Montag, 30. Juni 2008

BB vom 30.06.2008

Datum 30.Juni 2008
Zeit 0:15 bis 3:45 Uhr
Ort Feld im Vordertaunus
Wetter klar
Seeing gut
Grenzgröße fst 6,3m in UMi - Zenit noch besser
Geräte 8" f/6

Die Nacht versprach brauchbar zu werden, wurde dann aber sogar zum echten Knaller, einer der besten Juninächte die ich je erlebt habe. Nachdem ich mich mit Maciek getroffen habe trudelten wir gegen 0:15 Uhr am Beobachtungsplatz ein, der Himmel war bereits fantastisch, besserte sich aber sogar noch. Einen Sternfreund aus Wiesbaden mit einem 8" SC trafen wir ebenfalls und tauschten natürlich auch einige Blicke durch die Teleskope. Die Sommermilchstrasse spannte sich von Horizont zu Horizont, von Cassiopeia bis tief in den Süden im Schützen, die Strukturierung übertraf alles was ich dort im Sommer bisher gesehen habe, M13 war direkt sichtbar, h+x sowie M31 sowieso und auch eine Vielzahl an hellen Objekten im Schützen. Als sich die Sicht nochmals besserte war sich Maciek auch sicher den Nordamerikanebel mit blossem Auge zu sehen und die Sternwolken im Schwan machten den Eindruck als würden sie anfangen sich in Myriaden von Einzelsternen aufzulösen (?), das Sterngewimmel im Zenit war höchst beeindruckend, durch diesen fasznierenden Anblick vergasen wir des Öfteren überhaupt durchs Teleskop zu schauen. Im Laufe der Nacht wurden natürlich trotzdem einige Objekte "abgegrast" wobei wir uns bei vielen auch viel Zeit liesen, ich hab es wohl schon im letzten Jahr als ich Maciek das erste Mal getroffen habe gesagt: Er hat erstaunlich gute Augen und das obwohl seine Beobachtungserfahungen hauptsächlich mit einem 76/700 gesammelt wurden ;) Viele Details die er wahrnahm waren von mir nicht eindeutig zu sehen aber auf den Fotos im Karkoschka nachvollziehbar. So verging eine sehr schöne Nacht wie im Fluge und nachdem wir uns noch lange mit dem anderen Sternfreund unterhalten haben brauchten wir zum Abbau kurz vor vier kein Licht mehr, die Dämmerung war längst angebrochen und auf der Heimfahrt war die bereits höher über den Feldern stehende Mondsichel mit der Morgendämmerung eines vollkommen klaren Himmels ein fantastischer Abschluss. 

