Was 'Sternegucker' wirklich alles sehen können...
Wenn
ich im Bekannten- oder Verwandtenkreis Astronomie als mein Hobby oute
gibt es i.d.R. nur zwei mögliche Antworten - entweder werde ich direkt
zum kompetenten Ansprechpartner in Sachen Horoskope oder ich bin dann
'der, der sich die Sterne anschaut'.
Zugegebenermaßen
sind die Sterne das was wir mit bloßem Auge am ehesten am nächtlichen
Himmel sehen und die meisten der Objekte an denen der Amateurastronom
sein Gefallen findet bestehen zu großen Teilen aus Sternen, aber ganz so
mager ist die Ausbeute des Himmels nicht.
Ich
möchte hier die Himmelsobjekte vorstellen die man als Amateur
beobachten kann, dabei gehe ich weniger auf die Anforderungen an das
Equipment ein, dazu empehle ich den Artikel 'Beobachtungsziel
Deepsky' im Einsteigerbereich auf der Seite www.deepsky-brothers.de
Planeten |
Beginnen
wir direkt vor unserer Haustür. Unser Sonnensystem besteht seit dem
Jahre 2006 aus acht Planeten, zwei die näher bei der Sonne stehen als
die Erde (Merkus, Venus) und fünf Planeten die weiter von ihr entfernt
sind als wir (Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun). Leicht mit dem
bloßen Auge zu sehen sind Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Auf
Mars, Jupiter und Saturn sind im Teleskop Strukturen der Oberfläche bzw.
der Atmosphäre zu beobachten, bei Venus und Merkur die Phasengestalt.
Auf Planetenbeobachtung werde ich vieleicht einmal in einem gesonderten
Artikel näher eingehen, nur so viel sei zu sagen: Wenn man es ernst
damit meint hat man für den Rest seines Lebens eine ergiebige
Beschäftgung, auch in kleinen Optiken sind mitunter schon einiges
an Details zu erkennen. Andererseits sind die Planeten nicht immer
sichtbar und die Größe des Planetenscheibchens variert mitunter sehr
stark, so ist beispielsweise Mars nur alle zwei Jahre nah genug (in
Opposition) um Details ausmachen zu können - und nicht jede Opposition
bietet gleich gute Bedingungen...
Wir
sehen also, dass die Planeten als alleinige Beobachtungsobjekte nicht
immer genug Abwechslung bieten, außerdem haben wir mit 37Mio (Venus in
Erdnähe) bis 4,6Mrd Kilometer (Neptun in Erdferne) gerade mal die
Fussmatte unserer Haustür zum Universum angekratzt.
Einzel- und Doppelsterne |
Die
wichtigeste Erkenntnis die man haben sollte ist, dass alle Sterne (mit
einer einzigen Ausnahme) egal wie hoch man vergrößert immer punktförmig
bleiben. Einzige Ausnahme stellt unsere Sonne dar auf die ich hier aber
nicht eingehen möchte. Trotzdem sind natürlich nicht alle Sterne gleich,
weder physikalisch noch optisch. was dem Beobachter zu erst auffallen
wird sind die unterschiedlichen Helligkeiten. Diese resultieren zum
einen aus der Beschaffenheit des Sterns (Masse, Zusammensetzung, Alter)
und natürlich auch wie weit diese von uns entfernt sind, deshalb kann
man auch nicht von der Helligkeit auf die Nähe zu uns schließen - man
spricht von scheinbarer und tatsächlicher Helligkeit. Was aber schon mit
bloßem Auge an vielen Sternen sehr schön zu sehen ist sind die
unterschiedlichen Farben der Sterne. Man betrachte einfach mal den
offensichtlichen Unterschied zwischen zwei Sternen im Sternbild Orion,
zum einen den roten Überriesen Beteigeuze an der linken Schulter und den
blauen Rigel am rechten Fuss des Orion. Ein besonders roter Vertreter
ist 'Herschels Granatstern' (My Cephei) im Cepheus.
Besonders
gut fallen Farbunterschiede bei Doppelsternen auf. Es gibt verschiedene
Arten von Doppelsternen. Da wären zunächst einmal die optischen
Doppelsterne, die zwar scheinbar sehr nah bei einander stehen, was aber
nur auf einen perspektivischen Effekt zurückzuführen ist, sie können in
Wahrheit viele Tausend Lichtjahre auseinander stehen. Dann gibt es die
phsyischen Doppelsterne, das sind Sterne die tatsächlich ein gemeinsames
Gravitationszentrum haben, also umeinander kreisen, auch
Vielfachsysteme mit mehr als zwei Sternen gibt es. Doppelsterne sind
weitaus häufiger als Einzelsterne wie unsere Sonne. Zu guter Letzt gibt
es auch noch spektroskopische Doppelsterne, dies sind Doppelsterne die
so dicht beieinander stehen, dass sie die größten Teleskope nicht
trennen können sondern sich ihre Doppelstruktur nur aus der Untersuchung
ihrer Spektren ableiten lässt.
