Dienstag, 1. August 2006

Etwas mehr optische Theorie

Nach fast zehn Jahren (Urfassung dieses Textes) entspricht dieser Artikel nicht mehr meinen eigenen Qualitätsanforderungen, er bleibt zwar zunächst unverändert verfügbar, ich empfehle aber dringend stattdessen die Ausführungen im neu überarbeitetem Artikel "Das Teleskop: Aufbau & Erläuterungen" sowie die dort verlinkten tiefergehenden Artikel zu diesen Themen zu lesen.

Auch hier will ich nicht so weit ins Detail gehen dass man ein Mathematik- oder Physikstudium zum Verstehen braucht, aber ich möchte etwas näher auf einige wichtige Grundbegriffe und die Funktionsweise verschiedener Teleskopsysteme eingehen.

Einige wichtige Grundbegriffe

Das Öffnungsverhältnis - Dies gibt eigentlich nur das Verhältnis von Öffnung zur Brennweite an, also beispielsweise 900mm Brennweite / 90mm Öffnung ergibt ein Öffnungsverhältnis von f/10. Bei Teleskopen spricht man auch landläufig von "schnellen" und "langsamen" Öffnungsverhältnissen. Als schnell wäre so zum Beispiel ein 102/500 Teleskop mit f/5 zu bezeichnen während oben genantes Beispiel mit f/10 ein langsames System ist. Was macht nun den Unterschied. Da kommen wir zum nächsten wichtigen Begriff der so genannten Austrittspupille - kurz AP. Die AP ist der Durchmesser des Bildes der das Okular Richtung Auge verlässt. Sie hängt direkt von der Öffnungszahl des Teleskops und der Brennweite des eingesetzten Okulars zusammen: AP (in mm) = Okularbrennweite / Öffnungszahl.

Warum ist dies nun so wichtig? Das menschliche Auge hat seinerseits eine Eintrittspupille die i.d.R. nie größer als 7mm werden kann (bei optimaler Dunkeladaption), bei manchen Menschen, gerade bei steigendem Alter kann dieser Wert auch abnehmen. Ist die AP die aus dem Okular ins Auge trifft also höher als 7mm wird Helligkeit verschenkt, da das Auge gar nicht in der lage ist, das größere Bild auf die Netzhaut zu leiten. Ein Beispiel: Ein Teleskop hat ein Öffnungsverhältnis von f/5, setzt man ein 32mm Okular ein beträgt die AP 6,4mm also schon sehr nah am Wert der sinnvollen AP. Ist das Öffnungsverhältnis also "schnell" können größere Austrittspupillen mit kleineren Okularbrennweiten erreicht werden als bei langsamen Geräten. So ist es bei Öffnungverhältnissen von sagen wir einmal f/12 praktisch unmöglich mit verfügbaren Okularen eine maximaler AP von 7mm zu erreichen, die Okularbrennweite müsste 84mm betragen! Auch eine untere Grenze gibt es bei der AP, er liegt um die 0,6mm und durch ihn errechnet man auch die maximale sinnvolle Vergrößerung. Grundsätzlich sind hohe AP nur unter dunklem Himmel sinnvoll, da der Himmelshintergrund ansonsten zu hell erscheint und das Sehen von schwachen Objekten erschwert oder gar verhindert. Hohe AP ins also bei Beobachten von schwachen Objekten (wie Galaxien oder Nebel) sinnvoll während bei hellen Objekten wie konzentrierten Kugelsternhaufen oder auch Planeten eine kleinere AP sinnvoller ist.

Nicht verschwiegen werden darf, dass schnellere Öffnungsverhältnisse auch bessere Okulare erfordern, da bei ihnen optische Fehler stärker zu Tage treten und nur durch hochwertige (und meist sehr teure) Okulare die Bildschärfe (insbesondere am Bildrand) gewährleistet wird. So merke ich bei meinem 90/500 FH Refraktor mit einem Öffnungsverhältnis von f/5,5 schon beim Einsatz meiner Plösslokulare, dass die Sterne am Bildfeldrand nicht mehr punktförmig sondern verzerrt sind.

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Teleskop-Typen

1.) Refraktor - Linsenteleskop

Fragt man einen Laien was er sich unter einem Teleskop vorstellt wird er in den meisten Fällen das klassische Linsenteleskop beschreiben. Man unterscheidet bei Linsenteleskopen zwischen verschiedenen optischen Designs. Das allererste Teleskop war ein einfacher chromatischer einlinsiger Refraktor mit einem ganz erheblichen Farbfehler.

Wie kommt nun dieser oben erwähnte Farbfehler zustande?

Das Objektiv bringt die Lichtstrahlen in einem Brennpunkt zusammen, allerdings muss es dies für verschiedene Farben tun und durch die unterschiedlichen Wellenlängen des Lichts können einfache Linsen diese Brennpunkte nicht nah genug an einander bringen, dadurch treten Farbsäume auf und das Bild wirkt mitunter etwas unscharf. Die Frauenhofer oder auch Luftspaltachromaten schaffen es schon recht gut den Farbfehler auf ein erträgliches Maß zu senken, er ist aber definitiv zu sehen und zwar um so stärker und auch störender um so schneller das Öffnungsverhältnis ist. Heutzutage sind achromatische Objektive der Standard und im Einsteigerbereich üblich. Darüber hinaus gibt es ED-Refraktoren (manchmal auch als Halb-APOs angepriesen), dies sind Linsenteleskope die durch die Kombination spezieller Glassorten den Farbfehler minimieren, sowie die äußerst teuren und meist sehr hochwertigen Apochromaten (APO) die praktisch keinen Farbfehler mehr aufweisen. Die unterschiedlichen Farbfehler sind unten anhand von Mondfotos demonstriert, der kurzbrennweitige Fraunhofer produziert den auffälligsten, während der langbrennweitige FH schon weniger Farbsäume produziert und der APO praktisch farbfehlerfrei ist. (Die Fotos sind nicht 100% aussagekräftig, da sie unter verschiedenen Bedingungen zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen worden sind.)

Refraktoren bieten in der Regel mehr Kontrast und eine feinere punktförmige Sternabbildung (gute Qualität von Objektiv und Okularen vorrausgesetzt). Bis 6" (150mm) sind Refraktoren üblich und sofern man sich keinen Apochromaten kauft auch noch erschwinglich, sie sind dann aber schon recht unhandlich und benötigen eine sehr stabile Montierung. Im untersten Preissegment ist der berühmte Lidl-Refraktor ein beliebtes Einsteigergerät, das 70/700 FH Teleskop ist auf einer beinahe ausreichend dimensionierten Astro-3 Montierung montiert und kostet nur etwa 70€ - er bietet einen schönen Einstieg, in dieser Preisklasse wird man definitv nichts finden was qualitativ auch nur annähernd an den "Lidl" heran kommt. 

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2.) Newton-Spiegelteleskop

Der Newton ist das klassische Spiegelteleskop. Hauptbestandteile sind der Haupstspiegel und der Fangspiegel. Der Einblick erfolgt durch den vorne seitlich angebrachten Okularauszug (OAZ). Das Licht fällt zunächst auf den Hauptspiegel am hinteren Ende des Tubus, von dort werden die Lichtstrahlen auf den um 45° gegen die optische Achse geneigten Fangspiegel geworfen von wo aus das Licht in den OAZ geleitet wird. Bei einigen Teleskopen wird die Brennweite durch eine Linse vor dem OAZ künstlich verlängert, man spricht vom katadioptrischen Newton. Dieses System ist in der Preisklasse von Einsteigergeräten nicht zu empfehlen weil die Qualität meist stark zu wünschen übrig lässt und zum anderen weil die nötige Justage äußerst schwierig ist. Der Fangspiegel ist an der Fangspiegelspinne aufgehängt, diese besteht aus vier, manchmal auch nur drei und bei sehr billigen Teleskopen auch nur aus einer Streben. Durch den Fangspiegel im Strahlengang wird das Bild abgeschattet, man spricht von Obstruktion. Diese Abschattung kostet Kontrast, weshalb versucht wird die Obstruktion möglichst niedrig zu halten. Ein Vorteil von Spiegelteleskopen ist unbestritten der im Vergleich zu Refraktoren günstigere Preis bei gleichzeitig größerer Öffnung und damit mehr Lichtsammelvermögen. Auch sind Spiegel mit großer Öffnung inzwischen recht erschwinglich zu bekommen, so kosten Spiegelteleskope mit 8" (um die 200mm) Öffnnung inzwischen etwa soviel wie Linsenteleskop mit nur 4" (um die 100mm), jeweils ohne Montierung bzw. einfacher Dobsonmontierung und in der einfacheren Qualitätsregion. Womit sich jeder Benutzer eines Newtons befassen muss (lieber früher als später) ist das Thema Justage bzw. Kollimation. Dazu empfehle ich die Seite von Ekkehard Grohs, dort findet sich eine sehr gut verständliche Anleitung. Durch ihre meist größere Öffnung und dem damit einhergehenden höheren Gewicht benötigen sie eine ausreichend dimensionierte Montierung um wackelfreies Beobachten zu ermöglichen. Eine sehr einfache und gleichzeit geniale Art der azimutalen Montierung bei Newtons ist die sogenante Dobsonmontierung, eine Holzbox die so genannte Rockerbox in die der Tubus eingehängt wird. Die Nachführung erfolgt beim Dobson per Hand, eine motorische Nachführung ist zwar mit einigem Aufwand (und Kosten...) möglich aber eigentlich unüblich, der Dobson ist somit ein Teleskop das mehr auf visuelle Beobachtungen ausgelegt ist. Ob man mit dieser Art der Montierung zurecht kommt kann man meiner Meinung nach nur durch Ausprobieren bei anderen Sternfreunden mit solchen Geräten herausfinden. Entscheidenter Vorteil der Dobsons ist, dass die Kosten zu 90% in die Optik fliessen und somit bessere oder größere Spiegel erlauben. So kostet ein Spiegel mit 114mm Öffnung auf einer ordentlichen Montierung schon genausoviel wie ein Dobson mit 200mm Öffnung oder anders ausgedrückt: Um einen 200mm Spiegel stabil parallaktisch zu montieren muss man mindestens einige Hundert Euro in eine ausreichende Montierung investieren. Natürlich gibt es auch beim Newton optische Nachteile, einer ist mit der Obstruktion durch den Fangspiegel schon genannt. Ein anderer sind Abbildungsfehler durch den Spiegel wie beispielsweise Koma - dabei bekommen Sterne am Bildrand Schweife und sind nicht mehr punktförmig, durch sehr genaue Justage kann man das Koma auf ein Minimum reduzieren und oftmals ist auch das Okular (mit) Schuld an unsauberen Sternabbildungen. "Abschalten" kann man das Koma aber nur beim Einsatz von (teuren) Komakorrektoren oder gänzlich andere optische Spiegelsysteme bei denen die Koma durch Linsen korrigiert wird.
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3.) Schmidt-Cassegrain Teleskop
Das Schmidt-Cassegrain-Teleskop (kurz SCT) besitzt neben Spiegeln auch Linsen im Strahlengang und zählt deshalb zu den Katadioptern. An der Öffnung des Teleskops sitzt eine Korrektorplatte, eine so genannte Schmidt-Platte. An ihr ist auch der Fangspiegel befestigt der die vom Hauptspiegel reflektierten Lichtstrahlen durch ein Loch in der Mitte des Hauptspiegels zum Okular leitet. So besitzt dieser Teleskoptyp das selbe Einblickverhalten wie ein Linsenteleskop. Die Korrektorplatte korrigiert Bildfehler des Spiegels. Durch den doppelten Strahlengang durch den Tubus sind diese Teleskope trotz ihrer langen Brennweite sehr kompakt, allerdings auch nicht ganz billig. Es gibt noch viele weitere Abarten ähnlicher Teleskopsysteme, ich will sie nur kurz erwähnen weil sie alle ähnlich aufgebaut sind. Makustov Teleskope haben eine dickere meniskusförmige Korrektionsplatte, der Sekundärspiegel ist dafür Teil der Korrektorplatte und nicht verschraubt (sie sind mitunter schon sehr günstig zu bekommen). Wie es ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop gibt, so gibt es auch nur Schmidt- bzw. Cassegrainteleskope. Schmidteleskope sind einfache Newtons mit Korrektorplatte während Cassegrain-Teleskope, keine Korrektorplatte besitzen aber den selben Strahlengang wie das SCT. Es gibt noch einige andere mit leichten Variationen, neu im Amateursektor sind die Ritchey-Chrétien-Teleskope, die von außen kaum von einem SCT zu unterscheiden sind, aber ein besseres Bild liefern soll und erheblich teurer ist...
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[Quellen] Dieser Artikel basiert auf meinen Erinnerungen an alles was ich jemals zum Thema in diversen Büchern gelesen habe, die Formel zur AP-Berechnung, sowie die Inspiration zu den von mir erstellten Grafiken habe ich aus dem dtv-Atlas zur Astronomie von 1973 - Sollte ich grobe Fehler in den Text eingebaut haben, bitte ich um Feedback zur Korrektur :-)

Beobachtungsbedingungen & Verbesserungen, Tuning

Dieser Artikel bedarf einer Überarbeitung oder Neufassung, zwar sind nach wie vor keine falschen Angaben zu finden, jedoch sehe ich ihn nach knapp zehn Jahren nicht mehr als tiefgehend genug an, ihr dürft ihn trotzdem weiterlesen, jedoch erfahrt ihr mehr zu diesem Thema im neueren Artikel "Die Wahl des richtigen Beobachtungsplatzes"

Auf dieser Seite möchte ich noch ein paar Tipps geben wenn die Beobachtungserfolge sich nicht so recht einstellen wollen und erklären was man selbst tun kann um Verbesserungen zu erreichen.
Beginnen wir mit dem wahrscheinlich allerwichtigsten Punkt:

Beobachtungsbedingungen

Man kann sie gar nicht hoch genug einschätzen, die Umgebungsbedingungen bei astronomischen Beobachtungen. Viele meinen, dass ein großes oder teures Gerät der Garant für erfolgreiche Beobachtungen ist - ein Trugschluss, bei schlechten Umweltbedingungen sieht man mit einem großen Gerät mitunter weniger als mit einem kleinen Einsteigergerät unter Idealbedingungen. So spricht man auch vom Gewinn an Größenklassen (Helligkeitsklassen) die man durch den Einsatz einer bestimmten Teleskopöffnung zu den mit freien Auge sichtbaren Sterne addiert, man kann sich also leicht vorstellen was ein Unterschied von sagen wir mal zwei Größenklassen an fehlender Öffnung kompensieren kann bzw. bei vorhandener Öffnung beschneidet.

Was zählt alles zu den Umgebungsbedingungen:

1.) Transparenz des Himmels: Ein klarer Himmel ist äußerst wichtig, das heißt dass die Luft möglichst dunstfrei sein sollte, Hochnebel und dergleichen sind Gift für erfolgreiche Beobachtungen, am besten kann man die Transparenz vor Sonnenuntergang einschätzen, ist der Himmel in Horizontnähe gräulich-blau spricht das für eher weniger gute Transparenz, sind die Himmelsfarben klar und kräftig bis zum Horizont kann man mit einer guten Transparenz rechnen, leider können auch hier die Bedingungen innerhalb weniger Stunden umschlagen.

2.) Dunkelheit: Nachts ist es dunkel - wirklich? Meist kann man erst wenn man einmal unter wirklich dunklem Landhimmel gestanden hat einschätzen wie schlecht mitunter die Bedingungen unter aufgehelltem Himmel in bewohnten Gebieten sind. Die Dunkelheit des Himmels kann man auch messen, die meiner Meinung nach beste Methode (es gibt aber unterschiedliche) ist die "Faintest Star" (schwächster Stern) Methode. Dazu nimmt man sich für einen bestimmten Himmelsbereich eine sehr detaillierte Sternkarte in der die Helligkeiten vor und ermittelt welchen Stern man noch mit bloßem Auge erkennen kann. Damit hat man die Qualität des Himmels schon ganz gut eingeschätzt. Hat der schwächste noch sichtbare Stern eine Helligkeit von bspw. 5,7mag sagt man fst 5,7m. Die sichtbare Grenzgröße kann je nach Standort und sonstigen Bedingungen sehr stark schwanken - mitten im Großstadtdschungel sieht man mitunter keinen einzigen Stern, während man in tiefster Abgeschiedenheit in Afrikas Grenzgrößen von bis zu 7,5mag erreichen kann. Grundsätzlich gilt, dass man einen möglichst dunklen Standort aufsuchen sollte, außerhalb von geschlossenen Ortschaften möglichst weit von diesen entfernt, denn die Lichtglocken größerer Städte sind auch aus Kilometer weiten Entfernung noch störend zu erkennen. Natürlich ist nicht jeder so mobil um unter dunklen Landhimmel zu fliehen aber auch dann sollte man sich einen möglichst dunklen Ort suchen, der in der Nähe ist (vielleicht ein Park oder ähnliches) und auch darauf achten dass keine Lichtquellen direkt sichtbar sind, da diese die Dunkeladaption zerstören. Das Auge braucht in etwa eine halbe Stunde in absoluter Dunkelheit um sich optimal anzupassen. Achtet einfach mal darauf, nach einiger Zeit ohne Blendung seht ihr mehr Sterne als gleich zu Beginn der Beobachtung. Einzig und allein schwaches rotes Licht stört die Dunkeladaption nicht, deshalb dürfen auch nur rote (z.B. mit Folie abgedunkelte) Lampen verwendet werden. Auch darf man nie vergessen was der Mond mit der Himmelshelligkeit anrichten kann, will man schwache Objekte beobachten ist die beste Zeit um Neumond!

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3.) Seeing - Das Seeing gibt die Luft(un)ruhe an, die verschiedenen Luftschichten wabern und bewegen sich, das verhindert das Erkennen von Details und kommt am ehesten am Mond, den Planeten und der Trennung von Doppelsternen zum Tragen. Auch hier kann man selbst etwas tun auch wenn man natürlich nichts am Seeing selber ändern kann. Wenn nachts die Luft abkühlt ist das Seeing besonders über Beton und Häusern am stärksten, da diese die Wärme länger speichern, deshalb gilt auch hier, am besten raus aus bewohntem Gebiet und auf Feld oder Wiese. Auf der Seite meteoblue der Universität Basel gibt es eine erstaunliche genaue Seeing-Vorhersage. Wichtig ist auch nie aus der Wohnung heraus oder über Schornsteine hinweg zu beobachten da dort das lokale Seeing extrem schlecht ist. Grundsätzlich sollte man warten bis das zu beobachtende Objekt seine maximale Höhe am Himmel erreicht, denn in Zenitnähe ist das Seeing meist besser, weil das Licht so nur einen vergleichsweise kurzen Weg durch die Atmosphäre hat.

Fazit: Wer unter dunklem klaren Himmel beobachtet sieht immer mehr als unter aufgehelltem oder dunstigen Himmelsbedingungen. Manchmal entscheiden schon wenige Kilometer darüber ob man bestimmte Objekte sehen kann oder nicht. Deshalb darf man nicht verzagen wenn man mit seinem neuen Gerät auf Anhieb keinen Erfolg hat, auf der anderen Seite bleibt auch für kleine Geräte die Hoffnung unter sehr guten Bedingungen mehr zu sehen als bei durchschnittlichen und man darf natürlich nicht viel erwarten wenn man schwache Nebel oder Sternhaufen bei hellem Mondlicht beobachten will...

Tuning und Verbesserungen am Teleskop

Da man an den Bedingungen seiner Umwelt praktisch nichts ändern kann, außer dass man versuchen kann ihnen zu entfliehen kann man auch am Gerät selber einige Verbesserungen vornehmen um die Leistung zu verbessern. Einiges kann man mit wenig handwerklichem Geschick selber machen. Wenn man sich die eine oder andere Maßnahme nicht zutraut sollte man es im Zweifel lieber lassen oder jemanden mit Erfahrung um Hilfe bitten.

Am Teleskop selber ist eine beliebte und einfache Maßnahme den Tubus mit so genannter (schwarzer) Veloursfolie auszukleiden. Damit wirkt man der meist schlechten Schwärzung der Tuben entgegen, einfallendes Streulicht kostet dann einiges an Kontrast und der Unterschied fällt beim Beobachten in der Regel sofort auf. Die Folie ist im Baumarkt oder auch im Internet für ein paar Euro erhältlich. Da man dafür normalerweise die optischen Komponenten auseinander- bzw. ausbauen muss sollte man sehr sorgsam damit umgehen und sie während dem Umbau sorgsam, sauber und staubfrei lagern. Die Seite binoviewer.at enthält viele Tipps und Anleitungen zum Thema Umbau und Tuning. Dort findet man auch Berichte über die Verbesserung der Stabilität von einfachen Montierungen.

Einfache Einsteigergeräte kranken meist an zwei grundlegenden Problemen, zum einen eine unterdimensionierte Montierung und zum zweiten, schlecht verarbeitete oder unpassende Okulare. Auch durch den Einsatz höher wertige Okulare kann man noch einiges an Leistung aus dem Gerät kitzeln. Jetzt stellt sich natürlich die Frage welche Okulare man sich zulegen sollte. Nicht leicht zu beantworten - wirklich gute Okulare kosten mitunter ein Vielfaches des Teleskoppreises! Meist reicht es schon ein paar Plössl-Okulare zu kaufen, diese sind schon besser als die meist mitgelieferten einlinsigen Huygens oder Kellnerokulare. Für um die 25€ gibt es immer mal wieder zwei (Super)Plösslokulare als Set.

Die Montierung - Aufbau & Ausrichten


In diesem Artikel gehe ich nur auf die parallaktische Montierung ein, denn die azimutale Montierung ist m.E. selbsterklärend und weißt bei weitem nicht so viele Stolpersteine auf. Ebenso gehe ich nicht auf das Einstellen von Objekten mithilfe der Teilkreise ein, weil dies für den Neueinsteiger wohl eher erstmal zu kompliziert ist...

Die Montierung wird bei Einsteigergeräten gerne etwas unterdimensioniert an den Käufer gebracht, ist aber ebenso wichtig für erfolgreiche und vor allem spaßbringende Beobachtungen wie die Optik selber. Eine zu schwache Montierung führt unweigerlich zu Frust beim Beobachten, weil das Gerät bei jeder Berührung (Fokkusieren, Nachführen) furchtbar wackelt und erst nach einigen (auch mal vielen) Sekunden wieder zu Ruhe kommt, dadurch wird das Scharfstellen zum Ratespiel und das Beobachtungsobjekt ist unter Umständen bei höheren Vergrößerungen schon aus dem Blickfeld gewandert.

Welche Montierungen für welches Gerät geeignet sind könnt Ihr z.B. in Armins Tabelle nachschlagen, oder fragt direkt zum geplanten Gerät in einem der bereits genannten Astronomieforen, oder direkt bei Sternfreunden vor Ort. Meist werden kleine Einsteigergeräte wenn sie parallaktisch montiert sind auf einer EQ-1, EQ-2, Astro-3 oder deren Derivaten angeboten.

Nun aber zur Praxis, zunächst zeige ich anhand einiger Grafiken welche Teile zu einer typischen parallaktischen (auch äquatoriale oder Deutsche Montierung genannt) Montierung gehören.

Der "Clou" bzw. der Zweck einer parallaktischen Montierung besteht darin, die Erddrehung auszugleichen, dies geschieht je nach Ausstattung entweder durch manuelles Drehen an der Feinverstellung der Rektazensionsachse (Stundenachse) oder durch einen an diese adaptierten Nachführmotor. Um in den Genuss dieses Vorteils zu kommen muss das Teleskop bzw. die Montierung zunächst korrekt ausgerichtet werden, ich bin ganz ehrlich und sage dass ich da am Anfang erhebliche Schwierigkeiten hatte und die Anleitung des Einsteigerteleskops nicht unbedingt alle Fragen beantwortete...
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Nebenstehende Grafik zeigt eine Montierung sozusagen in "Nullstellung". Die Rektazensionsachse (RA) wird auch Stundenachse genannt. Diese Achse wird genau auf den Himmelspol ausgerichtet (siehe unten). Sie ist somit parallel zur Erdachse ausgerichtet.
Die Deklinationsachse (DE) zeigt an wie weit ein Objekt vom Himmelsäquator entfernt ist, dies wird in Grad angegeben.
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Die Grafik Nummer 2 zeigt einige Bezeichnungen der wichtigsten Teile einer äquatorialen Montierung. Was es mit den einzelnen Teilen auf sich hat wird im Folgenden einzeln erklärt.

Ausrichtung der Montierung

Als erstes löst man die Feststellschraube für die Ausrichtung der Montierung, sie lässt sich nun praktisch komplett im Kreis drehen. Die RA-Achse wird nach Norden ausgerichtet, das kann man entweder mit einem einfachen Kompass machen, wobei mein Tipp dazu ist zuerst die Himmelsrichtung zu ermitteln und sich einen markanten Punkt zu merken, da der Kompass durch die Montierung beeinflusst werden kann. Einfacher ist es wenn man Polaris, den Polarstern anpeilt sofern man seine Position kennt und freien Blick hat.
Nun schraubt man die Polhöhenstellung nach Lösen der Feststellschraube auf den Breitengrad seines Standortes in der Grafik unten auf 50°. Im Optimalfall sollte man nun beim Blick durchs Teleskop Polaris sehen. Ansonsten muss man korrigieren bis er mittig im Gesichtsfeld steht, wichtig hierbei ist, dass der Teleskoptubus parallel zur RA-Achse montiert ist. Bessere Montierungen haben einen (manchmal beleuchteten) Polsucher, in dem man dann direkt die Position von Polaris durch die Stundenachse prüfen kann. Einsteigergeräte mit ihren kleineren Montierungen verzichten in der Regel auf sie...
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Nun ist die parallaktische Montierung ausgerichtet und bereit manuell oder automatisch nachgeführt zu werden, d.h. die Erddrehung auszugleichen, so dass ein im Okular beobachtetes Objekt nicht aus dem Blickfeld wandert.
Wichtig beim Einstellen von Objekten ist nun, dass die Feststellschrauben aller Achsen angezogen sind, nur so funktioniert die Feinbewegung über die flexiblen Wellen richtig.

Ausbalancieren der Gegengewichte

Um eine gute Funktion der Montierung zu gewährleisten muss das montierte Teleskop mit den Gegengewichten gut ausbalanciert sein, eigentlich eine eher leichtere Übung die ich in nachfolgender Grafik noch mal darstelle.
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Die als Balance I benannte Austarierung erreicht man durch Verschieben des Tubus in den Rohrschellen bis das Teleskop bei geöffneter DE-Achsenklemmung in der Horizontalen bleibt. Durch das Verschieben der/des Gegengewichts(e) auf der Gegengewichtsstange erreich man die Balance II, wenn das Teleskop nicht mehr bei geöffneter RA-Achsenklemmung zur Seite kippt. Somit ist das Teleskop ausbalanciert.

Das Teleskop: Aufbau & Erläuterungen

Was ein Teleskop ist, davon hat jeder so seine Vorstellung. Manche die man hat, bevor man sich tiefer mit dem Thema beschäftigt, sind erstaunlicher Weise gar nicht richtig, hier möchte ich auf einige grundlegende Teile eines Teleskops und verschiedene Systeme eingehen.

