Sternbilder – Orientierung am Himmel
Dieser Artikel ist auch erschienen auf www.astroinfos.net
Was genau sind eigentlich Sternbilder?
Nun
Sternbilder sind Konstellationen von meist helleren Sternen, die im
Laufe der Menschheitsgeschichte mit mythologischen Figuren verknüpft
wurden um bestimmte Areale am Himmel zu beschreiben. Sie sind rein der
Fantasie der Menschen entsprungen, haben also in aller Regel nichts mit
den tatsächlichen Verteilungen der Sterne am Himmel zu tun. Trotzdem
sind sie auch heute noch ein unverzichtbares Mittel, gerade für den
Hobbyastronomen um sich am Himmel zurechtzufinden und Objekte
aufzufinden. Erst seit 1930 sind alle 88 Sternbilder international
festgelegt wie auch die Sternbildgrenzen, dadurch kam es auch zu einigen
Überlappungen, so dass manche Namen von Sternen noch auf ein Sternbild
verweisen, das wohl benachbart aber außerhalb der Sternbildgrenze liegt.
Manches Sternbild ist leicht zu erkennen, andere sind äusserst schwach
und manchmal auch erst sehr spät hinzugekommen um vermeintlich leere
Bereiche am Himmel zu füllen. Nicht alle 88 Sternbilder sind von unseren
Breiten aus zu beobachten, viele kann man nur in südlicheren Gefilden
komplett oder gar überhaupt sehen. Ich will in diesem Artikel nicht
allzu viel über die Entstehung und den mythologischen Hintergrund der
einzelnen Sternbilder eingehen, in meiner Bücherecke findet ihr
Anregungen zu weiterführenden Literatur wie z.B. „Sternbilder von A-Z“
von Antonín Rükl. Die Sternbildnamen sind meist in ihrer lateinischen
Form angegeben, die Sterne wurden schon in der Antike nach ihren
Helligkeiten (mehr oder weniger akkurat) mit griechischen Buchstaben
nummeriert, später dann auch nach lateinischen, deshalb findet Ihr am
Ende des Artikel auch eine Liste mit allen Sternbilder mit deutschen und
lateinischen Namen, sowie das griechische Alphabet. Bsp.: Der hellste
Stern des Sternbilds Orion, Rigel, wird dann mit α Orionis bezeichnet,
Orionis weil bei der Angabe des griechischen Buchstabens der Genitiv des
Sternbildnamens angegeben wird, oder auch die Kurzform α Ori.
So sehen wir den Nachthimmel in einer klaren Sommernacht, nun gilt es aus der augenscheinlich wahllosen Anordnung von Sternen ein Sternbild zu erkennen.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
In diesem Fall handelt es sich um das Sternbild Schwan (lat. Cygnus) in einem besonders schönen Bereich der Milchstrasse, auch einige andere Sternbilder sind nun zu erkennen.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
Meist ist es so, dass man die Herkunft der Namen meist mythologischen Ursprungs erst erkennt wenn man Sternkarten betrachtet, die solche künstlerischen Darstellungen der Sternbilder zeigen.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
Warum sind Sternbilder so wichtig zur Orientierung?
Schaut
man ohne jegliche Vorkenntnisse an den nächtlichen Himmel sieht man den
Wald vor lauter Bäumen nicht. Erst wenn man markante Sterngruppen
bestimmten Sternbildern zuordnen kann ist man in der Lage Ordnung in das
vermeintliche Chaos zu bringen und kann nun auch anhand von Sternkarten
Objekte die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind anhand ihrer Lage
innerhalb des Sternbilds anpeilen. Auch können Teile von Sternbildern
zum Aufsuchen verwendet werden z.B. wenn man einer Sternkarte die Lage
eines Nebels oder anderen Objekts entnimmt und beispielsweise den
Abstand zu markanten Sternkonstellationen einschätzen kann.
