Ort: Idsteiner Land
Zeit: 21:45 - 0:15 Uhr
Wetter: Klar, windig bis stürmisch
GG: ~6m
So langsam nimmt der Beobachtungsherbst Fahrt auf ;) Einmal mehr war es Rainer, der den Vorschlag machte, die mutmaßlich klare Nacht nochmals zu nutzen. Beide waren wir aber vernünftig genug sie diesmal nicht ganz so ausufern zu lassen, mussten wir doch beide am nächsten Tag sehr früh aufstehen.
Meine ursprüngliche Planung sah deshalb vor: Liegestuhl + 10x50 Fernglas. Und so startete ich auch, aber schon nach kurzer Zeit sah ich, dass der Himmel den Aufbau von mehr Öffnung mehr als rechtfertigen würde, war es doch heute sichtbar besser als noch am vergangenen Freitag. Das machte sich beispielsweise durch einen gar nicht mal so schlecht sichtbaren Nordamerikanebel im Fernglas sichtbar und auch M33 war gleich zu Beginn ein einfachereres Objekt im Fernglas also noch ein paar Tage zuvor im 5"er. Zwar ist der Standort nicht so optimal wie Silent Hill, aber eigentlich beschränkt sich das auf den südlichen Himmel.
Als ich nun so gemütlich im Liegestuhl saß war ich doch nach einiger Zeit erheblich durchgefroren, es war nicht wirklich eiskalt, nur wenig unter 10° C aber der Wind war derart stramm, dass es auch Rainers Dobson einige Male zur Seite gefegt hat und er die Socke dann irgendwann abnahm. Ein Feuerwerk im Nordwesten nervte die erste Zeit mit ständigem Geblitze :D
Objekttechnisch war ich in der Zeit mit dem Fernglas hauptsächlich entlang der Milchstraße unterwegs und dort waren Objekte wie M 71, 27, 52 sowie großflächige wie Nordamerika, Kleiderbügelhaufen und der Bereich um Cassiopeia. Hier zeigte besonders der schwach konzentrierte alte Haufen NGC 7789 den besseren Himmel, blieb er Freitag noch recht schwach war er heute im Fernglas toll auszumachen und zeigte im Heritage zahlreiche Sterne. Herrlich entspannend war auch das Schweifen unterhalb von Cassiopeia über h+x bis zum Alpha Persei Cluster und entlang von Kemble's Kasacade...
Schon in der letzten Nacht war mein großer Wunsch an Rainer, dass ich nach all den Jahren endlich einmal Pluto zu Gesicht bekomme, da ich ja momentan nicht mit ausreichend Öffnung ausgerüstet bin, bin ich da auf Hilfe angewiesen ;) Mit 14,2m ist der kleine Aussenseiter wahrlich keine Leuchte und auch wenn der Süden heute endlich frei war, stellte das Beobachten schon hohe Anforderungen an die Konzentration. Das Auffinden selber - auch alles andere als einfach im Sterngewimmel des Schützen - oblag Rainer, der die korrekte Stelle in kurzer Zeit im Okular hatte. Dank seiner gut ausgewählten Aufsuchkarte waren die ersten Sternanordnungen schnell im Okular identifiziert und das eigentlich anspruchsvolle begann: Das schwache Glimmen oder Blitzen des fernen Planetoiden aufzufangen. Ich habe relativ lange gebraucht und war mir recht lange unsicher ob ich das nun wirklich unter "erfolgreich beobachtet" ablegen kann. Die schwachen Sterne um ihn herum waren recht schnell zu halten, der "Planet" selber aber liess sich extrem bitten, das Problem hierbei war, dass man neben dem üblichen Finden des richtigen Einblickwinkels für indirekt beobachtbare Objekte auch noch einen an diesem Abend leider sehr sehr raren Moment halbwegs brauchbarer Luftruhe erwischen - und bitte beides gleichzeitig! Dann blitzte aber doch wiederholt an eben jener Stelle ein furchtbar schwaches Lichtlein auf. Zweimal im Abstand von einigen Minuten bei 220-fach. Rainer welchselte auf eine Vergrößerung um die 400-fach, jetzt war ich mir sicher: Das ist er. Auch hier war es mir nicht möglich indirekt zu halten oder auch nur willentlich das Aufblitzen zu provozieren, dafür war man zu seeingabhängig, aber die Abstände der Auftauchens waren kürzer und doch etwas einfacher :) Sehr schön und vielen Dank an Rainer! Da bekommen die Ergebnisse der New Horizons für mich nochmal eine andere Dimension.
Der schneidende Wind liess mich irgendwann erkennen: Ab demnächst muss wieder mit etwas dickerer Kleidung an den Start gegangen werden, zwar ist meine Daunenjacke hochtauglich aber die dünne Jeans war definitiv zu wenig, ganz abgesehen von den klammen Fingern und den fehlenden Handschuhen :D
Zum Abschluss gab es noch einen interessanten planetarischen Nebel aufs Auge: NGC 7094. Mit dem [OIII] Filter war der Nebel nicht überragend hell aber doch sehr einfach zu sehen. Gänzlich ohne Filter war der Zentralstern ebenfalls eine Leichtigkeit und immer noch zeigte sich eine schwache Nebulosität um ihn herum. Mit UHC konnte Rainer später auch noch den Ansatz einer ringförmigen Struktur erkennen, ich hatte mir da leider bereits die Adaption beim Verstauen meines Krams im Kofferraum versaut...
Inzwischen schlug eine benachbarte Kirchuhr zur Mitternacht, ich blieb meinem Vorsatz treu ob des frühen Weckers dann auch wirklich heimzufahren ;)
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