PER
  • h+x: Grandios, die zahlreichen schwachen Sternketten im Inneren (insbesondere von NGC 869) und die Einmaligkeit des doppelten Sternhaufens, die genau ins 14mm Speers Waler passten.
HER
  • M13: Aufgelöst bis ins Zentrum, der Eyecatcher schlechthin, auch im 8" SC ein schöner Anblick
  • M92: Etwas kleiner aber ebenfalls wunderbar aufgelöst.
LYR
  • M57: Zeigt herrlich seine leicht gequetsche Form mit Struktur im Ringbereich, ähnlich gut im 8" SC
CYG
  • NGC 7000: Helle Begeisterung meinerseits ;) Das Aufsuchen gestaltete sich diesmal einfach dank der vielen Referenzsterne zum Peilen, das 30mm UWA mit dem Baader OIII waren hier die einfach genial, ich sah die Nebelkante der "Bucht von Mexiko" diesmal sogar noch vor der Aufsuchhilfe des "kleinen Orions". Der Nebel konnte gut abgefahren werden und zeigte sich als dicker Nebelpfad der an den Aussenkanten etwas heller war. Um beim Vergleich mit Nordamerika zu bleiben war der Nebel sicher von Mittelamerika bis hoch an die Grenze Kanadas zu verfolgen, es war definitiv meine beste und detailreichste Sichtung in meinem 8"er und auch der Sprung zu früheren Beobachtungen mit 12,5" waren nur wenig besser, dem (dunklen) Himmel sei Dank. Maciek sah sogar noch schwache Ausläufer wie "dunkle Flüsse" ins Landersinnere, obwohl ich einige Unregelmässigkeiten an der Nebelkante sah konnte ich das nur an einem Stern etwas nachvollziehen.
  • NGC 6990: Das Auffinden ist dank 52 Cygni sehr einfach und passt auf Anhieb, den OIII noch im Okular und Nordamerika gerade intensiv beobachtet fällt der Nebel leicht und erstaunlich hell ins Auge, er windet sich an 52 Cygni vorbei und zeigte eine Vielzahl an Filiamten und Aufspaltungen - fantastisch!
  • Albireo: Der schönste alle Doppelsterne, gesehen im 8" SC
SGR
  • M28: Sehr kleiner Kugelsternhaufen, einige Einzelsterne sind sichtbar.
  • M22: Sehr nah bei M28 und doch so anders, gross und voll aufzulösen, wie ein südlicher stehender M13
  • M21/M20: Trifidnebel - Diesmal hervorragend sichtbar, der Nebel ist mit dunklen Rissen sichbar, sehr schön: der Anblick zusammen mit dem Sternhaufen
  • M8: Lagunennebel - Ein Quantensprung zur letzten Beobachtung mit weniger Öffnung und schlechterem Himmel, feine Nebelstrukturen und Abstufungen, ein Paradeobjekt das zum Zeichnen einlädt ;)
  • M17: Beeindruckend, länglicher Nebel mit ausgreifenden Filliamenten bei Sternansammlung, auch der Omeganebel ist prädestiniert für eine Zeichensession.
  • M16: Der Adlernebel ist ebenfalls erstaunlich hell und detailreich. Leider nicht sehr lange beobachtet...
  • Jupiter: Zum Ende der Nacht, bereits in der Dämmerung noch beobachtet, Seeing war brauchbar und der Gasriese zeigte dunkle und helle Wolkenbänder und unregelmässige Ausbuchtungen an den Grenzen der Bänder.
VUL
  • M27: Hui hätt ich heut nur zeichnen können... Der Hantelnebel zeigte ausser natürlich seiner Form und helleren Verdichtungen an den Ende auch beidseitig schwache Ausläufer die umgreifen.


Beim Abbau war die Dämmerung bereits weit fortgeschritten und auch der Mond war durch einige Baumlücken sichtbar, auf der Heimfahrt stand er dann als schöne Sichel über der Dämmerung 

3006

Donnerstag, 26. Juni 2008

BB vom 26.06.2008

Datum 26.Juni 2008
Zeit 23:30 bis 2:15 Uhr
Ort Feld im Vordertaunus
Wetter klar, Horizontdunst in wechselnder Höhe
Seeing gut
Grenzgröße nicht bestimmt ~ 5,6<fst<6
Geräte 4,5" f/8 und 8" f/5

Die letzte Neumondphase war völlig unbrauchbar und so wurde es trotz der kaum vorhandenen Dunkelheit ziwschen Dämmerungsende und Mondaufgang Zeit das gute Wetter zu nutzen. Gegen halb zwölf traf ich mich mit Andreas an unserem Beobachtungsplatz. Dadurch dass ich den halben Tag mit der Wiederaufarbeitung der TAL Montierung zugebracht habe lag diese nebst 4,5"er ohnehin noch im Auto und ich verzichtete heute auf den Dobson. Während des (langwierigen) Aufbaus wurde es doch noch merklich dunkler und die Sommermilchstrasse zeigte sich grandios vom Schwan bis zum Horizont im Schützen reich strukturiert, damit hatten wir wegen der Schleierbewölkung zumindest nach Westen gar nicht gerechnet. Es war zeitgleich der erste Einsatz der Montierung als auch die erste richtige Nacht mit dem 4,5"er. Im Laufe des Abends überraschte er mich einige Male, insbesondere an den Kugelsternhaufen, ab und zu kam aber der Öffnungshunger doch wieder durch und ich beobachtete einige Objekte durch Andreas Achter. Der Aufbau der klobigen Montierung, gerade wegen der Säule, dauerte recht lange und da ich eher selten meine parallaktischen Montierungen nutze wünschte ich mir in machen Momenten beim Aufsuchen doch meinen Dobson, aber im Grossen und Ganzen war die Montierung sehr gut zu bedienen, es ist auf jedenfall verdammt stabil, ich hatte noch keine Montierung bei der ich beim Beobachten meine Füsse auf das Stativ stellen kann und mich bequem auf sie abstützen kann ohne dass das auch nur mit dem kleinsten Zittern quittiert würde. So ging es dann an einige Standardobjekte: 

