Ort: Idsteiner Land
Uhrzeit: 23:40 bis 2:30 Uhr
Wetter: Klar
GG: fst. 5m8 (UMi)
Nachdem mir die vorangegangene Nacht durch erhebliche Bocklosigkeit (allenthalben) durch die Lappen gegangen ist, war ich doch sehr erfreut, dass Rainer für diese Nacht nochmal eine kleine Session in "Rainers own country" anstrebte.
Dabei war ich schon vorab ziemlich überzeugt, dass ich die wenigste Zeit dieses kurzen Abends mit Beobachten verbringen würde. Schon vor etwa 10 Wochen schlug ich bei einem Gebrauchtmarktschnäppchen in Form einer Martini EQ-Plattfor zu. Um den horrenden und gefährlichen Transport zu umgehen, einigte ich mich mit dem Verkäufer, dass wir uns in der Nähe Frankfurts auf seiner länger geplanten Fahrt in den Norden treffen um die Übergabe perfekt zu machen. Das war nun eben am vergangenen Sonntag. Das Teil ist ein Schlachtschiff! Es handelt sich um die große Version, die bis 20"er mit bis zu 90kg Gewicht ausgelegt ist (wurde aber mit 14 und 18" betrieben), der Vorbesitzer (?) hat sie dann auch noch in einem fröhlichen Panzergrau lackiert, was den Eindruck eines Schlachtschiffs nochmal unterstreicht, aber hey: Das ganze ist sehr sauber und hängt ja auch nicht daheim an der Wand ;)
Schon bevor ich losfuhr, schlug Christian übers Forum und Skype Alarm, dass aussergewöhnlich intensive NLC (Nachtleuchtende Wolken) im Westen und Norden zu sehen seien. Schon beim Beladen des Autos sah ich sie - WOW! Das ist so ein Himmelsphänomen was mir durch meinen doch eher südlichen Standort bisher völlig abging. Richtig hell, feinste Fillamente, man meinte ein Foto des Cirruskomplex an den dunklen Nachthimmel projiziert zu sehen! Ein paar Schnappschüsse kamen dabei rum, wobei lezterer schon am Platz um kurz vor Mitternacht gemacht wurde, als sich das Schauspiel bereits tief an den Horizont verzogen hatte.
Nun aber weg von den irdischen Wolken und hin zum tieferen Himmel. Ich meinte die Funktionsweise einer EQ Plattform durchaus verstanden zu haben und auch um welche Art sich nun meine handelt. Trotzdem hat es am Ende doch zwei Stunden gedauert bis ich alle Problemchen und Hirnverknotungen gelöst hatte! Das fing schon damit an: Wie positioniere ich die Plattform am besten auf Polaris, im Endeffekt hab ich mich auf den Boden gelegt, die eine Seite des Unterteils abgsestellt und dann über die Mitte Richtung Himmel gepeilt, da muss aber noch was anderes her, mindestens den Kompass sollte ich mitnehmen, wobei es da ja auch wieder eine Diskrepanz gibt...
Die ersten Versuche mit dem 8"er auf der Plattform waren niederschmetternd, die Laufrichtung der Sterne änderte sich zwar aber von Nachführung keine Spur. Der Poti wurde weidlich bemüht, aber das resultierte nur in NOCH schneller laufenden Sternen... hää? Dreh ich auf wirds schneller, steht die Plattform doch falsch rum? Kann doch nicht sein... Okay, einmal rumgedreht und erneut versucht... Seltsam... Nicht besser aber anders, eine leichte Verlangsamung war festzustellen aber wieder lief er in die seltsamsten Richtungen. Erst Rainer hatte die zündende Idee: Stell doch mit dem Telrad einfach auf Polaris und bediene die Plattform mal manuell.. AHA! Da war nix mit zentriertem Polaris bei Bewegung - mein erstes Ausrichten war also doch korrekt gewesen. Doch immer noch lag der Drehpunkt definitiv nicht ganz auf dem Polarstern. Die Lösung war dann so einfach wie doof: Der Weg auf dem wir beobachteten war abschüssig, das Unterteil somit nicht in der Waage und eine Höhenverstellung der Füße gibt es (NOCH!) nicht. Trotzdem liefen die Sterne immer noch weg :( Sollte etwa... Tatsächlich, der Motor ist entweder falsch gepolt/montiert oder ich hab was grundsätzlliches falsch verstanden: Nur wenn ich ihn auf Südhalbkugel stelle läuft es korrekt :D Ich behalf mir einstweilen mit meiner Objektliste die ich unter den hinteren Fuß klemmte und siehe da: DIE ERDE STEHT STILL! :O
Herrlich, übrigens läuft sie dann wider Erwarten doch sehr leise auf der niedrigsten Drehzahl, nach einiger Zeit muss man natürlich kurz umschlagen, dazwischen liegen aber (nicht gemessene) 20-30min. Das Seherlebnis ist schon richtig klasse, nicht nur bleibt einem mehr Zeit für Objekte bei Hochvergrößerung, auch die Entspannung ist eine ganz andere was sich natürlich auf die Detailerkennbarkeit niederschlägt. Ich blieb die verbleibenden Minuten bei einer kleinen Handvoll Objekten bei denen die einzige Vergrößerung dieses Abends (255-fach) Sinn machte: Ringnebel, M13, NGC 6934 (GC in Delphin)... Rainer-sei-Dank darf ich meine Deepsky-Plakette aber behalten weil er mir noch eine interessante asymetrische Galaxie bei M101 und einen Quasar im Herkules zu Teil werden ließ ;)
2:30 Uhr siegte dann die Vernunft, in 3,5h geht der Wecker...
Fazit: Die Plattform wird mich wohl nun dauerhaft und jedes Mal begleiten, klar sind wieder ein paar Kilo mehr und recht sperrig ist sie auch, aber der Gewinn ist hier klar gegeben. Auch bin ich beruhigt, dass sie meine Befürchtungen nicht bestätigt haben, dass die für eigentlich viel größere Teleskope ausgelegte Plattform entweder mit dem "leichten" 20 Kilo Achter nicht zu Rande kommt (sie bewegt sich aber mit JEDER Belastung zwischen 0-90kg) aber vor allem, dass ich nicht nah genug mit dem Stuhl herankomme um entspanntes Beobachten zu ermöglichen, auch das war aber kein Problem, sie ist zwar recht lang aber auch nicht übertrieben und von der Breite her nirgends viel breiter als auch nur der Drehteller vom 8" f/6.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen