Sonntag, 27. Mai 2007

Das Thema Astrofotografie


Der Wunsch die Objekte man beobachtet auch dauerhaft festzuhalten, sei es für sich selbst oder um es anderen zu zeigen hat wohl zunächst einmal jeder der sich dem Hobby Astronomie nähert, da ging es mir nicht anders. Die große Frage die man sich dann aber zwangsläufig stellen muss oder auch stellen lassen muss ist: Was erwartet man von den Ergebnissen und was hat man für Vorstellungen von Aufwand, Kosten und Erfahrung die man investieren muss um bestimmte Ergebnisse zu erreichen. Auch muss man sich darüber im Klaren sein was es bedeutet den Einstieg direkt mit Ansprüchen an Astrofotografie zu verknüpfen. Das fängt damit an, dass man sich mit sehr komplexer Materie was die Fotografie angeht auseinander setzen muss und zugleich auch noch den Umgang mit dem Teleskop und der wichtigen Orientierung am Himmel lernen muss. Weiterhin kann man bei dem in den allermeisten Fällen eng begrenzten Budget nur Kompromisse schliessen, die dann wenn man auf bestimmte Aspekte der Astrofotografie eingeht auf der anderen Seite mitunter gehörige Abstriche im visuellen Erlebnis am Okular nach sich ziehen, auch das ist zu bedenken. So konnte ich beispielsweise durch einen sehr guten 4" Apochromaten mit dem sehr ansehnliche Fotos entstanden sind erwartungsgemäß deutlich weniger beim Blick durchs Okular sehen als durch meinen 8" Gebraucht-Dobson (der nur etwa 10% gekostet hat...) 

Vor einiger Zeit wollte ich herausfinden wieviele Neueinsteiger mit dem Gedanken spielen bzw. ihn auch formulieren gleich mit der Astrofotografie zu beginnen und mit wieviel Geld sie glauben zu Rande zu kommen. Meine Auswertung von insgesamt 82 Anfragen von Einsteigern bzgl. ihres erstens Teleskop mag nicht uneingeschränkt repräsentativ sein aber sie zeigt zumindest eine deutliche Tendenz. 

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Sei es drum, hat man keine hohen Ansprüche an die Ergebnisse kann man Astrofotografie in bestimmten Bereichen und auf einem bestimmten Niveau auch ohne teures Equipment machen, man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass die Ergebnisse nicht mit den Bilder zu vergleichen sein werden, die man tagtäglich in den diversen Internetforen zu Gesicht bekommt.
Um nun abzustecken was man für Ansprüche an seine astrofotografischen Ergebnisse stellt habe ich mit dankenswerter Unterstützung einiger Fotografen eine Grafik angefertigt, die verschiedene Teilbereiche der Astrofotografie vergleicht. Schaut Euch die Bilder in Ruhe an und denkt darüber nach was ihr euch unter Astrofotografie vorstellt. Danach könnt Ihr unter dem Bild sehen mit welchem Equipment die jeweiligen Fotos gemacht wurden, was dafür notwendig ist und was das ganze kostet, was die Grafik und die Daten zu den Bildern nicht vermitteln kann ist, dass gerade die drei oder auch vier anspruchvollsten Fotos viel Erfahrung und ein mehrfaches der Belichtungszeit in der Nachbearbeitung verlangen - und Erfahrun kann man für kein Geld der Welt kaufen...

Diese Vergleiche sollen die verschiedenen Aufnahmemethoden und die entsprechenden Ergebnisse in Relation zu dem benötigten Equipment setzen, ich danke Sven Wienstein, Frank Slotosch , Martin Hauser, Rayko Menzel und Florian Mikulik für die Erlaubnis ihre Bilder verwenden zu dürfen.

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In chronologischer Reihenfolge von oben nach unten:

Kugelsternhaufen M13

Aufgenommen mit einer EOS10D durch ein 12" f/4 TS Newton auf einer Losmandy GM-8. Diese Kombination kostet in Etwa 5000€ (Teleskop + Montierung + Kamera ohne weiteres Zubehör)...
von Sven Wienstein

Jupiter

Dieser Jupiter ist zwar mit einem Vixen R200SS aufgenommen aber solche Ergebnisse sind mit wesentlich kleinerem und günstigerem Equipment zu erreichen. Grundsätzlich kann man Webcamaufnahmen mit nahezu jedem Teleskop schiessen, eine parallaktische Montierung mit Nachführung vereinfacht die Sache zwar ist aber nicht zwingend notwendig, selbst an Dobsons ist die Webcamfotografie möglich. Benötigt wird also ein Teleskop nach Wahl, ein Notebook das entweder vorhanden ist oder angeschafft werden muss (gebraucht um die 200-300€) und eine Phillips Webcam die mit passenden Adaptern und Filter um die 150€ kostet, gebraucht entsprechend günstiger zu finden.
von Sven Wienstein

Galaxie M101

Dieses geniale Galaxienfoto ist entstanden mit einer CCD Kamera SXV-H9 durch ein Vixen 115 ED APO auf Sphinx Montierung. Diese Kombination kostet um die 8000€ (Teleskop + Montierung + Kamera ohne weiteres Zubehör).
von Frank Slotosch

M27 Hantelnebel & M31 Andromeda Galaxie

Diese sehr gelungene Aufnahmen von Martin Hauser sind erstaunlicherweise bei seinen allerersten Gehversuchen in der Astrofotografie gelungen. Es wurden 20 relativ kurzbelichtete Aufnahmen (20s) mit einer Canon D10 DSLR durch ein 150/750 Skywatcher auf einer unmodifizierten Astro5 mit Standardsteuerung gemacht. Diese Kombination gibt es für etwa 1200€ (Teleskop + Montierung (inkl. Steuerung) + Kamera ohne weiteres Zubehör).

Mondaufnahme

Diese Mondaufnahme ist denkbar einfach entstanden, mit einer Canon Powershot A400 (~100€ Digiknipse) durch ein 70/900 FH Refraktor auf Astro3 mit 25mm Plössl. Das ganze durch einfaches Dranhalten der Kamera ans Okular. Mond und Sonne (Nur mit entsprechendem Filter!) lassen sich so durch nahezu jedes Teleskop afokal, also durch ein Okular fotografieren. Die Kosten sind im Optimalfall bei Null wenn ein beliebiges Teleskop und eine einfache Digitalkamera vorhanden ist. Zwischen 30 und 50€ gibt es Klemmvorrichtung mit der man nahezu jede Kamera an das Okular klemmen kann, dadurch werden mit etwas Glück auch Belichtungen von einigen wenigen Sekunden möglich.
von mir

Sternfeldaufnahme um NGC7000 'Nordamerikanebel' 

Diese Sternfeldaufnahme wurde mit einer nachgeführten chemischen Spiegelreflexkamera mit 20min Belichtungszeit gewonnen. Die Kamera wird bei so genannten Piggybackaufnahmen 'Huckepack' auf ein parallaktisch montiertes Teleskop geschnallt und mittels Fernauslöser einige Minuten belichtet. Die typischen Brennweiten gehen bis zu 300mm, dies sind Brennweiten die noch einige Toleranz an die Nachführung erlauben. Mit digitalen Spiegelreflexkameras kann man die Belichtungszeiten etwas kürzer halten, dafür kosten sie sofern nicht vorhanden gleich eine Stange Geld. Chemische SLRs bekommt man heutzutage gebraucht für kleines Geld unter 40€. Die Tragfähigkeit und Genauigkeit der Montierung bestimmt dann bis zu welchen Belichtungszeiten bzw. mit welchen Brennweiten man noch ordentliche Ergebnisse erzielen kann.
von Sven Wienstein

Leo Triplett 

Diese drei wunderschönen Galaxien wurden mit einer Canon EOS350D durch einen Skywatcher ED80 auf einer Vixen GP (die wie ihre Dernivate sehr verbreitet ist), die Kosten dieser Kombination liegen bei etwa 1800€ (Teleskop + Montierung + Kamera)
von Rayko Menzel

Sternbild Orion 

Diese Übersichtsaufnahme wurde von einem einfachen Fotostativ mit einer Kodak Easyshare DX7590 gemacht, Belichtungszeit war 16 Sekunden (mehr lässt die Kamera nicht zu). Bei solch kurzen Belichtungszeiten fällt die Erddrehung noch nicht sehr stark ins Gewicht zumindest bei kürzester Brennweite. Auf diese Weise lassen sich bereits nette Fotos von großen Feldern realisieren, zum Preis einer Kompaktkamera die Belichtungszeiten von mehr als 10 Sekunden zulässt.
von mir

M42 Orionnebel 

Diese Aufnahme des Orionnebels ist mit einer Kodak Easyshare durch ein 4" Refraktor auf einer Vixen GP-E entstanden und zwar afokal also durch ein Okular (Hyperion). Mehrere Aufnahmen wurden addiert und bearbeitet. Man sieht, sehr helle Deepsky Objekte lassen sich in gewissen Rahmen auch mit 'einfachem' Equipment realisieren. Die Kosten für Teleskop, Montierung und Kamera belaufen sich auf etwa 800€.
von Rayko Menzel

Kugelsternhaufen M3

Dieser Kugelsternhaufen wurde tatsächlich mit einer Vesta Pro Webcam durch einen 200/1000 Newton aufgenommen. Das aufgenommene Video mit 1000 Einzelbildern wurde mit dem Programm Registax addiert und mit Photoshop und Fitswork nachbearbeitet. Wie bereits oben (Jupiter) erwähnt kann man eine geeignete Webcam recht günstig erwerben, ein Notebook ist allerdings Vorraussetzung. Im Gegensatz zu Planetenaufnahmen braucht es für solche Deepskyaufnahmen mit der Webcam aber auch schon etwas mehr Öffnung.
von Florian Mikulik
 
Zu diesem Thema empfehle ich auch gerne zur Vertiefung den Artikel von Sven Wienstein zum Thema Einstieg und Astrofotografie.

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