Samstag, 9. November 2013

Buchvorstellung: Praxisset Astronomie - DK Verlag

Titel: Praxisset Astronomie
Autor: Carole Stott, Stephan Matthiesen und Martin Kliche
Seitenanzahl/Extras: 72 +  44 Sternbildkarten + Planisphäre + Taschenlampe
Verlag: DK Dorling Kindersley


Heute möchte ich ein besonders Fundstück vorstellen - das Praxisset Astronomie. Das Buch ging bisher komplett an mir vorrüber, was mit Sicherheit auch daran liegen mag, dass sich der Verlag nicht gerade als Fachverlag für wissenschaftliche Themen hervortut sondern eher ein Sammelsurium an Fachbüchern zu den jedem nur erdenklichen Thema verwaltet, sei es Kultur, Sport, Medizin, Wissenschaft, Lifestyle und noch mehr.

Das Buch lag auf einmal in einem großen Supermarkt in der Bücherecke, das letzte Exemplar. Auffällig ist sofort das ungewöhnliche Format von fast doppelter DinA4 Größe, einseitig abgerundet durch die im Hardcoverschuber integrierten Planisphäre. Fangen wir mit dieser an. Mit einem Durchmesser von stattlichen 30cm ist sie die größte in meinem Besitz, die Grenzgröße liegt bei 5m9, helle Sterne und Objekte sind gekennzeichnet, ebenso die Sternbildnamen und die Ekliptik. Der Zenit ist durch ein Fadenkreuz markiert. Die drehbare Sternkarte ist fest in das Buch integriert und lässt sich nicht abnehmen. Schlägt man nun die erste "Seite" (stabiler Karton) unterhalb der Planispähre auf werden dem Leser zunächst sehr gut dargestellte und bebilderte Ratschläge zur Benutzung der Sternkarte und den ebenfalls im Set enthaltenen Sternbildkarten gegeben. Auf der rechten Seite befinden sich eben jene 44 Karten gut verstaut diese Karten. Sie sind nach Süd- und Nordhimmel sortiert, wobei einige der Südhälfte wie Scorpion oder Schütze auch in Mitteleuropa natürlich zu sehen sind. Sehr innovativ finde ich die Karten selber. 

Im Kopf der Karten findet sich der lateinische und dahinter der deutsche Name des Sternbilds, darunter eine Beschreibung der Form, Lage und markanter Sterne. Rechts neben dem Beschreibungstext fndet sich eine mythologische Darstellung mit den beinhalteten Sternen, links daneben etwas was mir besonders gut gefallen hat, eine Weltkarte mit roten, orangen und grünen Bereichen nach Breitengrad unterteilt. So sieht man auf einem Blick ob das Sternbild vom jeweiligen Standort nicht, ganz oder teilweise sichtbar ist und kann sogar grob abschätzen wie knapp. Darunter finden sich die "Besondere Merkmal" bei denen die hellsten Sterne, interessante Sternketten aber auch Deepsky Objekte vermerkt und beschrieben werden. Je nach Sternbild bis zur Hälfte der stabilen 14x9,5cm Karten nimmt eine Sternkarte ein, welche die jeweilige Konstellation in ihren Grenzen mit Nachbarsternbildern und Linien darstellt, ebenfalls sind bereits einige Deepskyobjekte (Neben den meist im Text erwähnten Messierobjekten auch einige NGC Objekte). Was bei der Objektbeschreibung noch ein sehr nettes Feature ist: Ein Symbol vor der Objekt gibt einen Hinweise darauf, ob es mit bloßem Auge, Fernglas oder Teleskop beobachtet werden kann. Die Karten sind jeweils zweiseitg bedruckt, auf jeder Seite eine eigene Konstellation

Zwischen den beiden Kartenschächten liegt eine kleine rote (!) Taschenlampe ink. Batterien bei. Das ist eine geniale Idee, natürlich handelt es sich um ein winziges Edelstahlmodell, was man auch für 1€ auf dem Krabbeltisch findet, aber sie ist nicht gefärbt sondern hat eine echte rote LED verbaut und ist auch nicht blendend hell, durchaus tauglich bei der nächtlichen Benutzung der Karten und der Planisphäre gute Dienste zu leisten.


