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Sonntag, 15. November 2015

Lidl 2015 Bresser 10-30x60 und das SkyLux EL 70/700

Alle Jahre wieder...

Zu Weihnachten kommt so ziemlich jeder Discounter auf die nostalgische Idee - Weihnachten = Teleskopezeit. Und hey, ich finde das per se gar nicht mal so schlecht....

Holen wir mal etwas aus, welche Teleskope so gar nicht gehen habe ich ja in diversen Artikeln dargelegt (Artikel 1, Artikel 2), doch eine rühmliche Ausnahme im weitesten Sinne stellte bist Mitte des vergangenen Jahrzehnts Lidl mit seinem Skylux 70/700 Teleskop dar, welches trotz seiner kleinen Linse schon ein gewissen Kultstatus erreichte. Ab 2006 verkaufte der Discounter leider "nur" noch das ETX 70/350 mit Autostar Goto Montierung, für den dreifachen Preis und dabei außer dem unnötigen technischen Schnickschnack die selbe Öffnung mit kritischem Öffnungsverhältnis.

Nach wenigen Jahren verschwand auch dieses sang- und klanglos aus dem Programm und seit einigen Jahren wurden zur Vorweihnachtszeit die "Auriol" Spektive zusammen mit einem Zoomfernglas verkauft. Das war nun beileibe kein Schrott, aber eben ein Spektiv und kein Teleskop. Die Verarbeitung, insbesondere des Fernglases war unterdurchschnittlich und selbst den günstigen Preis kaum wert.

Dies soll nun kein ausführlicher Erfahrungsbericht sein, sondern eine allgemeine Betrachtung der angebotenen Geräte.

Nun liegt das aktuelle Prospekt von Lidl vor mir und sofort stach mit das Bresser Logo ins Auge! Nostalgische Gefühle waberten in mir hoch, hab ich doch mit Bresser/Meade Ferngläsern der unteren Preisklasse gar keine so schlechten Erfahrungen gemacht, die Verarbeitung war seinen Preisklassenkameraden immer überlegen. Aber nun konkret zu den angebotenen Geräten.

1.) Bresser Zoom-Fernglas 10-30x60 
(19,99€ - auch online)

Leider (!!!) wieder ein Zoom, es ist eine Tragik für alle Kunden, dass möglichst viele Zahlen und Features im Namen wohl für reissenderen Absatz sorgen. Das bessere Produkt bekommt man dadurch leider nicht. Es ist faktisch so, dass Zoomferngläser zwei Probleme haben: a.) Sie sind derart schwer, dass ein freihändiges Beobachten (bei Nacht) praktisch ausgeschlossen ist und b.) Das Gesichtsfeld gegenüber einem Fernglas mit fester Vergrößerung eingeschränkt ist, bzw variabel und ausgerechnet bei der niedrigen Vergrößerung, die das größte Feld böte leider den engsten Tunnelblick der Bandbreite bedingt. Schauen wir uns die Beschreibung an:

"Sehfeld: 51m (bei 1000m Entfernung)"

Das sind knapp unter 3° und relativ wenig. Zum Vergleich - mein 10x50 Bresser bringt 114/1000m das entspricht 6,5° also mehr als doppelt so viel reales Feld. Das scheinbare Gesichtsfeld variiert dabei während des Zoomes, je höher die Vergrößerung wird desto weiter erscheint uns der Einblick während er bei 10-facher Vergrößerung wie der Blick durch eine eingeengte Rolle Papier vorkommt. 

"Vollvergütet blau - hochwertiges BK-7 Glasmaterial"

Immerhin nicht rot möchte man rufen, aber die Bresser Vergütungen können sich wirklich sehen lassen, nichts aufrengendes aber praxisgerecht. BK-7 ist eher einfaches Glasmaterial aber in Zeiten in denen eine Schwemme an Billigstgläser im untersten Segment angeboten wird muss man es in der Tat schon als "Qualitäts"merkmal sehen wenn hier der minimale Anspruch an ein ernsthaftes optisches Instrument erfüllt wird.
"Gewicht: ca. 1.105g" 

Das ist sehr üppig um nicht zu sagen: Fast unmöglich freihändig damit den Sternenhimmel zu betrachten, tagsüber mag das mit aufgelegter Hand noch gehen, ein 10x50 wiegt mehr als 300g weniger. Wie jedes Fernglas hat das Bresser einen Stativadapter unter einer Abdeckung am Steg, das ist eine praktikable Möglichkeit um es dennoch sinnvoll zu verwenden, ich sehe es als Pflicht es mindestens auf ein einfaches Fotostativ zu packen (einen Stativadapter muss man sich wohl oder übel einzeln besorgen, kostet aber auch nicht die Welt).

Der Rest entspricht der üblichen und durchaus ansehnlichen Bresser Qualität - Ich werde mir wohl am 23. November mal ein Exemplar der diesjährigen Serie zur Brust nehmen um weitere Aussagen darüber machen zu können.

Fazit: Ein einfaches, sehr günstiges Zoomfernglas. Würde ich es jemandem empfehlen der noch kein Fernglas hat? Nein - denn die Einschränkungen die man sich mit der Zoomfunktion erkauft sind ziemlich stark: Kein freihändiges Beobachten, eingeschränktes Gesichtsfeld. Kann man damit etwas sehen? Ja selbstverständlich! Am Tage ohnehin, zeigt die höhere Vergrößerung durchaus einige Details, die einem im 10x50 verborgen bleiben, hierzu zählen vor allem Strukturen in offenen Sternhaufen, nebulöse Objekte zwar auch, aber die AP (Austrittspupille) wird dabei unnötig klein. Die Qualität entspricht nicht dem (günstigen) Preis, das darf man durchaus attestieren, es gibt und gab in den letzten Jahren teurere Ferngläser mit schlechterer Verarbeitung.

UPDATE: Ich habe mir das Fernglas zwischenzeitlich doch im Laden mitgenommen...

Die Verarbeitung hat mir auf den ersten Blick durchaus besser gefallen als die des vorjährigen Auriols, genaueres folgt in einem gesonderten Artikel bzw Erfahrungsbericht. Jedoch bleibt zu beachten: Ich habe vier Ferngläser im Laden ausgepackt und mit einem Blick in Richtung Kassenbereich ausprobiert, eines war doch merklich dejustiert (=rechte und linke Linse zeigten nicht mittig ein weit entferntes Objekt, Doppelbilder sind die Folge), eines immerhin leicht und zwei waren in Ordnung wovon ich das subjektiv bessere mitnahm. Bilder, tiefergehende Beobachtungen und auch den Vergleich mit einem anderen Bresser sowie einem anderen 10-30x60 Zoomfernglas was ich hier noch liegen habe folgt bald.

2.) Bresser Refraktor-Teleskop SkyLux "EL 70/700"
(79,99€ - nur online)

Unfassbar! Das Ur-Lidl, Urgestein der Billigteleskope wieder im Handel? Nicht ganz... Zum Einen ist es obwohl es den Weg in das Prospekt gefunden hat, nur online erhältlich, man muss also noch Versandkosten dazurechnen. Zum Anderen ist es nicht exakt die ursprünglich vor zehn Jahren verkaufte Version für damals 69,99€. Im Gegensatz zur alten Version befindet sich hier keine parallaktische Astro3 Montierung unter dem Teleskop, sondern eine Alt-Az Montierung. Zum Vergleich hier ein Foto meines aktuell noch im Besitz befindlichen 70/700 Skylux - hierbei handelt es sich um die alte Version vor 2004 mit dem Alu- statt späterem Stahlrohrstativ und der alten schmaleren Taukappe (sowie weiß lackiert):



Was mich im ersten Moment enttäuscht hat (auch preislich ist eine äquatoriale Montierung eben auch merklich teurer), ist aber eigentlich ein Vorteil - sind parallaktische Montierungen doch bei so einem Gerät eine eher unnötige Verkomplizierung, die gar nicht notwendig sein muss. Leider ist es mir nicht möglich eine belastbare Aussage zur Stabilität exakt dieser Montierung zu machen, in der Regel sind mitgelieferte Montierungen in ALLEN Set-Angeboten die ich je zu Gesicht bekam (und das waren sehr viele) zu schwach, bei den Alt-Az war man immerhin oft im Minimalbereich des Brauchbaren, Wunder darf man nicht erwarten aber mit Abstrichen kann man damit beobachten. 

Was kann man damit beobachten? 

Eine ganze Menge aber man bleibt öffnungsbedingt eingeschränkt. 70mm sind einfach relativ wenig Lichtsammelfläche, so dass man sich hier auf hellere Objekte verlegen muss (zumal man als Einsteiger auch noch den Sehprozess am Teleskop erst lernen muss). Venus zeigt sich als Sichel, der Mond wird mit einer immensen Anzahl an feinen Strukturen aufwarten, Mars kann (muss nicht!) bei einer sehr guten Opposition (Erdnähe, etwa alle zwei Jahre der Fall) und perfekten Bedingungen erste kleine Strukturen wie Polkappe zeigen, Jupiter zeigt seine Monde und die Hauptbänder, Saturn seine Ringe mit Ringteilung, alle anderen Planeten sind nur als winzige Scheibchen zu sehen, Pluto bleibt als zu schwaches Sternchen verborgen. Im Bereich Deepsky Objekte sind viele offene Sternhaufen erreichbar, ebenso helle Nebelobjekte quer übers Jahr verteilt, bei dunklem Himmel gibt es hier sogar einige Paradeobjekte. Verborgen bleiben schwache Deepskyobjekte und suboptimal sind Objekte mit großer Ausdehnunge, denn bei 700mm Brennweite und einem 1,25" Okularauszug erreicht man nur ein maximales Feld von etwa 2° und das auch nur mit einem zusätzlich zu kaufenden 32mm Okular, damit erreicht man dann auch nur 3,2mm AP (Austrittspupille) was ein noch nicht allzuhelles Bild zur Folge hat. Mit dem langbrennweitigsten mitgelieferten Okular (20mm) erreicht man sogar nur weniger als 1,5° und 2mm AP.

