Ort: Laufenselden
Uhrzeit: 21:30 bis 2:00 Uhr
Wetter: Klar 6-3° C
GG: fst 6m2
Nicht falsch verstehen, ich geniesse jede Nacht und auch die von der Himmelsqualität sicher suboptimale vor zwei Tagen war sehr schön, aber heute war einer dieser Nächte die sich einfach einbrennen. Alles hat gepasst, Himmel, Objektrecherche, Karten (danke an Rainer für die Detailkarte von NGC 7331 und an Jan für den Tipp mit NGC 7332!), die Justage und die Beherrschung der Technik. Meist ist mindestens einer dieser Punkte nicht so 100%ig, heute schon.
Wir trafen uns am bekannten Platz, Hans war bereits fleissig mit seinem 5" Refraktor am Beobachten, Armin hatte einen ganzen Fuhrpark an Binos dabei und Rainer stiess zuletzt mit seinem 12"er zu uns. Zu Beginn baute ich nur schnell nebenbei Hypatia auf und widmete mich dann den Leckereien die Armin da hingestellt hatte, zusammen mit meinem 20x80, das ich noch daneben stellte, standen nun Ferngläser mit 50, 70, 80, 90 und 100mm montiert vor uns und konnten auf diese Weise einmal hautnah die Unterschiede an diversen Objekten erleben, ein echter Augenöffner! Das neue 4" Bino schnitt hier natürlich wenig überraschender Weise am besten ab, auch wenn Armin noch mit der Okularklemmung hadert, optisch aber auch von der Mechanik und dem Beobachtungskomfort ist das ein ganz feines Gerät. M13 sieht bei 40-fach bereits stark angelöst auf und braucht hier keinen Vergleich zu einem 114/900 scheuen, die NED Okulare, die mitgeliefert wurden waren überraschend scharf und mit sehr angenehmen Einblick. Im Laufe der Nacht schauten wir beidäugig noch etliche Objekte, wie M17, M81/82 und natürlich die Andromeda Galaxie. Bleibt am Ende nur noch zu bemerken, dass mich auch der Blick durch das 4" Bino bekräftigt hat mit dem 20x80 das für mich Richtige gekauft zu haben, natürlich liegen die 4"er schon allein wegen des angenehmen 45° Einblicks, der Möglichkeit der variablen Vergrößerung vorne, aber vom Preisleistungsverhältnis her ist mein "kleines Großes" schon top. Etwas Schwierigkeiten bereitete mir (aber auch Armin), das Beobachten mit nur EINEM Filter... Das Auge rechnet sich da zwar irgendwas zusammen aber ich fand es doch sehr anstrengend, was aber an meinem bekannten Binoproblem liegen mag.
Jetzt rief mich aber endgültig die große Öffnung und einige Objekte die ich mir schon vor zwei Tagen gewünscht hatte zu sehen.
Den Beginn markierte gleich das Galaxienpäärchen NGC 7332 und 7339 (12m6 und 13m) in Pegasus, Jan hatte mich auf sie aufmerksam gemacht und das Anpeilen gerät dank Lambda Peg zum Kinderspiel. Sie waren auch beide bereits in der "Übersichtsvergrößerung" mit 22mm LVW zu sehen, natürlich rufen solche Galaxien aber nach mehr Vergrößerung. Bei 14mm bereits meinte ich bei 7332 oberhalb des Kerns noch eine weitere Aufhellung zu sehen, Rainer bestätigte mir dies später, aber ich konnte das zu Hause nicht wirklich einer realen Struktur zuordnen. Der schwächere Begleiter 7339 hingege, der um 90° gegenüber 7332 gekippt erscheint, erschiend mir zu einem Rand hin leicht gemottelt. Das kam umso besser rüber als die Vergrößerung gesteigert wurde, mit Rainers Naglerzoom gingen wir sogar bis 400x ohne, dass man irgendwie Angst gehabt haben müsste, das Licht würde nun endgültig ausgehen - genial! Eine Zeichnung dieses wunderschönen Galaxienpäärchens war selbstverständlich Pflicht, ich kann das Objekt auch wirklich jedem ans Herz legen, da geht auch was mit 8".
Als nächstes stand die bereits vor Tagen vorbereitete Galaxiengruppe Hickson 10 auf dem Programm. Leider waren meine Detailkarten nicht gut genug um durch Starhopping vom nahe gelegenen Mirach dort hinzugelangen, also bleibt nur ein direktes Anpeilen mit Telrad, 1/3 Linie zwischen Mirach und dem vorderen Triangulum Stern, leicht links, passt! Unglaublich, die markante Sternenkette, die an einen Anker erinnert war sofort zu identifizieren und auch die erste Galaxie NGC 536 (13m) war mit 22m schon sichtbar. Mit der Detailkarte hatte ich auch schnell die zweite NGC 529 (13m8) war recht einfach zu sehen, sehr viel schwieriger gestalteten sich die anderen Gruppenmitglieder, die eigentlich gar nicht mal so dunkle NGC 542 (12m9) blieb unsichtbar, sie ist allerdings auch WINZIG (1x0,2 BogenSEKUNDEN), hier hätte mich wahrscheinlich mehr Vergrößerung noch weitergebracht, ganz klar, aber ich hatte die Größe nicht parat und auch nicht die Helligkeit und hakte sie somit erst einmal ab. Bei knapp 190x war allerdings noch die kleine 13m6 "helle" NGC 531 zu knacken, bei dieser Vergrößerung entstand dann auch die Zeichnung. Eine tolle Gruppe, die Einfachheit der Beobachtung der beiden größeren Galaxien lies da schon die Himmelsqualität erahnen, es war wirklich klasse transparent im Bereich Pegasus.
