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Sonntag, 25. Mai 2014

BB vom 24.05.2014

Ort: Silent Hill
Zeit: 20:30 bis 3:00 Uhr
Wetter: gleich zu Beginn abziehende Bewölkung, klar und transparent
GG: fst ~ 6m+ M13 freisichtig

Selten habe ich den Prognosen mehr mißtraut, zum einen weil die klare Nacht schon seit drei Tagen angesagt war, selten bleiben Prognosen so stabil, zweitens weil es den ganzen Tag über bewölkt und kühl war, morgens sogar noch geregnet hat. Egal, unser Zirkel sagte schon morgens fast geschlossen zu - dann sei das Wetter wie es mag. Pünktlich zur Abfahrt zog es mehr und mehr frei und gab den Blick auf eine malerisch beleuchtete Landschaft frei.


Wenige Kilometer vor dem Platz kamen mir dann auch tatsächlich zwei bekannte Autos nebst Gesichtern entgegen, es war zwar noch laaaange hell aber ich wollte heute bewusst endlich mal wieder den Sonnenuntergang und die ruhige Stimmung genießen bevor es sehr viel später losging. Während Jan und Michael also noch ihr verdientes Abendessen genossen, baute ich schon meinen Krempel auf, macht ein paar Schnappschüsse und liess mich entspannt im Campingstuhl nieder um den Sonnenuntergang gleichsam zu genießen und festzuhalten.


19 Einzelbilder á 1/4000s ISO 100 f/20 300mm Brennweite EOS 400D


Wir hatten immer noch massig Zeit für Schwätzchen, Equipmenthuldigungen (Michael hatte da einen kreislaufdestabilisierenden Koffer am Start!) und der Abend war es auch wert ein gemeinsames Sumbel (natürlich alkoholfrei!) abzuhalten - gleich vorweg: es half! :D

Danke an Jan für das lustige, perfekt getroffene Bild


So langsam wurde es dann auch "dunkler" und Andreas traf ein. Wir versuchten mit der Barndoor den Kometen in UMa auf den Chip zu bekommen, was aber leider an mehreren Faktoren scheiterte. Zum einen war es schlicht noch viel zu hell, zum zweiten war die Zenitnähe extrem unangenehm zu erreichen mit dem montierten Neiger, einmal mehr wäre hier der Kugelkopf die erste Wahl gewesen. Andererseits wollte ich die kostbare Nacht auch nicht mit Fotoexperimenten vertrödeln. Was ich aber noch mit Freude machen konnte/durfte: Michael gab mir sein Walimex Fisheye! Ich hatte ja bereits im vergangenen Sommer das Fisheyeobjektiv von Ulrich an meiner Kamera und ich finde die Teile einfach genial! Rainer machte uns noch auf einen heute besonders einfach und eindrücklich sichtbaren Merkur am Westhorizont aufmerksam.

Kurz nach Sonnenuntergang - klarer Himmel und freie Horizontsicht!



Am linken Rand die Dämmerung im Nordwesten, am rechten rand die Rheinmainaufhellung im Südosten - Klick für größere Version


Spät aber noch immer nicht bei voller Dunkelheit kam Rainer als letzter an. Spätestens jetzt wollte ich auch anfangen mich wieder dem Teleskop zu widmen! Also Kamera weggepackt und überlegt wo ich denn nun starte. Ich hatte (leider) nichts vorbereitet und liess mich zunächst zu einigen Standardkerzen treiben. An M13 blieb ich kurz hängen, denn auf meiner Karte sind neben der allseits bekannten "Begleit"galaxie NGC 6207 gibt es ein Gesichtsfeld weiter noch zwei weitere Galaxien. Trotz verschiedener Vergrößerungen bis 180-fach blieben sie mir aber verborgen :( NGC 6194 war mit über 14m wohl wirklich einfach nicht drin, NGC 6196 mag ich sogar gesehen haben, denn sie erscheint nur stellar, aber da hatte ich mangels Vorbereitung einer tieferen Detailkarte keine Chance zur Identifikation.

Nun ging es in den bereits in maximaler Höhe stehenden Skorpion. Messier 4 ist natürlich immer erstmal das Objekt für den Start. Völlig übersehen liegt zwischen Messier 4 und Antares der winzige, schwache Kugelsternhaufen NGC 6144, dem ich auch bei 180-fach keine Einzelsterne entlocken konnte, der aber auch mit 11m9 wirklich sehr viel schwächer und vor allem kleiner ist. M 80 war dann der dritte im Bunde und naturgemäß wieder leichter aufzulösen, auch hier war das 6.7mm Okular ideal.

In Lyra beobachtete ich noch zwei Galaxien aus dem letzten Sommer, NGC 6703 und 6702 die zusammen in einem Feld wunderschön anzusehen sind.

Rainer war mein Garant für die Schwächlinge des Abends, wenn auch diesmal zumindest recht bekannt: Die Mäusegalaxien NGC 4676 A und B. Recht schnell sind die verschmelzenden Galaxien wahrnehmbar, beide sind knapp über 14m hell und sehr homogen von der Helligkeit, auch nicht sehr groß. Im ersten Moment ist die Trennung nicht ganz eindeutig gewesen, doch sie zerfallen bei näherer Betrachtung in zwei Komponenten. Wo ich wirklich passen musst ist der lange (mehrere Galaxiendurchmesser) Schweif, die Meinungen gingen hier auseinander, ich sah sie definitiv nicht.

Zu weit fortgeschrittener Stunde fand noch ein sehr sehr aufschlussreicher Okularvergleich statt! Endlich hatten wir das 24mm ES 82° und ein 26mm Nagler in Andreas 12" f/5. Ich kam etwas später hinzu und wollte nicht wissen welches Okular jeweils im OAZ steckte. Als erstes Objekt musste der Komet herhalten, ich wechselte mehrfach (!) in und her, konnte aber keine Entscheidung treffen welches Okular mir besser gefiel, der Augenabstand unterschied sich und auch der Fokus, aber Randschärfe und Brillianz liessen sich unheimlich schwer beurteilen. Rainer regte an ein knalligeres Objekt herzunehmen. Das geschah dann in Form von M51. Nach wiederum einem halben Dutzend Wechseln von beiden Okularen hatte ich einen klaren Favoriten, allerdings wiederum nicht durch die Randschärfe oder das Einblickverhalten bestimmt, sondern durch eine höhere Brillianz der Feldsterne und einem besseren Kontrast - es war das 24mm ES. ABER#1: Beide Faktoren sind der unterschiedlichen AP und Vergrößerung geschuldet ABER#2: Auch wenn das richtig ist, ich empfand es eben an diesem Teleskoptyp unter unseren Bedingungen als die RICHTIGE(re) AP/Vergrößerung ABER#3: Michael stellte fest - und das unterschreibe ich ebenfalls - für Brillenträger ist und bleibt das ES kritisch wegen dem nochmals geringeren Augenabstand. 

