Datum: 07. Juli 2010
Ort: Taunus
23:00 bis 2:30
GG: fst 6m2
Wetter: weitestgehend klar
21 ° C
23:00 bis 2:30
GG: fst 6m2
Wetter: weitestgehend klar
21 ° C
12" f/5 - 4" Bino
Nach ein paar Nächten mit "angezogener Handbremse" versprach die heutige Nacht der erste echt Knülller dieses Sommers zu werden, als einer der ersten Tage nach der Sommersonnenwende wird es wenn auch nur kurz auch wieder richtig dunkel.
Nach ein paar Nächten mit "angezogener Handbremse" versprach die heutige Nacht der erste echt Knülller dieses Sommers zu werden, als einer der ersten Tage nach der Sommersonnenwende wird es wenn auch nur kurz auch wieder richtig dunkel.
Am Platz angekommen war Christina
bereits am Schwenken, kurz darauf trafen auch Horia und Thomas ein und
bauten auf. Als Nachzügler erschien vor Mitternacht noch unser
SC-Freund aus Wiesbaden. Der Himmel war nach Norden leicht und fluffig
bewölkt, ansonsten frei und von stellenweiese atemberaubender
Transparenz wie ich sie dort noch nicht sehr oft gesehen habem vor
allem nach Süden war die Sicht genial.
Der Beginn markierten einige
Standardobjekte wie M57, M27 und M13. In M13 begeisterten feinste
Sternketten im Zentrum (vor allem nachdem ich nochmals die Justage
wiederholt hatte), die Begleitgalaxie NGC 6207 war auffällig und
sprang ins Auge. Erster Knacki des Abends sollte NGC 6118, die
"Blinking Galaxy" in Serpens sein. Zusammen mit Thomas und Horia
verbrachten wir relativ viel Zeit diese 13,x mag Galaxie
aufzuspüren, aber obwohl wir zum Schluss jedes markante Merkmal
des Zielgebiets identifiziert hatten gelang leider keine Sichtung. Bei
Christina warf ich noch einen letzten Blick auf Saturn nebst Monden,
der sich aber immer weiter in den tiefen Westen verzog.
Als nächstes Ziel hatte ich mir
schon am Nachmittag die zentrale Galaxie des Galaxienhaufens Abell 2199
auserkoren: NGC 6166. Nur wenige Grad westlich von M13 entfernt, war
das Auffinden recht problemlos, auch machte die ausgedruckte
Detailkarte mit Sternen bis 14mag das Identifizieren der richtigen
Stelle einfach. Tatsächlich war die 11m8 helle Galaxie auch
problemlos zu sehen. Eine leichte Elongation war auszumachen, jedoch
nicht sehr prägnant, ganz im Gegensatz zum sehr auffälligen,
halbkreisförmigen Sternmuster um die Galaxie herum. Dank Thomas
Leihgabe seines Beobachtungsstuhls konnte ich sogar eine Zeichnung
anfertigen :)
Nach diesem eher ungewöhnlichen
aber unspektakulären Objekt, durfte ich einen Blick durch Thomas'
4" Bino werfen. Der Cirruskomplex war fantastisch und sogar detailreich
zu sehen, und das ohne Filter! Davon begeistert machte ich mich gleich
daran den Nebelkomplex im 12"er mit [OIII] Filter aufzusuchen - es
verschlug mir glatt die Sprache - sprichwörtlich knallehell und so
detailreich, dass so manches Foto vor Neid verrauschen würde
zeigte sich der fette Sturmvogel und die feingesponnene Knochenhand bei
6,3mm AP. Triangular Wisp - ungerechterweise von mit oft "das Gefussel
in der Mitte" bezeichnet - habe ich derart detailiert noch nicht
gesehen! Von diesem Nebelerlebnis berauscht, schwenkte ich einige Grad
weiter zu Nordamerika - erneutes Staunen! Ich wusste vor lauter Nebel
auf den ersten Blick erstmal gar nicht wo genau ich mich befinde.
Schnell war ich aber am kleinen Orion orientiert und konnte den
gigantischen Nebelkomplex abfahren. Die Form war so überdeutlich
wie selten und sogar helle "Schockfronten" an der Kante des Nebels
waren leicht auszumachen. Sogar der Nachbar - der Pelikannebel -
wäre heute ob der Detailfülle ein dankbares Zeichenobjekt
gewesen! Christina brach nach eins als erste auf, nachdem sie noch
tapfer die Nacht genutzt hatte, trotz des in wenigen Stunden
beginnenden 24h Dienstes...
Die südliche Milchstrasse war an
diesem Abend besonders beeindrucken für das blosse Auge, sehr
selten hat man an unserem Platz so gute Transparenz in diese Richtung,
so war die Milchstrasse sogar zu später Stunde. der Mond war schon
aufgegangen bis zur Baumgrenze in ca. 4-5° Höhe visuell
wahrzunehmen und reich strukturiert. Das Foto entstand gegen viertel
nach zwei, also nach Mondaufgang in Richtung Süden, 30s
Einzelbild...
Der Schütze war schon sehr niedrig und trotzdem noch alle seine Stern gut zu sehen, der rote Antares strahlte noch fein wenige Minuten vor seinem Verschwinden hinter dem Baumhorizont!
Der Schütze war schon sehr niedrig und trotzdem noch alle seine Stern gut zu sehen, der rote Antares strahlte noch fein wenige Minuten vor seinem Verschwinden hinter dem Baumhorizont!
Das zeigte sich natürlich auch an den Objekten, die ich allesamt in Horias 12"er bewundern durfte (mein Gerät stand einige Meter zu weit hinter der Hecke für den Süden). Ein hochgradig beeindruckender M17 bildete den Auftakt, so hell und strukturreich habe ich ihn vom letzten Jahr definitiv nicht in Erinnerung, allerdings war ich da auch mit [OIII] zu Gange während Horia einen UHC einsetzte. Der Trifidnebel war von feinen Dunkelnebeln geteilt und der Lagunennebel war nochmals weitaus besser zu sehen als in meiner Zeichnung vom vergangenen Jahr. Mit Thomas 8x42 Fernglas war das Surfen durch die südliche Milchstrasse ein unglaublicher Genuss und zum ersten Mal sah ich bewusst den Dunkelnebel Barnard 142/143 im Adler der sich deutlich vom hellen Milchstrassenband abhob.
Zum Abschluss der Nacht gönnte ich mir
schon einen Vorgeschmack auf den Herbst, mit einem noch tiefen aber
nicht minder schönen h+x, der Galaxie NGC 7331 im Pegasus und zu
guter Letzt noch ein intensiver Blick auf den sich emporarbeitenden
Jupiter, der aber noch mit atmosphärischen Details geizte.
Wenn irgendeine Nacht seit dem letzten Jahr
das Prädikat wertvoll und aufputschend verdient hat, dann war es
diese wunderbare Sommernacht - und um das ganze noch rund zu machen
verabredeten wir uns gleich für die morgige Nacht erneut bevor wir
um halb drei unserer Wege zogen ;)
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