Mittwoch, 30. Mai 2007

Spiegelreinigung und Mittenmarkierung

Der 'verknosterte' Zustand meines betagten Vixen R130S den ich vor kurzem erstanden habe zwang mich dazu mich zum ersten Mal mit dem Thema Spiegelreinigung zu befassen. Im Internet hört man allerlei Tipps zu dem Thema, allen voran: Lass es sein!

I.d.T. ist es wohl so, dass Staub und ähnliches sich kaum auf die Abbildungsqualität auswirkt und man es deshalb tunlichst vermeiden sollte mit einer Lampe in den Tubus zu leuchten, er sieht eigentlich immer 'zu dreckig' aus. Auf dem R130S war praktisch kein Staub, dafür aber milchige Verkrustungen die mir eine Spiegelreinigung doch notwendig erscheinen liesen. Immerhin weiß ich vom Vorbesitzer, der das Gerät etwa fünf Jahre hatte, dass er es in dieser Zeit nicht gereinigt hatte, das genaue Alter weiß ich auch nicht, aber etwa 10 Jahre dürften realistisch sein.
Wie dem auch sei, ich entschied mich das Teleskop zu zerlegen, da ohnehin eine Mittenmarkierung angebracht werden muss und ich die Justageschrauben überprüfen musste, weil sie beim Justieren ein seltsames Verhalten zeigten (wie Durchrutschen). Um den Spiegel möglichst schonend zu reinigen wollte ich nach Möglichkeit kontaktlos arbeiten und auch nicht mit 'harten Sachen' zu Leibe rücken.

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Am Anfang stand logischerweise das Zerlegen des Tubus, der Okularschlittenauszug nebst Einarmfangspiegelspinne war schnell demontiert. Der FS scheint im Gegensatz zum HS kaum verschmutzt zu sein. Etwas tricky war der Ausbau der Spiegelzelle, meine Arme waren gerade so lang genug um die Kontermuttern festzuhalten.

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So sah es dann nach dem Ausbau aus, links der Okularschlittenauszug mit der FS-Spinne.

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hier sieht man nochmals schön die Verschmutzung, auch wenn es das Foto glauben machen könnte, es ist praktisch kein Staub dabei, sondern nur Flecken.

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Um die Flecken anzuweichen legte ich den Spiegel für etwa 20 Minuten in eine leichte, lauwarme Spüli-Wasser-Lösung. Den Eimer habe ich vorher mehrmals mit Leitungswasser ausgespült damit nicht am Ende noch mehr Dreck auf dem Spiegel landet :-)

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Und das ist der Spiegel nachdem ich ihn mit etwa einem Liter destiliertem Wasser über dem Eimer abgespült habe, destiliertes Wasser um Flecken beim Trocknen zu vermeiden. Ich habe den Spiegel senkrecht hingestellt, dass ein Großteil des Wassers einfach ablaufen kann.

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Zum Schluss tupfte ich mit einem weichen Küchentuch vorsichtig die übriggebliebenen Wassertropfen ab, bei den saugfähigen Küchentüchern kann man das wenn man vorsichtig ist ohne Kontakt mit dem Spiegel, das Tuch saugt bei Berührung mit dem Tropfen selbigen einfach auf.

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Und so schauts nun aus, unten der ungereinigte Fangspiegel, die verbleibenden hellen Flecken am Rand des HS liegen unter der Spiegelklemmung, wahrscheinlich irgendein Abrieb von der Gummiauflage, da ich den Spiegel ohne Kontakt reinigen wollte und die Stelle ohnehin irrelevant ist bleibts so :-) Somit ist er jetzt sicher nicht hochsauber aber doch wesentlich sauberer als zuvor und die nächste Reinigung wird wieder ein paar Jährchen auf sich warten lassen können.

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Nun fehlt noch die Mittenmarkierung - Tja blöd, der Zirkelkasten ist im Umzug untergegangen was nun? Erst mal den Spiegel vorsichtig auf ein Din A4 Blatt legen und umzeichnen. Jetzt die Mitte finden, wie? Mit Lineal und Geodreick ein Quadrat um den Kreis ziehen und die Ecken mit einander verbinden, voila die Mitte. Ein winziges Loch hinein und dann vorsichtig, passgenau auf den Spiegel gelegt, ein Klecks Permamentmarker über das Loch und dann vorsichtig einen Lochverstärker an die richtige Stelle maneuvrieren. Die Lochverstärker die ich von früher kenne fand ich heute in vier Läden nicht, nur solche seltsamen rechteckigen Teile, egal Hauptsache ein rundes Loch in der Mitte, aber wieder zu früh gefreut, die Dinger sind transparent! Also nochmal den Marker bemühen und dann das kleine rechteckige Klebequadrat wenigstens etwas in die runde Form bringen. Als die Mittenmarkierung dann endlich an der richtigen Stelle liegt bin ich doch erleichtert. Jetzt geht es an den Einbau.

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Nach einer geschlagenen, schweisstreibenden halben Stunde ist alles wieder montiert, wie befürchtet war das Einbauen der Spiegelzelle nicht gerade einfach - mit der rechten Hand die Kontermuttern tief am anderen Tubusende festgehalten, immer mit der Angst im Nacken den Spiegel wieder zu versauen, und mit der linken Hand die Schraube eindrehen - sechs Stück. Aber auch das wird gemeistert, ich frage mich beiläufig wie das bei 1200mm Brennweite funktionieren soll, wahrscheinlich kann die Spiegelzelle dort einzeln ohne den Randabschluss nach hinten rausgenommen werden, dies ging bei diesem Instrument eindeutig nicht (inzwischen weiß ich, dass der GSO einfach keine Kontermuttern hat), ich dachte kurzzeitig daran dass der Spiegel vieleicht falsch eingebaut war, aber beim Einbau zeigte sich, dass es i.d.T. nicht möglich ist den Spiegel herauszunehmen ohne die Muttern innen zu lösen und alles auf einmal herauszunehmen. Nachdem der Zusammenbau geglückt ist lasse ich mir nun noch ordentlich Zeit für die Kollimation.

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Die neue Mittenmarkierung, auch wenn sie auf dem Foto nicht gut rüberkommt, verrichtet ihren Dienst tadellos.

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Es ist vollbracht - zumindest für den Moment, das Wetter lässt leider keinen Test zu, da werde ich mich noch etwas gedulden müssen, aber es sieht schon mal nicht schlecht aus. Den Grund für die Justageschwierigkeiten die das Gerät bei den ersten Testläufen zeigte, glaube ich auch gefunden zu haben, die aufgeklebte 'Platte' an der Unterseite des Spiegels ist an einer Stelle defekt und sogar das Glas hat schon einen kleinen Muschelbruch abbekommen, dadurch dass ich den Spiegel aber in der Fassung gedreht habe sollte dies nun keine Probleme mehr bereiten.

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Obwohl alles einigermaßen geklappt hat bin ich doch froh, dass Gerät wieder in diesem Zustand zu sehen :-) Muss ich nicht unbedingt jeden Tag machen... Zum Auskleiden mit Velours bin ich leider in diesem Arbeitsschritt nicht mehr gekommen, ich wollte das Gerät aber auch nicht zerlegt herumliegen lassen und so muss dies seperat nachgeholt werden.

Fazit: Bei der Reinigung des Spiegels ist das Zerlegen und insbesondere der Zusammenbau das zeitraubendste und m.E. auch das Kritischste - zumindest wenn man den Spiegel berührungslos reinigt ihn also mehr spült als putzt.

Sonntag, 27. Mai 2007

Das Thema Astrofotografie


Der Wunsch die Objekte man beobachtet auch dauerhaft festzuhalten, sei es für sich selbst oder um es anderen zu zeigen hat wohl zunächst einmal jeder der sich dem Hobby Astronomie nähert, da ging es mir nicht anders. Die große Frage die man sich dann aber zwangsläufig stellen muss oder auch stellen lassen muss ist: Was erwartet man von den Ergebnissen und was hat man für Vorstellungen von Aufwand, Kosten und Erfahrung die man investieren muss um bestimmte Ergebnisse zu erreichen. Auch muss man sich darüber im Klaren sein was es bedeutet den Einstieg direkt mit Ansprüchen an Astrofotografie zu verknüpfen. Das fängt damit an, dass man sich mit sehr komplexer Materie was die Fotografie angeht auseinander setzen muss und zugleich auch noch den Umgang mit dem Teleskop und der wichtigen Orientierung am Himmel lernen muss. Weiterhin kann man bei dem in den allermeisten Fällen eng begrenzten Budget nur Kompromisse schliessen, die dann wenn man auf bestimmte Aspekte der Astrofotografie eingeht auf der anderen Seite mitunter gehörige Abstriche im visuellen Erlebnis am Okular nach sich ziehen, auch das ist zu bedenken. So konnte ich beispielsweise durch einen sehr guten 4" Apochromaten mit dem sehr ansehnliche Fotos entstanden sind erwartungsgemäß deutlich weniger beim Blick durchs Okular sehen als durch meinen 8" Gebraucht-Dobson (der nur etwa 10% gekostet hat...) 

Vor einiger Zeit wollte ich herausfinden wieviele Neueinsteiger mit dem Gedanken spielen bzw. ihn auch formulieren gleich mit der Astrofotografie zu beginnen und mit wieviel Geld sie glauben zu Rande zu kommen. Meine Auswertung von insgesamt 82 Anfragen von Einsteigern bzgl. ihres erstens Teleskop mag nicht uneingeschränkt repräsentativ sein aber sie zeigt zumindest eine deutliche Tendenz. 

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Sei es drum, hat man keine hohen Ansprüche an die Ergebnisse kann man Astrofotografie in bestimmten Bereichen und auf einem bestimmten Niveau auch ohne teures Equipment machen, man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass die Ergebnisse nicht mit den Bilder zu vergleichen sein werden, die man tagtäglich in den diversen Internetforen zu Gesicht bekommt.
Um nun abzustecken was man für Ansprüche an seine astrofotografischen Ergebnisse stellt habe ich mit dankenswerter Unterstützung einiger Fotografen eine Grafik angefertigt, die verschiedene Teilbereiche der Astrofotografie vergleicht. Schaut Euch die Bilder in Ruhe an und denkt darüber nach was ihr euch unter Astrofotografie vorstellt. Danach könnt Ihr unter dem Bild sehen mit welchem Equipment die jeweiligen Fotos gemacht wurden, was dafür notwendig ist und was das ganze kostet, was die Grafik und die Daten zu den Bildern nicht vermitteln kann ist, dass gerade die drei oder auch vier anspruchvollsten Fotos viel Erfahrung und ein mehrfaches der Belichtungszeit in der Nachbearbeitung verlangen - und Erfahrun kann man für kein Geld der Welt kaufen...

Diese Vergleiche sollen die verschiedenen Aufnahmemethoden und die entsprechenden Ergebnisse in Relation zu dem benötigten Equipment setzen, ich danke Sven Wienstein, Frank Slotosch , Martin Hauser, Rayko Menzel und Florian Mikulik für die Erlaubnis ihre Bilder verwenden zu dürfen.

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In chronologischer Reihenfolge von oben nach unten:

Kugelsternhaufen M13

Aufgenommen mit einer EOS10D durch ein 12" f/4 TS Newton auf einer Losmandy GM-8. Diese Kombination kostet in Etwa 5000€ (Teleskop + Montierung + Kamera ohne weiteres Zubehör)...
von Sven Wienstein

Jupiter

Dieser Jupiter ist zwar mit einem Vixen R200SS aufgenommen aber solche Ergebnisse sind mit wesentlich kleinerem und günstigerem Equipment zu erreichen. Grundsätzlich kann man Webcamaufnahmen mit nahezu jedem Teleskop schiessen, eine parallaktische Montierung mit Nachführung vereinfacht die Sache zwar ist aber nicht zwingend notwendig, selbst an Dobsons ist die Webcamfotografie möglich. Benötigt wird also ein Teleskop nach Wahl, ein Notebook das entweder vorhanden ist oder angeschafft werden muss (gebraucht um die 200-300€) und eine Phillips Webcam die mit passenden Adaptern und Filter um die 150€ kostet, gebraucht entsprechend günstiger zu finden.
von Sven Wienstein

Galaxie M101

Dieses geniale Galaxienfoto ist entstanden mit einer CCD Kamera SXV-H9 durch ein Vixen 115 ED APO auf Sphinx Montierung. Diese Kombination kostet um die 8000€ (Teleskop + Montierung + Kamera ohne weiteres Zubehör).
von Frank Slotosch

M27 Hantelnebel & M31 Andromeda Galaxie

Diese sehr gelungene Aufnahmen von Martin Hauser sind erstaunlicherweise bei seinen allerersten Gehversuchen in der Astrofotografie gelungen. Es wurden 20 relativ kurzbelichtete Aufnahmen (20s) mit einer Canon D10 DSLR durch ein 150/750 Skywatcher auf einer unmodifizierten Astro5 mit Standardsteuerung gemacht. Diese Kombination gibt es für etwa 1200€ (Teleskop + Montierung (inkl. Steuerung) + Kamera ohne weiteres Zubehör).

Mondaufnahme

Diese Mondaufnahme ist denkbar einfach entstanden, mit einer Canon Powershot A400 (~100€ Digiknipse) durch ein 70/900 FH Refraktor auf Astro3 mit 25mm Plössl. Das ganze durch einfaches Dranhalten der Kamera ans Okular. Mond und Sonne (Nur mit entsprechendem Filter!) lassen sich so durch nahezu jedes Teleskop afokal, also durch ein Okular fotografieren. Die Kosten sind im Optimalfall bei Null wenn ein beliebiges Teleskop und eine einfache Digitalkamera vorhanden ist. Zwischen 30 und 50€ gibt es Klemmvorrichtung mit der man nahezu jede Kamera an das Okular klemmen kann, dadurch werden mit etwas Glück auch Belichtungen von einigen wenigen Sekunden möglich.
von mir

Sternfeldaufnahme um NGC7000 'Nordamerikanebel' 

Diese Sternfeldaufnahme wurde mit einer nachgeführten chemischen Spiegelreflexkamera mit 20min Belichtungszeit gewonnen. Die Kamera wird bei so genannten Piggybackaufnahmen 'Huckepack' auf ein parallaktisch montiertes Teleskop geschnallt und mittels Fernauslöser einige Minuten belichtet. Die typischen Brennweiten gehen bis zu 300mm, dies sind Brennweiten die noch einige Toleranz an die Nachführung erlauben. Mit digitalen Spiegelreflexkameras kann man die Belichtungszeiten etwas kürzer halten, dafür kosten sie sofern nicht vorhanden gleich eine Stange Geld. Chemische SLRs bekommt man heutzutage gebraucht für kleines Geld unter 40€. Die Tragfähigkeit und Genauigkeit der Montierung bestimmt dann bis zu welchen Belichtungszeiten bzw. mit welchen Brennweiten man noch ordentliche Ergebnisse erzielen kann.
von Sven Wienstein

Leo Triplett 

Diese drei wunderschönen Galaxien wurden mit einer Canon EOS350D durch einen Skywatcher ED80 auf einer Vixen GP (die wie ihre Dernivate sehr verbreitet ist), die Kosten dieser Kombination liegen bei etwa 1800€ (Teleskop + Montierung + Kamera)
von Rayko Menzel

Sternbild Orion 

Diese Übersichtsaufnahme wurde von einem einfachen Fotostativ mit einer Kodak Easyshare DX7590 gemacht, Belichtungszeit war 16 Sekunden (mehr lässt die Kamera nicht zu). Bei solch kurzen Belichtungszeiten fällt die Erddrehung noch nicht sehr stark ins Gewicht zumindest bei kürzester Brennweite. Auf diese Weise lassen sich bereits nette Fotos von großen Feldern realisieren, zum Preis einer Kompaktkamera die Belichtungszeiten von mehr als 10 Sekunden zulässt.
von mir

