Hersteller: Skywatcher
Öffnung: 130 mm
Brennweite: 650
Öffnung: 130 mm
Brennweite: 650
Bauart: Newton
Okularauszug: 1,25" Drehfokussierer
Neupreis: ca. 189 €
Noch in Besitz: JA
Natürlich hatte ich mich
vorher schon ein bisschen über das Skywatcher Heritage-130P
schlau gemacht und kannte
dementsprechend zumindest in der Theorie die Grenzen des Instruments.
Beim ersten Auspacken und begrabbeln gefiel mir (zum ersten Mal!) die
Anleitung, ich hatte ewig keine von einem Neugerät mehr in der Hand,
vieleicht ist sie ja heute durchweg so gehalten, aber die doch recht
detailreiche Schilderungen wie Berechnungswege zum wahren Gesichtsfeld
über das scheinbare, sowie einige Worte zu AP und sogar ein Kapitel zur
Wahl des richtigen Beobachtungsplatzes - klasse, gabs früher nicht oder
nur in einem Nebensatz. Die Kollimationsanleitung ist, naja wie immer
etwas kompliziert und für den Justageneuling sicher erstmal mehr
verwirrungstiftend denn hilfreich, aber seis drum, es wird immerhin
korrekt und breit erklärt. Die beiden Beipackokulare haben 25 und 10mm
Brennweite, so genannte "Super" hinter denen sich m.W. Reversed Kellner
verstecken, von einem Plössl Okular meist bereits geschlagen sind es aber
dennoch keine billigen Plastikokulare wie man sie ja doch manchmal noch
findet...
Das Teleskop wiegt (habs
eben nachgeblättert) unter 7kg, ich hätte es sogar nochmal 2kg leichter
geschätzt als ich es das erste Mal in der Hand hatte, nichts woran man
sich einen Bruch heben könnte. Das Packmaß ist genial klein und ich
lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster zu sagen, dass der
kleine in Sachen Schnelligkeit beim Aufbau vom Beifahrersitz aus wohl
nur noch durch ein unmontiertes Fernglas zu schlagen ist!
Die Mechanik macht keinen
schlechten Eindruck, eine Schraube sorgt für den nötigen Anpressdruck,
eine weitere lässt die Prismenschiene auf die der Newton montiert ist in
Beobachtungshöhe fahren. Zwei Schrauben am Tubus entlassen die beiden
Stangen nebst Hut, alles sehr gut auch im Dunkeln zu machen wenn man es
vorher mittags mal im Wohnzimmer "geübt" hat. Am Ende noch die
Schutzkappe vom Hut nehmen und schon einsatzbereit - Halt, nicht ganz!
Einen einfachen aber tauglichen Leuchtpunktsucher
gibt es noch dazu, ich
hatte ihn heute Mittag schon montiert, also entfield das Befestigen,
das leider einen Schraubendreher benötigt, aber gut kann man ja durchaus
dranlassen, macht das Gerät nicht wirklich größer und schon gar nicht
schwerer.
Die Haptik gefällt mir
ausgesprochen gut, natürlich muss man auf dem Boden sitzen, aber bei den
derzeitigen Temperaturen ist das keine Qual und man (ich) kann jede
Position von Horizont bis Zenit bequem im Sitzen erreichen ohne sich
groß zu verrenken. Die Konstruktion ist angenehm stabil, schwingt kaum
nach und bleibt dank der Friktionsbremse auch immer sauber stehen. Ich
hab jetzt nicht nachgeschaut, aber ich denke da ist überall feines
Teflon verbaut, die Bewegungen sind feinfühlig und genau möglich. Das
Einstellen der bekannten Standardobjekte gelang mir extrem gut, das
macht natürlich die niedrige Konstruktion, selbst beim 8"er muss man zum
Drehen und Einstellen halt mal aufstehen, das entfällt hier und
bekannte Objekte kann man wirklich drei Sekunden nach der ersten
Berührung im Okular haben.
Die Sternabbildung fand
ich im 25mm mehr als akzeptabel, die Justage war wie schon erwähnt nicht
perfekt, denke aber das geht für niedrige Vergrößerungen definitiv
klar. Zwar wird er als beugungsbegrenzter Parabolnewton angepriesen,
aber einige Focaulttests von Stathis lassen auf viele Ausreisser nach
unten (auch unter die Beugungsgrenze) schliessen da viele keine
vollkommene Parabel erreicht haben, aber auch einige bessere Exemplare
gibt es durchaus - was ich da jetzt vor mir habe, kann ich natürlich
nicht so einfach mit den beiden Okularen ermitteln. Es ist sicher kein
Gerät mit dem man freudvoll bei 200x Planeten beobachten kann, für
meinen Verwendungszweck - niedrigste Vergrößerungen zwischen 20 und
sagen wir mal 40-fach - sollte das nur eine sehr untergeordnete Rolle
spielen. Was viel eher eine Rolle spielen wird ist der Streulichtschutz.