Grundlegendes

Ein Teleskop vergrößert Dinge die weit weg sind - so die landläufige Meinung. Das leisten Teleskope in der Tat aber es ist in der Astronomie wider Erwarten NICHT das wichtigste Kriterium. Ein astronomisches Teleskop hat die Aufgabe Licht zu SAMMELN um schwache Objekte am Himmel für das Auge sichtbar zu machen. Doch dazu später mehr...

Wenden wir uns einigen verschiedenen Teleskoptypen zu, der Einfachheit halber gehe ich hier grob in der Reihenfolge der historischen Entstehung vor

a.) Der Refraktor / Linsenteleskop

Beim Linsenteleskop wird das eintreffende Licht durch das Objektiv und durch den Tubus zum Okular geleitet wird. Es war zu Zeiten Galileo Galileis das erste optische Hilfsmittel mit dem der Himmel beobachtet wurde. Entwickelt wurde es 1608 in den Niederlanden und gelangte von dort nach Italien wo Galilei es mutmaßlich als erster Mensch in Richtung Nachthimmel richtete. Natürlich wurde auch dieser Teleskoptyp im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Refraktoren endgültig vom nur wenig später erfundenen Newton-Teleskop, zumindest im professionellen Bereich endgültig abgelöst.

Bis heute erfreuen sich die Refraktoren großer Beliebtheit, sicher auch zu einem großen Teil dem Umstand geschuldet, dass sie der landläufigen Auffassung der meisten Laien von einem "Fernrohr" entsprechen. Vom kleinen 30mm Spektivröhrchen bis zu 150mm großen schweren Refraktoren trifft man sie im Amateurbereich in einer schier unübersichtlichen Breite an verschiedenen Bauformen und Preisklassen an. Es gibt auch Refraktoren die oberhalb von 6" gefertigt werden, sie sind aber meist nur im Besitz von (semi)professionellen Sternwarten und nur selten im Privatbesitz zu finden.

In den vergangenen Jahren erlebte der Refraktor ein großes Revival, da spezielle moderne Formen mit Hilfe von neuartigen Glassorten und Kombinationen von mehreren Linsen den systemimmanenten Farbfehler unter dem die Linsenteleskope seit ihrer Erfindung gelitten hatten, minimieren bis nahezu ausschalten. Diese so genannten Apochromaten (kurz APO) oder auch günstigeren "Halb-" oder ED-Apochromaten schaffen es durch Gläser mit unterschiedlichem Brechungsindex, das durch die Linse gebrochene Licht in allen Farben wieder nah bei einander im Brennpunkt (Auge hinter Okular) in einem gemeinsamen Punkt zu vereinen. Und hier liegt auch schon der erste Knackpunkt dieses Teleskoptyps: Alle Nicht-Apochromaten, namentlich Achromaten oft auch als Fraunhofer (FH) bezeichnet, schaffen dies nicht und produzieren einen unschönen Farbfehler im System, der zu Unschärfe und Detailverlust führt. In früheren Zeiten wurde dem entgegen gewirkt, in dem man die Brennweite im Verhältnis zur Größe der Linse möglichst lang auslegte, dadurch wurde der farbige Saum um helle Objekte gedämpft wenn auch nicht eliminiert. Ein langes Rohr birgt aber wiederum andere Nachteile, so wird es schwer niedrige Vergrößerungen und damit helle Bilder zu erreichen und die Hebelkraft stelle enorme Anforderungen an die Montierung (den Unterbau auf dem das Teleskop bewegt wird).

Also ging man wieder dazu über auch Achromaten in kurzer Bauweise an den Mann zu bringen.
Exkurs: Öffnungsverhältnis

Das Öffnungsverhältnis beschreibt wie der Name schon andeutet das Verhältnis zwischen Öfffnung und Brennweite. Ein 100/1000 Teleskop hat also ein Öffnungsverhälnits (f/x) von 1000:100=10 (Öffnungszwahl), also f/10. Aus der Fotografie hat man die Bezeichnung für "schnelle" und "langsame" Öffnungsverhältnisse übernommen (schnell ~f/3-f/6 langsam ~f/8-f/...).


Der Farbfehler bei den "schnellen" Achromaten steigt natürlich wieder immens an. Refraktoren mit einem "optimalen" Öffnungsverhältnis mit f/12 oder gar langsamer findet man heute kaum noch, die meisten bewegen sich im Bereich zwischen f/5 und f/10.

Beispiel für (blaue) Farbsäume um helle Sterne an meinem Skywatcher 102/500



 Was bleibt zu diesem Teleskoptyp zu sagen?

In meinen Augen sind Refraktoren sofern man einmal die billigsten Kaufhausteleskope mit 50-70mm Öffnung die GAR nichts taugen ausser den Einstieg zu verleiden, Spezialteleskope, die verschiedene interessante Nischen im Hobby Astronomie besetzen können. So zum Beispiel gibt es kompromisslose Großfeldrefraktoren, die mit Einsatz von Nebelfiltern wunderbare Ausblicke auf großflächige Nebel bieten. Einige apochromatische Großfeld Teleskope sind durchaus geeignet, besonders große und ausgedehnte Sternhaufen bestens zu Beobachten. Von beidem gibt es naturgemäß nur einige wenige am Nachthimmel, weshalb ich der Meinung bin, dass diese Geräte eine schöne Ergänzung zu einem allround-fähigen Erstgerät darstellen, aber selber nie alle Bereiche der Astronomie freudvoll erschliessen können. Ein weiterer Anwendungszweck ist die Spezialisierung als Sonnenbeobachtungsteleskop. Nur Refraktoren lassen sich mit einem so genannten Herschelkeil betreiben und H-Alpha Teleskope (die die Sonne im sehr interessanten H-Alpha Spektrum zeigen) sind auch in überwältigender Mehrheit Refraktoren, bei diesen engen Durchlässen von nur einer Wellenlänge des Lichts sind etwaige Probleme mit Farbfehler auch unerheblich weil nur eine Wellenlänge fokussiert werden muss.


Selbstverständlich kann man argumentieren, dass es ja auch Refraktoren mit größerer Öffnung gibt, die auch tiefergehende Deepskybeobachtungen erlauben. Das ist richtig, allerdings kostet schon ein 6" ED(! nicht Voll-) Apochromat um die 5000€ und leistet dabei auch nicht mehr als die nächstgrößere Spiegelteleskopgröße, die jedoch nicht einmal 10% davon kostet. Dazu sind Refraktoren aber besonders leistungsfähig und interessant für Fotografen. Mit einem guten apochromatischen Objektiv lassen sich viele Abbildungsfehler bei der Fotografie die andere Teleskoptypen aufweisen vermeiden. Damit möchte ich Liebhaber klassischer Fernrohre nicht vor den Kopf stossen, im Gegenteil, ich finde auch, dass diese Teleskope ihren Reiz haben, aber sie sind eben für bestimmte Nischen tauglich oder als Liebhaberstücke, nicht aber als Erstteleskop für einen Einsteiger der sich breit für das Hobby interessiert und erstmal möglichst viel sehen und erleben will bevor er sich in die eine oder andere Richtung spezialisiert, so ihn das Hobby dann langfristig fesselt.


