Sonntag, 23. August 2009

Bericht zum ATB 2009

ATB 2009
Datum: 22.-23. August
Ort: Hertinghausen
Zeit: 20:30 Uhr bis 4:45 Uhr
Grenzgösse: zu Beginn nur an 6m kratzend, nach 2 Uhr 6m5+ / SQM 21,5 M33 blickweise freisichtig 
Wetter: zu Beginn der Nacht noch wechselnd bewölkt, dann cirrig, später klar

Wetterkapriolen und eine gerade so überstandene Erkältung brachten mich dazu, dieses Jahr erst zum Samstag zum ATB zu fahren. Mit an Bord Katrin und.. naja so ein paar Teleskope ;)
Nach etwa 2h Fahrt fanden wir am Platz angekommen schnell unsere Leutchen, Jörn, Jan, Nils, Jonas, Heiko nebst Tochter, Henning nebst Sohn, Franz Jakob, etwas später auch noch Armin. Jörn war leider schon im Aufbruch, war aber auch schon seit Mittwoch dort.

Also erstmal ans Zeltaufbauen, vorher aber die Teleskope und vorsichtshalber noch mal Nässeschutz drüber, es waren ja immerhin noch einige Wolken unterwegs.

 

Nach und nach entwickelte sich in der guten alten "Dobsonalley" eine sehr gemütliche Runde. Ja entschuldigt, der Parallaktiker hinter dem roten Dobson bin ich, den 102/500 musste ich schon mitbringen ;) Katrin der ich meinen treuen 8" f/6 vermachen werde, durfte nun schonmal alles auf Herz und Nieren prüfen und sich mit dem Gerätchen vertraut machen. Auf diesem Foto macht ihn Nils zusammen mit einem 31er Nagler schmackhaft - unlauterer Wettbewerb! :D 

 

 

Heiko hatte schon vor eine paar Tagen zum ATB einen "Zeichenworkshop" bestellt... Also ein solcher war es natürlich nicht, denn ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass man beim Zeichnen im Gegensatz zur Fotografie auf sehr vielen, persönlich ganz unterschiedlichen Wegen nach Rom kommen kann. In jedem Fall habe ich einfach mal exemplarisch gezeigt wie ich bei einer Zeichnung vorgehe. Wer wollte konnte auch mitmachen, auch Nils zeigte uns allen seine Zeichenmappe mit erstaunlichen Zeichnungen! Im Praxishandbuch Deepsky bzw. in einer Zeitschrift suchten wir uns ein paar Objekte zum Üben raus, Katrin und ich gingen eine Zeichnung des Californianebels an, Nils an M51 - die Ergebnisse waren toll anzuschauen, natürlich kann man mit solchen Fingerübungen nur bedingt das Zeichnen am Okular üben, ist dann bei Nacht und Rotlicht und dem Wechsel von Okular und Papier doch noch etwas anderes.

 

M51 von Nils Füllenbach

 

California Nebel von Katrin Hage

 

Nach diesem Exkurs warteten wir eigentlich nur noch sehnsüchtig auf die Nacht, noch immer zogen teils dickere Wolkenbänke durch, bei aber ansonsten heissen Sonnenschein. Heiko und Nils bekamen von einem sehr netten Helfer ihre Crayfords optimiert, ich war erstaunt wie leichtgängig und ruckelfrei sie danach funktionierten. 

 

 

Der Platz war am Samstag nicht mehr allzu gefüllt, viele mussten anscheinend leider schon abreisen, schade denn die Nacht war wirklich klasse, so war es zu fortgeschrittener Stunde dann auch ausgesprochen ruhig und dunkel um uns herum, wobei natürlich noch einige andere die Nacht bis zur Dämmerung nutzten.

Zum Abendessen tauschte ich einen meiner beiden Cheeseburger glücklicherweise gegen einen halben Texastopf, ja der mit der leckeren Jagdwurst, die von einigen Anwesenden liebvoll als "überfahrener Hund" identifiziert wurde ;) Geschmeckt hats trotzdem... Unangefochten auf Platz 1 standen aber wohl die selbstgebackenen Muffins von Katrin.

 

Unsere Gerät erwarten das Freiziehen des Himmels und den Sonnenuntergang, wer sich wundert: Die Gegengewichte hab ich nicht vergessen sondern sie läuft genauer ohne - ich weiss: schwarze Magie... Dahinter sieht man den 6" f/5 von Jonas, seiner Rockerbox ist ein echter Blickfang, so durchdacht stabil und sauber bekommt man keine von der Stange, dabei hat er die Rockerbox so professionell gebaut, das man sie durch die saubere Lackierung und das Friktionssystem kaum noch von einer industriell gefertigten unterscheiden kann.

Als die Dämmerung endlich anbrach ging es an die Justage. Die Schrauben meiner Spiegelzelle sorgten mal wieder global für Verzweiflung, aber nach nur einem abgebrochenen Schraubendrehen schafften es Nils, Armin und ich das Ding ordentlich zu justieren, nunja nicht mehr allzulange und der Spiegel wird in einer neuen Zelle sitzen ;)

Die Wolken waren merklich dünner geworden, immer noch zogen aber vereinzelte Wolkenbänke durch. Erstes brauchbares Objekt war, wie sollte es anders sein Jupiter, das Seeing war stellenweise ausgesprochen gut und ich sah zum ersten Mal und sehr viel unübersehbarer als ich dachte den GRF - zugegeben auf unsere Nachbarn halte ich ausgesprochen selten, die Einbuchtung im Wolkenbank war sehr auffällig aber natürlich alles andere als rot....

Ins Sachen Deepsky wurde zunächst eindeutig mit angezogener Handbremse beobachtet, Cirren zogen mal mehr mal weniger dicht über den Himmel und gaben aber immer ausreichend Objekte frei die ausgiebig angefahren wurden, bei mir waren es zunächst die üblichen Verdächtigen in Schwan, Leier und Füchslein. Zwischenzeitlich klemmt ich auch die EOS an den 102/500 und versuchte mein Glück an M31 und M27 - erstaunlicherweise war mir trotz Pi-mal-Daumen-Ausrichtung das Glück hold und es gab drei Schnappschüsse. Bei den Fotos handelt es sich jeweils um Bildausschnitte (ca. 20-25% des kompletten Fotos) die dann noch leicht verkleinert wurden. 

 

NGC 404 - Mirachs Geist - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600 

 

M27 - Hantelnebel - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600 

 

M31 - Andromedagalaxie - 102/500 Achromat Einzelbild 30s bei ISO 1600
Schnell war die Kamera aber wieder aus, denn der Himmel zog nun merklich freier. Es blieb aber zunächst unterdurchschnittlich, die 6mag Grenze wurde allenfalls gestreift nicht aber durchbrochen. Jan hatte von einem Platznachbarn ein 5mm Skywatcher SWA mit 70° Feld geliehen und wir nahmen uns einige Objekte vor um es mit dem 4,9mm Speers, vor allem aber mit dem fast genauso teuren 5mm Planetary zu vergleichen. An M13 fand ich die Unterschiede am geringsten, allein das Speers Waler hatte hier erwartungsgemäß durch Feld und Transmission die Nase leicht vorn. An h+x zeigte das Planetary einen saubereren Rand während das SWA nicht ganz so gut am Rand abbildete (10" f/5), ich für meinen Teil muss aber sagen, dass der Unterschied zwar sichtbar aber nicht weltbewegend war, man könnte also zwischen den beiden Okularen eher den persönlichen Geschmack nach mehr Feld oder aber besserer Schärfe bis zum Rand entscheiden lassen. Sein Geld ist das Okular wohl aber in jedem Fall wert, zumindest in 5mm. Es ist aber vom Gewicht her ein ganz schöner Brocken, hat dafür gleich die Möglichkeit auch als 2" genutzt zu werden. 

Nils zeigte mir nun den langersehnten Kugelsternhaufen Mayall II / G1 in der Andromedagalaxie, sie überraschte mich sehr positiv, denn ich erwartete mehr oder weniger nur ein Sternfünkchen aber sie war eindeutig verwaschen zu sehen und unterschied sich damit sofort von den beiden nahe stehenden Sternen. 

 

Gegen 1 Uhr gab es dann die Nachtabschaltung der umliegenden Örtchen, der Himmel war nicht schlecht, hatte die 6m Marke auch überschritten blieb aber nicht ganz sauber. Trotzdem beobachteten wir mit unseren diversen Gerätschaften...

Ich hatte mir eigentlich nur ein neues Objekt für diese Nacht vorgenommen, NGC 7008 den "Fetus Nebula" im Schwan. Zuerst ging ich gleich mit [OIII] ans Werk und er war relativ schnell aufgefunen und auch in der Übersicht schon neben einem auffälligen Stern zu sehen, schon dort sah man die sehr interessante gebogene Form des PN, bei 150x wurde sie sehr deutlich und sogar Helligkeitsabstufungen waren super zu erkennen. Dann ging mir aber doch das Licht aus. Ich konnte mich zunächst nicht durchringen eine Zeichnung anzufangen.

