einer solchen Aussage vieleicht denken die Öffnung (also der Spiegel oder Linsendurchmesser) würde 700mm betragen das wäre dann ein 28" Gerät. das in Deutschland nur sehr selten, und wenn dann nur als Selbstbau, anzutreffen ist, weil dafür bereits eine gehobene Mittelklasselimousine gekauft werden könnte. Wir sehen also die Brennweite ist zwar eine nicht unwichtige Kennzahl eines Teleskops aber keinesfalls ein Qualitätskriterium. Ein anderer Trick ist die übliche Bezeichnung Öffnung/Brennweite (also z.b. 114/900) einfach umzudrehen, auch hier sollte man stutzig werden.

2.250.000 Sterne sichtbar?

Einige Hersteller bewerben ihr Teleskop mit  der theoretisch sichtbaren Menge an Sternen, eine Praktik die sich mir immer noch nicht erschliesst, dieser Wert hängt nämlich in nicht unerheblichen Masse von der (natürlich nicht beeinflussbaren) Himmelsqualität am Beobachtungsstandort ab! So liegen zwischen einem aufgehellten Stadthimmel und einem sehr dunklen Land- oder gar Alpenhimmel drei oder sogar vier Grössenklassen die sich auf die Sichtbarkeit von Sternen und anderen Objekten am Himmel immens auswirken! Berechenbar ist zwar der so genannte Grössenklassengewinn der dann aber mit den tatsächlichen Gegebenheiten am Himmel zusammengebracht werden muss. Auch hier müssen wir also feststellen: Kein Qualitätskriterium.
Teleskop - 600x Vergrösserung
Die Vergrösserung, das wohl beliebteste Werbeargument, vermittelt eine hohe Vergrösserung doch das Gefühl besonders "weit" schauen zu können, ein Qualitätsmerkmal? Nein, im Gegenteil, wer mit Vergrösserungen wirbt hat entweder keinerlei Ahnung davon was er verkauft oder er geht natürlich bewusst davon aus, dass es als besonders hochwertig angesehen wird. Doch die Vergrösserung eines Teleskops ist eine rein physikalische Grösse die keinerlei Aussage über Qualität oder Abbildung macht, praktisch jedes Teleskop kann man mit Vergrösserungen bis sagen wir mal 1000x betreiben. Wie das? Die Vergrösserung berechnet sich durch die Formel Teleskopbrennweite/Okularbrennweite. ein 76/700 Teleskop bringt mit einem 10mm Okular also 70x Vergrösserung. Durch den Einsatz einer sogenannten Barlowlinse die die Teleskopbrennweite künstlich um den Faktor 2, 3 oder gar 4 verlängert lässt sich jede beliebige Vergrösserung erreichen. Beispiel: 76/700 Teleskop + 2x Barlowlinse + 4mm Okular = (700x2)/4 -> 1400/4 = 350x Vergrösserung. Doch was bringt uns das? Rein gar nichts. Denn zum einen sind sehr viele Objekte die wir am Himmel beobachten können bei Weitem nicht so klein wie man sich das oft vorstellt (die Andromedagalaxie beispielsweise ist nicht weniger als sechs (6!) Vollmonddurchmesser gross) und zum Zweiten beschränkt das theoretische Aulösungsvermögen eine Teleskops die maximale sinnvolle Vergrösserung. Bei sehr guten Geräten nimmt man als Faustformel die doppelte Öffnung als Grundlage, bei durchschnittlichen Geräten (von denen sprechen wir hier im Einsteigerbereich) maximal das anderthalbfache der Öffnung. In unsererm Beispiel mit dem 76/700 Teleskop wäre also die maximale sinnvolle Vergrösserung bei 114x erreicht. also etwa mit einem 6mm Okular. Was passiert wenn wir darüber vergrössern? Das Bild zeigt keine weiteren Details sondern wird im Gegenteil immer "matschiger" so dass weniger zu sehen ist als bei kleineren Vergrösserungen. Des Weiteren sind ausser den Planeten unseres Sonnensystems die meisten Objekte die wir beobachten relativ dunkel, je weiter wir vergrössern, desto dunkler erscheint uns das Bild im Okular, die so genannte Austrittspupille wird immer kleiner (Der Begriff Austrittspupille kurz AP wird z.B. hier erklärt). Also können wir die angepriesene Vergrösserung eines Teleskops ruhigen Gewissens als Qualitätsmerkmal ad acta legen.
 
