Samstag, 9. Juni 2007

BB vom 09.06.2007


Datum 09.Juni 2007
Zeit 23:30 bis 3:30
Ort Feld bei Heidenrod
Wetter Schleierwolken, kurzzeitig auch stärker bewölkt
Seeing wechselhaft
Grenzgröße - - -
Geräte 8" f/6 Dobson

Trotz einiger Wolken am Himmel wagten wir (Armin, Katrin und ich) das Treffen auf dem Feld. Als wir gegen halb zwölf dort eintrafen war es in Hoizontnähe fast umlaufend bewölkt. Die ersten Blicke auf Jupiter nach dem Aufbauen zeigten darüber hinaus ein schreckliches Seeing, in keinem der Geräte (4,5" - 8" -12,5") konnte mehr als verwaschen aussehnde Äquatorialbänder ausgemacht werden, das sollte sich aber später noch ändern, in ruhigen Momenten waren dann doch schon einige Strukturen mehr zu erkennen, so Ausreisser in den dunklen Äquatorialbändern, weiße Bänder und noch einiges mehr, allerdings nur in den seltenen Momenten in denen das Seeing kurz Gnade mit uns hatte.

Ich begann meine Tour im Hercules bei den beiden Kugelsternhaufen M13 und M92. M13 war bereits in der Übersichtsvergrößerung mit dem 2" 30mm Reese in den Randbereichen aufgelöst und körnig. Im 10mm Plössl zeigte er dann seine wahre Pracht, aufgelöst bis ins Zentrum, das aber trotzdem noch einen nebligen Hintergrund behielt. Im Laufe des Abends teteste ich das 10mm und 14mm Speers Waler von Armin (mein 10mm Speers war im Laufe des Tages angekommen aber noch bei den Nachbarn hinterlegt), M13 sah nochmals um Welten besser aus im Speers, abgesehen vom sehr angenehmen Einblick, dem riessigen Feld war das Bild auch wesentlich heller und brillianter, wegen des mauen Seeings verzichtete ich auf höhere Vergrößerungen.
Einen vergleichsweise kurzen Blick warf ich auf M51, die Materiebrücke war ansatzweise zu sehen aber der leichte Dunst sorgte dafür, dass er heute nicht ganz so beeindruckend war. Das selbe galt für M81 und M82 die ich kurz besuchte. Zusätzlich störte heute eine Feier im nahegelegen Vereinsheim der Fussballer und die ständig ankommenden und abfahrenden Autos :-/ Durch die wechselhafte Bewölkung konnte ich zu späterer Stunde zwei Kugelsternhaufen im Skorpion aufspüren. M4 der wesentlich größere der beiden soff förmlich im Horizontdunst ab, beim ersten Anpeilen habe ich ihn glatt übersehen, bei moderat höheren Vergrößerungen zeigte er sich als nicht stark konzentriert und unregelmäßig von der Form, trotz des hellen Himmelshintergrunds löste er sich teilweise auf. Der zweite Kugelsternhaufen im Skorpion M80 hat nur etwa 1/4 der Größe von M4 ist aber viel stärker konzentriert und stand etwas höher was ihn leichter beobachten lies. beeindruckend war auch der Hantelnebel M27 der bei verschiedenen Vergrößerungen nicht nur problemlos charakteristische Form zeigte sondern auch innere Struktur.

