Sonntag, 15. November 2015

Lidl 2015 Bresser 10-30x60 und das SkyLux EL 70/700

Alle Jahre wieder...

Zu Weihnachten kommt so ziemlich jeder Discounter auf die nostalgische Idee - Weihnachten = Teleskopezeit. Und hey, ich finde das per se gar nicht mal so schlecht....

Holen wir mal etwas aus, welche Teleskope so gar nicht gehen habe ich ja in diversen Artikeln dargelegt (Artikel 1, Artikel 2), doch eine rühmliche Ausnahme im weitesten Sinne stellte bist Mitte des vergangenen Jahrzehnts Lidl mit seinem Skylux 70/700 Teleskop dar, welches trotz seiner kleinen Linse schon ein gewissen Kultstatus erreichte. Ab 2006 verkaufte der Discounter leider "nur" noch das ETX 70/350 mit Autostar Goto Montierung, für den dreifachen Preis und dabei außer dem unnötigen technischen Schnickschnack die selbe Öffnung mit kritischem Öffnungsverhältnis.

Nach wenigen Jahren verschwand auch dieses sang- und klanglos aus dem Programm und seit einigen Jahren wurden zur Vorweihnachtszeit die "Auriol" Spektive zusammen mit einem Zoomfernglas verkauft. Das war nun beileibe kein Schrott, aber eben ein Spektiv und kein Teleskop. Die Verarbeitung, insbesondere des Fernglases war unterdurchschnittlich und selbst den günstigen Preis kaum wert.

Dies soll nun kein ausführlicher Erfahrungsbericht sein, sondern eine allgemeine Betrachtung der angebotenen Geräte.

Nun liegt das aktuelle Prospekt von Lidl vor mir und sofort stach mit das Bresser Logo ins Auge! Nostalgische Gefühle waberten in mir hoch, hab ich doch mit Bresser/Meade Ferngläsern der unteren Preisklasse gar keine so schlechten Erfahrungen gemacht, die Verarbeitung war seinen Preisklassenkameraden immer überlegen. Aber nun konkret zu den angebotenen Geräten.

1.) Bresser Zoom-Fernglas 10-30x60 
(19,99€ - auch online)

Leider (!!!) wieder ein Zoom, es ist eine Tragik für alle Kunden, dass möglichst viele Zahlen und Features im Namen wohl für reissenderen Absatz sorgen. Das bessere Produkt bekommt man dadurch leider nicht. Es ist faktisch so, dass Zoomferngläser zwei Probleme haben: a.) Sie sind derart schwer, dass ein freihändiges Beobachten (bei Nacht) praktisch ausgeschlossen ist und b.) Das Gesichtsfeld gegenüber einem Fernglas mit fester Vergrößerung eingeschränkt ist, bzw variabel und ausgerechnet bei der niedrigen Vergrößerung, die das größte Feld böte leider den engsten Tunnelblick der Bandbreite bedingt. Schauen wir uns die Beschreibung an:

"Sehfeld: 51m (bei 1000m Entfernung)"

Das sind knapp unter 3° und relativ wenig. Zum Vergleich - mein 10x50 Bresser bringt 114/1000m das entspricht 6,5° also mehr als doppelt so viel reales Feld. Das scheinbare Gesichtsfeld variiert dabei während des Zoomes, je höher die Vergrößerung wird desto weiter erscheint uns der Einblick während er bei 10-facher Vergrößerung wie der Blick durch eine eingeengte Rolle Papier vorkommt. 

"Vollvergütet blau - hochwertiges BK-7 Glasmaterial"

Immerhin nicht rot möchte man rufen, aber die Bresser Vergütungen können sich wirklich sehen lassen, nichts aufrengendes aber praxisgerecht. BK-7 ist eher einfaches Glasmaterial aber in Zeiten in denen eine Schwemme an Billigstgläser im untersten Segment angeboten wird muss man es in der Tat schon als "Qualitäts"merkmal sehen wenn hier der minimale Anspruch an ein ernsthaftes optisches Instrument erfüllt wird.
"Gewicht: ca. 1.105g" 

Das ist sehr üppig um nicht zu sagen: Fast unmöglich freihändig damit den Sternenhimmel zu betrachten, tagsüber mag das mit aufgelegter Hand noch gehen, ein 10x50 wiegt mehr als 300g weniger. Wie jedes Fernglas hat das Bresser einen Stativadapter unter einer Abdeckung am Steg, das ist eine praktikable Möglichkeit um es dennoch sinnvoll zu verwenden, ich sehe es als Pflicht es mindestens auf ein einfaches Fotostativ zu packen (einen Stativadapter muss man sich wohl oder übel einzeln besorgen, kostet aber auch nicht die Welt).

Der Rest entspricht der üblichen und durchaus ansehnlichen Bresser Qualität - Ich werde mir wohl am 23. November mal ein Exemplar der diesjährigen Serie zur Brust nehmen um weitere Aussagen darüber machen zu können.

Fazit: Ein einfaches, sehr günstiges Zoomfernglas. Würde ich es jemandem empfehlen der noch kein Fernglas hat? Nein - denn die Einschränkungen die man sich mit der Zoomfunktion erkauft sind ziemlich stark: Kein freihändiges Beobachten, eingeschränktes Gesichtsfeld. Kann man damit etwas sehen? Ja selbstverständlich! Am Tage ohnehin, zeigt die höhere Vergrößerung durchaus einige Details, die einem im 10x50 verborgen bleiben, hierzu zählen vor allem Strukturen in offenen Sternhaufen, nebulöse Objekte zwar auch, aber die AP (Austrittspupille) wird dabei unnötig klein. Die Qualität entspricht nicht dem (günstigen) Preis, das darf man durchaus attestieren, es gibt und gab in den letzten Jahren teurere Ferngläser mit schlechterer Verarbeitung.

UPDATE: Ich habe mir das Fernglas zwischenzeitlich doch im Laden mitgenommen...

Die Verarbeitung hat mir auf den ersten Blick durchaus besser gefallen als die des vorjährigen Auriols, genaueres folgt in einem gesonderten Artikel bzw Erfahrungsbericht. Jedoch bleibt zu beachten: Ich habe vier Ferngläser im Laden ausgepackt und mit einem Blick in Richtung Kassenbereich ausprobiert, eines war doch merklich dejustiert (=rechte und linke Linse zeigten nicht mittig ein weit entferntes Objekt, Doppelbilder sind die Folge), eines immerhin leicht und zwei waren in Ordnung wovon ich das subjektiv bessere mitnahm. Bilder, tiefergehende Beobachtungen und auch den Vergleich mit einem anderen Bresser sowie einem anderen 10-30x60 Zoomfernglas was ich hier noch liegen habe folgt bald.

2.) Bresser Refraktor-Teleskop SkyLux "EL 70/700"
(79,99€ - nur online)

Unfassbar! Das Ur-Lidl, Urgestein der Billigteleskope wieder im Handel? Nicht ganz... Zum Einen ist es obwohl es den Weg in das Prospekt gefunden hat, nur online erhältlich, man muss also noch Versandkosten dazurechnen. Zum Anderen ist es nicht exakt die ursprünglich vor zehn Jahren verkaufte Version für damals 69,99€. Im Gegensatz zur alten Version befindet sich hier keine parallaktische Astro3 Montierung unter dem Teleskop, sondern eine Alt-Az Montierung. Zum Vergleich hier ein Foto meines aktuell noch im Besitz befindlichen 70/700 Skylux - hierbei handelt es sich um die alte Version vor 2004 mit dem Alu- statt späterem Stahlrohrstativ und der alten schmaleren Taukappe (sowie weiß lackiert):



Was mich im ersten Moment enttäuscht hat (auch preislich ist eine äquatoriale Montierung eben auch merklich teurer), ist aber eigentlich ein Vorteil - sind parallaktische Montierungen doch bei so einem Gerät eine eher unnötige Verkomplizierung, die gar nicht notwendig sein muss. Leider ist es mir nicht möglich eine belastbare Aussage zur Stabilität exakt dieser Montierung zu machen, in der Regel sind mitgelieferte Montierungen in ALLEN Set-Angeboten die ich je zu Gesicht bekam (und das waren sehr viele) zu schwach, bei den Alt-Az war man immerhin oft im Minimalbereich des Brauchbaren, Wunder darf man nicht erwarten aber mit Abstrichen kann man damit beobachten. 

Was kann man damit beobachten? 

Eine ganze Menge aber man bleibt öffnungsbedingt eingeschränkt. 70mm sind einfach relativ wenig Lichtsammelfläche, so dass man sich hier auf hellere Objekte verlegen muss (zumal man als Einsteiger auch noch den Sehprozess am Teleskop erst lernen muss). Venus zeigt sich als Sichel, der Mond wird mit einer immensen Anzahl an feinen Strukturen aufwarten, Mars kann (muss nicht!) bei einer sehr guten Opposition (Erdnähe, etwa alle zwei Jahre der Fall) und perfekten Bedingungen erste kleine Strukturen wie Polkappe zeigen, Jupiter zeigt seine Monde und die Hauptbänder, Saturn seine Ringe mit Ringteilung, alle anderen Planeten sind nur als winzige Scheibchen zu sehen, Pluto bleibt als zu schwaches Sternchen verborgen. Im Bereich Deepsky Objekte sind viele offene Sternhaufen erreichbar, ebenso helle Nebelobjekte quer übers Jahr verteilt, bei dunklem Himmel gibt es hier sogar einige Paradeobjekte. Verborgen bleiben schwache Deepskyobjekte und suboptimal sind Objekte mit großer Ausdehnunge, denn bei 700mm Brennweite und einem 1,25" Okularauszug erreicht man nur ein maximales Feld von etwa 2° und das auch nur mit einem zusätzlich zu kaufenden 32mm Okular, damit erreicht man dann auch nur 3,2mm AP (Austrittspupille) was ein noch nicht allzuhelles Bild zur Folge hat. Mit dem langbrennweitigsten mitgelieferten Okular (20mm) erreicht man sogar nur weniger als 1,5° und 2mm AP.

Was geht nicht?

Einige der Werbeaussagen gehen definitiv nicht!

"Hochauflösendes, achromatisches 70-mm Objektiv mit 700mm Brennweite und hoher Farbtreue"

Da dies alles Auslegungssache ist, kann man natürlich (!) nicht von Täuschung sprechen jedoch: Die Auflösung definiert sich physikalisch über die Öffnung (7cm), die maximal mögliche wird das Gerät natürlich nicht erreichen, das schaffen nur 70mm Teleskope die bei weit über 500€ beginnen, trotzdem kann sich die Auflösung von Details auf den großen Planeten und entsprechenden Deepskyobjekten durchaus sehen lassen - ein 114mm Spiegel lässt es allerdings bereits merklich stehen. Ja, es handelt sich um ein achromatisches Objektiv nach Art eines "Fraunhofers" von hoher Farbtreue ist man noch ein gutes Stück entfernt aber im Vergleich zum jahrelang verkauften 70/350 ETX ist es mit einem Öffnungsverhältnis von f/10 in der Tat farbärmer. Einen farbigen Saum um helle Objekte wie Mond, Planeten und helle Sterne muss man tolerieren.

"Äquatoriale Profimontierung..."

Druckfehler! Die Montierung ist NICHT äquatorial = Parallaktisch sondern eine alt-azimutale Montierung, die man nicht in einer Achse der Erddrehung nachführen kann. 

