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Mittwoch, 18. Oktober 2017

BB vom 17.10.2017

Ort: Idsteiner Land
Uhrzeit: 22:00 bis 1:18 Uhr
Wetter: Klar
GG: 6m+

Wenn ich etwas wirklich schon lang nicht mehr erlebt habe, dann eine Schönwetterkatastrophe, aber sie ist tatsächlich hier. Am späten Nachmittag war ich auf einer kleinen Wanderung noch mehr als skeptisch ob Andreas Pläne diese Nacht nochmals rauszufahren wirklich eine so gute Idee wären. So schön das atmosphärisch aussah, so wenig Hoffnung machte mir der vercirrte Himmel auf eine lohnende Beobachtungsnacht.



Ohnehin schon etwas abgekämpft von der Querfeldeinwanderung sagte ich Rainer erstmal prophylaktisch ab, Andreas beharrte aber auf seinen Transparenzprognosen und als die beiden dann aufbrachen... eieiei, ich konnte einfach nicht anders und hab den 8er wieder auf die Rückbank geworfen ;)

Was soll ich sagen? Die beste Entscheidung überhaupt! In der Tat hatten sich die Cirren in bestimmten Himmelsarealen so weit verzogen, dass man nicht nur annehmbar beobachten konnte, nein stellenweise toppte der Himmel sogar die Bedingungen von Sonntag was mich sehr erstaunte. Am besten sah man den Effekt im Cirruskomplex, war er vor einigen Tagen noch solala, selbst mit Filter am 12"er so war der Sturmvogel sogar am 8er OHNE Filter sichtbar und die Details mit Filter waren merklich einfacher.

Zu meiner großen Überraschung aber auch Freude wurde es am Platz dann auch wirklich "voll", neben Andreas und Rainer war auch Ralf mit dabei, den ich seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte und überhaupt war es die erste Gruppenbeobachtung seit viel zu langer Zeit, sehr nostalgisch und es zeigte mir: in der größeren Gruppe ist doch nochmals eine andere Stimmung :) Dadurch dass ich Andreas und Ralf schon länger und extrem lang nicht mehr persönlich getroffen habe war die erste Stunde erstmal mit längst überfälligen Gesprächen gefüllt, danke Jungs - ich habs schon vermisst!

Beobachterisch war ich zunächst eher auf ungeplanter Standardrunde, aber es gab dann doch eine Reihe von genialen Objekten, die ich dank Rainer und Andreas vor die Augen bekam, sogar zu eine Zeichnung wurde ich endlich wieder motiviert!



Wir verbrachten an Andreas 12"er eine lange Zeit am Katzemaugennebel NGC 6543. 
Schon bei 8mm war der Zentralstern einfach zu sehen, dazu musste man das Objekt einfach fixieren und der Nebel schaltete Sekundenbruchteile später auf "stumm" und der Stern ploppt hervor, genialer Effekt, ähnlich dem Blinking Planetary. Der Nebel selber hat eine leicht ovale Form, der Helligkeitsunterschied von der Andeutung einer Ringstruktur zum Innenteil ist nicht sehr stark ausgeprägt, was auch das Sichten des Zentralsterns bei indirektem Sehen erschwert, der Kontrast geht durch die Nebelfülle gern mal flöten. Bereits bei der 187-fachen Vergrößerung war zu sehen, dass neben der schlichten Form in einem "spitzen Ende" des Ovals zusätzliche Details immer wieder hervorblitzten, ich kann es am besten als eine leichte halbrunde zweite Ringstruktur bezeichnen, mit einem minimalen Abstand dunklerer Nebelmasse zwischen sich und dem Rest des PN. Darüberhinaus zeigte sich bei langem indirekten Sehen um den offensichtlichen Teil des Nebels eine weitere merklich schwächere Aufhellung, den man als schwachen Halo bezeichnen könnte. Wir wechselten dann zu 6,7mm und am Ende noch höher in den Bereich um 5mm und die Details der Doppelstruktur wurden greifbarer, blieben aber anspruchsvoll. Es gab beim Wechsel vom direkten auf den indirekten Blick reproduzierbar und hochgradig begeisternd (!) immer wieder weitere Details auf der gegenüberliegenden Seite des PN, die Doppelring Struktur trat hier wirklich blickweise für Bruchteile von Sekunden zu Tage, absolut geil! Ich versuchte das Gesehene in einer groben Skizze festzuhalten, so faszinierte mich die Detailvielfalt, die ich so von diesem Objekt noch nicht kannte (oder vergessen hab). Der Nebel ist mir etwas groß geraten für 8mm, gibt eher die Größe bei 6,7mm wieder und der Ausriss an leichtem Grau in Richtung 2 Uhr ist NICHT der gesehen Halo sondern mein Finger der zu sehr schmierte ;) Der Halo war eher kreisrund und näher am PN.


Aber nun raus aus der Milchstraße, es war schon arg spät und mein Gewissen plagte mich weil ich morgens zeitig zur Arbeit musste, aber Rainer insistierte auf eine weitere grenzwertige Quasarbeobachtung :D Uff! Der hatte es mal wirklich in sich, das Hauptproblem war hier, dass sich mir das Feld von der Karte an Rainers Laptop so gar nicht erschloss, selten hab ich so lang gebraucht um die wichtigen Sterne zu identifizieren, aber als das dann nach mehreren Wechseln von Okular zum Rechner und zurück doch gelang, war der Quasar mit dem eingängigen Namen QSO HS 2154+2228 dann wirklich indirekt blickweise auszumachen - Ein Monsterobjekt!! 9,5 Milliarden Jahre altes Licht! Heut bereits mehr als 13 Mrd Lichtjahre von uns entfernt... wir sind verrückt.

Mein Teleskop war zwischenzeitlich schon verstaut, da kam Andreas noch mit dem Sahnehäubchen um die Ecke, Jones 1 den flächenhelligkeitsschwachen PN in Pegasus, ebenfalls schon lang nicht mehr gesehen. Trotz seiner nur geisterhaften Erscheinung war er recht schnell auszumachen, vor allem beim Fieldsweeping war der runde, sehr sehr kontrastarme Fleck gut auszumachen. Das einzige was mir heute verwehrt blieb war Pease 1, der planetarische Nebel innerhalb des Kugelsternhaufens M15, da war die Aufsuchkarte bzw das DSS Foto zu grob um die Identifizierung eindeutig machen zu können.