gucken

AND
  • M31/32/110: Kein Augenöffner ob des Dunstes in diese Richtung aber der Kernbereich und die Begleitgalaxien waren problemlos zu beobachten.
PER
  • h+x: Wunderbar, der Doppelsternhaufen zeigt sich als grandios funkelnder Sternhaufen mit vielen schwachen Sternketten die ich der kleinen Öffnung gar nicht mehr zugetraut habe.
HER
  • M13: Ebenfalls grandios, ab 90x zeigt sich M13 bereits sehr stark aufgelöst, die Randbereiche sind praktisch komplett aufgelöst, im Inneren bleibt Nebel aber auch Einzelsterne.
  • M92: Der kleinere Kugelsternhaufen zeigt weniger Einzelsterne ist aber ebenfalls eine AUgenweide
LYR
  • M57: Der Ringnebel zeigt leicht sein schwächeres Zentrum und auch die ovale Form ist erkennbar, grundsätzlich ein sehr dankbares Objekt für diese Öffnung, in Andreas 8"er natürlich eine ganz andere Welt, bei 200x ist die Form wunderbar zu erfassen und sogar Helligkeitsabstufungen.
  • M56: Nebelklecks, keine Einzelsterne konnten aufgelöst werden.
SGR
  • M22: Sehr schöner Kugelsternhaufen, hell und bereits reichlich aufgelöst bei höherer Vergrösserung
  • M28: Das Kontrastprogramm zu M22, sehr klein und nur ein Nebelkleckschens
  • M21/M20: Beide sichtbar aber durch den aufgezogenen Dunst zur Beobachtungszeit nur relativ schwach und bar jeglicher Details, jedoch sehr schön durch das reiche Sternfeld
  • M8: Hier war schon eher die Form erfassbar (etwas früher beobachtet) und sehr schön mit dem Sternhaufen anzusehen.
  • M17: Sichtbar aber litt ebenfalls unter dem aufziehenden Dunst.
  • Jupiter: In Momenten besonders ruhiger Luft zeigte der 4,5"er wunderbare Details auf dem Planten, dunkle Bänder, weisse Bänder und auch Unregelmässigkeiten an den Rändern.
SGE
  • M71: Nebelfleck ohne Chance auf Einzelsterne
VUL
  • M27: Der Hantelnebel zeigte problemlos seine charakteristische Form sowie Helligkeitsabstufung zu den Rändern hin.
Zum Schluss beobachten wir noch etwas den aufgehenden Mond, auch mal wieder schön zu sehen.

Der 114/900 hat sich wacker geschlagen und an einigen Objekten überraschend viel gezeigt (M13,M22,M27 usw.) bei schwächeren verlangt es eben gnadenlos nach mehr Öffnung doch sichtbar ist sehr viel. Die Montierung: Grobschlächtig, stabil und unverwüstlich, lediglich die Tatsache dass ich ein wenig aus der parallaktischen Übung bin machte es manchmal etwas hakelig ;) Nun noch einige Schnappschüsse die nebenher gemacht wurden. 

sco
Scorpion und Schütze (ISO 1600, 30s, 18mm)
sgr
Schütze mit Jupiter (ISO 1600, 30s, 18mm) 

cas
Cassiopeia mit h+x Persei und M31 (ISO 1600, 30s, 18mm)

Mittwoch, 25. Juni 2008

BB vom 25.07.2008

Datum 25.Juli 2008
Zeit 23:40 bis 2:00 Uhr
Ort Feld bei Hohenstein i. Taunus
Wetter wechselhaft, bewölkt
Seeing ---
Grenzgröße ---
Geräte ---

Als erste Nacht nach Vollmond sollte das zunächst klare Wetter genutzt werden, vor allem um einen Alternativplatz zu testen den ich schon vor einigen Monaten tagsüber und einmal bei Mond besucht hatte, besonders schön blieb mir der fast vollständige Horizontblick ringsum in Erinnerung, leider hatte ich mich tagsüber aber um etliche Grad mit den Himmelsrichtungen vertan und so schien gegen Süden doch viel zu viel Aufhellung zu sein, allerdingds war die Nacht auch nicht repräsentativ, denn nach kurzen Abschnitten war starke Bewölkung aufgezogen die nur wenig Sterne zeigte, ausserdem waren in unmittelbarer Nähe einige sehr hell erleuchtete Erntemaschinen unterwegs. Interessant auch, die Tatsache, dass seit meinem letzten Besuch (bei Tag) zwei riesige Windräder aus dem Boden gewachsen sind, diese stören aber nicht wirklich. So blieb es bei ein paar Fotos und Gesprächen ohne das beobachtet werden konnte...

Dienstag, 24. Juni 2008

Ausflug Mannheim - Planetarium & Technikmuseum


Um den Dauerwolken nach Vollmond die kalte Schulter zu zeigen planten der Astrokollege Julian und ich einen Ausflug ins Planetarium nach Mannheim um dort auch noch einen weiteren Kollegen, Jannis, zu treffen. Stilecht trafen wir uns vor dem physikalischen Verein in Frankfurt und fuhren durch Stau bedingt recht spät los, so blieb das unvermeidliche nicht aus und wir standen nach etwa einstündiger Fahrt vor bereits verschlossenen Planetariumstüren, so mussten wir uns leider mit den ausgestellten Fotografien (hauptsächlich von Eckardt Slawik) zufrieden geben bis Jannis aus der Vorstellung kam. Alsdann besuchten wir das direkt benachbarte Technikmuseum mit einigen sehr interessanten Exponaten und physikalischen Spielerein.

planetarium
Das Planetarium Mannheim
sternzeiger
Ein Sternfinder aus dem Jahre 1776
mondphasen
Die Entstehung der Mondphasen anschaulich erklärt
fokus
Hier durfte ausgiebig per Hand das fokusieren geübt werden - leider nur ein Chromat ;)
laser
Diese interaktiven Laserspielereien veranschaulichen den Zusammenhang zwischen Spiegelform und Brennweite
newt1
Ein vermutlich englisches Spiegelteleskop aus dem 18. Jahrhundert
globus
Himmelsglobus aus dem Jahre 1751 aus Paris (Didier Robert de Vaugondy)
refraktor
83/1320 Refraktor erbaut 1817 von Josef von Fraunhofer
tellarium
Ein Tellarium aus dem Jahre 1794
kometensucher
Ein Kometensucher von 1816 - 75/650 von Fraunhofer
mondglobus
Ein früher Mondglobus
new2
Ein französisches Spiegelteleskop aus dem Jahre 1773
sunset
Auf der Heimfahrt...
tal2m
...und dann lag da am Ende des Tages noch ein halber Zentner Montierungswust nebst Säule im Kofferraum ;)

Freitag, 20. Juni 2008

Vergrößerungen und Gesichtsfelder - Ausdehnung von Objekten am Himmel

Vergrösserungen und Gesichtsfelder - Ausdehnung von Objekten am Himmel 

Wenn wir etwas weit entferntes beobachten dann erscheint es wie wir aus dem alltäglichen Leben wissen kleiner, bei Ferngläsern ist oft das Sehfeld angegeben wie beispielsweise 115m auf 1000m - dies gibt die Breite des Sehfeldes an. Alternativ wird das Sehfeld in Grad (°) angegeben. Beim Gebrauch von Teleskopen ist in diesen Grössen wesentlich mehr Variabilität gegeben, das verwendete Okular gibt die Vergrösserung vor (Teleskopbrennweite / Okularbrennweite = Vergrösserung), in Abhängigkeit von der Bauweise können aber Okulare selber Brennweite unterschiedlich grosse Bereiche am Himmel zeigen. Warum ist dies nun wichtig? Viele denken, dass Vergrösserung ein Qualitätsmerkmal eines Teleskop ist und dass es beim Beobachten des Himmels hauptsächlich darum geht - Doch das ist schlichtweg falsch, es hängt vielmehr vom Objekt ab! Um dies zu zeigen sollen einige Beispiele in diesem Artikel dienen.
Ein paar Grundlagen: Ein Grad (°) am Himmel lässt sich in 60 Bogenminuten (') unterteilen, eine Bogenminute wiederrum in 60 Bogensekunden ("). Wie "gross" ist nun ein Grad am Himmel? Das kann man näherungsweise mit der Hand nachvollziehen. Beim ausgestreckten Arm entspricht der Durchmesser des Zeigefingers ungefähr einem Grad. Zum Vergleich kann man auch den Mond heranziehen, dieser erscheint uns etwa als 0,5° (30' Bogenminuten) gross - Das scheint für viele viel zu klein zu sein, das Phänomen des uns manchmal viel grösser erscheinenden Mondes ist hier sehr gut erklärt, man kann es mit der "Fingermethode" schnell nachprüfen... 

1 

Der Mond wiederum kann als Anhaltspunkt und Vergleichsobjekt für andere Himmelsobjekte und Konstellationen dienen. So zeigt die obige Grafik auch noch den Grossen Wagen innerhalb des Grossen Bären, der Abstand der beiden hinteren Kastensterne beträgt etwa 5°. Mit der gewichtigen Ausnahme einiger sehr interessanter Objekte sind viele Galaxien, Nebel aber auch die Planeten klein, doch sollte man ob der wichtigen Ausnahmen nicht zu sehr auf der Vergrösserung beharren. Zum einen beschränkt sich die gewinnbringende Maximalvergrösserung eines Teleskops auf das 1,5-2 fache der Objektiv oder Spiegelgrösse (je nach Optikqualität - Bsp: 70mm Refraktor einfacher Bauart -> umd die 100x bei hochwertiger Optik 150x sinnvolle Maximalvergrösserung), zum zweiten spielt die Austrittspupille eine grosse Rolle: Es macht wenig Sinn sehr lichtschwache Objekte mit einer niedrigen AP und damit damit dunklen Bildhelligkeit zu beobachten (AP (mm) = Okularbrennweite / Öffnungszahl ) . Zu guter Letzt beschränkt das Seeing (das Wabern der Luftschichten, die Luftunruhe) allzu oft die Leistungsfähigkeit in Sachen Vergrösserung. So kann ein 12" (300mm) Teleskop wohl förderlich 600x vergrössern doch gib es nicht allzuviele Nächte im Jahr in denen das möglich ist. Um nun einige grosse Objekte zu zeigen bei denen es gerade auf niedrige Vergrösserungen angeht eine Vergleichsgrafik:

2 

M42 und h+x mit freundlicher Genehmigung von Rayko Menzel / NGC 7000 von LucViatour (GNU Lizenz) / M31 von John Lanoue (public domain) 

Auch hier wieder unser Mond zum Grössenvergleich, die Andromedagalaxie kann bei dunkelstem Himmel bis zu 6 Vollmonddurchmesser gross erscheinen, meist ist es aber etwas weniger, der Nordamerikanebel ist ebenfalls ein Objekt für niedrige Vergrösserungen vor allem ist er sehr schwach und verlangt daher nach einer grossen Austrittspupille (AP) und profitiert stark vom Einsatz von Nebelfiltern. Es ist auch nicht verwunderlich dass die richtig grossen Objekte wie M31 mitunter zu Recht als Fernglasobjekte angesehen werden. Doch wie das nun mit mit den Ansichten in unserem Teleskop zusammenhängt sollen nachfolgende Grafiken verdeutlichen. 

3
Quelle: Freewaresoftware Cartes du Ciel

Dies ist die Andromedagalaxie M31 mit ihren beiden Begleiter M32 und M110, unter den häufigsten, durschnittlichen Bedingungen scheint M32 die grosse Galaxie gerade noch zu berühren während M110 meist schon einen Abstand zum sichtbaren Teil von M31 hat. Als Berechnungsgrundlage habe ich ein (früher) weit verbreitetes Einsteigerteleskop, einen 114/900 Newton herangezogen. Bestückt man ihn mit einem häufig mitgelieferten 20mm Okular ist es nahezu unmöglich M31 samt beiden Begleitern ins Gesichtsfeld zu drücken aber schon ein 32mm Okular schafft das - hier ist also eine niedrige Vergrösserung von Vorteil. Das maximal abbildbare Feld wird aber auch vom Teleskop selbst beschränkt: Ohne einen Okularauszug der 2" Okulare erlaub und ein weitwinkliges Übersichtsokular bekommt man unter besten Bedingungen die Galaxie nicht komplett ins Gesichtsfeld. Nun also noch eine zweite Grafik, diesmal ein so genanntes Richfield (Weitfeld) Teleskop mit DEM (leider sehr teuren) Übersichtsokular überhaupt, einem 31mm Nagler.