Danach ging es nochmal in Vorgriff auf den eigentlich Herbsthimmel, zum Pegasus und Jan und ich beobachteten sowohl NGC 7331 als auch Stephans Quintett, wo ich aber aufgrund des niedrigen Standes und der beschränkten Öffnung nur vier Mitglieder zweifelsfrei sehen konnte.

Gegen halb drei wurde mir dann doch etwas schummerig und vor allem auch erstaunlich kalt, und das obwohl ich neben Shirt und Pullover schon zwei Jacken anhatte ;)

Allgemeine Aufbruchstimmung machte sich breit, nicht zuletzt auch, weil sich im Westen bereits die Dämmerung ankündigte und die Brillianz der Milchstraße bereits anfing zu leiden. Rainer war noch voll im Rausch! Schon vorher hatte ich bei ihm eine sehr sehr schwache, weit entfernte Galaxie (bitte nochmal die Nummer Rainer!) gesehen, relativ grenzwertig - vor allem weil sie nicht sehr definiert war, schwer zu fassen aber reproduzierbar indirekt aufblitzte. So verliessen wir um drei Uhr den geheiligten Rasen und überliessen ihn seinem Schicksal :D

Fazit: Herrlich! Es war definitiv die zweitbeste Nacht dieses Jahr und das will schon was heissen nachdem wir mit so vielen mittelmässigen und unterdurchschnittlichen Nächten zu kämpfen hatten. Hätten wir vor Ort pennen können, wäre ich wohl noch geblieben und hätte mich mit einem Fernglas noch etwas vergnügt. So fuhr ich aber nach Hause und als ich dort um kurz vor vier ankam war der Himmel schon erschreckend hell - das dürfte einer der letztes Nächte gewesen sein wo man eine längere Dunkelheitsphase nutzen kann, ich hoffe natürlich noch auf das nächste Wochenende - dann aber werden sechs Wochen lang nur eingeschränkte Deepskybeobachtungen möglich sein, was ein Treffen zum Plaudern und Sternhaufengucken ja nicht ausschließt ;)

>>Erntedank in der Deepsky Kolchose<<

Sonntag, 9. März 2014

BB vom 08.03.2014

Ort: Laufenselden
Zeit: 21:30 bis 2:30 Uhr
Wetter: hoher Horizontdunst und durchziehenden Cirren, wechselhaft 4 bis 1° C geringe Luftfeuchte
GG: Nicht gemessen, weit fortgeschrittener Mond, zum Ende hin erstaunlich gut bei guter Transparenz in Zenitnähe

Bereits am Freitagabend geisterten diverse Anfragen über die Mailingliste, die ich kaum nachvollziehen konnte - der Mond ist doch schon viel zu weit! Es reizte mich aber doch extrem endlich mal einen Blick durch Horias neuen 18"er zu werfen und mir kam eine Nacht vor einigen Jahren in Erinnerung, auch im Frühjahr, wo wir bei einer ähnlichen Mondphase durchaus einige Überraschungen im Bereich Deepsky erlebt haben. Schnell noch eine (nein drei) Mails an Marcel, der uns ja einmal besuchen wollte um sich die Martinigeräte anzuschauen und dann harren auf den Sonnenuntergang.

Ich kam dann doch eine halbe Stunde später los als ich wollte und so waren gegen 21:30 Uhr Horia, Ronald und Andreas schon seit Ewigkeiten vor Ort (Horia gar schon um sieben Uhr!). Bevor ich den 8er in Position brachte wurde zunächst die Barndoor aufgestellt und auf Dauerfeuer gestellt (idiotischer Weise habe ich sie so lange nicht mehr benutzt, dass ich sie schlicht FALSCHHERUM aufgestellt habe, das Ergebnis ist trotzdem interessant). Horias Gerät ist ein Schmuckstück, sowohl äusserlich wie auch durch die kaum mehr zu toppende Optik. Trotz hochpräsentem Mond habe ich als eines der ersten Objekte meinen besten Eskimonebel überhaupt sehen können (ohne Filter), die Form war überdeutlich und die doppelte Schalenstruktur war auch auf Anhieb wahrzunehmen, 6m+ dürften hier ganz klar einen fotografischen Anblick produzieren!

Mein Ziel war aber nach langer Zeit auszuloten was 8" bei diesen widrigen Bedingungen dem mondverseuchten Himmel entreissen können. M81 und 82 sind da natürlich keine allzugroße Herausforderung, nachdem ich die AP aber weit genug auf etwa 1,5mm gedrückt hatte waren auch die beiden nahen Begleiter zu sehen, NGC 3077 etwas einfacher als NC 2976, die merklich schwächer daherkam.

Weiter zu M108 und M97, die in 8" sehr kontrastarm und schwach blieben. Leider habe ich die beiden durch ein Gespräch im 18"er verpasst, dort sahen Horia und Andreas sogar die Augen im Eulennebel! M51 war ebenfalls drin, natürlich bar jeglicher Struktur, was sich aber im Laufe der Nacht noch ändern sollte, von hier ein größerer Sprung zu Beta CVn und dem Gespann NGC 4490/4485. Diese beiden hatte ich dann auch nochmal im Großen geniessen dürfen, vorher hatte Horia noch NGC 4449 - es ist unglaublich, wie eine Dampfwalze pflügt der Riesenspiegel durch den Himmel und lässt sich von Cirren und Mond bei weitem nicht so stark beeindrucken wie ich das gedacht hätte. Auch das Leotriplet geht schon komplett (später in der Nacht dann auch mit 8" alle drei Galaxien problenlos zu sehen, das ging zu Beginn nicht mit der NGC Galaxie). Ein weiteres Beispiel für den Sieg der Öffnung über den Siff war ein natürlich nicht blendender aber doch hochdetailierter Kernbereich von M42, der Mond stand hier ja besonders nah. Einen frühen M13 den ich bis über 250x hochziehen konnte und demenstprechend aufgelöst war möchte ich nicht verschweigen zumal ich mit 6,7mm auch schon die Begleitgalaxie erhaschen konnte - trotz Mond und tiefem Stand.