Zur Entspannung zu Rainer. Hier kann man ja bekanntlich immer seine Augen etwas schonen :D Pah! Kleiner Witz, auf dem Programm stand eine "prominente Galaxie aus der Nachbarschaft" mit dem klangvollen Namen MCG 13-12-22, die jenseits der 15m und in unglaublichen 750 Millionen Lichtjahren steht. Zunächst musste ich mich etwas in die Karte einfinden, Rainer gab mir Tipps wie man am besten zu der Galaxie findet, ein erster Blick durchs Okular (400x), die wichtigsten Zeigersterne waren auszumachen. Pause, Rainer muss mir noch mal nachstellen, ich komme nicht so recht mit der Höhenverstellung seiner Lightbridge klar. Nun nochmal, JA! Da blitzt was auf, es ist NICHT sternförmig sondern klar flächig und superschwach, ich kann es auch nicht indirekt halten, lasse ich mein Auge ruhen ist sie nach einer Sekunde wieder weg, ABER das lässt sich beliebig reproduzieren, einen Einblick der dauerhaftes indirektes Sehen ermöglicht, finde ich leider nicht. Aber hey! So ein Fainfuzzie darf sich ja auch zieren, klasse!
Nun aber echtes Entspannen, das strengt Augen und Körper schon etwas an eine gute Stunde nur an der Grenze zu gucken. M31 ist hier ein dankbares Objekt. Die Andromeda Galaxie hat auch ihren Höchststand und die Staubbänder reissen mich schon bei 68-fach vom Hocker. Bei 107-fach fahre ich das Monstrum ab, NGC 206 ist gar auffällig, die Staubbänder überdeutliche und feine Absetzungen jenseits des Zentralbereichs, wow so habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen, fast adaptionsschädigend :D
Einige Zeit hatte ich gehadert mich mal an die Begleiter (die aber keine Begleiter sonder Feldgalaxien sind wie Rainer mir erklärt) von NGC 7331 zu wagen. Im 18"er auf dem HUTT waren sie recht einfache Objekte, ich habe auch keine Karte dabei. Da hilft mir abermals Rainer aus, der eine sehr schöne Karte hat und mir zur Verfügung stellt. Bevor ich mich an die nahen Galaxien mache, ist erst einmal der kleine Sprung zu Stephans Quintett obligatorisch, ebenfalls ein guter Himmelsindikator. Ja sie sind da und wenn auch nicht auffällig, so doch indirekt sicher und dauerhaft zu halten, da gibt es heute kein Raten. Also zurück zu 7331. Die erste Galaxie NGC 7335 mit 14m4 schält sich bei 190x gar nicht mal so schwer heraus, auch die wiederum schwächere 7337 mit 15m4 (ich bin arg skeptisch was die Angaben angeht, dafür waren sie eigentlich zu schnell indirekt sichtbar!) ist nach einigem Einsehen auszumachen. Eine dritte narrt mich lange, fast ebenso schwer wie die ultraweite MCG, die ich bei Rainer sah, ist sie nur blickweise aufblitzend wahrzunehmen, NGC 7336... zu Hause (nunmehr ohne Karte von Rainer) recherchierte ich hier nochmals, da gibt es erheblich Verwirrung! Real liegt sie genau dort wo ich sie auch gesehen habe, CNebulaX hat hier aber wohl einen Fehler, da liegt sie sehr nahe an 7335, fast AUF ihr und ist auch mit m.E. unrealistischen 16m8 angeben, während die NASA/IPAC Extragalactic Database glatte 15m für diese Funzel ansetzt. Der NGC Katalog ist und bleibt halt fehlerbehaftet, nichtsdestotrotz bin ich selig wie selten als ich den Bleistift zur Seite lege.
Der bereits vollständig erhobene Orion mahnt mich nun auf die Uhr zu sehen... S#&%$ schon fast zwei Uhr! Ich bin eigentlich richtig in Fahrt und obwohl es recht kalt ist (zum Glück habe ich zwei Jacken, Mütze, Handschuhe und die Winterstiefel an!) könnte ich noch weitergucken. Allein die Tatsache, dass der Wecker in weniger als 4h unerbittlich klingeln wird, reisst mich langsam aus meinem Rausch. Rainer, Armin und Hans werden sicher noch mindestens bis 3 Uhr weitergeschaut haben, mir bleibt nur die Heimfahrt.
Diese Nacht war - es könnte hier und da durchgeklungen sein - einfach GEIL, sehr altes und schwaches Licht war dabei und das in einer Fülle wie sie eher selten ist, der Herbst hat sich hier und heute von seiner schönsten Seite gezeigt und ich war stellenweise wie in Trance, habe z.B. erst nach einer 3/4 Stunde gemerkt, dass mir beim Beobachten und Zeichnen von NGC 7331 fast die Hand abgefroren ist :D Ein GUTES Zeichen...
>>Im Rausch der Galaxien<<
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