Datum: 19. September 2011
Ort: Feld nördlich von Taunusstein
22:00 bis 23:45
GG: ~5m5
Wetter: feucht, Dunst 10 ° C
22:00 bis 23:45
GG: ~5m5
Wetter: feucht, Dunst 10 ° C
12" f/5
Der Herbst liegt nun unweigerlich in der Luft, das
merkte ich schon beim ersten Atemzug nach dem Aussteigen, diese
unnachahmliche Mischung aus durch Regen frisch gewaschene 10°-Luft und
die ersten angefeuerten Heizungen der leicht fröstelnden Gesellen. Und
auch wenn meine Nase versagt hätte, die Plejaden die sich im Osten
bereits aus dem Dunst schälen sprechen eine klare Sprache.
Eigentlich war es ansonsten keine Nacht die man für
ernsthafte Beobachtungen nutzen könnte, der Mond war nicht mehr fern,
der Himmel stellenweise recht matschig, aber für einen kleinen
Spaziergang über den Himmel sollte mir das heute reichen. Zumal ich
vorher noch meine Fangspiegeleinheit zerlegt hatte um das nun schon fast
ewige Justierproblem zu lösen, der Gummipuffer lag nun richtig aber
schon nach dem Aufbau merkte ich schnell, das hat gar nix gebracht :(
Rumgeiere wechselte sich mit Stillstand trotz Schrauberei am FS ab und
es blieb wieder nur die Brachialmethode per Hand mit gelösten Schrauben -
das war es nun aber - der Martinigummi fliegt raus, die Löcher werden
nochmal etwas aufgebohrt und gute altmodische Federn werden besorgt!
Nach der durch diese Unannehmlichkeiten recht
leidige Justage ging es erst nochmal Richtung Zenit/West in den
Sommerhimmel um ein paar alten Bekannten Hallo zu sagen, gerade in
Zenitnähe war der Himmel durchaus sein Geld wert und belohnte mich mit
einem fantastischen Cirrus und den PN-Highlights M 57 und M 27. Nun aber
nach Osten, die Zeit rennt heute leider, der Mond erhellt schon leicht
den Osthimmel (oder ist es mal wieder Frankfurt?) - h+x in alter Pracht,
die feinen Sternketten lassen die nervige Justageaktion vergessen, hat
sich doch gelohnt... M31 ist durch den Dunst noch zu schwachbrüstig, da
warten wir mal andere Nächte ab... Dafür war Jupiter eine wahre
Augenweide mit zahlreichen Details in den Wolkenbändern und einer
lustigen Mondkonstellation, es sah aus als wollten sich alle vier gerade
von einer Seite auf ihn stürzen ;)
So schwenke ich noch eine Weile genussvoll hier hin
und dort hin und schon schält sich der rote Mond über die ersten
Baumwipfel, auch er nach längerer Zeit die ich ihn nicht mehr im Auge
hatte, ein durchaus freudvoller Anblick, es reicht sogar für einen
schnellen Schnappschuss durch das Okular, mehr als ein Schnappschuss ist
es aber auch nicht.
Eigentlicher Höhepunkt der kleinen
Beobachtungsrunde ist die Feuertaufe für mein "neues" Kartenwerk - die
Karten an sich sind bekannt, handelt es sich doch um den Triatlas. Neu
ist hingegen mein Geburtstagsgeschenk in Form des ebook Readers! Schon
einige Male hatte ich die Dinger im Laden in der Hand und da ich doch
recht viel verPDFtes lese (was am Bildschirm auf Dauer wirklich keine
Freude ist) wünschte ich mir schon länger so ein handliches Gerät im
Haus. Der immense Vorteil gegenüber jeder Art von bekanntem Monitor ist
das Display mit eInk Technologie - dabei wird vollständig auf aktive
Beleuchtung verzichtet, das Aussehen entspricht fast gänzlich dem von
gedrucktem Papier, dazu ist es sehr reflexarm gehalten, so dass man es
auch problemlos im hellsten Sonnenschein lesen kann - oder eben unter
gedämpften Rotlichtschein :) Das Format von etwa A5 ist nicht üppig aber
dank der Zoomfunktion sind auch feine Details kein Problem. So, einmal
den heissen Brei umrundet: Es funktioniert tadellos! Das Laden der Karte
(Triatlas B-Set & Panoset) dauert etliche Sekunden, das ist aber
wegen der Grösse auch auf meinem normalen Rechner der Fall - ist die
Karte ersteinmal geladen geht das navigieren durch die einzelnen Seiten
und innerhalb einer gezoomten Karte fix, die Lesbarkeit unter Rotlicht
ist praktisch nicht von Papier zu unterscheiden und damit kann ich nun
getrost auf Ausdrucke der üblichen Art verzichten. Schnell noch die
aktuellen Kometenkarten als PDF drucken lassen und man hat auch diese
immer aktuell dabei ohne Papierkrieg. Die Feuchtigkeit war zwar recht
hoch in dieser Nacht aber im geschlossenen Koffer hat das Gerät nix
abbekommen, sicherheitshalber hab ich aber ein kleines Handtuch zum
Einwickeln dabei, in längeren nassen Nächten sicher keine schlechte
Idee! Um Akku muss man sich bei den Teilen zum Glück auch keine Sorge
machen, denn verzichtet man auf Sperenzien wie die MP3 Player Funktion
wird praktisch kaum Saft gebraucht: Beleuchtung gibt es ohnehin keine
und im Gegensatz zu Computermonitoren liegt hier nur Strom an wenn die
Seite umgeblättert wird - nicht aber wenn eine Seite offen ist, das
heisst wenn die Karte erstmal auf dem Display ist sinkt der
Stromverbrauch gegen Null, auch wenn sie zwei Stunden offen dort liegen
würde. Alles in Allem funktioniert das ganze exakt so wie ich mir das in
den letzten Monaten so enthusiastisch vorgestellt habe, grösser dürfte
das Display natürlich sein, aber das ist wohl derzeit noch nicht
bezahlbar :P
Kometenaufsuchkarte von Winnis Seite...
Ausschnitt aus Triatlas B-Set Karte...
Der Mond ist inzwischen schon ein ganzes Stück übe
dem Horizont, ich gönne ihm sogar noch mal zehn Minuten Beobachtungszeit
bevor es dann an das Zusammenpacken ging.
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