Sonntag, 25. Februar 2007

Sternbilder - Orientierung am Himmel

Sternbilder – Orientierung am Himmel

Dieser Artikel ist auch erschienen auf www.astroinfos.net

Was genau sind eigentlich Sternbilder?

Nun Sternbilder sind Konstellationen von meist helleren Sternen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte mit mythologischen Figuren verknüpft wurden um bestimmte Areale am Himmel zu beschreiben. Sie sind rein der Fantasie der Menschen entsprungen, haben also in aller Regel nichts mit den tatsächlichen Verteilungen der Sterne am Himmel zu tun. Trotzdem sind sie auch heute noch ein unverzichtbares Mittel, gerade für den Hobbyastronomen um sich am Himmel zurechtzufinden und Objekte aufzufinden. Erst seit 1930 sind alle 88 Sternbilder international festgelegt wie auch die Sternbildgrenzen, dadurch kam es auch zu einigen Überlappungen, so dass manche Namen von Sternen noch auf ein Sternbild verweisen, das wohl benachbart aber außerhalb der Sternbildgrenze liegt. Manches Sternbild ist leicht zu erkennen, andere sind äusserst schwach und manchmal auch erst sehr spät hinzugekommen um vermeintlich leere Bereiche am Himmel zu füllen. Nicht alle 88 Sternbilder sind von unseren Breiten aus zu beobachten, viele kann man nur in südlicheren Gefilden komplett oder gar überhaupt sehen. Ich will in diesem Artikel nicht allzu viel über die Entstehung und den mythologischen Hintergrund der einzelnen Sternbilder eingehen, in meiner Bücherecke findet ihr Anregungen zu weiterführenden Literatur wie z.B. „Sternbilder von A-Z“ von Antonín Rükl. Die Sternbildnamen sind meist in ihrer lateinischen Form angegeben, die Sterne wurden schon in der Antike nach ihren Helligkeiten (mehr oder weniger akkurat) mit griechischen Buchstaben nummeriert, später dann auch nach lateinischen, deshalb findet Ihr am Ende des Artikel auch eine Liste mit allen Sternbilder mit deutschen und lateinischen Namen, sowie das griechische Alphabet. Bsp.: Der hellste Stern des Sternbilds Orion, Rigel, wird dann mit α Orionis bezeichnet, Orionis weil bei der Angabe des griechischen Buchstabens der Genitiv des Sternbildnamens angegeben wird, oder auch die Kurzform α Ori.

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So sehen wir den Nachthimmel in einer klaren Sommernacht, nun gilt es aus der augenscheinlich wahllosen Anordnung von Sternen ein Sternbild zu erkennen. 

Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
 
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In diesem Fall handelt es sich um das Sternbild Schwan (lat. Cygnus) in einem besonders schönen Bereich der Milchstrasse, auch einige andere Sternbilder sind nun zu erkennen.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
 
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Meist ist es so, dass man die Herkunft der Namen meist mythologischen Ursprungs erst erkennt wenn man Sternkarten betrachtet, die solche künstlerischen Darstellungen der Sternbilder zeigen.
Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
 
Warum sind Sternbilder so wichtig zur Orientierung?
Schaut man ohne jegliche Vorkenntnisse an den nächtlichen Himmel sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Erst wenn man markante Sterngruppen bestimmten Sternbildern zuordnen kann ist man in der Lage Ordnung in das vermeintliche Chaos zu bringen und kann nun auch anhand von Sternkarten Objekte die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind anhand ihrer Lage innerhalb des Sternbilds anpeilen. Auch können Teile von Sternbildern zum Aufsuchen verwendet werden z.B. wenn man einer Sternkarte die Lage eines Nebels oder anderen Objekts entnimmt und beispielsweise den Abstand zu markanten Sternkonstellationen einschätzen kann.
Womit wohl jeder der sich zum ersten Mal mit der Orientierung am Nachthimmel zu aller erst auseinandersetzen sollte ist der im Volksmund „Großer Wagen“ genannte Teil des Sternbild Großer Bär (Ursa Major). Diese Sterngruppe aus sieben ähnlich hellen Sternen kann die Richtung zu einigen weiteren Konstellationen zeigen und schon sind wir mitten drin im Orientieren. So zeigt die Verlängerung der beiden hinteren Kastensterne genau auf den Polarstern Polaris, eine weitere Verlängerung zum Sternbild Cassiopeia und so weiter und so weiter. Auf diese Weise lässt sich mit einiger Geduld und vor allem Übung am Himmel zurechtfinden lernen. Arbeitet man nun mit einem Peilsucher am Teleskop, dann kann man nach der Position im Kartenmaterial die gewünschten Objekte anpeilen.

Ein Beispiel. Der berühmte Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules

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So in etwa sieht der Himmel in diese Richtung aus wenn man in einer sehr klaren Nacht weitab von der Zivilisation steht, bei entsprechend guten Bedingungen können so viele Sterne zu sehen sein, dass man den Überblick verlieren kann, besonders wenn man eher selten in wirklich dunkle Gefilde kommt. Hier kann zum Beispiel die Nördliche Krone (Corona Borealis) als Aufsuchhilfe dienen, die halbkreisförmige Anordnung von Sternen springt schneller ins Auge als Herkules selber.

Quelle: Freeware Planetarium Stellarium
 
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Nun nimmt man eine Sternkarte zur Hand und sucht die Position des Kugelsternhaufens M13 innerhalb des Sternbilds, man kann auf der Karte erkennen, das M13 etwa auf 1/3 Strecke von η (Eta) Herculi und ζ (Zeta) Herculi liegt.

Quelle: Toshimi Taki's Star Atlas 

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Nun peilt man eben genau an diese Stelle, ich habe bisher nur die besten Erfahrungen mit Leuchtpunktpeilsuchern wie dem Skysurfer III oder dem Rigel Quickfinder gemacht, ein weiterer bekannter Vertreter ist der etwas aufwendigere Telradfinder. Bei Übersichtsvergrößerung sollte jetzt das gewünschte Objekte schon im Okular zu sehen sein.
Fazit: In Zeiten von Goto-Teleskopen mit automatischer Objektpositionierung, die in der Werbung schnelle Erfolge versprechen, astrotauglichen Notebooks und anderen technischen Hilfen mag das "Büffeln" von Sternbildern überflüssig erscheinen aber so mancher Sternfreund merkt nach langer Zeit, dass er Himmel nicht wirklich kennt und ohne Stromversorgung aufgeschmissen ist. Ich habe so manche Nacht nur mit Sternkarte und Feldstecher draussen gestanden und war immer glücklich wenn ich nach und nach immer mehr Sternbilder erkennen konnte. Natürlich kann man nicht erwarten nach einigen Wochen alle sichtbaren Konstellationen zu erkennen, aber das ist auch gar nicht notwendig mit Sternkarte und den größeren bekannten Sternbildern findet man auch unter den "Funzeln" sein Ziel.

Wann kann man die Sternbilder sehen?

Wie bereits erwähnt kann man viele Sternbilder in unseren Breiten überhaupt nicht beobachten, manche andere nur kurze Zeit und auch nicht hoch am Himmel. Das hängt von dem Breitengrad ab von dem aus wir beobachten. Deshalb teilt man landläufig der Sternbilder auch in Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintersternbilder ein, die Jahreszeiten zu denen sie am besten zu beobachten sind. Was aktuell am Himmel zu beobachten lässt entnimmt man am besten einem Planetariumsprogramm wie Stellarium oder Cartes du Ciel, den Monatsansichten der einschlägigen Astronomieportale im Internet oder auch einem astronomischen Jahrbuch. Fast jede Astrozeitschrift hat ebenfalls aktuelle Monatskarten des Himmels abgedruckt und ein fast unverzichtbares Hilfsmittel um den aktuellen Anblick des Himmels zu simulieren stellen die drehbaren Sternkarten dar, denn nicht nur im Laufe der Monate und Wochen verändert sich unser Sternhimmel, nein auch innerhalb einer Nacht wandern die Sternbilder vermeintlich von Osten nach Westen, so gehen einige schon kurz nach Sonnenuntergang im Westen unter während neue im Osten über den Horizont klettern, genau wie der Lauf der Sonne ist das natürlich ein Effekt der Erddrehung, so kann man einiges an Sternbildern im Laufe einer Nacht bewundern.
Zur Beobachtung von schwachen Objekten mit dem Teleskop eigenen sich immer die Sternbilder am besten, die möglichst hoch über dem meist dunst- und streulichtverseuchten Horizont klettern. Einige südliche Sternbilder kommen aber nie besonders hoch, so zum Beispiel der reizvolle Skorpion, der von Deutschland aus nie komplett zu sehen ist. Darüber hinaus gibt es aber eine Handvoll Sternbilder, die niemals unter dem Horizont verschwinden, diese so genannten zirkumpolaren Sternbilder befinden sich nicht weit von Polaris entfernt, z.B. Ursa Major und Cassiopeia zählen neben einigen anderen dazu. Auch sie drehen sich im Verlauf einer Nacht und auch im Verlauf des Jahres um den Polarstern, versinken aber nie unter dem Horizont. Grundsätzlich kann man Sternbilder sehen die nicht mehr als 90° vom eigenen Standort aus südlich gelegen sind, doch nie gleichzeitig sondern sie ziehen im Laufe der Nacht bzw. im Laufe des Jahres von Ost nach West, anders an den Polen dort sieht man immer alle Sternbilder der jeweiligen Hemisphäre gleichzeitig und sie gehen auch nie unter sondern sie ziehen in immer gleicher Höhe über dem Horizont entlang.

Was gibt es noch für besondere Sternbilder?

Eine auch bei astronomischen Laien häufig bekannte Gruppe von Sternbildern sind die so genannten Tierkreissternbilder, von Astrologen auch oft fälschlicherweise „Sternzeichen“ genannt. Der Tierkreis oder auch Zodiakkreis, ist ein Bereich von etwa 8° beidseits der Ekliptik (die Ebene des Sonnensystems auf der die meisten Planeten mehr oder weniger exakt ihre Bahnen ziehen), somit hat dieser Bereich eine gewisse astronomische Bedeutung, da sich in diesen Sternbildern häufig Planeten aufhalten und auch das Erkennen dieser Sternbilder für den Einsteiger erschweren können wenn durch einen hellen Planeten plötzlich das Gesamtbild der Konstellation „entstellt“ wird. Ursprünglich bestand dieser Bereich, der bereits in der Antike festgelegt wurde aus den wohl jedermann bekannten 12 Tierkreissternbildern. Durch die Präzession (Taumelbewegung der Erdachse) stimmen diese heutzutage nicht mehr, weitere Sternbilder ragen in den Bereich des Tierkreises herein, so wäre der Schlangenträger eigentlich das „13. Sternzeichen“. Da man die Astrologie und ihre Aussagen aber ohnehin nicht ernst nehmen sollte, soll uns das nicht weiter interessieren…

Sternbilder für die Ewigkeit?

Nein, wie eingangs schon erwähnt sind die Sternbilder reine Fantasiegebilde wie sich Sterne zu fiktiven Figuren am Himmel zusammenfügen lassen, sie berücksichtigen keinesfalls die wahren dreidimensionalen Verteilungen dieser Sterne. Und da Sterne auch Eigenbewegungen in den Raumdimensionen aufweisen die heutzutage bereits gut nachweis- und messbar sind verändert sich im Laufe der Jahrtausende auch der Anblick unseres Nachthimmels, so legt der Stern mit der schnellsten bekannten Eigenbewegung, „Barnards Pfeilstern“ in weniger als 200 Jahren eine Strecke zurück die etwa der Größe eines Vollmonddurchmesser entspricht. 

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Tatsächliche räumliche Verteilung der Hauptsterne des Sternbilds Cassiopeia
„Schon“ 100.000 Jahre können durch die Eigenbewegung der Sterne ein heute bekanntes Sternbild derart verzerren, dass wir es wohl nicht mehr erkennen könnten.

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