Datum: 16. Juni
Ort: Kuppe im Hochtaunus 509m
Zeit: 22 Uhr bis 2:15 Uhr
Grenzgösse: fst. 6m1 (Umi)
Wetter: Bodennebel, hohe Luftfeuchtigkeit
Gerät: 12" f/5 5" f/5
Die Prognosen sollten für diese Nacht Recht
behalten, denn obgleich ich in die Wolkensuppe fuhr wurde die Nacht
ausgesprochen brauchbar. Schon auf der Fahrt war mir klar, entweder wird
die Nacht sehr gut oder aber sehr mies, denn durch jedes Tal- und
Waldstück dass ich fuhr waberte bereits dichter Nebel.
In jedem Fall wurde die Nacht sehr feucht und ich
erinnerte mich mehr als einmal an die ATB Nacht im August 08 wo ich wie
auch heute meinen Fangspiegel in den Händen hielt ;)
Aber von Anfang: Jan hat einen neuen Platz
aufgetan, der getestet werden wollte, die Begehung in der Dämmerung lies
mich schon nicht kalt... fast perfekte Rundumsicht und im Abstand von
150 bis 500m kein einziger Baum, der ein begrenzendes Gefühl aufkommen
lassen könnte! Dabei vollkommen frei von störenden Lichtquellen, einzig
eine einsame Latern in fast 10km Entfernung lässt sich als Zeichen von
Zivilisation ausmachen, diese stört aber mit einer Helligkeit von etwa
3mag nicht :D Ein kleiner Fussmarsch mit 40kg Gepäck über 150m war an
diesem Abend gutes Training aber beim nächsten Besuch wohl schon nicht
mehr nötig.
Stimmungsbild nach dem Aufbau um ca. 22:45 Uhr
Die reingwaschene Luft nach dem teils sehr heftigen
Regen der letzten Tage und selsbt noch am frühen Abend konnte mit gutem
Seeing und wie wir später feststellten auch wirklich guten Transparenz
aufwarten, nur der Bodennebel kroch um unseren Platz, blieb aber immer
einige Meter unter uns, über den bewaldeten Hügeln stieg er hingegen auf
was für schmutzingen Himmel in Richtung Süden sorgte. Auch der kleine
4,5 Zoll Dobson bekam ein kleines Firstlight, allerdings nur an Vega und
Sadr, mit NGC 6910, mir war die Nacht dann doch zu feucht um das noch
unbehandelte Instrument ins nasse Gras zu stellen. Toll auch ein -4mag
heller Iridiumflare in Cassiopeia um 23:17 gibt den Startschuss zur
Beobachtung
Stimmungsbild nach dem Aufbau um ca. 22:45 Uhr
Ein weiterer Freudensprung als sich die zuletzt
hakelige Justage des 12"ers als schnell erledigt zeigte und mich auch
mit einer sehr sauberen Abbildung belohnte. Das erste Objekt wwar M57
den ich ja vor einigen Tagen mit 8" zeichnen konnte ... mit 12" hätte
man eindeutig noch mehr zu tun ;) bei 250x (mit dem von Jan geliehenen
Antares W70 6mm) eine schon beachtlich grosse Schwarz-weiss Version
mancher Fotos! An M13 zeigte das Okular, das neben einer Randschwäche
laut Jan auch etwas unter Einfärbung leiden soll, eine schiere Unzahl an
Sternen.
Ein kurzer Schwenk zu M51, wenig beeindruckend
wenngleich immer noch Spiralstruktur erkennbar. Also ab in Richtung
Sommer: Jan zwirbelt sich bereits Nordamerika mit seinem Richfielder,
ich schwenke mit OIII ebenfalls zu NGC 7000 aber in Sachen Nordamerika
bin ich Richfield verwöhnt ;) Ganz anders beim Cirruskomplex! Im
Richfielder sind schön beide Teile zu beobachten an feinen Details
mangelt es hingegen etwas. Der Sturmvogel zeigt sich im 22er LVW schon
fast ungewöhnlich strukturiert (ich habe noch die 8" Beobachtungen der
letzten Nächte im Kopf), dass ich nicht widerstehen kann und mir Papier
und Bleistift zurecht lege, der Nebelfluss ist gut 2 Gesichtsfelder weit
zu verfolgen und im hellsten Bereich sind atemberaubende
Verzwirbelungen zu erkennen. Nich weniger eindrucksvoll sind die reichen
Details der Knochenhand, die ich mir aber für einen anderen Abend zum
Zeichnen aufhebe.
Zu Hause hatte ich noch schnell die Position von
NGC 7662, dem Blue Snowball nochmal angeschaut und eingeprägt (ich
greife in dieser Nacht nur widerwillig zur Karte weil sie so
durchgeweicht ist) und tatsächlich als ich die markante Sterngruppe in
der Nähe sehe fällt mir wieder ein wie der PN leicht aufzufinden ist.
