Sonntag, 18. Januar 2015

BB vom 17.01.2015

Ort: Hochtaunus
Uhrzeit: 21:30 bis 1:30 Uhr
Wetter: klar, zum Ende hin zuziehend
GG: ~5m9, im Zenit besser

Wider meine üblichen Gewohnheiten verzichte ich auf das Gejammer wie lange die letzte richtige Beobachtungsnacht her ist - da ist einfach fatalistische Engelsgeduld gefragt und nun wurde sie ja auch belohnt.

In voller Besetzung schlug unsere Mannschaft (Andreas, Jan, Michael, Rainer, Ralf) auf einem selten genutzten Platz ein, ich kam mit Abstand am spätesten, einmal mehr der späten Staffelübergabe meiner Frau geschuldet ;) Ganz alleine waren wir auch nicht, ein fotografischer Kamerad stand 100m weiter, der wohl auch kurz vor seiner Abfahrt nochmal reinschnupperte aber da war ich gerade vertieft. In den letzten Monaten mag man (ich) wenig Zeit zum Beobachten aber viel Zeit zum Nachdenken gehabt haben, weswegen ich einige grundsätzliche Dinge mit mir ausmachte: Vorbereitung war schon immer die halbe Miete, aber unserer regionalen Wetterentwicklung geschuldet ist man schlicht im Eimer wenn man ohne Zielvorgabe und geordenten Sachen nur mit Karte bewaffnet den Weg antritt - sonst verharrt man doch wieder immer ewiggestrigen "Warmgucken mit alten Bekannten" - eine Angewohnheit die ich nach einiger Erfahrung mit Durststrecken inzwischen als völlig sinnfrei erachte, das bringt dich keinen Deut vorwärts, eingeübte Abläufe werden dadurch auch nicht flüssiger und man guckt am Ende doch nur was man schon kennt. Ergo hatte ich eine Menge Papier im Kofferraumbüro und machte mich nach der schnellen Justagekontrolle auch gleich ans Werk.



Mein erstes Ziel war eine gar nicht mal sooo dunkle (13,7m) Galaxie in Orion (direkt neben Bellatrix) NGC 1875 auch unter der Arp Nummer 327 eingetragen eine E2 Galaxie die Teil der Gruppe Hickson 34 ist. Leider scheiterte ich trotz sicherem Auffinden der Stelle an der exakten Identifizierung, die Karte war leider eine Stufe zu groß gewählt, so dass ich dort durchaus schemenhaftes wahrnahm aber die klare Aussage, dass sie das nun war auf die nächste Nacht warten muss (siehe "mangelnde Vorbereitung"). Zwischenzeitlich gab es bei Jan mit 10" den PN NGC 2022 aufs Auge. Nicht übermässig detailstrotzend aber ein feines Nebelchen, das ebenso auf meiner Liste stand und hernach nochmal mit 8" nachbeobachtet wurde, nicht wirklich schlechter.

Was beobachtet man in Auriga? Offene Sternhaufen natürlich, das war vorab gleich ein Grund etwas ANDERES in diesem Sternbild zu recherchieren. Die Wahl fiel auf einen hellen aber sehr kleinen planetarischen Nebel mit dem Namen IC 2149 (PK 166+10.1). Mit 10,1m ist das kein Problem des Sehens sondern mit nur etwa 10 Bogensekunden Größe, dass des Identifizierens. Dank des Hunter Atlases war die Position schnell festgenagelt, Problem stellten hier die reichlich vorhandenen Feldsterne dar. Schon in der Übersichtsvergrößerung war der PN zu sehen, was ich aber natürlich erst nachträglich wissen konnte. Über 85 fach wo immer noch kein flächiges Objekt auszumachen war erhöhte ich auf 179-fache Vergrößerung. Hier war ein "Stern" im Feld etwas "matschig" aber immer noch wahnsinnig klein, der Filterblink mit vorgehaltenem [OIII] bracht die Gewissheit, DA ist er. Ich vergrößerte noch auf 255-fach aber da wurde es mit Filter schon zu dunkel, ohne war der Nebel noch zu sehen, aber Details waren nicht auszumachen, auch nicht die ovale Form, da braucht man einfach mehr Öffnung und noch eine Schippe auf die Vergrößerung.

