Datum: 22. Oktober 2011
Ort: Taunus
20:45 bis 02:00
GG: ~ 5m8 - im Zenit 6m
GG: ~ 5m8 - im Zenit 6m
bis -2° C
Mein übersprudelndes Mailfach machte mir schon am
frühen Abend klar: Heute wird das keine allzu kleine Runde. Ursprünglich
wollte ich erst gegen halb zehn auf dem Platz eintreffen, aber so
langsam kann man sich ja wieder an die längeren und früher beginnenden
Nächte gewöhnen.
Zum ersten Mal bin ich eine "neue" Strecke gefahren
die mir angeblich exakt ein Kilometer Weg sparen soll, das hat wohl
auch gestimmt und es waren auch ein paar Minütchen weniger aber die
Strecke ist Nachts mit vielen engen Serpentinen nicht mein Fall, als ich
an unserem Beobachtungsplatz vorfuhr hatte ich ja schon mit dem ein
oder anderen gerechnet der schon fertig ist mit dem Aufbau, aber dass
dort schon 9 Autos standen hat mich doch etwas umgehauen, zum ersten Mal
hätte es fast Parkplatzprobleme gegeben :D Gut, wir waren am Ende 11
Leute und da mir zwei, drei Namen von Leuten die ich noch nicht dort
mithatte entfallen sind verzichte ich heute mal auf die Aufzählung, Ihr
wisst ja wer von Euch dabei war ;)
Die durchweg recht dunstige Himmelsqualität des
Tages lies nicht allzu viel hoffen, dennoch war es vor allem in Richtung
Norden und Westen gar nicht mal so übel, die Anwesenheit von Olliver
stand zunächst mal im Kontrast zur Transparenz, die dann aber wie völlig
korrekt orakelt nach Mitternacht aber besser wurde. Etwas Schlepperei
hatte ich dann noch, weil mein "Stammplatz" nun etliche Autos entfernt
lag, glücklicherweise aber war Olliver dessen Auto dort zwischen Horia
und Michael stand nur Minimalausrüstung dabei :)
Bis alle begrüsst, das Instrumentarium verbracht
und die Kamera für die geplante Langzeitserie in Position gebracht war,
war die erste Stunde dann doch auch schon rum. Heute Abend hatte ich
wohlweisslich keine Objekte geplant auf meiner List sondern lies mich
erstmal durch die scheidende Sommermilchstrasse treiben, nun endlich
(wieder) in der Lage sämtliche Okulare den [OIII] aufzupfropfen, war die
Knochenhand mit 14mm und denn feinen Fillamenten das erste echte
Highlight. Eine ganze Zeit lang war ich mit Ronald im Gespräch, der sein
Gerät erst am Vorabend fertig zusammengebaut hatte und nun das erste
echte Firstlight auf den 8" Spiegel bekam, die Justage haben wir
zusammen nochmal nachgestellt und siehe da: 8" f/6 einfach immer wieder
gut :)
Eine kleine Schrecksekunde an Horias 12er mit
Maxbright-Bino: Jupiter hat mich von den Socken gehauen - mich! Selten
(oder nie?) habe ich den GRF derart plastisch und herausstechend
wahrgenommen, richtig klasse! Da die Augen nun eh erstmal verblitzt
waren bin ich mal ganz frech die ganze Reihe abgelaufen und hab mir den
Vergleich zwischen 4,5" bis 16" auf Jupiter abgeholt, ich muss aber
ernsthaft eingestehen: So gut wie im Bino war er dann auch nirgends
mehr...
Mit Ronald ging ich später nochmals in Richtung
Cirruskomplex um den Effekt des [OIII] zu demonstrieren, da er ihn (wenn
ich richtig liege) in diesem Moment das erste Mal überhaupt sah, ging
es dann auch tatsächlich nur mit Filter, da der Schwan inzwischen auch
schon recht tief stand war das auch nicht anders zu erwarten, da der
Kontrast ohnehin stark einbrach. Rainer nutzte die Gunst der Stunde um
die vorhandenen Filter der umliegenden Teleskope mal einzusammeln und an
seiner Lightbridge in ihren Effekten zu vergleichen. Apropos Filter!
Der Selbstbaufilterschieber von Michael ist (wieder mal) eine
unglaublich tolle und vorallem saubere handwerkliche Arbeit! Sogar mit
Klickstop kann man ihn wunderbar weich bewegen und der Filterwechsel ist
noch nur noch eine Fingerbewegung, hat man den Schieber dann mal im
Licht in der Hand kann man im ersten Moment kaum glauben, dass man hier
kein industriell gefertigtes Produkt in der Hand hält, der Kunststoff
ist so sauber bearbeitet als käme er frisch aus der Presse. Auch die
aktuellste Version von Michaels Bino Mount Wall-E war beeindruckend,
sowohl was die Haptik und Weichheit als auch das Finish angeht (das wohl
GEILSTE Gegengewicht was ich je gesehen habe!).
Hier und da machten wir kleine Orientierungstouren
über den Himmel um ein paar weniger prominente Sternbilder zu zeigen und
auch um ein paar Standardaufsuchtatiken für Messierobjekte zu zeigen.
Am eigenen Teleskop blieb ich auf ausgetrampelten Pfaden und M33 zeigte
mir, dass die Transparenz heute wirklich keinen Blumentopf gewinnen,
Strukturen blieben grösstenteils Mangelware, M31 hingegen zeigte ausser
den Staubbändern auch noch sehr auffällig die Sternassoziation NGC 206
innerhalb der Galaxie und Rainer präsentierte uns den extragalaktischen
Kugelsternhaufen G1, der schon bei mittelhohen Vegrösserungen eindeutig
nicht mehr sternförmig war! Horia war auf der Jagd nach der kleinen
Begleitgalaxie von NGC 1023, die Galaxie selber (Arp 135) kenne ich und
habe sie auch schon im Rahmen meines Arp-Projekts beobachtet und
gezeichnet, die 13m8 schwache NGC 1023A blieb mir aber verborgen, Horia
und Thomas widmeten sich später noch am 16"er dem Nachspüren, das
einzige was ich sicher wahrnehmen konnte war eine nicht ganz
gleichmässige Form beiderseits des Kerns, was ich aber hauptsächlich auf
die beiden Sterne "innerhalb" der Galaxie links und rechts vom Kern
zurückführte.
Thomas fiel in dieser Nacht auf, dass sich die
Anzahl der Flugzeuge durch die neuen Flugrouten hier immens erhöht hat,
allzu schlimm fand ich es nun nicht (Geräuschsentwicklung gibts da ja eh
kaum so weit vor dem Flughafen) aber für Fotografen sicher ein Punkt,
der den Platz etwas unattraktiver machen könnte (hähä!). Um etwa 23:30
Uhr klappte dann auch der letzte Spiegel bei meiner Kamera - Akku leer,
immerhin 270 Einzelbilder konnte ich so gewinnen, alle mit der selben
Einstellung ISO800 30s f/2,8 28mm. Da ich schon seit geraumer Zeit
solche Aufnahmen sammele um eine längeres astronomisches Timelapse
(Zeitraffer) Video anzufertigen war das natürlich ein ganz wichtiger
Clip den ich mir hier zusammenbastelte. Die Einzelbilder habe ich
diesmal nicht bearbeitet sondern nur zurechtgeschnitten. Dank Startrails
gibt es aber nicht nur ein Video sondern auch das passende
Strichspurbild dazu, da kann man auch schon erahnen wa den Flugverkehr
angeht und man hat die gesammelten herumgeschleuderten Photone von 11
Leuten in mehr als 2h auf dem Chip :D
Strichspur-Stack: 270 Einzelbilder - Gesamtbelichtungszeit: 135 min
Das Video wollte ich eigentlich bis zur
Fertigstellung meines Gesamtvideos (in vielen Wochen...) unter
Verschluss halten, aber ich diesmal haben es zu viele mitbekommen und
wollen auch das Ergebnis sehen - allerdings völlig unbearbeitet
Rohdaten, mal schauen was ganz am Ende daraus wird....
Die ersten brachen die Zelte kurz nach Mitternach
ab, war diesmal gar nicht so einfach sich aus dem Pulk
herauszumanövrieren. Die Zeit war bei mir inzwischen völlig vergessen,
ebenso die Müdigkeit des frühen Abends die mich eigentlich dazu brachte
nur bis Mitternacht bleiben zu wollen, aber es gibt wohl kein propateres
Gegenmittel als nette Gesellschaft unter einem gestirnten Himmel :) Was
natürlich schade ist: In SO einer grossen Runde kann man leider auch in
fünf Stunden nicht mit jedem in dem Maße oder überhaupt fachsimpeln wie
man sich das wünscht, aber die nächsten Nächte kommen ja - wenn wir
auch nie wissen wann - wieder. Die Temperaturen bewegten sich um den
Gefrierpunkt und schlussendlich blieb es auch unter 0°, kaum jemand der
nicht bereits einen kleinen Eispanzer auf der Ausrüstung und natürlich
den Autos hatte. Der Orion war inzwischen auch bereits vollständig über
den Osthorizont gekrochen und erlaubte mir einen ersten Blick auf einen
frühen M42, der aber trotz fast waagerechter Dobsonausrichtung schon
tolle Details zeigte.
Als es schon stark auf die zwei Uhr zuging
entschied ich jetzt mit dem Abbau zu beginnen, obwohl ich die anderen
nur vorwarnen wollte schlossen sich mir dann auf einmal doch alle an bzw
waren bereits beim Abbau, einzig Rainer war noch sichtlich hin und her
gerissen zwischen dem Himmel und dem heimischen Bett ;) Doch das zu
meinem Glück, denn so kam ich kurz vor der Abfahrt noch in den Genuss
der kleinen aber interesssante Edge-on Begleitgalaxie von M77 (die
selbst schon Strukturansätze zeigte), NGC 1055 als längliche, nach einer
Seite sehr scharf begrenzte Galaxie, leider konnte ich das Glühen
"oberhalb" des Staubbandes nicht mehr wahrnehmen.
An alle die dabei waren ein grosses Dankeschön für den schönen Abend :)
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