Ort: Silent Hill
Uhrzeit: 23:00 bis 2:20 Uhr
Wetter: klar
fst: 6m1 in UMi, zenitnah möglicherweise noch besser
Die Sommersonnenwende - Eine Zeit des Zwiespalts. Einerseits freut man sich über die ersten reinrassigen Sommernächte (wenngleich durchaus noch kühl!) aber die Nächte starten spät und enden schnell. Interessant wie genial die Bedingungen trotz dieser Widrigkeiten wurden! Ich lasse mich jetzt mal zu einer Theorie hinreissen (nachdem ich etwas im Archiv gekramt habe): Diese Zeit im Juni bescherte in den letzten Jahren eine auffällige Häufung von sehr transparenten Nächten, möglicherweise hat das etwas mit des Phänomens der Schafskälte zu tun, die kalten Luftmassen blasen vielleicht die Atmosphäre frei? Es ist auch keine reine Einbildung, so wurden die mitunter extremsten Werte an unseren Plätzen auch ausgerechnet Mitte Juni gemessen.
Trotzdem trafen Andreas, Ralf und ich uns um etwas Sternenlicht einzufangen. Nach dem Aufbau blieb noch mehr als genug Zeit für einen Plausch und Objektrecherche, denn es wird nicht nur spät dunkel sondern vor allem auch quälend langsam. Ich hatte mir für heute einmal mehr das Sternbild Ophiuchus vorgenommen, bekannt für die Unzahl an Kugelsternhaufen.
Doch bevor ich mich in den Weiten der Haufen verlor, wollte ich ein oder zwei Galaxien im Schlangenträger angehen. Die erste NGC 6507 blieb leider trotz sicherer Identifizierung des Feldes und intensivem Beobachten mit dem kompletten Okularpark unsichtbar. Ergo schwenkte ich auf die andere Seite des Sternbilds und versuche mich an der im Hunteratlas gar mit einem Sternchen hervorgebenen NGC 6118 Auch war ich zügig an der richtigen Stelle aber es dauert schon einen Moment bis mir die Galaxie wirklich auffiel, da hatte ich mir etwas mehr erwartet, sie kam recht oberflächenschwach rüber.
Also weiter zu helleren Ufern ;) Ich ließ die Welteninseln hinter mir und schwenkte wieder zu Alpha Oph um von dort in Richtung NGC 6572 zu wandern, dem "Blue Raquetball Nebula". Wow, was für ein heller Kamerad. Schon mit 14mm war er im Feld klar von den beiden schwächeren Sternen mit denen er ein nahezu perfektes enges Dreieck bildet zu unterscheiden. Mit 8,8 und 6,7mm zeigte sich der PN als fast runder nur minimal elongierter heller Nebelfleck ohne Details und auch eine Ringform war nicht wahrnehmbar. Auch das eilends herbeigeholte 4,7mm brachte mich hier nicht weiter. Aber seinen Namen hat er sicher zu Recht, auch wenn ich in Sachen Farbe ja weitestgehend resistent bin: Der hier war definitiv nicht farblos! Interessant: Der PN ist in kosmischen Maßstäben noch sehr jung, erst ca. 2500 Jahre sind vergangen seit die Abstoßung der Gashülle einsetzte.
Andreas hatte zwischenzeitlich bereits mein nächstes Ziel bei sich im Okular: Den planetarischen Nebel NGC 6309"The Box". Huiii! Also ich sah leider im 12"er (und im 8er sowieso nicht) die Verdichtungen an den Enden, aber das Objekt zeigt sich als auffallend langezogenes Nebelchen, kein Oval und kein Kreis - das ist mal eine schöne Abwechslung für einen PN :) Sehr schön auch ein heller Stern der genau am Ende des Nebels liegt. Im 8"er vollziehe ich die Beobachtung nochmals nach und auch mit verschiedenen Vergrößerungen, aber Details stellten sich auch hier leider nicht ein. Ebenfalls bei Andreas gab es noch einen herrlich strukturierten Cirrsunebel auf die Augen und ich wiederhole mich: Der war noch weit vom Höchststand entfernt! Selbst ohne Filter war er bereit gut im Achter zu sehen, das geht auch nicht in jeder Nacht...