Mein nächstes Objekt war bereits von Jan angegangen worden und so gesellte ich mich zu ihm, denn hier war nicht das Auffinden ein Problem sondern das SICHERE Bestätigen, dass das Objekt wirklich da ist. Abell 12 ist einer der helleren Vertreter der Abell Planetarys, klebt unverfehlbar direkt am Stern my Orionis was auch gleich die "große Schwierigkeit" des Objektes erklärt. Beim allerersten Blick..mmh, ein Stern, in der Tat auch sauber ohne nennenswertes Halo. Aber beim zweiten und eher indirekten Blick: Aha, der Stern hat durchaus ein Halo (trotz sauberer Optik, aber er ist ja auch mit 4m verflucht hell). Bei längerem Hinschauen wurde mir recht schnell klar, dass das Halo in Richtung 7-9 Uhr - schwer fassbar - irgendwie verlängert aussah, also kein perfekter Kreis um den Stern. Wir wechselten die Vergrößerung und je höher wir vergrößerten desto klarer wurde, dass sich dort am Rande des Halos der planetarische Nebel versteckt. Zu Beginn noch eine subtile Haloverlängerung, wurde es immer mehr zur Ausstülpung mit Kontakt zum Halo bis ich bei 186-fach mit Baader [OIII] eine kreisrunde aber immer noch mit dem Sternschein verbundene Aufhellung klar umreissen konnte - Spannend! Echt ein Objekt, das man sich "erarbeiten" muss, ich war so gefesselt, dass ich Jan bat mir kurz den Stuhl für eine Skizze zu überlassen, mangels vieler Feldsterne war das relativ schnell geschehen. Eines der Highlights dieses Abends für mich.




Die Transparenz war zwischenzeitlich nach Mitternacht etwas schlechter geworden hatte sich aber wieder gefangen, im Süden waren tief einige dunkle Wolken am Horizont entlang gezogen im Norden hingegen war für mich relativ unbemerkt eine höher werdende Wand sichtbar geworden, die plangemäss die Nacht in ihre Schranken wies. Noch war mir das Wurscht, ich war inzwischen gen Leo gewechselt und suchte noch ein nettes sehr eng stehendes Galaxienpäärchen im Schulterbereich auf. NGC 3226 (10,8m) und NGC 3227 (11,4m) klebten beinnahe aneinander bei 85-fach, bei 136-fach waren sie aber völlig klar getrennt und sahen trotz leicht unterschiedlicher Helligkeit weitgehend identisch aus. Auf dem Weg von Algieba blitze auch NGC 3222 mit 12,8m auf.



An Jans Teleskop wurde mir noch der Affenkopfnebel NGC 2174 zu teil, der eingebettet im Sternhaufen NGC 2175 liegt, erstaunlich hell und vor allem mächtig gesichtsfeldfüllend. Für den Bezug zum Affen braucht man etwas Fantasie bzw muss die Fotos dazu kennen, aber nicht minder beeindruckend. Ein weiterer planetarischer Nebel konnte in Rainers 12er bewundert werden. Abell 21 - der Meduasnebel. Fand ich persönlich nochmal interessanter als den Affenkopf, wenngleich viel schwächer, wie eine gebogene Sichel zeigte sich der PN im Okular, geringe Oberflächenhelligkeit und doch bei weitem nicht so schwer wie ich das vermutet hatte.

Die Aufbruchsstimmung (und die damit bei den verfluchten modernen Autos kaum noch zu bändigende Lichtflut) verbreitete sich dann doch recht schnell. Meine Frontscheibe war zum Glück abgedeckt, trotzdem kostet es ein wenig Standlauf bis der Eispanzer ein sicheres Fahren ermöglichte, so blieb noch genug Zeit zum schnellen Abbau und einem letzten Plausch bevor wir wieder unserer Wege zogen. Die Nacht war knackig kalt aber nicht sibirisch, Jeans, Skihose, Wollsocken, Thermostiefel, Wollpulli, Winterjacke, Schal, Gesichtsmaske und Wollmütze nebst Handschuhen haben mich zar leicht ausgekühlt aber nicht bibbernd ins Auto sitzen lassen (an den Händen wars am kältesten und ein Pulli mehr hätte wohl nicht geschadet) ;) 

Eine wirklich schöne Nacht, viele neue Objekte ach und genau, da war doch noch was... Den Kometen C2014/Q2 Lovejoy hatte ich nun endlich auch im Okular nachdem ich ihn vor ein paar Tagen bereits im Fernglas "erlegt" hatte. Definitiv einer der beeindruckensten der letzten Jahre, sehr hell, mit interessatem Kerngebiet und einem Schweif, der sich über mehrere Gesichtsfelder verfolgen liess!

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