Doppelsterne
können auch für das kleinere Teleskop ein lohnendes Ziel darstellen und
sind zugleich auch eine gute Möglichkeit die Qualität der Optik zu
prüfen, dazu muss man versuchen einen Doppelstern zu trennen der sich
nahe des theoretischen Auflösungsvermögen der Optik befindet.
Wie
schon erwähnt sind insbesondere farblich sehr unterschiedliche
Doppelsterne sehr ästhetische Objekte, einer der bekanntesten und auch
schönsten ist sicherlich Albireo im Schwan.
Offene Sternhaufen |
Sterne
sind gesellig, sie entstehen meist in ganzen Gruppen. Offene
Sternhaufen sind deutlich konzentrierte Ansammlungen von vielen (bis zu
einigen Tausend) Sternen die meist ähnlichen Alters sind. Offene
Sternhaufen sind i.d.R. recht jung (einige Hundert-Millionen Jahre).
Einige offene Sternhaufen sind schon mit dem bloßen Auge zu sehen, z.B.
M45 Plejaden, M44 Praeseppe, Hyaden und h+chi Persei. Sie bieten oft
gerade im Fernglas einen atemberaubenden Anblick und sehr viele
Sternhaufen sind auch in recht kleinen Teleskopen voll aufzulösen.
Allein
mit den Offenen Sternhaufen des Messier- und NGC Katalogs kann man
Ewigkeiten zubringen. Einige behalten sicher in kleinen Geräten einen
etwas nebligen Charakter. Einige Sternhaufen sind sehr nah und groß, so
dass der Haufencharakter gar nicht mehr erkennbar ist, so sind
beispielsweise die meisten hellen Sterne des Sternbilds Großer Bär (UMa)
Teil eines Bewegungshaufens und haben einen gemeinsamen Ursprung.
Einige sind aber derart konzentriert dass sie mit einer anderen Art von
Sternhaufen verwechselt werden können...
Kugelsternhaufen |
Kugelsternhaufen
kann man auch als Trabanten unserer Milchstrasse (unserer
Heimatgalaxie) bezeichnen. Sie sind i.d.R. sehr weit von uns entfernt.
Kugelsternhaufen bestehen aus Hunderttausenden von Sternen die
kugelfömig angeordnet sind und sie sind durchweg sehr alte Objekte sie
sind mit über 12 Milliarden Jahren nur unwesentlich jünger als das
Universum selbst.
In
kleinen Teleskopen kann man die hellsten Vertreter schon als neblige
runde 'Wattebäusche' erkennen. In größeren Amateurinstrumenten werden
sie teilweise, manche sogar komplett in Einzelsterne aufgelöst, ein
Anblick der schier atemberaubend ist und den man nicht so schnell
vergisst. Einige Kugelsternhaufen sind aber eher locker und können
manchmal sogar mit offenen Haufen verwechselt werden.
Planetarische Nebel |
Planetarische
Nebel verdanken ihren Namen ihrer runden, einer Planetenscheibe
ähnelnden Form. Sie entstanden aus der Abstoßung der Gas- und
Plasmahülle eines sterbenden Sterns. Sie sind ganz im Gegensatz zu den
Kugelsternhaufen junge Objekte, meist nur einige Tausend Jahre, nach
längerer Zeit (etwas 10.000 Jahre) verflüchtigen sich die Gasmassen und
werden Teil des interstellaren Mediums.
Die
Ausdehnung von planetarischen Nebeln ist eher gering, deshalb muss man
bei diesen Objekten hoch vergrößern um sie von einem verwaschenen Stern
zu unterscheiden. Der bekannteste Vertreter seiner Art ist wohl der
Ringnebel M57 in der Leier, dessen Ringform bei guten Bedingungen auch
schon in kleineren Teleskopen zu sehen ist. Planetarische Nebel sind
eine der wenigen Deepskyobjekte an denen man auch in mittleren
Teleskopen schon Ansätze von Farbe erkennt, meist schimmern sie dann
etwas grünlich aber NGC 7762 hat seinen Namen 'Blauer Schneeball' auch
vollkommen zu Recht...
Galaktische Nebel |
Diese
Nebel sind Gas- und Staubmassen die von nahen Sternen zum Leuchten
angeregt werden und dadurch Licht emmitieren (Emmissionsnebel) oder aber
das auf sie einfallende Sternlicht nur reflektieren ohne selbst zu
strahlen (Reflexionsnebel). Sie bestehen meist zum größten Teil aus
Wasserstoff und einigen anderen Elementen. Es gibt einige recht helle
Vertreter dieser Gruppe von Objekten, das bekannteste dürfte zweifellos
der Orionnebel M42 sein. Um die meisten galaktischen Nebel gut und
detailreich beobachten zu können bedarf es aber schon einer gewissen
Teleskopöffnung und mitunter auch dem Einsatz von Nebelfiltern, die nur
bestimmte Wellenlängen, nämlich genau die von den Nebeln emmitierten
durchlassen und somit den Kontrast erhöhen.