Die Taukappe schützt vor einfallendem Streulicht und der frühzeitigen Bildung von Tau bei Nacht. Das Objektiv ist die Linsengruppe, die vorne am Tubus befestigt ist. Dieser ist durch Rohrschellen (manchmal auch durch eine einzelne Schnellkupplung) an der Prismenschiene befestigt, die wiederum mit der Montierung verbunden wird. Dies gilt nur für parallaktisch montierte Teleskope, die einfachere azimutale Montierung ist meist direkt an den Seiten des Tubus befestigt. Auf dem Tubus sitzt (meist verschraubt) der Sucherhalter mit dem Sucherfernrohr. In den Okularauszug den es in drei verschiedenen Größen gibt wird das Zenitprisma und in dieses das Okular eingesetzt. Früher gab es verstärkt 1" Okularauszüge (OAZ) diese sind allerdings veraltet, man bekommt praktische keine Okulare mehr dafür und heutzutage sind sie nur noch in sehr billigen Geräten anzutreffen, 1,25" OAZs sind heute der Standard. 2" Okularauszüge mit Reduzierungsmöglichkeit auf 1,25" sind für Okulare die viel Feld am Himmel zeigen können Pflicht, aber bei den billigsten Geräten meist nicht anzutreffen. An den Fokkusierrädern am OAZ wird die Schärfe eingestellt.  

Fazit: Für eine Vielzahl von Spezialanwendungen sind Refraktoren hervorragend geeignet und es gibt kaum einen ambitionierten Sternfreund, der nicht wenigstens eines dieser Geräte in seinem "Fuhrpark" hat. Echte Liebhaber solcher Geräte finden eine unüberschaubare Anzahl verschiedenster Spezialisten. Im Einsteigerbereich ist aber oftmals nur sehr eingeschränkte  Allroundfähigkeit vorhanden und man erkauft sich die vergleichsweise kleine Öffnung sehr teuer, sowohl was das Geld als auch optische Fehler angeht.


b.) Der Newton/ Spiegelteleskop 

Bereits im Jahre 1688, also gut 80 Jahre nach dem ersten Teleskop überhaupt wurde ein vollständig anderes System von Isaac Newton entwickelt. Seit gut 100 Jahren haben die Spiegelteleskope im professionellen Astronomiebereich die Herrschaft übernommen. Während damalige Großteleskope mit Linsen an die Grenzen des technisch machbaren stiessen, gibt es diese vor allem auf der Durchbiegung der Linsen beruhenden, Probleme beim von hinten gestützen Spiegelteleskop nicht. Dementsprechend sind der Größe kaum Grenzen gesetzt. So blieb der Yerkes-Refraktor von 1897 mit knapp über einem Meter Größe das größte Linsenteleskop der Welt, während die Größe der Spiegelteleskope heute bis auf unglaubliche 8,2 Meter (VLT - Einzelspiegel) bzw 10,4 Meter (Keck I & II - allerdings segmentiert) angewachsen ist.  Auch das Hubbleteleskop ist als Spiegelteleskop konzipiert worden (nicht als klassischer Newton sondern die Spezialform des Ritchey-Chrétien), allerdings musste ihm nach dem Start und den ersten Tests in der Umlaufbahn wegen eines peinlichen Fehlers ein weiteres optisches Element im Orbit angepasst werden um scharfe Bilder zu liefern.

Anstelle einer gekrümmten Glaslinse fällt das Licht auf einen konkaven Spiegel, der das Licht wieder in die Ursprungsrichtung zurückschickt, dort trifft er jedoch einen weiteren Spiegel, den im 45° Winkel angebrachten Fangspiegel in der Mitte der Tubusöffnung, der das gebündelte Licht nunmehr zum an der Seite angebrachten Okularauszug weiterleitet. Der Hauptvorteil, der bei näherer Betrachtung sofort ins Auge springt ist die völlige Farbreinheit dieses Systems. Das Licht wird nicht gebrochen sondern unverändert in Richtung Auge weitergeleitet. Dazu ist ein Spiegel einfacher herzustellen als eine Linse, das macht sie in der Herstellung günstiger, was insbesondere bei größeren Öffnungen zum Tragen kommt. Während selbst ein einfacher Refraktor von 6" Größe schon über 500€ kostet und dabei einen gigantischen Farbfehler produziert kostet ein Spiegelteleskop dieser Größe von ordentlicher Qualität unter 200€ (jeweils ohne Montierung). Ab 200mm (8") sind Spiegelteleskope noch keine 100€ teurer geworden während Linsenteleskope bereits in Bereichen oberhalb von 30.000€ schweben!!


Zwei Spiegelformen sind besonders gebräuchlich, die sphärische (Kugel-) Spiegel und die Parabolspiegel. Kugelspiegel sind wesentlich weniger aufwendig in der Herstellung, eine akzeptable Bildqualität setzt jedoch ein langsames Öffnungsverhältnis von etwa f/8 vorraus, schnellere Kugelspiegel bieten nur unterdurchschnittliche Abbildungsqualität werden im Billigstsegment aber leider trotzdem immer wieder verkauft. Parabolspiegel hingegen leisten auch bei schnellen und schnellsten Brennweiten je nach Qualität und Genauigkeit hervorragende Abbildungen. Teleskope ab 6" bzw einem Öffnungsverhältnis von schneller f/8 sind fast ausschliesslich mit Parabolspiegeln ausgestattet.

Beispiele für typische Parabolspiegel:

150/750 - 114/500 - 130/650 - 200/1200 - 250/1250 - 300/1500

Beispiele für typische Kugelspiegel:

76/700 - 114/900 - 114/500 - 130/900

Nicht verschwiegen werden darf, dass auch ein Newton einen systemimmanenten Abbildungsfehler aufweist: Die Newton Koma. Anders als der Farbfehler, spielt sich diese kometenartige Verzerrung der Sterne vor allem am Gesichtsfeldrand ab und kann durch den Einsatz von geeigneten Okularen gemildert bis nahezu ausgeschaltet werden. Wie auch der Farbfehler beim Refraktor ist die Koma ein Problem, das mit zunehmend schnellerem Öffnugnsverhälnis zunimmt. Während es bei f/8 Teleskopen selbst mit einfachsten Okularen kaum wahrnehmbar ist, wird es bei f/6 offensichtlich und spätestens bei f/5 unübersehbar und bei f/4 zu einem echten Problem. Helfen auch gute Okulare nicht mehr weiter (bei f/4 ist das meist der Fall) dann kann ein zusätzliches korrigierendes Element - der Komakorrektor - Abhilfe schaffen. Das ist allerdings nur bei sehr schnellen (meist sehr großen) Spiegelteleskopen von Nöten. Beim typischen f/6 oder f/5 Gerät reicht es ordentliche Okulare zu nutzen um den Fehler praktisch auszublenden. Alle wichtigen Austrittspupillen (AP) lassen sich mit diesem Öffnungsverhältnis mit gebräuchlichen Okularen gut erreichen.

