Mittwoch, 26. März 2014

BB vom 25.03.2014

Ort: "Silent Hill"
Uhrzeit: 21:50 - 2:20 Uhr
Wetter: stark und mitunter schnell wechselnde Transparenz, -2° C
Grenzgröße: Ebenfalls stark schwanken, ca. 5m8 im Maximum

Einmal mehr hat uns diese Nacht an der Nase herumgeführt, schon das letzte Mal riss der Himmel auf, kurz nachdem wir unser Zeug wieder in den Autos verstaut hatten - dem galt es heute ein Schnippchen zu schlagen in dem wir uns in schlechten Momenten einfach weigerten zusammenzupacken - und wir wurden noch belohnt!

Aber von Anfang an: Selten einig waren alle vier von mir genutzten Wetterdienste, dass die Nacht in jedem Fall nutzbar sein würde, 7timer (eigentlich sehr zuverlässig) sah sogar eine besonders trockene Nacht mit guter Durchsicht voraus, also eine Mail an die Gevattern, die dann auch geschlossen zusagten (gesundheitlich und arbeitstechnisch waren wir dann am Ende doch "nur" zu dritt). Ich kam erst kurz vor zehn am Platz an, Andreas war auch erst gerade mit dem Aufbau fertig, Rainer schon eine Weile am Beobachten, der Himmel zeigte sich durchaus ansprechend, wenngleich es in den Tälern ziemlich suppte was sich dann auch in einer stärkeren Horizontaufhellung bemerkbar machte.

Klare Sicht in Richtung Westen

In Richtung Osten: Suppe (mit Marseinlage)


Bis etwa Mitternacht war die Transparenz teils extremen Schwankungen unterworfen, ein paar Mal dachten wir: Das wars jetzt. Von Hochnebel bis durchziehenden Wolken war einfach alles dabei und man musste schon schnell die Objekte angehen, die aktuell drin waren. Bei mir waren das vornehmlich einige Standardgalaxien in Uma, Cvn, Leo und Vir. In guten Minuten waren ganz erstaunliche Details zu sehen, so z.B. an M51, der im 8er schon gute Ansätze von Strukturen zeigte und eine überdeutliche Spirale in Andreas 12er. Rainer verabschiedete sich gegen Mitternacht, hatte er sich doch schon die vorangegangene Nacht um die Ohren gehauen... Der Himmel reagierte natürlich blitzschnell als er der Abfahrt eines Astronomen gewahr wurde :D 

Nun war es fast flächendeckend wieder frei, in den oberen Gefilden sogar mit wirklich guter Transparenz (aber nicht nur dort, auch M104 war lecker). Ich wagte mich nun etwas abseits der "Autobahnen" - Beide Teile der Leo-I Gruppe (M66/65/N3628 als Triplett auf der einen Seite und M95/96/105 auf der anderen) bieten neben den bekannten hellen Messiers auch noch ein paar interessante Nachbarn. Nun war weder Öffnung noch Himmel erstklassig aber ein paar konnte ich doch aufspüren. Nur etwa ein Gesichtsfeld vom Triplett entfernt befindet sich auch mit 8" kaum zu übersehen NGC 3593 (10m9), die markante Lage liess mich das ganze dann auch noch zu Papier bringen.


NGC 3596, wesentlich weiter entfernt und ungleich schwächer (11m3) war auch noch zu sehen, hat mich aber nicht vom Hocker gehauen. Also weiter den Bauch des Löwen entlang krabbeln bis zu Leo 52. Hat man diesen Stern im Okular hat man auch direkt die beiden interessanten Mitglieder der Leo-I Gruppe. Zunächst die überraschend helle NGC 3377 (11m2) - an dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es durch die schwankende Transparenz schwer fiel, den wahren Schwierigkeitsgrad einzuschätzen, einfaches wurde unmöglich und dann gingen wieder schwache Kandidaten ohne jede Probleme - Mit im Gesichtsfeld und mit 12m1 wiederum schwächer NGC 3367. Während 3377 eine klare Elongation zeigte, war 3367 praktisch kreisrund. Bei beiden bin ich bis 6.7mm runtergegangen und habe an 3367 etwas interessantes festgestellt: Die Galaxie ist wirklich ein runder Plopp, aber trotz der Schwäche meine ich, da tut sich was im Inneren, definitiv war kein Detail festzunageln, aber der ein oder andere kennt vielleicht dieses Gefühl: 2-3" mehr und da KOMMT was! Naja, andermal mit mehr Öffnung, ich denke da verstecken sich Strukturen. Auch hier habe ich eine kleine Zeichnung angefertigt (und heute Morgen ins Reine am PC gezeichnet).


Sternbildwechsel: In Coma Berenices nahm ich mir zunächst zwei Kugelsternhaufen vor, die ich schon aus vorangegangenen Touren gut kenne - Messier 53 und NGC 5053 (sehr nette Zahlenkoinzidenz), beide passen zwar mit Ach und Krach ins Gesichtsfeld, da sie aber mehr Vergrößerung benötigen schwenkt man die relativ nahen "Brüder" ab. Während bei Messier 53 wenig Aufwand betrieben werden muss um ihn zu zerlegen, war mir das bei 5053 unmöglich, er ist nicht stark konzentriert und bleibt eine kleine nebulöse Masse. Das erstaunt umso mehr, als dass der NGC Haufen sogar noch etwas näher ist als der M-Haufen! (53.000 vs 60.000 Lj), allerdings ist er eine ganze Magnitude schwächer, weil sich hier nicht wie sonst bei Kugelsternhaufen üblich Zig- und Hunderttausende Sterne zusammenballen, sondern nur klägliche 3500. Trotzdem ist das ungleiche Paar immer wieder einen Besuch wert.

Jetzt ist Com aber nicht gerade für seine Kugelhaufen berühmt sondern... genau Galaxien ;)
Die Blackeyed Galaxy M64 hat sich heute ziemlich geziert, wahrscheinlich war die Transparenz gerade mal wieder eingebrochen, jedenfalls war es nicht ohne mit dem 8er die dunkle Kante im Kernbereich wahrzunehmen, ging dann aber doch, nur eben nicht so wie ich das kenne... Deshalb ging ich noch auf Tuchfühlung mit ein paar unbekannteren Kameraden nah des Coma Haufens bei Gamma Com. NGC 4448, direkt über Gamma war unspektakulär aber mit 11m2 auch nicht schwer, schwieriger fand ich da schon die in entgegengesetzter Richtung liegende 4393, die auch schon jenseits der 12m liegt und entsprechend schwächer wahrzunehmen ist.

Eine neue Welle an Intransparenz rückte über den Himmel vor und so gaaaanz leichte Ermüdungserscheinungen gab es schon. Andreas nahm sich nun den Mars vor, ich muss gestehen, ich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zu diesem Planeten - zur Opposition war entweder Mistwetter, ich krank, Teleskop im Eimer... usw. Jedenfalls war ich bis heute immer vom Kriegsgöttchen enttäuscht, wir sind seit heute wieder Freunde ;)

Wow, zwar waren meine Okulare schon alle etwas beschlagen, aber die Details, die das winzige Scheibchen mir da zeigte waren schon sehr erfreulich. Nachdem man sich auf die Helligkeit etwas eingestellt hatte (ohnehin durch Schleierwolken und Beschlag etwas gedämpft) war die Polkappe denkbar einfach, vor allem da der Kontrast durch dunkle Strukturen jenseits des Eises klasse war, das zog sich ein gutes Stück vom Pol weg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten (Südpol?) waren ebenfalls dunkle Strukturen zu sehen für die man sich kaum anstrengen musste. Wesentlich schwerer festzunageln, und deshalb auch nicht in meiner Skizze enthalten waren Unregelmässigkeiten zur Mitte der Plantenscheibe hin, meist war sie eher homogen doch manchmal drangen kleine Details hervor, wenn ich sie beschreiben müsste, dann als weich auslaufende Bereiche mit blaugrauer Färbung von sehr kleinem Kontrast. Aber geraten wird nicht und so habe ich daheim nur die Dinge eingezeichnet bei denen ich mir doch sicher war sie gesehen zu haben. Ich weiss nicht ob ich die Größe halbwegs getroffen habe, bei 255-fach war er immer noch recht klein, vielleicht sogar noch einen Tacken kleiner als auf der Zeichnung - bleibt nun aber so. Das "Glühen" um die Planetenscheibe soll natürlich KEINE Atmosphäre oder künstlerische Freiheit sein sondern gibt so in etwa den Beschlag des Okulars wieder (war eher noch ausgeprägter!).


Der Löwe war bereits am niedergehen, der Schwan schon fast ganz über dem Horizont und ein letzter Blick auf M13 und M57 war mehr als ein Frühlingsgag sondern war schon besser als in manch mieser Sommernacht!
 
Nach diesen nun wirklich erfolgreichen Stunden konnte wir guten Gewissens einpacken, vorher galt es erst ein mal eine nette Eisschicht von den Autos zu bekommen, auch mein Tubus sah interessant aus, aber der darf nun in Ruhe im Keller auftauen.

Fazit: Eine sehr schöne, wenn auch kalte und unbeständige Frühlingsnacht - das Mysterium des Opfers für etwaige Wettergötter ist nun auch gelöst! Nicht Tier- oder Sachopfer führen zum Erfolg, nein eine Selbstaufopferung ist wohl von Nöten - erst wenn der erste Beobachter heimfährt wirds klar :P Danke, Rainer - das nächste Mal bin ich dann wieder dran :D


>>Eine sprunghafte Frühjahrsnacht<<

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