Zwar hat der Heritage eine rudimentäre Blende am Hut verbaut, die ist
aber weder besonders matt noch besonders groß, hier werde ich sicher mal
als erstes tätig werden. Die Okulare sind auch nicht ordentlich
geschwärzt, beim ersten Eintauchen in die Milchstraße zeigten sich schon
Spiegelungen heller Sterne im Okular.
Der Okularauszug ist ein
sehr einfacher Drehfokussierer, der wohl den labberigsten Teil des
Teleskops darstellt. Er ist jetzt kein Nogo bei den eingesetzten
Vergrößerungen aber er ist nunmal auf 1,25" beschränkt - einen Tod muss
man bei diesem Preis halt sterben. Ich denke auch es ist eher
unwahrscheinlich da ohne Riesenaufwand etwas aufzurüsten, deshalb liegt
hier bereits der Bleistift um in den nächsten Monaten wenn ich Zeit
finde mindestens einen komplett neuen Hut zu konstruieren, dann mit 2"
OAZ, anderer Spinne und auch entsprechendem Fangspiegel. Aber um es mal
für diejenigen auf den Punkt zu bringen, die das Gerät mit etwas weniger
Anspruch an die Richfieldmöglichkeiten einfach out-of-the-box nutzen
möchten: Weder Hut noch OAZ sind wirklich Schund, den man nicht nutzen
könnte!
Was leistet das Gerät
denn nun? Ich habe mir eine ganze Reihe von Standard Objekten
vorgenommen und möchte sie einfach mal kurz zusammengefasst beschreiben.
Wer die Objekte aus anderen Geräten kennt, kann ja dann in etwa
einschätzen wo das Gerät leistungsmässig liegt.
NGC 6910 - 26x
Sehr schönes Sternfeld um Sadr, der kleine Sternhaufen sticht aus der Sternfülle hervor.
M 27 - 26x
Der Hantelnebel ist hell und kann in seiner Form bereits erfasst werden
65x
Die Hantelform ist überdeutlich, noch erhebliche Lichtreserven.
NGC 7000 - 26x
Ohne Filter trotz hoher
AP und leidlich dunklem Himmel nicht ganz einfach, aber doch sicher zu
sehen - wenn man weiss wo er liegt... kein 1,25" Filter zur Hand
NGC 6960 (Sturmvogel, Cirrus) - 26x
Ohne Filter schon recht
gut auszumachen, leider kein Filter zur Hand, lässt sich bereits über
einen riesigen Bereich des Gesichtsfeldes verfolgen
M 71 - 65x
Es blitzen bereits reichlich Einzelsterne
h+x Persei - 26x
Optimales Objekt für die niedrige Vergrößerung, Sternketten im Inneren aber trotzdem schon gut sichtbar.
M31/32/110 - 26x
Trotz des niedrigen
Standes ist die Galaxie ein Genuss, gesichtsfeldfüllend mit ihren beiden
Begleitern, erstes Staubband einfach, zweites mit einigem
Augenverbiegen zu erkennen
NGC 404 - 65x
Sichtbar aber nicht zu einfach, weil Mirach immer noch zu nah steht bei dieser Vergrößerung
M13 - 26x
Stark gemottelter, heller Fleck, die unregelmäßige Form ist bereits klar auszumachen und abzugrenzen
65x
Bereits REICHLICH Einzelsterne zu sehen, zentrumsnah bleibt ein diffuser Bereich, hätte ich dem Gerät echt nicht zugetraut
M 57 - 26x
bereits bei dieser Vergrößerung gut von einem Stern zu unterscheiden
65x
Ringform ist auszumachen,
hier muss aber natürlich höher vergrößert werden um wirklich mehr zu
sehen - kein passendes Okular zur Hand.
M 51 - 26x
Beide Galaxienkerne bereits auszumachen und abzugrenzen
65x
Die ersten Ansätze der Spiralstruktur von NGC 5194 sind gut zu sehen, hier ist auch noch genug Licht um höher zu vergrößern.
Mir hat es auf jeden Fall
einen Riesenspaß gemacht damit über den Himmel zu sausen und die
Abbildungsleistung (unter Berücksichtigung der Okulare und des
Justagezustands) hat mir sehr gut gefallen. Mein Fazit nach der ersten
kurzen Nacht: Dieses Teleskop ist definitiv KEIN Spielzeug sondern
wirklich eine schöner Ergänzung. Ob ich es jetzt jemandem als
ERSTteleskop raten würde? Ich weiss es nicht... Ich habe bemerkt, daß
doch erheblich mehr damit geht, als ich erst einmal angenommen habe
(mein letztes Teleskop dieser Größe ist schon einige Jahre her), ein
Allrounder ist es wegen seiner Optikqualitätsproblematik sicher nicht
unbedingt, auch wenn man sicher schon etwas am Planeten sehen kann -
zumal wenn man ordentlich justiert und ein gutes Exemplar erwischt. Die
Mechanik und Haptik finde ich rundum gut gelungen, mit einem kleinen
"Aber" in Sachen OAZ, aber lieber ein minimal wackliger Drehfokussierer
als ein Plastikzahntrieb der ewig weit in den Tubus ragt... und damit es
nicht falsch verstanden wird: Der OAZ verstellt sich nicht von alleine,
lediglich während des Scharfstellens wackelt die Auflage etwas, NICHT
aber das Teleskop, ein sehr feinfühliges Scharfstellen bei
ruhigstehenden Sternen ist möglich, das macht schon extrem viel aus und
unterscheidet den Heritage von allen anderen Teleskopen dieser
Preisklasse, die ich kennengelernt habe, da wackelt nämlich das
komplette Teleskop und macht das Scharfstellen zum Ratespiel ;)
Nachtrag: Am 23.August hatte ich die Möglichkeit den Heritage zusammen mit einem weiteren Heritage von Jan und dem Ronchi-Okular von Michael mal etwas näher zu prüfen. Das Okular zeigte keine gravierenden Optikmängel, parallele und gleichmässig dicke Linien, lediglich die Verzerrung am äussersten Rand lassen auf eine abgesunkene Kante schließen. Die beiden Exemplare waren bei diesem Test weitestgehend identisch, wir taten uns alle schwer einen wirklichen Unterschied festzustellen, auch das zweite Geräte zeigte eine abgesunkene Kante, die Abbildung ist bei den bisherigen Vergrößerungen (bis 65x) in jedem Fall praxisgerecht.
Nachtrag: Am 23.August hatte ich die Möglichkeit den Heritage zusammen mit einem weiteren Heritage von Jan und dem Ronchi-Okular von Michael mal etwas näher zu prüfen. Das Okular zeigte keine gravierenden Optikmängel, parallele und gleichmässig dicke Linien, lediglich die Verzerrung am äussersten Rand lassen auf eine abgesunkene Kante schließen. Die beiden Exemplare waren bei diesem Test weitestgehend identisch, wir taten uns alle schwer einen wirklichen Unterschied festzustellen, auch das zweite Geräte zeigte eine abgesunkene Kante, die Abbildung ist bei den bisherigen Vergrößerungen (bis 65x) in jedem Fall praxisgerecht.
Netter Bericht!
AntwortenLöschenVor dem Sommer habe ich mit dem kleinen auch einiges Beobachten können, im Sommer trotz Pappstreulichtschutz eher mäßig...
Glücklicher Weise habe ich wohl ein gutes Exemplar bekommen. Teils besser als der 102mm Mak, Saturn war einfach eine Wucht.
Schade dass es da so Qualitätsprobleme gibt, da hilft wohl nur Fernabsatzgesetz oder vorher Abends im Laden testen...
Hallo Benny,
AntwortenLöschenich habe schon 92 verschiedene Objekte mit dem kl.Dobson beobachtet und dann verkauft (mein Fehler).
Es kam ein 90/500 mm Refraktor als Reisegerät. Der Unterschied wurde mir im Urlaub schnell bewust: rund eine Größenklasse weniger, etwa die Hälfte an sinnvoller Vergrößerung (130:260), viel weniger Auflösung dafür ist der Mond und die Planeten bei 130 fach schon sehr schön bunt.Tubusgewicht etwa gleich.
Gestern habe ich mir wieder einen Heritage bestellt.Ich hoffe, der Spiegel ist so gut wie bei meiner verkauften!
Ich werde versuchen den Hertage-Tubus auf die Merlin Reisemontierung zu setzten(trägt bis 4 kg). Dann habe ich im Urlaub ein 5 Zöller mit Nachführung und Goto Eigenschaften. Die Merlin habe ich schon ausführlich getest und ist für visuelle Zwecke super.
Meine Objekte sind in: DeepskyLog.org zu finden
Viele Grüße aus dem Wolkenmeer Brandenburg
Jörg M.
Hallo Jörg,
Löschenhier ist auch Jörg ;-)
Ich habe auch das 130er Heritage von Skywatcher und möchte mir auch die Merlin ToGo-Montierung anschaffen.
Trägt diese den Tubus ordentlich und gibts da keine Probleme mit dem Gewicht aus der Ausrichtung bei Objekten Nahe am Zenit? Dafür müsste man den Tubus ja weiter vorschieben...
Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Viele Grüße,
auch Jörg
Ich habe mir den zum zweiten mal gekauft! Der erste war auch sehr gut und mit Nagler macht er richtig Spaß. Wenn andere aufbauen, dann beobachte ich schon.
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