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Montag, 12. November 2012

BB vom 11.12.2012

Ort: Balkon und Feld nördlich von Taunusstein

Zeit: 22:45 - 0:30

GG: ~5,4m (Balkon zu Beginn) fst 6m1 (Feld zum Ende)

Erst vor einigen Tagen hatten wir im Chat, wie sollte es anders sein, über das Novemberwetter gelästert. Nachdem ich einen Blick auf meine Statistiken geworfen hatte besserte sich die Laune durchaus nicht: In den letzten Jahren war es zu keiner brauchbaren Nacht gekommen. Die letzten Tage schrien: So und nicht anders ist es im November!

Heute Nachmittag zeigte sich aber seit Tagen das erste Mal ein Hauch von blau und die Sonne war zumindest beim Untergang mal kurz zu sehen. So hatte ich auch (kleine) Hoffnung  auf ein paar Lücken am Abend. Und tatsächlich war urplötzlich der Himmel frei. Der 8"er stand ohnehin schon wohl temperiert auf dem Balkon. Natürlich ist eine Balkonbeobachtung je nach Lage eine ziemlich traurige Sache. Aber mit einem Tuch überm Kopf war es so schlecht nicht! Zumal die Transparenz gen Westen wirklich nicht schlecht war und so beachtlich viele Sterne und auch die Milchstraße sichtbar war - um es festzuhalten: Innerorts, von Laternen umgeben.

Das mehr als eingeschränkte Feld von meinem Balkon lies keine extravaganten Touren zu, also hieß es Mangelverwaltung. Der Schwan stand schon sehr knapp über Baum und Laterne, also hielt ich zunächst auf ein paar offene Sternhaufen nahe Sadr. Wer M29 beobachtet ist ohnehin meist verzweifelt aber ich ging heute mal mit etwas Vergrößerung ans Werk und siehe da - gar nicht so langweilig wie das Häuflein auf den ersten Blick erscheinen mag. Bei 150x (10-8mm Astrozoom Speerswaler) zeigten sich innerhalb der markanten hellen Sterne eine Vielzahl schwach aufblitzender feiner Sternchen. M39 zeigte sich da schon deutlich heller und interessanter aber stand sehr ungünstig - wie fast alles vom Balkon aus. Das "Schaukelpferd" NGC 6910 sah ich auch schon mal brilliante, dennoch schön den wohl interessantesten offenen Sternhaufen in der Nähe von Sadr wieder besucht zu haben.

Wer mich kennt wird sich fragen: Wann lässt er endlich von den Sternhaufen und geht zum Eingemachten über? Galaxien.

Das relativ gut erreichbare Sternbild Pegasus stand über dem Nachbarhaus, da sollte doch die ein oder andere Sterninsel zu holen sein. Zum Einstieg der Test ob ich schon eingerostet bin oder NGC 7331 noch finde - Glück gehabt, sie ist noch da wo ich sie das letzte Mal hab stehen lassen. Hier ließ ich mir sehr viel Zeit, wechselte die Vergrößerungen und blieb brav unter meinem Beobachtungstuch. Die Elongation war schnell offensichtlich ebenso die Lage. Bei höheren Vergrößerungen glaubt ich gar hier und da das schwache Glimmen einer der Begleitgalaxien zu sehen, aber es war nicht festzunageln, nicht hier. Stephans Quintett habe ich mir geschenkt - Frust kann ich heute gar nicht brauchen...

Aus Mangel an Aufsuchsternen musste jetzt noch etwas her, was an relativ markanter Stelle steht, leider viel mir nichts ein und ich warf einen Blick auf die Sternkarte neben mir. Nicht weit von Sheat, etwa 1/3 der Strecke zu
η Pegasi und etwa genauso weit oberhalb der Verbindungslinie fiel mir NGC 7457 in den Schoß. Helligkeitsangaben standen in der Karte natürlich nicht, aber einen Versuch sollte es wert sein. Überraschenderweise war die schwächliche Galaxie nicht nur auf Anhieb im Okular sondern auch indirekt sichtbar - nicht übel für die Balkonbedingungen. Beim Schwenken des Gesichtsfelds war klar, dass hier wirklich etwas ist. Ich fand es nicht allzu einfach auch nur die Form in etwa zu erfassen, ich fand sie wenn überhaupt dann nur schwach elongiert. Im Nachgang weiß ich nun, daß die Galaxie eine Helligkeit von 11m hat und eine relativ schwache Flächenhelligkeit, Glück gehabt sie mit dem 8er und dem Himmel überhaupt gesehen zu haben!

Nach einer guten Stunde war mir dann nicht mehr nach Balkon und Laternenschein, jedoch war der Himmel eigentlich immer noch zu gut um Schlafen zu gehen. Also schnappte ich mir kurzer Hand noch Fernglas und Kamera und sprang noch mal fix ins Astromobil um wenigtens mal einen Kilometer vor das Ortsschild zu kommen. Eine gute Entscheidung! Schon beim Losfahren sah ich, daß sich im Tal Nebel sammelt. Er schien von Minute zu Minute dichter zu werden und ich sah mich schon wieder umkehren, also ich nur wenige Hundert Meter hinter dem Ortsschild plötzlich über dem inzwischen schon richtig dichten Nebel war. Was für ein Anblick nach dem Parken! Im Tal waberte ein sanftes leicht orangeglühendes Meer, keine einzige Laterne oder Hausbeleuchtung war als Punktquelle wahrzunehmen - dann der Blick nach oben in Richtung Orion: Wow! Schuckerabbeschwaz wie meine Oma zu sagen pflegt. Also schnell das Stühlchen aus dem Kofferraum geholt und gemütlich mit dem Fernglas über den Himmel. Der Nebel wollte leider nicht im Tal bleiben und mir war klar, daß ich nicht gerade viel Zeit haben werde, also fing ich mit den niedrigen Objekten an und das ist natürlich erstmal M42. Ich glaube sogar es ist mein erster diese Saison, die schlagen einen ja häufig am meisten in den Bann. Ein heller Nebelfleck, der seine flügelartige Struktur selbst im 8x40 Fernglas schon im Ansatz zeigte, dazu das helle Glühen unzähliger Sterne. Die Hyaden natürlich auch ein herrliches Fernglasobjekt, der nahe Jupiter setzt das i-Tüpfelchen. Auch die Plejaden immer wieder gut im Fernglas - Mist Orion ist inzwischen schon am Versinken in den Nebelmassen, dann noch ein Blick in den Zenit - M31 mit gewaltiger Ausdehnung! Eine Stippvisite bei h+x, die sowieso nie fehlen dürfen aber die ich im Teleskop doch inzwischen mehr liebe als nur bei 8x. Der Nebel zieht jetzt sehr schnell und macht den Sack fast dicht. In den verbleibenden Minuten versuche ich noch die Grenzgröße zu schätzen und um Polaris kann ich zumindest sicher einen 6m1 Stern ausmachen, kann sich sehen lassen für das Taunussteiner Feld, aber liegt natürlich an der speziellen Situation des Nebels.

So war der Ausflug kurz aber knackig und ich hoffe mal auf die (bitte!) bald kommenden klaren Winternächte.

Zu guter Letzt noch ein Schnappschuss, zusammengesetzt aus drei Einzelaufnahmen 28mm ISO 400 30s f/2,8 - und genau die Blende war das Problem, hatte vergessen, daß ich die bei diesem alten M42 Objektiv nicht ganz aufdrehen darf, das Ergebnis waren extrem verpfuschte Sterne, aber für den Schnappschuss sollte es reichen

 

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