Fast exakt zur selben Zeit wie am Sonntag verabschiedete ich mich von meinen dunklen Beobachtungsgenossen und fuhr heim... Oh Mann ich hätte mich mit Recht geohrfeigt wenn ich dieses schöne Zusammentreffen hätte sausen lassen, vor allem in der alten Gruppe gemeinsam zu beobachten hat mir sehr gut gefallen und mich etwas wehmütig werden lassen - das muss wieder intensiviert werden, danke Euch allen.

Link zum ATDS

Dienstag, 28. März 2017

BB vom 27.03.2017

Uhrzeit: 21:45 bis 1:45 Uhr
Wetter: Klar, leichter Horizontdunst, 5° frischer Wind
GG: ca. 6m
Ort: Idsteiner Land

Nachdem mich mein "kleines" Cabin-in-the-Woods Projekt fast durchgehend über das vergangene Jahr seit dem Frühjahr auf Trab und in Atem gehalten hat nun seit einigen Wochen weitestgehend abgeschlossen ist konnte ich endlich wieder einmal die Einladung von Rainer zu einem gemeinsamen Beobachtungsabend annehmen - er sollte dann auch viel länger und gehaltvoller werden als wir beide das ursprünglich geplant hatten!

Am altbekannten Platz angekommen schoß ich zunächst ein paar Stimmungsbildchen bis Rainer dann eintraf und wir uns, die wir in den letzten Monaten eigentlich nur telefonisch palavert haben selbiges endlich mal ausgiebig vis-a-vis ausleben und das taten wir dann auch sehr ausführlich :)



Um dem sich verabschiedenden Winter nochmal zu huldigen war so auch mein erstes Objekt der bereits im Sinkflug befindliche Orionnebel, hach ja... ich wage es kaum zu sagen aber es war ein später und doch der ERSTE Blick in dieser Saison oO ... nicht minder schön aber eben auch nicht mehr ganz auf der Höhe... M1 war dann auch nur einen kurzen Stopp wert

Aber es galt nicht nur meine wahren Lieblingsobjekte zu beobachten sondern zunächst sehr kleinlaut zu hoffen, dass ich nicht schon alles vergessen habe ;) Zumindest diese Sorge war aber unbegründet, so wie man nach Jahren jede Straßenecke der Heimat kennt, so werde ich wohl auch nie die Positionen der Ganzlichter des Galaxienparks wirklich vergessen... Startpunkt war der hochstehende M51 der seine majestätische Spirale zeigte, gefolgt vom nur wenig weiter gelegenen Leckerbissen NGC 4490 mit seinem charakteristischen Haken und dem kleinen runden Begleiter.

Bei Rainer schaute ich mir noch M81 in Höchstvergrößerung an und uns dünkte, dass der abzweigende Spiralarm durchaus zu sehen war, aber sah ich schon besser/einfacher. Ich ging stattdessen aber auf die Jagd nach dem Sombrero - landete ich zunächst zielgenau am "Stargate" wer noch nie dort war - unbedingt mal mitnehmen wenn man gerade in der Gegend ist.

M104 zeigte sein extrem scharf begrenztes Staubband und ich konnte reproduzierbar (auch später an Rainers 12er) ein schwaches Glimmen gegenüber der Kernregion auf der anderer Seite des Staubbandes ausmachen.

Alsdann wechselte ich in Coma - nein ich war hellwach, auch nicht selbstverständlich schlief ich doch im letzten Jahr tatsächlich mal mit dem Fernglas auf dem Feld ein :D - und schoss mir zunächst etliche Einzelsterne im Kugelsternhaufen M 53 und natürlich KEINE im extrem schwächeren "Begleiter" NGC 5053, aber das ungleiche Paar ist immer einen Pflichtbesuch wert im Frühjahr.


Apropos Einzelstern... Rainer bemerkte, dass sich der Somme mit Herkules ja auch schon ankündigt, natürlich noch recht tief aber bei dieser Helligkeit darf man da ruhig auch schon hinhalten, sogar die schwache Begleitgalaxie ging bereits, wenn auch weitaus schwieriger als im Sommer wenn sie wenn man weiss wo sie steht kaum zu übersehen ist.

Aber zurück ins Haar der Berenike... die Black Eyed Galaxie M64 kostet mich doch ein paar Sekunden rühren aber konnte sich ob ihrer Helligkeit nicht wirklich verstecken... die charakteristischen Dunkelstrukturen im Inneren waren bereits im 8" gut auszumachen im 12" überdeutlich und ein echter Eyecatcher.

Der Löwe war dann meine nächste Destination, selbstverständlich war hier das namensgebende Triplet mein erstes Ziel, aber danach durfte es etwas knackiger werden und ich begab mich an den Hals des Löwen und hielt Ausschau nach der Hickson 44 Gruppe, hier tat ich mich wirklich nicht ganz so leicht und das schwächste Mitglied blieb mir komischerweise verwehrt, nächstes Mal wieder...

So "langsam" gebot die Vernuft einzupacken, aber die musste dann doch nochmal ein Stündchen zurücktreten, denn ich wollte mir noch an Jupiter die Augen verblitzen ;) ... Wow!! Sehr feine Wolkenstrukturen in den Bändern, die Polregion deutlichst dunkler und das bekannt schöne Spiel der Mond, Io verschwandt dann während der Beobachtung hinter dem Gasriesen, ich hielt ihn zunächst für einen Stern, hatte sich das Licht doch vorher schon abgeschwächt. Das tolle war aber der GRF, der sich in einer Überdeutlichkeit aufdrängte wie ich ihn noch nicht sah! Von Färbung keine Spur, aber das muss nicht am (in den letzten Jahren objektiv entsättigten) Fleck gelegen haben, ich bin ja bekanntermaßen etwas gehandicapt in Sachen astronomisches Farbsehen...

Als Rainer merklich später zum Abschluss ebenfalls nochmals in Richtung Jupiter hielt konnte er ihn ebenfalls erspähen und er war sichtbar weiter gewandert - allerdings empfand ich das Bild im 12er als zu hell, trotz hoher Vergrößerung, der Kontrast war da schwerer herzustellen.

Wie immer wenn man sich auf ein astronomisches Abenteuer mit Rainer einlässt - und ich tue es auch GERADE deshalb immer wieder gern - kommt man nicht umhin den läppischen galaktischen Vorgarten unserer Milchstraße mit lächerlichen Entfernungen von einigen Dutzend Millionen Lichtjahren zu verlassen und sich auf WIRKLICH kosmologische Distanzen und Lichtlaufzeiten einzulassen... So holte er einmal mehr den rekordverdächtigen (18 Milliarden Sonnenmassen!!) Quasar OJ 287 im Sternbild Krebs ins Okular - lustigerweise konnte ich mich plötzlich wieder recht lebhaft an die Nacht erinnern als ich ihn schon einmal in Rainers Gerät sah, die Aufsuchkarte kam mir sofort bekannt vor... Spannend war aber nicht nur das gigantische Alter der Photonen die mich da kitzelten (mein Ur....ur-Großopa war damals gerade dabei sich eine Zellhülle anzueignen vor 3.500.000.000 Jahren) sondern vor allem die Tatsache mit welcher Leichtigkeit wir ihn sehen konnten, sogar DIREKT :o Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein, da er mit 15m auch im 12"er kein Scheinwerfer ist, zwar ist seine Variabilität bekannt aber sein 12 Jahreshoch liegt eigentlich bereits hinter ihm, im Vergleich mit einigen Referenzsternen im Feld kamen wir aber auf eine tatsächliche Helligeit die zwischen 13,4 und 14m lag, also möglicherweise ein Helligkeitsausbruch der nicht mit seinem üblichen Rythmus zusammenhängt.

Nach diesem sehr befriedigenden Abschluss trennten sich unsere Wege dann kurz vor zwo und ich fuhr mit dem guten Gefühl nach Hause, das auch lange Pausen weder dem Spaß an der Freude noch den jahrelang eingeübten Handgriffen wirklich etwas anhaben können ;)



Dienstag, 20. Mai 2014

BB vom 19.05.2014

Ort: Laufenselden
Zeit: 22:00 bis 3:00 Uhr
Wetter: wechselnde Bewölkung, meist klar
GG: ca. 5m7 - 5m8

Im Prinzip war es der erste sinnvoll nutzbare Tag von der Mondphase her, sollte selbiger doch erst viertel vor zwei aufgehen. Da war es Ehrensache, dass ich einen kleinen zaghaften Aufruf über die Mailliste losschickte. Bis zum Abend waren dann auch vereinzelte Willensbekundungen eingetroffen, mit Thomas, der in wenigen Tagen sein neues Teleskop erhalten soll und zum ersten Mal mit an den Platz kommen wollte hatte ich mich im Vorfeld schon ausgetauscht. Was dann im Laufe des Abends aufschlug war einmal mehr rekordverdächtig! Nach 23 Uhr waren wir (Horia, Ronald, Hans, Thomas, ich, Klaus-Dieter, Armin und Rainer) dann komplett. 


Was das eigentlich Beobachten angeht, sorgte hier wie so oft vor allem Rainer für ein paar besondere Objekte, ansonsten genoss ich ich einige Standardobjekte mit Thomas, der auch voll von den visuellen Anblicken unter den gar nicht so üblen Bedingungen begeistert war. Genug fachzusimpeln, zu zeigen und zu erklären gab es heute auf jeden Fall, allein das hat mir großen Spaß gemacht :)

Eine böse Überraschung gab es dennoch, da Hans Dobson keinen NACH der Montage abnehmbaren Spiegeldeckel hat, gab es einen bösen Unfall mit einer abgerutschten Stange die zum Glück (!!!) "nur" den in der Abdeckung montierten Lüfter in vollem Lauf durchschlug, das hätte auch im worst case direkt auf dem Spiegel landen können, diese Abdeckung wird nun mit Sicherheit angepasst oder neugebaut um auch ein Abnehmen nach dem Aufbau zu ermöglichen, da bin ich bei meinem Martini sehr froh, dass ich die Spiegelabdeckung als letzten Schritt abnehmen kann wenn alle Stangen und Schrauben sicher befestigt ist.

Zur anfänglichen Verblendung gönnte uns Horia ein paar fantastische 18"-Blicke auf einen noch tiefen M13 und später einen M51 fast exakt im Zenit. Haleluja!! Das brauche ich eigentlich gar nicht groß beschreiben, man KENNT die Fotos ja :D

Um das Gesehene dann auch öffnungsabhängig richtig einordnen zu können, ging ich mit Thomas diese und einige andere Objekte noch mit dem 8"er an. Sein zukünftiges Gerät wird ja mit 12" in der goldenen Mitte liegen und auch wenn sich der 8"er natürlich vor dem 18"er zu verstecken hat, war Thomas auch hier von den Details angetan die sichtbar waren und die man sich herausarbeiten konnte. Super, ich denke genau diese Einstellung wird ihm viel Freude mit dem 12er machen. Jupiter der Schwammige machte auf keinen Eindruck, Mars hatte ich selbst heute nicht drin, aber Saturn. Einen Blick auf den Kometen C/2012 K1 Panstarrs wollte ich auch noch werfen, dummerweise keine Aufsuchkarte dabei, aber grob wusste ich wo er steht, ganz entgegen meiner Gewohnheit habe ich einen kurzen Blick aufs Handy (Mobile Observatory) geworden, der mir dann schnell den Kometen zeigte. Am Hinterlauf des Bären wurde ich auch auf Anhieb fündig, erstaunlich heller und großer Kern und ein ganz klar zu erkennender breiter Schweif, der sich bei 14mm durch das gesamte Gesichtsfeld zog.

Wir hatten in dieser doch erstaunlich langen Nacht vor allem eines: Viel Gesprächsstoff. Das war so eine dieser Nächte, die hier und da noch echten Erkenntnisgewinn bringen konnte! Einiges an Equipment hatte ich zum ersten Mal in der Hand und vor Augen. 



Die Transparenz war leider stellenweise eher durchschnittlich und zwischendurch zogen nochmal kräftige Wolkenfelder durch, als die ersten aufgebrochen waren zog es aber wieder komplett frei. Für die Objekte des Abends sorgte, wie sollte es auch anders sein: Rainer. Zwei ultraschwache Galaxien sowie ein Quasar sorgten für die so geliebte Gänsehaut ;)

Der Quasar QSOB 1634+7037 mit einer Lichtlaufzeit von über 7 Millarden Jahren und einer heutigen Entfernung von über 13 Milliarden Lichtjahren rückt einen und seinen Platz im Universum schnell wieder zurecht. Der Quasar in Draco war trotz einer (angegebenen) Helligkeit von 14m7 relativ unproblematisch zu sehen, nicht leicht aber auch kein Augenverbiegen nötig! Ganz anders sah es da schon mit den nächsten zwei Objekten aus, CGCG 339-6 (ein Katalog den ich zu Hause auch erst einmal recherchieren musste, Catalogue of Galaxies and of Clusters of Galaxies oder auch einfach Zwicky-Katalog) war indirekt relativ schnell auftauchend und konnte dann auch sicher gehalten werden, trotzdem bewegten wir uns auch hier schon nicht mehr weit von der Grenze des 12"ers entfernt und ebenso wenig weit von der 15m Grenze. Die nahe gelegene CGCG 339-10 sah ich im ersten Versuch überhaupt nicht, leichter Dunst zog gerade über den Bereich, später konnte ich es noch einmal probieren und ja, man kann sie als eindeutig gesehen abhaken, allerdings war das eines der grenzwertigsten Objekte an die ich mich erinnern kann,  sehr schwierig da sie nur blickweise indirekt auftauchte, das allerdings reproduzierbar.

Die Milchstraße war zeitweise schon sehr nett zu sehen, für Thomas auch ein erstes Mal, aber durch die wechselhafte Transparenz war sie heute noch nicht so wirklich beeindruckend. Als dann gegen halb drei auch die letzten abgezogen waren, quatsche ich mich noch mit Armin fest bis der Mond bereits ein gutes Stück über dem Wald stand, so dass ich dann um halb vier totmüde und in Erwartung des in drei Stunden erwachenden Weckers nur noch ins Bett fiel.

Fazit: Eigentlich unnötig eines zu schreiben, die Nacht war zwar nur durchschnittlich, aber trotzdem eine mehr als feine Sache, vor allem wegen der illustren Gesellschaft, den netten Gesprächen und mit Thomas einen Wiedereinsteiger "in Flammen", ich freue mich wenn er jetzt mit dem neuen Teleskop öfter zu uns kommt. Achja, und Stuhl und Kartenhalter meisterten ihre Generalprobe mit Bravur ;)


>>Taunuswiesen - Wer braucht da noch ITV?<<

Mittwoch, 14. November 2012

BB vom 13.11.2012

Ort: irgendein Feld im Idsteiner Land

Zeit: 21:00 bis 1:30 Uhr

Wetter: 0° C klar mit steigender Luftfeuchtigkeit und sinkender Transparenz

Grenzgröße: ~ 5m7

Wie die Faust aufs Auge: Neumond und klarer Himmel und das auch noch im November, nicht ganz selbstverständlich - umso selbstverständlicher jedoch die Tatsache, daß eine solche Nacht nicht ungenutzt verstreichen darf.

Allerdings war ich mir noch nicht sicher wo und in welchem Umfang ich zum Beobachten kommen werde. Die vorige Nacht hielt mich eine böse Magenverstimmung wach und eigentlich hätte ich auch bedenkenlos um 19 Uhr ins Bett gehen können... wenn, ja wenn ich nicht total hippelig war in den Deepsky vorzustoßen. An unserem Stammplatz würden sich wieder einige Beobachter einfinden, aber ich war mit unsicher wie lange ich durchhalten würde und da kam mir gerade Recht, daß Rainer an seinem Plätzchen unweit seines Wohnortes eine eher kurze Nacht anpeilte. Schnell war ausgemacht, daß auch Jan dort aufschlagen würde, auch für ihn ein gutes Stück näher als Laufenselden...

Das Finden war gar nicht so ohne, Rainer parkte gut getarnt und so fuhr ich erst einmal einen Kilometer am Platz vorbei, auf der Rückfahrt lotste Rainer mich aber gut in die richtige Richtung. Noch bevor ich auch nur zur Hälfte adaptiert war, kam ich schon in den Genuß des ersten Objektes des Abends, in Rainers 12"er war ein Quasar zu bestaunen, dank einer hervorragenden Aufsuchkarte und seiner Einweisung blitze deses uralte Licht zweifelsfrei indirekt auf! 

PEGASUS-Quasar:

QSO HS 2154+2228
B 15.2
V(km/s) 203768
z =1.29
B 15.2 m
The light travel time was 8.746 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3982.6 Mpc or 12.989 Gly


Mittlerweile war auch Jan eingetroffen und ich richtete mich erstmal häuslich ein, die (fast) volle Winterausrüstung war mitgeschleppt worden und kam im Laufe der Nacht dann auch zum Einsatz.

Zum Aufwärmen ein schneller Hopp durch Schwan und Cassiopeia, mit Standards wie NGC 6910, M39, h+x, NGC 457  und NGC 7789.

Ein zweiter Quasar, diesmal noch älteres Licht, wartete in Rainers 12"er auf seine Identifizierung, seltsamer Weise war dieser sogar noch etwas einfacher und konnte indirekt dauerhaft gehalten werden, das lag aber mit Sicherheit auch am merklich höheren Stand.

HERKULES-Quasar

QSOJ1719+4804
V(km/s) 187487
z=1.083
B 15.33 m

The light travel time was 8.053 Gyr.
The comoving radial distance, which goes into Hubble's law, is 3518.6 Mpc or 11.476 Gly



Lange Zeit verbrachte ich auch heute wieder im Pegasus bei NGC 7331, mit einer Detailkarte von Rainer identifizierte ich einen Begleiter der Galaxie, jedoch war es alles andere als einfach und die Transparenz brach bereits etwas ein, insgesamt war der Himmel höchst unterschiedlich, während man gen Süden kaum beobachten konnte und auch im Westen der Himmel bis mindestens zur Hälfte Richtung Zenit siffig, war der Norden/Nordosten sehenswert. Rainer verabschiedete sich berufsbedingt schon recht früh gegen 23 Uhr, wir wollten die Nacht aber durchaus noch etwas länger nutzen. Als erstes stand noch ein Test meines neuen 18-55mm Objektivs an, das Jan mir anbetungswürdigerweise für den Gegenwert einer Fastfoodmahlzeit besorgt hatte!


Als dieser Test absolviert war, stellte ich die Kamera ans Auto, richtete sie nach Norden aus und ließ sie leerklackern. Zurück ans Beobachten... Eigentlich wollte ich heute Nacht mindestens eine Zeichnung anfertigen, leider machte mir der extreme Tau da einen Strich durch die Rechnung, ich hatte leider zu dünnens Papier mit... den Rest kann man sich denken. Eine halbe Skizze des Orionnebels kam dennoch dabei rum, leider nicht ganz fertig aber besser als nichts. Seit langer Zeit habe ich mich auch einmal wieder dazu entschieden auf Grundlage der Skizze eine Computerzeichnung, statt einer Bleistiftreinzeichnung anzufertigen...



Ein Besuch beim Flammennebel zeigte auch diesen überraschend gut und mit chrakteristischer Dreiteilung durch die Dunkelnebel. Auch die kosmische 37, NGC 2169 ward ein Pflichtbesuch abgstattet, sollte eigentlich auch gezeichnet werden aber da hatte ich schon nur noch Papiermatsch in den Händen.

M31 überraschte (natürlich auch in bestmöglicher Position am Himmel) mit leicht erkennbaren Armen und Dunkelwolken, M33 zeigte zumindest den Ansatz von Arm und die helle HII Region NGC 604. Jan versuchte sich noch - leider erfolglos - an eine, PN in Taurus, meine Karten konnte da nicht gut helfen, der PN stand gnadenlos am Rand der Karte ohne ausreichend Referenzsterne in unmittelbarer Nähe.

Lohnender war am Ende noch ein Abstecher in UMa! Neben der wunderschönen Kombination aus M97 und M108, waren es vor allem M81/82, die mit feinen Details erfreuten, neben den eigentlich immer sichtbaren Staubstrukturen in der Starburstgalaxie war an M81 der "einfache" der beiden Spiralarme auch sichtbar.

Der zunehmende Tau machte alles klatschnass und auch das Objektiv der Kamera war wie sich herausstelle schon einige Zeit dicht, gut zu sehen am Ende der Zeitrafferaufnahme.

   
 

Timelapse Ursa Major Beobachtungsnacht vom 13.11.2012 from Benny Hartmann on Vimeo.

Also begannen wir zum Glockenschlag halb zwo mit dem Abbau des Equipments. Die Nacht war wegen des Dunstes und der Feuchtigkeit zwar nicht optimal, Spaß hat sie aber allemal gemacht und auch mal wieder einen neuen Standort getestet. Vom Himmel her gar nicht übel, allein die in einiger Entfernung verlaufende Bundesstraße störte durch Fernlichter, hier hilft nur die Autos gnadenlos zur Lichtabschirmung richtig zu parken. Immerhin konnte dieses Nacht die langjährige Novemberstatistik durchaus aufwerten.


"Zwei Quasare und noch mehr Hochnebel" 

Sonntag, 13. Mai 2012

BB vom 13.05.2012

Laufenselden 13.05.2012

21:30 bis 1:20 Uhr

SQM: 21,20

Aus den mannigfaltigsten Gründen war ich in diesem schon weit fortgeschrittenen Jahr erst ein einziges Mal unter den Sternenhimmel gekommen – eigentlich unhaltbar! Aber gut, es gab schon Gründe, als mich Jan schon am Samstag zu motivieren versuchte es endlich mal wieder in Angriff zu nehmen, waren mir doch noch etwas viele Wolken unterwegs, auch wenn es wohl wie ich später sah tief in der zweiten Nachthälfte doch noch brauchbar wurde.



Sonntagnachmittag war mir aber schnell klar: Wenn du heute nicht gehst grenzt das an Blasphemie. Also ein kurzer Anruf an die andere Seite des Taunus bei Jan und dann ging es auch schon ans Packen, lange lag jetzt alles im Keller aber mit dem 8“er waren das zwei Griffe und die Fahrt konnte losgehen. Mir war ob des Himmels schon klar, dass ich in Laufi heute mit Gesellschaft rechnen konnte, am Ende waren es dann in der Tat acht Photonenjünger die sich die Nacht um die Ohren schlugen. Aufbau... gut nix verlernt, der 8er ist ja fast ein „Popup Teleskop“ aus dem Kofferraum purzeln lassen – fertig.

Kalt wars! Hier haben wir um diese Jahreszeit schon mit kurzen Hosen gestanden, das war heute mit um die 2°C nicht zu empfehlen ^^


Interessanter Ansatz zum Telradtauschutz 

Mit dem Auffinden war es dann doch nach so langer Telradabstinenz doch erstmal etwas eingerostet, im Endeffekt müsste ich mich echt mal wieder hinsetzen und die Karten nochmal überfliegen :P



Objektmässig war ich arg zurückhaltend, einige Standards zum Wiederreinfinden, wie z.B. Leotriplett, M13, M57 und Co. Venus war zu Beginn des Abends mit der stark ausgeprägten Sichel auf jeden Fall ein Hingucker in allen Geräten. Saturn war in Horias Binoansatz am 12“er ebenfalls fantastisch. In Jans Großbino war die "The Hidden Galaxy" heute gar nicht so hidden, auch wenn mich der Himmel trotz guter Werte nicht ganz so vom Hocker riss.



Highlight war (auf jeden Fall für mich) das von Rainer ausgesuchte und eingestellte Objekt. Der klingende Name lässt bereits auf einen Augenschmauss schliessen: GSOB1634+7037 in Draco

Wie immer sprechen wir hier natürlich von einem unscheinbaren Fünkchen, aber dieses hatte es in sich! Nachdem Armin eine gute Aufsuchmethode innerhalb des Gesichtsfelds gefunden hatte, war es überraschend leicht den 14,7mag „hellen“ Quasar zu sehen, auch direkt mit 12“ möglich. Die Faszination macht in diesem Fall die ENORME Rotverschiebung (z) aus, mein persönlicher Rekord, hätte nicht gedacht, dass über 10 Milliarden Lichtjahre so „einfach“ zu haben sind :) Ich bin nicht mehr so firm in der Umrechnung, Reiner sprach von ~11 Mrd, ein Umrechner gab mir bei z=1,337 ~9Mrd aus, in jedem Fall, v e r f l u c h t altes Licht!

Reiners Auffindeskills sprengten heute mal wieder alle Grenzen ,so bekam ich noch einige leider für mich erst einmal namenlose Mitglieder des Hercules Clusters (Abell 2151) zu sehen mit etwa einer halben Milliarde Lichtjahre Entfernung auch nicht mehr in der näheren Nachbarschaft Wink

Leider ging es dann für mich an den Abbau und war somit sogar der erste der heute aufbrechen musste, sehr schön hier heute wieder so viele Gleichgesinnte getroffen zu haben und wenigstens noch eine Nacht vor den „weissen Nächten“ genutzt zu haben.

"Spontanes Großtreffen im Taunus" 

Freitag, 30. September 2011

BB vom 30.09.2011

Datum: 30. September 2011
Ort: Taunus
22:15 bis 02:30
GG: fst 6m3 UMi SQM (nicht L): 21.04 mag/arcsec²
ca. 12° klar klar klar 
Nachdem ja nun die ganze Woche mehr oder weniger klaren Himmel geboten hat, war für Freitag Nacht die beste Transparenz der Woche gemeldet, und unsere Erwartungen wurden definitiv NICHT enttäuscht, es wurde die beste Nacht des bisherigen Jahres und die Chancen, dass es die beste bleiben wird, stehen ganz gut ;)
Verabredet war ich eigentlich "nur" mit Andreas und Rainer, der mit seiner Lightbridge das erste Mal zu unserer Beobachtungstruppe stossen wollte - irgendetwas sagte mir aber, dass es da auch so noch den ein oder anderen hinverschlagen würde bei der Vorhersage. Schon auf der Hinfahrt fiel mit der Sternenreichtum in tiefer Horizontnähe gen Westen auf, da war beim letzten Besuch des Platzes vor 5 Tagen bis 30° Höhe fast gar nichts zu sehen gewesen. Nach der letzten Kurve empfing mich bereits eine Phallanx an Autos, Teleskopen und Mannen. Der erste den ich begrüsste machte mir letzte Zweifel zunichte: Oliver, ein über die Jahre wirklich untrüglicher Garant für Ausnahmenächte (da ist mit Sicherheit seiner weiten Anreise geschuldet!). Ausserdem waren noch Andreas, Rainer, Stefan mit seinem neuen 6" Meade und Ingo mit seinem leckeren 8" Selbstschliff/-bau vor Ort.


Die reich strukturierte, wenngleich bereits untergehende Milchstrasse bot schon ein tolles Bild, meine üblichen Stimmungsaufnahmen zu Beginn waren trotz ISO 1600 diesmal (man vergleiche mal mit dem BB vor 5 Tagen) so dunkel, dass kaum was von unserem Krempel zu sehen war ^^


Zu fortgeschrittener Stunde bestimmten wir die Grenzgrösse in Umi auf relativ problemlose 6m3, in Zenitnähe dürften wir durchaus hie und da mal die magischen 6m5 geknackt haben, das ist für diesen Standort schon das obereste Ende der Fahnenstange, man sah es aber (wie immer) auch sehr schön den Objekten im Okular an. Ingo lies mehrfach sein SQM kreisen, bedenkt man, dass es sich nicht um die "engere" L-Variante handelt sind die 21.04 m/arcsec² durchaus nicht übel, wenn sie auch schon an diesem Ort bei SQM-L Messungen überboten wurden. Interessant war der Effekt der wirklich sehr guten Transparenz in Richtung Osten, in fast direkte Blickrichtung von Frankfurt war selbstverständlich auch heute die Aufhellung zu sehen, doch sehr viel schwächer und M42 war dort bereits wenige Grad über dem Horizont, exakt an der Baumgrenze mit blossem Auge sichtbar, in der Megadunstlichtglocke von FFM normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Positiv kam dazu, dass die Luftfeuchtigkeit wohl (ungemessen) niedriger lag als prognositiziert, ich musst erst nach über drei Stunden das erste Mal die Telradscheibe leicht abwischen, vor einigen Tagen war das bereits nach 15min zu...
Nachdem bei so vielen Leutchen üblicherweise etwas längeren "Einpalaverphase" ging es dann auch an die ersten Objekte. Es wurmte mich - und wohl auch Andreas - dass wir am vergangenen Sonntag Caldwell 5 alias IC342 so extrem grenzwertig wahrnehmen konnten, heute sollte das doch besser gehen, dank Rainer der mir einen Blick auf sein (wirklich vorbildlich mit dicker Folie abgedunkeltes!) Eye&Telescope gewährte war die Galaxie bzw. das Zielgebiet zügig im Okular, ein kurzer Fieldsweep und tatsächlich, hier gab es nun nichts mehr zu raten, noch weit entfernt davon besonders hell zu erscheinen, war die Galaxie ohne weiteres zu identifizieren, erleichternder Weise auch an genau der Stelle an der ich sie am Sonntag mehr vermutet als wirklich gesehen habe :) Heute war definitiv der richtige Himmel Galaxien sämtlicher Art mit höhere Vergrösserung und niedriger AP anzugehen, brachte schon das 22mm LVW einen Fortschritt in Sachen Kontrast, war sie mit 14mm plötzlich auch direkt nicht mehr zu verfehlen.


Danach gab es zur Augenentspannung einen Schwenk auf einen reich strukturierten Cirrusnebel, insbesondere die Knochenhand war in Andreas' 12er mit höherer Vergrösserung ein Genuss mit fotoähnlichen Filamenten und Verwirbelungen! Auch Nordamerika und der Hantelnebel schwenkte ich kurz an aber gab ihnen nicht allzuviel Zeit, denn heute riefen die schönsten Sirenen des Deepsky: Die Galaxien...
NGC 1023 im Perseus war zum wieder warm werden genau das richtige, mit 10m kaum zu übersehen und schön in einer Sternkette gelegen. NGC 404 zeigte ich Stefan, der sie auch gut sah, ich weiss jetzt gar nicht ob er sie danach auch nochmal mit dem 6er angefahren hat, auch da ist sie ja kein Problem. M31.. huiii Es war fast völlig Jacke welche Vergrösserung man hier heute einsetzte: beide Staubbänder respektive die Spiralarme waren über weite Strecken direkt sichtbar und übers Feld zu verfolgen, es gibt nicht allzuviele Nächte (bei mir) wo die Galaxie so nah an fotografische Ergebnisse rankommt. Rainer machte sich sogar - und das wohl erfolgreich - daran, die Galaxie bis zu ihren äussersten Grenzen wie man sie von Fotos kennt noch wahrzunehmen. Da bot es sich natürlich an auch gleich den "Nachbarn" M33 einen Besuch abzustatten, die HII Region war auch ohne Filter sofort ein auffälliger runder Fleck am Ende einer Sternkette die sich Richtung Zentrum zieht, die Spiralarme konnte man über weite Strecken verfolgen und mit 14mm war es eine Riesenfreude die Verdickungen und Knoten in den Armen abzufahren, so im Galaxienfieber war ich schon länger nicht mehr ;)
Andreas hatte aber einen Leckerbissen ganz anderer Art, den ich noch nie versucht habe: Den PN Jones 1 im Pegasus, nachdem er mir die Position erklärt hat (wirklich lohnenswert, da echt nicht schwer zu finden!) schaut ich durch sein Okular und tatsächlich war der PN ohne grössere Schwierigkeiten wahrzunehmen, er ist überraschend gross und zwei sich gegenüberliegnde Stellen des planetaren Nebels sind besonders hell und dementsprechend leicht (mit Filter) zu sehen, indirekt wurde das ganze nochmals deutlicher, nun macht der PN den Eindruck eines "C"s - ich will mich nicht festnageln, dass dieses C wirklich geschlossen war, die schwächste Stelle ist wirklich schwach und das Gehirn setzt ja gerne etwas fort wo man um die Struktur weiss, aber mit einem "C" kann man das Aussehen eben am besten beschreiben ;)
Alsdann ging ich zu meiner alten Hassliebe, Stephans Quintett über, nochmal ein genauer Blick auf Rainers Kartenausschnitt und ab dafür, auch hier zeigte sich eklatant der Unterschied zur letzten Nacht, kaum übersehbar steht der Galaxienknäuel unweit der hellen NGC 7331, nachdem wir am letzten Sonntag noch gerätselt haben ob Jan und ich das selbe Sternen-"T" als Aufsuchhilfe meinten war klar: Ja wir meinten das selbe. Mit Höherer Vergrösserung (107x) wurde das ganze noch wesentlich besser und kontrastreicher, ich glaube es war aber die 214x in Rainers 12" Lightbridge wo ich sie dann auch eindeutig trennen konnte, wenngleich das bei den beiden wirklich NAH zusammenhängenden Galaxien kein Kinderspiel für mich ist. Rainer war überhaupt extrem gut darin, nicht nur Objekte aufzufinden, sondern ihnen auch die passende AP zu verpassen, und da versuchte er sich bei unserem ersten Telefonat vor ein paar Tagen noch als Einsteiger hinzustellen :D An der Stelle muss ich ihm auch mal direkt für das nächste Objekt danken, nicht alltäglich aber er hatte es nach kurzem Kartenstudium sicher im Okular und erstaunlicher Weise war es auch für alle die durchschauten (und alle schauten durch) sofort sichtbar, dank der Karte konnte man den 14m2 "hellen" Quasar KUV 18217+6419 schnell und sicher identifizieren. Mit einer Rotverschiebung von z=0,297 liegen wir hier (je nachdem welche Quelle man befragt gehts auch bis 4) schon jenseits der 3.000.000.000 Lichtjahre Entfernung, es fasziniert mich immer wieder... da war hier auf der Erde gerade die erste Party der Cyanobakterien angesagt, die sich und ihre Enstehung aus der Ursuppe feierten ^^

Hatte ich eigentlich am Abend noch gedacht, wegen meiner Erkältung mach ich heut mal früher Schluss war es doch schon fast 2 Uhr als ich das erste Mal wieder daran dachte... Stefan war auch schon in Aufbruchstimmung, Rainer kaum noch vom Okular wegzubekommen als er noch diverse Objekte beobachtete, die besonders von diesem Himmel profitieren. Ein näheren Blick konnte ich noch auf die wirklich schön Konstruktion von Ingo werfen, der 8"er ist handwerklich wirklich professionell gebaut und das Bewegen des Dobsons über den Himmel macht einfach Spass. Das konnte man von der Lightbridge nur eingeschränkt behaupten, die Abbildung ist zwar definitiv gut aber an der Mechanik lässt sich sicher noch so einiges verbessern, da fühlte ich mich doch ein bissl mit dem Martini verwöhnt.
Eines der letzten Objekte die ich vor dem Zusammenbauen noch beobachtete war NGC 891 in Rainers Lightbridge, fanastisch lang mit kaum zu übersehendem Dunkelband zog sich die Spindelgalaxie in Andromeda durch das Gesichtsfeld. Alsdann machte ich mich wie die anderen auch ans Zusammenbauen, lediglich Rainer und Ingo waren nicht mehr von den Okularen wegzubekommen und ich will gar nicht wissen wie lange sie da noch gestanden haben heute Nacht, aber Recht haben sie! :D
Gegen halb drei fuhr ich los, eine Nacht im Kopf, von der ich durchaus längere Zeit zehren kann, selten sind sie diese Nächte aber sie wiegen auch lange Wolken-/Mondphasen auf wenn man sich ihrer wieder erinnert :)

Ein grosses Danke an alle die dort waren und die ich wieder oder zum ersten Mal "sehen" durfte.


 "6 Mann - 6 Optiken aber mehr als 6mag"









Freitag, 24. April 2009

BB vom 24.04.2009

Datum 24.April 2009
Zeit 21:15 bis 3:00 Uhr
Ort Taunus
Wetter hoher Horizontdunst, zunächst wechselnd bewölkt
Seeing - 
Grenzgröße ~6m,, M13 freisichtig
Geräte 16" f/4,5 -12" f/5 - 8" f/4 - 4,5" f/4 - 4" f/5 - 3" f/7 4,5" f/4  

Das war mal wieder eine Nacht in der wir mehr Vertrauen in abstrakte Prognosen setzen mussten denn in den Blick zum Himmel, denn nach einem wechselhaft sonnigen Tag wurde es Richtung Aufbruch eher schlechter denn besser! Der vorher fast klare Himmel zog zu. Um etwa viertel nach Neun traf ich am Platz ein, Andreas war schon fast mit dem Aufbau fertig, die Dämmerung noch in vollem Gange baute ich, nachdem ich den 12er zum Auskühlen rausgeholte hatte, meine EQ3-2 nebst 4" Richfielder auf. Dann fuhren auch Horia und Thomas vor und bauten auf. Der Himmel war nach wie vor sehr wechselhaft bewölkt, mindestens 60% manchmal auch mehr. Nach einigen Objekten in den Lücken wollte ich nochmal an die Justage die mir noch gar nicht gefiel... Peinlich! Ich rührte wie ein Irrer an den HS Schrauben ohne dass der Laserpunkt ernsthafte Anstalten machte in die richtige Richtung zu wandern. Nach geschlagenen 10 Minuten bat ich Thomas mir bei der Justage zu helfen, denn der Laser traf nicht einmal den OAZ! Zu Viert wurde die nächste Viertelstunden justiert, auch Thomas hatte seine ernsthaften Schwierigkeiten, denn die Federn der Zelle scheinen ziemlich durch zu sein und er musste lange schrauben bevor der Rückstrahl überhaupt in die richtige Richtung kam, danach war das Gerät allerdings hervorragend justiert! Vielen Dank an dieser Stelle! (Geistige Notitz: den Umbau nebst neuer Zelle vorverlegen ;) ). Über diese Justagtour kamen auch Armin und Katrin endlich an und der Himmel war nach kurzer Zeit endlich - und wie vorhergesagt - vollkommen wolkenlos, ein Dunstschleier blieb jedoch. Die Milchstrasse war nachdem sie sich über den Dunst gekämpft hatte aber doch strukturiert, M13 freisichtig zu sehen. 

600s bei ISO 200

Nun ging es allerdings richtig los, zum ersten Mal trieb ich die Vergrösserung auf über 300x - und wurde mit unglaublichen Ansichten von einem in unzählige Sterne aufgelösten M13 belohnt der majestätisch innerhalb einer halben Minute durchs Gesichtsfeld schwebte! Auch M57 war einfach unglaublich bei dieser Vergrösserung und kam dem was man von Fotos kennt (Farbe aussen vor) sehr sehr nahe. Katrin war kaum noch loszureissen und so schubste ich mich etwas mit ihrem 114/450 durch den Coma Haufen, erstaunlich was da mit dem Gerät zu holen war. Im Großen wiederum begeisterte das Leotriplett, indem die beiden M Galaxien auch Strukturen zeigten. NGC 4565 war bei 214x riesig groß und durchgehend mit dem Staubband durchzogen. M53 besuchte ich ebenfalls kurz, wie auch M51. M51 zeigte Spiralarme und im 16"er von Thomas war sie einfach unbeschreiblich strukturiert.


Tourkarte - Cartes du Ciel 

600s bei ISO 200

Die Standardobjekte faszinierten, auch deshalb hatte ich heute kein Beobachtungsprogramm im eigentlichen Sinne, reines Genussspechteln... Doch Horia ist dabei etwas neues Einzubürger: Er bringt Aufsuchkarten eines anspruchsvollen Objekts mit und lässt sie mit den großen Öffnungen aufsuchen ;) Heute sollte es ein Quasar in Bootes sein! Mit 13m9 war er auf der Karte angegeben, leichte Beute für den 16"er. Armin und Thomas machten sich an das Herantasten. Nach ein paar Minuten waren sie sehr sicher an der richtigen Stelle der sehr detailierten Karte zu sein, der Quasar war aber extrem grenzwertig zu beobachten, er blitzte nur auf, allerdings immer wieder und an der korrekten Stelle. Armin war recht erstaunt wie problematisch eine 13m9 helle Punktquelle war und wir schoben es erstmal auf den Himmel. Doch weit gefehlt, nachdem ich zu Hause einige Kataloge und die Liste der "hellsten" Quasare der DVAA recherchiert hatte bekam die Beobachtung doch eine andere Dimension! Der Quasar hat tatsächlich eine Helligkeit von 15m6! Gleich prüfte ich anhand des Grenzgrössenrechners von Armin ob es denn nun überhaupt möglich war ihn zu knacken und tatsächlich selbst unter den suboptimalen Bedingungen waren für stellare Objekte sogar 0,8mag mehr möglich gewesen - hätte ja auch sein können, dass wir stattdessen einen schwachen nicht verzeichneten Stern erwischt haben, doch da der Bereich um den Referenzstern bei der Vergrösserung von 250x leergefegt scheint war es tatsächlich KUV 14207+2308. Dieser Quasar sprengt alles was ich bisher beobachtet habe, kaum zu glaubende 7,8 Milliarden Lichtjahre (!!) ist dieser entfernt... verdammt altes Licht. Die Hälfte bis zum Urknall, Sonne oder gar Erde waren zum Zeitpunkt als dieses Licht den Quasar verlies noch Zukunftsmusik, die Milchstrasse sollte sich danach noch zwölf mal um das Zentrum drehen bevor unsere Sonne zündete... Wird schwer das noch zu toppen von der Entfernung ;) Auch interessant an der gefundenen Quasarenliste: Es gibt tatsächlich über 120 Quasare die heller oder gleich hell sind - da hat man mit 16" ein ausserordentlich schönes Programm.

4,5min ISO 400

Nach dieser beeindruckenden Erfahrung ging es am eigenen Gerät mit Standardobjekten weiter. Die Sommermilchstrasse kämpfte sich tapfer über den Horizontdunst. Also ging es mit dem Richfielder mit 30mm UWA (4,8° Feld) und OIII an den Nordamerikanebel. Doch trotz Filter war er wenig beeindruckend, der Dunst gab ihm wohl den Rest, so war der Nebel zwar zu sehen zeigte aber wenig Struktur. Anders sah es am 12er mit dem Cirruskomplex aus, beide Teile waren bereits nett strukturiert besonders die Knochenhand die man etwas abfahren konnte. Was mich dann aber doch noch aus den Schuhen kippen lies war NGC 6992 (Knochenhand) etwas später in Thomas Gerät: Eine Vielfalt an feinen Strukturen und Filiamenten wie man sie nur von Fotos kennt, er selbst war noch gar nicht so begeistert, der Dunst würde doch noch viel Details schlucken. Ein weiteres Highlight für mich war sicher der Blick durchs 8mm Ethos, das 13er durfte ich ja schon ein paar Mal erleben, aber ich habe fast das Gefühl, dass das riesige Gesichtsfeld gepaart mit der höheren Vergrösserung noch subjektiv stärker wirkt.


Tourkarte - Cartes du Ciel 

600s bei ISO 200

Inzwischen war sogar schon der Skorpion zu sehen und die Milchstrasse im Schwan zeigte schöne Struktren. Deshalb ging es für mich nochmal in den Pfeil um M27 und M71 bei höherer Vergrösserung (150x) zu beobachten. Der Hantelnebel zeigte sogar die "Ohren", mit 16" war er selbst in niedrigerer Vergrösserung bereits hochdetailiert. M71 war schön in Einzelsterne aufgelöst, eher schwach konzentriert und von unregelmässiger Form. Darüber war es schon fast 3 Uhr geworden und wir entschlossen uns langsam mit dem Abbau zu beginnen. Im Südwesten war ein intensives Wetterleuchten und aufziehende Wolken am Horizont zu sehen.
Auch wenn es zwar kein Ausnahmehimmel war, hat der Abend große Freude gebracht, vielen Dank an alle - war ein lustiger Abend :)