Mittwoch, 9. Oktober 2013

Probleme mit Helligkeitsangaben in verschiedenen Katalogen


Ein großes Problem auf das man irgendwann stößt wenn man sich abseits des Messierkatalogs und den hellen NGC Objekten bewegt ist, dass nicht nur die Positionsdaten sondern auch die Helligkeitsangaben der Objekte extrem schwanken können.

Während dem visuellen Beobachter relativ egal sein kann ob sich das Objekt nun ein paar Bogensekunden weiter östlich oder westlich befindet ist die Helligkeitsangabe im Vorfeld schon sehr wichtig! Nur so kann man abschätzen ob das Objekt innerhalb des Leistungsspektrums des eigenen Geräts in Verbindung mit dem Himmel liegt oder "sinnlos" ist.

Wie komme ich nun auf dieses Problem? Bei manchen Vorabrecherchen lasse ich mich einfach in Sternkartenprogramm (im Moment vor allem CNebulaX) treiben und versuche hier und da eine nette Einzelgalaxie oder ein Grüppchen aufzuspüren, anderntags lasse ich mich vielleicht von einem spannenden Beobachtungsbericht inspirieren. Habe ich nun ein oder mehrere Objekte die ich beobachten möchte mache ich mich an die Recherche nach Helligkeiten. Dabei habe sicher nicht nur ich festgestellt, dass sich hier je nach Quelle stellenweise extreme Diskrepanzen ergeben. Wem soll man nun "glauben" was ist "richtig"?

Ein echtes richtig oder falsch lässt sich bei den Helligkeiten schwer ermitteln, bei Positionsangaben ist das einfacher. Der Grund liegt in der Art der Helligkeitsermittlung, der NGC Katalog (korrekt wäre eigentlich einfach "der NGC" zu sagen denn NGC=New General Catalogue) wurde 1888 veröffentlicht, später durch den IC I und IC II Katalog ergänzt und war der letzte große Deepskykatalog, der noch Objekte ohne Ansehen der Objektklasse aufgestellt wurde, alle nachfolgenden waren eben Galaxien- (z.B. PGC oder UGC), PN- (z.B. PK) oder Sternhaufenkataloge (z.B. Berkley, Trumpler). Wie wurden nun die Helligkeiten natürlich fotografisch vermessen und dies kann man in verschiedenen Spektren machen. Während der NGC Katalog weitgehend visuelle Helligkeiten angibt ist das bei anderen Katalogen nicht der Fall! Bei PGC (Principal General Catalogue) und UGC (Uppsala General Catalogue) verwenden bei ihrer Helligkeitsangabe Daten die blauen Platten oder Infrarotaufnahmen, also ein ganz anderes Spektrum als wir mit dem Auge wahrnehmen, hierbei kommen je nach Objekt aber ganz andere Helligkeiten heraus. Diese sind bei den zuletzt genannten allerdings sehr viel genauer, weshalb viele Programme wenn sie auch über Daten von PGC/UGC verfügen klammheimlich nicht nur die genaueren Positionsangaben sondern auch die Helligkeiten übernehmen. Genauso verhält es sich bei Onlinerecherche Diensten wie z.B. Messier45, Simbad oder auch die DSDB, hier ist allerdings in vielen Fällen angegeben auf welche Platten sich die Helligkeit bezieht. 

Hier mal ein Beispiel von POSS I (R) und POSS I (B) - natürlich darf man von den Helligkeitsunterschieden nicht automatisch auf visuelle Unterschiede schließen, dafür gibt es zu viele Unterschiede bei den Objekten selber und der Aufnahmetechnik:



 

Das ganze mal in Form eines Beispielobjekts:

NGC 1267, eine schwächere kleine Galaxie in Perseus, die Teil des Galaxienhaufens Abell 426 ist. Nun kamen mir bei meiner Vorabrecherche (übrigens auch bei allen anderen Galaxien dieses Haufens, aber 1267 war die extremste) viele verschiedene Helligkeiten entgegen gepurzelt:

CNebulax (die Daten basieren (angeblich?) auf dem RGNC/IC von Wolfg ang Steinicke): 14m1

Messier45.com: 13m

SIMBAD: 15m4


Während bei Simbad durch den Eintrag schnell ersichtlich wird, dass es sich hier um eine blaue Aufnahme handelt, muss man bei den anderen Quellen etwas suchen, Jörn machte mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam, dass auch dort die Quellen der Helligkeitsbestimmungen zu finden sind: CNebulaX hat sowohl fotografische als auch visuelle Helligkeiten aus dem Katalog übernommen, wählt aber per Default erst einmal nur die fotografischen aus, hier muss ich selber noch forschen wie man das umstellen kann. Messier45 codiert die Quelle in Form des Buchstabens (v,p, b,j). Dr. Steinicke erklärt selbst, dass die Helligkeiten erheblich differieren können, im RNGC wurden lückenhafte oder offensichtlich falsche Helligkeitsangaben entweder durch die Sichtung diverser fotografischer Platten ergänzt und im Fall der visuellen Helligkeiten werden diese auf Grundlage des Galaxientyps und Literaturangaben berechnet!

Ein weiterer Knackpunkt, den man nie unterschätzen darf: Helligkeitsangaben sind meist nur integrierte Helligkeiten über die gesamte Fläche. Das heißt bei gleicher Helligkeit wird eine größere Galaxie sehr viel schwächer aussehen, weil sie Helligkeit auf eine größere Fläche verteilt, deshalb gibt es auch des Öfteren die zweite Angabe Flächenhelligkeit (mag/arcmin²). Das kann schon einen guten Hinweis auf die Beobachtbarkeit geben, wieder ein Beispiel:

Messier 33: Helligkeit (V) - 5,7mag
Messier 51: Helligkeit (V) - 8,1mag

Auf den ersten Blick scheint klar zu sein welche Galaxie einfacher zu sehen ist, bezieht man jedoch die Fläche der Galaxien mit ein kommt man zu anderen Ergebnissen:

Messier 33: Größe 70'x40' -> 14m/arcmin²
Messier 51: Größe 11,2'x6,9' -> 12,7m/armin²

Je kleiner die Galaxien werden, desto eher kann man sich auf die integrierten Helligkeiten verlassen aber eben auch nicht durch die Bank weg, so gibt es auch Galaxien, die ein im Verhältnis zum Kern recht großen und mitunter extrem schwachen Halo besitzen, hier kann man sowohl die integrierte als auch die Oberflächenhelligkeit nicht uneingeschränkt heranziehen wenn es auf die Sichtbarkeit ankommt, das helle Zentrum ist womöglich trotz schwacher Helligkeitsangaben durchaus zu sehen. Eine Hilfe ist hier sicher immer mal einen Blick auf die Fotos des DSS zu werfen.

Auf was soll man sich nun stützen? Meine ehrliche Meinung ist, dass wenn wir uns in Grenzbereichen bei der Objektwahl bewegen und wenig bis keine Berichte von anderen Beobachtern zu finden sind, dann bleibt nichts anderes übrig sich einfach nach allen Seiten schlau zu machen und die unterschiedlichen Helligkeiten zu notieren und es dann einfach zu VERSUCHEN! Oft wird man überrascht, manchmal auch sicher enttäuscht, aber wer es nicht versucht wird in jedem Fall nichts sehen.

Ich danke Jörn für die zahlreichen Tipps und die tiefer gehende Recherche, die mich den Artikel nochmal an einigen Stellen ergänzen ließen! Siehe auch sein tiefgreifender Artikel zum Thema Flächenhelligkeit im folgenden Anhang.

Quellen und weiterführende Links:

Digital Sky Survey

SIMBAD

Messier45.com

NASA/IPAC Extragalactic Database

Revised NGC/IC von Dr. Wolfgang Steinicke

Wikipedia



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