Nun ging ich in den Schwan um den Cirrusnebel aufs Korn zu nehmen, in meinen eigenen Geräten hatte ich ihn bisher noch nicht gesehen, wohl aber schon des öfteren in anderen, allen voran in Armins 12,5"er. Das Anpeilen von 52Cygni war problemlos, nur den Schleiernebel NGC 6990 konnte ich erst nicht wahrnehmen, insbesondere das Streulicht von den Fussballern erschwerte die Wahrnehmung, so sah ich zwar schon ein Leuchten um den Stern herum aber konnte überhaupt nicht einschätzen ob das nun der Nebel ist, oder Streulicht im Okular. Erst als gegen 2 Uhr die Lichter langsam ausgingen und ein Großteil der Feierwütigen nach Hause fuhr sah ich den Nebel definitiv im 32mm Plössl mit eingeschraubten UHC Filter, danach konnte ich ihn auch relativ problemlos ohne Filter sehen, mit Filter kommt er aber viel besser zur Geltung und lässt sich schöner beobachten. Den Ostteil des Cirrusnebels fand ich dagegen relativ schnell (NGC 6992), feine Fillamente zogen sich über mehrere Gesichtfelder über den Himmel, bei passender Gelegenheit ein Pflichtobjekt für eine Zeichnung, mit UHC Filter war auch dieser Teil sehr beeindruckend. Als nächstes versuchte ich mein Glück an NGC 7000 dem Nordamerikanebel. Auch das blieb erstmal ohne Erfolg, Armin meinte, der müsse ja auch schon im kleinen 4,5"er von Katrin zu sehen sein und übernahm das Anpeilen, obwohl der "kleine Orion" als Aufsuchhilfe nach einiger Zeit gefunden war blieb der Nebel aber "verschwunden". Der Grund war so einfach wie ärgerlich, über dem Schwan lagen inzwischen Wolken.

Jetzt wurde es erstmal richtig lustig, die letzten sturzbetrunkenen Jugendlichen zogen von ihrer Feier in unsere Richtung. Bei uns angekommen wollten sie natürlich erstmal wissen was wir hier nachts auf dem Feld veranstalten: 

"Na Sterne gucken"

"Joa, ei Sterne seh isch heute auch ganz viele, fällt mir grad ma so auf..."

Wir zeigten ihnen Jupiter mit den galilleischen Monden.

"BOah krass, wie viel Monde hat das Teil eigentlich? Und wie heißt dieser krass heller Planet da oben?

"Das ist die Vega, das ist aber ein Stern."

"Und wie viel Monde hat der?"

So ging das eine ganze Zeit, einer brauchte schon meine Hilfe um überhaupt noch seine Schnappsflasche aufzubekommen :-) h+x Persei löste nochmal Staunen aus:

"Ey hart, so viele Monde, das sind ja mindestens mal 30... oder noch viel mehr *hicks* hier nehmt mal n Schluck, dann seht ihr noch mehr Sterne"

Er lies sich dann doch nochmal die Vega zeigen...

"Ich seh nur son hellen Punkt, keine Monde und nix"

Meine Erklärung dazu hat er wohl nicht so ganz verstanden und wollte den Stern doch gerne mal größer sehen, etwas fieser Weise tat ich ihm den Gefallen und defokusierte die Vega maximal :-D

"Ey Jungs, hammerhart das Teil ist riessig und ich seh sogar das schwarze Loch!"

Nach einer Viertelstunden machte sich die Gruppe dann doch auf den Heimweg, abe rnich ohne dass ich der den ich durch das Teleskop habe schauen lassen mich nochmal in den Arm genommen hat mit den Worten:

"Ey Kollege, vielen Dank für den tollen Saturn."
Ich lies es dabei bewenden :)

Im Osten zeigte sich ein intensives Wetterleuchten und wir befürchteten schon schnell einpacken zu müssen, aber das Gewitter zog nördlich an uns vorbei. Die Beölkung wurde leider insgesamt dichter und so warf ich noch einige Blicke auf den tiefstehenden h+x der durch den Horizontdunst nicht annähernd so gut aussah wie sonst und die noch niedriger stehende Andromedaglaxie war ebenfalls ein strukturloser Matchfleck. Nun brach plötzlich der Mond durch die horizontnahen Wolken, damit war jedes weitere DS Beobachten relativ witzlos. Also plauderten wir noch eine Weile und dann bemerkten wir das a.) nahezu alles was wir dabei hatten böse zugetaut war und b.) dass es Osten bereits anfing zu dämmern.

Obwohl die Bedingungen mal wieder nicht dem entsprachen was wir uns vorgestellt hatten (wann wäre das auch mal so), war es trotzdem ein lustiger und interessanter Beobachtungsabend. Dankend will ich noch erwähnen, dass Armin mir trotz erheblichen Umweg Geleitschutz bis Taunusstein gab weil ich vergessen hatte zu Tanken und die Nadel nur noch 1mm vor Ende des roten Bereichs lag, hat aber noch gereicht :-D

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