Exkurs: Austrittspupille AP




Die Pupille unserer Augen öffnet und schliesst sich je nach Umgebungslicht, je größer die (so genannten Eintrittspupille) Pupille, desto mehr Licht kann das Auge aufnehmen (je nach Alter und Person bis etwas über 7mm), das ist besonders Nachts interessant wenn wir bei schlechten Lichtverhälnissen noch etwas erkennen müssen, also genau in der Umgebung in der wir uns mit unserem Teleskop bewegen (bewegen sollten! Siehe "Die Wahl des richtigen Beobachtungsplatzes").

Die Austrittspupille (AP) ist nun das "Gegentstück", die Dicke des Lichtbündels, das aus dem Okular austritt. Sie berechnet sich wie folgt:

AP = Okularbrennweite (mm) : Öffnungszahl
Bsp.: 200/1200 (8"f/6) Teleskop mit 10mm Okular
Öffnungszahl (sie Exkurs oben) = 1200:200 = 6
AP = 10:6 = 1,67mm

In diesem Fall nutzen wir die volle Öffnung unserer Pupillen nicht, wohl aber bei niedrigen Vergrößerungen mit hohen APs. Anhand dieses Wertes kann man auch verstehen warum uns die Bilder in einem größeren Teleskop heller vorkommen als in einem kleinen:

Bsp: 
200/1200 - 10mm Okular f/6 -> AP = 10:6 = 1,67mm
80/1200 - 10mm Okular f/15 -> AP = 10:15 = 0,67mm

Vergrößerung
200/1200 - 10mm Okular -> V=1200(mm):10(mm) = 120x
80/1200 - 10mm Okular -> V=1200(mm):10(mm) = 120x

Wir sehen also, dass das Bild bei einem 200mm Teleskop erheblich heller erscheint als im 80mm Teleksop obwohl das selbe Okular eingesetzt wurde und die gleiche Vergrößerung erreicht wird. Im Umkehrschluss kann man berechnen, dass man mit einem 4mm Okular (0,67*6) ein gleichhelles Bild wie im 80mm Teleskop hat nun aber bei immens hoher Vergrößerung von 300x!

Entgegen einem Refraktor ist die Öffnung eines Spiegelteleskops auch obstruiert (=teilweise verdeckt), jedoch ist hier nicht der landläufigen Meinung entsprechend einfach die Größe des Fangspiegels von der wahren Spiegelgröße abzuziehen. Richtig ist, dass die Obstruktion auf dem Papier (und natürlich auch in der Realität) Kontrast kostet, bei einem visuell ausgelegten Gerät mit einer Obstruktion von sagen wir mal 20% oder darunter ist dies aber in der Praxis zu vernachlässigen. Lediglich bei fotografisch ausgelegten Newtons mit großem Fangspiegel lassen sich dann durchaus Einbußen beim visuellen Beobachten mit einem Okular feststellen (auch unter Spiegelteleskopen gibt es eben Spezialisten). Ein weiterer Vorteil der zu nennen wäre ist die durch die Bank weg kürzere Baulänge und niedrigeres Gewicht gegenüber einem Linsenteleskop mit gleicher Brennweite, dadurch verkürzt sich der Hebel und die Belastung für die darunter stehende Montierung. Ein 6" Reflektor kann also bereits auf eine Montierung für um die 150-200€ gesetzt werden, während ein 6" Refrkator bereits eine 1000€ Montierung als absolutes Minumum erfordert.

Newtonteleskope mit einem moderaten Öffnungsverhältnis (also nicht zu schnell und nicht zu langsam) zwischen f/5 und f/6 stellen meiner Überzeugung nach das ideale Allroundteleskop dar, das eine Vielzahl von Teildisziplinen der beobachtenende Astronomie meistern kann. So sind sowohl noch ordentliche Gesichtsfelder mit 2" Okularen zu realisieren (natürlich abhängig von der Brennweite) und damit große Objekte noch gut zu überblicken wenngleich auch oftmals schon gesichtsfeldfüllend, andererseits bieten sie aber auch Hochvergrößerungsfähigkeit für Planeten und kleine helle Nebelobjekte. Dazu natürlich die niemals zu ersetzende Öffnung zu bezahlbaren Preisen, die vor allem Objekte des tiefen Universums - sprich Galaxien und Nebel - bereits detailreich zeigen kann. Öffnungen zwischen 8" und 12" (200 und 300mm) sind allesamt Standardprodukte, die man zu bezahlbaren Preisen erwerben kann und dabei von der Qualität her kein untaugliches Billigprodukt bekommt. Im mechanischen Bereich haben viele Newtons zwar im unteren Preissegment immer wieder Optimierungsbedarf, allerdings bieten sie im Gegensatz zu anderen Teleskoptypen auch ideale Möglichkeiten dies ohne viel Aufwand zu tun! Eine Veloursfolie für 7,90€ ist eben in den offenen Tubus eines Newton-Spiegelteleskops wesentlich einfacher einzubringen als in den verschachtelten und nach beiden Seiten geschlossenen Tubus eines Refraktors oder katadioptrischen Systems. Ich sehe diesen Teleskoptyp als das "Arbeitspferd" des visuellen Beobachters, robust und kraftvoll.

Die Leistungsfähigkeit eines Newtons definiert sich aus der Güte seiner Komponenten (wie bei jedem Teleskop) aber auch der richtigen Justage. Ja, während Refraktoren in aller Regel nicht justiert werden müssen (und vielfach auch nicht justiert werden können, wenn doch etwas daneben liegt) muss man beim Newtont hin und wieder (z.B. nach Transport) die einzelnen optischen Komponenten exakt aufeinander ausrichten um die volle Leistungsfähigkeit des Instrumentes nutzen können. Das klingt für viele immer wieder abschreckend, man muss sich das aber nicht als komplexe wissenschaftliche Messarbeit vorstellen, sondern eher wie das Reifendruckprüfen vor einer längeren Fahrt, etwas was nach eins zwei Mal Üben so schnell von der Hand geht, dass man nicht mehr darüber nachdenkt und mit den richtigen Hilfsmitteln nach einer Minute erledigt ist. Mehr zu diesem Thema in meinem Artikel "Die Newton Justage". Natürlich gibt es auch bei Newtonteleskopen ein breites Spektrum an Qualitätsstufen, Premiumgeräte habe eine sehr feine und genaue Oberfläche, liegen also näher am theoretischen Optimum und lassen sich dies auch bezahlen. So kostet eine wirklich sehr guter 8" Newton in diesem Segment etwa das drei bis vierfache eines Einsteigerspiegels, der jedoch auch bereits praxistaugliche Qualität aufweist. Für die überwiegende Mehrzahl der Beobachter fallen die optischen Unterschiede auch erst nach jahrelanger Erfahrung wirklich auf, zumal die "Montagsspiegel" mit wirklich unterdurchschnittlicher Qualität in den vergangenen zehn Jahren weitestgehend ausgemerzt wurden.