4 

Quelle: Freewaresoftware Cartes du Ciel

Das Beispiel zeigt, dass es Anwendungsbereiche gibt bei denen man nicht mal mit einem speziellen Okular auskommt, sondern wo sogar ein spezielles Teleskop gefragt ist - viele Amateurastronomen haben aus genau diesem Grund mehrere spezialisierte Teleskope - auch hier wieder ein Grund für den Einsteiger darauf zu achten, dass sein Gerät am Anfang möglichst "Allround" Eigenschaften hat, die sowohl einigermassen hohe Vergrösserungen aber auch kleine erlauben, die wenigsten werden sich gleich zu Beginn zwei Spezialisten anschaffen, häufig wird jedoch der Fehler gemacht einen Spezialisten zu kaufen wobei einem der entegegengesetzte Anwendungsbereich grösstenteils verschlossen bleibt. Bei der Berechnung des Sehfeldes spielt aber nicht nur die Okular- und Teleskopbrennweite eine Rolle sondern auch das scheinbare Gesichtsfeld des Okulars, während die üblicherweise mitgelieferten Plösslokulare nur etwa 50° scheinbares Gesichtsfeld (sGF) bieten, bringen weitwinklige Okulare bedeutend mehr - zwischen 65° und bis zu 100° am noch recht neu auf dem Markt erschienenen "Überokular" Televue Ethos. Um die Unterschiede zwischen den Okularen klar zu machen ein Vergleich eines 32mm Plössls (50° sGF) und eines 31mm Nagler (82° sGF) - hier an einem 200/1200 Teleskop.

11 


NGC 7000 von LucViatour (GNU Lizenz)
Soviel zunächst zu den grösseren Objekten, natürlich gibt es auch weitaus kleinere Objekte an unserem Himmel zu bestaunen die nicht minder interessant sind aber andere Vergrösserungen verlangen, auch hier wieder ein grafischer Vergleich mit unserem Mond. 

5
M13 mit freundlicher Genehmigung von Sven Wienstein / M27 mit freundlicher Genehmigung von Martin Hauser / M57+M104 NASA/ESA (public domain)

An dieser Stelle sollte man sich nochmal verdeutlichen das der Mond am Himmel eine Fläche von einer halben Fingerbreite bei ausgestrecktem Arm einnimmt. Nun erwartet so manch einer mit einem entsprechenden Teleskop würden die zu Recht als Standardobjekte bekannte Nebel und Sternhaufen im Teleskop ohne weiteres blickfeldfüllend abgebildet werden, dass dies aber ein Trugschluss ist der so manchen Einsteiger mit einem kleinen oder mittleren Teleskop enttäuscht will ich anhand der nächsten Grafik zeigen. Dazu wieder erstmal eine schematische Darstellung der Gesichtsfelder am Ringnebel in der Leier M57.

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Quelle: Freewaresoftware Cartes du Ciel

M57 in einem 114/900 Newton mit 32mm Okular (28x)
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Quelle: Freewaresoftware Cartes du Ciel

M57 in einem 114/900 Newton mit 10mm Okular (90x)
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Quelle: Freewaresoftware Cartes du Ciel

M57 in einem 114/900 Newton mit 5mm Okular (180x)

Eine 180-fache Vergrösserung ist für kleinere und mittlere Geräte bereits sehr problematisch, am im Beispiel genannten 114/900 hat man nun bereits eine Austrittspupille von lediglich 0,63mm erreicht, nahe am theoretisch sinnvollen bei hellen Objekten (Mond und Planeten), bei schwachen Nebeln wird in dieser Vergrösserung praktisch nichts mehr zu sehen sein - dies muss darf man nicht vergessen! Der etwas grössere Kugelsternhaufen M13 soll im nächsten Beispiel dafür herhalten die üblichen Ansichten in verschiedenen Teleskopen (nur solche die ich selbst schon mal erleben durfte) zu simulieren. Hier gehts nun nicht nur um die tatsächliche Grösse (aber auch) sondern auch darum wie aufgelöst und hell man das Objekt wahrnehmen kann.

9
Als Grundlage diente mir wieder das Foto von M13 von Sven Wienstein 

Dies nur als kleiner Exkurs wie sich die Vergrösserungen im Zusammenspiel mit verschiedenen Teleskopöffnungen auf ein Objekt auswirken, bedeutend mehr und auch bessere Fernrohransichten finden sich bei Binoviewer, den Deepskybrothers und Sven Wienstein.
Zu guter Letzt seien noch die Planeten unseres Sonnensystems erwähnt, für viele die dankbarsten und interessantesten Beobachungsobjekte, gibt es doch bei ihnen selten das Problem das zu wenig Licht im Teleskop ankommt. In den obigen Links sind auch sie im Vergleich in verschiedenen Optiken dargestellt, ich will aber nochmal auf die Grösse am Himmel eingehen, Planeten sind kosmisch gesehen unsere nächsten Nachbarn doch sind sie natürlich auch um viele Potenzen kleiner als alle Deepskyobjekte. Deshalb sind die meisten von ihnen sehr klein. Doch ihre scheinbare Grösse ändert sich im Laufe der Jahre, so befindet sich bspw. Mars nur alle zwei Jaher in Opposition zu Erde (grösste Erdnähe) und zeigt nur dann ein etwas grösseres Planetenscheibchen das Details offenbart, aber auch alle anderen Planeten sind Grössenschwankungen unterworfen. Mit Ausnahme einiger Grenzbeobachtungen von Ausnahmetalenten (auch was die Physiologie angeht - Beispiele: Sichtung von Jupitermonden oder der Sichelform der Venus) sind alle Planeten flächenlose Lichtpunkte wie Sterne. Bei geringen Vergrösserungen können die flächenmässig grossen Planeten wie die nahe Venus, Saturn und Jupiter bereits als winzige Scheibchen wahrgenommen werden. Auch hier stellen sich viele Einsteiger in die Astronomie leider vor dass ein beliebiges Teleskop die Planeten gesichtsfeldfüllend heranholt, was die Limitierung der Vergrösserung angeht gilt im Prinzip das selbe, was im Vorlaufenden schon über Deepsky Objekte gesagt wurde, einzig sind die Planeten viel heller und damit auch mit kleiner Austrittspupille (AP) noch gut zu beobachten - so denn das Seeing mitmacht. Zum Vergleich der einzelnen Planeten wieder eine Grafik, neben dem Mond nochmals den Ringnebel M57 (vgl. nochmals im oberen Abschnitt). Die Planeten sind allesamt in ihrer maximalen Erdnähe also Opposition und damit grösstmöglich, meist sind sie natürlich kleiner.

10 

(Public Domain) Bilder aus Nasaarchiven (Image Credit: NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA)) bzw. der Mond ist von mir selbst geschossen...

Die Planeten sind also wie wir sehen sehr helle Vertreter die einiges an Details bereit halten wenn das Teleskop etwas taugt und die Umgebungsvariablen mitspielen, aber es sind recht kleine Vertreter im Vergleich mit anderen Himmelsobjekten. Natürlich kann man Planetenbilder durch sinnlose Vergrösserungen aufblasen aber dies bringt in den allermeisten Fällen keinerlei Gewinn, im Gegenteil das Bild wird matschig und unscharf und zeigt weniger Details als bei niedrigen Vergrösserungen. Die höchste Vergrösserung die ich persönlich an einem Teleskop meines Bekannten erleben durfte war 638-fach an Saturn mit einem 12,5" Newton und einem 2,5mm Nagler - das Tolle: An diesem Abend begrenzte nicht das Seeing! Zu guter Letzt wurde noch "just for fun" auf unsagbare 1276-fach hochgejagt: sinnlos ja - matschig ja - aber mächtig beeindruckend wie der Ringplanet mit einer ordentlichen Geschwindigkeit durch das Gesichtsfeld jagd ;)

11 

Vielen Dank an Rayko Menzel, Sven Wienstein und Martin Hauser für das Bereitstellen ihrer Fotos