Sonntag, 10. April 2016

BB Frühjahrstreffen Stumpertenrod 2016

Datum:  8-9. April
Ort: Vogelsberg
Zeit: 22:15 Uhr bis 2:30 Uhr
Grenzgröße: ~ 6m4+ 
Zu meiner.... Schande trifft es nicht, eher Trauer, muss ich gestehen, dass seit meinem letzten Aufenthalt im Vogelsberg vor fast genau einem Jahr meine astronomischen Freuden doch arg gedämpft waren, vielleicht noch mit Ausnahme der Beobachtungen in den Alpen im vergangenen Spätsommer sowie der Mondfinsternis. Aber von den Nächten von denen ich eigentlich "lebe" waren durch die Bank weg alle nicht dazu geeignet die Motivation aufrecht zu halten, der Himmel entweder ein gutes Stück von den Durchschnittswerten entfernt, der Wind so stark dass ernsthafte Einschränkungen die Folge waren... ect.

Diese Nacht beim Frühjahrstreffen der Sternwelt Vogelsberg hat mich aber endlich wieder geerdet, begeistert und tief befriedigt. Kurzentschlossen kam meine Tochter mit, so richtig begeistert war ich zunächst nicht, sollten die Nachtemperaturen doch merklich unter die Frostgrenze fallen, außerdem kamen wir erst sehr spät auf die Straße (nach 20 Uhr). Deshalb konnte ich natürlich nach 22 Uhr auch nicht mehr auf den Platz fahren, dank Jan der mich aber schon am Parkplatz hinter der Sternwarte in Empfang nahm war das nötigste Equipment problemlos an den unteren Rand des Platzes getragen und aufgebaut. Wegen dem mich bereits auf den letzten Kilometern im Auto extrem begeisternden Himmel (und wir reden hier von einem eher unspektakulären Frühlingshimmel!) wollte ich nicht viel Zeit mit Knipsen vertrödeln, weshalb man mir ein einziges, schlechtes und nichtssagendes Foto als Stimmungsbild verzeihen möge - es taugt eigentlich nur als Beweis: Die Sonne schien nicht.


Meine Tochter war noch ein kleines Weilchen wach, schon etwas geschwächt von der vorigen Nacht die sie wohl auch mehr wach als schlafend bei einer Freundin verbrachte ;) Aber immerhin sah sie noch alle Mitglieder des Leo-Triplets bevor sie sich in der Sternwarte mit dem Schlafsack in eine Ecke verkrümelte.

Bei Jan gab es im 16er eine weitere tolle Gruppe in Leo auf die Augen:
NGC3686/3684/3681/3691wobei die leztere etwas abseits steht und auch kleiner respektive schwächer ist. Natürlich trotzdem nicht sehr anspruchsvoll im 16er aber dafür umso schöner anzuschauen. Tatsächlich fand ich sie dann auch auf Anhieb im 8er wieder und auch hier waren alle Gruppenmitglieder mit 14mm zu sehen. Zerknirscht muss ich jetzt auch noch zugeben, dass ich meine letzte Beobachtung vor drei Jahren wieder völlig vergessen hatte ;)

Also bringen mir Galaxien nach wie vor das vertraute Kribbeln, dann ab in den Virgohaufen. Ich muss schon gestehen, dass ich etwas Bammel hatte ob alle Strategien und Handgriffe noch reibungslos funktionieren aber ja - als wäre ich letzten Monat zehn mal draußen gewesen.