Hochleistungsokulare, Profiteleskope und andere Superlativen

Jedermann sollte misstrauisch werden wenn ihm solche Phrasen bei einem Teleskop zwischen 20 und 200€ begegnen, niemandem würde einfallen bei einem billigen Kleinstwagen die Bewerbung als Oberklasselimousine ernst zu nehmen, bei Teleskopen liegt das mangels Erfahrung mit der Materie meist anders. Die vermeintlichen Hochleistungsokulare oder wie sie auch immer genannt werden sind in sehr vielen Fällen so genannte Huygens Okulare oft auch zu erkennen an dem Buchstaben "H" vor der Brennweite (z.B. H-20). Dieses Okulardesign ist sehr einfach und meist von minderer Qualität, nur soviel: Benannt ist dieses hochaktuelle Hochleistungsokular nach seinem Erfinder Christiaan Huygens der im Jahre 1695 starb ;) Der Vollständigkeit halber: Es gibt auch ausgesprochen gute Exemplare dieses Typs diese sind aber praktisch nicht mehr erhältlich und mit Sicherheit nicht in Verbindung mit einem Massenprodukt. Was ist bitte ein Profiteleskop? Ein Teleskop mit dem professionelle Berufsastronomen arbeiten? Eher nicht, die kosten schon einige Millionen. Ein Teleskop für den semi-professionellen Amateurbereich? Auch hier reden wir von Teleskopen die zumindest einige Tausend Euro kosten. Auch hier gilt: Finger weg wer mit solchen Aussagen wirbt.
150/1400 - 114/1000 - 76/700 - 60/700 - Aldi - Lidl - ebay - Händler - Was denn nun?
Die Zahlen in der Überschrift geben ja wie wir bereits eingangs gelernt haben die Öfnnung und die Brennweite an, welches ist nun das richige? Diese Frage kann man pauschal einfach nicht beantworten, wenn es um einen gelungenen Einstieg geht auf jeden Fall keins der genannten - warum? Beginnen wir mal mit den "dickeren" Geräten, also mit Öffnungen von meist 114mm (4,5") oder gar 150mm (6"). Diese Grössen sind in der Tat gut für den Einstieg mit nicht allzu grossem Budget geeignet, doch nicht in den Brennweiten die oben angegeben sind. Wirft man einen genauen Blick auf die abgebildeten Teleskope sollte man bei einer Sache stutzig werden: Die angegebene Brennweite kann unmöglich mit der ungefähren Baulänge übereinstimmen, denn obwohl 1,40 Meter Brennweite (1400mm) angegeben sind, sehen die Geräte kurz und dick aus. Die Lösung des vermeintlichen Rätsels liegt in der Bauweise dieser Teleskope, der Spiegel hat im Prinzip nur die Brennweite der kürzeren Baulänge aber durch eine Linse im Strahlengang (meist im Okularauszug) wird die Brennweite künstlich verlängert. Das wird aus zwei Gründen gemacht: Ist das Teleskop kurz, kann man es auf eine leichtere (und billigere) Montierung setzen, die ein Teleskop mit einem grossen Hebel nicht sicher tragen würde (aber meist sind die mitgelieferten Montierungen auch mit den kurzen Teleskopen bereits überlastet). Der zweite Grund ist der, dass man die Brennweite verlängert wird weil der Spiegel nur ein so genanter sphärischer Spiegel oder auch Kugelspiegel ist, diese Spiegel sind leichter und billiger zu schleifen haben aber eine schlechte Abbildung wenn das Öffnungsverhältnis (Öffnungsverhältnis = Brennweite/Öffnung - z.b. 700/76 = 9,2 -> f/9,2 - siehe Artikel 'optische Theorie') zu "schnell" ist, also z.B. f/4 oder f/5. Bei "langsameren" Öffnungsverhältnissen wie f/8 oder f/10 fällt dieses Problem nicht mehr weiter auf, deshalb wird durch dir künstliche Verlängerung der Brennweite ein langsameres (man sagt auch kleineres) Öffnungsverhältnis erreicht. Das Ergebnis ist jedoch qualitativ nicht das gleiche wie bei einem Spiegel ohne Korrektorlinse der bereits auf diese tatsächliche Brennweite geschliffen wurde. Um das Unglück komplett zu machen ist die (ab und an nötige) Justage eines solchen Teleskops eine wirklich harte Nuss und für einen Einsteiger nicht zu schaffen - Also FInger weg von solchen so genannten katadioptrischen Teleskopen in diesem Preissegment.

