Mittwoch, 18. Oktober 2017

BB vom 17.10.2017

Ort: Idsteiner Land
Uhrzeit: 22:00 bis 1:18 Uhr
Wetter: Klar
GG: 6m+

Wenn ich etwas wirklich schon lang nicht mehr erlebt habe, dann eine Schönwetterkatastrophe, aber sie ist tatsächlich hier. Am späten Nachmittag war ich auf einer kleinen Wanderung noch mehr als skeptisch ob Andreas Pläne diese Nacht nochmals rauszufahren wirklich eine so gute Idee wären. So schön das atmosphärisch aussah, so wenig Hoffnung machte mir der vercirrte Himmel auf eine lohnende Beobachtungsnacht.



Ohnehin schon etwas abgekämpft von der Querfeldeinwanderung sagte ich Rainer erstmal prophylaktisch ab, Andreas beharrte aber auf seinen Transparenzprognosen und als die beiden dann aufbrachen... eieiei, ich konnte einfach nicht anders und hab den 8er wieder auf die Rückbank geworfen ;)

Was soll ich sagen? Die beste Entscheidung überhaupt! In der Tat hatten sich die Cirren in bestimmten Himmelsarealen so weit verzogen, dass man nicht nur annehmbar beobachten konnte, nein stellenweise toppte der Himmel sogar die Bedingungen von Sonntag was mich sehr erstaunte. Am besten sah man den Effekt im Cirruskomplex, war er vor einigen Tagen noch solala, selbst mit Filter am 12"er so war der Sturmvogel sogar am 8er OHNE Filter sichtbar und die Details mit Filter waren merklich einfacher.

Zu meiner großen Überraschung aber auch Freude wurde es am Platz dann auch wirklich "voll", neben Andreas und Rainer war auch Ralf mit dabei, den ich seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte und überhaupt war es die erste Gruppenbeobachtung seit viel zu langer Zeit, sehr nostalgisch und es zeigte mir: in der größeren Gruppe ist doch nochmals eine andere Stimmung :) Dadurch dass ich Andreas und Ralf schon länger und extrem lang nicht mehr persönlich getroffen habe war die erste Stunde erstmal mit längst überfälligen Gesprächen gefüllt, danke Jungs - ich habs schon vermisst!

Beobachterisch war ich zunächst eher auf ungeplanter Standardrunde, aber es gab dann doch eine Reihe von genialen Objekten, die ich dank Rainer und Andreas vor die Augen bekam, sogar zu eine Zeichnung wurde ich endlich wieder motiviert!



Wir verbrachten an Andreas 12"er eine lange Zeit am Katzemaugennebel NGC 6543. 
Schon bei 8mm war der Zentralstern einfach zu sehen, dazu musste man das Objekt einfach fixieren und der Nebel schaltete Sekundenbruchteile später auf "stumm" und der Stern ploppt hervor, genialer Effekt, ähnlich dem Blinking Planetary. Der Nebel selber hat eine leicht ovale Form, der Helligkeitsunterschied von der Andeutung einer Ringstruktur zum Innenteil ist nicht sehr stark ausgeprägt, was auch das Sichten des Zentralsterns bei indirektem Sehen erschwert, der Kontrast geht durch die Nebelfülle gern mal flöten. Bereits bei der 187-fachen Vergrößerung war zu sehen, dass neben der schlichten Form in einem "spitzen Ende" des Ovals zusätzliche Details immer wieder hervorblitzten, ich kann es am besten als eine leichte halbrunde zweite Ringstruktur bezeichnen, mit einem minimalen Abstand dunklerer Nebelmasse zwischen sich und dem Rest des PN. Darüberhinaus zeigte sich bei langem indirekten Sehen um den offensichtlichen Teil des Nebels eine weitere merklich schwächere Aufhellung, den man als schwachen Halo bezeichnen könnte. Wir wechselten dann zu 6,7mm und am Ende noch höher in den Bereich um 5mm und die Details der Doppelstruktur wurden greifbarer, blieben aber anspruchsvoll. Es gab beim Wechsel vom direkten auf den indirekten Blick reproduzierbar und hochgradig begeisternd (!) immer wieder weitere Details auf der gegenüberliegenden Seite des PN, die Doppelring Struktur trat hier wirklich blickweise für Bruchteile von Sekunden zu Tage, absolut geil! Ich versuchte das Gesehene in einer groben Skizze festzuhalten, so faszinierte mich die Detailvielfalt, die ich so von diesem Objekt noch nicht kannte (oder vergessen hab). Der Nebel ist mir etwas groß geraten für 8mm, gibt eher die Größe bei 6,7mm wieder und der Ausriss an leichtem Grau in Richtung 2 Uhr ist NICHT der gesehen Halo sondern mein Finger der zu sehr schmierte ;) Der Halo war eher kreisrund und näher am PN.