Der Himmel war inzwischen wirklich beeindruckend geworden! Das letzte Mal, dass wir so eine Transparenz hier hatten ist in der Tat schon ein Weilchen her, in UMi war der 6m1 Stern klar zu sehen, M13 ging freiäugig - wirklich lecker für eine "helle Juninacht"!
Ralf erwarb vor einiger Zeit das TS 20mm 100°, in diesem Brennweitenbereich bin ich ja ebenfalls völlig nackt derzeit (zumindest was "endgültige" Lösungen angeht), umso froher war ich dieses Okular mal in Ruhe begutachten und nutzen zu können. Als erstes fällt natürlich das immense Gewicht und die schiere Größe auf. Trotzdem hält sowohl der OAZ als auch der Dobson stand. Die Abbildung ist fantastisch, bis an den Rand kann man hier beobachten ohne wirklich störende Abbildungsfehler tolerieren zu müssen, das Feld ist mit viel gutem Willen noch zu "überblicken" wobei man sich natürlich bei dieser Größe immer nur auf einen Teil wirklich konzentrieren kann. Nun kommt leider ein großes Aber, das dieses Okular unkaufbar macht :( Ich kann beim besten Willen nicht bequem reingucken! Die mehr als üppige Augenmuschel lässt sich herausdrehen. Völlig eingefahren passiert etwas seltsames, der geschätzt 1cm breite (plane) Ring der Augenmuschel blendet mich irgendwie wenn ich die Nähe komme, dazu tauchen bei zu nahem Abstand sofort schwarze Schatten auf - ergo bleibt nur die Augenmuschel herauszudrehen. Dann hat man einen sehr angenehmen Abstand und der Einblick wird ruhiger. Leider komme ich dann mit meiner Nase in Konflikt, es ist mir völlig unmöglich GERADE (oder wenigstens etwas gerade) in das Okular zu schauen, die Nase muss unangenehm stark an das Okular gedrückt werden und trotzdem muss ich den Kopf noch merklich (!) neigen um das Feld zu sehen. Länger als 10s ist mir das nicht möglich ohne unangenehm zu werden, ergo fällt dieses Okular leider für mich flach - was ob der Abbildung wirklich schade ist! Menschen mit dünnerem Nasenrücken und/oder weiter auseinander stehenden Augen werden das Problem wahrscheinlich nicht haben.
Als das Okular wieder bei Ralf verstaut war, legte ich mich auf das mitgebrachte Feldbett und begann eine entspannte Surftour durch den Sommerhimmel. Genial! Zwar ist das 20x80 so schwer, dass man nicht wirklich minutenlang beobachten kann, aber mit Unterbrechnungen klappte es recht gut. Vor allem die Gasnebel der südlichen Milchstraße aber auch Nordamerika sowie M71 und 27 waren richtig genial!
Eine große Runde durch die Kugelsternhaufen von Ophiuchus schlug ich dann noch mit dem 8"er, es ist der blanke Wahnsinn wieiviel sich in diesem Areal tummelt, die letzte Tour dieser Größenordnung ist sicher schon ein paar Jährchen her, insgesamt kam ich auf 12 Stück (NGC 6426, NGC 6535, NGC 6517, NGC 6366, NGC 6539, NGC 6356 NGC, 6342, M9, M10, M12, M14, M107) und da wären noch einige mehr zu holen gewesen ;)
Ralf war bereits mit dem Abbau fertig, das mahnte mich bei allem Feuer einen Funken Vernunft zu bewahren und ebenfalls mit dem Abbau der Gerätschaften zu beginnen :( Immerhin... die Dämmerung hätte ohnehin irgendwann eingesetzt, aber die Nacht war wirklich mitreissend - gerade die Zeit auf dem Feldbett in der ich mit dem Himmel zu verschmelzen schien - einfach herrlich! Zu guter Letzt stellten wir fest, dass bereits im Juni die Vorboten des Herbstes leise an die östliche Tür klopfen, Pegasus bereits komplett über dem Horizont und so riskierte ich noch einen Blick auf M31 sowohl im 20x80 als auch im Dobson, gar nicht übel für den tiefen Stand - den sah ich im letzten Jahr schon höher in schlechterem Zustand :))
Gegen 3 Uhr fiel ich dann für 2,5 Stündchen ins Bett, platt aber immer noch von den schönen Eindrücken beglückt.