Das unter Dutzenden Marken und Namen angebotene 76/700 Spiegelteleskop gibt es unter anderem jedes Jahr beim Kaffeeröster Tchibo (als Marke TCM), was ihm seinen Spitznamen "Tchibotorpedo" oder einfach nur "Tchibo"  eingebracht hat. Ich konnte das originale TCM Teleskop in der aktuellen Ausführung des letzten Jahres (2006) ausführlich testen, insbesondere auch gegen den Mitbewerber das beliebte "Lidl" Teleskop (Bresser Skylux) 70/700, das mit ähnlichen Rahmendaten allerdings als Linsenteleskop daherkommt. Optisch kann man hier wohl sogar Glück haben (eine Qualitätsstreuung ist auf dem Teleskopmarkt fast immer vorhanden, zumindest in den unteren bis mittleren Preisklassen) und ein durchaus brauchbares Exemplar erwischen das von seiner optischen Leistung her dem 70/700 Linsenteleskop ebenbürtig ist. Das Instrument krankt jedoch an einem anderen Problem, die azimuthale (also einfach nach oben und unten sowie im Kreis schwenkbar) Montierung auf der das Teleskop sitzt ist wackelig und hakelig, Beobachtungsspass mag da nicht recht aufkommen, wenn das Bild im Okular beim fokusieren (scharfstellen) so stark wackelt, dass sich das Bild erst beruhigt wenn das Objekt (z.B. ein Planet) schon wieder aus dem Gesichtsfeld herausgewandert ist, ein sich durch die Erddrehung bewegendes Himmelsobjekt kann somit nur sehr schlecht nachgeführt werden. Bleiben wir kurz beim erwähnten "Lidl" Skylux 70/700, im Preisbereich bis etwa 150€ ist es eigentlich das einzige dass man ruhigen Gewissens empfehlen kann, um die Weihnachtszeit herum wird es für unverschämt günstige 69€ beim Discounter Lidl angeboten (den Rest des Jahres ist es auch erhältlich kostet dann aber meist über 100€). Das Besondere bei diesem Teleskop ist, dass eine parallaktische Montierung mitgeliefert wird, die im Vergleich zu den allermeisten anderen Angeboten in dieser Preisregion tatsächlich das Teleskop halbwegs stabil trägt. Zwar darf man auch bei diesem Teleskop weder von Mechanik noch von der Optik Wunder erwarten aber wenn es partout ein Teleskop des günstigsten Segments sein soll, dann ist das Lidlscope kokurrenzlos.