Aber nun raus aus der Milchstraße, es war schon arg spät und mein Gewissen plagte mich weil ich morgens zeitig zur Arbeit musste, aber Rainer insistierte auf eine weitere grenzwertige Quasarbeobachtung :D Uff! Der hatte es mal wirklich in sich, das Hauptproblem war hier, dass sich mir das Feld von der Karte an Rainers Laptop so gar nicht erschloss, selten hab ich so lang gebraucht um die wichtigen Sterne zu identifizieren, aber als das dann nach mehreren Wechseln von Okular zum Rechner und zurück doch gelang, war der Quasar mit dem eingängigen Namen QSO HS 2154+2228 dann wirklich indirekt blickweise auszumachen - Ein Monsterobjekt!! 9,5 Milliarden Jahre altes Licht! Heut bereits mehr als 13 Mrd Lichtjahre von uns entfernt... wir sind verrückt.

Mein Teleskop war zwischenzeitlich schon verstaut, da kam Andreas noch mit dem Sahnehäubchen um die Ecke, Jones 1 den flächenhelligkeitsschwachen PN in Pegasus, ebenfalls schon lang nicht mehr gesehen. Trotz seiner nur geisterhaften Erscheinung war er recht schnell auszumachen, vor allem beim Fieldsweeping war der runde, sehr sehr kontrastarme Fleck gut auszumachen. Das einzige was mir heute verwehrt blieb war Pease 1, der planetarische Nebel innerhalb des Kugelsternhaufens M15, da war die Aufsuchkarte bzw das DSS Foto zu grob um die Identifizierung eindeutig machen zu können.

Fast exakt zur selben Zeit wie am Sonntag verabschiedete ich mich von meinen dunklen Beobachtungsgenossen und fuhr heim... Oh Mann ich hätte mich mit Recht geohrfeigt wenn ich dieses schöne Zusammentreffen hätte sausen lassen, vor allem in der alten Gruppe gemeinsam zu beobachten hat mir sehr gut gefallen und mich etwas wehmütig werden lassen - das muss wieder intensiviert werden, danke Euch allen.

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Montag, 16. Oktober 2017

BB vom 15.10.2017

Ort: Idsteiner Land
Uhrzeit: 20:00 bis 1:20 Uhr
Wetter: Klar, leichter Wind, 7-10° C
GG: ~ 6m

Zeit aus der "Sommerpause" zurückzukehren ;) Die alte Daumenregel, nach dem mich das All am lautesten ruft wenn die Blätter wie auch die Temperaturen fallen stimmt wieder ein mal. Außerdem wenn Rainer zur nächtlichen Audienz bittet, wer bin ich mich dem zu verweigern :D Spaß beiseite, wurde echt Zeit und die Freude der Nacht  gab uns einmal mehr recht!

Ich schlug einige Zeit vor Rainer auf und baute zunächst meine Barndoor auf, die ich nun schon seit etlicher Zeit nicht mehr im Einsatz hatte. Am Nachmittag hatte ich mir überlegt wie ich eine alte Schwäche ausmerzen könnte - dadurch dass ich nach wie vor keinen Kugelkopf montiert habe sondern einen alten Fullsize Videoneiger kam die Montierung schon immer hart an ihre Belastungsgrenze selbst nur mit Kitobjektiv rutschte mir die Konstruktion irgendwann von der Kupplung :( Ich entfernte als die Fotoschraube sowohl an der Schnellwechselplatte des Stativs als auch die relativ dünne Aufnahme mit Fotogewinde an der Unterseite der Barndoor und verband die beiden Teil mit der dicken Spax, die normal den Teflonblock auf dem unteren Teil der Barndoor hält - siehe da: plötzlich merklich fester!




