Datum | 17.März 2009 | |
Zeit | 22:15 bis 3:20 Uhr | |
Ort | Hunsrück | |
Wetter | Horizontdunst -2° | |
Seeing | - | |
Grenzgröße | fst 6m4 | |
Geräte | 12" f/5 10" f5 6" f/5 |
Nach
einer (mal wieder) viel zu langen Schlechtwetter-Mondphase wurde dieser
Tag schon lange im Vorraus als sehr gut eingestuft und tatsächlich
verschwanden die Wolken zum Abend hin immer weite bis es vollständig
klar war. Allerdings war es noch relativ dunstig. Nils, Jan und Jörn
trafen sich bereits früh am Abend im Hunsrück, ich konnte leider erst
gegen 22 Uhr eintreffen. Wie immer erstmal ein tief befriedigendes
Gefühl wieder einen umspannenden Sternenhimmel aufs Auge zu bekommen,
Aufhellungen waren insbesondere nach Osten durch den Dunst stark
wahrnehmbar. Im Laufe der Nacht (vor allem nach der Nachtabschaltung)
war der Himmel aber alles andere als schlecht. Ich schätzte die
Grenzgrösse aufgrund der fehlenden Milchstrasse sogar noch ein gutes
Stück schlechter als die Bestimmung in UMi dann offenbarte, der
schwächste von mir wahrnehmbare Stern hatte 6m4, Nils sah noch einen 6m5
Stern der bei mir aber nicht aufblitzte. Die Himmelsqualität schwankte
aber auch relativ stark von Himmelsrichtung zu Himmelsrichtung, während
der Dunst und die Aufhellung im Süden und Westen am stärksten schien war
der Osten am besten.
Einige
Firstlights standen an diesem Abend auf dem Programm, für mich
persönlich natürlich am wichtigsten, der erste Blick durch den neuen 12"
Galaxy. Die Justage machte Probleme, während der FS schnell
ausgerichtet war, liesen sich die HS Schrauben nicht bewegen! Nun gut,
in der Dunkelheit wollte ich nun nicht anfangen mit schwerem Gerät an
die Schrauben zu gehen und so musste ich wohl oder übel eine nicht ganz
optimale Justage hinnehmen, die aber auch sichtbar war und blieb,
zwischendrin kam nochmals der Laser in den OAZ und das Bild wurde
nochmal etwas besser aber Vergrösserungen über 250x waren definitiv
nicht drin. Als erstes Objekt für das neue Instrument hatte ich mir M51
ausgesucht - gute Entscheidung, die Galaxie enttäuschte nicht! Was mich
hier am meisten überraschte war der enorm große Halo der sonst nicht zu
sehen ist, der sich auf den Begleiter windende Spiralarm ist
einzigartig. M81/82 - Die beiden Galaxien waren derart
hell, dass ich im ersten Moment richtig baff war, die Strukturen werden
bei 150x derart deutlich, dass praktisch kein indirektes Sehen mehr
notwendig ist (aber natürlich trotzdem davon profitiert). Natürlich will
ich heute vor allem mir bekannte Objekte mit der neuen Optik
beobachten, also besuche ich Arp 23 in UMa, die Arp Galaxie selber ist ja ohnehin nicht die dunkelste aber die benachbarte NGC 4085 (12m4) ist um Welten einfacher als zuvor ;) Eine von mir bisher nur selten besuchte Galaxie bildet das nächste Highlight - Die Sombrerogalaxie M 104.
Schon im 22er LVW ein genialer heller Anblick, scharf begrenzt mit
einem aufragenden Zentralbereich. Nun ereilt mich beim Höhervergrössern
die Crux des Abends - Die Okulare tauen immer wieder zu, Zwangspause...