Und was ist mit den kleineren? Auch Linsenteleskope mit Daten wie 60/700, 60/900 oder gar 50/600 (u.ä.) werden häufig sehr günstig insbesondere bei ebay aber auch zum Beispiel bei Aldi angeboten. Diese Teleskope sind meines Erachtens einfach zu klein um einen schönen Einstieg zu bieten, zwar haben vor 20 oder 30 Jahren viele Amateur Astronomen mit Geräten dieser Öffnungsgrösse angefangen (anfangen müssen) aber heutzutage gibt es doch Alternativen um sich gleich etwas mehr zu gönnen. Wir erinnern uns, sowohl das Auflösungsvermögen (Details) als auch die Lichtsammelleistung eines Teleskops wird über die Öffnung definiert, 50 oder 60mm sind damit eher Grössen für Ferngläser (z.B. 10x50) mit niedrigeren Vergrösserungen. Dazu kommt, dass auch diese meist auf wackeligen Montierungen verkauft werden. Worauf man grundsätzlich achten muss ist, dass der Durchmesser (Steckmass) des Okularauszugs eines Teleskops 1,25" (31.7mm) beträgt, nur so kann man gegebenenfalls andere, bessere Okulare zukaufen und nutzen. Früher waren 1" Okularauszüge Standard, heute ist das aber ein Kriterium ein Teleskop nicht zu kaufen, gibt es doch fast kein brauchbares Zubehör mehr, bei den genannten kleineren Linsenteleskopen trifft man solche 1" Okularauszüge sehr häufig an. 

Als Fazit bleibt nur zu sagen: Es ist nicht alles Gold was glänzt und wer ohne Frust und mit ordentlichem Potential in die Astronomie reinschnuppern will braucht nicht unbedingt viel Geld ausgeben aber Fehlkäufe kann man auch vermeiden. Das beste ist in jedem Fall eine Sternwarte in der Nähe zu suchen, die gerne Neulinge beraten oder sich über eines der Internetforen (siehe meine Links) eine Beoabachtungsgruppe oder auch Einzelbeobachter in der Nähe zu suchen die einem die verschiedenen Geräte live vor Ort zeigen und vor allem auch durchschauen lassen können. Auch würde ich persönlich vom Kauf bei ebay abraten, zwar gibt es zwischen den Hunderten Standardangeboten auch immer mal wieder sehr gute Geräte sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene aber für jemanden der sich dem Hobby zum ersten Mal nähert ist das kaum rauszufinden (nicht einmal über den Preis, ich habe unlängst von einem 76/700 Teleskop gehört, dass durch etwas elektronische Spielerei auf stattliche 300€ kam - zum Vergleich: Für die identische Optik, gebraucht aber erst einige Monate alt und originalverpackt habe ich inkl. Versand keine 10€ bezahlt). Ein Fachhändler (siehe meine Links) ist klar die bessere Alternative, vorsicht auch hier hat fast jeder Händler Teleskope wie die besprochenen im Angebot, aber nun sind wir ja etwas aufgeklärter ;-) Im Übrigen: Viele suchen einen Händler mit Geschäft bei sich in der Nähe, das ist in vielen Fällen nicht zu machen und bevor man zum (meist auch schlecht informierten) Optiker oder ähnlichen geht, lohnt es sich in jedem Fall bei einem oder mehreren der grossen Händler anzufragen, das Versenden klappt eigentlich immer hervorragend und durch die Bestellung übers Internet hat man den rechtlichen Vorteil des unbedingten 14-tägigen Rücktrittsrechts.