Welches nun die richtige Größe für den Einzelnen ist sei an dieser Stelle erst einmal dahingestellt (mehr dazu in anderen Artikeln wie z.B. "Neue und alte Gedanken zum visuellen Einstieg"), aber Spiegelteleskope decken eine riesigen Bereich ab. Einfachste (zumeist auch sehr billig produzierte und wenig empfehlenswerte) Teleskope beginnen mit 76mm Spiegeln, ein Bereich der aber weitgehend von Refraktoren dominiert wird, nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt, die gängisten bewegen sich aber zwischen 4,5" und 12" (114 und 300mm). Nach oben sind andere Teleskopsysteme praktisch nicht mehr zu bezahlen, als Newton jedoch auch für den ambitionierten Beobachter noch erschwinglich, 16" gibt es seit Jahren bereits als Seriengeräte aus Massenproduktion für um die 2000€ aufwärts, in kleineren Serien und mindestens doppelt so teuer auch bis 18". Darüber sind es meist Spezialanfertigung kleinerer Teleskopschmieden, für die dann auch entsprechendes Geld bezahlt werden muss, man holt sich mit solchen "Monstern" dann tatsächlich Geräte ins Haus, die vor 100 Jahren noch den größten Sternwarten der Profis vorbehalten waren.

Fazit: Newtons sind hervorragende Allrounder, die sich in keiner Teildisziplin echte Schwächen leisten. Für die Fotografie sind allerdings teurere Geräte notwendig, die dann auch über zusätzliche korrigierende Elemente verfügen sollten und bei den meisten größerem Spiegeln sind niedrige Vergrößerungen und wirklich große Gesichtsfelder nicht zu realisieren. Wer sich nun aber für die detailreiche Beobachtung von Galaxien und Gasnebeln begeistert, der kommt um einen Newton ab 8" praktisch nicht herum, Tausende Objekte können für ein ganzes Beobachterleben reichen... wäre das nicht das unheilbare Öffnungsfieber.

c.) Katadioptrische Teleskope - Unter diesem Sammelbegriff versteht man Teleskope die sowohl Spiegel als auch Linsen im Strahlengang nutzen. Zu diesen gehören beispielsweise Schmidt-Cassegrain-Teleskope (SCT), Schmidt-Newtons (SN), Makustov (kurz Maks), sowie eine Vielzahl anderer Teleskoptypen. Unter anderem trifft man gerade bei billigen Einsteigergeräten katadioptrische Systeme, die eine Linse im Strahlengang zur Brennweitenverlängerung nutzen - von diesen ist aber wegen der für Anfänger äußerst schwierigen Justage abzuraten!

Ein echtes Schmidt-Cassegrain oder ein Maksutov sind hingegen meist sehr aufwendig gearbeitete Instrumente, die man auch sehr häufig in integrierten Systeme mit einer computergesteuerten Gabelmontierung findet. Sie sind durch die Bank weg teurer als gleichgroße Newtonteleskope jedoch merklich günstiger als Refraktoren. Der Vorteil ist zum einen die extrem kompakte Bauweise. Während bei einem Refraktor die Länge des Gerätes die Brennweite vom Objektiv bis zum OAZ misst (+ Taukappe) und beim Newton vom Hauptspiegel bis zum Fangspiegel (+einige Zentimeter oberhalb davon), ist der Einblick bei einem SC oder Maksutov hinten wie bei einem Refraktor, das Licht passiert den Tubus also zweimal, dadurch sind sie auch bei langen Brennweiten noch sehr kurzbauend. Durch den Spiegel sind sie wie auch der Newton (praktisch) frei von Farbfehlern und die Schmidtplatte (SC) bzw die Meniskuslinse (Maksutov) korrigiert gleichzeitig die vom Spiegel generierte Koma. Diese Geräte haben in aller Regel sehr langsame Öffnungsverhältnisse von f/8 bis f/14, helle Bilder (wir erinnern uns -> helles Bild = große AP) und große Gesichtsfelder sind mit ihnen nie zu erreichen, dadurch sind einige großflächige Objekte mit diesen Geräten nur eingeschränkt zu beobachten. Helle Objekte hingegen (Planeten, planetarische Nebel ect.) sind einfach mit günstigeren Okularen zu beobachten als in einem Newton. Es muss aber noch angemerkt werden, dass die katadioptrischen Spiegelteleskope alle eine merklich höhere Obstruktion aufweisen als ein visuell ausgelegter Newton und dadurch wiederum Kontrast einbüßen. 



Die wenigsten Einsteiger werden auf die Idee kommen ein SCT oder Makustov als Einstiegsgerät zu wählen, dafür sind sind meist ohnehin zu teuer. Falls doch, würde ich persönlich davon abraten, weil wir hier wieder Nischengeräte vor uns haben, die bei Fotografen Verwendung finden, oder um sehr kompakte und transportable Planetenteleskope zu nutzen, wenn entweder der Platz auf dem heimischen Balkon so eingeschränkt ist, dass längerbauende Geräte nicht sinnvoll genutzt werden können. Die Justage ist etwas aufwendiger als bei einem Newton, ein versierter Nutzer wird dies aber auch bewerkstelligen können (hier muss ich mit eigenen Erfahrungen passen, ich war nur einmal Zuschauer einer SC Justage und besaß einen 4" Maksutov den ich nie justieren musste).

Fazit: Mir persönlich fällt es bis heute sehr schwer diese durchaus interessanten und wegen ihrer Abmessungen schönen Geräte in ihrer Sinnhaftigkeit richtig einzuordnen. Es gibt mit Sicherheit viele sehr zufriedene Besitzer, mir selbst fällt kaum ein Zweck ein, bei dem ein anderes Teleskopsystem wirklich unterlegen wäre, es sei denn es ginge wirklich um den Platz oder einfach die Tatsache ein komplettes System "aus einem Guß" stehen zu haben, bei dem Montierung, Tubus, Steuerung und Nachführung genau aufeinander abgestimmt sind. Fotografisch werden sie häufig eingesetzt, ein bereits korrigiertes Feld ist sicher sehr wünschenswert, lässt sich aber mit Korrekturelementen auch an anderen Teleskopen erreichen, die dann als Vorteil für die Fotografie ein schnelleres Öffnunsgverhältnis mitbringen.  Meine eigene Erfahrung mit einem 4" f/13 Maksutov war durchaus positiv, Kugelsternhaufen wurden im Rahmen der Öffnung schon schön gezeigt, ebenso Planeten und hellere planetarische Nebel.