ATB 2009
Datum: 22.-23. August
Ort: Hertinghausen
Zeit: 20:30 Uhr bis 4:45 Uhr
Grenzgösse: zu Beginn nur an 6m kratzend, nach 2 Uhr 6m5+ / SQM 21,5 M33 blickweise freisichtig
Wetter: zu Beginn der Nacht noch wechselnd bewölkt, dann cirrig, später klar
Wetterkapriolen und eine gerade so überstandene
Erkältung brachten mich dazu, dieses Jahr erst zum Samstag zum ATB zu
fahren. Mit an Bord Katrin und.. naja so ein paar Teleskope ;)
Nach etwa 2h Fahrt fanden wir am Platz angekommen
schnell unsere Leutchen, Jörn, Jan, Nils, Jonas, Heiko nebst Tochter,
Henning nebst Sohn, Franz Jakob, etwas später auch noch Armin. Jörn war
leider schon im Aufbruch, war aber auch schon seit Mittwoch dort.
Also erstmal ans Zeltaufbauen, vorher aber die
Teleskope und vorsichtshalber noch mal Nässeschutz drüber, es waren ja
immerhin noch einige Wolken unterwegs.
Nach und nach entwickelte sich in der guten alten
"Dobsonalley" eine sehr gemütliche Runde. Ja entschuldigt, der
Parallaktiker hinter dem roten Dobson bin ich, den 102/500 musste ich
schon mitbringen ;) Katrin der ich meinen treuen 8" f/6 vermachen werde,
durfte nun schonmal alles auf Herz und Nieren prüfen und sich mit dem
Gerätchen vertraut machen. Auf diesem Foto macht ihn Nils zusammen mit
einem 31er Nagler schmackhaft - unlauterer Wettbewerb! :D
Heiko hatte schon vor eine paar Tagen zum ATB einen
"Zeichenworkshop" bestellt... Also ein solcher war es natürlich nicht,
denn ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass man beim Zeichnen
im Gegensatz zur Fotografie auf sehr vielen, persönlich ganz
unterschiedlichen Wegen nach Rom kommen kann. In jedem Fall habe ich
einfach mal exemplarisch gezeigt wie ich bei einer Zeichnung vorgehe.
Wer wollte konnte auch mitmachen, auch Nils zeigte uns allen seine
Zeichenmappe mit erstaunlichen Zeichnungen! Im Praxishandbuch Deepsky
bzw. in einer Zeitschrift suchten wir uns ein paar Objekte zum Üben
raus, Katrin und ich gingen eine Zeichnung des Californianebels an, Nils
an M51 - die Ergebnisse waren toll anzuschauen, natürlich kann man mit
solchen Fingerübungen nur bedingt das Zeichnen am Okular üben, ist dann
bei Nacht und Rotlicht und dem Wechsel von Okular und Papier doch noch
etwas anderes.
M51 von Nils Füllenbach
California Nebel von Katrin Hage
Nach diesem Exkurs warteten wir eigentlich nur noch
sehnsüchtig auf die Nacht, noch immer zogen teils dickere Wolkenbänke
durch, bei aber ansonsten heissen Sonnenschein. Heiko und Nils bekamen
von einem sehr netten Helfer ihre Crayfords optimiert, ich war erstaunt
wie leichtgängig und ruckelfrei sie danach funktionierten.
Der Platz war am Samstag nicht mehr allzu gefüllt,
viele mussten anscheinend leider schon abreisen, schade denn die Nacht
war wirklich klasse, so war es zu fortgeschrittener Stunde dann auch
ausgesprochen ruhig und dunkel um uns herum, wobei natürlich noch einige
andere die Nacht bis zur Dämmerung nutzten.
Zum Abendessen tauschte ich einen meiner beiden
Cheeseburger glücklicherweise gegen einen halben Texastopf, ja der mit
der leckeren Jagdwurst, die von einigen Anwesenden liebvoll als
"überfahrener Hund" identifiziert wurde ;) Geschmeckt hats trotzdem...
Unangefochten auf Platz 1 standen aber wohl die selbstgebackenen Muffins
von Katrin.
Unsere Gerät erwarten das Freiziehen des Himmels
und den Sonnenuntergang, wer sich wundert: Die Gegengewichte hab ich
nicht vergessen sondern sie läuft genauer ohne - ich weiss: schwarze
Magie... Dahinter sieht man den 6" f/5 von Jonas, seiner Rockerbox ist
ein echter Blickfang, so durchdacht stabil und sauber bekommt man keine
von der Stange, dabei hat er die Rockerbox so professionell gebaut, das
man sie durch die saubere Lackierung und das Friktionssystem kaum noch
von einer industriell gefertigten unterscheiden kann.