"Vergrößerung: 35x-525x"

Oookay, die Lieblingsaussage eines jeden Amateurastronomen: die Vergrößerungsfähigkeit. Der rechnerischen Fähigkeit sind ersteinmal keine Grenzen gesetzt und wird lediglich durch das verfügbare Okular bestimmt. Nach der Rechnung Vergrößerung = Teleskopbrennweit : Okularbrennweite reden wir hier in der Umkehr von Okularen zwischen 20mm und 1,33mm. Ein 1,33mm Okular wird mit Sicherheit NICHT dabei sein, dafür aber ein 4mm Okular zweifelhafter Qualität und eine 3x Barlowlinse zur Brennweitenverlängerung. Selbst wenn wir hier erstklassig Okulare für einen vielfachen Preis des kompletten Pakets vor uns hätten wäre die Vergrößerung die selbe, das Ergebnis allerdings auch: Man sieht NUR Matsch! Denn im Gegensatz zur physikalisch möglichen Vergrößerung gibt es auch noch die Öffnungsbedingte sinnvolle Maximalvergrößerung und die liegt grob bei der doppelten Öffnung in mm, in diesem Fall also 140-fach, zu erreichen mit einem 5mm Okular. Allerdings gilt diese Regel auch wiederum nur für perfekte Optiken, aus eigener Erfahrung möchte man mit dem Skylux nicht allzu merklich über 100-fach vergößern, so dass man mit einem 6-7mm Okular bereits bestens ausgestattet ist. Leider ist neben der 4mm wirklich nur das 20mm Okular im Paket, da letzteres nicht zu gebrauchen ist und man nur durch die Barlow noch eine gewisse Flexibilität bekommt ist es also Pflicht hier mindestens ein weiteres Okular (z.B. ein einfaches, günstiges Plössel für um die 20-30€) anzuschaffen.

Fazit: Ich muss seufzen - das "Lidl" ist ein Stück Nostalgie, der Tubus in seiner 2006er Version hier ist kein überflüssiges Spielzeug wie viele andere Discounterteleskope, aber doch ist es heute ein gewisser Anachronismus. Die Einsteigerklasse hat sich merklich weiter entwickelt, vor allem in Richtung mehr Öffnung und eher auf Spiegelteleskope ausgelegt. Allerdings sind auch die Preise davon gelaufen, für unter 100€ gibt es bis zum heutigen Tage nicht mehr Teleskop fürs Geld. Ein langfristig sinnvolles Weihnachtsgeschenk? Ich möchte eher Nein sagen, natürlich gibt es auch sicher heute noch Menschen, die damit ihre Faszination für das Universum entdecken mögen, aber leidensfähig sollte man sein und sich beim Schenken/kaufen im Klaren sein: Sollte man hier ein Hobby entdecken wird dieses Gerät das nächste Frühjahr, spätestens Sommer, wahrscheinlich nicht mehr im Einsatz sein. Will man wenig Geld versenken um nun auf Teufel-komm-raus den Wunsch nach einem "echten Teleskop" zu erfüllen, behält man im Hinterkopf, ein solches Gerät recht wertstabil bei 30-50€ wieder verkaufen zu können. Sehr schade von Bresser finde ich, dass die Austattung weiter zusammengeschrumpft wurde, früher war wenigstens ein 12mm Okular dabei, die Mondkarte war eine nette gefaltete (heute zum Download!) und sogar eine CD mit Software (Cartes du Ciel) war damals dabei.

Gesamtfazit:

Back to roots - zumindest ein bisschen. Die Marke Bresser macht mir wieder Hoffnung auf die Angebote bei Lidl, zumal ich auch persönlich eine Bressermitarbeiterin kenne und auch den wirklich tollen (ich würde fast sagen: einmaligen) Kundenservice bei dieser in Deutschland ansässigen Firma. Natürlich kommt auch hier schon lange alles aus China aber bricht mal was ab reicht ein Anruf in Rhede und man kann auf Hilfe hoffen, auch wenn man ein günstiges Einsteigergerät hat. Beim Fernglas wünsche ich mir ein Festbrennweiten Fernglas anstelle des Zooms und beim Teleskop zum Einen, dass es wieder im Ladengeschäft verkauft wird um die Versandkosten zu sparen und den Preis noch näher an das ursprüngliche Skylux zu bringen. Wer diesen Artikel NACH dem Kauf liest muss sich nun aber nicht in Grund und Boden ärgern: Ihr habt etwas gekauft was als ersten Schritt in ein schönes Hobby gesehen werden kann, was mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dabei stehenbleibt - Sollten Fragen zur Bedienung entstehen könnt Ihr mich auch gerne per Email oder Kontaktformular anschreiben.

Samstag, 14. November 2015

BB vom 13.11.2015

Ort: Idsteiner Land
Zeit: 22:00 bis 2:00 Uhr
Wetter: kurzzeitig durchziehende Zirren, ansonsten klar, sehr stürmisch
fst: ca. 6m

Einmal mehr verkneife ich mir Hinweise oder auch nur Gedanken an die letzte Nacht, zu schmerzlich - 2015 ist definitiv nicht mein Jahr in astronomischer Hinsicht. Aber egal, Rainer hatte den Wetterdurchblick und so peilten wir an, uns gegen zehn Uhr zu treffen, ich war ein halbes Stündchen früher da als er und parkte diesmal etwas weiter "hinten" und sieh da: Der Platz erfuhr eine immense Aufwertung weil nun zu 100% gewährleistet ist, dass keine entfernten Autos stören könnten. Der Himmel war noch zu 50% leicht verschleiert aber ein herber Wind sorgte für schnelle Veränderungen. Der 8er war schnell aufgestellt und kollimiert (hat echt zugunsten kleinere Geräte zwei Monate im Keller gestanden!).



Der inzwischen ausgewachsene Herbststurm machte sich zwar durch ein gewisses Zittern schon bei mittleren Vergrößerungen bemerkbar, doch eindeutig schlimmer waren die Auswirkungen auf die Augen - in Richtung Süwest/West hatte man egal wie man saß innerhalb kürzester Zeit Tränen in den Augen, ich bin selbst überrascht, dass ich heute Morgen nicht mit einem Zug aufgewacht bin. Maximalen Windschutz konnte ich zwar durch die komplette Wintermontur herstellen aber selbst mit Gesichtsmaske bleiben die Augen naturgemäß frei...

Trotzdem versuchte ich mich erfolgreich an diversen meist bereits bekannten Objekten querbeet über den Himmel. Mit dabei natürlich eine große Zahl an Messier-Evergreens wie 42/43 (mit erstaunlich präsentem Running Man und feinsten Details!), eine leckere M33 , den kleinen Hantelnebel M78 (der später in der Nacht bei Rainer auch den Abschluss bilden sollte), sowie diverse andere. Mit Schrecken sahen wir, wenn auch nicht überraschend, dass um diese Uhrzeit der Herbst bereits im wahrsten Sinne des Wortes auf dem absteigendene Ast ist, trotzdem besuchte ich die im sinken begriffene NGC 7331. Der Galaxiendurst war aber damit bei weitem noch nicht befriedigt und so machte ich einen kurzen Abstecher um das langsam wieder in vernünfte Höhen steigende Paar 81/82 zu suchen. Nicht allerdings um die beiden Leuchten anzustarren sondern primär um mal wieder einigen Begleitern nachzuspüren was mit 3077, 2976 und 2985 auch tadellos gelang.


Der Wind machte mir doch zu schaffen, wahrscheinlich bin ich einfach zum Weichei mutiert aber mein Nicht-Beobachtungsauge kam nicht mehr aus dem Tränen heraus. Also entspannte ich mich in die windabgewandte Richtung und nahm mir nach Langem mal wieder M1 vor und stattete meinem Lieblingshaufen NGC 2169 im Orion einen Besuch ab. Rainer hatte zwischenzeitlich ein sehr interessantes und durchaus knackiges (wen wird es wundern!) Objekt eingestellt: Minkowski 2-55 (oder auch PK 116+08.1), ein PN etwas schwächer als 14m. Ich hatte zunächst OHNE einen Blick auf die Karte durchaus Schwierigkeiten den PN wahrzunehmen, ging er doch nur indirekt, zwar blitzte zweimal etwas auf aber da ich mir nicht sicher sein kann meinen Sehwinkel korrekt einzustellen blieb es dabei. Erst ein Blick auf die Detailkarte brachte mir die Möglichkeit das Auge korrekt zu positionieren und Tatsache, nun war er auch dauerhaft zu halten, mit dem später eingesetzten UHC  war er nochmal etwas einfacher, wobei er bei mir auch da nur blickweise mal direkt auftauchte, indirekt aber nun kein wirkliches Problem mehr war.



Zum Kartenlesen verzogen wir uns mitunter auf die Rückbänke unserer Autos, die Karten wären mir sonst wohl auch einfach weggeflogen. Aber selbst im Auto sitzend merkte man am Wackeln selbigen, dass der Wind nochmal ordentlich zugenommen hatte, zum Glück ist die nähere Umgebung völlig baumfrei! Gegen zwei Uhr bekann ich dann aber doch mit dem Abbau, meine Nacht sollte trotz Wochenende nicht alzuspät enden aber die Nacht war endlich mal wieder von echter Transparenz geprägt und richtig klasse, auch wenn ich mit diversen kleineren Problemchen (Wind, Rücken, suboptimaler Stuhlersatz) zu kämpfen hatte...

Montag, 28. September 2015

BB vom 28.09.2015

Ort: Westtaunus
Zeit: 2:50 bis 6:10 Uhr
Wetter: sehr klar, später Nebel in den Niederungen
GG: nicht gemessen, während der Totalität aber beachtlich (6m+)

Die anstehende Mondfinsternis war wetter- und beobachtungstechnisch ein voller Erfolg. Mein ursprünglicher Plan sah vor mich hier einen Ort weiter auf einen Hügel zu stellen und die Totalität zu beobachten und zu fotografieren. Kurzfristig entschied ich mich zwei Orte weiter zu fahren und dafür etwas abgeschiedener zu stehen und zu meiner Überraschung und vor allem großer Freude meldete sich Jan mit Michel zum Mitbeobachten an. Das war dann vor allem der Motivation sehr zuträglich und der frühe Morgen konnte so nochmal erheblich ausgedeht werden ;)

Als ich gegen viertel vor drei am Platz ankam war der Mond mit bloßem Auge noch ziemlich unbeeinträchtigt ein sehr schmaler Rand war aber bereits beschattet. Zu Beginn machte ich noch alle 5min ein Foto, gab das aber dann irgendwann auf, auch wenn sich da schon deutlich der Fortschritt bemerkbar machte. Bevor die beiden dann auch eintrafen war alles aufgestellt, Testfotos gemacht und auch schon der ein oder andere Blick durch den kleinen 80mm Mak-Dobson getan. Fast die volle Winteraustattung war angelegt, immerhin waren es bei der Ankunft nur 3°C - allerdings fand ich es dann doch eher angenehm und keinesfalls kalt, der Tee kam so erst kurz vor dem Ende zum Einsatz...


So wurde der Mond schwächer und schwächer, man konnte fast minütlich mehr Sterne sehen - und das ist es ja was einen waschechten Deepskybeobachter am meisten an so einer Finsternis reizt ;) Orion kulminierte schon fast im Süden und war fein zu sehen. Zur Totalität zeigte sich der Himmel glasklar, knackenscharf und mit einer toll strukturierten Milchstraße, ausgedehnter Andromedagalaxie... herrlich.

Das einzige was man dieser Nacht vorwerfen kann und muss: Es war verflucht feucht :| Das schlug sich dann im wahrsten Sinne des Wortes auch in Form von Tau auf der Kamera und den Ferngläsern nieder. Apropos: Ein sehr toller, ästethischer Anblick der Totalität war nicht nur in Jans Heritage sondern auch in den Ferngläsern zu sehen! Nach vier war der Mond nunmehr nicht aufälliger als die brennenden Plejaden etwas weiter östlich, das Fotografieren habe ich mangels Fokus und Dauertau dann auch irgendwann eingestellt und wir haben uns gemütlich in die Sitze gehauen und dem Schauspiel genußvoll zugeschaut. Am Ende der Nacht war viel Unscharfes auf dem Chip, aber eine kleine Auswahl war halbwegs brauchbar, aus dem dann dieses Komposit als "Beweisfoto" der Finsternis entstand.

