Montag, 30. September 2013

BB vom 29.09.2013

Ort: Laufenselden
Uhrzeit: 21:30 bis 2:00 Uhr
Wetter: Klar 6-3° C
GG: fst 6m2

Nicht falsch verstehen, ich geniesse jede Nacht und auch die von der Himmelsqualität sicher suboptimale vor zwei Tagen war sehr schön, aber heute war einer dieser Nächte die sich einfach einbrennen. Alles hat gepasst, Himmel, Objektrecherche, Karten (danke an Rainer für die Detailkarte von NGC 7331 und an Jan für den Tipp mit NGC 7332!), die Justage und die Beherrschung der Technik. Meist ist mindestens einer dieser Punkte nicht so 100%ig, heute schon.

Wir trafen uns am bekannten Platz, Hans war bereits fleissig mit seinem 5" Refraktor am Beobachten, Armin hatte einen ganzen Fuhrpark an Binos dabei und Rainer stiess zuletzt mit seinem 12"er zu uns. Zu Beginn baute ich nur schnell nebenbei Hypatia auf und widmete mich dann den Leckereien die Armin da hingestellt hatte, zusammen mit meinem 20x80, das ich noch daneben stellte, standen nun Ferngläser mit 50, 70, 80, 90 und 100mm montiert vor uns und konnten auf diese Weise einmal hautnah die Unterschiede an diversen Objekten erleben, ein echter Augenöffner! Das neue 4" Bino schnitt hier natürlich wenig überraschender Weise am besten ab, auch wenn Armin noch mit der Okularklemmung hadert, optisch aber auch von der Mechanik und dem Beobachtungskomfort ist das ein ganz feines Gerät. M13 sieht bei 40-fach bereits stark angelöst auf und braucht hier keinen Vergleich zu einem 114/900 scheuen, die NED Okulare, die mitgeliefert wurden waren überraschend scharf und mit sehr angenehmen Einblick. Im Laufe der Nacht schauten wir beidäugig noch etliche Objekte, wie M17, M81/82 und natürlich die Andromeda Galaxie. Bleibt am Ende nur noch zu bemerken, dass mich auch der Blick durch das 4" Bino bekräftigt hat mit dem 20x80 das für mich Richtige gekauft zu haben, natürlich liegen die 4"er schon allein wegen des angenehmen 45° Einblicks, der Möglichkeit der variablen Vergrößerung vorne, aber vom Preisleistungsverhältnis her ist mein "kleines Großes" schon top. Etwas Schwierigkeiten bereitete mir (aber auch Armin), das Beobachten mit nur EINEM Filter... Das Auge rechnet sich da zwar irgendwas zusammen aber ich fand es doch sehr anstrengend, was aber an meinem bekannten Binoproblem liegen mag.



Jetzt rief mich aber endgültig die große Öffnung und einige Objekte die ich mir schon vor zwei Tagen gewünscht hatte zu sehen.

Den Beginn markierte gleich das Galaxienpäärchen NGC 7332 und 7339 (12m6 und 13m) in Pegasus, Jan hatte mich auf sie aufmerksam gemacht und das Anpeilen gerät dank Lambda Peg zum Kinderspiel. Sie waren auch beide bereits in der "Übersichtsvergrößerung" mit 22mm LVW zu sehen, natürlich rufen solche Galaxien aber nach mehr Vergrößerung. Bei 14mm bereits meinte ich bei 7332 oberhalb des Kerns noch eine weitere Aufhellung zu sehen, Rainer bestätigte mir dies später, aber ich konnte das zu Hause nicht wirklich einer realen Struktur zuordnen. Der schwächere Begleiter 7339 hingege, der um 90° gegenüber 7332 gekippt erscheint, erschiend mir zu einem Rand hin leicht gemottelt. Das kam umso besser rüber als die Vergrößerung gesteigert wurde, mit Rainers Naglerzoom gingen wir sogar bis 400x ohne, dass man irgendwie Angst gehabt haben müsste, das Licht würde nun endgültig ausgehen - genial! Eine Zeichnung dieses wunderschönen Galaxienpäärchens war selbstverständlich Pflicht, ich kann das Objekt auch wirklich jedem ans Herz legen, da geht auch was mit 8".


Als nächstes stand die bereits vor Tagen vorbereitete Galaxiengruppe Hickson 10 auf dem Programm. Leider waren meine Detailkarten nicht gut genug um durch Starhopping vom nahe gelegenen Mirach dort hinzugelangen, also bleibt nur ein direktes Anpeilen mit Telrad, 1/3 Linie zwischen Mirach und dem vorderen Triangulum Stern, leicht links, passt! Unglaublich, die markante Sternenkette, die an einen Anker erinnert war sofort zu identifizieren und auch die erste Galaxie NGC 536 (13m) war mit 22m schon sichtbar. Mit der Detailkarte hatte ich auch schnell die zweite NGC 529 (13m8) war recht einfach zu sehen, sehr viel schwieriger gestalteten sich die anderen Gruppenmitglieder, die eigentlich gar nicht mal so dunkle NGC 542 (12m9) blieb unsichtbar, sie ist allerdings auch WINZIG (1x0,2 BogenSEKUNDEN), hier hätte mich wahrscheinlich mehr Vergrößerung noch weitergebracht, ganz klar, aber ich hatte die Größe nicht parat und auch nicht die Helligkeit und hakte sie somit erst einmal ab. Bei knapp 190x war allerdings noch die kleine 13m6 "helle" NGC 531 zu knacken, bei dieser Vergrößerung entstand dann auch die Zeichnung. Eine tolle Gruppe, die Einfachheit der Beobachtung der beiden größeren Galaxien lies da schon die Himmelsqualität erahnen, es war wirklich klasse transparent im Bereich Pegasus.


Zur Entspannung zu Rainer. Hier kann man ja bekanntlich immer seine Augen etwas schonen :D Pah! Kleiner Witz, auf dem Programm stand eine "prominente Galaxie aus der Nachbarschaft" mit dem klangvollen Namen MCG 13-12-22, die jenseits der 15m und in unglaublichen 750 Millionen Lichtjahren steht. Zunächst musste ich mich etwas in die Karte einfinden, Rainer gab mir Tipps wie man am besten zu der Galaxie findet, ein erster Blick durchs Okular (400x), die wichtigsten Zeigersterne waren auszumachen. Pause, Rainer muss mir noch mal nachstellen, ich komme nicht so recht mit der Höhenverstellung seiner Lightbridge klar. Nun nochmal, JA! Da blitzt was auf, es ist NICHT sternförmig sondern klar flächig und superschwach, ich kann es auch nicht indirekt halten, lasse ich mein Auge ruhen ist sie nach einer Sekunde wieder weg, ABER das lässt sich beliebig reproduzieren, einen Einblick der dauerhaftes indirektes Sehen ermöglicht, finde ich leider nicht. Aber hey! So ein Fainfuzzie darf sich ja auch zieren, klasse!