Womit
wohl jeder der sich zum ersten Mal mit der Orientierung am Nachthimmel
zu aller erst auseinandersetzen sollte ist der im Volksmund „Großer
Wagen“ genannte Teil des Sternbild Großer Bär (Ursa Major). Diese
Sterngruppe aus sieben ähnlich hellen Sternen kann die Richtung zu
einigen weiteren Konstellationen zeigen und schon sind wir mitten drin
im Orientieren. So zeigt die Verlängerung der beiden hinteren
Kastensterne genau auf den Polarstern Polaris, eine weitere Verlängerung
zum Sternbild Cassiopeia und so weiter und so weiter. Auf diese Weise
lässt sich mit einiger Geduld und vor allem Übung am Himmel
zurechtfinden lernen. Arbeitet man nun mit einem Peilsucher am Teleskop,
dann kann man nach der Position im Kartenmaterial die gewünschten
Objekte anpeilen.
Ein Beispiel. Der berühmte Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules
So in etwa sieht der Himmel in diese Richtung aus wenn man in einer sehr klaren Nacht weitab von der Zivilisation steht, bei entsprechend guten Bedingungen können so viele Sterne zu sehen sein, dass man den Überblick verlieren kann, besonders wenn man eher selten in wirklich dunkle Gefilde kommt. Hier kann zum Beispiel die Nördliche Krone (Corona Borealis) als Aufsuchhilfe dienen, die halbkreisförmige Anordnung von Sternen springt schneller ins Auge als Herkules selber.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
Nun nimmt man eine Sternkarte zur Hand und sucht die Position des Kugelsternhaufens M13 innerhalb des Sternbilds, man kann auf der Karte erkennen, das M13 etwa auf 1/3 Strecke von η (Eta) Herculi und ζ (Zeta) Herculi liegt.
Quelle: Toshimi Taki's Star Atlas
Nun
peilt man eben genau an diese Stelle, ich habe bisher nur die besten
Erfahrungen mit Leuchtpunktpeilsuchern wie dem Skysurfer III oder dem
Rigel Quickfinder gemacht, ein weiterer bekannter Vertreter ist der
etwas aufwendigere Telradfinder. Bei Übersichtsvergrößerung sollte jetzt
das gewünschte Objekte schon im Okular zu sehen sein.
Fazit: In
Zeiten von Goto-Teleskopen mit automatischer Objektpositionierung, die
in der Werbung schnelle Erfolge versprechen, astrotauglichen Notebooks
und anderen technischen Hilfen mag das "Büffeln" von Sternbildern
überflüssig erscheinen aber so mancher Sternfreund merkt nach langer
Zeit, dass er Himmel nicht wirklich kennt und ohne Stromversorgung
aufgeschmissen ist. Ich habe so manche Nacht nur mit Sternkarte und
Feldstecher draussen gestanden und war immer glücklich wenn ich nach und
nach immer mehr Sternbilder erkennen konnte. Natürlich kann man nicht
erwarten nach einigen Wochen alle sichtbaren Konstellationen zu
erkennen, aber das ist auch gar nicht notwendig mit Sternkarte und den
größeren bekannten Sternbildern findet man auch unter den "Funzeln" sein
Ziel.
Wann kann man die Sternbilder sehen?
Wie
bereits erwähnt kann man viele Sternbilder in unseren Breiten überhaupt
nicht beobachten, manche andere nur kurze Zeit und auch nicht hoch am
Himmel. Das hängt von dem Breitengrad ab von dem aus wir beobachten.
Deshalb teilt man landläufig der Sternbilder auch in Frühlings-,
Sommer-, Herbst- und Wintersternbilder ein, die Jahreszeiten zu denen
sie am besten zu beobachten sind. Was aktuell am Himmel zu beobachten
lässt entnimmt man am besten einem Planetariumsprogramm wie Stellarium
oder Cartes du Ciel, den Monatsansichten der einschlägigen
Astronomieportale im Internet oder auch einem astronomischen Jahrbuch.
Fast jede Astrozeitschrift hat ebenfalls aktuelle Monatskarten des
Himmels abgedruckt und ein fast unverzichtbares Hilfsmittel um den
aktuellen Anblick des Himmels zu simulieren stellen die drehbaren
Sternkarten dar, denn nicht nur im Laufe der Monate und Wochen verändert
sich unser Sternhimmel, nein auch innerhalb einer Nacht wandern die
Sternbilder vermeintlich von Osten nach Westen, so gehen einige schon
kurz nach Sonnenuntergang im Westen unter während neue im Osten über den
Horizont klettern, genau wie der Lauf der Sonne ist das natürlich ein
Effekt der Erddrehung, so kann man einiges an Sternbildern im Laufe
einer Nacht bewundern.
Zur
Beobachtung von schwachen Objekten mit dem Teleskop eigenen sich immer
die Sternbilder am besten, die möglichst hoch über dem meist dunst- und
streulichtverseuchten Horizont klettern. Einige südliche Sternbilder
kommen aber nie besonders hoch, so zum Beispiel der reizvolle Skorpion,
der von Deutschland aus nie komplett zu sehen ist. Darüber hinaus gibt
es aber eine Handvoll Sternbilder, die niemals unter dem Horizont
verschwinden, diese so genannten zirkumpolaren Sternbilder befinden sich
nicht weit von Polaris entfernt, z.B. Ursa Major und Cassiopeia zählen
neben einigen anderen dazu. Auch sie drehen sich im Verlauf einer Nacht
und auch im Verlauf des Jahres um den Polarstern, versinken aber nie
unter dem Horizont. Grundsätzlich kann man Sternbilder sehen die nicht
mehr als 90° vom eigenen Standort aus südlich gelegen sind, doch nie
gleichzeitig sondern sie ziehen im Laufe der Nacht bzw. im Laufe des
Jahres von Ost nach West, anders an den Polen dort sieht man immer alle
Sternbilder der jeweiligen Hemisphäre gleichzeitig und sie gehen auch
nie unter sondern sie ziehen in immer gleicher Höhe über dem Horizont
entlang.
Was gibt es noch für besondere Sternbilder?
Eine
auch bei astronomischen Laien häufig bekannte Gruppe von Sternbildern
sind die so genannten Tierkreissternbilder, von Astrologen auch oft
fälschlicherweise „Sternzeichen“ genannt. Der Tierkreis oder auch
Zodiakkreis, ist ein Bereich von etwa 8° beidseits der Ekliptik (die
Ebene des Sonnensystems auf der die meisten Planeten mehr oder weniger
exakt ihre Bahnen ziehen), somit hat dieser Bereich eine gewisse
astronomische Bedeutung, da sich in diesen Sternbildern häufig Planeten
aufhalten und auch das Erkennen dieser Sternbilder für den Einsteiger
erschweren können wenn durch einen hellen Planeten plötzlich das
Gesamtbild der Konstellation „entstellt“ wird. Ursprünglich bestand
dieser Bereich, der bereits in der Antike festgelegt wurde aus den wohl
jedermann bekannten 12 Tierkreissternbildern. Durch die Präzession
(Taumelbewegung der Erdachse) stimmen diese heutzutage nicht mehr,
weitere Sternbilder ragen in den Bereich des Tierkreises herein, so wäre
der Schlangenträger eigentlich das „13. Sternzeichen“. Da man die
Astrologie und ihre Aussagen aber ohnehin nicht ernst nehmen sollte,
soll uns das nicht weiter interessieren…
Sternbilder für die Ewigkeit?
Nein,
wie eingangs schon erwähnt sind die Sternbilder reine Fantasiegebilde
wie sich Sterne zu fiktiven Figuren am Himmel zusammenfügen lassen, sie
berücksichtigen keinesfalls die wahren dreidimensionalen Verteilungen
dieser Sterne. Und da Sterne auch Eigenbewegungen in den Raumdimensionen
aufweisen die heutzutage bereits gut nachweis- und messbar sind
verändert sich im Laufe der Jahrtausende auch der Anblick unseres
Nachthimmels, so legt der Stern mit der schnellsten bekannten
Eigenbewegung, „Barnards Pfeilstern“ in weniger als 200 Jahren eine
Strecke zurück die etwa der Größe eines Vollmonddurchmesser
entspricht.
Tatsächliche räumliche Verteilung der Hauptsterne des Sternbilds Cassiopeia
„Schon“
100.000 Jahre können durch die Eigenbewegung der Sterne ein heute
bekanntes Sternbild derart verzerren, dass wir es wohl nicht mehr
erkennen könnten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen