Datum: 15. Juli
Ort: Taunus
Zeit: 22 Uhr bis 2:00 Uhr
Grenzgösse: ca.6m
Wetter: klar
Gerät: GSO 6" f/6
Die erste wirklich machbare Nacht nach Vollmond.
Ein Firstlight steht an und zwar ein besonderes. 2008 wurde Wolfi
Ransburg namentlich auf astronomie.de von einigen engagierten
Sternfreunden auf die Idee gebracht ein Gerät in Auftrag zu geben, dass
es so noch nicht am deutschen Markt gibt - Eine Alternative, die
zwischen einem parallaktischen 150/750 und einem 200/1200 Dobson liegt.
Viele Einsteiger wollen ihre Fotoambitionen nicht begraben und ein 8"er
erscheint vielen als intransportabel. Ein 150/750 war da bisher die
erste Wahl - allerdings mit den bekannten Einschränkungen: im günstigen
Segment ohne 2" OAZ und vor allem das kritischere f/5. Wolfi zeigte sich
dann auch angetan von der Idee und so wurde nach zähem Ringen
versuchsweise eine Serie von 150/900 Geräten von GSO gefertigt. Das
Gerät wird OTA mit Rohrschellen und einer 2" Verlängerungshülse
ausgeliefert, demnächst soll auch noch eine optionale Rockerbox
erhältlich sein. Parallaktisch lässt sich das Gerät im Gegensatz zu
einem 8"er auch noch mit moderatem Aufwand montieren - auch
fotografisch.
Lange Rede kurzer Sinn - Wenn man so was
propagiert, dann sollte man auch mit vorangehen und es sich auch selbst
anschauen was draus geworden ist :) Ausser diesem Punkt, finde ich die
Daten auch sehr nett für einen Reisedobson - zu dem er dann
schlussendlich bei mir werden wird.
Jan war schon da als ich eintraf, wenig später
gesellten sich auch noch Christian und Thomas dazu, beim Prüfen der
Optik waren die beiden auch meine Rettung, das hätte ich so nie
hinbekommen :)
Weil ich den Newton möglichst umfassend
ausprobieren wollte, kam ich zeitlich leider gar nicht an die anderen
Geräte. Nach dem Auspacken fiel mir erstmal auf, dass keine Schrauben
für die Rohrschellen dabei sind, Glück im Unglück an der Montierung und
einer alten Rohrschelle im Kofferraum waren noch zwei brauchbare... Die
Rohrschellen machen im Gegensatz zu den Skywatcherrohrschellen die ich
für alle anderen Geräte habe einen stabilen und höherwertigen Eindruck,
sind recht breit und natürlich innen mit Kratzerschutz belegt. Als
Montierungen hatte ich die EQ3-2 und eine TAL2M mit, die TAL kam aber
wegen der zu kurzen Schrauben nicht zum Einsatz. Der Tubus hat einen 2"
Crayford verbaut, den ich obschon ich kein Fan der nichtuntersetzten
Crayfords bin sehr sauber arbeitet, an den Standardsucherschuh kam mein
Skysurfer III. Die Justage mit dem Laser verläuft identisch zu meinem 8"
f/6 GSO, schnell erledigt und auch stabil. Als erstes das 22mm LVW in
den OAZ ... und sofort merke ich warum eine 2" Verlängerungshülse mit im
Paket ist - ich komme extrafokal nicht in den Fokus. Die 2"
Verlängerungshülse macht einen guten Eindruck ist recht hochbauend und
hat ein Filtergewinde und wie auch der OAZ und die mitgelieferte 1,25"
Reduzierung eine Ringklemmung. Fokus nun kein Problem mehr und die
Abbildung sieht sehr sauber aus - doch dazu später mehr. Erstes Objekt
ist NGC 6910, OH in Cygnus. Als ich die Vergrösserung steigere und mein
10mm Speers in den OAZ stecke, fällt mir ein seltsamer Effekt auf, der
uns die halbe Nacht beschäftigen wird: Am Gesichtsfeldrand sieht man
eine starke Aufhellung und die Feldblende ist nur unscharf zu sehen,
nicht aber die Sterne - also die Abbildung der Sterne ist vollkommen in
Ordnung nur die Feldblende ist nicht scharf begrenzt. Ich wechsele zum
14mm Speers (auch bei diesem immens intrafokalkritischen Okular komme
ich nicht ohne Verlängerungshülse in den Fokus) und der Effekt ist fast
gänzlich verschwunden. Aufhellungen hatte ich im Speers sonst nie,
Christian bringt mir das 9mm Nagler auch hier ist der Effekt zu sehen,
allerdings nicht so stark wie im 10mm Speers, es halt allerdings auch
eine andere Fokallage. Dann noch zum Vergleich ein 13mm Nagler - hier
ist die Aufhellung sogar noch stärker als im 10mm Speers. Mit 5mm
Nagler, 6mm Antares W70, 7mm WO UWAN, 30mm UWA und 32mm Plössl ist das
Problem nicht sichtbar. Gleich vorweg, woran es genau liegt haben wir
nicht klären können, an der Brennweite liegt es nicht, es tritt eher bei
WW Okularen auf und korreliert mit der Fokallage der Okulare. Nun
wollen wir, vor allem ich (:p) wissen wie es um den Spiegel bestellt
ist. Die Abbildung ist mit guten Okularen auch absolut in Ordnung, es
gibt keinen Hinweise auf Astigmatismus, die Beugungsringe sind rund und
gleichmässig, zum Vergleich auch der Blick auf die Beugungsscheibchen
vom 8" Hofheim und Christians 10" Reisedobs. Thomas hat zu allem
Überfluss sogar ein Ronchiokular dabei! Auch hier wird dem Spiegel eine
gute Qualität bescheinigt, die Linien sind sowohl gerade als auch
parallel, Christian schliesst damit einen Zusammenhang des Effekts mit
einem Spiegelfehler aus.
Das war eine lange theoretische Reise, aber es geht
ja primär ums Durchgucken ;) Also peile ich M13 an. Schon mit 22mm
einiges an Einzelsternen und bei 128x sehr viele Sterne auch bis ins
Zentrum, der Unterschied zu 8" ist sichtbar aber nicht frappierend, nur
schwache Sternketten im Inneren werden noch nicht richtig aufgelöst wie
ich das von den grösseren gewohnt bin. Als nächstes kommt M57 an die
Reihe, schon bei 40x ist dir Ringform erkennbar, bei 128x sogar die
leicht gequetschte Form des Ringnebels, auch hier ist der Unterschied zu
meinem 8"er zwar zu bemerken aber zumindest bei den Vergrösserungen
keine Welten ausmachend. H+x dürfen auch nicht fehlen, ein fantastischer
Anblick, das Mehr an Feld macht sich positiv bemerkbar. Noch mehr tut
es das beim nächsten Objekte, dem Cirrusnebel, vor allem der
Knochenhand, mit 900mm ist sie komplett im Gesichtsfeld mit OIII FIlter
und 30mm, grandioser Anblick - eine tolle Vergrösserung zwischen der für
Details oftmals zu kleinen Vergrösserung des Richfielders und der für
einen Gesamtanblick zu grossen Vergrösserung des 8"ers. Ein Blick auf
Jupiter durfte natürlich auch nicht Fehlen, stand noch recht tief aber
WOlkenbänder waren bereits sehr gut und kontrastreich zu beobachten. An
den Objekten kann mit der 6"er eindeutig überzeugen, für seine Grösse
(sowohl was Spiegel als auch die Transportabilität angeht) zeigt er
immens viel und ist von daher eine schöne Grösse für einen Reisedobson
:)
So waren es nur einige wenige Standardobjekte in
dieser Nacht aber ich wollte schon sichergehen eine gute Optik bekommen
zu haben. Bleibt nur noch die seltsame Aufhellung zu klären, was sich
sicher auch noch klären wird, immerhin ist er noch unvelourisiert und er
ist schon stark fotografisch ausgelegt mit seinem 50mm FS und der weit
aussen liegenden Fokallage. Ein Fototest wird dann demnächst noch
nachgeholt, hatte leider den Adapter vergessen. So standen wir noch eine
Weile zusammen während der Mond immer weiter emporstieg bevor wir dann
um viertel nach zwei unserer Wege zogen.
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