Zu vorgerückter Stunde (inzwischen war auch Ingo eingetroffen, machte ich mich auf die Suche nach dem "Stargate" einem Asterismus zwischen Virgo und Corvus, sehr schlau Benny - erst tönen dass man das mal wieder anschauen sollte, und dann keine Ahnung mehr haben wo es liegt :D Die letzte Beobachtung dürfte mindestens 4 Jahre her sein, also ging es ans großflächige Stochern in der Nähe des Raben. Ha! Da ist schonmal M104, die Sombrerogalaxie (die ich wiederum im 18er nochmal effektheischender sah), daneben der "The Shark", den ich erst wirklich durch Ingos Erläuterungen als solchen nachvollziehen konnte, da ist Fantasie gefragt. Und tatsächlich, kaum ein Gesichtsfeld daneben das "Stargate" eine interessante (zufällige) Sternanordnung aus sechs Sternen die zwei ineinander verschachtelte Dreiecke bilden. Ich müsste nochmal recherchieren ob der eine Stern variabel ist, ich hatte ihn im Vergleich der anderen beiden Dreieckssterne heller in Erinnerung.


Mars & Spica

Kurz bevor Horia die Segel strich und einpackte, machten sich er und Ingo noch auf die Suche nach 3C 273, was sonst beobachtet man bei Mond :D
Ingo hatte ihn nach einigem Hopping zügig mit der DSRA Karte gefunden und naturgemäß war es sogar eines der einfacheren Objekte des Abends und im 40cm Spiegel bei weitem nicht das dunkelste Objekt im Gesichtsfeld. Später als der Himmel dann merklich besser geworden war, konnte ich ihn auch noch mal in Ingos 8er problemlos bewundern. 

Kaum waren die Ersten beim Packen fuhr ein weiteres Auto vor. Wow, trotz der echt schon bös vorgerückten Stunde landete noch Marcel mit seiner Freundin, die Ärmsten hatten eine üble Fahrt mit einer Stunde Stau (und das um Mitternacht herum!) hinter sich, bei gut 100km Anfahrt war natürlich klar, dass ich da jetzt nicht mein Zeug einpacke ;) Horia und Ronald brachen bald die Zelte ab, standen sie doch zu dem Zeitpunkt schon seit über 5 Stunden. Zusammen mit Andreas, der auch noch bis zum bitteren Ende ausharrte konnten die beiden zumindest seinen Reise-Martini intensiver kennenlernen und diverse Okulare ausprobieren. Leute, sorry nochmal, dass ich meinen nicht mitgenommen hatte :( Aber ich dachte nicht, dass ihr kommt, ich denke mit Andreas Gerät wart ihr aber schon auf dem richtigen Weg, so groß sind die Unterschiede ja nicht, beide haben ihren Nachbesserungsbedarf und geben sie ja sowohl vom Preis, Gewicht, Stabilität ect nicht viel, so dass hier das Bauchgefühl entscheiden darf was dann am Ende kommt :)

Ruckzuck war es jetzt fast halb drei und die beiden Weitgereisten machten sich auf den Weg, auch für Andreas und mich jetzt das ultimative Signal zum Aufbruch, den "armen" Ingo haben wir seinem Schicksal überlassen, da er aber ohnehin immer im mobilen Heim unterwegs ist und sicher noch eine Runde vor der Heimfahrt geschlafen hat mache ich mir da keine Sorgen ;)

Ein Fazit dieser Nacht: Viel hilft viel und es ging mal wieder viel mehr als ich zu hoffen wagte. Der 18er ist ein probates Mittel gegen schlechten Himmel, er kann nicht zaubern aber doch bis zu einem gewissen Maß mieses Wetter erträglicher machen, durch meine Beoabchtungen mit 18" bei guten Bedingungen weiss ich aber, dass natürlich auch er immens unter dem Mond litt, aber hey - es ging was! Die Nacht gerettet hat eigentlich der massive Siff im Westen, so war der Mond schon lange bevor er endgültig Untergang bei weitem nicht so störend wie ich befürchtete, schon ab 30° Höhe war sein Einfluss auf der gegenüberliegenden Seite des Himmels kaum noch wahrzunehmen.

Da war noch was... achja die Barndoor :D Tja eigentlich wollte ich mal ein "reversed Timelapse" anfertigen, also Sternbild steht und die Erde bewegt sich drumherum, weil ich sie falsch aufgestellt habe bewegt sich nun beides, Himmel und Erde, schaut aber trotzdem nett aus ;)



Beobachtungsnacht vom 08.03.2014 Zeitraffer / Timelapse from Benny Hartmann on Vimeo.


Danke an all meine Mitbeobachter, die den Abend erlebenswert gemacht haben.

Dienstag, 25. Februar 2014

BB vom 24.02.2014

Ort: Idsteiner Land
Zeit: 22:00 bis 1:30 Uhr
Wetter: Wolkenlos, zunehmende Cirrusbewölkung, windig, ca. 5°
GG: Zu Beginn etwa 5m8 zum Ende hin 5m5

Gegen Nachmittag trudelten in meiner Mailbox die ersten Aufrufe zum Stelldichein in Laufenselden ein. Völlig klar würde es eher nicht werden, das sah ich schon, aber wer weiss schon wie das Wetter wird? Gegen Sonnenuntergang wurde die Verschleierung des Himmels aber immer ärgerlicher und ich hakte es für mich dann doch ab, mit Sprit und Schlaf musste ich ohnehin etwas haushalten. Kaum waren die Füße hochgelegt und der Abend beschlossen... das Telefon! Rainer meldete zwar ebenfalls keine bombastische Transparenz aber konnte mich nach dem zweiten Anruf doch davon überzeugen, dass die Nacht ausreichend Spaß bieten würde - Danke! Das tat sie wirklich und wenn ich mir die Wolken heute morgen und den Wetterbericht der nächsten Tage anschaue, war es die einzig richtige Entscheidung den Abend doch zu nutzen.

Da ich nur mit kleinem Gepäck in Form des Heritage und der Kamera ankam hatte ich wenig Aufbaustress und startete zunächst eine Zeitrafferaufnahme. Geil! Schon beim ersten Testbild surrte ein beeindruckender Bolide direkt zwischen Orion und Canis Major fast senkrecht runter. Er ist sogar komplett auf dem Chip gelandet (Das Stativ stand leider nicht richtig und hat einen Windstoß abbekommen).


Nun aber los in die Weiten des Deepsky. Den Start markierte der Dominanz am Himmel folgend wieder das Sternbild Orion, neben dem unweigerlichen M42/45 besuchte ich auch noch M78 und NGC 2024, der aber wegen mangelnder Transparenz nicht gerade einfach war. Rainer hatte hier aber das klar interessantere Objekt im Okular: NGC 1788, der "Foxface Nebula" ein Reflexionsnebel. Bei etwa 170-fach konnte ich einen vergleichsweise hellen Stern wahrnehmen ein Drittel Gesichtsfeld entfernt war ohne große Anstrengung ein elongierter Nebel um einen weiteren Stern zu sehen. Nach einiger Zeit des Einsehens, zeigte sich ein unregelmässig von der Verbindungslinie der beiden Sterne wegzeigender viel schwächerer Ausläufer, er war aber wirklich an der Wahrnehmungsgrenze, indirekt wurde auch noch ein weiterer schwacher Stern in den Ausläufern sichtbar. Ein hochgradig interessantes Zeichenobjekt, landet auf meiner immer dicker werdenden to-do Liste ;)

Rainer widmete sich weiteren Objekten im Orion, während es mich jetzt endlich mal aus unserer Nachbarschaft hin zu Galaxien zog. Auch hier war als erstes wieder die SN fällig, im 130 bei niedriger Vergrößerung schon nicht mehr so einfach wie vor wenigen Tagen in 8", bei 97-fach dann aber sicher zu halten. Einige Galaxien im Großraum UMa mussten nun zeigen was der kleine so kann. Das Pärchen NGC 4485/4490 (Arp 269) war schon in der Übersichtsvergrößerung auszumachen, bzw die große/hellere der beiden, bei 97-fach hingegen war das ungleiche Paar dann auch komplett zu sehen, während der kleine Begleiter ein schwacher völlig homogener winziger Fleck blieb, war die längliche Hauptgalaxie schwach nach einer Seite gebogen, nur dezent aber sicher nicht gleichmässig. Ein großer Schwenk hinüber zu M1, ist noch da :D Auch der Eskimonebel NGC 2392 leuchtet fröhlich vor sich hin, allerdings war hier die verfügbare Vergrößerung am Heritage einfach zu klein um mehr als die typische äussere Form darzustellen.


Messier 94 war ein sicheres, bei hoher Vergrößerung leicht gemotteltes Ziel, aber echte Details waren mit 5" nicht festzunageln. M51 hingegen zeigte schon Ansätze von Spiralstruktur im kleinen Newton. Es folgten noch ein paar Standardgalaxien wie M108, M109 und M101. Rainer rief mich zwischenzeitlich an seinen 12er, er hatte einen sehr interessanten PN im Orion angepeilt. NGC 2022 war bei 170-fach als ziemlich runder und auffälliger Fleck zu sehen, mehr Details waren bei dieser niedrigen Vergrößerung nicht herauszuschälen. Bei 400x mutierte die kosmische Leiche zu einem genialen Objekt! Der Nebel war nunmehr ganz klar oval, nicht stark aber doch sichtbar von der Kreisform abweichend. Interessantestes Detail jedoch war ein auffälliger Helligkeitsknoten am äussersten Rand des PN, er wirkte mitunter stellar. Die Ringform, die laut DSS Ausdruck zu sehen sein sollte fand ich persönlich unheimlich schwer und würde sie guten Gewissens als NICHT gesehen eintragen, da ist etwas, eine Unruhe, aber der Abstand ist zu gering. Ähnliches gilt für den Zentralstern, gesehen habe ich ihn ganz sicher, aber er ist eben richtig hell und geht so zumindest bei diesen Bedingungen mit diesem Gerät nahtlos in die Nebelmasse über.



Beobachtungsnach vom 24.02.2014 Zeitraffer / Timelapse from Benny Hartmann on Vimeo.

Während ich schon langsam über den Abbau nachdachte (und dann auch umsetzte, die Transparenz brach übereinstimmend zunehmend ein) wollte Rainer es aber nochmal richtig wissen und nahm das "allseits bekannte Einsteigerobjekt" OJ 278 aufs Korn ^^ Ein läppische 3.500.000.000 Lichtjahre entfernter Quasar (BL Lac Objekt) sollte es also sein, Rainers Aufsuchkarte war wie immer vorbildlich, so dass ich den Einstieg schnell fand. Trotzdem war das Feld bei 400-fach nicht ohne Fallstricke, beim dritten Sprung passierte es mehrmals, dass ich die Referenzsterne verlor und von vorne beginnen musste. Mit knapp unter 15m war der Quasar selber ein echter Knacki, aber er liess sich mehrfach reproduzierbar auf die Netzhaut zaubern, klar identifiziert, allerdings sprechen wir hier von einem Aufblitzen und keinesfalls von einem indirekten Halten. Dieser enorme Ausflug in die echten Tiefen des Deepsky beschloss dann auch unsere Nacht und wir machten uns auf die Heimfahrt.

 So war der Abend nicht nur toll durch unser Fachsimpeln sondern diesmal auch wirklich durch das Gesehene und auch wenn die Nacht ein schlafökonomisches Desaster war, bereue ich nicht eine Sekunde rausgefahren zu sein - nun schaut es erstmal wieder nach wetterbedingter Zwangspause aus.

Samstag, 17. August 2013

Beobachtung Nova Delphini 2013 & Zeitraffer

Ort: Taunusstein/Balkon
Uhrzeit: ~2 Uhr
8x30 Fernglas

Heute früh um 2 Uhr habe ich die Nova nochmal mit dem Fernglas aufgesucht und fotografiert. In Relation zum nebenstehenden 5m7 Stern ist die Helligkeit zum Vortag auffällig gestiegen. Freiäugig war sie um die Uhrzeit auch gut von meinem Balkon innerorts auszumachen.

Der Helligkeitsanstieg war in jedem Fall stark genug um mir wirklich merklich gegenüber des Vortages aufzufallen. Da ich ohnehin fokussieren musste, habe ich die Kamera an den Rechner angeschlossen und bis 4:15 weiterlaufen lassen... 






Zeitrafferaufnahme vom 17.08.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.


(Video folgt in Kürze)

Sonntag, 11. August 2013

Bericht vom 6. HUTT in Perscheid 08.-11.08.2013


Datum: 09-11.08.2013
Ort: Perscheid im Hunsrück

Bericht vom Hunsrücker Teleskoptreffen 2013

Die ersten Zeilen dieses Berichts schreibe ich noch gemütlich vor meinem Zelt sitzend in der Nachmittagssonne, sonst sind die Erinnerung an den fantastischen Abend und die lange Nacht dahin bis ich wieder zu Hause bin. Gegen 16 Uhr traf ich im beschaulichen Perscheid ein, vor der großen Begrüßungsrunde war natürlich erst das Zelt und das Equipment aufzubauen, dank Wurfzelt kein großer Akt. Für die Hinfahrt brauchte ich um die anderthalb Stunden, aber wir fuhren auch die romantische Strecke am Rhein entlang und schraubten uns dann ab Bacharach in die Höhe in Richtung Perscheid.


