Laufenselden
22:30 - 2:30 Uhr
wolkenlos, stärkerer Dunst bis etwa 35° Höhe
Im Zenit ~ 6m
Schon Anfang der Woche versprachen mir die Wetterdienste, dass diese Nacht die erste brauchbare der Neumondphase sein sollte, blöderweise sah es den ganzen Tag gar nicht danach aus, aber zumindest wolkenlos war es dann wirklich wenn auch wirklich noch schmierig, aber freier Himmel will genutzt sein... Bei Andreas und Benny rannte ich damit offene Türen ein und schon standen wir auf dem Acker, umschwirrt von erstaunlich vielen Glühwürmchen (die dringend auf Rotlicht umgebaut werden sollten!).
Zu allem Überfluss war heute auch noch das fussballerische Saisonende zu feiern, also war im Vereinsheim bis nach Mitternacht noch Licht und hin und wieder auch ein Auto, dass uns das Leben schwer machte. Irgendwann war dann aber endlich Ruhe und auch der Himmel hatte sich massiv gemausert! Die beeindruckende Milchstraße war fast von Horizont bis Horizont zu verfolgen.
Objekttechnisch war ich heute endlich mal wieder auf "Abwegen". Das war nach langer Zeit, in der ich hauptsächlich ungezielt altbekannte Objekte aus dem Kopf angefahren habe, oder Spontaneingebungen aus dem Atlas gesucht habe, wieder ein vorbereitetes Projekt mit entsprechenden Karten.
Während die Sommermilchstrasse bekanntermaßen ein Übermaß an Sternhaufen, Planetarischen Nebeln und Nebeln bietet, sind Galaxien relativ rar und bestimmte Sternbilder weisen gar keine bekannten Galaxien auf - was aber nicht heisst, dass es dort keine gibt! Für diesen Abend habe ich einige Galaxien in der Leier vorbereitet.
Den Start markierte die Galaxie NGC 6675. Sie liegt weniger als 2° von Vega entfernt und war gestern zu Beginn noch recht knifflig. Die Galaxie hat eine "Helligkeit" von 13m3 und 14m/arcsec² Oberflächenhelligkeit In der Aufsuchvergrößerung mit 22mm tastete ich mich Stern für Stern an die mutmaßliche Stelle heran, die war dank der CNebulaX Karten auch wirklich gut zu finden, auch wenn ich das nächste Mal die Sterne etwas zurückfahren werde, die 15m Sterne verwirrten da mitunter mehr als sie halfen, gerade bei niedrigerer Vergrößerung. Ans Eingemachte ging es aber mit dem 14mm Speers Waler.
Zwei recht markante Sternenkonstellationen im Gesichtsfeld halfen immens beim Festnageln. Da ist zum einen ein kleines "Sterngewimmel" das vom unteren Gesichtsfeldrand hereinragt, zum anderern eine visuell gut zu erfassende Sechsergruppe (eigentlich sind es mehr als sechs, auch visuell aber sechs sind von änlicher Helligkeit, die an die Sechs auf einem Würfel erinnern), diese zeigt praktisch direkt auf die Galaxie. Beim Augenrollen nahm ich recht schnell eine immer wiederkehrende Aufhellung an der richtigen Stelle wahr, sie war aber nicht dauerhaft zu halten, weswegen ich Andreas hinzurief, der nach einigem Einsehen die Galaxie bestätigen konnte. Nach einiger Zeit hatte ich den Dreh dann auch besser raus, sie war dann auch dauerhaft indirekt zu halten, wenn man den rechten unteren Okularfeldrand fixiert. Sie erscheint leicht elongiert gibt aber sonst keine Details preis.
Nach diesem eher unspektakulären Gesellen versuchte ich mich noch an der mit 11m4 "hellsten" Galaxie in der Leier: NGC 6703.
Das Aufsuchen gestaltete sich von 13Lyr aus unproblematisch und schon sehe ich sie, nicht brennend hell aber direkt ganz klar auszumachen und fast perfekt rund. Recht schnell fällt mir eine weitere Galaxie im Gesichtsfeld ins Auge, NGC 6702, der mit 12m2 merklich schwächere Begleiter, der aber auch problemlos zu sehen ist. Dieses Feld sollte man sich übrigens als lohnendes Zeichenobjekt markieren! Die beiden Galaxien bilden mit einer kleinen Sternanhäufung ein nahezu perfektes Dreieck, sehr ästhetisch!
Diese drei Galaxien, blieben die letzten in der Leier in dieser Nacht, denn die Dämmerung kroch heran und irgendwie saß mir die kühle Feuchtigkeit auch langsam in den Knochen. Thema Feuchtigkeit: Man konnte es schon am starken Horizontdunst erahnen, es war tierisch nass! Koffer, Karten und Okulare blieben
auf der Heckablage, aber die Autos sahen aus wie nach einem Starkregen und der Holzschutz konnte heute auch mal zeigen was er drauf hat. Meinen Tausammler (aka Telrad) habe ich im Laufe der Nacht sicher drei Dutzend mal abgewischt. Für die Feuchtigkeit war der Himmel dann aber doch mehr als lohnend und wir hatten eine angenehme kleine Runde. Zum Abschluss schaute ich mit Benny noch M31 und zeigte ihm Mirachs Geist - NGC 404. Pegasus war schon komplett aufgestiegen und man hätte sich sogar noch in die Gegend um NGC 7331 wagen können, aber gen Osten wurde es schon langsam heller und so verschoben wir weitere Beobachtungen auf die nächsten Nächte, die wohl auch alle nutzbar sein werden!
Zu Beginn liess ich noch die Kamera leerlaufen, aus 109 Aufnahmen á 20s bei ISO 800 habe ich den Dämmerungsverlauf (~23 Uhr bis 23:40 Uhr) und das Vorbeiziehen des Skorpions festhalten, "schön" zu sehen auch der ungewöhnliche Publikumsverkehr ;) Achtet mal auf den ortsfesten leuchtenden Punkt direkt RECHTS neben meinem Teleskop auf Höhe des Huts - da saß allen Ernstes stundenlang regungslos aber leuchtend ein Glühwürmchen auf einem Grashalm, das Vieh muss mit Duracell laufen, auch nach 2 Uhr war es immer noch munter am leuchten :D Mann kann es recht gut von den zwei Deadpixeln unterscheiden weil es manchmal die Helligkeit ändert.
Timelapse Beobachtungsnacht vom 05.06.2013 from Benny Hartmann on Vimeo.
Zu guter Letzt noch das bearbeitete Summenbild der Serie (Autoframes wurden ausgeschnitten daher die Lücken)
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