Einnordung mit Hilfe des Lasers in der Führungsschiene der Barndoor


Glücklich wurde ich allerdings trotzdem nicht, die Kombination ist nach wie vor nicht fest genug, jede Kameraausrichtung führte zu irgendwelchen Verwindungen die eine saubere Nachführung verhinderten, zusammen mit meiner sprichwörtlichen Unfähigkeit zu Fokussieren führte das zu praktisch 100% Ausschuss :P Wurscht... für ein paar Stimmungsbilder hat es am Ende gereicht aber ohne anderes Material komme ich hier leider nicht weiter, selbst 18mm Aufnahmen lassen sich keine Minute nachführen...



Perseus und Andromeda

Gegen 21 Uhr kam dann Rainer zusammen mit Dennis (bitte melden falls du mit einem N geschrieben wirst ;)) am Platz an und begann mit dem Aufbau. Wir konnten die Zeit nutzen und begannen unsere kleine Einführung in die Astronomie und die Beobachtungsziele, die uns immer wieder in die Dunkelheit ziehen. Macht doch immer wieder Spaß jemanden an das was wir tun und beobachten heranzuführen. So entwickelte sich der Abend zu einem bunten Potpourri an diversen Deepsky Objekten bei denen wir ganz systematisch - größtenteils parallel mit 8 und 12" unser gesamtes beobachtbares Universum besuchten. Von den nächsten Sternnachbarn wie Vega, über Doppelsterne wie Epsilon Lyrae und Albireo, weiter zu nahen und fernen Sternhaufen und weit weit darüber hinaus.


60 Sekunden zum Abschied der Sommermilchstraße

Im Anschluss an die "Augenöffner" wie h+x Persei, die wohl jedem Erstbeobachter begeistern können, wandten wir uns dem traurigeren Kapitel der Sterntode zu. Natürlich in üblicher Manier mit Erklärung welche chemischen und astrophysikalischen Prozesse das Ende der Sterne unterschiedlicher Masse zu Grunde liegen, dabei beobachteten wir neben dem Ring- und dem Hantelnebel natürlich auch den Cirruskomplex, der heute ein wenig schwächelte, die Transparenz war wohl nicht 100%ig in diesem Bereich, trotz [OIII] war er nicht wirklich knallig obschon noch gar nicht so tiefstehend...



Und damit verließen wir auch bereits die Ebene der Milchstraße und begaben uns zu unseren nächsten Satelliten, den Kugelsternhaufen die wir in Form vom absteigenden M13 und M15 im Pegasus vorführten. Ich selbst wäre jetzt im Anschluss natürlich gleich zur Andromeda Galaxie fortgeschritten, die wir auch schon mit bloßem Auge zeigen und sehen konnten - aber Rainer wäre nicht Rainer wenn er sich nicht strikt an die kosmische Reihenfolge halten würde :D Also gabs den ersten Knacki aufs Auge und Rainer führte uns zum einzig sichtbaren extragalaktischen Kugelsternhaufen G1, war gar nicht so schwer wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nun waren wir also im Reich der Galaxien angekommen und tasteten uns über diverse Vertreter weiter hinaus, M81 und 82 durften da natürlich nicht fehlen, ich selbst stattete auch nochmal NGC 7331 einen Besuch ab und auch M33 der auch ohne Filter fein seine auffällig HII Region NGC 604 zeigte. 

Als letzten Schritt vor den unausweichlichen Quasaren stellte Rainer eine sehr weit entfernten Galaxie ein, eine recht leuchtschwache Galaxie in einer Entfernung von 750 Mio Lichtjahren, McG 13-12-22 Indirekt war sie wiederholt sicher zu sehen, wahrlich kein Leuchtfeuer.

Nachdem wir uns am Quasar nochmal so richtig die Augen verbogen hatten, kam ich auf die Idee: Jetzt noch ein Komet!! Also mit zugekniffenem Beobachtungsauge doch einen Blick aufs Handy gewagt, aber Vorbereitung sieht anders aus ;) der einzige der mir auffiel war C/2017 O1 ASASSN, zufälligerweise war der Abend auch kurz vor der maximalen "Helligkeit" wenn auch nur (anders als die Vorhersagekurve andeutete) nur 14m. Die Karte die mir vorlag war nicht sonderlich detailliert aber ich sah von Rainer bestätigt an der Stelle eine leichte Nebulosität, allerdings mit erheblichen Sternen im Hintergrund, weswegen ich wohl eher über einen schwachen Sternhaufen gestolpert sein dürfte - gilt als NICHT gesehen.

Dennis war schon länger abgereist als wir uns zum Abschluss noch den Blick auf Uranus und seine Monde (!) gönnten.. Oberon war vergleichsweise einfach zu sehen, ich bekam auch Titania noch zu Gesicht, wenngleich schwerer - schön, den dicken blauen hab ich schon länger nicht mehr gesehen. Die drei näheren Monde blieben unsichtbar waren aber auch ungleich schwächer.


Der Himmelsjäger - Orion

Der Abbau war dann schnell gehalten und eine sehr schöne Nacht ging zu Ende, sehr froh endlich mal wieder draußen gewesen zu sein und vor allem auch Rainer wieder zurück am OAZ begrüßen zu können... oh apropos OAZ - den hatte ich am Nachmittag noch getauscht, der JMI den ich seit 12" Tagen immer montiert hatte zwickte mich schon länger am 8"er - mit keinem einzigen Okular kam ich mehr in den Fokus und ich trauere meinem 1:10 Crayford durchaus hinterher - nun verrichtet wieder der originale Zahntrieb GSO OAZ seinen Dienst und das verflucht gut! Erinnere mich noch daran, dass mir vor vielen Jahren Günther selbigen mit Teflonband überarbeitet hatte - das macht sich nach wie vor bemerkbar, der Unterschied zum Crayford ist verschwindend gering geworden (die Untersetzung fehlt natürlich nach wie vor) aber er war sogar smoother als mein JMI, der aber aufgrund seiner tiefbauenden Art auch weniger für einen GSO von der Stange geeignet ist ;)

Dank der doofen Sperrung der B417 sank ich erst gegen zwo Uhr ins Bett ;)

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Montag, 7. August 2017

Mondfinsternis vom 07.08.2017

Uhrzeit: 21.15 Uhr
Ort: Viechtach / Bayrischer Wald
Wetter. Wolkenlos, klar

Fast ging es an mir vorrüber aber eben stolperte ich drüber und bin dann. da gerade im Urlaub weilend, vor die Ferienwohnung mit der EOS und Tatsache: Angefressener Mond! 

Also gibts hier jetzt einen Schnellschuss mit der EOS 400D + 300mm Tamron


Sonntag, 30. April 2017

BB vom 29.04.2017

Ort: Östlicher Rheingau-Taunus
Uhrzeit: 21:30 bis 3:00 Uhr
Wetter: Klar aber dunstig, starker Wind, 3°
GG: ~ 5m8

Der Bericht wird ein ein kurzer bleiben, dabei war der Himmel alles andere als schlecht. Aber einmal mehr war ein sehr starker Wind der Showstopper schlechthin, ich erlebte das in ähnlichen Maße erst im vergangenen Jahr. Als inzwischen zum Weichei-Astronom Mutierter fror ich fast vom ersten Moment an ;) Klar... ich habs einmal mehr unterschätzt und auch nicht die richtigen Klamotten am Mann, irgendwann war die dritte Jacke angezogen aber wärmer wurde mir nicht... 




Trotzdem: Jan hat einen frischen Platz aufgetan der sehr schön zu erreichen ist, Kuppenlage mit schöner Rundumsicht und wäre es etwas weniger dunstig gewesen hätten wir in Sachen Himmelsqualität gar nichts zu meckern gehabt. Aber schon die noch eher schwache Mondsichel die sich die ersten zwei Stunden quälend langsam in Richtung Untergang schob zeigte sich, dass er den Himmel doch nachhaltig beeinflußte - ein klares Indiz für einen nicht besonders transparenten Himmel.

Den Widrigkeiten zum Trotz wurde es ein schöner Abend, der seinen Spaß vor allem daraus bezog, dass nach Mitternacht noch ein Gast eintraf und wir seit Langem mal wieder einem noch nicht mit der praktischen Astronomie vertrauten Menschen den Spaß an unserem Hobby und die Schätze des Himmels näher bringen konnten - das hab ich durchaus vermisst merke ich!



Sie zeigte sich auch ausgeprochen begabt was das Beobachten angeht, dass M13, M51 und ein hartgefilterter Cirrus Komplex im 16"er Begeisterungsstürme auslösen war ja durchaus zu erwarten aber mit erstaunlicher Hartnäckigkeit wurden die einzelnen Objekte beobachtet bis sogar Triangular Wisp erkannt und bestaunt wurde.

Mein persönliches "Highlight" war nach langer Zeit mal wieder ein neuer Komet. C/2015 V2 Johnson war dank einer schönen Karte von Jan selbst im Fernglas schnell wenn auch schwach gefunden. Im 8er zeigte sich dann auch bei Mond schon ein eindeutiger Fleck, der später nach Monduntergang und vor allem im Großen Spiegel einen gut sichtbaren Schweif zeigte.


Gegen zwei Uhr konnte ich kaum noch einen Gesichtsmuskel bewegen und ich packte zusammen, verfluchter Wind, blöder Pulli, fehlender Gürtel :D Ich könnte mich über so einiges ärgern - nicht aber, dass ich rausgefahren bin :)



Dienstag, 28. März 2017

BB vom 27.03.2017

Uhrzeit: 21:45 bis 1:45 Uhr
Wetter: Klar, leichter Horizontdunst, 5° frischer Wind
GG: ca. 6m
Ort: Idsteiner Land

Nachdem mich mein "kleines" Cabin-in-the-Woods Projekt fast durchgehend über das vergangene Jahr seit dem Frühjahr auf Trab und in Atem gehalten hat nun seit einigen Wochen weitestgehend abgeschlossen ist konnte ich endlich wieder einmal die Einladung von Rainer zu einem gemeinsamen Beobachtungsabend annehmen - er sollte dann auch viel länger und gehaltvoller werden als wir beide das ursprünglich geplant hatten!

Am altbekannten Platz angekommen schoß ich zunächst ein paar Stimmungsbildchen bis Rainer dann eintraf und wir uns, die wir in den letzten Monaten eigentlich nur telefonisch palavert haben selbiges endlich mal ausgiebig vis-a-vis ausleben und das taten wir dann auch sehr ausführlich :)



Um dem sich verabschiedenden Winter nochmal zu huldigen war so auch mein erstes Objekt der bereits im Sinkflug befindliche Orionnebel, hach ja... ich wage es kaum zu sagen aber es war ein später und doch der ERSTE Blick in dieser Saison oO ... nicht minder schön aber eben auch nicht mehr ganz auf der Höhe... M1 war dann auch nur einen kurzen Stopp wert

Aber es galt nicht nur meine wahren Lieblingsobjekte zu beobachten sondern zunächst sehr kleinlaut zu hoffen, dass ich nicht schon alles vergessen habe ;) Zumindest diese Sorge war aber unbegründet, so wie man nach Jahren jede Straßenecke der Heimat kennt, so werde ich wohl auch nie die Positionen der Ganzlichter des Galaxienparks wirklich vergessen... Startpunkt war der hochstehende M51 der seine majestätische Spirale zeigte, gefolgt vom nur wenig weiter gelegenen Leckerbissen NGC 4490 mit seinem charakteristischen Haken und dem kleinen runden Begleiter.

Bei Rainer schaute ich mir noch M81 in Höchstvergrößerung an und uns dünkte, dass der abzweigende Spiralarm durchaus zu sehen war, aber sah ich schon besser/einfacher. Ich ging stattdessen aber auf die Jagd nach dem Sombrero - landete ich zunächst zielgenau am "Stargate" wer noch nie dort war - unbedingt mal mitnehmen wenn man gerade in der Gegend ist.

M104 zeigte sein extrem scharf begrenztes Staubband und ich konnte reproduzierbar (auch später an Rainers 12er) ein schwaches Glimmen gegenüber der Kernregion auf der anderer Seite des Staubbandes ausmachen.

Alsdann wechselte ich in Coma - nein ich war hellwach, auch nicht selbstverständlich schlief ich doch im letzten Jahr tatsächlich mal mit dem Fernglas auf dem Feld ein :D - und schoss mir zunächst etliche Einzelsterne im Kugelsternhaufen M 53 und natürlich KEINE im extrem schwächeren "Begleiter" NGC 5053, aber das ungleiche Paar ist immer einen Pflichtbesuch wert im Frühjahr.