Der Hauptaspekt eines Teleskoptreffens, insbesondere eines kleineren im familiären Rahmen ist natürlich das Kennenlernen von Sternfreunden und das Treffen von alten Bekannten, die ich stellenweise schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, allein für die vielen netten Kontakte und Gespräche hätte sich die Anreise schon gelohnt! Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die dort waren und dazu beigetragen haben, das Treffen wirklich zu einem einmaligen Erlebnis zu machen.



Und hier noch zwei schöne Bilder von Claudia und Bernd, danke fürs Schicken!


Benny & Bernd - endlich ein persönliches Treffen






Während mein Sohnemann die Lust am Zelten schnell verging und doch lieber die Nacht beim zum Glück heraneilenden Opa zu verbringen war meine Kleine Feuer und Flamme, sicher auch weil sie sich schnell mit den Töchtern von Jörn und Markus angefreundet hat, ein tolles Erlebnis auch für sie... Nach einem mehr oder minder schmackhaften Abendessen (Dosenfraß) und vielen guten Gesprächen widmeten wir uns dann geschlossen dem langsam aufreissenden Sternhimmel. Zunächst galt es einige Geräte zu justieren (vor allem Armin und Andreas waren am Dauerkollimieren), dann ging an diesem Abend auch noch Jans ETX an seinen neuen Besitzer und wir verbrachten einige Zeit mit dem Aufstellen und Einstellen, ist auch bei mir schon etliche Jahre her, aber langsam kamen mir die Arbeitsschritte wieder und nach einiger Zeit schnurrte das ETX in bekannter Lautstärke sauber über den Himmel.




Einem Fast-Einsteiger führten Armin und ich in aller Ruhe die Vorzüge eines (in diesem Fall meines) 12“ Dobsons vor, die Begeisterung die da langsam heranreifte stieg im Prinzip parallel zur Grenzgröße an, der Himmel war in der ersten Nachthälfte sehr wechselnd bewölkt, stellenweise ging GAR nichts, dann war die Hälfte des Himmels wieder knackenklar. Bis dato hatte ich nur einige Standardobjekte angefahren, wir mussten eben das beobachten was gerade frei war ;)


Und wo wir gerade bei den beiden sind, hier ein schönes Foto, dass mir die Beiden noch für den Bericht zur Verfügung gestellt haben.



Eindrücklich war auch die Beobachtung von Neptun im 10“ Schiefspiegler! Kurioserweise war es vor etlichen Jahren genau DIESES Gerät in dem ich den Planten auf dem ATB das erste Mal gesehen habe :)

Während wir uns gerade unterhielten, passierte möglicherweise DAS Highlight schlechthin, aus dem Augenwinkel wurde es plötzlich gleissend hell – Gewitter? - schoss mir in einer Millisekunde durch Kopf, zum Glück ging mein Kopf auch direkt nach oben, in die richtige Richtung (Cas/Per) sah ich glücklicherweise schon und so sah ich den wohl beeindruckendsten Boliden, den ich jemals gesehen habe! Er wurde dann auch erst RICHTIG hell, giftgrün und tauchte den Platz, den Wald und mehr als den halben Himmel in ein gespenstisches Licht, so schnell wie er kam verglühte er auch, ein Zerbröckeln konnten wir nicht ausmachen, trotz seiner gleissenden Helligkeit, die ich gar nicht in Magnituden ausdrücken kann (eher Vollmond denn irgendein helles Gestirn!), war seine Spur nicht lange, nur langsam. Ein vielstimmiger Aufschrei begleitete dieses beeindruckende Schauspiel. Ein weiterer Glücksfall war die Tatsache, dass ich bereits seit über einer Stunde meine EOS mit Ulis Fischeyeobjektiv auf Dauerfeuer 30 Sekunden Aufnahmen machte, so war der Bolide dann auch wirklich perfekt eingefangen!

NACHTRAG: Dank Micha (Winnie) konnte der Bolide jetzt als Kappa-Cygnide eingeordnet werden, vor allem Radiant und die niedrige Geschwindigkeit wären typisch, wobei die Helligkeit schon ein starker Ausreisser nach oben ist.


Und noch ein ca. 90% Ausschnitt des Boliden

Je weiter die Nacht voranschritt, desto weniger wurde die Bewölkung und nach ein Uhr war der Himmel dann komplett frei und ordentlich dunkel, Nils maß einen Mittelwert von 21,33 mag/arcsec² und wir lagen ein gutes Stück jenseits der 6m3! So waren denn auch etliche Objekte genial zu sehen. Mit Nils besuchte ich nochmals das Galaxienpäärchen in der Leier. Doch damit nicht genug, zum ersten Mal habe ich mich getraut durch einen 18“er zu schauen, das habe ich bisher wohlweislich vermieden – zu Recht! Dieser Anblick macht einen erst sehr aufgeregt und dann seeeehr nachdenklich :D Auch an dieser stelle ein herzliches Dankeschön an Uta und Wolfgang, denen ich an diesem Abend noch viele unglaublich Anblicke bekannter Objekte mit diesem beneidenswertene Teleskop verdanke! So wünschte ich mir Stephans Quintett, dass einen mit 18“ recht einfach anspringen, aber schon NGC 7331 mit ihren etlichen Begleitern war ein wahrer Genuß. Später wurde auch noch die aktuelle Supernova und M74 beobachtete (die ich auch im 12er noch gut sehen konnte) und ein echter foto-like M33 mit allen Spiralarmen und auffälligen Knoten war noch eines der Highlights. Auch die Lyragalaxien sahen wir in diesem Gerät.

Strichspuren des Rohmaterials für das Zeitraffervideo



Einen Zwischenstopp legte ich auch noch bei Christian und seiner neuen „Liegestuhl-Bino-Montierung“ ein. Die lässt sich wirklich leicht verstelllen, bleibt eigentlich nur noch ein Drehteller unter dem Stuhl zu montieren und mann kann völlig entspannt ohne aufzustehen über den Himmel sausen.

Etwas später konnte ich bei Toni im 16“er sogar noch eine zweite Supernova beobachten SN2013dy in NGC 7250 – zwei Supernovae in einer Nacht ist auch eher ungewöhnlich, einfach klasse :D Irgendwann nach einer Nacht die zwar wirklich lang war aber andererseits auch wie im Flug verging kroch ich dann doch ziemlich müde gegen 4 Uhr ins Zelt. Es hatte zwar etwas gedauert aber in der zweiten Nachthälfte konnte man die Bedingungen durchaus als genial bezeichnen, dazu ging fast durchgehend ein leichter Wind, der später zwar etwas frösteln lies, aber auch jeden Tau verhinderte.

 

6. HUTT Perscheid/Hunsrück 09.-11.08.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.

Der nächste Morgen kam zwar um 7:30 Uhr unbarmherzig früh, dafür aber warm und sonnig. Die friedliche Stimmung über dem zum allergrößten Teil noch schlummernden Platz nutze ich um ein paar Video-Eindrücke zu sammeln.

Obwoh ich eigentlich nur einen „One-night-stand“ geplant hatte, hat es dann doch noch geklappt eine zweite Nacht dranzuhängen! Meine Frau und mein Sohn wurden also „kurzerhand“ (es waren schon ein paar stressige Stunden bis ich wieder in Perscheid war) abgeholt, nebst größerem Zelt. Zwar war Sohnemann wie immer arg unentschlosen ob er jetzt Spaß haben sollte oder lieber dauermaulen angesagt war, spätestens als die Mädels ihn zum Küchendienst und Kaffekochen eingespannt haben fand er es dann aber doch ganz nett ;)

Das abendliche Grillen war wieder eine schöne gesellige Runde und auch die nichtübernachtenden Besucher vom Vortag (Armin, Markus und Björn mit Familie und Anhang) waren wieder zu uns gestossen. Das Wetter war ein paar Grad kühler als am Vortag und auch der Wind hatte ganz schln aufgefrischt, trocken blieb es aber dennoch und der klaren Himmel zeigte sich heute schon bedeutend früher und lies erste Beobachtungen zu. Zwar zogen im Laufe der Nacht auch immer wieder größere Wolken durch, aber lange mussten wir eigentlich nie warten bis es weitergehen konnte. Ehrlich gesagt war ich aber auch noch ziemlich platt von der vorherigen wirklich langen Nacht und so war das eigentliche Beobachten eher zweitrangig und der nächtliche Stuhlkreis mit lustigen und interessanten Gesprächen das Highlight der Nacht. Die Kälte war sicher auch müdigkeitsbedingt etwas nagend und umgekehrt die Müdigkeit der Kühle geschuldet aber um viertel vor zwo zog es mich dann doch unumkehrbar in meinen Schlafsack, aber nicht ohne vorher noch mit meiner Frau einen kleinen Himmelsspaziergang mit dem 12er gemacht zu haben, ein mehr als seltenes Vergnügen bei zwei kleinen Kindern!








Der typische TT-Morgen: Verstopfte Nase, leicht gemarterte Knochen und natürlich viel zu kurze Nacht :D Egal, wir haben noch eine nette Fahrt nach Rheinböllen zum Brötchenmann gemacht und dabei die wirklich tolle Landschaft im morgendlichen Licht genossen. Nach dem gemütlichen Frühstück im Vereinsheim (ich fands doch noch bissl zu frisch fürs Outdoor-Futtern), machten wir uns dann auch schon an den Abbau und nach einer größeren Verabschiedungsrunde über den Platz ging es nach Hause, nicht ohne noch eine Fährfahrt über den Rhein und ein Besuch der Germania mit der Gondelbahn bei Rüdesheim mitzunehmen ;)

Puuuh Zeit für ein Fazit – Das HUTT in Perscheid war nicht nur das Highlight des Jahres was Treffen angeht, es wird mit auch lange als eines der schönsten Treffen überhaupt in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen einiger fantastischer astronomischen Ereignisse wie dem Megaboliden, den beiden Supernovae und den unglaublichen Details im 18“er, das war unerwartetes und tolle Beiwerk, aber die eigentlich Freude haben wie immer die Leute vor Ort bereitet. Alte Gesichter die ich mitunter viel zu lange nicht mehr gesehen und gesprochen habe (exemplarisch nenne ich hier mal Franz, Armin, Jörn, Andreas, Uli und natürlich die „Hunsrücker“ selber) sondern auch die vielen neuen Bekanntschaften die oft endlich ein Gesicht hinter dem Avatar im Internet aber IMMER sehr liebe Menschen offenbarten, wie Markus, meine neuen „Lieblingskisten“ (mit süchtigmachender „Medizin“ ;) ), Toni, Marie, Stefanie,  Uta und Wolfgang sowie die mitgereisten Familen und allen deren Namen mein löchriges Gedächtnis auf Schlafentzug gerade LEIDER nicht hergibt, die mir aber sicher im Laufe der nächsten Tage wieder einfallen :D

Die Organisation war toll wie unauffällig und das Treffen ein voller Erfolg. Sogar meine wenig astronomisch ambitionierte Frau hat auf der Rückfahrt gesagt:“Nächstes Jahr nehm ich mir dann aber schon ab Freitag Urlaub.“ - DAS will was heissen, glaubt mir ;) Der Platz ist Bäume hin, Bäume her durchaus als ideal zu bezeichnen und die Infrastruktur lässt eigentlich keine Wünsche offen, die Lage auf einer Kuppe und fernab der echten Lichtglocken tut sein Übriges...





Danke für die unvergesslichen Tage.


>>Bennys Bericht vom 6.HUTT 2013 - auf ATDS<<
>>Bericht im Astrotreff<<

Samstag, 6. Juli 2013

BB vom 05.07.2013

Laufenselden
22:30 - 2:30 Uhr
wolkenlos, stärkerer Dunst bis etwa 35° Höhe
Im Zenit ~ 6m

Schon Anfang der Woche versprachen mir die Wetterdienste, dass diese Nacht die erste brauchbare der Neumondphase sein sollte, blöderweise sah es den ganzen Tag gar nicht danach aus, aber zumindest wolkenlos war es dann wirklich wenn auch wirklich noch schmierig, aber freier Himmel will genutzt sein... Bei Andreas und Benny rannte ich damit offene Türen ein und schon standen wir auf dem Acker, umschwirrt von erstaunlich vielen Glühwürmchen (die dringend auf Rotlicht umgebaut werden sollten!).

Zu allem Überfluss war heute auch noch das fussballerische Saisonende zu feiern, also war im Vereinsheim bis  nach Mitternacht noch Licht und hin und wieder auch ein Auto, dass uns das Leben schwer machte. Irgendwann war dann aber endlich Ruhe und auch der Himmel hatte sich massiv gemausert! Die beeindruckende Milchstraße war fast von Horizont bis Horizont zu verfolgen.

Objekttechnisch war ich heute endlich mal wieder auf "Abwegen". Das war nach langer Zeit, in der ich hauptsächlich ungezielt altbekannte Objekte aus dem Kopf angefahren habe, oder Spontaneingebungen aus dem Atlas gesucht habe, wieder ein vorbereitetes Projekt mit entsprechenden Karten.
Während die Sommermilchstrasse bekanntermaßen ein Übermaß an Sternhaufen, Planetarischen Nebeln und Nebeln bietet, sind Galaxien relativ rar und bestimmte Sternbilder weisen gar keine bekannten Galaxien auf - was aber nicht heisst, dass es dort keine gibt! Für diesen Abend habe ich einige Galaxien in der Leier vorbereitet.

Den Start markierte die Galaxie NGC 6675. Sie liegt weniger als 2° von Vega entfernt und war gestern zu Beginn noch recht knifflig. Die Galaxie hat eine "Helligkeit" von 13m3 und 14m/arcsec² Oberflächenhelligkeit In der Aufsuchvergrößerung mit 22mm tastete ich mich Stern für Stern an die mutmaßliche Stelle heran, die war dank der CNebulaX Karten auch wirklich gut zu finden, auch wenn ich das nächste Mal die Sterne etwas zurückfahren werde, die 15m Sterne verwirrten da mitunter mehr als sie halfen, gerade bei niedrigerer Vergrößerung. Ans Eingemachte ging es aber mit dem 14mm Speers Waler.



Zwei recht markante Sternenkonstellationen im Gesichtsfeld halfen immens beim Festnageln. Da ist zum einen ein kleines "Sterngewimmel" das vom unteren Gesichtsfeldrand hereinragt, zum anderern eine visuell gut zu erfassende Sechsergruppe (eigentlich sind es mehr als sechs, auch visuell aber sechs sind von änlicher Helligkeit, die an die Sechs auf einem Würfel erinnern), diese zeigt praktisch direkt auf die Galaxie. Beim Augenrollen nahm ich recht schnell eine immer wiederkehrende Aufhellung an der richtigen Stelle wahr, sie war aber nicht dauerhaft zu halten, weswegen ich Andreas hinzurief, der nach einigem Einsehen die Galaxie bestätigen konnte. Nach einiger Zeit hatte ich den Dreh dann auch besser raus, sie war dann auch dauerhaft indirekt zu halten, wenn man den rechten unteren Okularfeldrand fixiert. Sie erscheint leicht elongiert gibt aber sonst keine Details preis.


Nach diesem eher unspektakulären Gesellen versuchte ich mich noch an der mit 11m4 "hellsten" Galaxie in der Leier: NGC 6703



Das Aufsuchen gestaltete sich von 13Lyr aus unproblematisch und schon sehe ich sie, nicht brennend hell aber direkt ganz klar auszumachen und fast perfekt rund. Recht schnell fällt mir eine weitere Galaxie im Gesichtsfeld ins Auge, NGC 6702, der mit 12m2 merklich schwächere Begleiter, der aber auch problemlos zu sehen ist. Dieses Feld sollte man sich übrigens als lohnendes Zeichenobjekt markieren! Die beiden Galaxien bilden mit einer kleinen Sternanhäufung ein nahezu perfektes Dreieck, sehr ästhetisch!


Diese drei Galaxien, blieben die letzten in der Leier in dieser Nacht, denn die Dämmerung kroch heran und irgendwie saß mir die kühle Feuchtigkeit auch langsam in den Knochen. Thema Feuchtigkeit: Man konnte es schon am starken Horizontdunst erahnen, es war tierisch nass! Koffer, Karten und Okulare blieben
auf der Heckablage, aber die Autos sahen aus wie nach einem Starkregen und der Holzschutz konnte heute auch mal zeigen was er drauf hat. Meinen Tausammler (aka Telrad) habe ich im Laufe der Nacht sicher drei Dutzend mal abgewischt. Für die Feuchtigkeit war der Himmel dann aber doch mehr als lohnend und wir hatten eine angenehme kleine Runde. Zum Abschluss schaute ich mit Benny noch M31 und zeigte ihm Mirachs Geist - NGC 404. Pegasus war schon komplett aufgestiegen und man hätte sich sogar noch in die Gegend um NGC 7331 wagen können, aber gen Osten wurde es schon langsam heller und so verschoben wir weitere Beobachtungen auf die nächsten Nächte, die wohl auch alle nutzbar sein werden!

Zu Beginn liess ich noch die Kamera leerlaufen, aus 109 Aufnahmen á 20s bei ISO 800 habe ich den Dämmerungsverlauf (~23 Uhr bis 23:40 Uhr) und das Vorbeiziehen des Skorpions festhalten, "schön" zu sehen auch der ungewöhnliche Publikumsverkehr ;) Achtet mal auf den ortsfesten leuchtenden Punkt direkt RECHTS neben meinem Teleskop auf Höhe des Huts - da saß allen Ernstes stundenlang regungslos aber leuchtend ein Glühwürmchen auf einem Grashalm, das Vieh muss mit Duracell laufen, auch nach 2 Uhr war es immer noch munter am leuchten :D Mann kann es recht gut von den zwei Deadpixeln unterscheiden weil es manchmal die Helligkeit ändert.



Timelapse Beobachtungsnacht vom 05.06.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.

Zu guter Letzt noch das bearbeitete Summenbild der Serie (Autoframes wurden ausgeschnitten daher die Lücken)



Sonntag, 2. Dezember 2012

Eine Zeichnung entsteht... (Zeitraffer)

Um ein mal meinen "Workflow" beim Anfertigen einer Reinzeichnung zu zeigen, habe ich mir eine bereits angefertigte Zeichnung vorgenommen (NGC 7008) und habe sie nochmal ins Reine gezeichnet und die einzelnen Arbeitsschritte mit der EOS aufgenommen und zu einem Stopmotion Video zusammengefügt.

Materialen:

Papier: schwarzer Fotokarton aus dem Künstlerbedarf
Stifte:
  • Faber-Castell Bunstifte weiß (dicke & dünne Mine)
  • Faber-Castell Polychromos (weiß, weich, Ölkreide)
  • Faber-Castell Pitt Pastell Soft
  • Wischer #4
  • Edding 780 weiß 0,8mm

Im ersten Schritt wurde der Nebel eingezeichnet (in der Rohzeichnung/Skizze geschieht das genau anders herum um die Position des Nebels im Sternfeld korrekt einzuzeichnen). Mit den unterschiedlichen Stiften wurde hellere und dunklere Bereiche des Nebels eingezeichnet und dann mit dem Wischer stellenweise verschmiert und softer gemacht. Zu letzte fehlen nur noch die Sterne im Feld, die mit dem Lackstift aufgebracht wurden, hellere/fettere Sterne erreicht man entweder durch mehrfahres Tupfen oder auch durch längeres Aufdrücken.



Zeitraffer Zeichnung NGC 7008 from Benny Hartmann on Vimeo.