Auch
zu den galaktischen Nebeln muss man m.E. Dunkelwolken zählen, sie
bestehen gleichsam aus interstellaren Staubmassen die allerdings nicht
leuchten und somit nur als 'dunkle Flecken' vor den hellen Hintergrund
eines Sternfeldes oder Emmissionsnebel hervortreten.
Galaxien |
Diese
für viele ganz besonders interessante Objektgruppe sind Welteninselns
wie auch unsere Milchstrasse eine ist, bestehend aus meist vielen
Dutzenden von Milliarden Sternen. Galaxien werden je nach ihrem Äusseren
in verschieden Gruppen eingeteilt auf die ich nur grob eingehen möchte.
So gibt es sogenannte Spiralgalaxien, die mit ihren typischen
Spiralarmen oft als Inbegriff einer Galaxie angesehen werden. Darüber
hinaus gibt es aber auch solche die elliptisch geformt sind und auch
unregelmäßige, sogenannte Irreguläre Galaxien.
Mindestens
eine Galaxie kann man in vielen Nächten sogar schon mit dem bloßen Auge
zu sehen, unsere größte Nachbarin - die Andromedagalaxie M31 in 'nur'
etwa 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Am Südhimmel kann man mit
bloßem Auge zwei sehr nahstehende irreguläre Galaxien bewundern, die
kleine und die große Magellansche Wolken (SMC & LMC).
Aber
nicht nur die Form einer Galaxie variert beim Anblick im Teleskop
sondern auch ihre Lage zu uns, so gibt es Galaxien auf die wir praktisch
'von oben' blicken während andere in Kantenlage zu uns stehen. Einige
Galaxien (darunter auch M31) sind auch schon in kleineren Teleskopen
erkennbar, allerdings sind Details wie Spiralarme u.ä. erst mit
wesentlich größeren Instrumenten sichtbar. Die Entfernung von Galaxien
variert sehr stark, einige (Zwerggalaxien) sind unsere direkten Nachbarn
und nur einige Hundertausend (mehrfacher Durchmesser unserer eigenen
Galaxie) Lichtjahre entfernt, während die weitentferntesten die bisher
beobachtet wurden (natürlich von Großteleskopen) fast bis an den Anfang
der Zeit viele Milliarden Lichtjahre entfernt sind.
Quasare |
Quasar ist eine Abkürzung für 'quasi stellare Objekte (quasi-stellar radio source), sie
heißen deshalb so weil sie punktförmig wie Sterne erscheinen aber die
weitentferntesten und damit ältesten Objekte im Universum darstellen.
Quasare sind eine spezielle Art von Galaxien die extreme Radiostrahlung
aussenden, man könnte sie wohl am ehesten mit dem zentralen Kern von
Galaxien beschreiben in denen ein supermassives schwarzes Loch Materie
akkretiert und in Radiostrahlung umwandelt.
Sie
sind eigentlich keine Objekte die der Amateur mit durchschnittlchen
Instrumenten beobachten kann aber mindestens eine Ausnahme gibt es, der
Quasar 3C 273, der 1963 von Maarten Schmidt als weitentfernte
Radioquelle erkannt wurde. Er ist mit geeigneten Aufsuchkarten auch in
mittelgroßen Amateurteleskopen schon als Stern zu sehen. Mit großen
Amateurinstrumenten rücken noch einige weitere Quasare in Reichweite...
Einsteinkreuze |
Dies
sind so ziemlich die extremsten Objekte die man sich vorstellen kann
und eigentlich selbst für größte Amateurmittel (falls man Instrumente
von über 25" noch als solche bezeichnen kann) nicht erreichbar,
allerdings habe ich jüngst von einem Versuch gelesen mit einem 24"
Dobson ein Einsteinkreuz visuell zu knacken (bisher ohne Erfolg).
Einsteinkreuze
sind der saloppe Ausdruck für Gravitationslinsen, dabei wird das Licht
eines weit entfernten Objekts wie ein Quasar oder eine Galaxie durch
eine vor ihr stehende massereiche Galaxie oder gar eines Galaxiehaufens
abgelenkt und ist somit mehrfach sichtbar, dies beruht auf der durch die
Massen der Vordergrundgalaxie gekrümmte Raumzeit (beschrieben durch die
Relativitätstheorie - daher auch Einsteinkreuze). Der ehrgeizige
Versuch so etwas zu beobachten kann man sich hier zu Gemüte führen...
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