Welche Teleskope eignen sich nicht zum Einstieg?
Statt
der großen Frage nach einem brauchbaren Einsteigerteleskop nachzugehen
will ich nun einmal einige Geräte aufgreifen, die auf den ersten Blick
wie echte Schnäppchen aussehen und auch immer wieder gekauft werden, die
dann aber nach kurzer Zeit für Frust und mittelfristig zum Anruf beim
Sperrmüll führen
Eins
vorweg, selbstverständlich hat jedes Teleskop seinen Himmel, aber die
Geräte auf die ich im Nachfolgenden eingehen werde bieten einfach ein
schlechtes Preis/Leistungsverhältnis, haben teils unüberwindbare Tücken
für den unerfahrenen Einsteiger oder sind schlicht Fehlkonstruktionen.
Die allermeisten dieser Teleskope gibt es bei ebay, das sich i.d.R.
nicht gut für den Teleskopkauf eignet, Ausnahmen bestätigen da natürlich
auch die Regel, insbesondere wenn es um gute Gebrauchtgeräte geht, aber
ein Anruf oder Besuch bei einem Händler, die Beratung von erfahrenen
Beobachtern oder auch der Besuch eines Treffens bieten mehr Sicherheit
beim Kauf. Da ich hier bis auf eine Ausnahme keine Marken- oder
Gerätenamen enne kann man mir auch einfach eine email schicken in dem das entsprechende Angebot verlinkt ist, ich gebe dann gerne Auskunft darüber.
Spiegelteleskope (Reflektoren)
Mit
klangvollen Namen werden bei ebay und anderen Orts Spiegelteleskope mit
Öffnungen zwischen 114 und 150mm (4,5"-6") verkauft die eines gemeinsam
haben: Ihre Tubuslänge will nicht so recht zu der angegebenen
Brennweite passen, der Tubus ist wesentlich kürzer. Man erkennt diese
Angebote an den Werten 114/1000 oder 150/1400 und ihrem Preis zwischen
100 und 250€. Diese Teleskope sind so genannte katadioptrische
Newtonteleskope, ihre hohe Brennweite im Vergleich zum kurzen Tubus
erhalten sie durch eine zusätzliche Linse im Strahlengang der die
Brennweite künstlich verlängert. Was ist da nun das Problem? Zum einen
ist eine zusätzliche Linse ein Punkt an dem Licht und Abbildungsqualität
schnell verloren gehen können wenn diese nicht hochwertig gefertigt
wird, bei den Angebotspreisen kann man davon ausgehen, dass dies nicht
der Fall ist. Warum wird nun diese künstliche Brennweitenverlängerung
überhaupt eingesetzt? Zum einen spart man sich mit einem kürzeren und
leichteren Tubus Gewicht, so dass die Teleskope mit kleineren
Montierungen verkauft werden können, die aber auch nicht immer
ausreichend sind um wackel- und schwingungsfreies Beobachten zu
garantieren. Der zweite Grund ist, dass diese Teleskope keine
parabolischen sonder nur Kugelspiegel verbaut haben, diese sind
einfacher und billiger herzustellen, haben aber eine schlechtere
Abbildung, insbesondere bei kurzer Brennweite. Mit längerer Brennweite
wird der Effekt gemildert und die Abbildung wieder besser, dies wird bei
den katadioptrischen Newtons im Billigbereich über die künstliche
Brennweitenverlängerung erreicht. Jedes
Spiegelteleskop muss hin und wieder justiert werden, besonders nach
Transporten. Die Kombination mit einer Linse im Strahlengang macht diese
für Anfänger ohnehin erstmal gewöhnungsbedürftige Justage nahezu
unmöglich. Deshalb sollte man von diesen Geräten grundsätzlich die
Finger lassen. Noch mal: Ist das Kind in den Brunnen gefallen und man
hat so ein Teleskop daheim stehen, sollte man das Beste draus machen,
aber wenn man noch die Wahl hat gibt es wesentlich gutmütigere und
bessere Teleskop. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Kauf nochmals in den einschlägigen Foren (siehe meine Links) nachfragen.
Ein
weiteres Spiegelteleskop von dem ich abraten möchte benenne ich konkret
mit Namen: Der Bresser Pluto/S 114/500. Ich hatte bereits einen und
habe mir inzwischen wieder einen geordert allerdings ausschließlich als
Bastelobjekt, da man den Tubus mittlerweile für unter 30€
nachgeschmissen bekommt. Was ist nun das Problem mit diesem Teleskop?
Wie ich oben schon geschildert habe eignen sich einfache Kugelspiegel
nicht in Kombination mit kurzer Brennweite. Genau das trifft aber hier
beim 114/500er zu und die Abbildungsleistung hat darunter zu leiden.
Hinzu kommt, dass das Teleskop ein Öffnungsverhältnis von f/4,4 hat,
dies ist zum einen schwerer zu justieren, insbesondere für den Anfänger,
und zum Zweiten stellt es bereits enorme Anforderungen an Okular um ein
scharfes Bild über das gesamte Feld zu liefern - passende Okulare
kosten dann schon mal mehrere Hundert Euro! Darüber hinaus haben die
meisten Pluto/S einen Konstruktionsfehler. Der Fangspiegel ist zu klein
dimensioniert und leuchtet nur etwa 80mm des Hauptspiegels aus, man
verschenkt also fast ein Drittel des Lichts. Findige Bastler verbessern
den Pluto mit einem größeren Fangspiegel und versierte Selbstbauer
verpassen ihm sogar eine Parabolisierung und lassen ihn neu verspiegeln,
das alles kommt aber für den Einsteiger der erste Schritte mit dem
Teleskop machen will nicht in Frage. Man darf aber nicht alle Geräte
dieser Brennweite über einen Kamm scheren, so bietet Skywatcher einen
114/500 Newton an, der einen Parabolspiegel besitzt und dadurch eine
durchaus gute Abbildung liefert.
Seit
kurzem tauchen bei ebay vermeintliche Schnäppchen 8"er auf mit den
Daten 200/800 für 99€ - Nach allem was bisher über diese Geräte bekannt
ist sind sie nahezu vollkommen unbrauchbar und sollten nicht gekauft
werden. Auch hier sind wahrscheinlich nur Kugelspiegel verbaut was bei
einem 8" f/4 gleichbedeutend mit mülltonnenreif ist. Außerdem will auch
ein kurzer 8" Newton erstmal sicher montiert sein, die Montierung kommt
somit als ein vielfaches des Kaufpreises noch hinzu. Natürlich gibt es
durchaus hervorragende Newtons mit 8" mit einem Öffnungsverhältnis von
f/4 diese sind besitzen diese dann einen Parabolspiegel und sind nicht
für 99€ zu haben. Einzig für erfahrene Spiegelschleifer könnte das Gerät
interessant sein, da sie so günstig an einen Rohling kommen von dem sie
die Beschichtung entfernen und mit der Hand weiter schleifen können -
Zwischenzeitlich bin ich darauf hingewiesen worden, dass so ein Versuch
tatsächlich schon erfolgreich angegangen wurde.
Dann
gibt es noch die berühmt berüchtigten 76/700 (manchmal auch 76/900)
Spiegelteleskope die zu Dutzenden bei ebay angeboten werden, auch bekant
als 'Tchiboskop' da man sie immer wieder bei Tchibo im Angebot findet.
Viele haben mit so einem kleinen Spiegel angefangen und man kann auch
einiges an ihnen verbessern sofern sie über einen 1,25" Okularauszug und
nicht über den veralteten 0,96" Auszug verfügen. Doch sind sie vom
Preisleistungsverhältnis nicht allzu gut und für einen ähnlichen Preis
wäre das 'Lidlscope', ein 70/700 Linsenteleskop vorzuziehen. Wenngleich
die beiden Teleskope auf dem selben optischen Niveau liegen, wird der
76/700 i.d.R. auf einer einfachen meist zu wackeligen azimutalen
Montierung angeboten und das 70/700 Lidlscope auf einer bereits
brauchbaren parallaktischen Astro3 Montierung - Etwas Bastelbedarf um
sie im Rahmen ihrer Öffnung auszunutzen haben allerdings beide Geräte.
