Sonntag, 9. März 2014

BB vom 08.03.2014

Ort: Laufenselden
Zeit: 21:30 bis 2:30 Uhr
Wetter: hoher Horizontdunst und durchziehenden Cirren, wechselhaft 4 bis 1° C geringe Luftfeuchte
GG: Nicht gemessen, weit fortgeschrittener Mond, zum Ende hin erstaunlich gut bei guter Transparenz in Zenitnähe

Bereits am Freitagabend geisterten diverse Anfragen über die Mailingliste, die ich kaum nachvollziehen konnte - der Mond ist doch schon viel zu weit! Es reizte mich aber doch extrem endlich mal einen Blick durch Horias neuen 18"er zu werfen und mir kam eine Nacht vor einigen Jahren in Erinnerung, auch im Frühjahr, wo wir bei einer ähnlichen Mondphase durchaus einige Überraschungen im Bereich Deepsky erlebt haben. Schnell noch eine (nein drei) Mails an Marcel, der uns ja einmal besuchen wollte um sich die Martinigeräte anzuschauen und dann harren auf den Sonnenuntergang.

Ich kam dann doch eine halbe Stunde später los als ich wollte und so waren gegen 21:30 Uhr Horia, Ronald und Andreas schon seit Ewigkeiten vor Ort (Horia gar schon um sieben Uhr!). Bevor ich den 8er in Position brachte wurde zunächst die Barndoor aufgestellt und auf Dauerfeuer gestellt (idiotischer Weise habe ich sie so lange nicht mehr benutzt, dass ich sie schlicht FALSCHHERUM aufgestellt habe, das Ergebnis ist trotzdem interessant). Horias Gerät ist ein Schmuckstück, sowohl äusserlich wie auch durch die kaum mehr zu toppende Optik. Trotz hochpräsentem Mond habe ich als eines der ersten Objekte meinen besten Eskimonebel überhaupt sehen können (ohne Filter), die Form war überdeutlich und die doppelte Schalenstruktur war auch auf Anhieb wahrzunehmen, 6m+ dürften hier ganz klar einen fotografischen Anblick produzieren!

Mein Ziel war aber nach langer Zeit auszuloten was 8" bei diesen widrigen Bedingungen dem mondverseuchten Himmel entreissen können. M81 und 82 sind da natürlich keine allzugroße Herausforderung, nachdem ich die AP aber weit genug auf etwa 1,5mm gedrückt hatte waren auch die beiden nahen Begleiter zu sehen, NGC 3077 etwas einfacher als NC 2976, die merklich schwächer daherkam.

Weiter zu M108 und M97, die in 8" sehr kontrastarm und schwach blieben. Leider habe ich die beiden durch ein Gespräch im 18"er verpasst, dort sahen Horia und Andreas sogar die Augen im Eulennebel! M51 war ebenfalls drin, natürlich bar jeglicher Struktur, was sich aber im Laufe der Nacht noch ändern sollte, von hier ein größerer Sprung zu Beta CVn und dem Gespann NGC 4490/4485. Diese beiden hatte ich dann auch nochmal im Großen geniessen dürfen, vorher hatte Horia noch NGC 4449 - es ist unglaublich, wie eine Dampfwalze pflügt der Riesenspiegel durch den Himmel und lässt sich von Cirren und Mond bei weitem nicht so stark beeindrucken wie ich das gedacht hätte. Auch das Leotriplet geht schon komplett (später in der Nacht dann auch mit 8" alle drei Galaxien problenlos zu sehen, das ging zu Beginn nicht mit der NGC Galaxie). Ein weiteres Beispiel für den Sieg der Öffnung über den Siff war ein natürlich nicht blendender aber doch hochdetailierter Kernbereich von M42, der Mond stand hier ja besonders nah. Einen frühen M13 den ich bis über 250x hochziehen konnte und demenstprechend aufgelöst war möchte ich nicht verschweigen zumal ich mit 6,7mm auch schon die Begleitgalaxie erhaschen konnte - trotz Mond und tiefem Stand.

Zu vorgerückter Stunde (inzwischen war auch Ingo eingetroffen, machte ich mich auf die Suche nach dem "Stargate" einem Asterismus zwischen Virgo und Corvus, sehr schlau Benny - erst tönen dass man das mal wieder anschauen sollte, und dann keine Ahnung mehr haben wo es liegt :D Die letzte Beobachtung dürfte mindestens 4 Jahre her sein, also ging es ans großflächige Stochern in der Nähe des Raben. Ha! Da ist schonmal M104, die Sombrerogalaxie (die ich wiederum im 18er nochmal effektheischender sah), daneben der "The Shark", den ich erst wirklich durch Ingos Erläuterungen als solchen nachvollziehen konnte, da ist Fantasie gefragt. Und tatsächlich, kaum ein Gesichtsfeld daneben das "Stargate" eine interessante (zufällige) Sternanordnung aus sechs Sternen die zwei ineinander verschachtelte Dreiecke bilden. Ich müsste nochmal recherchieren ob der eine Stern variabel ist, ich hatte ihn im Vergleich der anderen beiden Dreieckssterne heller in Erinnerung.


Mars & Spica

Kurz bevor Horia die Segel strich und einpackte, machten sich er und Ingo noch auf die Suche nach 3C 273, was sonst beobachtet man bei Mond :D
Ingo hatte ihn nach einigem Hopping zügig mit der DSRA Karte gefunden und naturgemäß war es sogar eines der einfacheren Objekte des Abends und im 40cm Spiegel bei weitem nicht das dunkelste Objekt im Gesichtsfeld. Später als der Himmel dann merklich besser geworden war, konnte ich ihn auch noch mal in Ingos 8er problemlos bewundern. 

Kaum waren die Ersten beim Packen fuhr ein weiteres Auto vor. Wow, trotz der echt schon bös vorgerückten Stunde landete noch Marcel mit seiner Freundin, die Ärmsten hatten eine üble Fahrt mit einer Stunde Stau (und das um Mitternacht herum!) hinter sich, bei gut 100km Anfahrt war natürlich klar, dass ich da jetzt nicht mein Zeug einpacke ;) Horia und Ronald brachen bald die Zelte ab, standen sie doch zu dem Zeitpunkt schon seit über 5 Stunden. Zusammen mit Andreas, der auch noch bis zum bitteren Ende ausharrte konnten die beiden zumindest seinen Reise-Martini intensiver kennenlernen und diverse Okulare ausprobieren. Leute, sorry nochmal, dass ich meinen nicht mitgenommen hatte :( Aber ich dachte nicht, dass ihr kommt, ich denke mit Andreas Gerät wart ihr aber schon auf dem richtigen Weg, so groß sind die Unterschiede ja nicht, beide haben ihren Nachbesserungsbedarf und geben sie ja sowohl vom Preis, Gewicht, Stabilität ect nicht viel, so dass hier das Bauchgefühl entscheiden darf was dann am Ende kommt :)

Ruckzuck war es jetzt fast halb drei und die beiden Weitgereisten machten sich auf den Weg, auch für Andreas und mich jetzt das ultimative Signal zum Aufbruch, den "armen" Ingo haben wir seinem Schicksal überlassen, da er aber ohnehin immer im mobilen Heim unterwegs ist und sicher noch eine Runde vor der Heimfahrt geschlafen hat mache ich mir da keine Sorgen ;)

Ein Fazit dieser Nacht: Viel hilft viel und es ging mal wieder viel mehr als ich zu hoffen wagte. Der 18er ist ein probates Mittel gegen schlechten Himmel, er kann nicht zaubern aber doch bis zu einem gewissen Maß mieses Wetter erträglicher machen, durch meine Beoabchtungen mit 18" bei guten Bedingungen weiss ich aber, dass natürlich auch er immens unter dem Mond litt, aber hey - es ging was! Die Nacht gerettet hat eigentlich der massive Siff im Westen, so war der Mond schon lange bevor er endgültig Untergang bei weitem nicht so störend wie ich befürchtete, schon ab 30° Höhe war sein Einfluss auf der gegenüberliegenden Seite des Himmels kaum noch wahrzunehmen.

Da war noch was... achja die Barndoor :D Tja eigentlich wollte ich mal ein "reversed Timelapse" anfertigen, also Sternbild steht und die Erde bewegt sich drumherum, weil ich sie falsch aufgestellt habe bewegt sich nun beides, Himmel und Erde, schaut aber trotzdem nett aus ;)



Beobachtungsnacht vom 08.03.2014 Zeitraffer / Timelapse from Benny Hartmann on Vimeo.


Danke an all meine Mitbeobachter, die den Abend erlebenswert gemacht haben.

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