Der
Wunsch die Objekte man beobachtet auch dauerhaft festzuhalten, sei es
für sich selbst oder um es anderen zu zeigen hat wohl zunächst einmal
jeder der sich dem Hobby Astronomie nähert, da ging es mir nicht anders.
Die große Frage die man sich dann aber zwangsläufig stellen muss oder
auch stellen lassen muss ist: Was erwartet man von den Ergebnissen und
was hat man für Vorstellungen von Aufwand, Kosten und Erfahrung die man
investieren muss um bestimmte Ergebnisse zu erreichen. Auch muss man
sich darüber im Klaren sein was es bedeutet den Einstieg direkt mit
Ansprüchen an Astrofotografie zu verknüpfen. Das fängt damit an, dass
man sich mit sehr komplexer Materie was die Fotografie angeht
auseinander setzen muss und zugleich auch noch den Umgang mit dem
Teleskop und der wichtigen Orientierung am Himmel lernen muss. Weiterhin
kann man bei dem in den allermeisten Fällen eng begrenzten Budget nur
Kompromisse schliessen, die dann wenn man auf bestimmte Aspekte der
Astrofotografie eingeht auf der anderen Seite mitunter gehörige
Abstriche im visuellen Erlebnis am Okular nach sich ziehen, auch das ist
zu bedenken. So konnte ich beispielsweise durch einen sehr guten 4"
Apochromaten mit dem sehr ansehnliche Fotos entstanden sind
erwartungsgemäß deutlich weniger beim Blick durchs Okular sehen als
durch meinen 8" Gebraucht-Dobson (der nur etwa 10% gekostet hat...)
Vor einiger Zeit wollte ich herausfinden wieviele Neueinsteiger mit dem Gedanken spielen bzw. ihn auch formulieren gleich
mit der Astrofotografie zu beginnen und mit wieviel Geld sie glauben zu
Rande zu kommen. Meine Auswertung von insgesamt 82 Anfragen von
Einsteigern bzgl. ihres erstens Teleskop mag nicht uneingeschränkt
repräsentativ sein aber sie zeigt zumindest eine deutliche Tendenz.
Sei
es drum, hat man keine hohen Ansprüche an die Ergebnisse kann man
Astrofotografie in bestimmten Bereichen und auf einem bestimmten Niveau
auch ohne teures Equipment machen, man muss sich nur im Klaren darüber
sein, dass die Ergebnisse nicht mit den Bilder zu vergleichen sein
werden, die man tagtäglich in den diversen Internetforen zu Gesicht
bekommt.
Um
nun abzustecken was man für Ansprüche an seine astrofotografischen
Ergebnisse stellt habe ich mit dankenswerter Unterstützung einiger
Fotografen eine Grafik angefertigt, die verschiedene Teilbereiche der
Astrofotografie vergleicht. Schaut Euch die Bilder in Ruhe an und denkt
darüber nach was ihr euch unter Astrofotografie vorstellt. Danach könnt
Ihr unter dem Bild sehen mit welchem Equipment die jeweiligen Fotos
gemacht wurden, was dafür notwendig ist und was das ganze kostet, was
die Grafik und die Daten zu den Bildern nicht vermitteln kann ist, dass
gerade die drei oder auch vier anspruchvollsten Fotos viel Erfahrung und
ein mehrfaches der Belichtungszeit in der Nachbearbeitung verlangen -
und Erfahrun kann man für kein Geld der Welt kaufen...
Diese
Vergleiche sollen die verschiedenen Aufnahmemethoden und die
entsprechenden Ergebnisse in Relation zu dem benötigten Equipment
setzen, ich danke Sven Wienstein, Frank Slotosch , Martin Hauser, Rayko Menzel und Florian Mikulik für die Erlaubnis ihre Bilder verwenden zu dürfen.
In chronologischer Reihenfolge von oben nach unten:
Kugelsternhaufen M13
Aufgenommen
mit einer EOS10D durch ein 12" f/4 TS Newton auf einer Losmandy GM-8.
Diese Kombination kostet in Etwa 5000€ (Teleskop + Montierung + Kamera
ohne weiteres Zubehör)...
von Sven Wienstein
Jupiter
Dieser
Jupiter ist zwar mit einem Vixen R200SS aufgenommen aber solche
Ergebnisse sind mit wesentlich kleinerem und günstigerem Equipment zu
erreichen. Grundsätzlich kann man Webcamaufnahmen mit nahezu jedem
Teleskop schiessen, eine parallaktische Montierung mit Nachführung
vereinfacht die Sache zwar ist aber nicht zwingend notwendig, selbst an
Dobsons ist die Webcamfotografie möglich. Benötigt wird also ein
Teleskop nach Wahl, ein Notebook das entweder vorhanden ist oder
angeschafft werden muss (gebraucht um die 200-300€) und eine Phillips
Webcam die mit passenden Adaptern und Filter um die 150€ kostet,
gebraucht entsprechend günstiger zu finden.
von Sven Wienstein
Galaxie M101
Dieses
geniale Galaxienfoto ist entstanden mit einer CCD Kamera SXV-H9 durch
ein Vixen 115 ED APO auf Sphinx Montierung. Diese Kombination kostet um
die 8000€ (Teleskop + Montierung + Kamera ohne weiteres Zubehör).
von Frank Slotosch
M27 Hantelnebel & M31 Andromeda Galaxie
Diese
sehr gelungene Aufnahmen von Martin Hauser sind erstaunlicherweise bei
seinen allerersten Gehversuchen in der Astrofotografie gelungen. Es
wurden 20 relativ kurzbelichtete Aufnahmen (20s) mit einer Canon D10
DSLR durch ein 150/750 Skywatcher auf einer unmodifizierten Astro5 mit
Standardsteuerung gemacht. Diese Kombination gibt es für etwa 1200€
(Teleskop + Montierung (inkl. Steuerung) + Kamera ohne weiteres
Zubehör).
Mondaufnahme
Diese
Mondaufnahme ist denkbar einfach entstanden, mit einer Canon Powershot
A400 (~100€ Digiknipse) durch ein 70/900 FH Refraktor auf Astro3 mit
25mm Plössl. Das ganze durch einfaches Dranhalten der Kamera ans Okular.
Mond und Sonne (Nur mit entsprechendem Filter!) lassen sich so durch
nahezu jedes Teleskop afokal, also durch ein Okular fotografieren. Die
Kosten sind im Optimalfall bei Null wenn ein beliebiges Teleskop und
eine einfache Digitalkamera vorhanden ist. Zwischen 30 und 50€ gibt es
Klemmvorrichtung mit der man nahezu jede Kamera an das Okular klemmen
kann, dadurch werden mit etwas Glück auch Belichtungen von einigen
wenigen Sekunden möglich.
von mir
Sternfeldaufnahme um NGC7000 'Nordamerikanebel'
Diese
Sternfeldaufnahme wurde mit einer nachgeführten chemischen
Spiegelreflexkamera mit 20min Belichtungszeit gewonnen. Die Kamera wird
bei so genannten Piggybackaufnahmen 'Huckepack' auf ein parallaktisch
montiertes Teleskop geschnallt und mittels Fernauslöser einige Minuten
belichtet. Die typischen Brennweiten gehen bis zu 300mm, dies sind
Brennweiten die noch einige Toleranz an die Nachführung erlauben. Mit
digitalen Spiegelreflexkameras kann man die Belichtungszeiten etwas
kürzer halten, dafür kosten sie sofern nicht vorhanden gleich eine
Stange Geld. Chemische SLRs bekommt man heutzutage gebraucht für kleines
Geld unter 40€. Die Tragfähigkeit und Genauigkeit der Montierung
bestimmt dann bis zu welchen Belichtungszeiten bzw. mit
welchen Brennweiten man noch ordentliche Ergebnisse erzielen kann.
von Sven Wienstein
Leo Triplett
Diese
drei wunderschönen Galaxien wurden mit einer Canon EOS350D durch
einen Skywatcher ED80 auf einer Vixen GP (die wie ihre Dernivate sehr
verbreitet ist), die Kosten dieser Kombination liegen bei etwa 1800€
(Teleskop + Montierung + Kamera)
von Rayko Menzel
Sternbild Orion
Diese
Übersichtsaufnahme wurde von einem einfachen Fotostativ mit einer Kodak
Easyshare DX7590 gemacht, Belichtungszeit war 16 Sekunden (mehr lässt
die Kamera nicht zu). Bei solch kurzen Belichtungszeiten fällt die
Erddrehung noch nicht sehr stark ins Gewicht zumindest bei kürzester
Brennweite. Auf diese Weise lassen sich bereits nette Fotos von großen
Feldern realisieren, zum Preis einer Kompaktkamera die Belichtungszeiten
von mehr als 10 Sekunden zulässt.
von mir
M42 Orionnebel
Diese
Aufnahme des Orionnebels ist mit einer Kodak Easyshare durch ein
4" Refraktor auf einer Vixen GP-E entstanden und zwar afokal also durch
ein Okular (Hyperion). Mehrere Aufnahmen wurden addiert und bearbeitet.
Man sieht, sehr helle Deepsky Objekte lassen sich in gewissen Rahmen
auch mit 'einfachem' Equipment realisieren. Die Kosten für Teleskop,
Montierung und Kamera belaufen sich auf etwa 800€.
von Rayko Menzel
Kugelsternhaufen M3
Dieser
Kugelsternhaufen wurde tatsächlich mit einer Vesta Pro Webcam durch
einen 200/1000 Newton aufgenommen. Das aufgenommene Video mit 1000
Einzelbildern wurde mit dem Programm Registax addiert und mit Photoshop
und Fitswork nachbearbeitet. Wie bereits oben (Jupiter) erwähnt kann man
eine geeignete Webcam recht günstig erwerben, ein Notebook ist
allerdings Vorraussetzung. Im Gegensatz zu Planetenaufnahmen braucht es
für solche Deepskyaufnahmen mit der Webcam aber auch schon etwas mehr
Öffnung.
von Florian Mikulik
Zu diesem Thema empfehle ich auch gerne zur Vertiefung den Artikel von Sven Wienstein zum Thema Einstieg und Astrofotografie.
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