Zum Thema Tchiboscope sei auf die Seite von Michael Hahn "Winnie" hingewiesen mit seinem umfangreichen Tchibo-FAQ als PDF
Linsenteleskope (Refraktoren)
Auch
im Bereich der Linsenteleskope gibt es bei ebay viele Dutzend Angebote
bei denen man lieber zweimal hinschauen sollte statt sich vom Preis oder
den vollmundigen Versprechen blenden zu lassen. Grundsätzlich sollte
man sich von Angeboten fernhalten bei denen ein 'Profiteleskop' gleich
im Paket mit einem Mikroskop oder eines kleinen Handfernrohrs verkauft
wird. Gängige Größen die sehr billig angeboten werden sind 50/800
(50/900, 50/700) oder auch mit 60mm Öffnung. Zum einen ist das wirklich
sehr wenig Öffnung und unter 70mm macht der Einstieg i.d.R. wenig Spass.
Zwar gibt es auch unter 70mm außerordentlich gute Geräte wie
beispielsweise alte Zeiss Teleskope oder Apochromatische Refraktoren,
die bekommt man aber weder für 30,50 oder auch 100€ sondern muss
mindestens einige Hundert Euro für sie auf den Tisch legen, für
den Einsteiger empfehlen sie sich meines Erachtens aber nicht, da es
Geräte sind, die hauptsächlich bei niedrigen Vergrößerungen, also im
Richfieldbereich punkten können und der Einsteiger ja einen möglichst
leistungsfähigen Allrounder anschaffen sollte. Dann ist die Montierung
meist eine der größten Schwachstellen, die einfachen
Azimuthalmontierungen sind derart wackelig und schlecht verarbeitet dass
kein Spass mit ihnen aufkommen wird. Besonders achten muss man auch auf
die Größe des Zubehörs (insbesondere der Okulare), vielfach steht es
gar nicht in den Auktionen dabei aber die meisten haben auch heute noch
nur 0,96" oder 24,5mm Okularauszüge so dass nur die schlechten
mitgelieferten Okulare benutzt werden können (die oftmals nur aus
Plastik sind), 1,25" sind heutzutage Standard und nur in dieser Größe
bekommt man bessere Okulare um das Teleskop aufzurüsten. Auch 70mm
Teleskope sind bei ebay nicht davor gefeit mit 0,96" OAZs ausgestattet
zu sein, mir fällt da spontan ein immer wiederkehrendes Angebot eines
70/300 Refraktor auf azimutaler Montierung und auch ein 70/800 mit
kleinem OAZ findet man immer wieder.
Teleskope im Vergleich - Jedes hat sein Einsatzgebiet
Die
Grafik soll nur einen Anhaltspunkt geben, gerade bei Galaxien und
Sternhaufen gibt es innerhalb einer Kategorie auch gehörige
Unteschiede... Während die hellste und größte Galaxie (Andromedagalaxie)
stark von einem kurzbrennweitigem "schnellen" Teleskop profitiert,
brauchen die meisten anderen mehr Vergrösserung und viel Öffnung.
Man
sieht also, es gibt hunderte vermeintlich günstige Angebote die einem
den Einstieg in das Hobby Astronomie aber verleiden können und im
Endeffekt hat man doch einiges an Geld in den Sand gesetzt. Im
Zweifelsfall immer erfahrene Amateurastronomen nach ihrer Meinung fragen
und zwar immer vor dem Kauf...
Zum
Thema 'Einsteigerteleskop' habe ich mir im Laufe der Zeit natürlich
auch ein paar eigene Gedanken gemacht, diese erheben keinesfalls
Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Richtigkeit, aber da es nunmal
meist das liebe Geld ist, dass die Grenzen steckt, habe ich versucht
drei Preissegmente im untersten Bereich zu zeigen, was sinnvoll sein
könnte und von was man lieber die Finger lassen sollte...
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