Also Peilung auf Messier 100 um mich dann über 99 zu 84 und 86, dem Einstieg in die Makarian Chain. Ich halte kurz inne - natürlich ist die Kette ein tolles Highlight des Virgohaufens, aber schon wieder? Nein, ich schaue mich jetzt mal in die andere Richtung um. Zunächst identifiziere ich neben 84 und 86 auch nocht NGC 4402, 4387, 4388 (die ohnehin sehr hell ist) und sogar IC  3303! Weiter geht es Richtung Süden zu einer zumindest auf der Karte sehenswerten Dreiergruppe: NGC 4440, 4436, 4431. Die Karte erschien mir hier zwar in Sachen Ort völlig eindeutig aber der Abstand der Galaxien erschloß sich mir nicht sofort, so dass ich sie zwar sofort sah aber erst noch trennen wollte wo nichts mehr zu trennen war, die Mitglieder stehen schon ein Stückchen auseinander, das kam auf der Karte nicht ganz rüber. Bei Jan im 16er wurde mir das dann klar. Auch eine wunderschöne Gruppe, die den 8"er nicht überfordert hat.

Zwischendurch mal ein bisschen die Beine vertreten und bei Basti am Nachbarteleskop einen saftigen M51 beobachten, das wird dann auch noch an den anderen Geräten gemacht - die vielen Knoten in den Spiralarmen sprechen eine klare Sprache: Heute wurde was richtig gemacht am Himmel! Ein Blick in Richtung UMi sagt auch, dass wir hier eine echt transparente Nacht haben, der 6,2er springt einen sofort an und mit etwas Geduld komme ich auf gut 6m4 Grenzgröße, im Zenith mag sie sogar darüber gelegen haben. Allein am Horizont ist etwas Dunst. Es ist schon erstaunlich kalt für Aprik, etwa -3° und die volle Winterkleidung ist am Körper und sorgt für das nötige Durchhaltevermögen.

Die Kette in Virgo beobachte ich natürlich trotzdem noch durch bis M88 die bereits in Coma Berenices liegt. Ich verlängere die Kurve noch über NGC 4516 bis M91. Im Sternbild Coma besuche ich dann noch ein altbekanntes und immerwieder überraschendes Pärchen: Nahe Alpha Coma und damit eigentlich nicht zu übersehen liegen zwei Kugelsternhaufen in einem (Übersichts) Gesichtfeld die unterschiedlicher nicht sei können obwohl sie sogar ähnliche Nummern haben.

M53 ist natürlich ein heller, schön aufzulösender Kugelsternhaufen wie man ihn vielfach aus dem Messierkatalog kennt. Am Gesichtsfeldrand des 24mm Okulars sieht man mit NGC 5053 ein wesentlich schwächerer Vertreter. Zwischen 8m33 und 9m8 mögen auf dem Papier keine gigantischen Unterschiede bestehen aber durch die sehr schwache Konzentration des NGC Haufens ist der Kontrast schon sehr auffällig.

Die Sommermilchstraße erhebt sich langsam im Osten über den Horizontdunst, der aber langsam etwas höher kriecht, sehr zufrieden lehnen wir uns auf den Stühlen zurück und lassen die Ruhe auf uns wirken, nur unterbrochen vom Schnarchen der Zusammengebrochen und dem Surren der Unbelehrbaren. Gegen halb drei mache ich es mir dann doch auf meinem Feldbett bequem (und es ist in der Tat bequem!).

Der Morgen kommt früh mit der natürlich nun ausgeschlafenen Tochter die voller Tatendrang um kurz nach Sieben in die noch eisbedeckte Morgenkälte springt. Nach einem wärmenden Kaffee und einfachen Frühstück kommen die weiteren Protagonisten aus ihren Zelten und Autos und neben etwas Fachsimpelei machen wir uns nochmals auf die Socken um ein wenig die wunderschöne Natur der Umgebung zu genießen. Nach dem Mittagessen machen wir uns dann aber ob der Prognosen und der nach Fahrplan aufziehenden Bewölkung auf den Nachhauseweg. Es war kurz, ja - aber selten hat von Anfang bis Ende alles gepasst und einmal mehr war es der Vogelsberg der mir genau das gegeben hat was ich bei diesem Hobby suche: Tiefe Einblicke in einen beeindruckenden Himmel, nette Gleichgesinnte um mich herum und nah an einer wunderschönen Natur zu sein.

Ans Ende stelle ich noch einige Eindrücke des Frühlingstreffens.







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