Apropos Einzelstern... Rainer bemerkte, dass sich der Somme mit Herkules ja auch schon ankündigt, natürlich noch recht tief aber bei dieser Helligkeit darf man da ruhig auch schon hinhalten, sogar die schwache Begleitgalaxie ging bereits, wenn auch weitaus schwieriger als im Sommer wenn sie wenn man weiss wo sie steht kaum zu übersehen ist.

Aber zurück ins Haar der Berenike... die Black Eyed Galaxie M64 kostet mich doch ein paar Sekunden rühren aber konnte sich ob ihrer Helligkeit nicht wirklich verstecken... die charakteristischen Dunkelstrukturen im Inneren waren bereits im 8" gut auszumachen im 12" überdeutlich und ein echter Eyecatcher.

Der Löwe war dann meine nächste Destination, selbstverständlich war hier das namensgebende Triplet mein erstes Ziel, aber danach durfte es etwas knackiger werden und ich begab mich an den Hals des Löwen und hielt Ausschau nach der Hickson 44 Gruppe, hier tat ich mich wirklich nicht ganz so leicht und das schwächste Mitglied blieb mir komischerweise verwehrt, nächstes Mal wieder...

So "langsam" gebot die Vernuft einzupacken, aber die musste dann doch nochmal ein Stündchen zurücktreten, denn ich wollte mir noch an Jupiter die Augen verblitzen ;) ... Wow!! Sehr feine Wolkenstrukturen in den Bändern, die Polregion deutlichst dunkler und das bekannt schöne Spiel der Mond, Io verschwandt dann während der Beobachtung hinter dem Gasriesen, ich hielt ihn zunächst für einen Stern, hatte sich das Licht doch vorher schon abgeschwächt. Das tolle war aber der GRF, der sich in einer Überdeutlichkeit aufdrängte wie ich ihn noch nicht sah! Von Färbung keine Spur, aber das muss nicht am (in den letzten Jahren objektiv entsättigten) Fleck gelegen haben, ich bin ja bekanntermaßen etwas gehandicapt in Sachen astronomisches Farbsehen...

Als Rainer merklich später zum Abschluss ebenfalls nochmals in Richtung Jupiter hielt konnte er ihn ebenfalls erspähen und er war sichtbar weiter gewandert - allerdings empfand ich das Bild im 12er als zu hell, trotz hoher Vergrößerung, der Kontrast war da schwerer herzustellen.

Wie immer wenn man sich auf ein astronomisches Abenteuer mit Rainer einlässt - und ich tue es auch GERADE deshalb immer wieder gern - kommt man nicht umhin den läppischen galaktischen Vorgarten unserer Milchstraße mit lächerlichen Entfernungen von einigen Dutzend Millionen Lichtjahren zu verlassen und sich auf WIRKLICH kosmologische Distanzen und Lichtlaufzeiten einzulassen... So holte er einmal mehr den rekordverdächtigen (18 Milliarden Sonnenmassen!!) Quasar OJ 287 im Sternbild Krebs ins Okular - lustigerweise konnte ich mich plötzlich wieder recht lebhaft an die Nacht erinnern als ich ihn schon einmal in Rainers Gerät sah, die Aufsuchkarte kam mir sofort bekannt vor... Spannend war aber nicht nur das gigantische Alter der Photonen die mich da kitzelten (mein Ur....ur-Großopa war damals gerade dabei sich eine Zellhülle anzueignen vor 3.500.000.000 Jahren) sondern vor allem die Tatsache mit welcher Leichtigkeit wir ihn sehen konnten, sogar DIREKT :o Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein, da er mit 15m auch im 12"er kein Scheinwerfer ist, zwar ist seine Variabilität bekannt aber sein 12 Jahreshoch liegt eigentlich bereits hinter ihm, im Vergleich mit einigen Referenzsternen im Feld kamen wir aber auf eine tatsächliche Helligeit die zwischen 13,4 und 14m lag, also möglicherweise ein Helligkeitsausbruch der nicht mit seinem üblichen Rythmus zusammenhängt.

Nach diesem sehr befriedigenden Abschluss trennten sich unsere Wege dann kurz vor zwo und ich fuhr mit dem guten Gefühl nach Hause, das auch lange Pausen weder dem Spaß an der Freude noch den jahrelang eingeübten Handgriffen wirklich etwas anhaben können ;)