Donnerstag, 5. September 2013

BB vom 04.09.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 21:20 bis 3:00 Uhr
Wetter: wolkenlos, schwankende Transparenz
GG ~6m (zenitnah) SQM-L 21,09 mag/arcsec²

Schon am Vortag liebäugelte ich mit dem Rausfahren, aber die Transparenz sah derart mies aus, dass trotz wolkenlosen Himmels kaum Sterne zu sehen waren, heute sollte sich das doch merklich ändern.

Nachdem ich nur um einen knappen Meter an saftigem Rehgulasch mit Wacholderblättern vorbeigerauscht bin (so knapp wars noch nie!) kam ich an und eine gesellige Runde stellte sich gerade auf die Nacht ein. Matthias, Ronald, Oliver und Stefan waren bereits da, Armin stiess später noch hinzu.

Heute sollte meine "Neuerwerbung" in Form eines Bresser Galaxia 114/900 mal etwa Licht empfangen um zu schauen was der kleine Dackel so kann, optisch war auch wirklich nichts auszusetzen, mit dem 32mm Plössl und dem 10mm RK konnte man schon etliche Standards vernünftig beobachten, ein zum Teil aufgelöster M13 gehörten ebenso dazu, wie M57 und ein paar Sternhaufen. Optisch hatte ich auch nichts anderes erwartet, die Mechanik lässt aber wie erwartet viel Raum für Kritik, extremes Wackeln macht das Fokussieren schon bei 90x zum Geduldsspiel, der OAZ ragt in den Strahlengang, die Justageschrauben werden von viel zu schwachen Federn (nicht) gehalten, die FS-Streben sind daumendick (Hyperbel...) und die Montierung ist so nett sie auch ausschaut etwas schwachbrüstig. All das war mir vorher klar, was auch der Grund für das Gerät war (Einsteiger eben nicht nur die Dobsons zeigen sondern auch das Kontrastprogramm was einen eben so zwischen 100 und 250€ erwartet). Die einzige "Tuningmaßnahme" die ich schon durchführen musste waren zwei Muttern für die Rohrschellen, die liessen sich einfach ohne nicht fest genug zudrehen!



Der Himmel zeigte sich zu Beginn wirklich vielversprechend, leider brach die Transparenz doch soweit ein, dass man es wahrnehmen konnte, insbesondere in Richtung Rhein-Main-Gebiet erhob sich die Lichtglocke durch die siffige Luft bald doppelt so hoch wie ich das eigentlich gewohnt bin, aber sei es drum, der Zenit war mehr als brauchbar. 

Nach dem Testlauf mit dem 4,5"er ging es auf die Suche nach einem schon länger vorbereiteten Objekt. Ich stolperte vor einiger Zeit über ein Amateurfoto und musste das Ding einfach aufnehmen, schon allein weil ich diese Objektklasse noch nie gesehen habe! Vom "Egg-Nebula" liest man mithin auch immer wieder in visuellen Berichten und nach dem Lesen einiger Berichte steht fest: Das Teil ist sogar echt hell! In meinem Triatlas war der Nebel als IV Zw 67 eingetragen ein anderer Name der bei der Recherche hilft ist PK 080-06 1. Es handelt sich hierbei um einen bipolaren protoplanetarischen Nebel, also einen PN der erst vor "kurzem" seine Abstoßungstätigkeit aufgenommen hat. Interessant ist dabei die Tatsache, dass er dadurch noch überhaupt nicht auf Filter anspricht wie ja sonst bei PNs üblich sondern eigentlich ein Reflexionsnebel ist. Mit CNebX hatte ich mir vier Karten in unterschiedlicher Zoomstufe ausgedruckt, jetzt muss ich erwähnen, dass technisch an dem Abend eine Menge schieflief :D Meine Telradbasis schien mir daheim mal wieder unbemerkt vom Hut gefallen zu sein, meine stümperhaften Versuche das Teil ohne Basis mit Tape zu befestigen waren nicht so richtig von Erfolg gekrönt. Mein Hut ist so niedrig, dass der Telrad ohne Basiserhöhung nicht wirklich gerade dazwischen passt. Dadurch war er partout nicht auszurichten weil er zu schepp und labberig befestigt war, aaaaber wurscht, musste ich halt gut 2° rechts-oberhalb des gewünschten Objekts peilen... Lange Rede gar kein Sinn, nach ziemlicher Rührerei und etwas Frust über die nicht tief genug eingestellte Aufsuchkarte habe ich es dann einfach ohne Starhopping sondern durch direktes Anpeilen der Stelle (etwa 1/3 Strecke zwischen 65 Cygni und Gamma Cygni) versucht und die im DSS Foto und der höchstvergrößernden Aufsuchkarte Sternenkonstellation tatsächlich identifizieren können. Der PPN ist dabei sofort auffällig zu sehen wobei er in der Übersichtsvergrößerung nicht ohne weiteres von einem Stern zu unterscheiden ist, aber eine leichte Unschärfe macht den Beobachter doch schnell auf sich aufmerksam. Durch Erhöhen der Vergrößerung wir er dann zu einem wirklich interessanten und gar nicht so schweren Objekt. Der Könnte man ihn bei niedrigeren Vergrößerungen bis etwa 100-fach noch für einen engen Doppelstern halten, ist der bipolare Charackter bei knapp 190-fach schon gut zu erkennen, indirekt verlängeren sich die beiden voneinanderwegstrebenden Teile sichtbar. Wenn ich dann eines nicht mehr allzufernen Tages mit einer EQ-Plattform ausgerüstet sein werde, ist das ein Objekt, dass aufgrund seiner Helligkeit in jedem Fall nochmal mit Vergrößerungen um die 300x beobachtet werden muss. Zum Schluss noch eine Skizze die ich aus dem Gedächtnis angefertigt habe, nicht sonderlich akkurat, soll nur die Lage zu einer recht markanten Sterngruppe in der Nähe zeigen.


An Olivers 14"er konnte ich dann zum ersten Mal einen Blick auf Armins neues Schätzchen, ein Ethos SX mit unglaublichen 110° Gesichtfeld werden, wow - und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommen von irgendwo nochmal 10° her :D Schon hochgradig beeindruckend, M15 bei über 300x mit MASSIG Feld aussenrum, ist kein Mist was die da produziert haben und da kommen auch meine Augen an die Grenzen wo ich den Rand noch irgendwie bewusst wahrnehme.

In Olivers Dobson schauten wir uns danach noch Jones 1 und den mir bis dahin unbekannten Abell 2 in Cassiopei an, nicht gerade eine Leuchte, auch mit [OIII] ist indirektes sehen angesagt, aber er liegt hochgradig exponiert in Cas und ist vom Aufsuchen her ein erschreckend leichtes Objekt, werde ich demnächst nochmal mit dem 12er versuchen, sollte auch dort noch gut gehen.



Danach gönnte ich mir noch eine Runde Fernglas auf der Isomatte und schwenkte noch zu diesem und jenem Standardobjekt. War die Milchstraße zu Beginn der Nacht noch umspannend und vor allem im Süden bist zum Horizont (bzw. Baumkronen in 4° Höhe) zu sehen, war inzwischen so viel Siff unterwegs, dass das nur noch bis ~10° möglich war, ein Blick auf die Uhr sagte uns dann auch, dass es höchste Zeit zum Abbau war, mussten doch einige ohnehin mit nur noch drei Stunden Schlaf auskommen. Auch wenn die Nacht wie so oft hinter den Möglichkeiten des Platzes zurückblieb war sie doch entspannend und mit zwei neuen Objekten auch richtig inspirierend. Auf der Heimfahrt war dann der Orion schon komplett über dem Horizont, den hebe ich mir aber noch etwas auf...

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