Datum: 19. August
Ort: Taunus
Zeit: 22:30 Uhr bis 3:30 Uhr
Grenzgösse: ca.6m
Wetter: klar, Transparenz brach leider etwas ein
Gerät: 12" f/5
Nach der Arbeit kam ich nicht mehr dazu, Rundmails
loszuschicken oder zu lesen sondern schmiss einfach schnell die Reste
des Equipments die noch nicht verstaut waren ins Auto und brach gen
Beobachtungsplatz auf, halb rechnete ich damit heute mal alleine da zu
stehen, aber die Milchstrasse brannte schon aus dem Autofenster, da
kommt doch sicher noch jemand?
In der letzten Kurve musste ich mir dann darüber
keine Gedanken mehr machen, eher ob ich noch einen Parkplatz bekomme :D
Horia mit Begleitung, Günt(h?)er, Thomas, Andreas, Christian waren schon
kräftig am gucken, Hans mit seinem Sohn traf kurz nach mir ein und
Armin gab sich dann etwas später die Ehre. Der Himmel sah grossartig
aus, ich legte nach einem kurzen Besuch bei Standards die sich Günter
auch mal im 12er anschauen wollte eine Fernglasrunde ein, es war derart
warm, dass man angenehm mit Shorts und Tshirt auf dem Asphalt liegen
konnte, neben der reichen Milchstrasse im Schwan nahm ich besonders den
Nordamerikanebel lange mit dem 10x50 aufs Korn. Leider schien sich da
die Transparenz schon leicht einzutrüben, weit davon entfernt wirklich
schlecht zu sein aber eben auch von den Bestnächten entfernt.
Die erste Stunde stand erstmal ganz im Zeichen des
Jupiter, hier fand ein überaus beeindruckender Mondtransit statt, zuerst
kaum auszumachen, dann aber in Momenten guten Seeings überdeutlich
schob sich ein kleiner aber scharf begrenzter Schatten nahe eines
Wolkenbandes vor die Planetenscheibe. In besonders guten Momenten war
sogar der Mond selber neben dem Schatten vor Jupiter zu sehen. Thomas,
Horia und Andreas verfolgten das ganze noch ziemlich lang, man möge es
mir verzeihen aber mich zog es unwiderstehlich schnell wieder in den
Deepsky ;)
Der Cirruskomplex begeisterte wie immer mit feinen
filiamentartigen Details, er aber vor allem auch der Nordamerikanebel
waren in Zenitnähe überraschend gut und detailiert ohne Filter zu
beobachten, wobei der Filter immer das "Mehr" an Details brachte... M31
zeigte beide Staubbänder und auch NGC 206 der Supercluster in M31 kam
gut im Okular rüber.
Heute aber endlich mal die Zeit und vor allem auch die Muse meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, dem Zeichnen :)
Zuerst ging es hierfür in den Schützen, leider
leider war der Himmel so horizontnah doch recht dunstig, was sich mit
Sicherheit auch in den erkennbaren Details niedergeschlagen hat. M8 -
der Lagunennebel sollte es sein, Winfried hat ja mit seiner 14"
Zeichnung eine gute Vorlage geboten ;) Ich versuchte verschiedene
Vergrösserungen aus und lieh mir von Andreas auch einen UHC, die
Zeichnung entstand im Wechsel zwischen UHC und OIII, schwer zu sagen was
nun wirklich besser war, eigentlich zeigte der UHC mehr aber 70% der
Zeichnung sind trotzdem mit OIII FIlter bei 107x und nur 2,8mm AP im
14mm Speers entstanden.
Raus aus dem Siff und zurück in höhere Gefilde! Im
Schwan ging ich parallel mit Christian an den Crescentnebel NGC 6888,
recht schnell zeigte sich bei 22mm und OIII um eine charakteristische
Sternengruppe der sichelförmige Nebel. Er war aber blasser als beim
vorletzten Mal (ca. 0,4m Unterschied zu heute), abermals lieh ich mir
Andreas UHC, der hier aber gar keinen Gewinn brachte, da gehört schon
ein OIII rein. Christian riet mir mit der Vergrösserung ruhig noch rauf
zu gehen und ich nahm wieder das 14mm zur Hand. In der Tat gefiel auch
mir der Anblick besser als mit 22mm, der "obere" Teil der Sichel war
klar der hellste mit den "Tentakeln" im Inneren die ich beim letzten Mal
gesehen habe tat ich mich heute sehr schwer, nein eher nichts gesehen.
