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Dienstag, 4. Juni 2013

BB vom 03.06.2013

Ort: Sportplatz Laufenselden Zeit: 23 Uhr bis 2:15 Uhr Wetter: Klar bis cirrig, zeitweise Teilbewölkung 7°
GG: fst. ~ 5m8, im Zenit oft besser

Und einmal mehr liegt fast ein kompletter Monat zwischen den Beobachtungen, die Prognosen liesen auch mehr auf Lückenspechteln, denn auf eine ernsthafte Nacht hoffen. Aber selbst mit einem Blick auf zwei oder drei Objekte wäre ich diesmal zufrieden gewesen und ich haderte recht lang bis ich mich entschloss loszufahren, dann aber änderte Meteoblue seine Prognose ab 23 Uhr auf KLAR und auch der Blick aus dem Fenster lies ähnliches hoffen.

Zuhause hatte ich mir schon eine schöne Tour durch Coma Berenices zusammengestellt und da auch keine positiven Reaktionen auf meinen Aufruf folgten, ging ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten fest davon aus, daß ich diesemal die Nacht allein rumbringen müsste - alles egal nach diesen grässlichen Wochen. Quasi im letzten Moment habe ich mich aber erinnert, daß ich unserem neuen Forenmitglied und Namensbruder Benny versprochen hatte mich bei nächstbester Gelegenheit zu melden wenn ich rausfahren - gesagt getan und er hat auch noch zugesagt - Spitze!

Direkt nach dem Aufbau, daher noch groß illuminiert


Gegen 23 Uhr in Richtung Westen



Gegen 23 Uhr traf ich auf dem noch recht hellen Platz ein und baute fix den Krempel auf. Ich ging auch getrieben durch schiere Gier nach Deepsky sofort auf Starttour (nach einem kurzen Startbesuch bei Saturn, der ein nicht ganz so tolles Seeing versprach). Die Dämmerung war natürlich noch nicht abgeschlossen und so spare ich mir mal die Beschreibung altbekannter Kandidaten unter mauen Bedingungen, gegen Ende landete ich bei der Doppelgalaxie Arp 269 und wollte gerade den Bleistift ansetzen, als ein Auto um die Ecke bog.

Zwei Fotos die schön zeigen was auch in den "weißen Nächten" mit etwas Warten noch aus dem Himmel zu holen ist.... 


Zu meiner großen Freude hatte Benny wider Erwarten doch sein komplettes Equipment mitgeschleppt. Zum ersten Mal, daß ich so einen Orion Sky Quest in 12" gesehen habe - ein echter Trumm, nicht von der Größe, das schenkt sich nichts zu den GSO/Galaxy Volltuben, aber das Gewicht ist schon atemberaubend (Gesamtgewicht 46kg, hab nachgeschaut ^^). 

Da das Gerät nahezu jungfräulich aufgebaut wurde und Benny es ja auch erst seit zwei Wochen sein eigen nennt stand erst einmal Justieren auf dem Programm - PUSTEKUCHEN, der Mann hat geübt! Schneller und sauberer hätte ich das auch nicht hinbekommen, meinen Respekt. Die Abbildung ist auch mehr als sauber, dieses Teleskop war definitiv kein Fehlgriff.

Weil wir nicht wussten wie lange der Himmel halten würde und auch weil Benny schon so einige Objektwünsche hatte begannen wir zügig mit einer Art "Einführungstour" über den Himmel der sich inzwischen wirklich gemausert hatte, den 6m1 Stern in UMi konnte ich beim besten Willen nicht ausmachen, aber der Dunst war auch in diese Richtung stärker als am Rest des Himmels, die Durchsicht änderte sich im Laufe der Nacht noch einige Male, einmal waren wir sogar sicher: Das wars, größere Wolkenfelder bedeckten den östlichen Himmel bis auf gut 70° - doch nur für eine Viertelstunde, danach waren noch geniale Beobachtungen auch in diese Richtung und weitaus niedriger möglich!

Natürlich muss das teleskopische Sehen geschult werden aber auch das hatte Benny überraschend schnell raus und beschriebe toll die Objekte, gegen Ende hatten wir sogar den Cirruskomplex im Bild - super Sache um den krassen Effekt des [OIII] Filters zu demonstrieren - und er nahm sogar einen grünen Farbton an den hellsten Stellen war, das ist mir leider bekanntermaßen verwehrt. Toll auch wie er die Strukturen in der Knochenhand sah und beschrieb: Du hast dir definitiv das richtige Hobby gewählt ;) Die guten Gespräche helfen hoffentlich hier und da nochmal über spätere Equipmentstärkungen nachzudenken, aber Benny hat den Bogen schon wirklich gut raus, den Rest bringt einfach die Übung.

Am Ende hatten wir eine Vielzahl von tollen Standardobjekten beobachtet (M81,82,51,13,109,101,57,h+x,NGC 6910), die Freude war immens und die glühende Begeisterung meines Mitbeobachters färbte immens ab. Wozu wir leider nicht mehr kamen war der Funktionstest des Goto/Nachführungssystems, das Kabel zu kurz und eine externe Stromversorgung war nicht vorhanden. Ich witzelte noch, so etwas lieber nicht ans Auto anzuschliessen, hatten wir doch auch schon erlebt, dass hier ein Fotograf nicht mehr wegkam weil die Batterie streikte. Hätt ich doch nur nix gesagt :D ... 

Das absolute Sahnehäubchen dieses Abends kam aber noch! "Was ist das da?" - Blick nach Westen - Die ISS verdammt hell, rast auf uns zu! Den müden Kopf schnell zum Denken anspornen, welches Okular hatte ich damals, 22mm, wo liegt es, zack ran ans Teleskop und grob der ISS vorgehalten, Jaaaaaaaa da ist sie! Unglaublich groß in ihrer jetzigen Ausbaustufe, man erkennt die Module und Solarsegel, unglaublich dieser Anblick (Das letzte Mal sah ich sie glaube vor 2,5 Jahren im Teleskop), die Nachführung klappt nach ein paar Sekunden gar nicht so schlecht. Ich will Benny nicht dem Punkt nachstarrten lassen und nach etwa halber Strecke über das Firmament lasse ich ihn ans Okular und werden zum lebenden Nachführmotor am Telrad, klappte erstaunlich gut, also hatten wir sogar beide was davon :)

Um zwei Uhr hätten wir sicher noch weiterbeobachten können trotz aufziehender Dämmerung, aber die Vernuft siegte dann doch, wir begannen mit dem Abbau im Schein meines Scheinwerfers.... Gaaaanz schlechte Idee - hab doch glatt verdrängt, daß meine Batterie schon im Winter einmal das zeitliche segnete und ich sie nur neu geladen habe statt auszutauschen... lange Reder kurzer Sinn: Benny durfte/musste mich zur Abfahrt einmal kräftig anschieben sonst hätte ich in Laufi campieren können ^^ Vielen Dank nochmal für die Hilfe!

So ging eine (für die Prognosen) fantastische Nacht zu Ende und ich denke wir haben hier einen hervorragenden Mitbeobachter gewonnen, der unter dem Taunushimmel noch eine ganze Menge Freude am Universum erleben wird :)


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