Datum | 24.April 2009 | |
Zeit | 21:15 bis 3:00 Uhr | |
Ort | Taunus | |
Wetter | hoher Horizontdunst, zunächst wechselnd bewölkt | |
Seeing | - | |
Grenzgröße | ~6m,, M13 freisichtig | |
Geräte | 16" f/4,5 -12" f/5 - 8" f/4 - 4,5" f/4 - 4" f/5 - 3" f/7 4,5" f/4 |
Das
war mal wieder eine Nacht in der wir mehr Vertrauen in abstrakte
Prognosen setzen mussten denn in den Blick zum Himmel, denn nach einem
wechselhaft sonnigen Tag wurde es Richtung Aufbruch eher schlechter denn
besser! Der vorher fast klare Himmel zog zu. Um etwa viertel nach Neun
traf ich am Platz ein, Andreas war schon fast mit dem Aufbau fertig, die
Dämmerung noch in vollem Gange baute ich, nachdem ich den 12er zum
Auskühlen rausgeholte hatte, meine EQ3-2 nebst 4" Richfielder auf. Dann
fuhren auch Horia und Thomas vor und bauten auf. Der Himmel war nach wie
vor sehr wechselhaft bewölkt, mindestens 60% manchmal auch mehr. Nach
einigen Objekten in den Lücken wollte ich nochmal an die Justage die mir
noch gar nicht gefiel... Peinlich! Ich rührte wie ein Irrer an den HS
Schrauben ohne dass der Laserpunkt ernsthafte Anstalten machte in die
richtige Richtung zu wandern. Nach geschlagenen 10 Minuten bat ich
Thomas mir bei der Justage zu helfen, denn der Laser traf nicht einmal
den OAZ! Zu Viert wurde die nächste Viertelstunden justiert, auch Thomas
hatte seine ernsthaften Schwierigkeiten, denn die Federn der Zelle
scheinen ziemlich durch zu sein und er musste lange schrauben bevor der
Rückstrahl überhaupt in die richtige Richtung kam, danach war das Gerät
allerdings hervorragend justiert! Vielen Dank an dieser Stelle!
(Geistige Notitz: den Umbau nebst neuer Zelle vorverlegen ;) ). Über
diese Justagtour kamen auch Armin und Katrin endlich an und der Himmel
war nach kurzer Zeit endlich - und wie vorhergesagt - vollkommen
wolkenlos, ein Dunstschleier blieb jedoch. Die Milchstrasse war nachdem
sie sich über den Dunst gekämpft hatte aber doch strukturiert, M13
freisichtig zu sehen.
600s bei ISO 200
Nun
ging es allerdings richtig los, zum ersten Mal trieb ich die
Vergrösserung auf über 300x - und wurde mit unglaublichen Ansichten von
einem in unzählige Sterne aufgelösten M13 belohnt der majestätisch innerhalb einer halben Minute durchs Gesichtsfeld schwebte! Auch M57
war einfach unglaublich bei dieser Vergrösserung und kam dem was man
von Fotos kennt (Farbe aussen vor) sehr sehr nahe. Katrin war kaum noch
loszureissen und so schubste ich mich etwas mit ihrem 114/450 durch den
Coma Haufen, erstaunlich was da mit dem Gerät zu holen war. Im Großen
wiederum begeisterte das Leotriplett, indem die beiden M Galaxien auch Strukturen zeigten. NGC 4565 war bei 214x riesig groß und durchgehend mit dem Staubband durchzogen. M53 besuchte ich ebenfalls kurz, wie auch M51. M51 zeigte Spiralarme und im 16"er von Thomas war sie einfach unbeschreiblich strukturiert.
Tourkarte - Cartes du Ciel
600s bei ISO 200
Die
Standardobjekte faszinierten, auch deshalb hatte ich heute kein
Beobachtungsprogramm im eigentlichen Sinne, reines Genussspechteln...
Doch Horia ist dabei etwas neues Einzubürger: Er bringt Aufsuchkarten
eines anspruchsvollen Objekts mit und lässt sie mit den großen Öffnungen
aufsuchen ;) Heute sollte es ein Quasar in Bootes sein! Mit 13m9 war er
auf der Karte angegeben, leichte Beute für den 16"er. Armin und Thomas
machten sich an das Herantasten. Nach ein paar Minuten waren sie sehr
sicher an der richtigen Stelle der sehr detailierten Karte zu sein, der
Quasar war aber extrem grenzwertig zu beobachten, er blitzte nur auf,
allerdings immer wieder und an der korrekten Stelle. Armin war recht
erstaunt wie problematisch eine 13m9 helle Punktquelle war und wir
schoben es erstmal auf den Himmel. Doch weit gefehlt, nachdem ich zu
Hause einige Kataloge und die Liste der "hellsten" Quasare der DVAA
recherchiert hatte bekam die Beobachtung doch eine andere Dimension! Der
Quasar hat tatsächlich eine Helligkeit von 15m6! Gleich prüfte ich
anhand des Grenzgrössenrechners von Armin ob es denn nun überhaupt
möglich war ihn zu knacken und tatsächlich selbst unter den suboptimalen
Bedingungen waren für stellare Objekte sogar 0,8mag mehr möglich
gewesen - hätte ja auch sein können, dass wir stattdessen einen
schwachen nicht verzeichneten Stern erwischt haben, doch da der Bereich
um den Referenzstern bei der Vergrösserung von 250x leergefegt scheint
war es tatsächlich KUV 14207+2308. Dieser Quasar sprengt alles was ich bisher beobachtet habe, kaum zu glaubende 7,8 Milliarden Lichtjahre (!!)
ist dieser entfernt... verdammt altes Licht. Die Hälfte bis zum
Urknall, Sonne oder gar Erde waren zum Zeitpunkt als dieses Licht den
Quasar verlies noch Zukunftsmusik, die Milchstrasse sollte sich danach
noch zwölf mal um das Zentrum drehen bevor unsere Sonne zündete... Wird
schwer das noch zu toppen von der Entfernung ;) Auch interessant an der
gefundenen Quasarenliste: Es gibt tatsächlich über 120 Quasare die
heller oder gleich hell sind - da hat man mit 16" ein ausserordentlich
schönes Programm.
4,5min ISO 400
Nach
dieser beeindruckenden Erfahrung ging es am eigenen Gerät mit
Standardobjekten weiter. Die Sommermilchstrasse kämpfte sich tapfer über
den Horizontdunst. Also ging es mit dem Richfielder mit 30mm UWA (4,8°
Feld) und OIII an den Nordamerikanebel. Doch trotz
Filter war er wenig beeindruckend, der Dunst gab ihm wohl den Rest, so
war der Nebel zwar zu sehen zeigte aber wenig Struktur. Anders sah es am
12er mit dem Cirruskomplex aus, beide Teile waren
bereits nett strukturiert besonders die Knochenhand die man etwas
abfahren konnte. Was mich dann aber doch noch aus den Schuhen kippen
lies war NGC 6992 (Knochenhand) etwas später in Thomas
Gerät: Eine Vielfalt an feinen Strukturen und Filiamenten wie man sie
nur von Fotos kennt, er selbst war noch gar nicht so begeistert, der
Dunst würde doch noch viel Details schlucken. Ein weiteres Highlight für
mich war sicher der Blick durchs 8mm Ethos, das 13er durfte ich ja
schon ein paar Mal erleben, aber ich habe fast das Gefühl, dass das
riesige Gesichtsfeld gepaart mit der höheren Vergrösserung noch
subjektiv stärker wirkt.
Tourkarte - Cartes du Ciel
600s bei ISO 200
Inzwischen
war sogar schon der Skorpion zu sehen und die Milchstrasse im Schwan
zeigte schöne Struktren. Deshalb ging es für mich nochmal in den Pfeil
um M27 und M71 bei höherer
Vergrösserung (150x) zu beobachten. Der Hantelnebel zeigte sogar die
"Ohren", mit 16" war er selbst in niedrigerer Vergrösserung bereits
hochdetailiert. M71 war schön in Einzelsterne aufgelöst, eher schwach
konzentriert und von unregelmässiger Form. Darüber war es schon fast 3
Uhr geworden und wir entschlossen uns langsam mit dem Abbau zu beginnen.
Im Südwesten war ein intensives Wetterleuchten und aufziehende Wolken
am Horizont zu sehen.
Auch wenn es zwar kein Ausnahmehimmel war, hat der Abend große Freude gebracht, vielen Dank an alle - war ein lustiger Abend :)