Auch ein Grund warum ich mir wenig Zeit für einzelne Objekte nahm weil
ein kontinuierliches Beobachten eines Objekts nicht möglich war, zu viel
geatmet :) Beim erneuten Aufsuchen von M104 bleibe ich plötzlich hängen
- ist das etwa...? Ja, durch Zufall bin ich über das "Stargate"
gestoplert ein Astermismus der mehr als beeindruckend ist, hier eine
kleine Skizze (zu Hause angefertigt):
Nils ist vom 12er angetan und springt munter über den Himmel, darunter ist z.B. M 64
- so einfach und detailreich war das "schwarze Auge" noch nie zu sehen
gewesen. Jörn beackert derweil sehr intensiv und konzentriert Objekte im
Luchs, er zeigt mir ein echtes Schmankerl in Form eines mir bisher
völlig unbekannten Kugelsternhaufens: NGC 2419 - der am
weitesten entfernte Kugelsternhaufen der Milchstrasse! Mit 300.000
Lichtjahren Entfernung liegt er sogar noch weiter als die Magellanschen
Wolken vom Milchstrassenzentrum entfernt, eine Runde um unsere Galaxie
nimmt mal eben 3 Millarden Jahre in Anspruch, in dieser Zeit umkreiste
die Sonne bereits 13x das galaktische Zentrum. Der Kugelsternhaufen
zeigt sich im 6"er schon relativ gut aber natürlich schwach, auch im
12"er gelingt es nicht Einzelsterne zu zeigen, er liegt am Ende einer
markanten Dreiersternkette. Nils ist so nett und zeigt mir Arp 29 - NGC 6946,
eine Spiralgalaxie an der Grenze zum Schwan. Sie hat eine ziemlich
niedrige Oberfächenhelligkeit (~14m) und sieht auf den ersten Blick aus
wie M33 in kleiner Öffnung bei schlechtem Himmel, wie Nils es gut
umschreibt. Besonders interessant ist aber das Feld, den im selben
Gesichtsfeld steht der sehr schöne offene Sternhaufen NGC 6939.
Die Sommermilchstrasse hat sich inzwischen aus dem Horizontdunst gekämpft, M 13
ist mit bloßen Auge zusehen und begeistert hochgradig bei hohen
Vergrösserungen, hier sieht man deutlichst den Sprung von 8 auf 12" aber
auch der Unterschied zu 10" ist auffällig wenngleich natürlich keine
Welten dazwischen liegen. Noch in 7° Höhe über dem Horizont versuche ich
mich - spasseshalber - am Ringnebel M 57... offene
Kinnlade ist die Folge, was ich hier vor mir sehe ist ein
Sättigungsberaubtes Foto, irgendetwas sagt mir, dass ich mit dem Gerät
noch viel Spass haben werden :) Nils meint es ernst und nimmt zu später
Stunde schon den Nordamerikanebel NGC 7000 und den Cirruskomplex
mit OIII aufs Korn, obwohl ich es nicht gedacht hätte, gingen alle
Objekte relativ leicht trotz niedrigem Stand, beeindruckend werden sie
natürlich erst in einigen Monaten. Der Skropion ist ebenfalls durch die
Bäume zu sehen, die Südsicht ist an diesem Platz aber leider stark
eingeschränkt. Deshalb geht es zum Schluss nochmal in den Zenit zu M 97 und M 109
- auch bei diesen beiden Objekten kommen Freudentränen, M109 zeigt eine
sehr unruhige Oberfläche, am Eulennebel sind ohne Filtereinsatz (der
taute dann beim zweiten Versuch einfach zu) die "Augen" zu sehen!
Der
Mond schält sich durch den Wald und der Himmel ist bereits merklich
aufgehellt, ein Blick auf die Uhr... uii! Mist in 2,5 Stunden geht der
Wecker und noch eine Stunde Heimfahrt - Nur gut, dass ich mich nach dem
Klingeln nochmal eine Stunde hinlegen konnte :D Leider etwas zu kurz
kamen die Vergleiche von Jans neuen Okularen, durch beide konnte ich
einen Blick werfen aber entweder waren die Objekte nicht optimal oder
der Himmel oder eins war gerade mal wieder zugetaut... Da wird beim
nächsten Mal nochmal intensiv in Augenschein genommen :)
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