M42 Orionnebel 

Diese Aufnahme des Orionnebels ist mit einer Kodak Easyshare durch ein 4" Refraktor auf einer Vixen GP-E entstanden und zwar afokal also durch ein Okular (Hyperion). Mehrere Aufnahmen wurden addiert und bearbeitet. Man sieht, sehr helle Deepsky Objekte lassen sich in gewissen Rahmen auch mit 'einfachem' Equipment realisieren. Die Kosten für Teleskop, Montierung und Kamera belaufen sich auf etwa 800€.
von Rayko Menzel

Kugelsternhaufen M3

Dieser Kugelsternhaufen wurde tatsächlich mit einer Vesta Pro Webcam durch einen 200/1000 Newton aufgenommen. Das aufgenommene Video mit 1000 Einzelbildern wurde mit dem Programm Registax addiert und mit Photoshop und Fitswork nachbearbeitet. Wie bereits oben (Jupiter) erwähnt kann man eine geeignete Webcam recht günstig erwerben, ein Notebook ist allerdings Vorraussetzung. Im Gegensatz zu Planetenaufnahmen braucht es für solche Deepskyaufnahmen mit der Webcam aber auch schon etwas mehr Öffnung.
von Florian Mikulik
 
Zu diesem Thema empfehle ich auch gerne zur Vertiefung den Artikel von Sven Wienstein zum Thema Einstieg und Astrofotografie.

Einsteigerteleskope? Diese nicht!

Welche Teleskope eignen sich nicht zum Einstieg?
 
Statt der großen Frage nach einem brauchbaren Einsteigerteleskop nachzugehen will ich nun einmal einige Geräte aufgreifen, die auf den ersten Blick wie echte Schnäppchen aussehen und auch immer wieder gekauft werden, die dann aber nach kurzer Zeit für Frust und mittelfristig zum Anruf beim Sperrmüll führen
Eins vorweg, selbstverständlich hat jedes Teleskop seinen Himmel, aber die Geräte auf die ich im Nachfolgenden eingehen werde bieten einfach ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis, haben teils unüberwindbare Tücken für den unerfahrenen Einsteiger oder sind schlicht Fehlkonstruktionen. Die allermeisten dieser Teleskope gibt es bei ebay, das sich i.d.R. nicht gut für den Teleskopkauf eignet, Ausnahmen bestätigen da natürlich auch die Regel, insbesondere wenn es um gute Gebrauchtgeräte geht, aber ein Anruf oder Besuch bei einem Händler, die Beratung von erfahrenen Beobachtern oder auch der Besuch eines Treffens bieten mehr Sicherheit beim Kauf. Da ich hier bis auf eine Ausnahme keine Marken- oder Gerätenamen enne kann man mir auch einfach eine email schicken in dem das entsprechende Angebot verlinkt ist, ich gebe dann gerne Auskunft darüber.

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Spiegelteleskope (Reflektoren)

Mit klangvollen Namen werden bei ebay und anderen Orts Spiegelteleskope mit Öffnungen zwischen 114 und 150mm (4,5"-6") verkauft die eines gemeinsam haben: Ihre Tubuslänge will nicht so recht zu der angegebenen Brennweite passen, der Tubus ist wesentlich kürzer. Man erkennt diese Angebote an den Werten 114/1000 oder 150/1400 und ihrem Preis zwischen 100 und 250€. Diese Teleskope sind so genannte katadioptrische Newtonteleskope, ihre hohe Brennweite im Vergleich zum kurzen Tubus erhalten sie durch eine zusätzliche Linse im Strahlengang der die Brennweite künstlich verlängert. Was ist da nun das Problem? Zum einen ist eine zusätzliche Linse ein Punkt an dem Licht und Abbildungsqualität schnell verloren gehen können wenn diese nicht hochwertig gefertigt wird, bei den Angebotspreisen kann man davon ausgehen, dass dies nicht der Fall ist. Warum wird nun diese künstliche Brennweitenverlängerung überhaupt eingesetzt? Zum einen spart man sich mit einem kürzeren und leichteren Tubus Gewicht, so dass die Teleskope mit kleineren Montierungen verkauft werden können, die aber auch nicht immer ausreichend sind um wackel- und schwingungsfreies Beobachten zu garantieren. Der zweite Grund ist, dass diese Teleskope keine parabolischen sonder nur Kugelspiegel verbaut haben, diese sind einfacher und billiger herzustellen, haben aber eine schlechtere Abbildung, insbesondere bei kurzer Brennweite. Mit längerer Brennweite wird der Effekt gemildert und die Abbildung wieder besser, dies wird bei den katadioptrischen Newtons im Billigbereich über die künstliche Brennweitenverlängerung erreicht. Jedes Spiegelteleskop muss hin und wieder justiert werden, besonders nach Transporten. Die Kombination mit einer Linse im Strahlengang macht diese für Anfänger ohnehin erstmal gewöhnungsbedürftige Justage nahezu unmöglich. Deshalb sollte man von diesen Geräten grundsätzlich die Finger lassen. Noch mal: Ist das Kind in den Brunnen gefallen und man hat so ein Teleskop daheim stehen, sollte man das Beste draus machen, aber wenn man noch die Wahl hat gibt es wesentlich gutmütigere und bessere Teleskop. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Kauf nochmals in den einschlägigen Foren (siehe meine Links) nachfragen.