Was geht nicht?

Einige der Werbeaussagen gehen definitiv nicht!

"Hochauflösendes, achromatisches 70-mm Objektiv mit 700mm Brennweite und hoher Farbtreue"

Da dies alles Auslegungssache ist, kann man natürlich (!) nicht von Täuschung sprechen jedoch: Die Auflösung definiert sich physikalisch über die Öffnung (7cm), die maximal mögliche wird das Gerät natürlich nicht erreichen, das schaffen nur 70mm Teleskope die bei weit über 500€ beginnen, trotzdem kann sich die Auflösung von Details auf den großen Planeten und entsprechenden Deepskyobjekten durchaus sehen lassen - ein 114mm Spiegel lässt es allerdings bereits merklich stehen. Ja, es handelt sich um ein achromatisches Objektiv nach Art eines "Fraunhofers" von hoher Farbtreue ist man noch ein gutes Stück entfernt aber im Vergleich zum jahrelang verkauften 70/350 ETX ist es mit einem Öffnungsverhältnis von f/10 in der Tat farbärmer. Einen farbigen Saum um helle Objekte wie Mond, Planeten und helle Sterne muss man tolerieren.

"Äquatoriale Profimontierung..."

Druckfehler! Die Montierung ist NICHT äquatorial = Parallaktisch sondern eine alt-azimutale Montierung, die man nicht in einer Achse der Erddrehung nachführen kann. 

"Vergrößerung: 35x-525x"

Oookay, die Lieblingsaussage eines jeden Amateurastronomen: die Vergrößerungsfähigkeit. Der rechnerischen Fähigkeit sind ersteinmal keine Grenzen gesetzt und wird lediglich durch das verfügbare Okular bestimmt. Nach der Rechnung Vergrößerung = Teleskopbrennweit : Okularbrennweite reden wir hier in der Umkehr von Okularen zwischen 20mm und 1,33mm. Ein 1,33mm Okular wird mit Sicherheit NICHT dabei sein, dafür aber ein 4mm Okular zweifelhafter Qualität und eine 3x Barlowlinse zur Brennweitenverlängerung. Selbst wenn wir hier erstklassig Okulare für einen vielfachen Preis des kompletten Pakets vor uns hätten wäre die Vergrößerung die selbe, das Ergebnis allerdings auch: Man sieht NUR Matsch! Denn im Gegensatz zur physikalisch möglichen Vergrößerung gibt es auch noch die Öffnungsbedingte sinnvolle Maximalvergrößerung und die liegt grob bei der doppelten Öffnung in mm, in diesem Fall also 140-fach, zu erreichen mit einem 5mm Okular. Allerdings gilt diese Regel auch wiederum nur für perfekte Optiken, aus eigener Erfahrung möchte man mit dem Skylux nicht allzu merklich über 100-fach vergößern, so dass man mit einem 6-7mm Okular bereits bestens ausgestattet ist. Leider ist neben der 4mm wirklich nur das 20mm Okular im Paket, da letzteres nicht zu gebrauchen ist und man nur durch die Barlow noch eine gewisse Flexibilität bekommt ist es also Pflicht hier mindestens ein weiteres Okular (z.B. ein einfaches, günstiges Plössel für um die 20-30€) anzuschaffen.

Fazit: Ich muss seufzen - das "Lidl" ist ein Stück Nostalgie, der Tubus in seiner 2006er Version hier ist kein überflüssiges Spielzeug wie viele andere Discounterteleskope, aber doch ist es heute ein gewisser Anachronismus. Die Einsteigerklasse hat sich merklich weiter entwickelt, vor allem in Richtung mehr Öffnung und eher auf Spiegelteleskope ausgelegt. Allerdings sind auch die Preise davon gelaufen, für unter 100€ gibt es bis zum heutigen Tage nicht mehr Teleskop fürs Geld. Ein langfristig sinnvolles Weihnachtsgeschenk? Ich möchte eher Nein sagen, natürlich gibt es auch sicher heute noch Menschen, die damit ihre Faszination für das Universum entdecken mögen, aber leidensfähig sollte man sein und sich beim Schenken/kaufen im Klaren sein: Sollte man hier ein Hobby entdecken wird dieses Gerät das nächste Frühjahr, spätestens Sommer, wahrscheinlich nicht mehr im Einsatz sein. Will man wenig Geld versenken um nun auf Teufel-komm-raus den Wunsch nach einem "echten Teleskop" zu erfüllen, behält man im Hinterkopf, ein solches Gerät recht wertstabil bei 30-50€ wieder verkaufen zu können. Sehr schade von Bresser finde ich, dass die Austattung weiter zusammengeschrumpft wurde, früher war wenigstens ein 12mm Okular dabei, die Mondkarte war eine nette gefaltete (heute zum Download!) und sogar eine CD mit Software (Cartes du Ciel) war damals dabei.

Gesamtfazit:

Back to roots - zumindest ein bisschen. Die Marke Bresser macht mir wieder Hoffnung auf die Angebote bei Lidl, zumal ich auch persönlich eine Bressermitarbeiterin kenne und auch den wirklich tollen (ich würde fast sagen: einmaligen) Kundenservice bei dieser in Deutschland ansässigen Firma. Natürlich kommt auch hier schon lange alles aus China aber bricht mal was ab reicht ein Anruf in Rhede und man kann auf Hilfe hoffen, auch wenn man ein günstiges Einsteigergerät hat. Beim Fernglas wünsche ich mir ein Festbrennweiten Fernglas anstelle des Zooms und beim Teleskop zum Einen, dass es wieder im Ladengeschäft verkauft wird um die Versandkosten zu sparen und den Preis noch näher an das ursprüngliche Skylux zu bringen. Wer diesen Artikel NACH dem Kauf liest muss sich nun aber nicht in Grund und Boden ärgern: Ihr habt etwas gekauft was als ersten Schritt in ein schönes Hobby gesehen werden kann, was mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dabei stehenbleibt - Sollten Fragen zur Bedienung entstehen könnt Ihr mich auch gerne per Email oder Kontaktformular anschreiben.

Montag, 10. November 2008

Erfahrungsbericht: Skywatcher 102/500 Achromat

Hersteller: Skywatcher / Syntha
Öffnung: 102 mm
Brennweite: 500 mm
Bauart: Refraktor (FH Achromat)
Okularauszug: 2"
Neupreis: ca. 200€
Noch in Besitz: NEIN




Sehr lange war ich auf der gedanklichen Suche nach einem reinen Richfieldgerät als Ergänzung für den grossen Newton. In Frage kamen eine ganze Reihe von Lösungen: Ein Selbst(um)bau eines 114/450 oder gar eines 130/650 Newtons die jedoch auf 2" hätten umgebaut werden müssen, sogar ein 6" f/5 war kurzzeitig auf der gedanklichen List, jedoch sind damit keine wirklich grossen Felder mehr realisierbar. 

Natürlich waren auch einige Vertreter der allgegenwertigen Apochromaten im Gespräch. Schlussendlich bin ich aber nun doch beim 4" f/5 Achromaten gelandet. Warum? Als allererstes wohl weil ich hochgradig begeistert von seiner Richfieldfähigkeit bin die ich bei Günther auf dem ATB geniessen durfte.


Ein Newton wäre leichter geworden jedoch mit sehr viel Umbaustress verbunden mit ungewissem Ausgang, ein neuer FS und ein neuer OAZ werden unabdingbar gewesen. Gegen die Apochromaten habe ich mich primär wegen ihrer eher langsamen Öffnungsverhältnisse entschieden, denn ich wollte für eine hohe AP um und über 6mm kein zusätzliches Okular anschaffen die dann aber auch nicht mehr Feld zu bieten gehabt hätten, sie sind also keine kompromisslosen Richfielder aber dafür universeller einsetzbar und auch für die Fotografie, beim Achromaten sind hingegen Planeten weitestgehend ein Nogo und auch höhere Vergrösserungen allgemein eher ausgeschlossen. Da er in Verbindung (hoffentlich bald im wahrsten Sinne des Wortes) mit dem 8" f/6 eingesetzt werden soll muss er nur bis ca. 50x vergrössern, alles darüber wird vom Newton übernommen.
Fotografisch habe ich ihn einige Male eingesetzt, das aber mehr aus Neugierder und Spaß an der Freude wie man so schön sagt. Der Farbfehler fällt bei den kurzen Achromaten auf Langzeitbelichtungen gnadelos auf/aus.  
In einem Anfall von... tja genau weiß ich da gar nicht mehr.. habe ich das Gerät wieder verkauft um mich auf den großen Newton zu konzentrieren, vermisse ihn aber heute durchaus in manchen Situationen.

