Bauart: Dachkant
Okularauszug: festes Zoomokular
Neupreis: ca. 29 €
Noch in Besitz: JA
Also mal wieder etwas potentiell astronomisch nutzbares beim Discounter Lidl. Im Laden wurden zunächst die in Hülle und Fülle liegenden Pakete begutachtet - keine abgestoßenen Ecken oder Risse die auf einen unsanften Transport oder Handling schließen lassen. Guckt auch keiner? Gut dann reißen wir gleich mal eine Packung auf. Alles ordentlich und sauber verpackt, kein wahrnehmbarer Geruch wie man ihn oft bei Chinawaren feststellen muss! Die Optik ist innerhalb der Transporttasche nochmal einzeln in Folie eingepackt, ebenso das Ministativ.
Die Gebrauchsanleitung ist schlicht, aber bebildert und klärt über alles wichtige auf. Was mir positiv ins Auge sticht: ÜBERALL finden sich Warnhinweise auf die Sonnenbeobachtung, in der Anleitung, als knallgelbe Warnkarte in der Schachtel sowie mit ebenso gelben Stickern auf Front- und Okulardeckel (nach dem Abnehmen der aufgeklebten Sticker bleibt ein weiterer auf der Frontabdeckung - Das nenne ich wirklich mal vorbildlich - Trotzdem werde ich die Sonne bei Gelegenheit damit beobachten - Natürlich nur mit Baader AstroSolar Sonnenfilterfolie
Der Test im Laden war nicht sonderlich auffällig aber auch nicht sehr aussagekräftig. Die Abbildung war durch die Bank weg scharf und gut zu fokussieren, keine merklich gebogenen Linien oder störende Farbfehler. Die Fokussierung ist genau richtig, nicht zu schwer und nicht zu leicht, der Weg ist je nach Entfernung recht weit, aber das ist Bauart bedingt. Die Linsen sind sauber und auch innen recht reflexfrei, vor allem aber sieht man keine Klebereste wie ich das immer wieder bei billigen Ferngläsern gesehen habe.
Das Tischstativ ist ein netter Gag, nicht VÖLLIG überlastet und vom Neiger her schon brauchbar, aber stabil ist natürlich etwas anderes - was aber auch zu einem Großteil am benutzten Tisch liegt. Wesentlich brauchbarer wird das ganze aber auf einem stabilen, größeren Stativ - in meinem Fall habe ich das Spektiv nun auf mein altes Revue Stativ montiert. Ein L-Halter mit Fotogewinde ist fest mit einer Schelle am Spektiv befestigt.
Ein nettes Feature, auch wenn ich NOCH nicht weiß wofür: Man kann den Tubus in einer Art Schelle in jede beliebige Position drehen und klemmen .
Der erste Test zu Hause zeigt: Der Rand ist gar nicht mal so schlecht, allerdings erscheint er minimal unscharf - damit meine ich nicht den Rand des Bildfeldes sondenr den schwarzen Rand selber. Das Bild erscheint farbneutral (kein Gelbstich o.ä.) an hellen Kanten stört der Farbfehler bei niedrigen Vergrößerungen noch nicht. Der Tunnelblick bei 20x ist typisch für Zoomgläser, bei 60-fach ist das Feld dann schon ordentlich, kann das aber nicht schätzen. Die 3mm AP bei 20-fach ist nachgemessener Weise vorhanden. Bei 1mm AP geht dem Röhrchen natürlich das Licht aus, ich kann mir da vorstellen, daß man am Mond oder Jupiter trotzdem noch beobachten kann, das Bild ist auch hier scharf zu stellen.
Ein Fototest mit der Seben Digiklemme
scheiterte bisher, das ganze wird mit der schweren EOS zu kippelig und ich will mir nicht das Okular abbrechen - wird die Tage noch mit einer leichteren Knipse nachgeholt. Heute nachmittag nehme ich es mal mit um draußen in der Natur das ganze nochmal näher unter die Lupe zu nehmen, ein astronomischer Test... naja wenn mal wieder Himmel ist ;)
Fazit: Für unter 30€ wird man schwerlich etwas besseres finden, das "Lidl Fernglas" Bresser 10x50
kann natürlich auch mithalten, hat aber schon wieder einen leicht anderen Einsatzzweck. Für einen schnellen Blick auf Mond, Saturn oder Jupiter eignet es sich sicher schon, Wunder darf man sicher nicht erwarten.
Auf dem Feld gings dann noch einmal an das wofür das Gerät beworben wird: Naturbeobachtung. Mit einem stabilen Stativ macht das Beobachten durchaus Spaß, allerdings wird mir bei 1mm AP auch am hellichten Tag das Licht etwas knapp, bis 40x ist es aber ein angenehmes Beobachten.
Einen weiteren Test habe ich im heimischen Keller mit einem in etwa 15m entfernten aufgehängten Millimeterpapier durchgeführt. Dabei kam eine kissenförmige Verzeichnung zu Tage, diese fiel mir aber bei der Naturbeobachtung nicht bewusst ins Auge. Von den Auswirkungen jetzt nicht so stark wie die Verzeichnung des Objektivs an der EOS mit dem ich das Foto aufgenommen habe.
Der erste Test bei Nacht:
war gerade mal eine 3/4 Stunde mit dem kleinen draußen auf dem Feld :)
Montiert habe ich es auf mein altes aber recht stabiles Revue Stativ, das kleine ist keine allzugroße Hilfe, es sei denn man sitzt wirklich auf dem Balkon an einem STABILEN Tisch, hab ich aber heute gar nicht erst versucht, stattdessen habe ich nun ein nettes neues Froschperspektivenstativ für meine EOS.
Das Peilen gelingt wegen der eher geringen Vergrößerung recht gut, ein Peiler wäre natürlich trotzdem wünschenswert. Als erstes habe ich M 42 angepeilt, trotz des noch tiefen Standes im eher aufgehellten Bereich des Himmels, war der Nebel für 60mm schon ordentlich zu sehen. Mein Eindruck: Man sieht mehr als in einem 10x50 Fernglas, weniger als in einem 20x80 Fernglas
, was nicht weiter verwundert. Auch die Vergrößerung konnte man hier ruhig über die 40x hochreißen. Dabei bemerkte ich aber bei den hohen Vergrößerungen, daß die Optik einen leichten Astigmatismus hat, mal schauen ob sich das noch entspannen lässt.
Jupiter zeigte schon bei 20x knackig aufgereiht seine Monde. Bei höheren Vergrößerungen fand ich den Farbfehler immer störender, vor allem bei 60x am hellen Jupiter, hier leiden dann natürlich auch die sehr feinen Details, die waren allerdings mit ca. 40x durchaus auszumachen.
Nun nochmal ein paar Sternhaufen angepeilt - M 45 (Plejaden) passt gerade so ins Gesichtsfeld, hat mir aber gut gefallen. Danach kamen noch die Fuhrmannhaufen, hier kann das Spektiv mit steigender Vergrößerung im Vergleich zu einem Fernglas punkten, sie lösen sich überraschend schön auf. M31 (Andromedagalaxie) zum Abschluss: Hier wäre mehr AP besser und auch mehr Feld, aber spassig ist es trotzdem, mit beiden Begleitgalaxien.
Mein Fazit bleibt: Für DEN Preis eine nette Optik, die weder Heu noch Platz frisst und von daher gerne immer im Auto mitfahren darf.
UPDATE 2013:
Auch nach einem Jahr gibt es die Auriol Spektive wieder, in den letzten 12 Monaten hatte ich es nicht sehr häufig aber doch immer mal wieder benutzt, allerdings TAGSÜBER. Hier finde ich nach wie vor, dass es ein "Nice to have" Gerät ist, für Leute die schon alles haben, denen ein Fernglas eben zu wenig Vergrößerung bietet und/oder ein Teleskop zu schwer ist - kurz: Ein selten genutztes Gerät was man aber dank des Preises verschmerzen kann. Zwischenzeitlich kamen auch immer wieder Anmerkungen zur Qualitätsstreuung, die ist DEFINITIV vorhanden, am besten im Markt schonmal auspacken und nach stärkeren Defekten und ABbildungsfehlern Ausschau halten.
Zu guter Letzt gibt es als Ergänzung noch einen kleinen Videotest am Tage - Die Bedingungen waren mit Nebel und Wind nicht ideal aber ein zweiter bei gutem Wetter wird sicher noch folgen...
Spektiv Videotest "Lidl" Auriol 20-60x60 Spektiv from
Benny Hartmann on
Vimeo.