Datum | 31.März 2009 |
Zeit | 20:30 bis 0:45 Uhr |
Ort | Taunus |
Wetter | klar um 0° |
Seeing | - |
Grenzgröße | mies, nicht viel über 5m |
Geräte | 12" f/5 10" f/5 10" f/(5?) 2,75" f/6,9 |
Nachdem
die letzte Nacht am Wochenende von nur kleinen Wolkenlücken geprägt
war, ging es heute frühzeitig in den westlichen Taunus um die Dämmerung
zu geniessen und trotz Mond einen blanken Himmel an diesem
frühlingshaften Tag zu erleben. Am Platz angekommen ein keiner Schock,
zum ersten Mal in den 3 Jahren die ich nun diesen Platz besuche sind die
Flutlichter des Sportplatzes an... Naja es gibt ja Ausweichplätze aber
erstmal auf die anderen warten. Jan kommt ebenfalls zeitig und geht das
Problem viel pragmatischer an, geht zu den Fussballern und fragt wann
die Lichtseuche ausgemacht wird :D Die wollen zum Dämmerungsende
abgezogen sein, also beginnen wird doch am gewohnten Platz mit dem
Aufbau.
Die
Justage dauert heute nervend lange, denn die Reduzierung klemmt sehr
bescheiden und ist ausserdem wacklig. Trotz Jans Hilfe mit dem Concenter
klappt das auch nicht gescheit weil ich die richtige
Taschenlampenbeleuchtung des HS nicht hinbekomme. Also fahre ich heute
Abend mit angezogener Handbremse... Die Sterne sind auch ab 100x etwas
matschig, seltsamer Weise verbessert sich später die Abbildung nochmal
merklich - sollte ich die Auskühlung des dicken Spiegels unterschätzt
haben? Es fällt mit abnehmender Dämmerung immer weiter auf, dass der
Mond - trotz seiner noch schmalen Sichel, die Himmelsqualität sehr stark
belastet und aufhellt.
Den Beginn machen wir mit NGC 2169,
der "kosmischen 37" für den Jan der Spezialist im Auffinden ist, Thomas
und Christian, die auch eingetroffen sind kannten den Sternhaufen noch
nicht und sind begeistert. Im kleinen Ranger von Thomas mit Bino ist der
Sternhaufen auch schnell aufgefunden zeigt sich aber in der niedrigen
Vergrösserung ist die Form nicht erfassbar und hauptsächlich die zwei
hellsten Sterne fallen auf. Einige Galaxien stehen auf dem Programma uch
deshalb weil sie weit ab vom Mond stehen, den ich tunlichst vermeide
anzusehen... M81/82 in gewohnter Eintracht, M51 unter diesem Himmel nicht überragend wobei ein Spiralarm im Ansatz auszumachen ist, nicht aber die Materiebrücke.
Jan stellt gekonnt NGC 2359
- Thors Helm - ein, in seinem 10"er mit 28mm UWAN und OIII eine Pracht
trotz des Himmels! Der Nebel kommt plastisch wenn auch nicht gerade
brüllend hell daher und indirekt sind auch die Schwingen des Helms zu
sehen, ein geniales Objekt! In meinem Gerät gibt es dann den
"Intergalactic Tramp" NGC 2419. Thomas will im
Einzelsterne entreissen, das hatte ich noch nie versucht. In Jans 7mm
UWAN bei 214x ist der Kugelsternhaufen gemottelt und indirekt blitzen
wirklich ab und zu einzelne Sterne auf, wir sind uns nicht sicher ob es
sich um Vordergrundsterne oder zum Haufen gehörende Sterne handelt.
Weiter
geht es mit einigen bekannten Galaxien, das Leotriplett ist leicht
gefunden und zu beobachten, lange halte ich mich dort aber nicht auf, es
geht zu M 109, von dort ein kleiner Sprung zur fast gleichhellen NGC 3953 und eine kleine Strecke Richtung CVn zu NGC 4088 (Arp 23) und der daneben stehenden 12m4 Galaxie NGC 4085,
eine schöne Anordnung der hellen großen und schwachen kleinen Gx mit
einem interessanten Sternmuster. Schon hier bin ich recht erstaunt was
unter dem eher miesen Mondhimmel möglich ist. Jetzt geht es ans
eingemachte, durch einen schönen BB der letzten Tage habe ich mir eine
Karte für die kompakte Galaxiengruppe Hickson 44
ausgedruckt. Die Gruppe besteht aus vier Galaxien zwischen 10m9 und 13m4
und liegt einfach auffindbar auf halber Strecke zwischen Gamma und Zeta
Leo. Die zwei hellsten Mitglieder NGC 3193 (10m9) und NGC 3190
(11m1) stechen sofort ins Auge, die weiteren bleiben zunächst
unsichtbar, Thomas erkennt beim Blick durchs 14mm Speers auch die dritte
die ich zunächst in die falsche Richtung suche, NGC 3185
(12m2) liegt in einer Linie mit den ersten beiden aber etwa in
dreifacher Entfernung wie die ersten beiden zueinander, sie ist merklich
schwächer. Das letzte Mitglied der Galaxiengruppe macht mir große
Schwierigkeiten, Thomas konnte sie blickweise unterhalb von 3190
aufblitzen sehen, er beschreibt mir genau wo sie liegen müsste, von der
Dreierkette im 90° Winkel in Richtung zweier schwacher Sterne, ich
brauche 10min am Okular bis sie aufblitzt, sehr schwach und erstmal ist
sie wieder weg, ich finde einen Punkt im Gesichtsfeld bei desen
Fixierung die Galaxie aufblitzt, reproduzierbar aber nicht dauerhaft zu
halten, für den anwesenden Mond ist NGC 3187 mit 13m4 aber schon eine feine Sache :)
Diese Anstrengung ruft nach etwas Entspannung, die finde ich in Form von M 13 der trotz aufgehelltem Himmel ein dankbares Objekt ist, auch M 57
stelle ich noch kurz ein, ist aber erst wenige Grad über dem Horizont.
Von Galaxien kann ich mich aber immer noch nicht losreissen und so kommt
die Sombrerogalaxie M 104 ins Okular, vorher zeige ich den anderen noch das "Stargate".
Die Sombrerogalaxie ist heute nicht so beeindruckend wie in der letzten
guten Nacht aber bei 150x ist sehr indirket ein sehr schwaches Glimmen
jenseits des scharfbegrenzenden Staubbands auszumachen. Was ebenfalls
nicht fehlen darf ist ein Blick auf die Spindel NGC 4565
in Com, indirekt von immenser Länge und auch das Staubband ist
auszumachen aber kein Vergleich zu besseren Nächten. Jan und Christian
beginnen mit dem Abbau, als Absacker stelle ich nochmal das Arp-Paar NGC 4490 und NGC 4485
ein und baue dann auch ab. Ein Bild für die Götter wären Christian und
ich mit unseren abgebauten Geräten in der Hand gewesen, ich schwankend
mit der 1,60m langen und 20kg schweren Pappkiste des 12ers und Christian
lässig daneben mit seinem 7kg schweren kompletten (!) 10"er in einem
Paketchen von der Größe eines kleinen Aktenkoffers :D
Beim
Heimfahren versucht noch ein Deepsky-Reh - gefrustet vom Mond - Suizid
vor meinem Auto zu begehen, doch der nächste Neumond kommt bestimmt und
so hoppelt es brav weiter ;)