Fazit:

Für relativ kleines Geld bekommt man hier ein durchaus brauchbares Richfieldgerät. Nicht geeignet als Allrounder oder Fotomaschine, nur für den Blick auf große Objekte bei niedrigen Vergrößerungen. Durch den Einsatz von Nebelfiltern ein fantastischer Anblick, mit selbigen nimmt man auch den Farbfehler praktisch nicht mehr wahr.   

Donnerstag, 15. November 2007

Alle Jahre wieder - Das Teleskop unterm Weihnachtsbaum

Insbesondere in der Zeit vor Weihnachten häufen sich in den einschlägigen Astronomie-Foren die Anfragen zu diversen Einsteigerteleskopen, sei es um einem latent astronomieinteressierten Freund oder Verwandten ein Geschenk zu machen oder selber einen Wunschzettel zu schreiben, die Weihnachtszeit ist die Hochzeit des Teleskopverkaufs. Obwohl praktisch die selben Teleskope das ganze Jahr über zu kaufen sind scheint die (Vor)Weihnachtszeit das Interesse noch stärker zu wecken. Jeder dieser Anfrager hat schon mal eine Sache goldrichtig gemacht, nämlich sich in einem Forum anzumelden und erfahrenere Sternfreunde um Rat zu fragen, der überwiegende Grossteil macht dies sicher nicht und vieleicht erreiche ich mit diesem kleinen Artikel wiederum einige dieser Leute. Wenn in diesem Artikel Fachbegriffe fallen, die ich nicht im Text erkläre, dann kann man sie über das Menü links im Astrolexikon nachlesen (falls nicht, wäre ich über eine e-mail dankbar).

(aus aktuellem Anlass erscheint es mir sicherer keine Markennamen zu nennen, privat per e-mail können wir uns sehr gerne darüber austauschen)____________________ und wie sie alle heissen mögen, diese Geräte scheinen zunächst mal viele Interessierte anzuziehen, dies hat auch seinen Grund: Der Preis und die überschwengliche Bewerbung dieser Instrumente. Ich werde im Nachfolgenden auf keine Marke im Speziellen eingehen, aber auf Anfrage bei mir via e-mail gebe ich auch gerne Tipps zu speziellen Angeboten.  Nach Markennamen sollte man kein Teleskop kaufen (zumindest nicht im unteren Preissegment) wobei aber ein Grossteil der oben genannten Marken keinen guten Ruf haben und das nicht zu Unrecht. Doch beginnen wir mit der Bewerbung und was sie wirklich aussagt.

Das "700mm Teleskop"

Oft wird mit solchen Angaben geworben, hier wird aber nur die Brennweite des Teleskops angegeben, eine äusserst sinnlose Art ein Teleskop zu beschreiben, denn es sagt praktisch nichts über die Leistungsfähigkeit aus, denn Brennweiten zwischen 300 und 1500mm sind in sämtlichen Preissegmenten vorhanden - von 15€ bis 15.000€ ;-) 
Wer sich nur minimal mit der Materie auskennt wird bei einer solchen Aussage vieleicht denken die Öffnung (also der Spiegel oder Linsendurchmesser) würde 700mm betragen das wäre dann ein 28" Gerät. das in Deutschland nur sehr selten, und wenn dann nur als Selbstbau, anzutreffen ist, weil dafür bereits eine gehobene Mittelklasselimousine gekauft werden könnte. Wir sehen also die Brennweite ist zwar eine nicht unwichtige Kennzahl eines Teleskops aber keinesfalls ein Qualitätskriterium. Ein anderer Trick ist die übliche Bezeichnung Öffnung/Brennweite (also z.b. 114/900) einfach umzudrehen, auch hier sollte man stutzig werden.

2.250.000 Sterne sichtbar?

Einige Hersteller bewerben ihr Teleskop mit  der theoretisch sichtbaren Menge an Sternen, eine Praktik die sich mir immer noch nicht erschliesst, dieser Wert hängt nämlich in nicht unerheblichen Masse von der (natürlich nicht beeinflussbaren) Himmelsqualität am Beobachtungsstandort ab! So liegen zwischen einem aufgehellten Stadthimmel und einem sehr dunklen Land- oder gar Alpenhimmel drei oder sogar vier Grössenklassen die sich auf die Sichtbarkeit von Sternen und anderen Objekten am Himmel immens auswirken! Berechenbar ist zwar der so genannte Grössenklassengewinn der dann aber mit den tatsächlichen Gegebenheiten am Himmel zusammengebracht werden muss. Auch hier müssen wir also feststellen: Kein Qualitätskriterium.
Teleskop - 600x Vergrösserung
Die Vergrösserung, das wohl beliebteste Werbeargument, vermittelt eine hohe Vergrösserung doch das Gefühl besonders "weit" schauen zu können, ein Qualitätsmerkmal? Nein, im Gegenteil, wer mit Vergrösserungen wirbt hat entweder keinerlei Ahnung davon was er verkauft oder er geht natürlich bewusst davon aus, dass es als besonders hochwertig angesehen wird. Doch die Vergrösserung eines Teleskops ist eine rein physikalische Grösse die keinerlei Aussage über Qualität oder Abbildung macht, praktisch jedes Teleskop kann man mit Vergrösserungen bis sagen wir mal 1000x betreiben. Wie das? Die Vergrösserung berechnet sich durch die Formel Teleskopbrennweite/Okularbrennweite. ein 76/700 Teleskop bringt mit einem 10mm Okular also 70x Vergrösserung. Durch den Einsatz einer sogenannten Barlowlinse die die Teleskopbrennweite künstlich um den Faktor 2, 3 oder gar 4 verlängert lässt sich jede beliebige Vergrösserung erreichen. Beispiel: 76/700 Teleskop + 2x Barlowlinse + 4mm Okular = (700x2)/4 -> 1400/4 = 350x Vergrösserung. Doch was bringt uns das? Rein gar nichts. Denn zum einen sind sehr viele Objekte die wir am Himmel beobachten können bei Weitem nicht so klein wie man sich das oft vorstellt (die Andromedagalaxie beispielsweise ist nicht weniger als sechs (6!) Vollmonddurchmesser gross) und zum Zweiten beschränkt das theoretische Aulösungsvermögen eine Teleskops die maximale sinnvolle Vergrösserung. Bei sehr guten Geräten nimmt man als Faustformel die doppelte Öffnung als Grundlage, bei durchschnittlichen Geräten (von denen sprechen wir hier im Einsteigerbereich) maximal das anderthalbfache der Öffnung. In unsererm Beispiel mit dem 76/700 Teleskop wäre also die maximale sinnvolle Vergrösserung bei 114x erreicht. also etwa mit einem 6mm Okular. Was passiert wenn wir darüber vergrössern? Das Bild zeigt keine weiteren Details sondern wird im Gegenteil immer "matschiger" so dass weniger zu sehen ist als bei kleineren Vergrösserungen. Des Weiteren sind ausser den Planeten unseres Sonnensystems die meisten Objekte die wir beobachten relativ dunkel, je weiter wir vergrössern, desto dunkler erscheint uns das Bild im Okular, die so genannte Austrittspupille wird immer kleiner (Der Begriff Austrittspupille kurz AP wird z.B. hier erklärt). Also können wir die angepriesene Vergrösserung eines Teleskops ruhigen Gewissens als Qualitätsmerkmal ad acta legen.
 
Hochleistungsokulare, Profiteleskope und andere Superlativen

Jedermann sollte misstrauisch werden wenn ihm solche Phrasen bei einem Teleskop zwischen 20 und 200€ begegnen, niemandem würde einfallen bei einem billigen Kleinstwagen die Bewerbung als Oberklasselimousine ernst zu nehmen, bei Teleskopen liegt das mangels Erfahrung mit der Materie meist anders. Die vermeintlichen Hochleistungsokulare oder wie sie auch immer genannt werden sind in sehr vielen Fällen so genannte Huygens Okulare oft auch zu erkennen an dem Buchstaben "H" vor der Brennweite (z.B. H-20). Dieses Okulardesign ist sehr einfach und meist von minderer Qualität, nur soviel: Benannt ist dieses hochaktuelle Hochleistungsokular nach seinem Erfinder Christiaan Huygens der im Jahre 1695 starb ;) Der Vollständigkeit halber: Es gibt auch ausgesprochen gute Exemplare dieses Typs diese sind aber praktisch nicht mehr erhältlich und mit Sicherheit nicht in Verbindung mit einem Massenprodukt. Was ist bitte ein Profiteleskop? Ein Teleskop mit dem professionelle Berufsastronomen arbeiten? Eher nicht, die kosten schon einige Millionen. Ein Teleskop für den semi-professionellen Amateurbereich? Auch hier reden wir von Teleskopen die zumindest einige Tausend Euro kosten. Auch hier gilt: Finger weg wer mit solchen Aussagen wirbt.
150/1400 - 114/1000 - 76/700 - 60/700 - Aldi - Lidl - ebay - Händler - Was denn nun?
Die Zahlen in der Überschrift geben ja wie wir bereits eingangs gelernt haben die Öfnnung und die Brennweite an, welches ist nun das richige? Diese Frage kann man pauschal einfach nicht beantworten, wenn es um einen gelungenen Einstieg geht auf jeden Fall keins der genannten - warum? Beginnen wir mal mit den "dickeren" Geräten, also mit Öffnungen von meist 114mm (4,5") oder gar 150mm (6"). Diese Grössen sind in der Tat gut für den Einstieg mit nicht allzu grossem Budget geeignet, doch nicht in den Brennweiten die oben angegeben sind. Wirft man einen genauen Blick auf die abgebildeten Teleskope sollte man bei einer Sache stutzig werden: Die angegebene Brennweite kann unmöglich mit der ungefähren Baulänge übereinstimmen, denn obwohl 1,40 Meter Brennweite (1400mm) angegeben sind, sehen die Geräte kurz und dick aus. Die Lösung des vermeintlichen Rätsels liegt in der Bauweise dieser Teleskope, der Spiegel hat im Prinzip nur die Brennweite der kürzeren Baulänge aber durch eine Linse im Strahlengang (meist im Okularauszug) wird die Brennweite künstlich verlängert. Das wird aus zwei Gründen gemacht: Ist das Teleskop kurz, kann man es auf eine leichtere (und billigere) Montierung setzen, die ein Teleskop mit einem grossen Hebel nicht sicher tragen würde (aber meist sind die mitgelieferten Montierungen auch mit den kurzen Teleskopen bereits überlastet). Der zweite Grund ist der, dass man die Brennweite verlängert wird weil der Spiegel nur ein so genanter sphärischer Spiegel oder auch Kugelspiegel ist, diese Spiegel sind leichter und billiger zu schleifen haben aber eine schlechte Abbildung wenn das Öffnungsverhältnis (Öffnungsverhältnis = Brennweite/Öffnung - z.b. 700/76 = 9,2 -> f/9,2 - siehe Artikel 'optische Theorie') zu "schnell" ist, also z.B. f/4 oder f/5. Bei "langsameren" Öffnungsverhältnissen wie f/8 oder f/10 fällt dieses Problem nicht mehr weiter auf, deshalb wird durch dir künstliche Verlängerung der Brennweite ein langsameres (man sagt auch kleineres) Öffnungsverhältnis erreicht. Das Ergebnis ist jedoch qualitativ nicht das gleiche wie bei einem Spiegel ohne Korrektorlinse der bereits auf diese tatsächliche Brennweite geschliffen wurde. Um das Unglück komplett zu machen ist die (ab und an nötige) Justage eines solchen Teleskops eine wirklich harte Nuss und für einen Einsteiger nicht zu schaffen - Also FInger weg von solchen so genannten katadioptrischen Teleskopen in diesem Preissegment.

Das unter Dutzenden Marken und Namen angebotene 76/700 Spiegelteleskop gibt es unter anderem jedes Jahr beim Kaffeeröster Tchibo (als Marke TCM), was ihm seinen Spitznamen "Tchibotorpedo" oder einfach nur "Tchibo"  eingebracht hat. Ich konnte das originale TCM Teleskop in der aktuellen Ausführung des letzten Jahres (2006) ausführlich testen, insbesondere auch gegen den Mitbewerber das beliebte "Lidl" Teleskop (Bresser Skylux) 70/700, das mit ähnlichen Rahmendaten allerdings als Linsenteleskop daherkommt. Optisch kann man hier wohl sogar Glück haben (eine Qualitätsstreuung ist auf dem Teleskopmarkt fast immer vorhanden, zumindest in den unteren bis mittleren Preisklassen) und ein durchaus brauchbares Exemplar erwischen das von seiner optischen Leistung her dem 70/700 Linsenteleskop ebenbürtig ist. Das Instrument krankt jedoch an einem anderen Problem, die azimuthale (also einfach nach oben und unten sowie im Kreis schwenkbar) Montierung auf der das Teleskop sitzt ist wackelig und hakelig, Beobachtungsspass mag da nicht recht aufkommen, wenn das Bild im Okular beim fokusieren (scharfstellen) so stark wackelt, dass sich das Bild erst beruhigt wenn das Objekt (z.B. ein Planet) schon wieder aus dem Gesichtsfeld herausgewandert ist, ein sich durch die Erddrehung bewegendes Himmelsobjekt kann somit nur sehr schlecht nachgeführt werden. Bleiben wir kurz beim erwähnten "Lidl" Skylux 70/700, im Preisbereich bis etwa 150€ ist es eigentlich das einzige dass man ruhigen Gewissens empfehlen kann, um die Weihnachtszeit herum wird es für unverschämt günstige 69€ beim Discounter Lidl angeboten (den Rest des Jahres ist es auch erhältlich kostet dann aber meist über 100€). Das Besondere bei diesem Teleskop ist, dass eine parallaktische Montierung mitgeliefert wird, die im Vergleich zu den allermeisten anderen Angeboten in dieser Preisregion tatsächlich das Teleskop halbwegs stabil trägt. Zwar darf man auch bei diesem Teleskop weder von Mechanik noch von der Optik Wunder erwarten aber wenn es partout ein Teleskop des günstigsten Segments sein soll, dann ist das Lidlscope kokurrenzlos.

Und was ist mit den kleineren? Auch Linsenteleskope mit Daten wie 60/700, 60/900 oder gar 50/600 (u.ä.) werden häufig sehr günstig insbesondere bei ebay aber auch zum Beispiel bei Aldi angeboten. Diese Teleskope sind meines Erachtens einfach zu klein um einen schönen Einstieg zu bieten, zwar haben vor 20 oder 30 Jahren viele Amateur Astronomen mit Geräten dieser Öffnungsgrösse angefangen (anfangen müssen) aber heutzutage gibt es doch Alternativen um sich gleich etwas mehr zu gönnen. Wir erinnern uns, sowohl das Auflösungsvermögen (Details) als auch die Lichtsammelleistung eines Teleskops wird über die Öffnung definiert, 50 oder 60mm sind damit eher Grössen für Ferngläser (z.B. 10x50) mit niedrigeren Vergrösserungen. Dazu kommt, dass auch diese meist auf wackeligen Montierungen verkauft werden. Worauf man grundsätzlich achten muss ist, dass der Durchmesser (Steckmass) des Okularauszugs eines Teleskops 1,25" (31.7mm) beträgt, nur so kann man gegebenenfalls andere, bessere Okulare zukaufen und nutzen. Früher waren 1" Okularauszüge Standard, heute ist das aber ein Kriterium ein Teleskop nicht zu kaufen, gibt es doch fast kein brauchbares Zubehör mehr, bei den genannten kleineren Linsenteleskopen trifft man solche 1" Okularauszüge sehr häufig an. 

Als Fazit bleibt nur zu sagen: Es ist nicht alles Gold was glänzt und wer ohne Frust und mit ordentlichem Potential in die Astronomie reinschnuppern will braucht nicht unbedingt viel Geld ausgeben aber Fehlkäufe kann man auch vermeiden. Das beste ist in jedem Fall eine Sternwarte in der Nähe zu suchen, die gerne Neulinge beraten oder sich über eines der Internetforen (siehe meine Links) eine Beoabachtungsgruppe oder auch Einzelbeobachter in der Nähe zu suchen die einem die verschiedenen Geräte live vor Ort zeigen und vor allem auch durchschauen lassen können. Auch würde ich persönlich vom Kauf bei ebay abraten, zwar gibt es zwischen den Hunderten Standardangeboten auch immer mal wieder sehr gute Geräte sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene aber für jemanden der sich dem Hobby zum ersten Mal nähert ist das kaum rauszufinden (nicht einmal über den Preis, ich habe unlängst von einem 76/700 Teleskop gehört, dass durch etwas elektronische Spielerei auf stattliche 300€ kam - zum Vergleich: Für die identische Optik, gebraucht aber erst einige Monate alt und originalverpackt habe ich inkl. Versand keine 10€ bezahlt). Ein Fachhändler (siehe meine Links) ist klar die bessere Alternative, vorsicht auch hier hat fast jeder Händler Teleskope wie die besprochenen im Angebot, aber nun sind wir ja etwas aufgeklärter ;-) Im Übrigen: Viele suchen einen Händler mit Geschäft bei sich in der Nähe, das ist in vielen Fällen nicht zu machen und bevor man zum (meist auch schlecht informierten) Optiker oder ähnlichen geht, lohnt es sich in jedem Fall bei einem oder mehreren der grossen Händler anzufragen, das Versenden klappt eigentlich immer hervorragend und durch die Bestellung übers Internet hat man den rechtlichen Vorteil des unbedingten 14-tägigen Rücktrittsrechts.

Mittwoch, 1. August 2007

Die Top 12 Einsteigerfragen

Die Top 12 Einsteigerfragen - Rund um den Einstieg in die praktische Astronomie
Wann immer man in den einschlägigen Fachforen in den Einsteigerbereich schaut, findet man einige immer wiederkehrende Fragen, einige davon möchte ich aufgreifen und versuchen zu beantworten, gibt es doch eine viel höhere Zahl an Interessierten, die den Weg über ein Forum vieleicht scheuen.


