Der "Tchibson" - Ein Dobson für 5€?
Nun
liegen bereits einige nicht vollendete Selbstbauprojekte in den
Kellerecken herum, namentlich die beiden Pluto/S die sich aber optisch
als wenig freudvoll herausstellten und kurz vor der Fertigstellung
weiterverkauft wurden und das Astromedia Set bei dem der Hauptspiegel
die Vollendung leider nich mehr erlebte...
Doch ein "Tchiboskop", das 76/700
Spiegelteleskop dass ich mir zum Vergleichstest mit dem Lidl bei ebay
geschossen hatte schrie förmlich nach einer netten kleinen Rockerbox,
insbesondere nachdem ich die wackelige Montierung verschenkt hatte. Im
Gegensatz zu vorangegangenen Versuchen ging ich einfach
kurzentschlossen in den Bastelkeller meines Vaters, ohne Plan, ohne
Zeichnung nur mit dem Tubus in der Hand und begann zu kramen. Auch
hierbei wollte ich getreu dem Motto von John Dobson möglichst wenig bis
gar nichts kaufen sondern nur aus vorhandenen Resten ein Teleskop
bauen. Als Holz dienten mir Reste einer sehr harten 10mm dicken
Montageplatte, die beim Dachbodenausbau übriggeblieben ist, kostet neu
nicht mehr als 5€. Einen Drehteller den ich mir vor Längerem für das
erste Pluto-Projekt bei IKEA gekauft hatte war auch noch da. Sogar bei
den Schrauben wurde ich fündig und so konnte ich mich an die Bandsäge
machen ohne zum Baumarkt zu fahren.
Zunächst
mass ich grob aus, wie hoch die Rockerbox sein müsste damit der Tubus
genug Platz findet und wie weit die beiden Platten voneinander montiert
werden müssen. Dann schnitt ich grob zwei Platten in den Massen 50Hx30B
zurecht und fixierte sie aufeinander mit Klemmen. Die Bandsäge brachte
beide schnell in eine identische Form die ich meiner GSO Rockerbox
entlehnt habe. Ein Fräsaufsatz mit einem Durchmesser von 7cm stanzte
zwei Löcher in die Seitenwände und lieferte mir auch direkt die Rohform
für die beiden Höhenräder. 7cm sind nicht wirklich gross für
Höhenräder, aber vom Verhältnis Spiegeldurchmesser:Höhenrad sind sie
sogar noch bedeutend grösser als am GSO. Zwei passende Schrauben nebst
Unterlegscheiben verbinden die Höhenräder an den Originalbohrungen für
die Azimutalmontierung mit dem Tubus. Noch sehr grobschlächtig sah ich
aber schnell ein, dass die Höhenräder breiter sein müssen als die
identische Dicke der Rockerboxseitenwände. Nun ging ich für dieses
Projekt das erste und letzte Mal in den Baumarkt, die Höhenräder in den
Hosentaschen. In der Rohrabteilung wurde ich fündig, für 0,75€ das
Stück fand ich eine passende abknickende Rohrverbindung in die die
Höhenräder mit etwas Gewalt unterzubringen waren. Ein Blatt 80er
Schleifpapier für 0,60 € rundete meinen Einkauf ab und mit 2,10€ in der
Tasche ging es zurück an die Arbeit. Erst war das Schleipapier an der
Reihe das der groben Box schon ein etwas besseres Aussehen verlieh,
danach ging es an die Ausschnitte für die Höhenräder, durch den nun
etwas grösseren Radius selbiger war eine halbe Stunde
schweisstreibendes Schleifen angesagt bis die Rohrstücke, die ich mit
der Säge gekürzt habe, passgenau hineinpassten. Sie sitzen recht
stramm, dafür braucht es auch bei schwereren Okularen keine weitere
Klemmung oder Spannung. Nun wurde nochmals der Abstand gemessen und die
Seitenwände auf den Drehteller geschraubt, dazu noch eine Frontplatte
zur Verstärkung. Glücklicherweise fand sich im Fundus noch eine Dose
mit mattscharzem Lack der nun der kleinen Rockerbox den "Charme" des
grossen Bruders von GSO verleiht.
Nun wäre die Bastelei fast am Ende, lediglich der untere Teil Drehteiller
ist viel zu klein um einen sicheren Stand zu gewährleisten, also noch
eine Platte mit grösserer Standfläche druntergeschraubt und fertig ist
ein Dobson für
5,15€
Fairerweise
muss man sagen ich hatte schon Glück ein fast neues Tchibotorpedo für
3,05 bei ebay zu ergattern aber für 10-15€ findet man fast immer eins
dieser Geräte. Durch meinen Vergleich mit dem Lidl Refraktor habe ich
festegestellt, dass sich die Optiken bei halbwegs passender Justage des
Spiegels nahezu nichts geben. Einzig die wackelige Montierung des
76/700 machen es gegenüber des 70/700 Skylux zu einer sehr
unattraktiven und abzuratenden Alternative. Als kleines Gerät für
Zwischendurch hat sich die Bastelei von etwa 4 Stunden aber gelohnt
ging aber ohne den Anspruch an hochwertige Materialen wie Alu oder
Multiplex Holz an den Start ;-)
Materialkosten
für denjenigen der nichts zu Hause hat (Werkzeug sollte etwas da
sein, Schraubendreher, Stich- oder Bandsäge, Zollstock und etwas
Schmiergelpapier sind aber ausreichend):
76/700
Spiegelteleskop - OTA - bei ebay ab 10€
Holzreste - falls nicht vorhanden harte Montageplatte 5€
2 Schrauben
+ Unterlegscheibe(n) 1€
Abflussrohr
oder ähnliches 2€
Sprühdose Farbe nach Wunsch 4€
Drehteller mit Kugellager (kann man aber auch selber basteln) 5€
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Summe
27€
Der Tchibodobson in Sterne und Weltraum & Kosmopod
Kurz
nach dem Veröffentlichen des Umbauberichts bekam ich die Anfrage ob das
Gerätchen als Kurzmeldung in der SuW Erwähnung finden kann, ich hab das
Rad mit Sicherheit nicht erfunden und es ist auch beileibe nicht der
erste Umbau eines Tchibos (was ich natürlich auch gesagt habe) aber
trotzallem scheint er es in die Ausgabe März 2008 und das Podcast
(Kosmopod) von Sterne und Weltraum und Astronomie Heute geschafft zu
haben ;)
Etwas
vertan haben sich die Macher wohl mit meiner Person, da ich als "junger
Sternfreund" und "Schüler" vorgestellt wurde, nunja trifft beides
vieleicht im weitesten Sinne zu und da ich die Tage mein erstes graues
Haar entdeckt habe ist sowas natürlich Balsam für die Seele :-D
Zu hören gibt es den Podcast vom 14.Januar 2008 hier und der Artikel: