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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Probleme mit Helligkeitsangaben in verschiedenen Katalogen


Ein großes Problem auf das man irgendwann stößt wenn man sich abseits des Messierkatalogs und den hellen NGC Objekten bewegt ist, dass nicht nur die Positionsdaten sondern auch die Helligkeitsangaben der Objekte extrem schwanken können.

Während dem visuellen Beobachter relativ egal sein kann ob sich das Objekt nun ein paar Bogensekunden weiter östlich oder westlich befindet ist die Helligkeitsangabe im Vorfeld schon sehr wichtig! Nur so kann man abschätzen ob das Objekt innerhalb des Leistungsspektrums des eigenen Geräts in Verbindung mit dem Himmel liegt oder "sinnlos" ist.

Wie komme ich nun auf dieses Problem? Bei manchen Vorabrecherchen lasse ich mich einfach in Sternkartenprogramm (im Moment vor allem CNebulaX) treiben und versuche hier und da eine nette Einzelgalaxie oder ein Grüppchen aufzuspüren, anderntags lasse ich mich vielleicht von einem spannenden Beobachtungsbericht inspirieren. Habe ich nun ein oder mehrere Objekte die ich beobachten möchte mache ich mich an die Recherche nach Helligkeiten. Dabei habe sicher nicht nur ich festgestellt, dass sich hier je nach Quelle stellenweise extreme Diskrepanzen ergeben. Wem soll man nun "glauben" was ist "richtig"?

Ein echtes richtig oder falsch lässt sich bei den Helligkeiten schwer ermitteln, bei Positionsangaben ist das einfacher. Der Grund liegt in der Art der Helligkeitsermittlung, der NGC Katalog (korrekt wäre eigentlich einfach "der NGC" zu sagen denn NGC=New General Catalogue) wurde 1888 veröffentlicht, später durch den IC I und IC II Katalog ergänzt und war der letzte große Deepskykatalog, der noch Objekte ohne Ansehen der Objektklasse aufgestellt wurde, alle nachfolgenden waren eben Galaxien- (z.B. PGC oder UGC), PN- (z.B. PK) oder Sternhaufenkataloge (z.B. Berkley, Trumpler). Wie wurden nun die Helligkeiten natürlich fotografisch vermessen und dies kann man in verschiedenen Spektren machen. Während der NGC Katalog weitgehend visuelle Helligkeiten angibt ist das bei anderen Katalogen nicht der Fall! Bei PGC (Principal General Catalogue) und UGC (Uppsala General Catalogue) verwenden bei ihrer Helligkeitsangabe Daten die blauen Platten oder Infrarotaufnahmen, also ein ganz anderes Spektrum als wir mit dem Auge wahrnehmen, hierbei kommen je nach Objekt aber ganz andere Helligkeiten heraus. Diese sind bei den zuletzt genannten allerdings sehr viel genauer, weshalb viele Programme wenn sie auch über Daten von PGC/UGC verfügen klammheimlich nicht nur die genaueren Positionsangaben sondern auch die Helligkeiten übernehmen. Genauso verhält es sich bei Onlinerecherche Diensten wie z.B. Messier45, Simbad oder auch die DSDB, hier ist allerdings in vielen Fällen angegeben auf welche Platten sich die Helligkeit bezieht. 

Hier mal ein Beispiel von POSS I (R) und POSS I (B) - natürlich darf man von den Helligkeitsunterschieden nicht automatisch auf visuelle Unterschiede schließen, dafür gibt es zu viele Unterschiede bei den Objekten selber und der Aufnahmetechnik:



 

Das ganze mal in Form eines Beispielobjekts:

NGC 1267, eine schwächere kleine Galaxie in Perseus, die Teil des Galaxienhaufens Abell 426 ist. Nun kamen mir bei meiner Vorabrecherche (übrigens auch bei allen anderen Galaxien dieses Haufens, aber 1267 war die extremste) viele verschiedene Helligkeiten entgegen gepurzelt:

CNebulax (die Daten basieren (angeblich?) auf dem RGNC/IC von Wolfg ang Steinicke): 14m1

Messier45.com: 13m

SIMBAD: 15m4


Während bei Simbad durch den Eintrag schnell ersichtlich wird, dass es sich hier um eine blaue Aufnahme handelt, muss man bei den anderen Quellen etwas suchen, Jörn machte mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam, dass auch dort die Quellen der Helligkeitsbestimmungen zu finden sind: CNebulaX hat sowohl fotografische als auch visuelle Helligkeiten aus dem Katalog übernommen, wählt aber per Default erst einmal nur die fotografischen aus, hier muss ich selber noch forschen wie man das umstellen kann. Messier45 codiert die Quelle in Form des Buchstabens (v,p, b,j). Dr. Steinicke erklärt selbst, dass die Helligkeiten erheblich differieren können, im RNGC wurden lückenhafte oder offensichtlich falsche Helligkeitsangaben entweder durch die Sichtung diverser fotografischer Platten ergänzt und im Fall der visuellen Helligkeiten werden diese auf Grundlage des Galaxientyps und Literaturangaben berechnet!

Ein weiterer Knackpunkt, den man nie unterschätzen darf: Helligkeitsangaben sind meist nur integrierte Helligkeiten über die gesamte Fläche. Das heißt bei gleicher Helligkeit wird eine größere Galaxie sehr viel schwächer aussehen, weil sie Helligkeit auf eine größere Fläche verteilt, deshalb gibt es auch des Öfteren die zweite Angabe Flächenhelligkeit (mag/arcmin²). Das kann schon einen guten Hinweis auf die Beobachtbarkeit geben, wieder ein Beispiel:

Messier 33: Helligkeit (V) - 5,7mag
Messier 51: Helligkeit (V) - 8,1mag

Auf den ersten Blick scheint klar zu sein welche Galaxie einfacher zu sehen ist, bezieht man jedoch die Fläche der Galaxien mit ein kommt man zu anderen Ergebnissen:

Messier 33: Größe 70'x40' -> 14m/arcmin²
Messier 51: Größe 11,2'x6,9' -> 12,7m/armin²

Je kleiner die Galaxien werden, desto eher kann man sich auf die integrierten Helligkeiten verlassen aber eben auch nicht durch die Bank weg, so gibt es auch Galaxien, die ein im Verhältnis zum Kern recht großen und mitunter extrem schwachen Halo besitzen, hier kann man sowohl die integrierte als auch die Oberflächenhelligkeit nicht uneingeschränkt heranziehen wenn es auf die Sichtbarkeit ankommt, das helle Zentrum ist womöglich trotz schwacher Helligkeitsangaben durchaus zu sehen. Eine Hilfe ist hier sicher immer mal einen Blick auf die Fotos des DSS zu werfen.

Auf was soll man sich nun stützen? Meine ehrliche Meinung ist, dass wenn wir uns in Grenzbereichen bei der Objektwahl bewegen und wenig bis keine Berichte von anderen Beobachtern zu finden sind, dann bleibt nichts anderes übrig sich einfach nach allen Seiten schlau zu machen und die unterschiedlichen Helligkeiten zu notieren und es dann einfach zu VERSUCHEN! Oft wird man überrascht, manchmal auch sicher enttäuscht, aber wer es nicht versucht wird in jedem Fall nichts sehen.

Ich danke Jörn für die zahlreichen Tipps und die tiefer gehende Recherche, die mich den Artikel nochmal an einigen Stellen ergänzen ließen! Siehe auch sein tiefgreifender Artikel zum Thema Flächenhelligkeit im folgenden Anhang.

Quellen und weiterführende Links:

Digital Sky Survey

SIMBAD

Messier45.com

NASA/IPAC Extragalactic Database

Revised NGC/IC von Dr. Wolfgang Steinicke

Wikipedia



Montag, 4. Juni 2012

Die Wahl des richtigen Beobachtungsplatzes

Das Teleskop steht bereit, die Nacht verspricht klar zu werden, nur wo stellen wir uns auf um das beste aus der Nacht zu machen?

Gerade am Anfang unterschätzt man die Wahl des Beobachtungsplatzes, da ist zum einen der innere Schweinehund, der uns gerne mal auf dem heimischen Balkon oder dem Garten halten möchte. Warum auch nicht? Der Himmel ist ja überall gleich klar... doch das ist eine Fehleinschätzung und wer einmal von einem "optimalen" Platz aus den Himmel genossen hat, der wird das im Normalfall nicht mehr missen wollen, denn jeder schlechtere Standort macht sich durch einen mitunter drastischen Einbruch in den beobachtbaren Details und der Ausschöpfung des Potentials von Teleskop und Himmel negativ bemerkbar.

Die ersten Jahre habe ich selbst in Ortsrandlage einer Kleinstadt von meine Terrasse aus beobachtet, weil ich es einfach nicht besser wusste - das war passée als ich Anschluss an eine Beobachtergruppe gefunden habe und einen dunklen Himmel kennengelernt habe - ohne diesen Vergleich ist man gewillt auch seinen Garten oder seinen Balkon als tauglich einzustufen. Manchmal mag das auch gehen, wenn man beispielsweise aus Zeitgründen einfach nicht rausfahren kann, aber der Spaß fängt erst ausserhalb der Zivilisation an...



Ein paar Bemerkungen vorab, bedingt durch meine Beobachtungsvorlieben und meinen Standort orientiere ich mich im Folgenden an den Anforderungen bei visuellen Deepsky Beobachtungen und in gewisser Weise zielen die Faktoren der Standortwahl auf eine typische Mittelgebirgsgegend, in der ich nun einmal lebe, ab. An der Küste oder in den Alpen ist daher manches sicher nur bedingt zu realisieren bzw. sinnvoll.

Wovon hängen gute Beobachtungsbedingungen ab?

  • Transparenz des Himmels
  • Dunkelheit des Himmels
  • Seeing
Die Reihenfolge habe ich nicht ganz zufällig gewählt, sondern sie stellt meiner persönlichen Einschätzung nach auch die Wichtigkeit der einzelnen Faktoren dar. Der Grund warum ich das vielbeschworene Seeing ans Ende gestellt habe ist, dass auch wenn das Seeing (die Luftunruhe) wirklich schlecht ist, der Deepsky immer noch genug lohnende Ziele bereit hält, die ohne weiteres auch bei niedrigen Vergrösserungen beobachtet werden können. Da man an geeigneten, dunklen Standorten in der Regel von lokalen Seeingproblemkandiaten wie Schornsteinen und großen bebauten Asphaltflächen (starke Wärmeabgabe in der Nacht!) entfernt ist und meist nur mit dem atmosphärischen Seeing der Luftschichten und eventuell noch dem ganz nahen Seeing im Teleskoptubus zu tun hat, gehe ich darauf nicht weiter ein.

Transparenz

Man kann es vereinfacht mit der Durchsichtigkeit der Atmosphäre gleichsetzen, die Bewölkung ist hierbei nur ein Faktor, natürlich kann eine bewölkte Nacht nicht wirklich Freude machen, doch es gibt sogar Nächte die extrem guten Himmel in Wolkenlücken bieten! Ein weiterer Aspekt der Transparenz ist der Dunst, dies kann zum einen Luftfeuchtigkeit in Form von Nebel sein, aber auch feste Teilchen, also Staub, Pollen und der gleichen. Vor allem über stark bevölkerten Gegenden hängt durch die allgegenwärtige Luftverschmutzung regelmäßig Dunstglocken. Je besser die Transparenz desto lohnender unsere Beobachtungen, jeder Dunstschleier beschert uns natürlich weniger Details weil wir das Objekt wie durch einen Vorhang betrachten.

Dunkelheit des Himmels

Eine Maßeinheit für die Helligkeit von flächigen Deepskyobjekten ist mag/arcsec² . Magnituden pro Quadratbogensekunden. Was wir an Mag(nituden) Angaben in Sternkatalogen und Karten oftmals gezeigt bekommen ist die integrierte Gesamthelligkeit, interessanter ist jedoch die Flächenhelligkeit (surface brightness) die in eben jenen mag/arcsec² angegeben wird. Ein Beispiel: Die Oberflächenhelligkeit des berühmten Ringnebels Messier 57 liegt bei 9,3m jene von der nicht minder bekannten Triangulum Galaxie Messier 33 bei gerade mal 14,2mag (wie sehr da doch die integrierte Helligkeit von üppigen 5,7mag täuschen kann!).


(M33 aufgenommen am 30. August 2009 mit einem 4" f/5 Refraktor)
 
Nun hat auch der Himmelshintergrund eine solche Helligkeit - Je geringer (=dunkler) diese Himmelshelligkeit ist, desto besser der Kontrast zur gleichbleibenden Objekthelligkeit und damit die Sichtbarkeit des Objekts oder ihrer Details.

Seit einigen Jahren gibt es ein Gerät zur Messung dieser Himmelshelligkeit in Form des SQM (-L) Sky Quality Meter . Die Himmelshelligkeit ist in Abhängigkeit der Transparenz und der daran gestreuten bzw. reflektierten Aufhellung durch die künstliche Beleuchtung des Nachthimmels durch unsere Zivilisation, stark schwankend. In Großstädten, hat man teils unter 18m in guten Landhimmellagen zwischen 19,5 und 21,5m und an extrem guten Standorten auch noch merklich darüber! Zwar ist auch dieses Gerät mit Vorsicht zu genießen, weil es nicht alle Faktoren ganz der Realität entsprechend gewichten kann (so kann an Himmel mit schlechter Durchsicht aber keinerlei künstlichen Aufhellung als dunkel ausgegeben werden), aber immerhin bietet es eine vergleichsweise objektive Möglichkeit die Himmelsqualität zu messen.

Himmelsaufhellung 2km von einer Kleinstadt und 15km von einer Großstadt entfernt 



Um nochmal den Effekt zu verdeutlichen was ein dunkler Himmelshintergrund bewirkt hier eine kleine Simulation des visuellen Anblicks von M 42 (Orionnebel) jeweils mit 4" Refraktor bei a.) wirklich schlechten Bedingungen innerhalb einer Großstadt, b.) mauen Verhältnissen wie wir sie in Vorstädten antreffen, c.) unter üblichem Landhimmel und d.) unter merklich besserem Ausnahmehimmel wie er nur an wenigen Standorten innerhalb Deutschlands und auch dort nicht immer anzutreffen ist.

Wie immer sind die simulierten Ansichten mit Vorsicht zu geniessen, der visuelle Anblick lässt sich auch mit Fotos schlecht simulieren, sie geben aber einen guten Eindruck dessen wieder was man unter dem jeweiligen Himmel bei voller Adaption und geschultem Auge erwarten kann.

Großstadthimmel

Vorstadthimmel

Normaler Landhimmel

Extrem guter Landhimmel/Gebirgshimmel

Schon dieser Vergleich dürften jedem klar machen, wie lohnend es ist zum Beobachten von Deepsky Objekten einen dunklen Standort aufzusuchen. Doch wo finde ich die maximale Dunkelheit und Transparenz?

Zum einen ist klar: Jeder Kilometer den wir zwischen uns und große Ballungsgebiete bringen schafft einen besseren Himmel. Und auch wenn wir vieleicht schon etwas abseits von Großstädten leben, können einige wenige Kilometer nochmals viel bewirken, denn auch kleine Ortschaften, die in Nächten mit etwas höherer Luftfeuchtigkeit nachts durch Laternen ect. beleuchtet sind können im Okular sichtbare Qualität beim Beobachten kosten. Ich habe das selbst nicht für möglich gehalten, ich lebe etwa 10km Luftlinie von der nächsten größeren Stadt entfernt und gut 25-35km von der Mitte eines Ballungsgebietes, trotzdem haben bereits zwei Kilometer von diesen Leuchten einen meß- und sichtbaren Effekt, weitere zehn Kilometer bieten dann den Himmel unter dem ich in den allermeisten Nächten beobachte.

Wichtige Faktoren bei der Standortwahl

Wir kennen nun unsere Feinde: Beleuchtung, Dunst und Luftverschmutzung. Schon der gesunde Menschenverstand lässt erkennen, dass wir dem nur aus dem Weg gehen können wenn wir uns von Städten und Ballungszentren möglichst weit entfernen, aber ein guter Beobachtungsplatz braucht noch ein paar andere Dinge:

Höhe:

Die Höhe spielt meiner Erfahrung mit diversen Plätzen nach eine nicht zu unterschätzende Rolle, Luftfeuchtigkeit tritt je nach Ausmaß zuerst in Bodennähe auf, der berüchtigte Bodennebel, das kann man bei uns in feuchten Nächten sehr gut beobachten, während wir die ganze Nacht auf unserem gut 500m hohen Hügel gemütlich beobachten, wabert in den Tallagen der Nebel und auf der Heimfahrt fragt man sich wie man bei der Suppe überhaupt beobachten konnte, die Höhe machts... Wer im Flachland wohnt, der hat meist nicht die Chance in sinniger Entfernung eine größere Erhebung zu finden, aber grundsätzlich sind Gewässergebiete zu meiden, Flüße und Seen sind natürlich Verdunster und generieren gerne Bodennebel.

Südsicht:

Vielfach wird darauf hingewiesen, dass man bei der Wahl des Beobachtungsplatzes auf optimale sprich freie Sicht nach Süden achten soll -  warum eigentlich? 

Beim nächtlichen Lauf des Himmels, kulminieren alle nicht-zirkumpolaren Sternbilder (zirkumpolar = nahe am Polarstern stehend und damit immer über dem Horizont) genau im Süden, das heißt sie erreichen dort ihre maximale Höhe über dem Horizont. Je höher ein Objekt steht, desto weniger wird es von den Aufhellungen und Atmosphäreneinflüssen (Dunst ect.) niedrigen Regionen beeinträchtigt. Das mag bei vielen Sternbildern bzw. deren Objekten nicht so ins Gewicht fallen, wenn wir beispielsweise an den Schwan denken, der ja an seinem höchsten Punkt im Zenit direkt über uns zu sehen ist, jedoch je weiter südlich (in Bezug auf den Himmelsäquator) sich ein Sternbild/Objekt befindet, desto geringer seine Höhe selbst am Kulminationspunkt, als Beispiel sei das Sternbild Skorpion mit seinen Sternhaufen genannte, selbst an seiner höchsten Stellung kommt der Kugelsternhaufen Messier 4 nur auf etwas über 13° Höhe (Beobachtungs Breitengrad ~50°), das ist nur wenig mehr als der Handrücken der ausgestreckten Faust!

Sternbild Skorpion - Erstellt mit Stellarium

Zugänglichkeit:

Es mag sich hier und da nicht vermeiden lassen, aber die Zufahrt zum Beobachtungsplatz ist idealerweise auf legalem Wege zu machen. In den allermeisten Fällen wird man zwar nicht erwischt werden, wenn man mal etwas über einen Feldweg fährt, aber wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, sollte man sich entweder einen Platz suchen, der legal zu erreichen ist oder aber man holt sich eine Genehmigung vom zuständigen Amt oder Grundbesitzer ein um Ärger zu vermeiden. Allgemein ist es oft so, dass Sportplätze von kleinen Orten, die fast immer ausserhalb der geschlossener Ortschaften liegen, über öffentliche Wege zu erreichen sind. Auch sollte man nicht vergessen wie die Straße, die ja wegen ihrer Lage in den allermeisten Fällen im Winter nicht geräumt wird, bei Schnee zu befahren ist. 

Entfernung:

Ein wunder Punkt. Bis wohin macht es noch Sinn einen Platz zu wählen? Lebt man in Mitten eines Ballungsgebietes, muss man zwangsläufig eine längere Anfahrt in Kauf nehmen, wo die persönliche Schmerzgrenze liegt, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ausser dem Spritverbrauch (und der damit einhergehenden miesen Umweltbilanz ;) ) sollte man vor allem bedenken: Eine richtig schöne Beobachtungsnacht kann auch mal länger dauern, vor allem wenn man in Gesellschaft mit anderen Sternfreunden beobachtet. Die Heimfahrt steht aber immer an, egal wie spät es ist und Übermüdung ist ein schlechter Begleiter auf weiten Fahrstrecken! Ich habe es selbst schon des Öfteren erlebt - mein Stammbeobachtungsplatz ist glücklicherweise in etwa 20min zu erreichen, das ist schon fast Luxus, allerdings gibt es in gut 80 Kilometer Entfernung einen Standort, der einen fast unschlagbaren Tophimmel bietet (bieten kann... auch nicht immer). Schon allein die weite Anfahrt "zwingt" einen fast dazu, länger zu bleiben, damit es sich egal wie der Himmel nun auch sein mag, gelohnt hat. Da kann nach etlichen Beobachtungsstunden die lange Heimfahrt schon zum echten Risiko werden - solche Fahrten lieber nur an "besonderen" Tagen mit genug Backup-Schlaf ;)

Gerade wenn man Anschluss an eine lokale Beobachtergruppe findet, lässt es sich aber auch gut einrichten, dass man Fahrgemeinschaften bildet, unerlässlich für die meist immobilen jungen Beobachter.

Reich strukturierte Milchstrasse - ein Indiz für einen guten Standort


Störlicht:

Auch weit Draußen, abseits großer Städte kann man Pech haben und die einzigen zwei Laternen im Umkreis von 10km leuchten einen frech an, das gilt es natürlich zu verhindern (Stichwort Adaption!). Neben der direkten Beleuchtung durch Häuser oder Laternen sollte man auch darauf achten, dass der vorbeifahrende Verkehr nicht dauernd blendet, auch wenn dieser Nachts meist etwas spärlicher ist, kann das schnell nerven wenn man plötzlich von einem Auto in der Kurve seiner Adaption beraubt wird.

Fazit:

Die Masse an Anforderungen an den "optimalen" Platz macht es nicht gerade einfach seinen Platz zu finden, hier und da wird man zwangsläufig Abstriche machen müssen - Es bleibt aber Fakt: Ein dunkler Beobachtungsstandort ist durch nichts zu ersetzen! Auch nicht wie vielfach fälschlich angenommen wird durch ein größeres Teleskop, was man unter sehr gutem Landhimmel mit einem 6" Gerät sehen kann, das kann auch ein 12"er nicht an den Großstadthimmel zaubern. Mitunter werden Schmalband- oder Linienfilter als Lösung angeboten um den Kontrast von ganz bestimmten Objekten auch unter Lichtverschmutzung anzuheben, glaubt mir: Sie sind gut und wichtig aber unter dunklem Himmel brennen diese Objekte erst richtig. Gerade Galaxien mit ihren vielfältigen interessanten Formen sind vor jeder Filternutzung gefeit und brauchen einfach einen möglichst dunklen Himmel.  

Mein Tipp: Sucht Anschluss an bereits bestehende lokale Beobachtergruppen. Zur eigenen Recherche sind die ersten Anlaufstellen Lichtverschmutzungskarten:

An die Karten darf man sich natürlich auch nicht Pixel bzw Kilometergenau halten, hier kann die Realität durchaus abweichen, es bleibt am Ende also nichts anderes übrig als sich bei der Suche nach dem geeigneten Beobachtungsplatz selber auf den Weg zu machen und geeignete Plätze zu erkunden - Es lohnt sich in jedem Fall!




© Benny Hartmann - kommerzielle Nutzung der Fotos/Grafiken ist ausdrücklich untersagt, private Nutzung nach Rücksprache

Freitag, 30. Dezember 2011

Neue und alte Gedanken zum visuellen Einstieg


Im Gegensatz zu vielen Artikeln auf meiner Seite, in denen ich meist im Ungefähren bleibe um eine möglichst breite Masse an Einsteigern anzusprechen und Informationen zu vermitteln, möchte ich mit diesen Zeilen einmal wesentlich konkreter auf eine vermeintlich optimale Möglichkeit eingehen, wie man sein (neu? Wieder?) gewonnenes Interesse an der praktischen Astronomie mit dem Teleskop, starten kann. Ich setze an dieser Stelle einfach mal voraus, dass der geneigte Leser sich bereits etwas schlau gemacht hat was den Aufbau und die Unterschiede von Teleskopen und ihren Kennzahlen angeht – falls nicht und der ein oder andere Fachbegriff oder eine Aussage Staunen oder Ratlosigkeit hervorruft, einfach nochmal einen Abend oder zwei Zeit nehmen und die anderen Einsteigerartikel durchlesen ;)

Bevor es losgeht einige Grundannahmen die ich unterstelle um überhaupt so konkret werden zu können:

  • Starke Interessengewichtung auf rein visuelle Deepskybeobachtung, also galaktische und planetarische Nebel, Sternhaufen (offen wie auch Kugelsternhaufen) und natürlich Galaxien
  • Wille und Möglichkeit einen möglichst dunklen Himmel aufzusuchen, sei es durch einen guten Standort zu Hause im eigenen Garten oder eine kleine Autofahrt von sagen wir mal 15-30min.
  • Ein Einstiegsbudget von Minimum 300€ mit Wille und Möglichkeit im Laufe von etlichen Monaten bis wenige Jahre, nochmal den selben Betrag für den Ausbau der Ausrüstung einzuplanen.
  • Ein beschränktes Budget – Denn wer sich darüber keine Sorgen machen muss, der kann ja entweder gleich das beste nehmen oder nach Trial-and-Error alles mal antesten ;)

Warum diese Annahmen? Ganz einfach, um was die Ausrüstung angeht so ins Detail gehen zu können ohne auf deutsch Murks anzupreisen, die zu einem anderen Anforderungsprofil einfach nicht passen würde! Wer von vorneherein auf Fotografie aus ist, den innerstädtischen Balkon nicht verlassen kann oder will, der muss zwangsläufig andere Kompromisse eingehen und damit auch ein gänzlich anderes Equipment anschaffen. Hier geht es nun aber um eben diese Grundvoraussetzungen, die nicht rein zufällig mit meinem eigenen Werdegang übereinstimmen – worüber könnte ich sonst praxisnäher berichten...

Wichtig ist, trotz aller Konkretisierung, diese Gedanken keinesfalls als „einzig wahren Weg“ oder gar ehernes Gesetz zu halten, dafür sind die subjektiven Vorlieben und Wahrnehmungen einfach zu verschieden, nicht nur im Zweifel sondern in jedem Fall, sollte man jede sich bietende Möglichkeit wahrnehmen um Teleskope, Okulare und sonstiges Equipment im persönlichen Erleben, sei es auf einem oder mehreren Teleskoptreffen oder auch durch Kontaktaufnahme mit lokalen Beobachtern (die es wirklich, glaubt es mir einfach, überall gibt!) auszuprobieren und kennenzulernen.

Der erste Scheideweg der sich bei unseren Betrachtungen in den Weg stellt ist die Frage: Neukauf oder Gebrauchtkauf – einzig die Geduld und der Geldbeutel sind hier die ausschlaggebenden Faktoren. In den nun schon einigen Jahren in denen ich Teleskope jedweder Art gekauft und wieder verkauft habe, waren es im überwiegenden Teil der Fälle gebrauchte Teleskope und Okulare, die ich mir angeschafft habe, das lag einfach an meinem Budget und auch an den immer wieder guten Erfahrungen mit Gebrauchtkäufen bei anderen Sternfreunden. Natürlich waren viele persönlich bekannte dabei, aber auch über Internetforen bin ich bisher noch nie „reingefallen“, wichtig ist vorher nur abzuklären ob die optischen Komponenten einwandfrei sind, da muss man dann das Wagnis eingehen und dem Wort und den vorab zu übersendeten Fotos der Teile vertrauen. Bei insgesamt mehr als ein Dutzend Teleskopen und noch mehr Okularen hatte ich bisher nie das Gefühl ich wäre nicht korrekt über den (durchweg guten) Zustand des Ausrüstungsteils aufgeklärt worden. Wer das Glück hat sich keine größeren Sorgen um den preislichen Abstand zwischen Gebraucht- und Neugeräten zu machen, oder aber nicht den „Mut“ hat ohne Garantie zu kaufen, der kauft sich das Gewünschte eben neu bei einem Händler seiner Wahl (siehe Linkliste). Zu diesem Punkt kann man abschließend sagen, dass wenn man den Gebrauchtmarkt eine Weile beobachtet und die marktüblichen Preise kennenlernt und auch dementsprechend nicht ausufernd mehr für sein Gebrauchtteil bezahlt, dass man prinzipiell alles auch wieder ohne Verlust los wird wenn ein Upgrade ansteht.

Welches Gerät darf es denn nun sein?

Wir erinnern uns nochmal kurz unseres Anforderungsprofils: Deepsky, visuell, transportabel und nicht zu teuer. Man kann es drehen und wenden wie man will, oder die vielfachen Empfehlungen als einseitig abtun: Der 8" f/6 Dobson ist einfach das Teleskop in diesem Bereich mit dem unschlagbar besten Preis/Leistungsverhältnis. 200 mm Öffnung stossen im Bereich Deepsky eine naturgegebene Grenztür auf, ab der eine Unmenge an Objekten erste Details erkennen lassen und insgesamt bereits so viele Objekte prinzipiell beobachtbar werden lassen, dass es für ein ganzes Beobachterleben reichen könnte. Darüber hinaus habe ich nicht nur für mich entschieden, sondern es auch für Dutzende Einsteiger, die wir bei unseren Beobachtungsnächten mitgenommen haben, immer wieder bestätigt gesehen, dass die einfache Dobson Montierung für ~95% derjenigen die sie in die Hand nehmen die intuitivste und am einfachsten zu handhabendste Montierung ist, die es gibt. Dazu kommt natürlich der Fakt, dass eine andere (parallaktische) Montierung auf unser Budget- und Anforderungsprofil einfach nicht mehr zutrifft, das ganze wird bedeutend teurer ohne einen echten Mehrwert zu bringen.

Warum nicht 6“? Warum nicht 10“ oder 12“?

Ein 6“er ist ein tolles Gerät, unbenommen zeigt es ebenfalls erstaunlich viel, an vielen sehr hellen Objekten mag der Einsteiger nicht einmal auf den ersten Blick einen großen Unterschied zu einem 8“er sehen. Es gibt nur mehrere Dinge zu bedenken. Zum ersten gibt es 6“ Geräte in unserem Preisbereich nur in drei gängigen Brennweiten: 150/750 (f/5) und 150/1200 (f/8) sowie noch vergleichsweise neu in 900mm (f/6). Der 150/900 ist zwar vom Grundgedanken her ideal, vereinigt er doch ein gemäßigtes aber nicht zu langsames Öffnungsverhältnis mit einer erschwinglichen und leicht transportablen Öffnung, ich kann sogar ohne Scheu sagen: Das Gerät wurde erst auf vielfachen Wunsch und Anregung von einigen Sternfreunden denen genau diese Nische fehlte entwickelt! Leider wurden bei der Umsetzung einige entscheidende Fehler seitens des Herstellers begangen:
  • Das Teleskop ist als OTA (also ohne jedwede Montierung oder gar der gewünschten Dobsonmontierung (Rockerbox)) mit fast 250€ schon etwas teuer geraten
  • Die Auslegung von Fangspiegel und OAZ sind stark auf die Fotografie ausgerichtet!
  • Bedingt dadurch bringt es ab Werk im visuellen Bereich nicht ganz die Leistung die es eigentlich bringen könnte und sollte.

Das Problem des 6“ f/5 (also mit 750mm Brennweite) ist zum einen der Fakt, dass ein Teleskop mit dem Öffnungsverhältnis von f/5 bereits wesentlich teurere Okulare bedingt um eine optimale Abbildung zu erhalten, dazu auch merklich anfälliger für Dejustage ist, was gerade den noch ungeübten Einsteiger einen relativ hohen Prozentsatz an Abbildungsleistung kosten kann. Zu guter Letzt ist der Einblick selbst wenn es ein 150/750 Teleskop in Dobsonbauweise gäbe, zu niedrig am Boden. In Sachen Einblick liegt der f/8 6 Zöller mit dem 8" f/6 Dobson natürlich gleichauf, ebenso ist er entspannter zu justieren und stellt keine großen Anforderungen an die Okulare, jedoch ist er im Bereich Deepsky durch sein langsames Öffnungsverhältnis etwas gehandicapt, zeigt er doch gerade bei schwachen grossflächigeren Objekten einfach nicht mehr das hellste Bild bei gängigen Okulare/Vergrösserungskombinationen.
Bleiben noch die 10 und 12 zölligen Varianten, beide sind gebraucht schon vergleichsweise günstig zu erwerben, wenn auch etwas teurer als unser 8“ f/6, sie zeigen unbestreitbar mehr (wobei der Unterschied zu 10“ bereits einige Erfahrung voraussetzt um den sicher wahrzunehmen), gerade der 12“er verzeiht aber in Sachen Okulare und Dejustage noch weniger als der 6“er mit gleichem Öffnungsverhältnis, dazu ist das Gewicht und der Transport dann schon sportlich zu sehen – was nicht heißen soll, dass diese Teleskope nicht ihren Preis und ihr Gewicht wert sind ;) Doch bleiben wir bei unseren Grundannahmen, dann bietet uns der 8“ f/6 Dobson vor allem eine ausreichende Öffnung für detaillierte Deepskybeobachtungen sowie ein gemäßigtes Öffnungsverhältnis, dass weder extrem dejustageanfällig ist noch allzu teure Okulare erfordert (was nicht heißen soll, dass sehr gute Okulare nicht dankbar in den OAZ gesteckt werden dürfen um hervorragende Bilder zu zeigen!)

Und welche Marke jetzt?

Die Wahl der Marke ist in meinen Augen eine der untergeordnetsten Entscheidungen überhaupt – Wir reden hier durch die Bank weg von günstigen Einsteigergeräten aus Fernost, ob unter dem Namen GSO, Galaxy (baugleich) oder Skywatcher, hier mag man höchstens noch aus geopolitischen Gründen entscheiden ob das Gerät aus China oder Taiwan kommen soll ;) Jeder Typ hat seine kleinen Eigenheiten, Schwächen aber auch Stärken und sie halten sich eigentlich durchweg die Waage, so dass man keinen echten Fehler begehen kann wenn man sich in der Frage des Herstellers treiben lässt. Gerade beim Gebrauchtkauf kann einem dieses Wissen mehr Möglichkeiten eröffnen. Um es einmal gesagt zu haben: Ich habe/hatte einen GSO und war immer zufrieden damit, wie die anderen Marken auch, gibt es einiges was mit mit wenig Aufwand und Geschick verbessern kann, andere Sternfreunde haben das ebenso erfolgreich mit anderen Herstellern getan.


Was brauche ich noch?

Kein Teleskop funktioniert ohne Okulare, das dürfte jedem Leser an dieser Stelle bereits klar sein. Bei einem Neukauf ist meist nur ein oder auch mal zwei einfache Okulare in 25 oder 20 sowie 10mm Brennweite dabei. Das ist schon einmal was um sich auf das Gerät einzustimmen, aber es reicht leider bei Weitem nicht um auch nur annähernd die Leistung des Teleskops auszuschöpfen und alle gewünschten Objekte optimal zu beobachten. Die Staffelung von Okularen/Brennweiten/Austrittspupillen (Verständnisschwierigkeiten? Schaut noch mal in die jeweiligen Einstiegsartikel) ist ein Thema für sich und mitunter auch von den eigenen Vorlieben abhängig, es hat sich aber herauskristallisiert, dass ein Minimum von vier Brennweiten bewährt hat um zumindest einmal die wichtigsten Vergrößerungen zu erreichen um eine Vielzahl von Objekten in verschiedenen Detailstufen beobachten zu können.

  • Die Übersichts- bzw. Aufsuchvergrößerung: Ob es nun 30, 31, 32 oder 33mm sein sollen/müssen hängt vom Himmel und den eigenen Vorlieben ab, bei f/6 halte ich 32mm für einen guten Wert. Diese Brennweite bietet auch gleich das größte Stolperfallenpotential, denn wirklich gute Okulare in diesem Bereich sind rar gesät und – man verzeihe mir den Ausdruck – schweineteuer!
  • Die „Zwischenvergrösserung“ - 20-25mm ist meist mitgeliefert, kann durchaus bei vielen Objekten schon Details herausarbeiten ohne die Bildhelligkeit drastisch zu reduzieren, würde ich aber zur Aufrüstung mit besseren Okularen relativ weit ans Ende stellen – deshalb hier auch nicht Teil der vier wichtigsten Vergrößerungen.
  • Die Detailvergrösserung: 13-15mm - Hier haben wir eine „magische“ Vergrößerung/Austrittspupillenkombination, viele auch schwächere Objekte zeigen hier richtig viele Details (immer einige nötige Übung im teleskopischen Sehen vorausgesetzt, das dauert einfach etwas!). Auf kaum eine Vergrößerung könnte ich weniger verzichten. Hier sind brauchbare Okulare bereits erschwinglich und auch die wirklich guten kosten kein Monatsgehalt.
  • Die „Auflösungs“vergrößerung: 9-11mm – Ist das Objekt hell genug und/oder bereits relativ klein (planetarische Nebel, Kugelsternhaufen, aber auch Planeten) ist diese Brennweite Pflicht um wichtige, ja elementare Details herauszuarbeiten, viele der helleren Kugelsternhaufen werden hier bereits sehr ordentlich in Einzelsterne aufgelöst.
  • Die „Hoch“vergößerung 5-6mm – Viele Details in Deepskyobjekten verlangen nach solchen Vergrößerungen um Details im Kernbereich darzustellen, natürlich wird das Bild ingesamt hier je nach Objekt schon recht düster und dejustiert sollte das Teleskop auch nicht sein, aber wer nur oberhalb dieser Brennweite arbeitet, wird definitiv einiges verpassen.

Konkret heißt das für unseren 8“ f/6:

  • 35x – 40x
  • 80x – 90x
  • 110x – 130x
  • 200x – 240x

Unterstellen wir an dieser Stelle weiterhin unser nach wie vor beschränktes Budget scheiden die hoch- aber auch die mittelpreisigen Okulare zwischen 100 und 300€ das Stück leider aus, jedoch lohnt es sich im Laufe seines „Astrolebens“ durchaus auch für einen 8“ f/6 auf solche Okulare hinzuarbeiten (Sparwutz lässt grüssen). Also schauen wir uns im unteren Preissegment um, was wir hier für Alternativen finden.

Wie schon angeklungen ist das im Bereich über 30mm schwer oder leicht, je nach dem wie man es betrachtet, in jedem Fall wird es das teuerste unserer beispielhaften Okulare werden, denn 2“ Steckmaß sind hier auf jeden Fall angebracht! Es lohnt hier kaum wesentlich mehr auszugeben als die günstigsten kosten, denn bis sich ein wirklich merklicher Unterschied in der Abbildungsqualität abzeichnet vergehen hunderte Euro...
Hier gibt es eine manchmal etwas verwirrende Menge an Okularen, die sich preislich alle zwischen 70 und 120 Euro bewegen, von den Gesichtsfeldern zwischen 65 und 70°. Viele sind mit dem Zusatz WA für Wideangle versehen. Gebrauchtpreise bewegen sich hier zwischen 40 und 80 Euro. Die Qual der Wahl umgeht man am besten in dem man auf den eingangs erwähnten Treffen oder persönlichen Kontakten zu gut ausgerüsteten Sternfreunden, dies und jenes Okular einfach mal live an- und vor allem durchschaut. Bei Neukauf kann eine freundliche Mail an den Händler seines Vertrauens auch die Möglichkeit ergeben, mehrere solcher Okulare zur Ansicht zu bekommen um dann den persönlichen Favoriten zu behalten – hier sollte aber gerade bei jemandem der noch nie ein Teleskop besessen hat, ein Sternfreund mit Erfahrung hinzugezogen werden.

Für die restlichen drei Okulare könnte man sich für den Einstieg ruhig auf drei Okulare identischer Bauart festlegen. Ich werfe nun einmal Markennamen in den Raum, die alle ähnlicher Machart sind: TSWA, Hyperion, William Optic SWAN, Omegon, Orion Expanse... sie alle sind ähnlich gestrickt wobei es durchaus merkliche Unterschiede vor allem in der Fertigungsqualität gibt, die sich auch im Preis niederschlagen – sie alle sind keine schlechten Okulare für einen 200/1200 – ein Gebrauchtkauf wird gerade bei den etwas besseren dieser Aufzählung dem Neukauf vorzuziehen sein, schon allein wegen der mitunter saftigen Preise. Doch gibt es bei den drei unteren Brennweiten noch eine sehr interessante Alternative: Die so genannten Planetary Okulare – es gibt sie inzwischen auch von verschiedenen Herstellern mit den bereits angesprochenen unterschiedlichen Fertigungsqualitäten und Preisen, jedoch sind sie alle etwas günstiger als die leicht weitwinkligen (65-70°) Verwandten, bringen es aber immer noch auf praxistaugliche 60° Gesichtsfeld. Mit 50-80€ sind auch die Neupreise erschwinglich, gebraucht kann man hier aber durchaus nochmal sparen! Dazu sollte man nie die Möglichkeit eines Messebesuchs außer Acht lassen, auch wenn die Anfahrt zu den großen Astrobörsen mitunter recht lang ist: Ein neues Planetary Okular für 30 Euro das Stück könnte das lohnend erscheinen lassen ;) Das scheinbare Gesichtsfeld ist natürlich eine kleine Einbuße, jedoch hat sich mir und Mitbeobachtern gezeigt, dass diese Okulare trotz ihres geringen Preises eine sehr erstaunliche Schärfe und Transmission haben, die den teureren Weitwinklern überlegen ist. Für mich wären sie (hätte ich nicht im Laufe der Jahre aufgerüstet) nach wie vor das Einstiegsokular schlechthin, mit dem man ohne weiteres auf lange Zeit gut leben kann. Ein spezielles Okular will ich noch erwähnen, zwar liegt es preislich etwas über den Einzelokularen, jedoch handelt es sich um ein Zoomokular der Firma Astrozoom mit durchweg gleichbleibender Abbildungsleistung (was bei Zoomokularen nicht selbsverständlich ist!). Auf Basis eines 7mm Planetaryokulars wird durch einen Zoommechanismus die Brennweite auf den Bereich von 6,9 bis 3,5mm gestreckt – ohne Einbußen der Abbildungsqualität. Dadurch erübrigt sich auf lange Sicht (ich nutze es heute noch, auch an größerem und schnelleren Gerät) alles was unter 10mm Brennweite liegt.