1. Welches Teleskop soll ich mir kaufen?

Die wahrscheinlich brennenste und auch am häufigsten gestellte Frage überhaupt. Leider auch eine Frage die keinesfalls allgemeingültig beantwortet werden kann, zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle um eine befriedigende Wahl treffen zu können. Da wäre zunächst einmal das liebe Geld das eine Rolle beim Kauf spielt, immerhin reden wir hier von einer Preisspanne die bei Neugeräten bei etwa 50€ beginnt und nach oben praktisch keine Grenze kennt, es gibt fertige Teleskoplösungen im Amateurbereich (wenn man das noch so nennen will) die weit jenseits der 100.000€ Grenze liegen. Doch auch dann stehen einem noch viele Hürden bei der Teleskopwahl bevor: Wie schwer darf das Teleskop sein? Was will ich primär damit beobachten, eher Mond und Planeten oder auch Nebel und Galaxien? Passt es in mein Auto? Wie teuer werden die weiteren Anschaffung wie z.B. die passende Montierung oder die benötigten Okulare sein? Komme ich mit dieser oder jener Art der Montierung überhaupt zurecht? Soll das Gerät flugreisetauglich sein? Ist das Teleskop auch für Kinder geeignet?  Und, und, und... 

Einige dieser Fragestellungen schliessen sich dann auch noch grundsätzlich aus, denn man muss sich darüber im Klaren sein, dass es das eine Teleskop das alles kann einfach nicht gibt, zu unterschiedlich sind die Anforderungen. Grundsätzlich sollte es nicht zu klein und nicht zu groß sein, denn im einen Extrem sieht man möglicherweise nicht genug um gerade am Anfang bei der Stange zu bleiben, im anderen Fall ist einem Aufbau und Transport nach kurzer Zeit zu beschwerlich und es fängt irgendwann an in der Ecke zu verstauben. Eine alte Weisheit sagt:"Das beste Teleskop ist das, welches am häufigsten benutzt wird." Und das muss nun nicht zwangsläufig das teuerste oder größte sein...

Gibt es nun einen Königsweg das für sich passende Teleskop zu finden? Ja, den gibt es, zunächst gilt es sich mit der Materie vertraut zu machen am besten auf Internetseiten von Hobbyastronomen (siehe auch meine Linkliste), ist man sich nun über oben genannte Fragestellungen einigermaßen klar, dann kann man ruhig den Schritt in ein Internetforum wagen um dort andere Meinungen einzuholen, aber egal wie dort die Diskussion verläuft, auch dieser Schritt bringt den Suchenden nur ein Stück näher ans Ziel, um Enttäuschungen und Fehlkäufe zu vermeiden gibt es meines Erachtens nur einen Weg: Das Instrument muss vor dem Kauf live erlebt und ausprobiert werden. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht glauben mag, in Deutschland wird nahezu flächendeckend nachts in den Himmel geschaut und Kontakte zu Sternfreunden sind übers Internet meist schnell aufgebaut, die allermeisten sind auch froh wenn sie einem Unerfahrenen ihre Geräte vorführen und Fragen beantworten können, also nur keine Scheu. Auch Vereine in der näheren Umgebung können hier Anlaufstelle sein. Erst wenn man selbst einmal durchs Okular geschaut hat und Hand angelegt hat kann man sich orientieren ob einem die Leistung und Bedienung zusagt.

Ein Gerät, dass einem in den Foren immer wieder begegnen wird es der 8" f/6 Dobson, ein Newton mit 20cm Öffnung und 1200mm Brennweite - man kann also schon von einem großen Teleskop sprechen, das ganze aber nicht wie bei einem üblichen Teleskop wie man es als Unbedarfter kennt auf einem Stativ mit Montierung sondern eingehängt in eine Holzkiste die man drehen kann. Warum wird's so oft empfohlen und taugt es was? Es gibt effektiv kein Teleskop mit einem besseren Preis/Leistungsverhältnis 300€ für 8" sind sehr günstig und was man mit einer solchen Öffnung sieht ist fantastisch und kann für ein ganzes Leben reichen, sowohl an den Planeten aber vor allem auch im Bereich der Nebel und Galaxien. Die Bedienung sollte man vor dem Kauf live testen, nicht jeder kommt damit klar, wobei es ausserordentlich inutitiv zu bedienen ist und die meisten nach wenigen Abenden sehr gut damit klar kommen. Was nicht damit geht: Fotografieren ist nicht möglich - eine automatische Nachführung gibt es erstmal nicht, das ist eigentlich nur im Selbstbau einer sg. EQ Plattform möglich. Eine Alternative die derzeit (April 2009) kurz vor der Markteinführung steht ist ein 6" f/6 150/900 Newton von GSO. Lange haben Sternfreunde die Händler und Hersteller gedrängt so ein Gerät auf den Markt zu bringen, vereint es doch einige Vorteile: Im Gegensatz zu einem 8" f/6 ist es soch ein gutes Stück kleiner und leichter zu transportieren - einige schrecken doch vor dem "großen" 8"er zurück - dadurch ist es auch relativ problemlos parallaktisch zu montieren - das wird beim 8" f/6 zwar auch immer als spätere Alternative angegeben man muss sich aber bewusst sein, dass dann ca. 1000€ an Montierungskosten ins Haus stehen. Auf der anderen Seite ist er gutmütiger (Justage, Anforderung an Okulare) und eher ein Allrounder als der schon vielfach angebotene 150/750 6" f/5.
Was gibt es also noch zu beachten? Ausser den beschriebenen Schritten empfehle ich noch den Artikel "Einsteigerteleskop? Diese lieber nicht" zu lesen, hier gehe ich auf einige Geräte ein, die von Anfang an aus den Möglichkeiten herausfallen sollten, auch wenn immer wieder nach ihnen gefragt wird.
Weiterführende Artikel:


2. Was kann ich mit meinem Teleskop sehen?

Was man mit einem Teleskop sehen kann hängt von einigen Faktoren ab, an erster Stelle sei hier die Öffnung zu nennen, also den Durchmesser der Linse oder des Spiegels. Die Öffnung bestimmt zunächst einmal die Lichtmenge die gesammelt werden kann, was insbesondere bei der Vielzahl von so genannten Deepskyobjekten (Nebeln, Galaxien ect.) wichtig ist, in kleineren Teleskopen erscheinen diese dann sehr viel schwächer oder sind gar überhaupt nicht zu sehen. Des Weiteren bestimmt die Öffnung auch das Auflösungsvermögen, je größer also die Öffnung ist, desto feinere Details können wahrgenommen werden. Dies alles unterliegt dann aber auch der Qualität des Spiegels bzw. der Linse, eine erstklassige Optik kann mehr zeigen als eine grottenschlechte, selbst wenn diese etwas (!) größer ist, häufig wird allerdings auch die Qualität zu sehr in den Vordergrund gestellt, so kann ein erstklassiger 3" Refraktor bei aller Exzellenz nicht annähernd so viel zeigen wie ein durchschnittlicher 8" Spiegel, aber im Rahmen seiner Öffnung zeigt das hochwertige Gerät entscheidend mehr als ein einfaches Modell.
Was kann man nun sehen? Nun die wichtigste Erkentniss die man haben sollte ist die, dass egal welches Instrument man kauft, man wird niemals auch nur annähernd das sehen können wie es auf Astrofotos zu sehen ist, weder Farbe (es gibt einige wenige Ausnahmen) noch die Helligkeit von Objekten kann erreicht werden, weil das menschliche Auge im Gegensatz zu einer Kamera immer nur einen Sekundenbruchteil "belichtet". Trotzdem gibt es Objekte die im Teleskop schöner aussehen können und detailreicher sein können als auf Fotos, weil diese möglicherweise durch lange Belichtungszeiten überstrahlt wurden. Zur Orientierung was man mit welchem Teleskop sehen kann sollten Astrozeichnungen dienen (wie ich auch einige wenige in meiner Galerie habe) , in meinen Links sind einige Seiten von Zeichnern aufgeführt. Nur so kann man zumindest eine Ahnung davon bekommen, was mit unterschiedlichen Teleskopen wahrgenommen werden kann.

3. Soll ich mir ein Linsen- oder ein Spiegelteleskop kaufen?

Für viele ist dies schon fast eine Glaubensfrage und stellt man sie in einem Astronomieforum kann man sich fast sicher sein, dass innerhalb von zwei Stunden eine hitzige Diskussion darum entbrennen wird.
Ursprünglich hatte ich hier einige gängie "Fakten" aufgezählt die jedoch einer intensiven Betrachtung nicht standhalten können, somit bleibt es weiterhin eine Frage der persönlichen Vorliebe, des Anwendungsgebietes und des Geldbeutels ;)

Tatsache ist: Ein Refraktor über 5" ist problematisch - sehr sehr teuer (farbrein also ED oder Vollapo sollte er schon sein von daher vier bis fünfstelliger Eurobetrag), sehr schwer, benötigt eine teure Montierung und zeigt am Ende doch das was seine Öffnung an Auflösungsvermögen physikalisch möglich macht. Unter 5" ist ein Refraktor klar die beste Wahl, im Rahmen der Öffnung zeigt ein Refraktor dann das maximal mögliche (sofern er von guter Qualität und farbrein ist), ist transportabel und meist noch erschwinglich - Newtonteleskop unter 6" sind praktisch nie mit einem Parabolspiegel ausgestattet, diese bilden aber wesentlich besser ab. Über 6" steigen die Newtonpreise im Vergleich zu den Refraktoren nur sehr moderat an und sie sind leichter und kürzer als Refraktoren gleicher Öffnung. Im Gegensatz zu Refraktoren müssen Newtons justiert werden - eine Aufgabe die nach etwas Üben innerhalb von 60s von statten geht.

4. Ich finde/sehe nichts mit meinem Teleskop, warum?

Das Problem dass Einsteiger (auch mich) am häufigsten entnervt ist, dass sie partout nichts finden wollen am Nachthimmel. Vor allem braucht man Geduld, Übung und Erfahrung. Wie finden wir denn nun ein Objekt am Himmel. Planeten verraten sich schnell durch ihre Helligkeit, Nebel und Galaxien hingegen sind meist mit dem bloßen Auge nicht zu sehen wie gehen wir also vor. Zunächst halte ich persönlich es für wichtig mit den wichtigsten Sternbilder vertraut zu machen und sich eine gute Sternkarte zuzulegen, das kann z.B. der auch von mir gerne empfohlene "Atlas für Himmelsbeobachter" von Erich Karkoschka sein, die Bibel der Hobbyastronomen, 250 Objekte sind hier verzeichnet. Ein Planetariumsprogramm mit dem man den Anblick am Himmel simulieren und ausdrucken kann leistet auch hilfreiche Dienste. All diese Punkte habe ich in meinen Artikeln "Wie finde ich Objekte am Himmel?" und "Sternbilder - Orientierung am Himmel" zusammengefasst und verweise zu dieser Frage auf die beiden...

5. Ich möchte ein Teleskop mit Goto, brauche ich das?

Der Wunsch nach einem Goto-Teleskop wird gerne durch die Werbung geweckt, denn damit könne man in Sekundenschnelle alle Objekte zielsicher finden, das ist auch zum Teil richtig. Richtig ist aber auch, dass man die meisten Gototeleskope nicht ohne ein Minimum an Orientierung ausrichten kann. Spielend leicht kann man nach der Einrichtung jedes gewünschte Objekt anfahren lassen und sieht es im Idealfall auch zentriert im Okular. Wo ist jetzt der Hasenfuss an der Geschichte. Nun zum ersten ist es nunmal so, dass man die besten Beobachtungen unter dunklem Himmel machen kann, der liegt erfahrungsgemäß weder auf der Terrasse noch im heimischen Garten, deshalb muss das Teleskop auf ein dunkles Feld transportiert werden, da Gototeleskope aber nur mit Strom funktionieren muss man eine geeignete Stromversorgung mitschleppen die dann auch möglichst die ganze Nacht halten sollte. Nächstes Problem, insbesondere im Einsteigerbereich, die Optiken der Gototeleskope der unteren Preiskategorie sind einfach zu klein, so wird alljährlich ein 70mm Refraktörchen mit Goto verkauft, nun die Objekte mag es ja genau positionieren aber ob der kleinen Öffnung gibts es fast nichts zu sehen. In der Preisklasse der typischen Einsteigerteleskope fliesst in diesem Fall einfach viel zu viel des Kaufpreises in die elektronische Spielerei und zu wenig in die Optik und die Mechanik. Goto hat seine Berechtigung, aber für einen Einsteiger halte ich es für eine überflüssige und zudem teure Spielerei, den Sternhimmel kennenlernen und dann von Hand anzupeilen bringt ihm wesentlich mehr Erfahrung, ich kenne Hobbyastronomen die 20 Jahre lang mit Gototeleskopen beobachtet haben und dann feststellen, dass sie ohne Stromanschluss selbst gängige Objekte nicht auffinden können. Vieleicht mag man sich nach vielen Jahren mal eine Gotomontierung kaufen um sich den Luxus (große Gototeleskope gehen schnell in die Tausende) zu gönnen mal eben schnell ein paar Objekte in schneller Abfolge anzufahren, aber meiner Meinung nach bleibt dabei ein Großteil des Beobachtungsspasses auf der Strecke...

6. Brauche ich eine automatische Nachführung?

Hat man sich für ein Teleskop auf parallaktischer Montierung entschieden, dann stellt sich auch die Frage nach einer motorisierten Nachführung, entweder direkt beim Kauf oder als Zubehörteil. Der Vorteil der parallaktischen Montierung liegt darin, dass bei genauer Ausrichtung auf den Himmelsnordpol (Nahe dem Stern Polaris, dem Polarstern) die Erddrehung welche die Sterne und Objekte durch das Gesichtsfeld wandern lässt, mit der Bewegung in nur einer Achse, der Rektazensionsachse auszugleichen ist. Dies geschieht dann entweder mit einem Knopf an dieser Achse manuell oder durch einen Motor der die Nachführung automatisch übernimmt. Dabei ist es natürlich eine angenehme Sache wenn einem die Arbeit abgenommen wird und man das beobachtete Objekt immer schön zentriert hat. Insbesondere bei hohen Vergrößerungen erleichtert diese automatische Nachführung das Beobachten ungemein. Auch zum langzeitbelichteten Fotografieren ist eine Nachführung nötig, da das Thema Foto sehr komplex ist und eine einfache Montierung und Steuerung kaum ausreicht um sehenswerte Ergebnisse zu erhalten will ich hier nicht näher darauf eingehen, aber einerseits können kurze Belichtungen auch manuell erreicht werden andererseits ist aber selbst bei Webcamaufnahmen mit kürzester Belichtung eine automatische Nachführung eine ungemeine Erleichterung. 

So muss jeder selbst entscheiden ob er das Geld in Nachführmotoren investiert oder nicht. Interessant wird es wohl erst bei Vergrößerungen jenseits von 150x was das ganze bei Kleinstgeräten eher überflüssig macht, da nicht so hoch vergrößert wird.


7. Kann ich auch die Sonne beobachten?

Aber ja, aber nur mit geeigneten Sicherheitsmaßnahmen sonst droht die sofortige Erblindung!!!

Okularsonnenfilter gehören direkt in die Mülltonne. Sie sollen in das Okular geschraubt werden, aber sie halten die immense Wärme der vom Objektiv gebündelten Sonnenstrahlen nur kurze Zeit aus und können dann platzen oder schmelzen! Leider sind sie unverständlicherweise immer noch hin und wieder bei Teleskopangeboten zu finden.

Eine einfache, günstige und sichere Methode die Sonne zu beobachten ist einen Sonnenfilter mit der visuellen Baader AstroSolar Folie herzustellen, ein Din-A4 Blatt kostet etwa 20€. Im Weißlicht kann man so auch mit kleineren Teleskopen schön Sonnenflecken auf der Oberfläche der Sonne beobachten und bei entsprechender Qualität und Bedingungen auch Fackelgebiet sowie die Granulation der Sonne bei hohen Vergrößerungen.
Eine andere Art der Weißlichtbeobachtung ist die Verwendung eines so genannten Herschelkeils der allerdings nur an Refraktoren einsetzbar ist, dabei wird durch Reflektion nur etwa 4% des ankommenden Lichts in Richtung Okular weitergeleitet während 96% der Strahlung verloren gehen.

Eine weitere Möglichkeit die Sonne sicher zu beobachten ist die Sonnenprojektion, dazu wird einfach ein Blatt Papier oder ein Projektionsschirm in etwa 30cm Entfernung vom Okular aufgespannt und das Bild der Sonne darauf projeziert, ganz ungefährlich ist diese Art der Sonnebeobachtung aber auch nicht, da kein Sonnenschutz vor dem Objektiv ist und Unbedarfte so einen Blick durch das Teleskop riskieren könnten.
Eine andere und besonders reizvolle Art die Sonne zu beobachten ist im H-Alpha Licht. Ein H-Alpha Filter bzw. Teleskop lässt nur das Licht in einem sehr schmalen Bereich, dem des ionisierten Wasserstoffs passieren. Die Sonne erscheint im H-Alpha Licht in Rottönen mit vielen feinen Filiamenten auf der Oberfläche und Protuberanzen, die innerhalb weniger Stunden huntertausende Kilometer weit von der Sonnenoberfläche emporschiessen können. H-Alpha Filter sind leider ausgesprochen teuer, einige Tausend Euro muss man für sie auf den Tisch legen, doch gibt es auch fertige Sonnenteleskope welche die H-Alphabeobachtung erlauben. Auch hier liegen die Preise mit einer Ausnahme im vierstelligen Bereich. Für etwas mehr als 600€ bekommt man jedoch das PST von Coronado (Personal Solar Telescope) ein H-Alpha Teleskop mit 40mm Öffnung. Daneben gibt es noch das Ca-K PST, dass die Sonne im lila Licht der Kalzium-K Linie darstellt, sie eignen sich aber vornehmlich für die Fotografie.

8. Wann kann ich Nebel/Planet XY sehen?

Solche Fragen tauchen sehr häufig auf, man sieht ein Foto der Plejaden oder sieht in einer Sternkarte ein besonders schönes Objekt und nun stellt sich die Frage wann kann ich das bewundern? Da sich der Anblick des Himmels von Stunde zu Stunden, von Nacht zu Nacht über das Jahr verändert, können wir nie den ganzen Himmel überblicken, die Hälfte befindet sich jeweils unter dem Horizont, Sterne und Nebel die man im Sommer hoch am Himmel bewundern kann, befinden sich im Sommer unerreichbar am Taghimmel. Deshalb lohnt es sich ein Planetariumsprogramm wie Stellarium oder Cartes du Ciel zu installieren (beides Freeware), damit kann man den jeweils aktuellen Sternhimmel simulieren und schnell herausfinden, wann welches Objekt am besten zu beobachten ist. Auch in diversen Astrozeitschriften gibt es monatliche Sternkarten die die aktuelle Himmelsansicht zeigen.
Auch die Planeten sind nicht dauerhaft zu beobachten sondern nur zu bestimmten Zeiten. Am besten sind die Planeten stets zu ihrer Opposition zu beobachten, also wenn sie der Erde am nächsten stehen, auch dies entnimmt man am besten einem der genannten Programme oder einem Himmelsjahrbuch.