Die Kamera war beim nächsten Foto leider schon unbemerkt von Tau heimgesucht worden... Der war zwar präsent aber nicht allzu stören,d Okulare und Fangspiegel blieben trocken. 

 

Der Durchbruch kam dann etwa gegen 3 Uhr, das SQM erreichte hier seinen Höchstwert von 21,5mag. Und DAS sah man den Objekten dann auch merklich an! Zum ersten Mal sah ich M33 freiäugig, sie blitzte immer wieder auf was von praktisch allen Anwesenden bestätigt wurde. M31 war im 16"er nur noch als unglaublich zu bezeichnen, die beiden Staubbänder waren nicht nur zu sehen sondern stachen tatsächlich ins Auge, der Supercluster NGC 206 war unübersehbar und sehr auffällig, die Staubbänder begnügten sich aber nicht damit an der meist präsenten Stelle "unten" sondern sehr viel weiter.
M33 war aber der Hingucker der letzen Stunden, schon im 4"er waren drei Spiralarme ansatzweise zu erkennen, im 12" waren sie so deutlich wie (achtung abgedroschene Phrase!) ich sie noch nie gesehen habe, enorm! In Heikos 16"er gesellte sich sogar noch ein vierter Spiralarm dazu. Nils fertigte an Heikos Dobson diese Zeichnung an, die das gesehen wirklich gut trifft.

 

Der so schön detaillierte Fetus PN lies mich nicht los und ich ging nochmal OHNE [OIII] FIlter unter diesem nunmehr richtig guten Himmel ans Werk. Wow! Ohne Filter war nun sogar noch weitaus mehr zu sehen und daher konnte ich auf 300x vergrössern und nahm mir nun doch die Zeit ihn in Ruhe zu zeichnen, diesmal gibt es davon übrigens keine Reinzeichnung sondern ich belasse es bei der die direkt am Okular entstanden ist, sieht man von ein paar nicht ganz runden Sternen hab, glaube ich nicht, dass ich den Anblick bei einer Zeichnung ins Reine noch besser hätte treffen können. Wie ich vor Tagen schon bei Hajüs Bericht und Zeichnung zu diesem Objekt gelesen habe: Es ist definitiv einer der interessantesten PNs (die ich schon besucht habe).

 

Wir waren alle (Nils, Heiko, Katrin, Anke und ich waren um die Uhrzeit die letzten in unserer Reihe die noch an den Teleskopen standen) zu aufgekratzt um schon ins Zelt zu kriechen, vor allem da um 4:27 Uhr endlich mal wieder ein ISS Überflug zu erwarten war. Also genossen wir noch den Himmel. Im Osten kletterte bereits der Orion über den Horizont und läutete den "Winter" ein. M42 ist auf dem ATB immer das "must-have" Objekt auch wenn man natürlich kurz über den Baumkronen noch nichts weiter erwarten darf - beim Blick durch den 16"er war es aber doch schon ein wunderschöner Vorgeschmack auf die kommenden Monate.

Die ISS kam pünktlich, Katrin und Heiko verfolgten sie mit den Dobsons (8" und 16"), Katrins Freudenschreie dürften noch den ein oder anderen Zeitgenossen wieder geweckt haben :D Beide sahen Module und Solarpanels die laut Heiko orange schimmerten. Ich selbst erhaschte durch den 16er nur noch einen kurzen Blick als sie schon schwächer wurd, aber Sonnensegel waren sogar da noch auszumachen.
Das war ein würdiger Abschluss und mich und ziemlich müde gings dann gegen kurz vor 5 ins Zelt :) 

 

Der Morgen kam schonmal ein bisschen zu früh aber in Zelten schlafe ich halt nicht besonders... Also blieb zwischen 9 und 11 Uhr nur noch mit ziemlich zerquetschter Erscheinung das Equipment und Zelt wieder zu verstauen und mit Nils einen lecker Linsentopf als Frühstückersatz zu schlemmern (danke Heiko und Henning sogar warm!) :D - Dann ab auf die AB und nach Hause... Jetzt ist es schon wieder fast Mitternacht und ich mache mich mal schleunigst ins Bett ;)

Vielen Dank an alle die dabei waren, es hat grossen Spass gemacht und ich denke nächstes Jahr steht ausser Frage wo wir Ende August wieder zu finden sind... 

© 2009 Benny Hartmann

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen