Ort: Laufenselden
Zeit: 21:30 bis 3:00
GG: fst 6m2
Wetter: klar, sehr gute Transparenz, 15-10° C
Schon in den Mittagsstunden wurde ich etwas kribbelig, von einem Panoramablick an dem ich im Nordwesten Wiesbadens vorbeifuhr waren die Gipfel des Odenwaldes sehr scharf definiert zu sehen! Der Himmel selber war schon den ganzen Tag von einem tiefen klaren blau.
Wenig überraschend also, als ich nach 20 Uhr einiges an Beobachtungsaufrufen im Postfach hatte, da mein Teleskop schon den halben Tag im Auto lag war nicht mehr zu tun als eine Flasche Wasser unter den Arm zu packen und loszudüsen.
Am Platz angekommen waren Ingo und Hans schon voll im Aufbau, etwas später gesellten sich Horia, gegen 23 Uhr Thomas und zu guter Letzt um bloß kein Restlicht mehr mitzubekommen Rainer zu uns.
Schon in der Dämmerung hatten wir schöne Beobachtungen am Mondterminator, Venus und auch Saturn. Die Dunkelheit legte sich naturgemäß für diese fortgeschrittene Jahreszeit nur langsam über uns, aber es war schnell zu sehen, dass die Transparenz heute ausserordentlich gut wurde, nadelfein und zahlreich erschienen über uns die Sterne, selbst das Seeing war uns nicht unbedingt ungnädig. Leider schien mein Laser beim letzten Mal nicht richtig ausgeschaltet gewesen sein ... leer :( Aber dank Ingo kein größeres Problem und fix ging es an die Justage.
Horia machte uns bei der Ankunft schon den Mund wässrig mit einigen Quasaren, die er für die Nacht recherchiert hatte, leider waren wir bei diesen Objekten (wie auch später mit Rainer) nicht erfolgreich, die Objekte, die zu allem Übel wohl auch noch eine recht hohe Variabilität aufweisen, blieben uns verborgen.
Doch der ausklingende Frühjahrs- und der bereits ansprechend hoch stehende Sommerhimmel liesen keine Wünsche offen :) Wie oft habe ich das schon geschrieben... aber ein Himmel von merklich über 6m sieht man den Objekten auf Anhieb einfach an, noch relativ am Anfang ging es zu M81/82, feine Dunkelstrukturen in M82 waren oblegatorisch, der Ansatz des einen eng anliegenden Spiralarms von M81 hingegen bekommt man nicht so oft zu Gesicht. Auch M51 wusste mit klar definierten Spiralarmen und Knoten innerhalb der Arme zu begeistern.
Horia hatte derweil die aktuelle Supernove in Virgo eingestellt, SN2012au in der Galaxie NGC 4790 war mehr als nur auffällig, ich würde sogar sagen sie betont die ansonsten eher schwächlich 12m1 Galaxie enorm.
Da diese Nacht wohl leider schon den Abschluss des (von mir dieses wie auch letztes Jahr sträflichst vernachlässigten) Frühjahrshimmels bedeutete, hatte ich mir fest vorgenommen mit etwas System die Jungfrau zu durchwandern, vor allem natürlich zu einem meiner unerreichten Lieblingsobjekten am Himmel: Makarians Galaxienkette. Es brauchte dann doch noch etwas Auffrischungsstudium der Karten um den Einstieg in die Jungfrau über das "große T" nahe M 98, wie mir Ingo den Begriff nochmal in Erinnerung rief, zu finden.
Von dort aus ging es dann aber problemlos in die Tiefen des Virgohaufens, das ist am Ende doch ein bisschen so wie bei der Rückkehr an einen lange nicht mehr besuchten Urlaubsort, man fremdelt zunächst etwas aber ist man erstmal alles abgelaufen sind die alten Pfade wieder voll präsent ;)
M 98 zeigte sich als helle, oval elongierte Galaxie, nur ein kleiner Sprung und man ist bei M 99, die im Gegesatz zu 98 fast gar keine Elongation aufweist, an einer Seite aber ausgefranst wirkt, ein Spiralarm? Dort kaum ein Gesichtsfeld entfernt noch ein echtes Schätzchen, dass ich noch gar nicht kannte, einem engen Päärchen bestehend aus NGC 4302, die sehr spindelig daher kommt und NGC 4298 die schwächer erscheint, nur leicht oval ist und klar von der Nachbargalaxie getrennt ist. Geniale Kombination!
Ein etwas weiterer Sprung, der aber dank dem untersten Stern des "T"s sehr einfach ist, und zack wird man von dem eindrucksvollen Galaxiendreieck M86 M84 und NGC 4388. Daneben gesellt sich noch exakt in der Mitte dieses Dreiecks NGC 4387 und unterhalb von M 86 die etwas schwächliche NGC 4402. Von hier aus ein Schwenk nicht mal ausserhalb des Gesichtsfeldes des 14mm Speers Walers leuchten mir "The Eyes" zwei nah beieiander stehende Galaxien (NGC 4435 und NGC 4438 aka Arp 120) ins Gesicht. Nur wenig weiter und schon ist das nächsten Galaxienpaar der Kette im Gesichtsfeld, diesmal NGC 4458 und NGC 4461. Nun ist es ein etwas "weiterer" Sprung nach oben zum nächsten Kandidaten namens NGC 4473. Nahe bei und sehr ähnlich wirkend folgt NGC 4477, hier meine ich entweder ein Detail oder einen Begleiter gesehen zu haben, sehr nah an der Galaxie, leider war da aber nichts in der Karte vermerkt. Nun folgt der längste Sprung innerhalb der Galaxienkette und ich lande am Ende von Makarians Kette: M88, der sich als im Vergleich mit den vorhergegangenen Galaxien als fetter heller Blop erstmal erschreckt :D Nahe bei M 88 ist elongiert die schwächere NGC 4459 zu sehen. Ich stecke hier wirklich lange Zeit fest, fahre die Kette immer wieder vor und zurück, versuche mir einzuprägen wie die Kette komplett im Gesichtsfeld aussehen würde, einfach eine unvergleichliche Objektansammlung und wie ich weiss, braucht es hier nichtmal einen 12"er, die Kette geht komplett auch schon mit bedeutend kleinerem Gerät. Eine Zeichnung meines "Einstiegsgesichtsfeldes" gönne ich mir dann doch noch, diese Galaxienkonstellation ist einfach zu fantastisch.
Nun lasse ich es wieder etwas langsamer angehen, hier und da mal ein Schwätzchen, besonders interessant war das IR Thermometer von Ingo, ein interessantes Mittel zur Transparenzbestimmung abseits von SQM und GG-Schätzung, denn das SQM-L zeigt heute keinerlei besseren Wert an als vor zwei Wochen als die Transparenz wirklich MERKLICH schlechter war, die IR-Temperatur hingegen schwankt, leider hat auch Ingo noch keine tiefergehenden Messreihen damit gemacht, aber das ist eine Geschichte die man ruhig mal weiter verfolgen sollte :)
Sowohl die Quasarenjagden bei Horia als auch bei Rainer sind heute leider nicht von Erfolg gekrönt, da ich selbst nicht mitgesucht habe sondern nur mit das eingstellte Gesichtsfeld begutachtet habe, weiss ich nicht genau woran es im Endeffekt lag, aber die Objekte haben eine nicht näher bekannte Variabilität, der eine hätte zumindest jenseits der 16m liegen können... wie ich die beiden kenne werden sie aber dran bleiben.
Jetzt schalte ich erstmal in den Leerlauf, die große Luftmatratze aus dem Auto (unaufgepumpt natürlich) und die Augen in den Sommer gerichtet, der Schwan lässt mit seiner stark strukturierten Milchstrasse den Kiefer nach unten klappen. Ich hole mir noch schnell das 8x42 Fernglas und beginne zu surfen. Nordamerika ist bereits erstaunlich gut zu sehen und das in dieser Höhe! Der Hantelnebel ist schon fast in seiner Form erfassbar, in jedem Fall aber ein unübersehbar helles Objekt. Thomas leitet mich von Deneb aus zu "Barnards Zigarre" einem beeindruckenden Dunkelnebel fürs Fernglas. Es dauert eine ganze Weile, dann wird es mir trotz Unterlage doch etwas kühl am Rücken und ich wechsele wieder an den 12er. Angestachelt durch die Beobachtung mit dem Fernglas wandert der [OIII] ins 22er LVW und der Cirrusnebel strahlt trotz des niedrigen Standes in bekannter Pracht. Auch der Hantelnebel profitiert erheblich vom [OIII], ohne ist die Hantelform besonders deutlich, mit verliert sie sich fast durch die Helligkeit der Henkel. Ein kurzer Sprung zu M57, atemberaubend, bei 5mm (300x) bleibt mir nichts anderes zur Beschreibung übrig als zu sagen: Graustufen Fotografie! Ausgefranste Ränder, ein Verdickung und einfach toll :)
Wir sind schon über die 2 Uhr hinweg, im Osten regt sich bereits zaghaft aber unaufhaltsam die Dämmerung, gegen 3 Uhr wird es merklich heller und wir beginnen mit dem Abbau, nur Rainer, der noch etwas nachzuholen hat weil er ja auch als letztes ankam bleibt eisern und tapfer am Teleskop stehen.
Diese Nacht hat das Feuer mal wieder mächtig geschürt, eine dieser Nächte die sich von anderen einfach abheben und in Erinnerung bleiben (und sei es dank dieses BBs...). Allein die Tatsache, dass es entgegen der meisten Nächte auch einfach mal eine halbe Stunde mucksmäuschenstill war, weil jeder gebannt und intensiv beobachet hat spricht für sich. Nun folgen die weißen Nächte und der Frühjahrsgalaxienhimmel ist leider dahin, aber auch wenn ich dieses Jahr nur wenig draussen war kann ich das nun guten Gewissens annehmen.
"Die letzte ergiebige Galaxiennacht des Frühjahrs
Nun lasse ich es wieder etwas langsamer angehen, hier und da mal ein Schwätzchen, besonders interessant war das IR Thermometer von Ingo, ein interessantes Mittel zur Transparenzbestimmung abseits von SQM und GG-Schätzung, denn das SQM-L zeigt heute keinerlei besseren Wert an als vor zwei Wochen als die Transparenz wirklich MERKLICH schlechter war, die IR-Temperatur hingegen schwankt, leider hat auch Ingo noch keine tiefergehenden Messreihen damit gemacht, aber das ist eine Geschichte die man ruhig mal weiter verfolgen sollte :)
Sowohl die Quasarenjagden bei Horia als auch bei Rainer sind heute leider nicht von Erfolg gekrönt, da ich selbst nicht mitgesucht habe sondern nur mit das eingstellte Gesichtsfeld begutachtet habe, weiss ich nicht genau woran es im Endeffekt lag, aber die Objekte haben eine nicht näher bekannte Variabilität, der eine hätte zumindest jenseits der 16m liegen können... wie ich die beiden kenne werden sie aber dran bleiben.
Jetzt schalte ich erstmal in den Leerlauf, die große Luftmatratze aus dem Auto (unaufgepumpt natürlich) und die Augen in den Sommer gerichtet, der Schwan lässt mit seiner stark strukturierten Milchstrasse den Kiefer nach unten klappen. Ich hole mir noch schnell das 8x42 Fernglas und beginne zu surfen. Nordamerika ist bereits erstaunlich gut zu sehen und das in dieser Höhe! Der Hantelnebel ist schon fast in seiner Form erfassbar, in jedem Fall aber ein unübersehbar helles Objekt. Thomas leitet mich von Deneb aus zu "Barnards Zigarre" einem beeindruckenden Dunkelnebel fürs Fernglas. Es dauert eine ganze Weile, dann wird es mir trotz Unterlage doch etwas kühl am Rücken und ich wechsele wieder an den 12er. Angestachelt durch die Beobachtung mit dem Fernglas wandert der [OIII] ins 22er LVW und der Cirrusnebel strahlt trotz des niedrigen Standes in bekannter Pracht. Auch der Hantelnebel profitiert erheblich vom [OIII], ohne ist die Hantelform besonders deutlich, mit verliert sie sich fast durch die Helligkeit der Henkel. Ein kurzer Sprung zu M57, atemberaubend, bei 5mm (300x) bleibt mir nichts anderes zur Beschreibung übrig als zu sagen: Graustufen Fotografie! Ausgefranste Ränder, ein Verdickung und einfach toll :)
Wir sind schon über die 2 Uhr hinweg, im Osten regt sich bereits zaghaft aber unaufhaltsam die Dämmerung, gegen 3 Uhr wird es merklich heller und wir beginnen mit dem Abbau, nur Rainer, der noch etwas nachzuholen hat weil er ja auch als letztes ankam bleibt eisern und tapfer am Teleskop stehen.
Diese Nacht hat das Feuer mal wieder mächtig geschürt, eine dieser Nächte die sich von anderen einfach abheben und in Erinnerung bleiben (und sei es dank dieses BBs...). Allein die Tatsache, dass es entgegen der meisten Nächte auch einfach mal eine halbe Stunde mucksmäuschenstill war, weil jeder gebannt und intensiv beobachet hat spricht für sich. Nun folgen die weißen Nächte und der Frühjahrsgalaxienhimmel ist leider dahin, aber auch wenn ich dieses Jahr nur wenig draussen war kann ich das nun guten Gewissens annehmen.
"Die letzte ergiebige Galaxiennacht des Frühjahrs
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