Dienstag, 25. August 2015

BB vom 20./21.08.2015

Ort: Gargellen - Vergaldental/Schwefeltobel
Zeit: 21:00 - 22:15 sowie 22:00 - 23:00 Uhr
fst: Nicht festgestellt aber MÄCHTIG viel :D
Wetter: Donnerstags leichte Schleierbewölkung, Freitags vollständig klar

Da war sie nun also, meine langherbeigesehnte Rückkehr in die Alpen. Seit meinem 5. Lebensjahr war ich praktisch durchgehend zweimal im Jahr dort in den Ferien, aber vor mehr als zehn Jahren gab es dann einfach eine familiäre Zwangspause... :( Das ist nun vorbei! Ich bin und bleibe einfach verliebt, in die Alpen im Allgemeinen und in dieses Tal im Speziellen.

Natürlich war bei der Planung der Reise die Mondphase diesmal von eklatanter Wichtigkeit! Ergo wurde sie auf kurz nach den Augustneumond gelegt. Die kleine Ernüchterung war schon eine Woche vor Reiseantritt da: Die Wetterprognosen verhießen nichts Gutes und so sollte es auch kommen. Durch die mir mitunter unerträglichen Temperaturen der letzten Wochen (bin ein Frühlungs/Herbstmensch und über 30° halte ich auf Dauer für widernatürlich) war mir das aber alles andere als Unrecht, denn die Reise stand klar unter dem Stern des Wanderns und Naturgenießens und das geht selbstverständlich auch (wenn nicht sogar besser) bei Wolken und niedrigeren Temperaturen. Ergo blieb das Heritage im Kofferraum und das Fernglas die Tagbeobachtungen vorbehalten.

Weil es eben ein Wanderurlaub war, und die Gegend trotz fast durchgehendem Dauernebel wunderschön ist, möchte ich ein paar Eindrücke an den Anfang stellen - gleich vorweg, die letzten beiden Nächte waren dann tatsächlich Sterne zu sehen - in erdrückender Fülle ;)

Gandasee zwischen Schafberg (2100m) und Madrisa (2700m)

Blick ins Valzifenztal, der Weg führt zum Schlappiner Joch und damit in die Schweiz

Wasserfall bei Gortipol

Auf dem "berühmten Parkplatz" an der Bielerhöhe parkend wollte ich dem Heritage wenigstens kurz Höhenluft gönnen ;)

 
Unser Weg führte uns um den See und hinauf ins Ochsental in Richtung Wiesbadner Hütte, ein einmaliger Blick auf die dortigen Gletscher 

Blick ins Gauertal mit Sulzfluh und den Drei Türmen (in Wolken)

Nundenn, am Ende des vorletzten Tages zogen plötzlich die allgegenwärtigen Wolken ab! Einige Schleier zogen von Norden leider wieder heran bis es wirklich dunkel war aber das hielt mich jetzt nicht mehr. Mit dem Auto ging es in wenigen Minuten in den "Ortsteil" Vergalden. Im Sommer ist inzwischen recht wenig los hier, die meisten Hotels und auch Ferienwohnungen liegen verwaist, so parkte ich einfach beim letzten, Rucksack mit Okularen und Fernglas auf die Schultern, Kamera umhängen und dann das Heritage in die Hand... Ich stieg noch ein Stückchen höher ins Vergaldental und positionierte mich und die Kamera an einem Grashang.


Dämmerung an der Madrisa

Durch die doch einige Grad weiter südlich dauerte die Dämmerung angenehm kurz, gut - ist ja auch schon wieder Ende August ;) Was sich nun aus dem leicht verzirrten Himmel schälte raubte mir durchaus den Atem, die Milchstraße war schon während der Dämmerung präsenter und strukturierter als in den meisten Nächte daheim, später dann von einzigartiger Schönheit und Brillianz. Bevor ich mich viel mit weiteren Fotos aufhielt stelle ich das Heritage auf und begann einen näheren Blick auf die Qualität des Himmels zu werfen... Was soll ich schreiben ohne in überschwängliche Euphemismen zu verfallen? :P Der kleine 5"er ließ mannigfaltig den 8"er beim Heimspiel stehen! Allen voran bei Objekten die besonders von guter Transparenz leben, M31 nur knapp über der aufragenden Bergkette im Osten eine Wucht und von genialer Ausdehung! Im 32mm schon fast auf Fernglasniveau von der Vergrößerung und 14mm mit einfach zu sehenden StaubbänderN. Am nachhaltigsten haben mich wohl die Nebel im hochstehenden Schwan beeindruckt, bekanntermaßen sind sowohl Nordamerika als auch Cirruskomplex typische Filterobjekte... für den 1,25" OAZ besitze ich leider keine aber das war hier und heute auch nicht notwendig! Beide Objekte waren trotzdem problemlos und sogar klar detailliert und vor allem kontrastreich zu beobachten! Der Nordamerikanebel war selbst im 10x50 ein auffallendes Objekt. Ich begab mich noch zu einigen anderen Messiers wie 57/27/71.. auch hier eine Wucht für das kleine Gerät, wenngleich hier natürlich die kleinen mehr Vergrößerung gebraucht hätten als ich zu bieten hatte ;) Trotzdem... herrlich, ich war ernsthaft ergriffen von der Ruhe, der Schönheit und der Majestät dieses Himmels - schon während des Beobachtens ergriff mich leichte Wehmut.. warum erst heute? Und noch wichtiger: Kann ich nach dieser Erfahrung daheim noch befriedigt schauen? Nunja, zum Glück hatte ich kein größeres Gerät sonst wäre diese Frage KLAR mit Nein zu beantworten gewesen :o)

Nun zog leider recht zügig Gewölk von Norden auf, die Madriasspitze verhüllte sich und zeigte damit auch den mir vorher gar nicht bewussten Mond an!

Mond hinter der Madrisaspitze

Auch wenn die Chance nur kurz währte will ich mich nicht beschweren: Missionsziel 1 erfüllt - Alpenhimmel "angetestet" :D Der darauffolgende Abend sollte nochmal eine Schippe drauflegen was die Transparenz angeht. Problem bei dieser Art von Kombiurlaub: Während ich zu Hause durchaus kein Problem habe auch während der Arbeitswoche mal bis 2-3 Uhr draußen zu sein sieht das nach einem Wandertag in den Alpen schon anders aus, da WILL man eigentlich früh ins Bett, aber das verbat sich einfach nach dem klaren Sonnenuntergang. Zusätzlich erschwerte aber natürlich die 500km Heimfahrt am nächsten Tag eine wirklich lange Beobachtung! Nichtsdestotrotz wartete ich auf das Ende der Dämmerung (diesmal vom Chalet aus), dabei kam mir eine schöne Konstellation vor die Linse, der zunehmende Mond kratzte fast am Gipfel der dominierenden Madrisa...

 
Irgendwann gegen zehn trat ich auf den Balkon. Ein verrücktes Schauspiel, dass ich natürlich SO nicht von zu Hause kenne. Man tritt aus der Wohnung, schirmt mit dem Arm mal eben die Nachbarhäuser ab und BAMM eine Milchstraße wie sie sich bei uns auch nicht immer sehen lässt! Unadaptiert...

Ergo musste es nun rausgehen! Diesmal blieb das Teleskop leider leider leider zurück... die Zeit rann mit durch die Finger :S Trotzdem... Fernglas um den Hals, Kamerastativ geschultert und in die Nacht hinaus. Ich experimentiert kurz hinter den Ferienhäusern aber das Licht im Nacken störte mich durchaus noch. Wenngleich selbst der Blick zurück ins Tal über das kleine Dorf einen prachtvollen Sternenhimmel zeigte :)


Über einen schmalen Weg, den wir schon einige Male zu unseren Touren gelaufen waren kam ich nach kurzem Aufstieg in den sogenannten "Schwefeltobel" (im Winter eine beliebte Abfahrt), hier war lichtmässig zappeduster ausser ein paar vom Ort aufgehellten Baumspitzen. W O W !!!!

Die Milchstraße war nochmals präsenter und knalliger als tags zuvor! Insbesonder der sichtbare südliche Teil war einfach der Wahnsinn, mit bloßem Auge glaubte (?) man in der reichstrukturierten hellen Wolke einzelne Nebel auszumachen, südlich des Adlers immer heller werdend. Mit dem Fernglas hielt ich kurz gen UMa hier war M 101 plötzlich ein überaus leichtes Objekt und M81/82 die zwar durchaus auch im Taunus mit der Fernglas auszumachen sind winkten förmlich... trotz frischen 5° war ich nicht loszureissen, aber ein paar Erinnerungsfotos wollte ich diesmal doch machen, leider bin ich nach wie vor ein miserabler Fotograf was den Nachthimmel angeht, in so fern bin ich selbst enttäuscht wie wenig sie die wahre Qualität des Himmels transportieren aber im Ansatz sieht man schon was hier Sache war.

Die südliche Milchstraße
 
Cassiopeia und Umgebung

Was bleibt hier noch zu schreiben...zwiespältige Gefühle! Einerseits schade, dass der Astroteil des Urlaubs so klein war, andererseits: a.) war es ein Wanderurlaub mit der Familie, Astro nur die Kür und b.) ich bin jetzt bereits von heftigem Fernweh geplant wannimmer ich mir die Erinnerung an diese Nächte zurückrufe, um wieviel schlimmer wäre es nach einer richtigen ausgewachsenen Beobachtungssession am Ende mit noch mehr Öffnung gewesen?

Tatsache bleibt: Der Himmel lässt alles hinter sich, egal was man sich in Deutschland an dunklen Orten bisher zusammengerechnet und gemessen hat, weder Hunsrück noch Vogelsberg noch Schwarzwald und Konsorten (und leider leider schon gar nicht der Taunus) bieten das was hier geboten wird: Transparenz die zu einem Gutteil ganz einfach den vierstelligen Höhenmetern geschuldet ist und perfekte Abschirmung von Lichtglocken die in diesem Gebiet ohnehin nur spärlich vorhanden sind. Dazu doch noch ein bisserl näher an der Natur... wenn die Strapazen der Fahrt nicht wären... Aufhören zu denken! :D

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