Und ich denke der Spiegel muss dochmal gewaschen werden! In Christians
10er bei nahezu identischer AP (2,88 vs 2,8) war der Nebel schon
bemerkbar heller, an Nagler vs. Speers mag es zu einem kleinen Teil
sicher auch liegen, oder es war eben gerade so ein "Sweetspot" bei der
das Auge noch besonders gut anspricht. Thomas war derweil mit seinem Apo
in den Herkules abgetaucht und suchte einen kleinen PN auf....
NGC 6210 "The Turtle" hat es sogar
einstmals in den Karkoschka geschafft und der nur 0,5x0,47' PN ist mit
8,8mag auch ein wahrer Scheinwerfer! Aber das muss er auch sein, will
man hier mehr sehen muss man sehr hoch vergrössern. bei 68x ist er gut
von einem Stern zu unterscheiden, bei 150x verstärkt sich der flächige
nicht ganz runde Charakter, bei 300x hat man das Gefühl da tut sich was
sehr nahe am leicht ovalen relativ scharf begrenzen Nebel, wie ein Etwas
dass da sehr nah am Scheibchen turtelt aber nicht so recht vom Auge
festgenagelt werden will, das Seeing ist leider auch nach wie vor
grottig. Mit Andreas 3,5mm LV geht es dann aber nochmal hoch auf 428x -
tatsächlich der Eindruck eines schwachen aber relativ nahen"Ärmchens"
verstärkt sich blickweise noch etwas und ich fertige eine Skizze an. In
jedem Fall sollte ich den PN nochmal bei besserem Seeing aufsuchen.
Nun soll es noch ein neues Objekt sein, der Kugelsternhaufen NGC 7006
liegt eigentlich recht prominent in der Nähe der Spitze des Delphins.
Mit 10,6m ist er auch ausreichend hell um beim Aufsuchen schnell
aufzufallen. Der Haufen erscheint sternlos und sehr stark konzentriert,
tatsächlich ist er vom Typ I also die recht seltene extrem konzentrierte
Art von Kugelsternhaufen! Da er nun dazu auch noch sehr weit entfernt
ist, gelingt es mir bei hoher Vergrösserung auch nur einen einzelnen
Stern aufzulösen.
Nun geht es nochmal an die Galaxien. NGC 891
ist eine edge-on Galaxie in Andromeda, ich hatte sie schon das ein oder
andere Mal gesehen aber noch nicht mit 12". Ich bin zunächstmal
überrascht von der recht geringen Helligkeit, dadurch wirkt sie bei 107x
erstmal gar nicht so extrem "spindelig" doch indirekt wird dann
deutlich, dass es sich um eine langgestreckte Galaxie handelt. Das liegt
sicher auch daran, dass der zentrale Bereich der Galaxie merklich
heller ist als die länglichen Ausläufer. Im Takiatlas sehe ich eine
weiter Galaxie kaum ein Gesichtsfeld entfernt, NGC 910 -
leider ohne Helligkeitsangabe aber ich versuche es einfach und
tatsächlich ist dort eine nicht elongierte Aufhellung zu bemerken, mehr
aber auch nicht, zu Hause recherchiere ich für diese Galaxie 12m2 -
13m7/arcmin².
In Cassiopeia besuche ich nochmals die offenen
Sternhaufen NGC 7789, den Pacmannebel und den "Eulenhaufen". Aber es
zieht mich weiter zu den Galaxien, also peile ich seit längerem mal
wieder auf NGC 1023 im Perseus, eigentlich nur einen Katzensprung von
NGC 891 entfernt. Die gestörte Spiralgalaxie (Arp135) hat eines der
massivsten schwarzen Löcher in seinem Zentrum mit ca. 50 Mio
Sonnenmassen! Sie fügt sich wunderschön in eine interessantes Sternfeld
ein, steht inmitten einer Sternkette.
Natürlich halte ich zwischendrin auch mal auf die
inzwischen den Osthimmel dominierenden Plejaden, aber den Richfielder
habe ich leider daheim....
Günter ist immer noch dabei Jupiter mit seinem 8"
Vixen aufzunehmen, interessante Sache habe ich auch noch nicht
mitzugeschaut, deshalb gönne ich mir den Adaptionsschock ;) Bin gespannt
was er aus der Aufnahme rausholen kann. So langsam denken wir auch ans
Abbauen nachdem die ersten bereits heimwärts gerauscht sind. Wir packen
zusammen und machen noch eine halbe Stunde ein gemütliches Sit-in auf
der Strasse in dieser ungewöhnlich warmen Nacht, ständig gibt es warme
Böen die das Seeing aber erschaudern lassen. Wahrscheinlich sitzen wir
hier in der wärmsten Nacht des Jahres...
Auf der Heimfahrt sehe ich bereits die ersten Sterne des Orion über den Horizont kriechen.
© 2009 Benny Hartmann
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