Ort: Silent Hill
Uhrzeit: 23:15 - 2:00 Uhr
Wetter: Durchwachsene, unterdurchschnittliche Transparenz, durchziehende Cirren und Wolken
fst: ~5m7, stellenweise auch schlechter
Eigentlich hätte ich schon am Tag ablesen können, dass die Nacht keine Wunder wird erwarten lassen. Ich ließ mich dann aber doch nach einem stickigen Tag unter weißem Himmel von der Blauwerdung gegen Abend hinreissen es zu glauben. Andererseits war es ohnehin "Pflicht" die Nacht auf die ein oder andere Art astronomisch zu nutzen, denn die Prognosen der kommenden Tagen hatten einmal mehr gedreht und gesagt: Wenn dann heute!
Glücklicherweise ließen sich Ralf und Michael animieren (wobei ersterer eher MICH animierte) und so trafen wir uns zu bereits fortgeschrittener Stunde auf unserem Hügelchen. Der Dunst reicht hoch, die Glocken von Frankfurt und Wiesbaden in der Ferne vereinigten sich sogar immer mal wieder zu einer einzigen, was sich später aber glücklicherweise wieder teilte und auf Transparenzbesserung schließen ließ. Trotzdem hieß es zunächst warten, nach dem Aufbau und der Justage zogen nochmal zehn Minuten echte Wolken durch, da sucht man sich noch kein Feld zum Beobachten aus...
Da ohnehin heute keine Bäume auszureißen waren, machte ich ich primär an die Aufgabe des Abends: Das Testen auf Herz und Nieren eines kleinen aber überaus feinen neuen Gimmicks aus den "AngelLabs" - meine Kartenschablone hat nun ein "erwachsenes" Stadium erreicht aber ich will noch nicht zu viel verraten bevor das ganze dann als fertige Version vorliegt ;) Nur so viel: Tadellose Übereinstimmung mit Himmel und Berechnungen lag vor, das wird mir eine MENGE Spaß machen! Auch spannend war eine vermeintlich lapidare Neuauflage der Virgo Detailkarte: Ein Druck komplett in schwarz, also eine invertierte Version unser aller Kärtchen. Man ist den Druck auf weiß einfach gewöhnt, sei es weil in käuflichen Werken alles andere unökonomisch wäre oder bei Eigendrucken der Drucker geschont werden soll... Mmmh! Eventuell doch am falschen Ende gespart? Ich muss sagen, dass mir das beim Durchpflügen des Virgohaufens wirklich gefallen hat. Faktisch ändert sich natürlich nichts an der Karte aber ich finde es weitaus angenehmer, viel schneller bringt das Gehirn nun den Ausschnitt mit dem Okularfeld in Einklang, es ist ein einfach "natürlicheres Gefühl" für die Karte :) Denke da werden EINIGE nachgedruckt werden müssen (wenn auch nicht alle).
Bei meinen Schablonentests hielt ich mich ein Weilchen im noch eher tiefen Schwan auf, dabei kamen mir um Sadr die drei Häuflein M 29, NGC 6910 und Berkley 86 vor die Augen. Schnell wandte ich mich aber wieder Herzensangelegenheiten zu und verschwand im Virgohaufen. Der Start wie immer bei Messier 98/99 und dann runter zur Markarians Chain. Trotz solala Himmel waren hier alle Mitglieder (ich liste aus Faulheit aber auch wegen ständiger Wiederholung nicht auf) zu sehen - allerdings war wegen der Himmelsaufhellung ein halbwegs ästhetisches Bild erst bei niedrigen APs zu erreichen, ich wanderte alöso mit 8.8mm bis M 88 mehrfach die Kette hin und zurück. Beim letzten Mal brach ich in die andere Richtung aus und gönnte M 87 und seinen Begleitern ihre 5min Ruhm, wobei hier gerade die schwachen Begleiter grenzwertig bis nicht zu sehen waren und das geht bei entsprechendem Himmel wirklich anders!
Ralf war ganz begeistert an einem Feld auf der anderen Seite des Virgohaufens zu Gange. Ein hochinteressantes Galaxienpärchen ist mir wirklich all die Jahre durch die Lappen gegangen weil ich immer am anderen Ende starte. NGC 4762 und NGC 4754 sind wunderbar in einem Feld, beide umrahmt bzw gedeckelt von einer schönen Sternkette. Während 4762 eine prachtvolle Edgeon ist, die eine sehr klare Kante hat, ist die diffusere 4754 eine eliptische Galaxie, eine tolle Paarung! Etwas "oberhalb", leicht ausserhalb des Gesichtsfelds liegt die weitaus schwächere NGC 4733. Sie ist aber natürlich trotzdem noch direkt sichtbar und erscheint bei 14mm kreisrund ABER unruhig in der Oberfläche am Rand, vor allem zum südlichen. In der Nachbereitung zeigten sich aber keinerlei Details die man hätte sehen können, allerdings tippe ich auf eine schwache Sternenkette die sich durch diesen Bereich zieht und wahrscheinlich für diese Wahrnehmung gesorgt haben wird.
Gegen zwei Uhr begannen wir mehr oder weniger gleichzeitig mit dem Abbau der Geräte. Eigentlich schade, denn erst ab 1 Uhr konnte man von wirklich nutzbaren Deepskybedingungen reden, aber wir alle mussten ohnehin schon mit maximal 3-4h Schlaf vor der Arbeit rechnen und so war es dann wohl doch vernünftiger.
Eine Nacht der man getrost attestieren darf, dass sie eher nicht langfristig in Erinnerung bleiben wird, aber bei Leibe keine vertane! Die Kürze mahnt: Erst in frühestens 2 Monaten werden wieder minimal längere und wahrhaft dunkle Beobachtungsnächte möglich sein, also gilt es die Entspannung auch bei suboptimalen Bedingungen mitzunehmen :)
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