Mittwoch, 14. November 2012

BB vom 13.11.2012

Ort: irgendein Feld im Idsteiner Land

Zeit: 21:00 bis 1:30 Uhr

Wetter: 0° C klar mit steigender Luftfeuchtigkeit und sinkender Transparenz

Grenzgröße: ~ 5m7

Wie die Faust aufs Auge: Neumond und klarer Himmel und das auch noch im November, nicht ganz selbstverständlich - umso selbstverständlicher jedoch die Tatsache, daß eine solche Nacht nicht ungenutzt verstreichen darf.

Allerdings war ich mir noch nicht sicher wo und in welchem Umfang ich zum Beobachten kommen werde. Die vorige Nacht hielt mich eine böse Magenverstimmung wach und eigentlich hätte ich auch bedenkenlos um 19 Uhr ins Bett gehen können... wenn, ja wenn ich nicht total hippelig war in den Deepsky vorzustoßen. An unserem Stammplatz würden sich wieder einige Beobachter einfinden, aber ich war mit unsicher wie lange ich durchhalten würde und da kam mir gerade Recht, daß Rainer an seinem Plätzchen unweit seines Wohnortes eine eher kurze Nacht anpeilte. Schnell war ausgemacht, daß auch Jan dort aufschlagen würde, auch für ihn ein gutes Stück näher als Laufenselden...

Das Finden war gar nicht so ohne, Rainer parkte gut getarnt und so fuhr ich erst einmal einen Kilometer am Platz vorbei, auf der Rückfahrt lotste Rainer mich aber gut in die richtige Richtung. Noch bevor ich auch nur zur Hälfte adaptiert war, kam ich schon in den Genuß des ersten Objektes des Abends, in Rainers 12"er war ein Quasar zu bestaunen, dank einer hervorragenden Aufsuchkarte und seiner Einweisung blitze deses uralte Licht zweifelsfrei indirekt auf! 

PEGASUS-Quasar:

QSO HS 2154+2228
B 15.2
V(km/s) 203768
z =1.29
B 15.2 m
The light travel time was 8.746 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3982.6 Mpc or 12.989 Gly


Mittlerweile war auch Jan eingetroffen und ich richtete mich erstmal häuslich ein, die (fast) volle Winterausrüstung war mitgeschleppt worden und kam im Laufe der Nacht dann auch zum Einsatz.

Zum Aufwärmen ein schneller Hopp durch Schwan und Cassiopeia, mit Standards wie NGC 6910, M39, h+x, NGC 457  und NGC 7789.

Ein zweiter Quasar, diesmal noch älteres Licht, wartete in Rainers 12"er auf seine Identifizierung, seltsamer Weise war dieser sogar noch etwas einfacher und konnte indirekt dauerhaft gehalten werden, das lag aber mit Sicherheit auch am merklich höheren Stand.

HERKULES-Quasar

QSOJ1719+4804
V(km/s) 187487
z=1.083
B 15.33 m

The light travel time was 8.053 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3518.6 Mpc or 11.476 Gly



Lange Zeit verbrachte ich auch heute wieder im Pegasus bei NGC 7331, mit einer Detailkarte von Rainer identifizierte ich einen Begleiter der Galaxie, jedoch war es alles andere als einfach und die Transparenz brach bereits etwas ein, insgesamt war der Himmel höchst unterschiedlich, während man gen Süden kaum beobachten konnte und auch im Westen der Himmel bis mindestens zur Hälfte Richtung Zenit siffig, war der Norden/Nordosten sehenswert. Rainer verabschiedete sich berufsbedingt schon recht früh gegen 23 Uhr, wir wollten die Nacht aber durchaus noch etwas länger nutzen. Als erstes stand noch ein Test meines neuen 18-55mm Objektivs an, das Jan mir anbetungswürdigerweise für den Gegenwert einer Fastfoodmahlzeit besorgt hatte!


Als dieser Test absolviert war, stellte ich die Kamera ans Auto, richtete sie nach Norden aus und ließ sie leerklackern. Zurück ans Beobachten... Eigentlich wollte ich heute Nacht mindestens eine Zeichnung anfertigen, leider machte mir der extreme Tau da einen Strich durch die Rechnung, ich hatte leider zu dünnens Papier mit... den Rest kann man sich denken. Eine halbe Skizze des Orionnebels kam dennoch dabei rum, leider nicht ganz fertig aber besser als nichts. Seit langer Zeit habe ich mich auch einmal wieder dazu entschieden auf Grundlage der Skizze eine Computerzeichnung, statt einer Bleistiftreinzeichnung anzufertigen...



Ein Besuch beim Flammennebel zeigte auch diesen überraschend gut und mit chrakteristischer Dreiteilung durch die Dunkelnebel. Auch die kosmische 37, NGC 2169 ward ein Pflichtbesuch abgstattet, sollte eigentlich auch gezeichnet werden aber da hatte ich schon nur noch Papiermatsch in den Händen.

M31 überraschte (natürlich auch in bestmöglicher Position am Himmel) mit leicht erkennbaren Armen und Dunkelwolken, M33 zeigte zumindest den Ansatz von Arm und die helle HII Region NGC 604. Jan versuchte sich noch - leider erfolglos - an eine, PN in Taurus, meine Karten konnte da nicht gut helfen, der PN stand gnadenlos am Rand der Karte ohne ausreichend Referenzsterne in unmittelbarer Nähe.

Lohnender war am Ende noch ein Abstecher in UMa! Neben der wunderschönen Kombination aus M97 und M108, waren es vor allem M81/82, die mit feinen Details erfreuten, neben den eigentlich immer sichtbaren Staubstrukturen in der Starburstgalaxie war an M81 der "einfache" der beiden Spiralarme auch sichtbar.

Der zunehmende Tau machte alles klatschnass und auch das Objektiv der Kamera war wie sich herausstelle schon einige Zeit dicht, gut zu sehen am Ende der Zeitrafferaufnahme.

   
 

Timelapse Ursa Major Beobachtungsnacht vom 13.11.2012 from Benny Hartmann on Vimeo.

Also begannen wir zum Glockenschlag halb zwo mit dem Abbau des Equipments. Die Nacht war wegen des Dunstes und der Feuchtigkeit zwar nicht optimal, Spaß hat sie aber allemal gemacht und auch mal wieder einen neuen Standort getestet. Vom Himmel her gar nicht übel, allein die in einiger Entfernung verlaufende Bundesstraße störte durch Fernlichter, hier hilft nur die Autos gnadenlos zur Lichtabschirmung richtig zu parken. Immerhin konnte dieses Nacht die langjährige Novemberstatistik durchaus aufwerten.


"Zwei Quasare und noch mehr Hochnebel"