9. Ich möchte Fotos machen, geht das?

Die Astrofotografie interessiert zu Beginn fast jeden Einsteiger. Speziell zu diesem Thema möchte ich auf meinen Artikel "Astrofotografie" verweisen in dem ich auf einige Aspekte eingehe...

Vorab: Es ist ein komplexes und in den allermeisten Fällen auch teures Thema, meiner Meinung nach tut man sich einen Gefallen erstmal visuell mit der Beobachtung einzusteigen und Astrofotografie als etwas anzusehen, dass man später einmal in Angriff nehmen kann wenn man Erfahrungen gesammelt hat.

10. Ich verstehe das ganze Fachchinesisch im Internet kaum...

80/600? 200/1200? f/6? Brennweite? AP? Apo?
Wo auch immer, ob in den Internetforen oder auf Amateurseiten (auch auf meiner) wimmelt es nur so vor Fachbegriffen mit denen man Afangs natürlich nichts anfangen kann, deshalb habe ich ein kleines Astrolexikon erstellt, in dem die wichtigsten Begriffe erläutert werden, das lebt aber auch von der Mithilfe, wann immer Ihr einen Fachbegriff nicht versteht, der nicht in meinem Lexion aufgeführt ist, scheut euch nicht mir eine e-mail zu schreiben.

11. Ich habe mir Teleskop XYZ gekauft, was nun?

Jetzt steht das Teleskop also im Zimmer, das Kind ist in den Brunnen gefallen, entweder weil ihr diesen oder ähnliche Artikel zu spät gefunden und gelesen habt oder weil das Teleskop ein Geschenk war.

Erstmal keine Panik, jedes Teleskop hat seinen Himel heisst es so schön und das ist richtig, man kann natürlich mit einem 76/700 Tchiboskop (billiges Spiegelteleskop von Tchibo/TCM eigentlich von Bresser produziert) keine Astrofotografie betreiben und auch ein 60/900 Refraktor ist keine Deepskykanone, aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann man auch mit einfachstem Equipment schon schöne Beobachtungen machen, informiert Euch welche Objekte mit kleiner Öffnung gut zu sehen sind, der Mond ist mit jeder Öffnung ein dankeswertes Objekt, dass viele Details offenbart und auch die Planeten sind in der Regel gut zu beobachten.

Ist man sich der natürlichen Einschränkungen bewusst, dann kann man auch versuchen noch mehr Leistung aus seinem Teleskop herauszuholen. An erster Stelle wären da neue Okulare zu nennen, die mitgelieferten bei Billigteleskopen sind meist völlig unbrauchbar, schafft man mindestens Plösselokulare oder gar günstige Weitwinkelokulare an, die so genannten "Goldkanten" (zu finden auf www.astrookulare.de unter Eigenimporte - ab 29,90€), dann wird man bereits einen deutlichen Unterschied sehen. Vorraussetzung hierfür ist aber, dass das Teleskop über einen 1,25" Okularauszug verfügt, das ist leider auch heute noch nicht selbstverständlich bei sehr billigen Teleskopen

Hat man ein Spiegelteleskop vor sich ist die genaue Justage von großer Wichtigkeit, ein dejustiertes Teleskop zeigt weniger als ein gut justiertes und hier stecken erhebliche Leistungsreserven.

Eine weitere günstige Möglichkeit sein Teleskop etwas zu "tunen" ist das Auskleiden mit schwarzer Veloursfolie (ca. 9€ im Baumarkt), damit wird Streulicht unterdrückt und der Kontrast erhöht.

Im Internet findet man auch jede Menge Tuningtipps zu den gängisten Teleskopen, so zum Beispiel auf www.binoviewer.at zum Lidlteleskop und bei Michael Hahn ein umfangreiches FAQ zum Tchiboskop, das sich auch auf andere Teleskope dieser Art anwenden lässt.

Der beste Hinweis ist aber der, sich beim Kauf des nächsten Teleskops vorher gründlich zu informieren.

12. Wie justiere ich mein Spiegelteleskop?

Mit diesem Thema muss sich früher oder später (eher früher) jeder auseinandersetzen der ein Spiegelteleskop besitzt. Will man die volle Leistungsfähigkeit des Instruments nutzen, dann sollte das Teleskop gut justiert sein, das schreckt den einen oder anderen vieleicht etwas ab, aber Justage ist keine Zauberei und kann von jedem erlernt werden. Hat man den Dreh erstmal raus ist das ganze eine Sache von wenigen Minuten und steht das Teleskop zu Hause muss das auch nicht ständig gemacht werden, nur nach Transporten sollte kurz nachjustiert werden, eine Grundjustage ist in der Regel nur nach einem Zerlegen des Teleskops oder einem langen holprigen Transport notwendig.

Der Grundgedanke des Justierens ist es alle optischen Elemente korrekt zu einander auszurichten, also Fangspiegel und Hauptspiegel. Den eigentlichen Vorgang der Justage will ich hier aus einem Grund nicht beschreiben, es gibt zwei (es gibt natürlich noch mehr) sehr gute Anleitungen von zwei engagierten Hobbyastronomen, deren genaue und verständliche Beschreibung ich höchstens kopieren nicht aber übertreffen könnte. Die Rede ist vom "Godfather of Justage" Uwe Pilz und dem "Justierkönig" Ekkehard Grohs alias Pteng. 

Wichtig ist die Schritte in genau dieser Reihenfolge durchzuexerzieren sonst kann es nichts werden, hat man das Prinzip einmal verstanden geht es einem leicht von der Hand. Welche Hilfsmittel man nun benutzt ist Geschmacks- und Ansichtssache. Es gibt Leute die schwören auf die billigste Lösung einer selbstgebastelten Justier-Filmdose, andere bevorzugen das Cheshire oder einen Laser. Ich selbst habe einen Laserkollimator, eine sehr angenehme Sache aber: Allein mit dem Laser ist eine komplette Justage nicht durchzuführen, das Ausrichten des Fanspiegels zum Okularauszug verlangt nach anderen Hilfsmitteln. Noch sehr neu auf dem Markt aber durchweg postitiv aufgenommen ist ein Justiertool von Spheretec, dem Prinzip der Filmdose ähnlich, Hightech Spezis schwören auf Barlowed Laser, mit dieser Technik habe ich aber noch keine Erfahrungen machen können.

Sonntag, 27. Mai 2007

Einsteigerteleskope? Diese nicht!

Welche Teleskope eignen sich nicht zum Einstieg?
 
Statt der großen Frage nach einem brauchbaren Einsteigerteleskop nachzugehen will ich nun einmal einige Geräte aufgreifen, die auf den ersten Blick wie echte Schnäppchen aussehen und auch immer wieder gekauft werden, die dann aber nach kurzer Zeit für Frust und mittelfristig zum Anruf beim Sperrmüll führen
Eins vorweg, selbstverständlich hat jedes Teleskop seinen Himmel, aber die Geräte auf die ich im Nachfolgenden eingehen werde bieten einfach ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis, haben teils unüberwindbare Tücken für den unerfahrenen Einsteiger oder sind schlicht Fehlkonstruktionen. Die allermeisten dieser Teleskope gibt es bei ebay, das sich i.d.R. nicht gut für den Teleskopkauf eignet, Ausnahmen bestätigen da natürlich auch die Regel, insbesondere wenn es um gute Gebrauchtgeräte geht, aber ein Anruf oder Besuch bei einem Händler, die Beratung von erfahrenen Beobachtern oder auch der Besuch eines Treffens bieten mehr Sicherheit beim Kauf. Da ich hier bis auf eine Ausnahme keine Marken- oder Gerätenamen enne kann man mir auch einfach eine email schicken in dem das entsprechende Angebot verlinkt ist, ich gebe dann gerne Auskunft darüber.

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Spiegelteleskope (Reflektoren)

Mit klangvollen Namen werden bei ebay und anderen Orts Spiegelteleskope mit Öffnungen zwischen 114 und 150mm (4,5"-6") verkauft die eines gemeinsam haben: Ihre Tubuslänge will nicht so recht zu der angegebenen Brennweite passen, der Tubus ist wesentlich kürzer. Man erkennt diese Angebote an den Werten 114/1000 oder 150/1400 und ihrem Preis zwischen 100 und 250€. Diese Teleskope sind so genannte katadioptrische Newtonteleskope, ihre hohe Brennweite im Vergleich zum kurzen Tubus erhalten sie durch eine zusätzliche Linse im Strahlengang der die Brennweite künstlich verlängert. Was ist da nun das Problem? Zum einen ist eine zusätzliche Linse ein Punkt an dem Licht und Abbildungsqualität schnell verloren gehen können wenn diese nicht hochwertig gefertigt wird, bei den Angebotspreisen kann man davon ausgehen, dass dies nicht der Fall ist. Warum wird nun diese künstliche Brennweitenverlängerung überhaupt eingesetzt? Zum einen spart man sich mit einem kürzeren und leichteren Tubus Gewicht, so dass die Teleskope mit kleineren Montierungen verkauft werden können, die aber auch nicht immer ausreichend sind um wackel- und schwingungsfreies Beobachten zu garantieren. Der zweite Grund ist, dass diese Teleskope keine parabolischen sonder nur Kugelspiegel verbaut haben, diese sind einfacher und billiger herzustellen, haben aber eine schlechtere Abbildung, insbesondere bei kurzer Brennweite. Mit längerer Brennweite wird der Effekt gemildert und die Abbildung wieder besser, dies wird bei den katadioptrischen Newtons im Billigbereich über die künstliche Brennweitenverlängerung erreicht. Jedes Spiegelteleskop muss hin und wieder justiert werden, besonders nach Transporten. Die Kombination mit einer Linse im Strahlengang macht diese für Anfänger ohnehin erstmal gewöhnungsbedürftige Justage nahezu unmöglich. Deshalb sollte man von diesen Geräten grundsätzlich die Finger lassen. Noch mal: Ist das Kind in den Brunnen gefallen und man hat so ein Teleskop daheim stehen, sollte man das Beste draus machen, aber wenn man noch die Wahl hat gibt es wesentlich gutmütigere und bessere Teleskop. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Kauf nochmals in den einschlägigen Foren (siehe meine Links) nachfragen.

Ein weiteres Spiegelteleskop von dem ich abraten möchte benenne ich konkret mit Namen: Der Bresser Pluto/S 114/500. Ich hatte bereits einen und habe mir inzwischen wieder einen geordert allerdings ausschließlich als Bastelobjekt, da man den Tubus mittlerweile für unter 30€ nachgeschmissen bekommt. Was ist nun das Problem mit diesem Teleskop? Wie ich oben schon geschildert habe eignen sich einfache Kugelspiegel nicht in Kombination mit kurzer Brennweite. Genau das trifft aber hier beim 114/500er zu und die Abbildungsleistung hat darunter zu leiden. Hinzu kommt, dass das Teleskop ein Öffnungsverhältnis von f/4,4 hat, dies ist zum einen schwerer zu justieren, insbesondere für den Anfänger, und zum Zweiten stellt es bereits enorme Anforderungen an Okular um ein scharfes Bild über das gesamte Feld zu liefern - passende Okulare kosten dann schon mal mehrere Hundert Euro! Darüber hinaus haben die meisten Pluto/S einen Konstruktionsfehler. Der Fangspiegel ist zu klein dimensioniert und leuchtet nur etwa 80mm des Hauptspiegels aus, man verschenkt also fast ein Drittel des Lichts. Findige Bastler verbessern den Pluto mit einem größeren Fangspiegel und versierte Selbstbauer verpassen ihm sogar eine Parabolisierung und lassen ihn neu verspiegeln, das alles kommt aber für den Einsteiger der erste Schritte mit dem Teleskop machen will nicht in Frage. Man darf aber nicht alle Geräte dieser Brennweite über einen Kamm scheren, so bietet Skywatcher einen 114/500 Newton an, der einen Parabolspiegel besitzt und dadurch eine durchaus gute Abbildung liefert.

Seit kurzem tauchen bei ebay vermeintliche Schnäppchen 8"er auf mit den Daten 200/800 für 99€ - Nach allem was bisher über diese Geräte bekannt ist sind sie nahezu vollkommen unbrauchbar und sollten nicht gekauft werden. Auch hier sind wahrscheinlich nur Kugelspiegel verbaut was bei einem 8" f/4 gleichbedeutend mit mülltonnenreif ist. Außerdem will auch ein kurzer 8" Newton erstmal sicher montiert sein, die Montierung kommt somit als ein vielfaches des Kaufpreises noch hinzu. Natürlich gibt es durchaus hervorragende Newtons mit 8" mit einem Öffnungsverhältnis von f/4 diese sind besitzen diese dann einen Parabolspiegel und sind nicht für 99€ zu haben. Einzig für erfahrene Spiegelschleifer könnte das Gerät interessant sein, da sie so günstig an einen Rohling kommen von dem sie die Beschichtung entfernen und mit der Hand weiter schleifen können - Zwischenzeitlich bin ich darauf hingewiesen worden, dass so ein Versuch tatsächlich schon erfolgreich angegangen wurde.

Dann gibt es noch die berühmt berüchtigten 76/700 (manchmal auch 76/900) Spiegelteleskope die zu Dutzenden bei ebay angeboten werden, auch bekant als 'Tchiboskop' da man sie immer wieder bei Tchibo im Angebot findet. Viele haben mit so einem kleinen Spiegel angefangen und man kann auch einiges an ihnen verbessern sofern sie über einen 1,25" Okularauszug und nicht über den veralteten 0,96" Auszug verfügen. Doch sind sie vom Preisleistungsverhältnis nicht allzu gut und für einen ähnlichen Preis wäre das 'Lidlscope', ein 70/700 Linsenteleskop vorzuziehen. Wenngleich die beiden Teleskope auf dem selben optischen Niveau liegen, wird der 76/700 i.d.R. auf einer einfachen meist zu wackeligen azimutalen Montierung angeboten und das 70/700 Lidlscope auf einer bereits brauchbaren parallaktischen Astro3 Montierung - Etwas Bastelbedarf um sie im Rahmen ihrer Öffnung auszunutzen haben allerdings beide Geräte.
Zum Thema Tchiboscope sei auf die Seite von Michael Hahn "Winnie" hingewiesen mit seinem umfangreichen Tchibo-FAQ als PDF


Linsenteleskope (Refraktoren)

Auch im Bereich der Linsenteleskope gibt es bei ebay viele Dutzend Angebote bei denen man lieber zweimal hinschauen sollte statt sich vom Preis oder den vollmundigen Versprechen blenden zu lassen. Grundsätzlich sollte man sich von Angeboten fernhalten bei denen ein 'Profiteleskop' gleich im Paket mit einem Mikroskop oder eines kleinen Handfernrohrs verkauft wird. Gängige Größen die sehr billig angeboten werden sind 50/800 (50/900, 50/700) oder auch mit 60mm Öffnung. Zum einen ist das wirklich sehr wenig Öffnung und unter 70mm macht der Einstieg i.d.R. wenig Spass. Zwar gibt es auch unter 70mm außerordentlich gute Geräte wie beispielsweise alte Zeiss Teleskope oder Apochromatische Refraktoren, die bekommt man aber weder für 30,50 oder auch 100€ sondern muss mindestens einige Hundert Euro für sie auf den Tisch legen, für den Einsteiger empfehlen sie sich meines Erachtens aber nicht, da es Geräte sind, die hauptsächlich bei niedrigen Vergrößerungen, also im Richfieldbereich punkten können und der Einsteiger ja einen möglichst leistungsfähigen Allrounder anschaffen sollte. Dann ist die Montierung meist eine der größten Schwachstellen, die einfachen Azimuthalmontierungen sind derart wackelig und schlecht verarbeitet dass kein Spass mit ihnen aufkommen wird. Besonders achten muss man auch auf die Größe des Zubehörs (insbesondere der Okulare), vielfach steht es gar nicht in den Auktionen dabei aber die meisten haben auch heute noch nur 0,96" oder 24,5mm Okularauszüge so dass nur die schlechten mitgelieferten Okulare benutzt werden können (die oftmals nur aus Plastik sind), 1,25" sind heutzutage Standard und nur in dieser Größe bekommt man bessere Okulare um das Teleskop aufzurüsten. Auch 70mm Teleskope sind bei ebay nicht davor gefeit mit 0,96" OAZs ausgestattet zu sein, mir fällt da spontan ein immer wiederkehrendes Angebot eines 70/300 Refraktor auf azimutaler Montierung und auch ein 70/800 mit kleinem OAZ findet man immer wieder. 

Teleskope im Vergleich - Jedes hat sein Einsatzgebiet

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Die Grafik soll nur einen Anhaltspunkt geben, gerade bei Galaxien und Sternhaufen gibt es innerhalb einer Kategorie auch gehörige Unteschiede... Während die hellste und größte Galaxie (Andromedagalaxie) stark von einem kurzbrennweitigem "schnellen" Teleskop profitiert, brauchen die meisten anderen mehr Vergrösserung und viel Öffnung.
 

Man sieht also, es gibt hunderte vermeintlich günstige Angebote die einem den Einstieg in das Hobby Astronomie aber verleiden können und im Endeffekt hat man doch einiges an Geld in den Sand gesetzt. Im Zweifelsfall immer erfahrene Amateurastronomen nach ihrer Meinung fragen und zwar immer vor dem Kauf...
Zum Thema 'Einsteigerteleskop' habe ich mir im Laufe der Zeit natürlich auch ein paar eigene Gedanken gemacht, diese erheben keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Richtigkeit, aber da es nunmal meist das liebe Geld ist, dass die Grenzen steckt, habe ich versucht drei Preissegmente im untersten Bereich zu zeigen, was sinnvoll sein könnte und von was man lieber die Finger lassen sollte...

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