Datum: 01.August
Ort: Hochtaunus
Zeit: 0:45 Uhr bis 4:00 Uhr
Grenzgösse: zu Beginn max. 5m4 später fst. 6m2 in UMi
Wetter: zu Beginn nur Lücken und sehr cirrig, später klar
Gerät: 10x50 20x80 16" f/4,5
Um 23:30 fällt im Chat die einsame Entscheidung:
Jan, Andi und Benny gehen trotz des cirrigen Himmels und der
vorgerückten Stunde nochmal raus :)
Eine Stunde später stehen wir dann vorm Platz im
Hochtaunus, ich bin mit Minimalausrüstung gekommen, ausser meinem Stuhl,
einem Schlafsack und meinem 10x50 Fernglas habe ich nichts zu tragen,
auch Jan ist "nur" mit Fernglas angereist allerdings mit dem 20x80
Triplet, Andi reisst unsere hoffnungslose Öffnungslosigkeit aber mit
seinem 16" Gerät wieder raus. Der Himmel zeigt sich nicht dick aber doch
flächig bewölkt mit einzelnen Lücken. Genau in diesen Lücken zu
beobachten, davon ist die erste Stunde geprägt. Mit dem Fernglas keine
grosse Sache, aber mit dem Dobson ist leider oft schon wieder eine Wolke
vor das eben eingestellte Objekt gezogen.
Ich bin kein ausgesprochener Fernglasfan, hatte ich
doch oft Probleme mit binokularem Sehen (aus medizinischer Sicht), aber
das scheint sich durch eine neue Brille etwas verbessert zu haben,
zumindest habe ich auch mit dem 10x50 Spass M101, M51 und M27 zu
beobachten. In Jans 20x80 geht das natürlich vor allem da auf Stativ
montiert noch eine Klasse besser. Ich schwenke noch zu diversen Objekten
wie hx die auch bei 10x überaus faszinieren und auch M39 ist ein tolles
Fernglasobjekt. Besonders genial, der Anblick des Sternhaufens NGC 7789
in Cassiopeia, er wirkt wie ein sehr grosser Kugelsternhaufen - nämlich
unaufgelöst aber gross. Selbst der Rocking Horse Cluster NGC 6910 ist
bei den mageren 10x schon erkennbar und zwar als solcher! auch NGC 7000
ist gut im Fernglas erkennbar aber die Wolken ziehen immer wieder durch
und der Blick in den Zenit ist anstrenged. Dann ist erstmal für 15min
alles dicht...
Und dann gegen zwo macht es plopp und die Wolken
sind restlos weg! Was für ein Anblick - die Milchstrasse zieht sich von
Auriga über den im Zenit stehenden Schwan bis tief in den Schützen,
perfekt den Himmel überspannend, kann man sich mit blossem Auge kaum
sattsehen. Jetzt hat die Stunde des 16"ers geschlagen, der Cirrusnebel
zerfällt in unzählige feine Filiamente mit OIII! Ich darf Hand anlegen
und schwenke auf NGC 6888 den Crescentnebel - wow! So gut habe ich ihn
noch nie gesehen (abgedroschener Spruch ;) ), er sieht fast fotoähnlich
aus, mit feinen Ausläufern die aus dem sichelförmigen Nebel streben. Der
Ringnebel wird bis 380x hochgejagt und zeigt dabei immer noch ein
tolles Bild mit schönen Details in der Ringstruktur, spasseshalber messe
ich mal die Durchlaufzeit, sind etwa 30 Sekunden im Speers Waler Zoom
bei 5mm, ausgesprochen entspannend :)
Nun rolle ich den Schlafsack aus und lasse mich
gemütlich mit dem Fernglas nieder, fantastisch im Liegen die
Milchstrasse zu erkunden! Nun kommen noch viel mehr Details rum, ich
stöbere zunächst etwas in Cassiopeia, NGC 7789, NGC 457 ist in seiner
Form schon richtig gut zu erkennen. Ab in den Schwan, der steht so
zenitnah optimal für meine Liegeposition und ich wär umgefallen wenn ich
nicht schon liegen würde: Der Nordamerikanebel einfach nur genial bei
10x! Als Jan mir dann das 20x80 rüberreicht brech ich vollends ab, so
geil hab ich den Nordamerikanebel (obwohl gänzlich ohne Filter) noch nie
beobachten können, zusammen mit dem Pelikannebel hat der Nebelkomplex
eine unglaubliche Grösse und ist toll zu überblicken - mit diesem
Fernglas ist es glaube ich um mich geschehen, und sei es nur für dieses
eine Objekt :D NGC 7000 ist aber auch schon mit blossem Auge problemlos
zu sehen. Nun sind die Plejaden dran, die bereits hoch über dem Horizont
stehen, im 20x80 der schönste Anblick, ein leichter Nebelschleier ist
um zwei der Sterne zu sehen. M31 und Co. sehen ebenfalls beeindruckend
aus, hier punktet der 16"er aber enorm trotz kleinem Feld, die Galaxie
ist gut vier Gesichtsfelder groß.
Ich schwenke noch einige andere Objekte mit dem
10x50 an, darunter die drei Fuhrmannhaufen M36-M38 und auch ein Blick in
die Hyaden ist immer wieder schön, der Herbst steht irgendwie schon vor
der Tür ;) Es wird bereits etwas heller im Osten und die Dämmerung
zieht nun langsam aus, die Milchstrasse verblasst im Osten zusehends und
als eine Kirchturmuhr vier Uhr schlägt mache ich mich ans
verabschieden, klemme ich meine zwo drei Sachen unter den Arm um
wenigstens noch drei Stunden Schlaf zu bekommen :D
Als ich um halb fünf aussteige ist es schon
merklich hell. Die Nacht war obwohl damit erstmal gar nicht zu rechnen
war fantastisch und schön endlich Andi live kennengelernt zu haben (und
seinen leckeren 16"er :p), hat sich also hundertprozentig gelohnt trotz
der späten Stunde sich erst nach Mitternacht zu treffen und die
anfänglichen Wolken auszusitzen.
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