 
Mitten in der Totalität krähte der erste Hahn... oder sollte ich besser sagen: Er versuchte es - und scheiterte kläglich :D Ich hab noch nie so ein jämmerliches Krächzen gehört... mit einiger Wahrscheinlichkeit hatte der Bauer da gerade die Hand an der Gurgel. 



Die langsam hinter uns erwachende Landstraße und die aufziehende Dämmerung im Osten kündeten den neuen Tag und der Mond war auch bereits wieder teilweise erhellt und strahlte nun auf die Nebelschwaden über den Feldern und die fast geschlossene Nebeldecke in den Tälern. Nachdem wir alles wieder gemächlich in den Autos verstaut und uns verabschiedet haben, hielt ich auf der kurzen Heimfahrt nochmals am Straßenrand um die tolle Stimmung der Dämmerung einzufangen... die gleißende Venus und daunter Jupiter machen das ganze noch netter - allerdings war hier auch IN der Kamera der Tau angekommen, was zu ein paar lustigen Effekten im Bild führte ;)


Fazit: Ein beeindruckendes Schauspiel - wie immer, die letzte die mir so eindrücklich in Erinnerung ist (auch was das klare Wetter angeht) war diejenige im Jahre 2007. Vielen Dank an Michel und Jan, die mir Gesellschaft geleistet haben, war richtig klasse und alleine wäre die Nacht sicher etwas früher vorbei gewesen.

Dienstag, 15. September 2015

BB vom 14.09.2015

Ort: Idsteiner Land
Zeit: 21:45 - 0:15 Uhr
Wetter: Klar, windig bis stürmisch
GG: ~6m

So langsam nimmt der Beobachtungsherbst Fahrt auf ;) Einmal mehr war es Rainer, der den Vorschlag machte, die mutmaßlich klare Nacht nochmals zu nutzen. Beide waren wir aber vernünftig genug sie diesmal nicht ganz so ausufern zu lassen, mussten wir doch beide am nächsten Tag sehr früh aufstehen. 

Meine ursprüngliche Planung sah deshalb vor: Liegestuhl + 10x50 Fernglas. Und so startete ich auch, aber schon nach kurzer Zeit sah ich, dass der Himmel den Aufbau von mehr Öffnung mehr als rechtfertigen würde, war es doch heute sichtbar besser als noch am vergangenen Freitag. Das machte sich beispielsweise durch einen gar nicht mal so schlecht sichtbaren Nordamerikanebel im Fernglas sichtbar und auch M33 war gleich zu Beginn ein einfachereres Objekt im Fernglas also noch ein paar Tage zuvor im 5"er. Zwar ist der Standort nicht so optimal wie Silent Hill, aber eigentlich beschränkt sich das auf den südlichen Himmel.


Als ich nun so gemütlich im Liegestuhl saß war ich doch nach einiger Zeit erheblich durchgefroren, es war nicht wirklich eiskalt, nur wenig unter 10° C aber der Wind war derart stramm, dass es auch Rainers Dobson einige Male zur Seite gefegt hat und er die Socke dann irgendwann abnahm. Ein Feuerwerk im Nordwesten nervte die erste Zeit mit ständigem Geblitze :D

Objekttechnisch war ich in der Zeit mit dem Fernglas hauptsächlich entlang der Milchstraße unterwegs und dort waren Objekte wie M 71, 27, 52 sowie großflächige wie Nordamerika, Kleiderbügelhaufen und der Bereich um Cassiopeia. Hier zeigte besonders der schwach konzentrierte alte Haufen NGC 7789 den besseren Himmel, blieb er Freitag noch recht schwach war er heute im Fernglas toll auszumachen und zeigte im Heritage zahlreiche Sterne. Herrlich entspannend war auch das Schweifen unterhalb von Cassiopeia über h+x bis zum Alpha Persei Cluster und entlang von Kemble's Kasacade...

Schon in der letzten Nacht war mein großer Wunsch an Rainer, dass ich nach all den Jahren endlich einmal Pluto zu Gesicht bekomme, da ich ja momentan nicht mit ausreichend Öffnung ausgerüstet bin, bin ich da auf Hilfe angewiesen ;) Mit 14,2m ist der kleine Aussenseiter wahrlich keine Leuchte und auch wenn der Süden heute endlich frei war, stellte das Beobachten schon hohe Anforderungen an die Konzentration. Das Auffinden selber - auch alles andere als einfach im Sterngewimmel des Schützen - oblag Rainer, der die korrekte Stelle in kurzer Zeit im Okular hatte. Dank seiner gut ausgewählten Aufsuchkarte waren die ersten Sternanordnungen schnell im Okular identifiziert und das eigentlich anspruchsvolle begann: Das schwache Glimmen oder Blitzen des fernen Planetoiden aufzufangen. Ich habe relativ lange gebraucht und war mir recht lange unsicher ob ich das nun wirklich unter "erfolgreich beobachtet" ablegen kann. Die schwachen Sterne um ihn herum waren recht schnell zu halten, der "Planet" selber aber liess sich extrem bitten, das Problem hierbei war, dass man neben dem üblichen Finden des richtigen Einblickwinkels für indirekt beobachtbare Objekte auch noch einen an diesem Abend leider sehr sehr raren Moment halbwegs brauchbarer Luftruhe erwischen - und bitte beides gleichzeitig! Dann blitzte aber doch wiederholt an eben jener Stelle ein furchtbar schwaches Lichtlein auf. Zweimal im Abstand von einigen Minuten bei 220-fach. Rainer welchselte auf eine Vergrößerung um die 400-fach, jetzt war ich mir sicher: Das ist er. Auch hier war es mir nicht möglich indirekt zu halten oder auch nur willentlich das Aufblitzen zu provozieren, dafür war man zu seeingabhängig, aber die Abstände der Auftauchens waren kürzer und doch etwas einfacher :) Sehr schön und vielen Dank an Rainer! Da bekommen die Ergebnisse der New Horizons für mich nochmal eine andere Dimension.


Der schneidende Wind liess mich irgendwann erkennen: Ab demnächst muss wieder mit etwas dickerer Kleidung an den Start gegangen werden, zwar ist meine Daunenjacke hochtauglich aber die dünne Jeans war definitiv zu wenig, ganz abgesehen von den klammen Fingern und den fehlenden Handschuhen :D

Zum Abschluss gab es noch einen interessanten planetarischen Nebel aufs Auge: NGC 7094. Mit dem [OIII] Filter war der Nebel nicht überragend hell aber doch sehr einfach zu sehen. Gänzlich ohne Filter war der Zentralstern ebenfalls eine Leichtigkeit und immer noch zeigte sich eine schwache Nebulosität um ihn herum. Mit UHC konnte Rainer später auch noch den Ansatz einer ringförmigen Struktur erkennen, ich hatte mir da leider bereits die Adaption beim Verstauen meines Krams im Kofferraum versaut...

Inzwischen schlug eine benachbarte Kirchuhr zur Mitternacht, ich blieb meinem Vorsatz treu ob des frühen Weckers dann auch wirklich heimzufahren ;)






Montag, 14. September 2015

BB vom 11.09.2015

Ort: Silent Hill
Zeit: 22:00 Uhr bis 2:15 Uhr
Wetter: teils klar, teils aufziehende Bewölkung
GG: nicht bestimmt, <6m

Nun war es doch wieder eine ganze Weile her, dass wir gemeinsam auf dem heiligen Rasen beisammen standen. Der Wetterbericht deutete auf eine durchaus brauchbare erste Nachhälfte hin, am Ende hielt der Himmel sogar noch merklich länger als angenommen.


Andreas, Rainer und Ralf waren mit ihren 12ern am Start, ich selbst war mit fast kleinstmöglicher Öffnung in Form des Heritage dabei ;) Nachdem für mich wirklich unerträglich warmen Sommer komme ich erst so langsam wieder Beobachtungslust und -stimmung auf. Primär beschäftigte ich mich mit dem Auffrischen des "Benny-Goto" eine dankbare Aufgabe am Tisch mit dem kleinen Dobson, eine Fülle an Objekten kam so meiner Wege... alle noch gefunden :-D Besonders beeindruckend zeigte sich keines - zum einen war der Himmel etwas unterdurchschnittlich und zum anderen - wesentlich schwerwiegender! - ich habe immer noch die unglaublichen Bilder aus den Alpen im Kopf, die ich einfach nicht mehr loswerde ;(

Nichtsdestotrotz war es mehr als simples Abhaken, Der Cirrusnebel war mit in den Strahlengang gehaltenen [OIII] Filter eine feine Sache, M31 zeigte zu später Stunde seine schwachen Staubbänder, der Hantelnebel seine charakteristische Form und M81/82 als altbekanntes Pärchen gemeinsam im Gesichtsfeld. Etwas zu spät hielt ich auf M13 als Evergreen, konnte aber trotzdem noch mit 4,7mm (138-fach) einiges an Einzelsternen herauskitzeln.

Ganz andere Kaliber waren erwartungsgemäß bei den anderen beobachterisch angesagt. Sowohl in Ralfs als auch Andreas Gerät sah ich den planetarischen Nebel NGC 6905, ein helles Kerlchen das sehr schön in einer Sternenkette eingegliedert ist. 

Von den nahen Sternleichen zu den fernsten Sterninseln... Rainer hatte da mit NGC 6331 in UMi die Nase wieder ganz vorne. Mit einer Entfernung von knackigen 0,75 Milliarden (!) Lichtjahren und einer Helligkeit von ca. 15m ganz eindeutig als faintfuzzie einzuordnen ;) Einmal mehr war seine Livekarte in E&T hier der Garant für die korrekte Orientierung und ich fand sie wenn ich sie auch direkt nicht knacken konnte gar nicht so schwer wie erwartet, eine nahegelegene nochmals merklich kleineren/schwächeren Galaxie war von mir leider nicht mehr auszumachen.

So zog sich die Nacht dahin, von Südwesten zogen dann und wann mal kurze Wolkenbänke durch, der Süden war insgesamt so versifft, dass an ernsthafte Beobachtungen in diese Richtung nicht zu denken war. Einen sehr entspannenden, fast meditativen Moment hatte ich, eingekuschelt in meine dicken Daunenjacke lag ich eine Viertelstunde auf der Bank und machte nichts anderes als nach oben schauen und nichts mehr wahrnehmen ausser dem Nachthimmel - herrlich!



Nach zwei Uhr war der Himmel dann dahin.. die Wolken vom Südwesten kommend hatten ihr Leichentuch über unsere Sterne gebreitet :( Aaaaber, die Nacht war lang genug...

Dienstag, 25. August 2015

BB vom 20./21.08.2015

Ort: Gargellen - Vergaldental/Schwefeltobel
Zeit: 21:00 - 22:15 sowie 22:00 - 23:00 Uhr
fst: Nicht festgestellt aber MÄCHTIG viel :D
Wetter: Donnerstags leichte Schleierbewölkung, Freitags vollständig klar

Da war sie nun also, meine langherbeigesehnte Rückkehr in die Alpen. Seit meinem 5. Lebensjahr war ich praktisch durchgehend zweimal im Jahr dort in den Ferien, aber vor mehr als zehn Jahren gab es dann einfach eine familiäre Zwangspause... :( Das ist nun vorbei! Ich bin und bleibe einfach verliebt, in die Alpen im Allgemeinen und in dieses Tal im Speziellen.

Natürlich war bei der Planung der Reise die Mondphase diesmal von eklatanter Wichtigkeit! Ergo wurde sie auf kurz nach den Augustneumond gelegt. Die kleine Ernüchterung war schon eine Woche vor Reiseantritt da: Die Wetterprognosen verhießen nichts Gutes und so sollte es auch kommen. Durch die mir mitunter unerträglichen Temperaturen der letzten Wochen (bin ein Frühlungs/Herbstmensch und über 30° halte ich auf Dauer für widernatürlich) war mir das aber alles andere als Unrecht, denn die Reise stand klar unter dem Stern des Wanderns und Naturgenießens und das geht selbstverständlich auch (wenn nicht sogar besser) bei Wolken und niedrigeren Temperaturen. Ergo blieb das Heritage im Kofferraum und das Fernglas die Tagbeobachtungen vorbehalten.

Weil es eben ein Wanderurlaub war, und die Gegend trotz fast durchgehendem Dauernebel wunderschön ist, möchte ich ein paar Eindrücke an den Anfang stellen - gleich vorweg, die letzten beiden Nächte waren dann tatsächlich Sterne zu sehen - in erdrückender Fülle ;)

Gandasee zwischen Schafberg (2100m) und Madrisa (2700m)

Blick ins Valzifenztal, der Weg führt zum Schlappiner Joch und damit in die Schweiz

Wasserfall bei Gortipol

Auf dem "berühmten Parkplatz" an der Bielerhöhe parkend wollte ich dem Heritage wenigstens kurz Höhenluft gönnen ;)

 
Unser Weg führte uns um den See und hinauf ins Ochsental in Richtung Wiesbadner Hütte, ein einmaliger Blick auf die dortigen Gletscher 

Blick ins Gauertal mit Sulzfluh und den Drei Türmen (in Wolken)

Nundenn, am Ende des vorletzten Tages zogen plötzlich die allgegenwärtigen Wolken ab! Einige Schleier zogen von Norden leider wieder heran bis es wirklich dunkel war aber das hielt mich jetzt nicht mehr. Mit dem Auto ging es in wenigen Minuten in den "Ortsteil" Vergalden. Im Sommer ist inzwischen recht wenig los hier, die meisten Hotels und auch Ferienwohnungen liegen verwaist, so parkte ich einfach beim letzten, Rucksack mit Okularen und Fernglas auf die Schultern, Kamera umhängen und dann das Heritage in die Hand... Ich stieg noch ein Stückchen höher ins Vergaldental und positionierte mich und die Kamera an einem Grashang.


Dämmerung an der Madrisa

Durch die doch einige Grad weiter südlich dauerte die Dämmerung angenehm kurz, gut - ist ja auch schon wieder Ende August ;) Was sich nun aus dem leicht verzirrten Himmel schälte raubte mir durchaus den Atem, die Milchstraße war schon während der Dämmerung präsenter und strukturierter als in den meisten Nächte daheim, später dann von einzigartiger Schönheit und Brillianz. Bevor ich mich viel mit weiteren Fotos aufhielt stelle ich das Heritage auf und begann einen näheren Blick auf die Qualität des Himmels zu werfen... Was soll ich schreiben ohne in überschwängliche Euphemismen zu verfallen? :P Der kleine 5"er ließ mannigfaltig den 8"er beim Heimspiel stehen! Allen voran bei Objekten die besonders von guter Transparenz leben, M31 nur knapp über der aufragenden Bergkette im Osten eine Wucht und von genialer Ausdehung! Im 32mm schon fast auf Fernglasniveau von der Vergrößerung und 14mm mit einfach zu sehenden StaubbänderN. Am nachhaltigsten haben mich wohl die Nebel im hochstehenden Schwan beeindruckt, bekanntermaßen sind sowohl Nordamerika als auch Cirruskomplex typische Filterobjekte... für den 1,25" OAZ besitze ich leider keine aber das war hier und heute auch nicht notwendig! Beide Objekte waren trotzdem problemlos und sogar klar detailliert und vor allem kontrastreich zu beobachten! Der Nordamerikanebel war selbst im 10x50 ein auffallendes Objekt. Ich begab mich noch zu einigen anderen Messiers wie 57/27/71.. auch hier eine Wucht für das kleine Gerät, wenngleich hier natürlich die kleinen mehr Vergrößerung gebraucht hätten als ich zu bieten hatte ;) Trotzdem... herrlich, ich war ernsthaft ergriffen von der Ruhe, der Schönheit und der Majestät dieses Himmels - schon während des Beobachtens ergriff mich leichte Wehmut.. warum erst heute? Und noch wichtiger: Kann ich nach dieser Erfahrung daheim noch befriedigt schauen? Nunja, zum Glück hatte ich kein größeres Gerät sonst wäre diese Frage KLAR mit Nein zu beantworten gewesen :o)

Nun zog leider recht zügig Gewölk von Norden auf, die Madriasspitze verhüllte sich und zeigte damit auch den mir vorher gar nicht bewussten Mond an!

Mond hinter der Madrisaspitze

Auch wenn die Chance nur kurz währte will ich mich nicht beschweren: Missionsziel 1 erfüllt - Alpenhimmel "angetestet" :D Der darauffolgende Abend sollte nochmal eine Schippe drauflegen was die Transparenz angeht. Problem bei dieser Art von Kombiurlaub: Während ich zu Hause durchaus kein Problem habe auch während der Arbeitswoche mal bis 2-3 Uhr draußen zu sein sieht das nach einem Wandertag in den Alpen schon anders aus, da WILL man eigentlich früh ins Bett, aber das verbat sich einfach nach dem klaren Sonnenuntergang. Zusätzlich erschwerte aber natürlich die 500km Heimfahrt am nächsten Tag eine wirklich lange Beobachtung! Nichtsdestotrotz wartete ich auf das Ende der Dämmerung (diesmal vom Chalet aus), dabei kam mir eine schöne Konstellation vor die Linse, der zunehmende Mond kratzte fast am Gipfel der dominierenden Madrisa...

 
Irgendwann gegen zehn trat ich auf den Balkon. Ein verrücktes Schauspiel, dass ich natürlich SO nicht von zu Hause kenne. Man tritt aus der Wohnung, schirmt mit dem Arm mal eben die Nachbarhäuser ab und BAMM eine Milchstraße wie sie sich bei uns auch nicht immer sehen lässt! Unadaptiert...