Doch bevor ich mich in den Weiten der Haufen verlor, wollte ich ein oder zwei Galaxien im Schlangenträger angehen. Die erste NGC 6507 blieb leider trotz sicherer Identifizierung des Feldes und intensivem Beobachten mit dem kompletten Okularpark unsichtbar. Ergo schwenkte ich auf die andere Seite des Sternbilds und versuche mich an der im Hunteratlas gar mit einem Sternchen hervorgebenen NGC 6118 Auch war ich zügig an der richtigen Stelle aber es dauert schon einen Moment bis mir die Galaxie wirklich auffiel, da hatte ich mir etwas mehr erwartet, sie kam recht oberflächenschwach rüber.
Also weiter zu helleren Ufern ;) Ich ließ die Welteninseln hinter mir und schwenkte wieder zu Alpha Oph um von dort in Richtung NGC 6572 zu wandern, dem "Blue Raquetball Nebula". Wow, was für ein heller Kamerad. Schon mit 14mm war er im Feld klar von den beiden schwächeren Sternen mit denen er ein nahezu perfektes enges Dreieck bildet zu unterscheiden. Mit 8,8 und 6,7mm zeigte sich der PN als fast runder nur minimal elongierter heller Nebelfleck ohne Details und auch eine Ringform war nicht wahrnehmbar. Auch das eilends herbeigeholte 4,7mm brachte mich hier nicht weiter. Aber seinen Namen hat er sicher zu Recht, auch wenn ich in Sachen Farbe ja weitestgehend resistent bin: Der hier war definitiv nicht farblos! Interessant: Der PN ist in kosmischen Maßstäben noch sehr jung, erst ca. 2500 Jahre sind vergangen seit die Abstoßung der Gashülle einsetzte.
Andreas hatte zwischenzeitlich bereits mein nächstes Ziel bei sich im Okular: Den planetarischen Nebel NGC 6309"The Box". Huiii! Also ich sah leider im 12"er (und im 8er sowieso nicht) die Verdichtungen an den Enden, aber das Objekt zeigt sich als auffallend langezogenes Nebelchen, kein Oval und kein Kreis - das ist mal eine schöne Abwechslung für einen PN :) Sehr schön auch ein heller Stern der genau am Ende des Nebels liegt. Im 8"er vollziehe ich die Beobachtung nochmals nach und auch mit verschiedenen Vergrößerungen, aber Details stellten sich auch hier leider nicht ein. Ebenfalls bei Andreas gab es noch einen herrlich strukturierten Cirrsunebel auf die Augen und ich wiederhole mich: Der war noch weit vom Höchststand entfernt! Selbst ohne Filter war er bereit gut im Achter zu sehen, das geht auch nicht in jeder Nacht...
Der Himmel war inzwischen wirklich beeindruckend geworden! Das letzte Mal, dass wir so eine Transparenz hier hatten ist in der Tat schon ein Weilchen her, in UMi war der 6m1 Stern klar zu sehen, M13 ging freiäugig - wirklich lecker für eine "helle Juninacht"!