Als die Dämmerung endlich anbrach ging es an die
Justage. Die Schrauben meiner Spiegelzelle sorgten mal wieder global für
Verzweiflung, aber nach nur einem abgebrochenen Schraubendrehen
schafften es Nils, Armin und ich das Ding ordentlich zu justieren, nunja
nicht mehr allzulange und der Spiegel wird in einer neuen Zelle sitzen
;)
Die Wolken waren merklich dünner geworden, immer
noch zogen aber vereinzelte Wolkenbänke durch. Erstes brauchbares Objekt
war, wie sollte es anders sein Jupiter, das Seeing war stellenweise
ausgesprochen gut und ich sah zum ersten Mal und sehr viel
unübersehbarer als ich dachte den GRF - zugegeben auf unsere Nachbarn
halte ich ausgesprochen selten, die Einbuchtung im Wolkenbank war sehr
auffällig aber natürlich alles andere als rot....
Ins Sachen Deepsky wurde zunächst eindeutig mit
angezogener Handbremse beobachtet, Cirren zogen mal mehr mal weniger
dicht über den Himmel und gaben aber immer ausreichend Objekte frei die
ausgiebig angefahren wurden, bei mir waren es zunächst die üblichen
Verdächtigen in Schwan, Leier und Füchslein. Zwischenzeitlich klemmt ich
auch die EOS an den 102/500 und versuchte mein Glück an M31 und M27 -
erstaunlicherweise war mir trotz Pi-mal-Daumen-Ausrichtung das Glück
hold und es gab drei Schnappschüsse. Bei den Fotos handelt es sich
jeweils um Bildausschnitte (ca. 20-25% des kompletten Fotos) die dann
noch leicht verkleinert wurden.
NGC 404 - Mirachs Geist - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600
M27 - Hantelnebel - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600
M31 - Andromedagalaxie - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600
Schnell war die Kamera aber wieder aus, denn der
Himmel zog nun merklich freier. Es blieb aber zunächst
unterdurchschnittlich, die 6mag Grenze wurde allenfalls gestreift nicht
aber durchbrochen. Jan hatte von einem Platznachbarn ein 5mm Skywatcher
SWA mit 70° Feld geliehen und wir nahmen uns einige Objekte vor um es
mit dem 4,9mm Speers, vor allem aber mit dem fast genauso teuren 5mm
Planetary zu vergleichen. An M13 fand ich die Unterschiede am
geringsten, allein das Speers Waler hatte hier erwartungsgemäß durch
Feld und Transmission die Nase leicht vorn. An h+x zeigte das Planetary
einen saubereren Rand während das SWA nicht ganz so gut am Rand
abbildete (10" f/5), ich für meinen Teil muss aber sagen, dass der
Unterschied zwar sichtbar aber nicht weltbewegend war, man könnte also
zwischen den beiden Okularen eher den persönlichen Geschmack nach mehr
Feld oder aber besserer Schärfe bis zum Rand entscheiden lassen. Sein
Geld ist das Okular wohl aber in jedem Fall wert, zumindest in 5mm. Es
ist aber vom Gewicht her ein ganz schöner Brocken, hat dafür gleich die
Möglichkeit auch als 2" genutzt zu werden.
Nils zeigte mir nun den langersehnten
Kugelsternhaufen Mayall II / G1 in der Andromedagalaxie, sie überraschte
mich sehr positiv, denn ich erwartete mehr oder weniger nur ein
Sternfünkchen aber sie war eindeutig verwaschen zu sehen und unterschied
sich damit sofort von den beiden nahe stehenden Sternen.
Gegen 1 Uhr gab es dann die Nachtabschaltung der
umliegenden Örtchen, der Himmel war nicht schlecht, hatte die 6m Marke
auch überschritten blieb aber nicht ganz sauber. Trotzdem beobachteten
wir mit unseren diversen Gerätschaften...
Ich hatte mir eigentlich nur ein neues Objekt für
diese Nacht vorgenommen, NGC 7008 den "Fetus Nebula" im Schwan. Zuerst
ging ich gleich mit [OIII] ans Werk und er war relativ schnell
aufgefunen und auch in der Übersicht schon neben einem auffälligen Stern
zu sehen, schon dort sah man die sehr interessante gebogene Form des
PN, bei 150x wurde sie sehr deutlich und sogar Helligkeitsabstufungen
waren super zu erkennen. Dann ging mir aber doch das Licht aus. Ich
konnte mich zunächst nicht durchringen eine Zeichnung anzufangen.
Die Kamera war beim nächsten Foto leider schon
unbemerkt von Tau heimgesucht worden... Der war zwar präsent aber nicht
allzu stören,d Okulare und Fangspiegel blieben trocken.
Der Durchbruch kam dann etwa gegen 3 Uhr, das SQM
erreichte hier seinen Höchstwert von 21,5mag. Und DAS sah man den
Objekten dann auch merklich an! Zum ersten Mal sah ich M33 freiäugig,
sie blitzte immer wieder auf was von praktisch allen Anwesenden
bestätigt wurde. M31 war im 16"er nur noch als unglaublich zu
bezeichnen, die beiden Staubbänder waren nicht nur zu sehen sondern
stachen tatsächlich ins Auge, der Supercluster NGC 206 war unübersehbar
und sehr auffällig, die Staubbänder begnügten sich aber nicht damit an
der meist präsenten Stelle "unten" sondern sehr viel weiter.
M33 war aber der Hingucker der letzen Stunden,
schon im 4"er waren drei Spiralarme ansatzweise zu erkennen, im 12"
waren sie so deutlich wie (achtung abgedroschene Phrase!) ich sie noch
nie gesehen habe, enorm! In Heikos 16"er gesellte sich sogar noch ein
vierter Spiralarm dazu. Nils fertigte an Heikos Dobson diese Zeichnung
an, die das gesehen wirklich gut trifft.
Der so schön detaillierte Fetus PN lies mich nicht
los und ich ging nochmal OHNE [OIII] FIlter unter diesem nunmehr richtig
guten Himmel ans Werk. Wow! Ohne Filter war nun sogar noch weitaus mehr
zu sehen und daher konnte ich auf 300x vergrössern und nahm mir nun
doch die Zeit ihn in Ruhe zu zeichnen, diesmal gibt es davon übrigens
keine Reinzeichnung sondern ich belasse es bei der die direkt am Okular
entstanden ist, sieht man von ein paar nicht ganz runden Sternen hab,
glaube ich nicht, dass ich den Anblick bei einer Zeichnung ins Reine
noch besser hätte treffen können. Wie ich vor Tagen schon bei Hajüs
Bericht und Zeichnung zu diesem Objekt gelesen habe: Es ist definitiv
einer der interessantesten PNs (die ich schon besucht habe).
Wir waren alle (Nils, Heiko, Katrin, Anke und ich
waren um die Uhrzeit die letzten in unserer Reihe die noch an den
Teleskopen standen) zu aufgekratzt um schon ins Zelt zu kriechen, vor
allem da um 4:27 Uhr endlich mal wieder ein ISS Überflug zu erwarten
war. Also genossen wir noch den Himmel. Im Osten kletterte bereits der
Orion über den Horizont und läutete den "Winter" ein. M42 ist auf dem
ATB immer das "must-have" Objekt auch wenn man natürlich kurz über den
Baumkronen noch nichts weiter erwarten darf - beim Blick durch den 16"er
war es aber doch schon ein wunderschöner Vorgeschmack auf die kommenden
Monate.
Die ISS kam pünktlich, Katrin und Heiko verfolgten
sie mit den Dobsons (8" und 16"), Katrins Freudenschreie dürften noch
den ein oder anderen Zeitgenossen wieder geweckt haben :D Beide sahen
Module und Solarpanels die laut Heiko orange schimmerten. Ich selbst
erhaschte durch den 16er nur noch einen kurzen Blick als sie schon
schwächer wurd, aber Sonnensegel waren sogar da noch auszumachen.
Das war ein würdiger Abschluss und mich und ziemlich müde gings dann gegen kurz vor 5 ins Zelt :)
Der Morgen kam schonmal ein bisschen zu früh aber
in Zelten schlafe ich halt nicht besonders... Also blieb zwischen 9 und
11 Uhr nur noch mit ziemlich zerquetschter Erscheinung das Equipment und
Zelt wieder zu verstauen und mit Nils einen lecker Linsentopf als
Frühstückersatz zu schlemmern (danke Heiko und Henning sogar warm!) :D -
Dann ab auf die AB und nach Hause... Jetzt ist es schon wieder fast
Mitternacht und ich mache mich mal schleunigst ins Bett ;)
Vielen Dank an alle die dabei waren, es hat grossen
Spass gemacht und ich denke nächstes Jahr steht ausser Frage wo wir
Ende August wieder zu finden sind...
© 2009 Benny Hartmann