Ergo musste es nun rausgehen! Diesmal blieb das Teleskop leider leider leider zurück... die Zeit rann mit durch die Finger :S Trotzdem... Fernglas um den Hals, Kamerastativ geschultert und in die Nacht hinaus. Ich experimentiert kurz hinter den Ferienhäusern aber das Licht im Nacken störte mich durchaus noch. Wenngleich selbst der Blick zurück ins Tal über das kleine Dorf einen prachtvollen Sternenhimmel zeigte :)


Über einen schmalen Weg, den wir schon einige Male zu unseren Touren gelaufen waren kam ich nach kurzem Aufstieg in den sogenannten "Schwefeltobel" (im Winter eine beliebte Abfahrt), hier war lichtmässig zappeduster ausser ein paar vom Ort aufgehellten Baumspitzen. W O W !!!!

Die Milchstraße war nochmals präsenter und knalliger als tags zuvor! Insbesonder der sichtbare südliche Teil war einfach der Wahnsinn, mit bloßem Auge glaubte (?) man in der reichstrukturierten hellen Wolke einzelne Nebel auszumachen, südlich des Adlers immer heller werdend. Mit dem Fernglas hielt ich kurz gen UMa hier war M 101 plötzlich ein überaus leichtes Objekt und M81/82 die zwar durchaus auch im Taunus mit der Fernglas auszumachen sind winkten förmlich... trotz frischen 5° war ich nicht loszureissen, aber ein paar Erinnerungsfotos wollte ich diesmal doch machen, leider bin ich nach wie vor ein miserabler Fotograf was den Nachthimmel angeht, in so fern bin ich selbst enttäuscht wie wenig sie die wahre Qualität des Himmels transportieren aber im Ansatz sieht man schon was hier Sache war.

Die südliche Milchstraße
 
Cassiopeia und Umgebung

Was bleibt hier noch zu schreiben...zwiespältige Gefühle! Einerseits schade, dass der Astroteil des Urlaubs so klein war, andererseits: a.) war es ein Wanderurlaub mit der Familie, Astro nur die Kür und b.) ich bin jetzt bereits von heftigem Fernweh geplant wannimmer ich mir die Erinnerung an diese Nächte zurückrufe, um wieviel schlimmer wäre es nach einer richtigen ausgewachsenen Beobachtungssession am Ende mit noch mehr Öffnung gewesen?

Tatsache bleibt: Der Himmel lässt alles hinter sich, egal was man sich in Deutschland an dunklen Orten bisher zusammengerechnet und gemessen hat, weder Hunsrück noch Vogelsberg noch Schwarzwald und Konsorten (und leider leider schon gar nicht der Taunus) bieten das was hier geboten wird: Transparenz die zu einem Gutteil ganz einfach den vierstelligen Höhenmetern geschuldet ist und perfekte Abschirmung von Lichtglocken die in diesem Gebiet ohnehin nur spärlich vorhanden sind. Dazu doch noch ein bisserl näher an der Natur... wenn die Strapazen der Fahrt nicht wären... Aufhören zu denken! :D

Mittwoch, 15. Juli 2015

Was lange währt... New Horizons erreicht das Pluto System

9 Jahre Flug, Milliarden von Kilometern hat sie hinter sich gebracht...

Die NASA Sonde New Horizons war seit 2006 auf dem Weg zum letzten ... mmmh ich schreibe mal ganz frech "Planeten" unseres Sonnensystems, der noch nie von einer Sonde besucht wurde. Als ich auf der alten Seite den ersten Eintrag zu dieser Mission schrieb WAR Pluto sogar noch ein Planet ;)

Ich erinnere mich noch gut an den Start, den ich live auf NASA TV verfolgte, ebenso in den einschlägigen Astrozeitschriften... meine Güte..damals war ich gerade mal 26, frischgebackener Vater, erst seit zwo Jahren Teleskopbesitzer, es gab noch die Astronomie-Heute und überhaupt... die Ankunft schien mir in unendlich weiter Ferne. Über die Jahre hatte ich die Missionsseite immer in meiner Linkliste und zu "Meilensteinen" schaute ich auch mal wieder genauer hin, wie zum Beispiel als die Sonde Jupiter passierte, damals (2008) hatte ich sogar noch zur Feier des Tages eine Grafik zusammengefrickelt ;)


Und nun ist das fliegende Klavier also endlich angekommen, bzw vorbeigeflogen und bescherte uns schier unglaubliche Bilder! Die heutige Presskonferenz war damit eine tolle Erfahrung. Vor allem hat mich die fast kindliche ausgelassene Freude der Teammitglieder bei der Pressekonferenz beeindruckt und berührt :)

Zu den nackten Daten und Fakten wird in den nächsten Tagen und Wochen sicher tonnenweise Material auf uns hereinprasseln. Tatsache ist aber, dass der vermeintlich langweilige Brocken am Rande des Sonnensystems wesentlich spannender und komplexer ist als angenommen! Allein die Tatsache, dass bisher KEINE Einschlagkrater trotz fehlender (nennenswerter) Atmosphäre gesichtet wurden, darf als Sensation gewertet werden und auch das erste hochauflösende Bild seines Begleiters Charon wirft viele Fragen auf, am unterhaltsamsten fand ich dabei die Benennung der großen dunklen Formation als "Mordor" :D Die Form stimmt auffallend! 


Image Credit: NASA-JHUAPL-SwRI

Natürlich ebenso faszinierend, das große helle Areal auf Pluto selber, der durch seine Herzform bereits breite Aufmerksamkeit in den sozialen Medien gefunden hat ;) Auch eine schöner Zug: Zumindest vorläufig inoffiziell wurde das Gebiet "Tombaugh Regio" genannt, natürlich nach dem Pluto Entdecker Clyde Tombaugh.


Credit: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute

Auch wenn mir Planeten im Teleskop nicht den "Kick" geben, den ich bei der Deepsky Beobachtung genieße... vom wissenschaftlichen Standpunkt aus bin ich doch immer wieder Feuer und Flamme wenn es um die aktuelle Forschung geht - umso spannender werden wohl die nächsten Wochen und Monate werden.