Nun aber echtes Entspannen, das strengt Augen und Körper schon etwas an eine gute Stunde nur an der Grenze zu gucken. M31 ist hier ein dankbares Objekt. Die Andromeda Galaxie hat auch ihren Höchststand und die Staubbänder reissen mich schon bei 68-fach vom Hocker. Bei 107-fach fahre ich das Monstrum ab, NGC 206 ist gar auffällig, die Staubbänder überdeutliche und feine Absetzungen jenseits des Zentralbereichs, wow so habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen, fast adaptionsschädigend :D

Einige Zeit hatte ich gehadert mich mal an die Begleiter (die aber keine Begleiter sonder Feldgalaxien sind wie Rainer mir erklärt) von NGC 7331 zu wagen. Im 18"er auf dem HUTT waren sie recht einfache Objekte, ich habe auch keine Karte dabei. Da hilft mir abermals Rainer aus, der eine sehr schöne Karte hat und mir zur Verfügung stellt. Bevor ich mich an die nahen Galaxien mache, ist erst einmal der kleine Sprung zu Stephans Quintett obligatorisch, ebenfalls ein guter Himmelsindikator. Ja sie sind da und wenn auch nicht auffällig, so doch indirekt sicher und dauerhaft zu halten, da gibt es heute kein Raten. Also zurück zu 7331. Die erste Galaxie NGC 7335 mit 14m4 schält sich bei 190x gar nicht mal so schwer heraus, auch die wiederum schwächere 7337 mit 15m4 (ich bin arg skeptisch was die Angaben angeht, dafür waren sie eigentlich zu schnell indirekt sichtbar!) ist nach einigem Einsehen auszumachen. Eine dritte narrt mich lange, fast ebenso schwer wie die ultraweite MCG, die ich bei Rainer sah, ist sie nur blickweise aufblitzend wahrzunehmen, NGC 7336... zu Hause (nunmehr ohne Karte von Rainer) recherchierte ich hier nochmals, da gibt es erheblich Verwirrung! Real liegt sie genau dort wo ich sie auch gesehen habe, CNebulaX hat hier aber wohl einen Fehler, da liegt sie sehr nahe an 7335, fast AUF ihr und ist auch mit m.E. unrealistischen 16m8 angeben, während die NASA/IPAC Extragalactic Database glatte 15m für diese Funzel ansetzt. Der NGC Katalog ist und bleibt halt fehlerbehaftet, nichtsdestotrotz bin ich selig wie selten als ich den Bleistift zur Seite lege.



Der bereits vollständig erhobene Orion mahnt mich nun auf die Uhr zu sehen... S#&%$ schon fast zwei Uhr! Ich bin eigentlich richtig in Fahrt und obwohl es recht kalt ist (zum Glück habe ich zwei Jacken, Mütze, Handschuhe und die Winterstiefel an!) könnte ich noch weitergucken. Allein die Tatsache, dass der Wecker in weniger als 4h unerbittlich klingeln wird, reisst mich langsam aus meinem Rausch. Rainer, Armin und Hans werden sicher noch mindestens bis 3 Uhr weitergeschaut haben, mir bleibt nur die Heimfahrt.

Diese Nacht war - es könnte hier und da durchgeklungen sein - einfach GEIL, sehr altes und schwaches Licht war dabei und das in einer Fülle wie sie eher selten ist, der Herbst hat sich hier und heute von seiner schönsten Seite gezeigt und ich war stellenweise wie in Trance, habe z.B. erst nach einer 3/4 Stunde gemerkt, dass mir beim Beobachten und Zeichnen von NGC 7331 fast die Hand abgefroren ist :D Ein GUTES Zeichen...

>>Im Rausch der Galaxien<<

Sonntag, 29. September 2013

Probleme und Grenzen der Einsteigerberatung

"Ja wie nun? Ich möchte doch einfach nur mal ein Teleskop kaufen!"

In den Internetforen der Amateur-Astronomen lesen "wir", die wir immer gerne Anfänger die den (vollkommen richtigen und bereits lobenswerten) Schritt unternommen haben und VOR dem Kauf eines (ersten?) Teleskopes die Frage stellen, welches denn nun das richtige sei, solche erstaunten Ausrufe wenn man etwas tiefer bohrt was Vorwissen, Vorstellungen und Ausgangsbedigungen angeht.

Ich höre den Begriff "Berater" eigentlich überhaupt nicht gerne. Ein Berater sitzt in meinen Augen in einer Bank und versucht einem ein Finanzprodukt aufs Auge zu drücken. Was mit Einsteigerberatung gemeint ist, ist das Antworten und tatkräftige Unterstützen von Neueinsteigern, die vor dem Kauf ihres mutmaßlich ersten Teleskops Hilfe suchen um ihr sauer verdientes Geld nicht in den Sand zu setzen. Im Gegensatz zu einem Berater, haben die Amateure die sich dann hinsetzen und erklären worauf es ankommt, was es alles zur Auswahl gibt und wie es mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis aussieht, davon keinerlei wie auch immer gearteten Vorteile, bekommen kein Geld (oft auch keinen Dank oder Rückmeldung) sondern nur das gute Gefühl, jemanden mit latentem Interesse möglichweise geholfen zu haben einen freudvollen Einstieg in das "schönste Hobby der Welt" zu ermöglichen, denn ist das Feuer erst einmal entfacht... Da unterscheidet uns wohl nichts von engagierten Kleintierzüchtern, Modelleisenbahnern oder Kitesurfern - wir vermitteln gerne die Freude an unserem Hobby und versuchen mit Ratschlägen typische Anfängerfehler zu minimieren, denn Viele hören schnell entnervt wieder auf wenn man mit falschem Equipment oder den falschen Vorstellungen startet...

Dass es DAS Teleskop nicht gibt, darauf könnte man kommen wenn man versucht Parallelen zu anderen Dingen zu ziehen. So gibt es ebensowenig DAS richtige Auto, DIE richtige Wohnung ectpp... Natürlich gibt es typische Einsteigergeräte, die vielfach gekauft und auch empfohlen werden, aber ein bisschen Feedback sollte man vor dem Rat zu einem Gerät schon einholen - und nicht nur das, auch das WARUM, die Vor- wie Nachteile sollte man in Ruhe auseinandersetzen.

Mit diesem Artikel möchte ich Einsteiger etwas sensibilisieren und aufzeigen warum bestimmte Fragen gestellt werden, warum manche Ideen zu Beginn eine Sackgasse darstellen und weswegen manche Entscheidungen nicht durch Anlesen sondern nur durch Ausprobieren getroffen werden sollten.

  • Wo wohnst du?
Was soll das denn?! Alle Welt redet von Datenschutz und ausgerechnet in einem anonymen Internetforum soll ich ausposaunen wo ich wohne?!

Nunja, das hat seinen Grund - Niemand will hier ernsthaft deine Adresse in Erfahrung bringen. Es geht darum abschätzen zu können ob Du eher ländlich wohnst, in einer kleinen Stadt oder mitten in einem Ballungsgebiet. Das hat zum Einen erheblichen Einfluss auf die Himmelsqualität und damit auch auf der ideale Gerät, zum anderen stellt das Beobachten fast IMMER den Anspruch an Mobilität, desto mehr, je heller der heimische Himmel ist. Sitzt man nun mit einer Monatskarte des ÖPNV im 12. Stock in der Mitte von Frankfurt ist eventuell etwas gänzlich anderes gefragt als bei demjenigen, der mit Van im Bayrischen Wald am Dorfrand lebt. Ausserdem kann eine Ortsangabe helfen, Kontakte vor Ort zu vermitteln, sei es, dass engagierte Forenmitglieder in der Nähe leben, die gerne live Teleskope vorführen oder aber auch eine Sternwarte in erreichbarer Entfernung exisitiert wo man sich ebenfalls schlau machen könnte. Also keine Angst, wir wollen nicht hören: Stuttgart, Mustergasse 23a, zweite Tür links sondern eher "kleines 5000 Seelen Dorf in der südlichen Eifel" - "Vorort von München" oder auch "Nähe Hamm"... das reicht in der Regel aus.

  • Bist du mobil?
Auch hier steht die Frage im Raum, kann der Einsteiger  dem eventuell aufgehellten Heimathimmel mit einem Auto entfliehen oder sitzt er in der Altstadt fest, oder haben wir gar einen Schüler vor uns, der weder die Möglichkeit hat nachts alleine durch die Gegend zu ziehen, ganz zu schweigen 30kg Equipment über 15km auf die Wiese zu schaffen.

  • Wieviel Geld willst/kannst du ausgeben?
Diese Frage bedarf wohl keiner Erklärung. Vieleicht noch der Hinweis, dass mitunter natürlich falsche Vorstellungen kursieren was ein Teleskop "zu kosten hat", man bekommt weder ein brauchbares für 50€ NOCH ist es korrekt, dass man einen Tausender auf den Tisch legen muss, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und es gibt günstige Möglichkeiten die späteres Auf- und Nachrüsten zulassen.

  • Fotografie
Ein extrem leidiges Thema für die beratenden Amateure, denn a.) will nahezu JEDER der sich mit dem Thema beschäftigt fotografieren, immerhin will man ja festhalten was man so beobachtet und b.) kommt es immer wieder (sehr hoher Prozentsatz!) vor, dass der Einsteiger sich auch gleich auf die Fotografie festlegen möchte. Ich möchte die Astrofotografie niemandem ausreden, es lebe die Vielfalt, aber ein Einstieg DIREKT in die Fotografie durch ein Teleskop setzt neben einem ERHEBLICH größeren Budget (im Vergleich zu einem visuellen=beobachtenden Einstieg), eine hohe Leidesfähigkeit gegenüber mitunter herben Rückschlägen, technisches Verständnis und vor allem die Bereitschaft sehr viel Zeit und Energie in dieses Hobby zu stecken. Ich will nicht ganz ausschliessen, dass es solche Zeitgenossem gibt, die es auf diesem Weg wirklich schaffen, aber hier steht am Anfang eine extrem steile Lernkurve und man muss nicht nur eine Technik beherrschen lernen die mit der normalen Taglichtfotografie etwa so viel zu tun hat wie ein Spielen an der Spielekonsole mit der Beherrschung eines Airbus, sondern gleichzeitig auch noch die Orientierung am Himmel erlernen.
Ein Kompromiss (nicht mehr und nicht weniger!) gibt es beim wirklich hartnäckigen Wunsch SOFORT damit zu beginnen, zweigleisig einzusteigen mit einem visuellen Teleskop und einer Anfangsaustattung zur Fotografie - das beide bleibt aber getrennt! Ein Teleskop, das gleichermaßen fotografisch wie visuell zu nutzen ist, gibt es nicht. Eine der beiden Disziplinen wird unweigerlich leiden, meist hat man dann für BEIDES ein suboptimales Equipment.
  • Okulare
Ein (wichtiges) Zubehörteil, mit dem ich mich aber doch immer wieder schwer tue. Natürlich habe ich meine Lieblingsokulare und halte sie auch für jedermann empfehlenswert. Allerdings ist es eines der subjektivsten Themen überhaupt. Natürlich gibt es die "Highend" Okulare, die über jeden Verdacht erhaben sind schlecht zu sein, aber selbst die können dem einen gefallen und dem anderen nicht, was nicht unbedingt etwas mit der Abbildungsqualität oder dem Preis zu tun haben muss. Die Art wie wir sehen ist bei jedem Menschen unterschiedlich und gerade das Einblickverhalten (von Faktoren wie Augenabstand, Feldverzerrungen u.ä. abhängig) ist so unterschiedlich, dass man zwar allgemeine Ratschläge geben kann, die keinesfalls schlecht sind, aber auf der sicheren Seite ist man hier eigentlich nur wenn man es selber ausprobiert!

  • Anschluss suchen und finden
 Eine einsame Nacht auf dunklem Feld. Schöne Vorstellung bis man selbst dort steht ;) Im Ernst, das Hobby gemeinsam mit anderen auszuüben bringt mehr als nur Schutz vor Wildschweinen, die Lernkurve nimmt sich mit Hilfe eines fortgeschritteren Beobachtungs viel leichter. Ich habe selbst die ersten zwei Jahre alleine auf meiner heimischen Terrasse gewerkelt, geflucht und Spaß gehabt bis ich den Anschluss an eine Beobachtergruppe in meiner Nähe gefunden habe.

Der soziale Anschluss ist nicht jedermanns Sache, ich bin selbst das krasse Gegenteil eines "Vereinsmeiers", aber ohne die Hilfe und Unterstützung meiner "Mentoren" hätte ich vieles viel später erst selber herausgefunden oder auch gar nicht. Eine lockere Beobachtungsgruppe oder eine engagierte Einzelperson mit denen man sich hin und wieder treffen KANN aber nie MUSS ist eine tolle Sache. Es gibt einfach Dinge, die kein Forum und keine Internetseite und auch kein Buch erklären kann, die aber in 5min am Teleskop gezeigt, erklärt und verstanden wird. Diesen Tipp sollte man also durchaus ernst nehmen. Wer danach wieder allein beobachten möchte - kein Problem, man kann solche Probleme ja auch nur bei Bedarf mit anderen austauschen und sich dann wieder in die eigenen "vier Wände" zurückziehen.
  • Ungeduld und falsche Vorstellungen
Dieser Punkt ist mir extrem wichtig! Es mag in der Natur unserer Zeit liegen, aber ich merke in den letzten Jahren immer wieder, dass es sehr viele junge (höhö so alt bin ich selbst noch nicht, aber naja es gibt nunmal langsam ein paar Jüngere) Menschen gibt, die sich zwar für die Astronomie interessieren, die aber vor allem eins wollen: Schnelle Ergebnisse/Erlebnisse. Klar, wer will das nicht?! Was aber heute kaum noch ankommt: Die beobachtende Astronomie ist ein anachronistisches Hobby, während viele unserer Freizeitbeschäftigungen heute darauf ausgerichtet sind uns zu unterhalten und die (zugegebenermaßen für viele RARE) Freizeit effizient zu bespaßen ist es mit der Amateurastronomie viel mehr so, dass man natürlich unglaubliche Entspannung darin finden wird, aber man muss auch einiges an Energie und Zeit investieren um den richtigen Spaß an der Sache zu finden. Natürlich gibt es auch Beobachter, die ihr Teleskop ein oder zweimal im Monat auf den Balkon oder in dne Garten stellen und sich am Mond erfreuen - VOLLKOMMEN in Ordnung, das macht unbenommen Spaß! Aber die Vorstellungen die heute über die Anblicke am Teleskop kursieren sind eben von HD-Reportagen mit überragenden Computeranimationen mit monumentaler Sounduntermalung geprägt und damit ergibt sich für viele die Idee,  dass das Beobachten am Teleskop ein "Konsum-Hobby" ist, wie DVD-Schauen oder in den Zoo gehen und Tiere beobachten. Dem ist aber nicht so und manchmal ist es schwer zu vermitteln warum das so ist.

Um eine erfolgreiche Nacht mit Galaxien, Nebeln und Sternhaufen zu erleben bedarf es mehr als einfach das Teleskop rauszustellen und das Lid über dem Okular zu öffnen und zack ist das Erlebnis auf der Netzhaut - Sehen am Teleskop muss man erlenen wie Klavierspielen, Skifahren oder eine Fremdsprache - Das Hobby hat überhaupt mehr mit einer Kunst- oder Sportart gemein als mit eher passiven Freizeitbeschäftigungen - Training ist alles. 
Ein Beispiel: Eine solche Nacht "kostet" mich mindestens eine Stunde Vorbereitungszeit in Form von Karten und Atlanten wälzen, Objekte notieren und recherchieren, Detailkarten am PC erstellen/ausdrucken, das Equipment (je nach Lust und Laune können das zwischen 5kg (Fernglas + Flasche Cola) bis 50kg (Teleskop(e) mit Klapptisch, Stuhl, Atlanten, Koffern, Verpflegung)) ins Auto packen, eine Stunde Hin- und Rückfahrt, dann 2-5 wundervolle Stunden unterm Sternenhimmel, nach der Beobachtung nochmal locker eine Stunde Nachbereitung in Form eines Beobachtungsberichts (ich finde es immer schön, Erlebtes festzuhalten und sei es für sich selbst!), der Reinzeichnung und Bearbeitung von eventuell angefallen Zeichnungen ect. Wer fotografiert kann gerade für die Nachbearbeitung nochmal merklich mehr Zeit einplanen als für die Nacht selber, und die ist meist auch von viel technischer Arbeit geprägt, aber wem genau DAS gefällt, dem will ich das auch nicht verbieten. Nicht miteingerechnet sind hier die Nächte über Monate verteilt die man mit dem Kennenlernen und der Orientierung am Nachthimmel verbringt. Doch ALL DAS sollte Teil der Freude am Hobby sein, nicht nur die paar Stunden am Teleskop!

Als echte Fans des Erlebens unseres Universums sind wir natürlich glücklich über jeden der auch Interesse daran entdeckt, wir wollen mit unseren Ratschlägen die in Richtung "Bitte habe realistische Erwartungen und Vorstellungen" also alles andere als Begeisterung abwürgen oder gar madig reden - nein, wir wollen damit nur erreichen, dass man mit Geduld und auch einer Portion Ehrgeiz ans Werk geht und nicht nach dem Motto "Ich klicke mal eben auf Kaufen und sehe nächste Woche Dokus nur noch LIVE!" - das hat schon manche bittere Enttäuschung heraufbeschworen und ebay eine Menge Angebotsgebühren beschert.

  • Beratungsresistenz
Der Begriff klingt böse und überheblich. Und man muss schon unterscheiden ob der Einsteiger den wir vor uns haben wohlmöglich schon informiert genug um an bestimmten Entscheidungen festzuhalten oder ob es einfach wie ich es nenne "ertrotzte Realitätswahrnehmung" ist. Tatsache ist, dass bestimmte Grundannahmen für jeden gleich falsch sind - mit einem 4" f/14 Maksutov auf einer wackeligen Einsteigermontierung KANN man einfach nicht langzeitberichten und wenn die Hölle zufriert ;) Die meisten "Berater" in den Astronomie-Foren  (oder sagen wir mal so ist es zumindest in meinem Heimatforum, in den großen leider oftmals nicht) versuchen jedem Fragesteller erstmal ausführlich zu antworten und Sachverhalte zu erklären. Manchmal ist hier auch die Geduld und die Lust zu schreiben nicht auf 100% wenn vier Stunden vorher und im Forum damit nur eine Zeile tiefer die selbe Frage gerade ausführlich und erschöpfend behandelt wurde, das ist dann auch kein böser Wille.

Nun kommt es leider aber immer wieder vor, dass der Suchende so gar kein Verständnis dafür hat, dass seine Vorstellungen des Traumteleskops (meist untermauert durch einige Links zu Shopseiten) einfach nicht hinhaut. Das ganze ist kein Debattierwettbewerb, wir können nicht mehr tun als auf die Fallstricke und eklatantes Fehlwissen hinweisen um einen Fehkauf zu vermeiden - wir sind aber natürlich nicht diejenigen die das am Ende entscheiden, das ist derjenige der das Geld in der Tasche hat und als solcher darf man damit machen was man will - auch es aus dem Fenster werfen. Aber wenn man schon Hilfe und Rat sucht, gebt den Antworten eine Chance auch wenn sie Euch auf den ersten Blick nicht gefallen mögen. Viele Wege führen nach Rom und zumindest noch ein bisschen Selbstudium zu bestimmten Themen (sehr oft bekommt man auch passende Links zu weiterführenden Seiten) kann nicht schaden bevor man Antworten als unpassen von sich weist - Zum reinen Abnicken einer vorgefassten Meinung sollte man auf die Nachfrage in einem Forum lieber verzichten!

Am Ende möchte ich nochmal für denjenigen der Energie genug übrig hat ein krasses Extrembeispiel für falsche Vorstellungen und Beratungsresistenz zeigen, es hat EXAKT so stattgefunden, ist lediglich um einige offtopic Posts gekürzt und natürlich wurden alle Namen ausser meinem eigenen unkenntlich gemacht...

Wichtig: Diese Dokumente sollen niemanden lächerlich machen, sondern zeigen, dass auch von Seiten der Fragesteller etwas Konzentration, Geduld und der Wille das zu lesen was man geraten bekommt, von Nöten ist!


Fazit: Wir möchten uns wirklich Mühe geben Fragen anständig, fachlich korrekt und auf den jeweiligen Einzelfall sinnvoll zu beantworten aber es bedarf einfach einer gewissen Mitarbeit, einigen Angaben und auch ein gewisses Maß an Flexibilität was die eigenen Vorstellungen angeht. Wenn am Ende dann doch häufig das selbe geraten wird, dann liegt das nicht an der Faulheit nach etwas "passenderem" zu suchen sondern schlicht daran, dass das am häufigsten empfohlene Equipment einfach das ist, was a.) das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet b.) von der Bedienung her so einsteigerfreundlich ist, dass genug Hirnkapazität für die wichtigen Dinge bleibt (Finden von Objekten, Kennenlernen des Nachthimmels, Erlenen des Sehens) und c.) bei Nichtgefallen oder später anderer Interessengewichtung einen passablen Gebrauchtpreis und vor allem auch Abnehmer auf dem Gebrauchtmark bietet (oder auch lebenslang als Zweit/Dritt Teleskop weiter sein Dasein fristen darf).

Fragen sind niemals dumm! Im Gegenteil, allein die Tatsache, dass man sich dazu durchringt Hilfe für den Einstieg zu suchen kann gar nicht hoch genug gelobt werden! Aber seid fair und gebt den Tipps und Hinweisen eine Chance und zeigt Respekt gegenüber den helfenden Händen und LEST die Hinweise und Links. Bestehen danach noch Unklarheiten, ist das vollkommen normal, die vielen Fachbegriffe verwirren zu Beginn sehr, aber zumindest der Versuch des Einlesens in einige grundlegende Sachverhalte gehört einfach dazu.

Dann findet Ihr gemeinsam mit uns auch sicher EUER richtiges Teleskop für den Start in ein faszinierendes Hobby. 


Samstag, 28. September 2013

BB vom 27.09.2013

Uhrzeit: 21:15 - 1:30 Uhr
Wetter: Starke Cirrenbewölkung wechselnder Bedeckungsgrad, immer wieder offene Stellen
GG: fst ~5m8 an Stellen ohne Cirren

Schon vor zwei Tagen hatte ich mit Rainer telefoniert, der für Freitag eine nutzbare Nacht prognostizierte, nundenn der Tag war sonnig aber stark verzirrt und die Nacht wurde es auch, aber wer weiss ob es nochmal besser wird...Rainer und auch Andreas sah das genauso also standen wir kurz nach neun unter einem Himmel, der mehr an eine schwarz-weiß Polarlicht-Version erinnerte als an einen sternenklaren Himmel. Allerdings gab es zwischen den Cirren immer ausreichend große Lücken die in ständiger Bewegung waren, wir kamen also trotz widriger Bedingungen auf unsere Kosten.



Die Objektauswahl war relativ beschränkt, zu schnell war über die entsprechende Stelle wieder Schmodder gezogen, Hickson 10. nicht weit von NGC 404 gelegen war dann auch mein erstes Objekt das ich NICHT gefunden bzw gesehen habe. Die Karte war nicht optimal gewählt und bis ich im Zielgebiet war, war nicht mehr daran zu denken die schwachen Galaxien auszumachen.

Eine größere Lücke über Triangulum führte mich dann aber doch noch zu einem neuen Objekt. Mit dem klangvollen Namen NGC 777 ist 11m5 hell und recht einfach zu finden. Denkt man zunächst die typische strukturschwache Galaxie vor sich zu haben zeigt sich doch noch ein interessantes Merkmal: Ein merklich hellerer fast stellarer Kernbereich. Bleistift und Papier lagen schon bereit, leider blieb mir eine schwache Nachbargalaxie verborgen, die sollte aber bei besserem Himmel durchaus noch drin sein...



Zwischenzeitlich hatte ich auch das 20x80 aufs Stativ montiert und fantastische Ansichten von M45, 31, 36, 37, 38 und h+x sehen können! Rainers 12er schwächelte da bereits in Form eines zugetauten Fangspiegels, aber Rainer hat da zum Glück seine ganz eigene Methode den wieder frei zu bekommen ;)



Ich rätselte noch laut was das Zutauen des Fangspiegels begünstigt und dass mir das gerade EIN einziges Mal vor 5 oder 6 Jahren mit dem 8" Volltubus passiert sei, da war auch schon das Undenkbare eingetreten - Mein FS war dicht!! :O Viele viele nasse Nächte war ich draussen, aber der FS war bisher IMMER frei geblieben - heute war es dann endlich soweit :D Der Grund wurde uns auch bald klar, der Nebel der sich unter uns im Tal gesammelt hatte, zog mit atemberaubender Geschwindigkeit den Berg hinauf, innerhalb von 10min waberte er uns um die Knie, ein schon einige Meter entfernt stehendes Schild war ganz klar im unteren Teil in der Nebelsuppe. Der Mond und Jupiter direkt daneben schoben sich ebenfalls über den entfernten Wald. Bei Rainer durfte ich noch G1 schauen und natürlich waren auch der Mond selber (stilecht mit [OIII] Filter, jaaa daran erkennt man, dass hier ein echter Deepskyjünger Mond guckt ^^) und Jupiter noch einen Blick wert. Lustig war der letzte Blick auf den Cirruskomplex, den hellen Mond bereits im Rücken aber noch alles perfekt zu sehen, sogar Triangular Wisp.






Gegen 1:30 Uhr war dann aber wirklich Schicht und wir begannen mit dem Abbau. Abschliessend waren wir doch mehr als froh die Nacht genutzt zu haben, es war etwas anspruchsvoller als sonst, denn die Objektauswahl musste immer wieder kurzfristig angepasst werden, aber in den guten Momenten waren die visuellen Erlebnisse nicht zu verachten.



>>BB: Nebel im Nebel<<

Dienstag, 24. September 2013

BB vom 24.09.2013

Ort: Bleidenstädter Heide
Uhrzeit: 21:00 Uhr bis 22:20 Uhr
Wetter: wolkenlos, schmierig und sehr feucht 12° C
GG: fst ~ 5m7-5m8

Durch die Sommermonate verwöhnt schaute das Wetter die letzten zwei Wochen nicht gerade rosig aus, aber was solls - ist ja eh kein Neumond - nun ist er aber nicht mehr so fern, aber das Wetter bleibt unsicher. Deswegen dachte ich mir: Nutz doch lieber auch die kurze Lücke die sich da heute auftut bevor der Mond wieder da ist.

Besonders toll war der Himmel heute wirklich nicht, zwar zeigte sich die Milchstraße im Zenit gar nicht mal schlecht, aber gen Osten/Perseus heftiger Siff, aber auch in die anderen Richtungen konnte man horizont"nahe" Beobachtungen knicken. Aber egal, mein Ziel lag im Westen und noch hoch genug über den ganz schlechten Luftschichten. Sebl erwähnte vor einigen Wochen eine schwache Galaxie, bei der er sich noch arg unsicher war, ich versprach ihm damals die Galaxie ebenfalls mal aufzusuchen. Die Galaxie NGC 6487 liegt im Herkules und hat eine Helligkeit von knapp 12m (je nach Quelle zwischen 11m9 und 12m4). Aufsuchkarten (drei an der Zahl) hatte ich schon vor Wochen in den Koffer gelegt, aber vor diesem Knacki erstmal etwas zum Einstimmen und vor allem adaptieren. Bis zur letzten Sekunde war ich mir noch nicht sicher ob ich den 12 Ender ins Auto packe oder doch lieber Nox (8 Zoll), letzter war lange nicht mehr draussen und ausserdem sollte die Gx ja möglichst nah an der Beschreibung im Forum beobachtet werden, also fiel die Wahl auf 8 Zoll.



Zum Start nahm ich erstmal den Bleistift in die Hand um ein wohlbekanntes Objekt zu Papier zu bringen (möglichst schnell bevor sich das Papier unter meinen Händen auflöst bei der Nässe!): M13... Da habe ich mich lange vor gescheut und es ist auch nicht so prickelnd gelungen, aber gut - mieser Himmel, nicht gerade hohe Vergrößerung, zum Wiedereinüben vieleicht gar nicht so schlecht ;)



Nach einer guten halben Stunde fühlten sich meine Augen nun langsam bereit also nix wie ran an die Aufsuchkarten und die Galaxie aufsuchen. Gleich vorweg: Das Auffinden ist kein Akt, dank heller Sterne von Herkules die ganz in der Nähe liegen kommt man mit einer guten Karte sicher ans Ziel. Aber man darf nicht erwarten, dass einen die Galaxie anspringt, weder in der Übersichtsvergrößerung noch bei bereits höheren (zumindest nicht mit 8" bei diesen Bedinungen, mit 12" werde ich sie natürlich bei Gelegenheit nochmal besuchen). Dank der Karten war ich aber schon zügig im Zielgebiet und konnte wichtige Sternkonstellationen ausmachen die mich dann auch zur Galaxie leiteten. Einen Moment dauerte es schon, dann aber schälte sich ein unförmiges Etwas zwischen meinen Zeigersternen auf. Nach einiger Zeit war die Galaxie indirekt dauerhaft zu halten und ein winziges Sternchen blitze dazwischen hervor, war mir aber nicht hundertprozentig sicher ob sich das Sternchen noch IN der Galaxie befindet oder leicht darüber liegt. Auch hier griff ich zum Bleistift, das tut besonders bei so Schwächlingen wirklich gut was die Erkennbarkeit angeht. Nach gut 20min war nichts mehr mit Raten oder Augenverbiegen, stellenweise ging sie nun auch direkt, aber die Galaxie blieb strukturlos, keine wirklich auffälliger Kern o.ä. 


>>Download Aufsuchkarten<<

Nach dieser Zeichnung ließ ich den Abend schon langsam ausklingen, schaute noch mal beim ein oder anderen Standardobjekt mit dem 8er vorbei und begann viertel nach Zehn mit dem Verstauen, der Mond sollte ohnehin bald über den Berg kriechen, die Aufhellung war schon etwas zu sehen.

Fazit: Kurz, sicher weit von optimal entfernt, aber glücklich wannimmer sich auch nur eine Handbreit Himmel über mir auftut :)

>>Sebls Galaxie - Wettlauf gegen den Mond<<

Freitag, 6. September 2013

BB vom 06.09.2013

Ort: Bleidenstädter Heide
Uhrzeit: 22:45 bis 23:25
Wetter: diesig, leicht bewölkt, Zenit frei
GG: ? 5,x

Wirklich rechnete ich nicht mehr den Abend noch nutzen zu können, den ganzen Tag schon hatten sich Wolken von Westen her gebildet und auch die Wetterprognosen prophezeiten eher eine wolkige, gar nasse Nacht. Allerdings kam am Mittag eine neue Optik mit der Post an, das TS 20x80 Triplet Bino ;)

Der Himmel war doch nur leicht bewölkt und ich konnte gar nicht anders als dem Glas wenigstens ein kleines Firstlight zu geben. In drei Minuten war ich auf meinem Feldweg und das Bino wurde geschwind auf das Dörr Stativ gesattelt, hält es doch recht gut, kein übermäßiges wackeln und gutes Schwenken ist möglich, allerdings ist mir schon klar, dass hier mittel- bis kurzfristig eine Binomount zusammengeschustert werden, das ist einfach bequemr, nicht nur vom Schwenken her...

Als Fernglassammler aber eher leidlicher Zweiaugengucker habe ich zwar etliche kleinere Ferngläser zu Hause und nehme auch oft eins mit, aber so richtig den Zugang zum beidäugigen Sehen habe ich noch nicht gefunden, was ich aber durch die 2x80mm gesehen habe, hat mich stellenweise schon umgehauen. Die Gläser wurden vom Vorbesitzer vorzüglich justiert (und eine Anleitung hat er auch noch beigelegt) und das Bild ist klar, hell und scharf. Die 20-fache Vergrößerung gepaart mit 4mm AP zeigen schon enorm viel, prinzipiell ist nur wenig Unterschied zum Heritage bei eben jener Vergrößerung auszumachen, natürlich ist das Bild dort heller, aber was Details heller Objekte angeht - das gibt sich nicht wirklich was, der Vorteil liegt natürlich in der variablen Vergrößerung...




M81/82 waren das erste Objekt des Tests, das Anpeilen ging zunächst solala, aber als ich einfach alle Klemmen gelöst habe und das FG geschwenkt habe als hätte ich es in den bloßen Händen hat es zügig geklappt, noch ein Grund für die Binomount die das wesentlich effizienter umsetzt. h+x waren eine wahre Wonne, Strukturen im Inneneren des Sternhaufens und eine sehr schöne Sternabbildung. M31 litt natürlich unter dem Siff aber mit dem großen Feld genau das richtige Objekt für diese Optik. M13 überrascht mich mit einer im Fernglas ungewöhnlichen Strukturierung, gemottelt und mit seiner charakteristisch ausgreifenden Form. M27 war ebenso als solcher zu erkennen. Der Kleiderbügelhaufen passt hervorragend ins Gesichtsfeld, ebenso wie der tiefstehende M45. Der Eulenhaufen NGC 457 war trotz niedriger Vergrößerung in seiner Form voll erfassbar, das hat mir natürlich auch noch kein Fernglas vorher geleistet.

Vorläufiges Fazit: Mit diesem Teil werde ich noch eine Menge Spaß haben, ein großes Fernglas fehlt mir noch eindeutig in der Sammlung, nun stellt sich nur noch die Frage wann ich Zeit finde einen passenderen Unterbau zu zimmern, doch der (meist) regnerische Herbst steht ja vor der Tür, da sollte das schon klappen ;)

BB vom 05.09.2013

Ort: Bleidenstädter Heide
Uhrzeit: 22:10 bis ca. 1:00 Uhr
Wetter: klar
GG: ~6m

Nach der gestrigen Nacht war ich eigentlich bei weitem zu müde um heute nochmal den Himmel geniessen zu können. Das tat mir schon weh, aber weniger als 3h Schlaf und die Aussicht am nächsten Tag zur selben Zeit aufstehen zu müssen haben mich dann schweren Herzens doch davon überzeugt, dass ich heute einfach mal ein paar Stunden nachzuholen habe. Gegen halb neun knackte ich also gemütlich auf der Couch ein um etwa viertel vor zehn wieder wach zu werden, nunja noch immer weit davon entfernt ausgeschlafen zu sein, aber es nagte an mir, den mindestens genauso guten Himmel sausen zu lassen. Eine längere Autofahrt (vor allem die Rückfahrt!) wollte ich mir aber lieber nicht mehr antun, also ging es in wenigen Minuten zu meinem Haushügel. Da ich die Telradbasis vom 12er noch nicht reparieren konnte habe ich kurzerhand den 8"er ins Auto geladen und war in 3min vor Ort.

Ein großartiges Programm wollte und konnte ich heute nicht aufbringen, aber es war schon lange her, dass ich das letze Mal mit dem guten alten 8"er auf dem Acker stand, also durfte sich der Spiegel (und damit auch ich) wieder an einer Reihe von schönen Standardobjekten erfreuen. Natürlich interessierte es mich auch brennend ob der Egg-Nebula, den ich am Vortag zum ersten Mal beobachtet hatte auch mit 8" f/6 geht, erwartungsgemäß war das kein Problem, er zeigte sich auch recht ähnlich wenngleich ich mit der Vergrößerung etwas unter der vom Vorabend blieb, das nächste Mal will ich versuchen ob auch 5" schon zum Ziel führen.

Der Abend war kurzweilig und langsam wie auch mein Hirn ;) Besonders hängen blieb mir eine unangenehme Sache: Der Kontrast im 8"er ist dem im 12er leider merklich vorraus, woran es genau liegt? Ich nehme an aus einer Kombination aus dem besseren Streulichtschutz des Volltubus, gepaart mit dem leider elendich versifften Hauptspiegel von Hypatia... an beidem ist jetzt nicht in zwei Tagen nix zu ändern, aber es nagt schon an mir, der OAZ (der sicher nur untergeordnet was damit zu tun hat) wird aber am 12er schnellstmöglich mattiert!

Donnerstag, 5. September 2013

BB vom 04.09.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 21:20 bis 3:00 Uhr
Wetter: wolkenlos, schwankende Transparenz
GG ~6m (zenitnah) SQM-L 21,09 mag/arcsec²

Schon am Vortag liebäugelte ich mit dem Rausfahren, aber die Transparenz sah derart mies aus, dass trotz wolkenlosen Himmels kaum Sterne zu sehen waren, heute sollte sich das doch merklich ändern.

Nachdem ich nur um einen knappen Meter an saftigem Rehgulasch mit Wacholderblättern vorbeigerauscht bin (so knapp wars noch nie!) kam ich an und eine gesellige Runde stellte sich gerade auf die Nacht ein. Matthias, Ronald, Oliver und Stefan waren bereits da, Armin stiess später noch hinzu.

Heute sollte meine "Neuerwerbung" in Form eines Bresser Galaxia 114/900 mal etwa Licht empfangen um zu schauen was der kleine Dackel so kann, optisch war auch wirklich nichts auszusetzen, mit dem 32mm Plössl und dem 10mm RK konnte man schon etliche Standards vernünftig beobachten, ein zum Teil aufgelöster M13 gehörten ebenso dazu, wie M57 und ein paar Sternhaufen. Optisch hatte ich auch nichts anderes erwartet, die Mechanik lässt aber wie erwartet viel Raum für Kritik, extremes Wackeln macht das Fokussieren schon bei 90x zum Geduldsspiel, der OAZ ragt in den Strahlengang, die Justageschrauben werden von viel zu schwachen Federn (nicht) gehalten, die FS-Streben sind daumendick (Hyperbel...) und die Montierung ist so nett sie auch ausschaut etwas schwachbrüstig. All das war mir vorher klar, was auch der Grund für das Gerät war (Einsteiger eben nicht nur die Dobsons zeigen sondern auch das Kontrastprogramm was einen eben so zwischen 100 und 250€ erwartet). Die einzige "Tuningmaßnahme" die ich schon durchführen musste waren zwei Muttern für die Rohrschellen, die liessen sich einfach ohne nicht fest genug zudrehen!



Der Himmel zeigte sich zu Beginn wirklich vielversprechend, leider brach die Transparenz doch soweit ein, dass man es wahrnehmen konnte, insbesondere in Richtung Rhein-Main-Gebiet erhob sich die Lichtglocke durch die siffige Luft bald doppelt so hoch wie ich das eigentlich gewohnt bin, aber sei es drum, der Zenit war mehr als brauchbar. 

Nach dem Testlauf mit dem 4,5"er ging es auf die Suche nach einem schon länger vorbereiteten Objekt. Ich stolperte vor einiger Zeit über ein Amateurfoto und musste das Ding einfach aufnehmen, schon allein weil ich diese Objektklasse noch nie gesehen habe! Vom "Egg-Nebula" liest man mithin auch immer wieder in visuellen Berichten und nach dem Lesen einiger Berichte steht fest: Das Teil ist sogar echt hell! In meinem Triatlas war der Nebel als IV Zw 67 eingetragen ein anderer Name der bei der Recherche hilft ist PK 080-06 1. Es handelt sich hierbei um einen bipolaren protoplanetarischen Nebel, also einen PN der erst vor "kurzem" seine Abstoßungstätigkeit aufgenommen hat. Interessant ist dabei die Tatsache, dass er dadurch noch überhaupt nicht auf Filter anspricht wie ja sonst bei PNs üblich sondern eigentlich ein Reflexionsnebel ist. Mit CNebX hatte ich mir vier Karten in unterschiedlicher Zoomstufe ausgedruckt, jetzt muss ich erwähnen, dass technisch an dem Abend eine Menge schieflief :D Meine Telradbasis schien mir daheim mal wieder unbemerkt vom Hut gefallen zu sein, meine stümperhaften Versuche das Teil ohne Basis mit Tape zu befestigen waren nicht so richtig von Erfolg gekrönt. Mein Hut ist so niedrig, dass der Telrad ohne Basiserhöhung nicht wirklich gerade dazwischen passt. Dadurch war er partout nicht auszurichten weil er zu schepp und labberig befestigt war, aaaaber wurscht, musste ich halt gut 2° rechts-oberhalb des gewünschten Objekts peilen... Lange Rede gar kein Sinn, nach ziemlicher Rührerei und etwas Frust über die nicht tief genug eingestellte Aufsuchkarte habe ich es dann einfach ohne Starhopping sondern durch direktes Anpeilen der Stelle (etwa 1/3 Strecke zwischen 65 Cygni und Gamma Cygni) versucht und die im DSS Foto und der höchstvergrößernden Aufsuchkarte Sternenkonstellation tatsächlich identifizieren können. Der PPN ist dabei sofort auffällig zu sehen wobei er in der Übersichtsvergrößerung nicht ohne weiteres von einem Stern zu unterscheiden ist, aber eine leichte Unschärfe macht den Beobachter doch schnell auf sich aufmerksam. Durch Erhöhen der Vergrößerung wir er dann zu einem wirklich interessanten und gar nicht so schweren Objekt. Der Könnte man ihn bei niedrigeren Vergrößerungen bis etwa 100-fach noch für einen engen Doppelstern halten, ist der bipolare Charackter bei knapp 190-fach schon gut zu erkennen, indirekt verlängeren sich die beiden voneinanderwegstrebenden Teile sichtbar. Wenn ich dann eines nicht mehr allzufernen Tages mit einer EQ-Plattform ausgerüstet sein werde, ist das ein Objekt, dass aufgrund seiner Helligkeit in jedem Fall nochmal mit Vergrößerungen um die 300x beobachtet werden muss. Zum Schluss noch eine Skizze die ich aus dem Gedächtnis angefertigt habe, nicht sonderlich akkurat, soll nur die Lage zu einer recht markanten Sterngruppe in der Nähe zeigen.


An Olivers 14"er konnte ich dann zum ersten Mal einen Blick auf Armins neues Schätzchen, ein Ethos SX mit unglaublichen 110° Gesichtfeld werden, wow - und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommen von irgendwo nochmal 10° her :D Schon hochgradig beeindruckend, M15 bei über 300x mit MASSIG Feld aussenrum, ist kein Mist was die da produziert haben und da kommen auch meine Augen an die Grenzen wo ich den Rand noch irgendwie bewusst wahrnehme.

In Olivers Dobson schauten wir uns danach noch Jones 1 und den mir bis dahin unbekannten Abell 2 in Cassiopei an, nicht gerade eine Leuchte, auch mit [OIII] ist indirektes sehen angesagt, aber er liegt hochgradig exponiert in Cas und ist vom Aufsuchen her ein erschreckend leichtes Objekt, werde ich demnächst nochmal mit dem 12er versuchen, sollte auch dort noch gut gehen.



Danach gönnte ich mir noch eine Runde Fernglas auf der Isomatte und schwenkte noch zu diesem und jenem Standardobjekt. War die Milchstraße zu Beginn der Nacht noch umspannend und vor allem im Süden bist zum Horizont (bzw. Baumkronen in 4° Höhe) zu sehen, war inzwischen so viel Siff unterwegs, dass das nur noch bis ~10° möglich war, ein Blick auf die Uhr sagte uns dann auch, dass es höchste Zeit zum Abbau war, mussten doch einige ohnehin mit nur noch drei Stunden Schlaf auskommen. Auch wenn die Nacht wie so oft hinter den Möglichkeiten des Platzes zurückblieb war sie doch entspannend und mit zwei neuen Objekten auch richtig inspirierend. Auf der Heimfahrt war dann der Orion schon komplett über dem Horizont, den hebe ich mir aber noch etwas auf...