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Dienstag, 5. März 2013

BB vom 04.03.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 19:15 bis 1:15 Uhr
Wetter: klar, leichte Minusgrade
Grenzgröße: ~ 6m
Ich hätte Bein und Stein schwören können, daß die letzte Beobachtungsnach schon fast ein halbes Jahr zurück liegt! Falsch geraten - im November war ich sogar zwei Mal draußen, einmal sogar richtig lohnend, aber 3 Monaten sind immer noch eine verflucht lange Zeit und da dieser Zeitraum nicht nur ohne Sterne sondern auch weitestgehend ohne Sonne stattfand, ist man geneigt es als wahre Ewigkeit zu betrachten...

Wie auch immer, die Durststrecke neigt sich nun endlich dem Ende zu. In dieser Nacht wäre ich wohl auch mit gebrochenen Beinen aufs Feld gekrochen! Und damit stand ich im wahrsten Sinne nicht alleine da, ich hab keine Karten abgerissen aber 10 Beobachter müssten wir gewesen sein, durch noch erheblichen Eis- und Schneematsch gar nicht so einfach einen gescheiten Parkplatz zu finden :D

In den letzten Jahren habe ich schon oft von den vermeintlichen Anlaufschwierigkeiten nach langen Standzeiten berichtet, aber eigentlich ging alles noch recht flott von der Hand, lediglich die Justierschrauben bzw. Gewinde am Fangspiegel haben im Keller wohl etwas Flugrost angesetzt. Die meisten Objekte haben sich auch heute nicht versteckt - also meinen abgedroschenen Spruch mit dem Fahrradfahren-verlernt-man-nicht, lasse ich heute mal stecken ;)

Doch bevor es an das eigentliche Beoabchten ging, sollte die gute Barndoor ihre Chance bekommen mit nun etwas optimiertem Workflow beim Einnorden und Ausrichten zu zeigen was sie kann. Herrlich! DAS ist Astrofotografie die ich mir gerne gefallen lasse, lediglich der leichtere Schwenkkopf fehlt nach wie vor, so kann ich die Konstruktion bedingt durch den sauschweren Neiger im Moment nur mit dem Kitobjektiv belasten. Nach ein paar Fokustests hielt ich dann etwa 6min auf den Bereich Orion (nicht wie ich gestern Nacht allen weiss machen wollte 10min...), was die Nachführgenauigkeit (bei niedriger Brennweite) angeht eine tadellose Arbeit der Montierung, die ISO (800) war halt zu hoch gewählt... aber hier steckt weiterhin geniales Potential um ansprechendes Rohmaterial zu erhalten :)
Irgendwann später am Abend, der letzte Mitbeobachter traf gerade ein, eine sehr sinnige Aktion des ortsansässigen Platzwartes, der sich der Illusion hingab es wäre ausgesprochen wichtig und unaufschiebbar, die Flutlichtanlage zu testen :D Aber er hat sich wirklich beeilt und schließlich sind WIR dort die Gäste ;)



Der Fotokrempel wurde hiernach verstaut und ich machte mich langsam ans ernsthaftere Beobachten, sofern man das so nennen kann... An der Stelle gleich mal einen großen Dank an Jan, der im Fortlaufenden die tollen Stimmungsfotos geschossen hat!

Mein visueller Startkandidat war NGC 2359 "Thors Helm", hatte ich selber noch nie selber aufgesucht, ist aber kein großer Akt - allerdings ist er wegen seines doch recht niedrigen Standes ohne Filter sehr schwer zu sehen, auch mit 12". Also wechselte ich im Zielgebiet zügig zum [OIII] Filter, damit sticht er dann auch schnell ins Auge, ein wunderbarer Anblick - ich tat mich etwas schwer den Alternativnamen "Duck Nebula" seiner Physiognomie zuzuordnen, aber nun gut wir wissen wie kreativ diese Namen mithin sind. Besonders schön war der Effekt, daß die Flügel des Helms beim indirekten Sehen immens anwuchsen!

Einem der neuen Mitbeobachter (ich glaube es war Franz), zeigte ich nachdem ich noch eine Weile M42/43 beobachtet hatte die "kosmische 37" NGC 2169, inzwischen ein Must-See für mich wenn der Haufen am Himmel steht. 
Eigentlich nur zum Spaß und zum Angeben, daß ich Auffindetechnisch noch fit genug bin, schwenkte ich zu M81/82 im Bären - wow, habe ich schon schlechter gesehen! Vor allem aber packte mich etwas, daß mir den ganzen Abend bis zu dem Zeitpunkt irgendwie gefehlt hat: Ein Kribbeln, ein sachtes Klingen einer inneren Saite... Galaxien sind und bleiben MEINE Objekte. So eindrucksvoll und detailreich die galaktischen Nebel und filigranen Sternhaufen auch sein mögen, Extragalaktische Objekte haben für mich einfach ihren ganz besonderen Reiz. Alsdann blieb ich auch in diesem Bereich, besuchte M101, M51, M94 (mit erstaunlicher Struktur!) und den schwächeren Galaxien in diesem Bereich, namentlich die beiden Päärchen NGC4618/4625 und NGC4490/4485. Im Löwen wurde ich zunächst ziemlich enttäuscht, ein schwaches, flaues Triplett und eine nicht gefunden HGC44 im Hals :( Aber nur 20min später war der Siff in dieser Ecke wohl weitergezogen, schon in Jans 10er strahlte mich das Triplett an, ebenso in meinem Gerät und dann waren auch alle Mitglieder von Hickson 44 gut zu sehen.  In Coma Berenices liess ich später die Galaxien für diese Nacht allerdings links liegen und machte mich an das interessante Kugelsternhaufenpaar M53/NGC5053. Leider war letzterer auch mit zwei zusätzlichen Paar Augen nicht auszumachen, der Himmel war dort heute einfach nich gut genug.

Ein weiteres echtes Highlight bildeten zwei Galaxiengruppen im Heck des Löwen. Horia war an diesen dran und mit dem Triatlas waren dann auch alle Mitglieder zu identifizieren! Hier zeigte sich einmal mehr, daß Horias Spiegel a.) besser ist und b.) durch die Socke einfach den merklich besseren Kontrast bietet. Die sehr sehenswerte Gruppe NGC3686/3684/3681/3691 ist wirklich intensive Besuche und auch mal eine Zeichnung wert! 3691 ist mit 12m7 das schwächste Gruppemitglied und war bei meinem Teleskop nur mit Augenverbiegen sichtbar, bei Horias 12er dauerhaft indirekt und blickweise auch direkt zu halten.

Kurz vor ein Uhr brach allgemeine Aufbruchstimmung aus, war auch nach 6 Stunden langsam etwas schattig...

In jedem Fall war es für mich eine würdige Nacht zum Wiedereinstieg nach der langen Pause und auch wenn ich Angst vor dem folgenden Wetter habe, freue ich mich auf die anstehenden Galaxiennächte in den nächsten Monaten.

>>"Sechs Stunden reinrassiges Deepskyvergnügen"<<

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