Donnerstag, 8. Juli 2010

BB vom 08.07.2010

Datum: 08. Juli 2010
Ort: Taunus
22:40 bis 3:20
GG: 6m+
Wetter: klar
21 ° C
12" f/5 - 4" Bino 

Ohne das Stündchen Schlaf, dass ich mir am frühen Abend nochmal ganz dreist gegönnt habe, hätte ich diese zweite Nacht wohl nicht durchgehalten und während ich diese Zeilen schreibe sehne ich mich auch schon nach einer waagerechten Position :D



Der Himmel blank gefegt, die letzte Nacht noch gut im Kopf, so ging es gen Beobachtungsplatz - Der sollte heute aus allen Nähten platzen, wobei es sukszessiv leerer wurde. Andreas nebst Gattin, Horia, ich, Jan, Manfred, Sascha und Thomas belegten jede Menge Platz, zumal wir uns wegen der Wucherhecke auf einem recht kleinen Fleck scharten ;) So versammelten sich sage und schreibe 62" optische Fläche um altes Sternlicht zu sammeln.
Der Abend war zum grössten Teil von "Genusspechteln" geprägt. Natürlich waren zunächst die Highlights der Sommermilchstrasse an der Reihe, ich begann in Schwan und Leier mit den "üblichen Verdächtigen" ;) Seit längerem besuchte ich mal wieder M56, sehr schön aufgelöst bei 150x. Ein direkter Vergleich zwischen meinem und Andreas 12"er (jeweils 22mm LVW + Baader [OIII] brachte keine grossartigen Unterschiede, wobei ich den Kontrast bei Andreas etwas überzeugender empfand, der spitze Teil des Sturmvogels kam mir und auch ihm heller vor - Streuung bei Baader [OIII]s? Der Sturmvogel aber auch Triangular Wisp erschlug einen heute wieder mit seiner Detailfülle. Durch Saschas 12er gab es einen für seine Höhe erstaunlich schönen M51 auf die Augen, Spiralarme waren bei 15mm bereits sichtbar.

Sascha stellte auch sein neues 8mm SWA 70° Skywatcher zum Test zur Verfügung, die Sternabbildung empfand ich als nicht schlecht, die Schärfe war durchweg brauchbar, nur der lange Augenabstand machte mir beim Einblick an M13 Schwierigkeiten, auch mit ganz herausgedrehter Augenmuschel konnte ich mein Auge nicht auflegen und jedes Schwanken brachte Abschattungen. Zum Vergleich ging dann noch Jans WO Zoomwan in der 8mm Einstellung in den OAZ, hier war das Bild merklich brillianter (ich zoomte dann auch noch fleissig bis in die höchsten Vergrösserungen (um die 350x). Für den günstigen Preis ist das SWA aber in Ordnung, gerade Brillenträger haben hier wohl ein gutes Preisleistungsverhältnis. 



Um beim Testen zu bleiben ging Horias Ronchiokular durch die Runde, Jans Spiegel war schnell als hervorragend eingestuft, ich musste mich noch etwas gedulden, denn mein dicker Spiegel warf Blasen wie ein Wasserkocher :D Ich hatte ihn dummerweise am Nachmittag schon im Kofferraum und damit sicher auf über 35° augeheizt, erst nach zwei Stunden war die Abbildung dann brauchbar und auch mein Spiegel konnte seine Ehre retten ;)
Zu späterer Stunde machte ich noch die Runde durch den Schützen, leider war die Transparenz ganz klar nicht mehr so gut wie am Vorabend, so dass die Objekte zwar toll aber nicht überragend waren. Von M16 dem ich nur einen kurzen Blick gönnte ging es zu M17, hier war wie gesagt weniger zu Sehen als am Vorabend aber es ist und bleibt ein beeindruckendes Objekt. Von dort ein Schwenk nach Südwesten und schon stand der Trifidnebel mit seiner wunderschönen Staubteilung im Okular, weiter nach Süden dann zu M8 dem Lagunennebel, fantastische Strukturen und der eingebettete Sternhaufen ist ein besonderer Leckerbissen.

Ich ging mit Sascha auf h+x Jagd, die er bisher noch nicht im Okular hatte, die aber freiäugig schon auffällig waren, auch auf Andromeda wurde ein fixer Blick geworfen, aber es ist nunmal noch nicht Herbst für die ganz grossen Aha Erlebnisse.

Gegen 1:30 Uhr verblieb nur noch der harte Kern von Jan, Horia, Thomas und mir. Ich wagte mich nun in ein Sternbild, dass ich bisher schändlicherweise links liegen lies, den Wassermann. Meine Tour begann ich beim Kugelsternhaufen M2, der überraschte mit einer Vielzhal an brillianten Sternen, ich beschrieb ihn als kleinere Version von M13 - einen Blick wert! Eigentlich sollte nun auch noch der Helixnebel ein gutes Stück südlich fallen, aber dort war es mir dann zu siffig und auch aufgehellt, so dass ich den Filter gleich im Koffer lies. Dafür ging es in die westlichen Bereiche des Sternbild zu NGC 7009, dem Saturnnebel. Der PN war auf Anhieb im Übersichtsokular, sehr hell mit einem Hauch von türkiser Farbe, das will bei meinem sehr unterentwickelten Farbsehen bei Nacht schon was heissen...  Bei 150x waren auch die "Henkel" die aber mehr kleine Strichförmige Auswüchse sind zu sehen. Die nicht allzu üppig vorhandenen Feldsterne ermunterten mich zu einer Zeichnung (die Müdigkeit war nach 2 Uhr schon merklich).


Ein weiterer Kugelsternhaufen in unmittelbarer Nähe zum Saturnnebel ist M72 auf den mich Horia aufmerksam machte, der schwächste des ganzen Messierkatalogs und mit 60.000 Lichtjahren auch nicht gerade in der Nähe, war er zwar gut zu sehen aber es bleibt bei einem galaxiehaften, runden Eindruck ohne starke Konzentrierung und bar jeglicher Einzelsterne.
Zur Entspannung lag ich dann auch einfach mal 10min auf der Strasse und bewunderte diese wundervolle Milchstrasse, die sich fast durch den Zenit von Horizont zu Horizont spannte - das könnte ich auch die ganze Nacht machen :)

Jan weilte derweil schon eine ganze Zeit mit Thomas entrückt im Binohimmel, generös wurde mir als Binobaunausen ein fantastischer Blick auf den Wildentenhaufen M11 vergönnt, das 4" Bino von Thomas ist für solche Objekte echt prädestiniert! 

Parallel mit Horia versuchte ich mich nun an einem recht schweren Objekt, einer nahen irregullären Zwerggalaxie - Barnards Galaxy... Das Zielgebiet ist sehr charakteristisch durch eine helle L-förmige Sternengruppe aber der Erfolg blieb aus, zwar war an besagter Stelle eine Aufhellung zu sehen, die besonders beim Schwenken auffiel und die auch Jan bestätigte, aber sie war schlicht zu gross um die Galaxie zu sein, wir sind hier mit Sicherheit Opfer der Aufhellung in diesem Bereich geworden. Aber um bei Galaxien mit schwacher Oberflächenhelligkeit zu bleiben schwenkte ich zum Abschied noch auf M33, sie war noch nicht sehr hoch aber bereits nebst der hellen HII Region gut aber detailarm zu sehen.

Ein Pling der Uhr riss uns aus der nun nicht mehr wegzudiskutierenden Müdigkeit - 3 Uhr... Die Dämmerung war bereits gut im Gange und so beschlossen wir diese schöne Nacht mit einem Blick auf die Plejaden, die sich bereits über den Baumwipfeln erhoben. Auf der Heimfahrt merkte ich erst die beiden Nächte hartnäckig und bin fast dankbar, dass es in der folgenden Nacht mal bewölkt sein soll ;)

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