Und so ist er auch wirklich beim ersten Peilversuch im 22er LVW als
"dicker Stern" sichtbar, aufällig im LVW ist seine wirklich türkise
Färbung, immer noch das einzige DS-Nebelobjekt wo ich gesichert Farbe
sehe ;) Bei 150x finde ich den Farbeinrdruck abgeschwächt, Details
zeigen sich nicht, jedoch eine ganz leicht elongierte Scheibe, manchmal
bilde ich mir ein einen etwas dunkleren Bereich im Inneren zu sehen -
aber nicht sicher!
Der nächste PN ist an der Reihe: M27 der
Hantelnebel... Hantel? Ja wo denn... der Halo ist überpräsent, aber
seine Hantelform lässt sich durch die höhere Helligkeit dennoch
problemlos vom Rest des Halos unterscheiden, auch hier muss ich nochmal
den Bleistift in die Hand nehmene (mit OIII).
Zwischendurch tauen mir immer wieder Okulare zu,
die ich bereits in der Jackentasche rumschleppe, dann macht auch noch
der Fangspiegel schlapp, das ist mir seit August 08 nicht mehr passiert!
Sei's drum, eine gemütliche Zigarette später hab ich den FS weit genug
erwärmt – der Tau zieht sich zurück. Da der OIII Filter noch drin ist
zeige ich Jan den Crescentnebel, er strotzt nun nicht gerade mit Details
ist aber in seiner gebogenen Sichelform um hellere Sterne bedeutend
besser zu sehen als mit 8" unter nochmals besserem Himmel!
Für das nächste Objekt kommt der OIII für kurze
Zeit raus, M52 wird angepeilt der - übrigens wunderschön – zusammen mit
dem identisch grossen aber von wesentlich schwächeren Sternen geprägten
Czernik 43 in einem Gesichtsfeld steht. Ein kurzer Sprung zu einer
L-förmigen Sternengruppe. Hier findet sich der Bubble Nebel NGC 7635 den
ich schon oft versucht aber bis dato noch nicht geknackt hatte. Also
OIII Filter wieder ins 22er und konzentriert Ausschau halten. So lange
muss ich das aber gar nicht - der Knickpunkt der L-förmigen Anordnung
ist im OIII recht eindeutig von einem kleinen gebogenen Nebelstück
umgeben. Man mag zuerst an einen Reflex denken, die anderen praktisch
gleichhellen oder gar helleren Sterne der Dreiergruppe haben diesen
Schein jedoch nicht und bleibt er beim Fieldsweeping auch Ortsfest.
Heute nochmals auf dem DSS Foto überprüft: tatsächlich ist der hellste
Teil des Bubblenebels an genau dieser Stelle.
Da in der Nähe und der OIII Filter noch in der
Reduzierung hielten wir nochmal auf den Pacman NGC 281, zwar war er
direkt sofort als mittelgrosser rundlicher Nebel zu sehen, aber wir
verweilten dort nicht lange. Zu dieser Zeit kroch eine blutrote
Mondsichel über die Berge im Osten und begann sukzessiv die
Himmelsqualität zu untergraben, die Milchstrasse die an dem Abend schön
strukturiert war, war aber bis zum Ende gut sichtbar geblieben. Alsdann
ein letztes Objekt, recht vermessen aber Versuch macht kluch: NGC
7331... das Objekt selber ist natürlich nicht allzuschwierig - auch
wenn's noch nicht hoch steht - aber der Deepskyfreund weiss was sich
hier in nur 30' Abstand versteckt - Stephans Quintett. Die Galaxie 7331
ist schnell gefunden und auch hell, nun geht es anhand einer hellen
Dreiergruppe die wie ein Pfeil auf das Quintett zeigt in Richung der
Hickson 92 Gruppe. In der Übericht meinen wir bereits vier Mitglieder zu
sehen, das war aber eine Fehlbeobachtung, es waren lediglich zwei +
zwei Sterne, erst bei über 100x zeigen sich weitere Mitglieder, das
fünfte sehe ich nicht und NGC 3718A+B bleiben ungetrennt ... aber hallo,
der Mond steht ca. 30 Grad unterhalb der Gruppe :D
Ein sehr schöner Abschluss einer feinen Nacht. Der
Platz hat mir ausserordentlich gut gefallen und bei der Rückfahrt stoppe
ich lediglich exakt 5km weitere Anfahrt im Vergleich zu meinem üblichen
Platz bei gleichem Zeitaufwand, das wirklich enorme Gefühl von offenem
Himmel und die trotz des enormen Dunstes erträglichen Horizontaufhellung
wird mich sicher öfter dort hinbringen.
© 2009 Benny Hartmann
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