Ein weiteres Spiegelteleskop von dem ich abraten möchte benenne ich konkret mit Namen: Der Bresser Pluto/S 114/500. Ich hatte bereits einen und habe mir inzwischen wieder einen geordert allerdings ausschließlich als Bastelobjekt, da man den Tubus mittlerweile für unter 30€ nachgeschmissen bekommt. Was ist nun das Problem mit diesem Teleskop? Wie ich oben schon geschildert habe eignen sich einfache Kugelspiegel nicht in Kombination mit kurzer Brennweite. Genau das trifft aber hier beim 114/500er zu und die Abbildungsleistung hat darunter zu leiden. Hinzu kommt, dass das Teleskop ein Öffnungsverhältnis von f/4,4 hat, dies ist zum einen schwerer zu justieren, insbesondere für den Anfänger, und zum Zweiten stellt es bereits enorme Anforderungen an Okular um ein scharfes Bild über das gesamte Feld zu liefern - passende Okulare kosten dann schon mal mehrere Hundert Euro! Darüber hinaus haben die meisten Pluto/S einen Konstruktionsfehler. Der Fangspiegel ist zu klein dimensioniert und leuchtet nur etwa 80mm des Hauptspiegels aus, man verschenkt also fast ein Drittel des Lichts. Findige Bastler verbessern den Pluto mit einem größeren Fangspiegel und versierte Selbstbauer verpassen ihm sogar eine Parabolisierung und lassen ihn neu verspiegeln, das alles kommt aber für den Einsteiger der erste Schritte mit dem Teleskop machen will nicht in Frage. Man darf aber nicht alle Geräte dieser Brennweite über einen Kamm scheren, so bietet Skywatcher einen 114/500 Newton an, der einen Parabolspiegel besitzt und dadurch eine durchaus gute Abbildung liefert.

Seit kurzem tauchen bei ebay vermeintliche Schnäppchen 8"er auf mit den Daten 200/800 für 99€ - Nach allem was bisher über diese Geräte bekannt ist sind sie nahezu vollkommen unbrauchbar und sollten nicht gekauft werden. Auch hier sind wahrscheinlich nur Kugelspiegel verbaut was bei einem 8" f/4 gleichbedeutend mit mülltonnenreif ist. Außerdem will auch ein kurzer 8" Newton erstmal sicher montiert sein, die Montierung kommt somit als ein vielfaches des Kaufpreises noch hinzu. Natürlich gibt es durchaus hervorragende Newtons mit 8" mit einem Öffnungsverhältnis von f/4 diese sind besitzen diese dann einen Parabolspiegel und sind nicht für 99€ zu haben. Einzig für erfahrene Spiegelschleifer könnte das Gerät interessant sein, da sie so günstig an einen Rohling kommen von dem sie die Beschichtung entfernen und mit der Hand weiter schleifen können - Zwischenzeitlich bin ich darauf hingewiesen worden, dass so ein Versuch tatsächlich schon erfolgreich angegangen wurde.

Dann gibt es noch die berühmt berüchtigten 76/700 (manchmal auch 76/900) Spiegelteleskope die zu Dutzenden bei ebay angeboten werden, auch bekant als 'Tchiboskop' da man sie immer wieder bei Tchibo im Angebot findet. Viele haben mit so einem kleinen Spiegel angefangen und man kann auch einiges an ihnen verbessern sofern sie über einen 1,25" Okularauszug und nicht über den veralteten 0,96" Auszug verfügen. Doch sind sie vom Preisleistungsverhältnis nicht allzu gut und für einen ähnlichen Preis wäre das 'Lidlscope', ein 70/700 Linsenteleskop vorzuziehen. Wenngleich die beiden Teleskope auf dem selben optischen Niveau liegen, wird der 76/700 i.d.R. auf einer einfachen meist zu wackeligen azimutalen Montierung angeboten und das 70/700 Lidlscope auf einer bereits brauchbaren parallaktischen Astro3 Montierung - Etwas Bastelbedarf um sie im Rahmen ihrer Öffnung auszunutzen haben allerdings beide Geräte.
Zum Thema Tchiboscope sei auf die Seite von Michael Hahn "Winnie" hingewiesen mit seinem umfangreichen Tchibo-FAQ als PDF


Linsenteleskope (Refraktoren)

Auch im Bereich der Linsenteleskope gibt es bei ebay viele Dutzend Angebote bei denen man lieber zweimal hinschauen sollte statt sich vom Preis oder den vollmundigen Versprechen blenden zu lassen. Grundsätzlich sollte man sich von Angeboten fernhalten bei denen ein 'Profiteleskop' gleich im Paket mit einem Mikroskop oder eines kleinen Handfernrohrs verkauft wird. Gängige Größen die sehr billig angeboten werden sind 50/800 (50/900, 50/700) oder auch mit 60mm Öffnung. Zum einen ist das wirklich sehr wenig Öffnung und unter 70mm macht der Einstieg i.d.R. wenig Spass. Zwar gibt es auch unter 70mm außerordentlich gute Geräte wie beispielsweise alte Zeiss Teleskope oder Apochromatische Refraktoren, die bekommt man aber weder für 30,50 oder auch 100€ sondern muss mindestens einige Hundert Euro für sie auf den Tisch legen, für den Einsteiger empfehlen sie sich meines Erachtens aber nicht, da es Geräte sind, die hauptsächlich bei niedrigen Vergrößerungen, also im Richfieldbereich punkten können und der Einsteiger ja einen möglichst leistungsfähigen Allrounder anschaffen sollte. Dann ist die Montierung meist eine der größten Schwachstellen, die einfachen Azimuthalmontierungen sind derart wackelig und schlecht verarbeitet dass kein Spass mit ihnen aufkommen wird. Besonders achten muss man auch auf die Größe des Zubehörs (insbesondere der Okulare), vielfach steht es gar nicht in den Auktionen dabei aber die meisten haben auch heute noch nur 0,96" oder 24,5mm Okularauszüge so dass nur die schlechten mitgelieferten Okulare benutzt werden können (die oftmals nur aus Plastik sind), 1,25" sind heutzutage Standard und nur in dieser Größe bekommt man bessere Okulare um das Teleskop aufzurüsten. Auch 70mm Teleskope sind bei ebay nicht davor gefeit mit 0,96" OAZs ausgestattet zu sein, mir fällt da spontan ein immer wiederkehrendes Angebot eines 70/300 Refraktor auf azimutaler Montierung und auch ein 70/800 mit kleinem OAZ findet man immer wieder. 

Teleskope im Vergleich - Jedes hat sein Einsatzgebiet

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Die Grafik soll nur einen Anhaltspunkt geben, gerade bei Galaxien und Sternhaufen gibt es innerhalb einer Kategorie auch gehörige Unteschiede... Während die hellste und größte Galaxie (Andromedagalaxie) stark von einem kurzbrennweitigem "schnellen" Teleskop profitiert, brauchen die meisten anderen mehr Vergrösserung und viel Öffnung.
 

Man sieht also, es gibt hunderte vermeintlich günstige Angebote die einem den Einstieg in das Hobby Astronomie aber verleiden können und im Endeffekt hat man doch einiges an Geld in den Sand gesetzt. Im Zweifelsfall immer erfahrene Amateurastronomen nach ihrer Meinung fragen und zwar immer vor dem Kauf...
Zum Thema 'Einsteigerteleskop' habe ich mir im Laufe der Zeit natürlich auch ein paar eigene Gedanken gemacht, diese erheben keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Richtigkeit, aber da es nunmal meist das liebe Geld ist, dass die Grenzen steckt, habe ich versucht drei Preissegmente im untersten Bereich zu zeigen, was sinnvoll sein könnte und von was man lieber die Finger lassen sollte...

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Dienstag, 15. Mai 2007

Erfahrungsbericht: Vixen R130S 130/720 Newton

Hersteller: Vixen
Öffnung: 130 mm
Brennweite: 720 mm
Bauart: Newton
Okularauszug: 1,25" Schlittenfokussierer
Neupreis: ca. 500€ (nicht mehr erhältlich)
Noch in Besitz: NEIN


Durch einen glücklichen Zufall bin ich zu diesem ausserordentlich schönen 130/720 Vixen Newton gekommen. Ursprünglich suchte ich eine Nachführgurke für Piggbackaufnahmen, dann erinnerte ich mich aber daran, dass ich eigentlich einen kleinen Richfieldspiegel anschaffen wollte um den 8"er zu ergänzen und für Piggyback hätte die typische Brennweite eines 130/650 Skywatchers den ich im Auge hatte ebenfalls gereicht. Auf meine Suchanfrage bekam ich aber nun dieses schöne Gerät angeboten und konnte nicht wiederstehen. Das Gerät verfügt über eine Okularschlittenfokusierung und ist wohl schon älteren Baujahrs, also noch alles echt 'Made in Japan'. Der Zustand ist erstklassig und weist keine besondere Gebrauchsspuren auf. Lediglich der Spiegel benötigt eine Komplettreinigung, wenn ich die Zeit dazu finde die das erfordert, wird das Instrument komplett zerlegt, gereinigt, justiert und mit Velours verkleidet um die unschönen Reflexe einzudämmen die sich an Saturn zeigten. M13 zeigte bereits ordentliche Auflösungserscheinungen in den Randbereichen.

Trotz des schon nicht mehr ganz unkritischen Öffnungsvehältnisses von f/5,5 würde ich diesem Gerät schon fast Allroundfähigkeiten bescheinigen, leistet es sich doch in keinem Bereich echte Schwächen. Ob es nun ein solches Gerät unbedingt von Vixen sein muss und ob man bereits ist für den Namen (aber auch für hervorragende Qualität) einen stattlichen Preis zu zahlen , hängt wohl stark vom Qualitätsbewusstsein des Einzelnen ab, von seinen technischen Eckdaten und seiner Leistung her ist es auf jeden Fall ein sehr interessantes Instrument

Montiert ist das Instrument nun auf der EQ 3-2, die es sehr sicher trägt.
Da ich das Gerät nur viel zu selten nutze und ein befreundeter Sternfreund ihn wohl sinnvoller zur Fotografie einsetzen wird ist das Gerät an ihn verkauft worden. Leider hat sich eine bestehender Muschelbruch auf der Rückseite bei dem Transport verschlimmert und sich dadurch einen heftigen Astigmatismus eingefangen, sehr schade um das Gerät aber nicht mehr zu ändern.

Fazit: 

Ein Klassiker Made in Japan, man merkt ihm seine Wertigkeit an, kein Vergleich was heute an 5"ern von Vixen angeboten wird, die samt und sonderns aus China kommen. Zwei Hasenfüße hat/hatte das Instrument allerdings: Ein thermisches Problem, weil von Haus aus der Spiegel hinten komplett mit einer Platte dicht gemacht ist, die muß raus! Zum Zweiten ist die am Schlittenfokussierer angebrachte Fangspiegeleinheit sicher suboptimal und auch beim Justieren etwas frickelig. Durch seine optische Leistung durchaus wie oben beschrieben ein kleiner Allrounder der sich noch gut montieren lässt aber nichts für einen Anfänger, eher für Sammler geeignet.