Aber Okulare sind ja nicht alles oder?

Das wichtigste hätten wir nun beisammen aber eines noch fehlt uns für den guten Start ins Beobachterleben. Ein Sucher und gutes Kartenwerk. Vielfach hat sich gezeigt und in der Praxis bewiesen, dass Peilsucher den optischen Suchern durchaus überlegen sind, vor allem dem Einsteiger will das oftmals nicht nur seitenverkehrte sondern auch gleich auf dem Kopf stehende Bild eines optischen/vergrößernden Suchers, nicht recht einleuchten bei der Such nach einem Objekt. Besser sind dafür Peilsucher, die kein Bild des Himmels vergrößern sondern beim Durchblicken lediglich einen Punkt oder Zielkreise an den Himmel projizieren. Gar optimale möchte ich die Kombination aus dem etwas teureren Telrad (mit drei Suchkreisen) und dem Deep Sky Reiseatlas nennen, in diesem sind nämlich eben jene Kreise für jedes Objekt eingezeichnet was das Aufsuchen zu echtem Spaß werden lässt. Wer aber richtig schottisch denken muss, der greift stattdessen zu einem einfachereren Peilsucher wie dem Baader Skysurfer III , der zwar nur einen Punkt an den Himmel projiziert, dafür aber statt 50 nur 30€ kostet... an Stelle des gekauften Kartenwerks können prinzipiell auch gedruckte Karten aus kostenlosen Planetariumsprogrammen (z.B. Cartes du Ciel) dienen oder aber fertige ausgedruckte Karten wie der bekannte TriAtlas, der in verschiedenen Detaillierungen kostenlos zum Download angeboten wird.
Worum niemand, der das Hobby dauerhaft und ernsthaft betreiben will herum kommen wird, ist die Justage am Newtonteleskop – von vielen zu Unrecht gefürchtet, gerade ein f/6 Teleskop lässt sich nach einigen Übungen in weniger als einer Minute fertig für die schönsten Himmelserlebnisse machen. Auch wenn nicht alle Grundjustageschritte (siehe mein Artikel zur Newtonjustage) mit einem Laser vollzogen werden können, würde ich doch nicht auf den Justierlaser verzichten wollen – beim Laser kann Geiz an der falschen Stelle den ganzen Kauf überflüssig machen, zwar gibt es Laser neu schon ab 40€ aber für nur 10€ extra gibt es mechanisch hervorragende Laser von Horst Becker (www.drehen-und-mehr.de) oder Albert Göbel (www.katrin-goebel.de). (Leider hat Göbel die Laserproduktion eingestellt)

Last but not least fehlt es uns noch an einer kleinen aber durchaus beachtenswerten Investition, die so mancher der den Unterschied noch nicht kennt belächeln mag: Eine Rolle (oder auch zwei) schwarze Veloursklebefolie von DC-Fix oder Alkor, gibt es in fast jedem Baumarkt für um die 10€ und bringt sauber in den Tubus verklebt, die nötige Streulichtunterdrückung ins Teleskop. Der Unterschied mit/ohne diese einfache „Tuningmaßnahme“ ist mitunter erstaunlich aber natürlich auch mit vom Standort abhängig, ich würde sie, da es keinen großen finanziellen oder handwerklichen Aufwand bedeutet, jedem wärmstens ans Herz legen! Viele gebrauchte Teleskope wird man bereits mit dieser durchgeführten Tuningmaßnahme angeboten finden.

Alsdann steht nur noch etwas freie Zeit und vor allem ein klarer Himmel zwischen uns und einer wunderschönen Nacht unter den Sternen. Diese solide Grundaustattung kann man (und wird man) natürlich im Laufe der Zeit erweitern und verbessern wollen, hier noch ein schönes Stühlchen zum Beobachten, eine rote Taschenlampe (ob gekauft oder mit Nagellack selbst hergestellt) werden sich bald dazu gesellen und alles weitere ergibt sich einfach, am besten natürlich wenn man das ganze nicht gänzlich auf eigene Faust macht, sondern für Fachsimpeleien, warmen Tee und zusätzliche Motivation noch einen Sternfreund aus der Region findet.

Lass mal schnell rechnen, was da nun am Ende rauskommt!

Gebraucht:
Dobson ca. 200€
Okulare ca. 50€ + ca. 100€ für den Satz Planetarys
Peilsucher: 20-40€
Laser ca. 40€
Kleinkram wie Veloursfolie, Taschenlampe, Stuhl, wasauchimmer... 30€

Summe: 450€ - das muss auch alles nicht auf einen Schlag erworben werden sondern im ersten halben Jahr nach und nach erlegt werden.

Neu:
Dobson: ca. 300€
Okulare ca. 230€
Peilsucher: 30-50€
Laser: 50€
Kleinkram – siehe oben

Summe: 650€ - und hier gilt natürlich das selbe wie beim Gebrauchtkauf – peu a peu ist durchaus möglich...

Fazit: Auch wenn wir uns hier von den oftmals gelesenen „200-300€“ schon etwas entfernt haben, ist das noch erschwinglich, auch für den geschundenen kleinen Geldbeutel, vor allem wenn man bedenkt, dass die Rechnung nicht auf einen Schlag fällig wird! Und im Gegensatz zu so ziemlich jedem „Billigeinsteigerpaket“ haben wir mit dieser Kombination ein Gerät, dass wenn das Astrofieber erhalten bleibt (und die Chancen sind mit diesem Gerät weitaus höher als mit anderen Angeboten!), nicht nur einen mehr als soliden Einstieg ermöglicht sondern durchaus das Potential auf lange Sicht – für mach einen sogar endgültig – den Himmel zu erkunden und trotzdem immer wieder neues zu entdecken und mit steigender Erfahrung wahre Wunder des Deepsky zu bewundern.