Ralf erwarb vor einiger Zeit das TS 20mm 100°, in diesem Brennweitenbereich bin ich ja ebenfalls völlig nackt derzeit (zumindest was "endgültige" Lösungen angeht), umso froher war ich dieses Okular mal in Ruhe begutachten und nutzen zu können. Als erstes fällt natürlich das immense Gewicht und die schiere Größe auf. Trotzdem hält sowohl der OAZ als auch der Dobson stand. Die Abbildung ist fantastisch, bis an den Rand kann man hier beobachten ohne wirklich störende Abbildungsfehler tolerieren zu müssen, das Feld ist mit viel gutem Willen noch zu "überblicken" wobei man sich natürlich bei dieser Größe immer nur auf einen Teil wirklich konzentrieren kann. Nun kommt leider ein großes Aber, das dieses Okular unkaufbar macht :( Ich kann beim besten Willen nicht bequem reingucken! Die mehr als üppige Augenmuschel lässt sich herausdrehen. Völlig eingefahren passiert etwas seltsames, der geschätzt 1cm breite (plane) Ring der Augenmuschel blendet mich irgendwie wenn ich die Nähe komme, dazu tauchen bei zu nahem Abstand sofort schwarze Schatten auf - ergo bleibt nur die Augenmuschel herauszudrehen. Dann hat man einen sehr angenehmen Abstand und der Einblick wird ruhiger. Leider komme ich dann mit meiner Nase in Konflikt, es ist mir völlig unmöglich GERADE (oder wenigstens etwas gerade) in das Okular zu schauen, die Nase muss unangenehm stark an das Okular gedrückt werden und trotzdem muss ich den Kopf noch merklich (!) neigen um das Feld zu sehen. Länger als 10s ist mir das nicht möglich ohne unangenehm zu werden, ergo fällt dieses Okular leider für mich flach - was ob der Abbildung wirklich schade ist! Menschen mit dünnerem Nasenrücken und/oder weiter auseinander stehenden Augen werden das Problem wahrscheinlich nicht haben.
Als das Okular wieder bei Ralf verstaut war, legte ich mich auf das mitgebrachte Feldbett und begann eine entspannte Surftour durch den Sommerhimmel. Genial! Zwar ist das 20x80 so schwer, dass man nicht wirklich minutenlang beobachten kann, aber mit Unterbrechnungen klappte es recht gut. Vor allem die Gasnebel der südlichen Milchstraße aber auch Nordamerika sowie M71 und 27 waren richtig genial!
Eine große Runde durch die Kugelsternhaufen von Ophiuchus schlug ich dann noch mit dem 8"er, es ist der blanke Wahnsinn wieiviel sich in diesem Areal tummelt, die letzte Tour dieser Größenordnung ist sicher schon ein paar Jährchen her, insgesamt kam ich auf 12 Stück (NGC 6426, NGC 6535, NGC 6517, NGC 6366, NGC 6539, NGC 6356 NGC, 6342, M9, M10, M12, M14, M107) und da wären noch einige mehr zu holen gewesen ;)
Ralf war bereits mit dem Abbau fertig, das mahnte mich bei allem Feuer einen Funken Vernunft zu bewahren und ebenfalls mit dem Abbau der Gerätschaften zu beginnen :( Immerhin... die Dämmerung hätte ohnehin irgendwann eingesetzt, aber die Nacht war wirklich mitreissend - gerade die Zeit auf dem Feldbett in der ich mit dem Himmel zu verschmelzen schien - einfach herrlich! Zu guter Letzt stellten wir fest, dass bereits im Juni die Vorboten des Herbstes leise an die östliche Tür klopfen, Pegasus bereits komplett über dem Horizont und so riskierte ich noch einen Blick auf M31 sowohl im 20x80 als auch im Dobson, gar nicht übel für den tiefen Stand - den sah ich im letzten Jahr schon höher in schlechterem Zustand :))
Gegen 3 Uhr fiel ich dann für 2,5 Stündchen ins Bett, platt aber immer noch von den schönen Eindrücken beglückt.