Donnerstag, 8. November 2007

BB vom 08.11.2007

Datum 08. November 2007
Zeit 05:00 bis 5:40 Ihr
Ort Balkon
Wetter klar, durchziehende Wolken
Seeing - - -
Grenzgröße - - -
Geräte 10x50 Fernglas


In den frühen Morgenstunden zeigte sich mir ein wunderbar klarer Himmel von meinem Balkon aus,  mondlos und noch wenig bis gar keine künstliche Beleuchtung liessen bereits helle DS Objekte wie Hyaden, Plejaden aber auch h+x und Mel20 wunderbar im freien Auge erkennen. Trotz Müdigkeit holte ich mein 10x50 Fernglas und liess mich auf dem Balkon nieder. Mein erster Blick galt natürlich 17P/Holmes den ich das letzte Mal zwei Tage zuvor beobachten konnte, im freien Auge schien die Helligkeit nochmals etwas nachgelassen zu haben, definitiv über 3mag aber immer noch fantastisch mit blossem Auge flächig zu sehen. Im Fernglas zeigte er sich faszinierend wie immer, ich glaubte einmal sogar schwach einen dünnen Ausläufer zu sehen, aber durch die durchziehenden Wolken blieb mir die Chance verwehrt das nochmals zu sehen und somit zu bestätigen. Ausser dem Kometen machte ich auch eine entspannte Deepskytour mit dem Fernglas...TAU
  • M45/Plejaden: Einfach fantastisch im Fernglas, dieses Jahr noch viel zu selten beobachtet
  • Hyaden: Ebenfalls wunderschön im 10x50 zu beobachten, gute Farbkontraste auszumachen
GEM
  • M35: Im 10x50 als teils unaufgelöster Sternhaufen in dem aber bereits einige Einzelsterne hervorblitzen
  • Mars: Im Fernglas natürlich nur ein "heller Stern" aber die aussergewöhnliche Rot-goldenen Färbung macht sich gut
MON
  • NGC 2264: Der Weihnachtsbaumhaufen ist bereits im 10x50 in seiner Form erfassbar.
PER
  • Mel 20: Der Bewegungshaufen um Alpha Persei ist ein brilliantes Fernglasobjekt und zur Zeit natürlich doppelt reizvoll wegen des nahestehenden Kometen 17P/Holmes
  • h+x: Dürfen nie unbesucht bleiben, heute wirklich schön durch den klaren Himmel zwischen den Wolkenlücken
AUR
  • M36/M37/M38: Die drei offenen Sternhaufen des Fuhrmanns sind einfach genial im Fernglas, passen sie doch fast alle in ein Gesichtsfeld, alle bleiben teilweise nebulös und bei M36 ist sogar nur wenig von Auflösung zu sehen.

Dienstag, 6. November 2007

BB vom 06.11.2007

Datum 06. November 2007
Zeit 20:45 bis 21:30 Uhr
Ort Feld bei Taunusstein
Wetter klar
Seeing - - -
Grenzgröße - - -
Geräte 10x50 Fernglas /


Den ganzen Tag über war die Bewölkungssituation extrem wechselnd, manchmal war es stundenlang 100% wolkenlos und zum abend hin wieder vollständig bedeckt, doch schlagartig war der Himmel wieder frei und so ging es kurzfristig mit 10x50 und der Kamera aufs nahegelegene Feld. Der Gössenzuwachs des Kometen war schon im freien Auge beeindruckend, die Helligkeit hatte sich aber weiter abgeschwächt, ich schätzte ihn auf um die 3mag, also problemlos mit dem freien Auge zu sehen, auch flächig. Im Fernglas einfach umwerfend, besonders toll da in einem Gesichtsfeld mit Mel20 um Mirphak, die Grösse (ohne die äussere, schwache Koma die ich nicht sehen konnte) war im Vergleich zum nahegelegenen Doppelstern Haufen h+x Persei merklich grösser als die jeweils eigenen Haufen aber auch merklich kleiner als beide Haufen zusammen. Natürlich wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen und die Veränderung auch mit meinen bescheidenen fotografischen Mitteln zu dokumentieren, diesmal im direkten Vergleich mit den Aufnahmen vom 28.10 und 31.10. Ich genoss noch eine ganze Weile den Kometen im Fernglas dann zogen wieder Wolken auf, so dass sich der Abend recht kurz gestaltete