Kommen wir zum Buch selber. Es befindet sich in einem Schuber unterhalb der Planisphäre und hat nochmals den kompletten Himmel in runder Form als Cover. Die grafische Gestaltung hat mir durchaus gut gefallen, natürlich wird auch das ein oder andere Hubblefoto abgedruckt, wohl aber auch Amateuraufnahmen wie Strichspuren und private Widefieldaufnahmen um Sternbilder und Beobachtungsbedingungen zu zeigen! Auf der ersten Seite wird anschaulich die groben Einteilungen im Universum (Sonnensystem, Milchstraße, lokale Gruppe, Universum) beschrieben und mit Beispielen bebildert. Der Schreibstil ist nüchtern, nicht effektheischend wie man das oft von Laien geschriebenen Astrobüchern kennt  und stark auf die praktische Beobachtung (!) ausgerichtet. Im Fortlaufenden gibt es einen Abriss der Himmelsmechanik, Ansichten des Nachthimmels an unterschiedlichen Orten und dergleichen mehr. Auch die Veränderungen des Nachthimmels über das Jahr und über die Nacht verteilt werden anschaulich mit hervorragenden Grafiken und verständlichem Text erklärt. Man bekommt sogar anhand des Orionnebels sehr anschaulich vermittelt wie man den Anblick einer Sternkarte an das anpassen kann was man am Himmel dann mit bloßen Auge erkennen kann um dann weiter ins Detail wie einen Fernglasanblick und schlussendlich zum formatfüllenden Teleskopanblick zu kommen (jeweils durch Amateuraufnahmen veranschaulicht).

Im Fortlaufenden gibt es Erklärungen zu unserem Sonnensystem, verschiedenen Objekten der Milchstraße sowie Galaxien die in ihrer Unterschiedlichkeit gezeigt werden. 

Ein besonders feiner doppelseitiger Absatz ist der Vorbereitung zur Beobachtung gewidmet. Ich muss ernsthaft sagen, dass ich auf so wenig Platz und mit so wenig Blabla selten in einem Amateurbüchlein einige wichtige Fakten gesehen habe! So wird z.B. anhand zweier Fotos die Wichtigkeit eines dunklen Beobachtungsstandortes aufgezeigt, Tipps zur Ausrüstung (inklusive warmer Kleidung) und sogar eine Anleitung zum optimalen Scharfstellen eines Fernglases gegeben. Kurz angerissen wird auch die Benutzung und Unterschiede eines Teleskops, aber man darf sich hier vom kurzen Absatz nicht viel Aufschluss erhoffen. Interessant hingegen fand ich dort wieder die simulierten Fernglas Anblicke von Mond und M31, die den visuellen Unterschied eines kleineren und eines Großfernglases zeigen (ich schätze es handelt sich dabei um ein 15x70 oder 20x80 Fernglas). Die Abbildungen kommen dabei wirklich gut an die Realität heran.

Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit dem Sonnensystem, seinen Objekten und den Beobachtungsmöglichkeiten. Das ist recht ausführlich gestaltet und beinhaltet neben den üblichen allgemeinen Informationen zu den Planeten und Objekten, auch immer Beobachtungstipps, sowie simulierte Anblicke mit bloßem Auge, Fernglas und Teleskop - gerade die fand ich wieder gut gelungen, keine Übertreibungen.

Am Ende des Buches stehen die Monatskarten. Hier werden für jeden Monat jeweils der Morgen und Abendhimmel präsentiert, die Ereignisse die angegben sind, haben leider alle schon stattgefunden (das Buch ist schon ein paar Jährchen alt). Neben dem Himmel bei uns werden auch jeweils die Highlights der südlichen Breiten vorgestellt.

Fazit: Dieses Buchset hat mich nicht nur milde sondern sehr stark positiv überrascht. Ich sah schon eine Menge billiger (und manchmal auch teure) Bücher zum Thema praktische Astronomie, viele sind ausführlicher aber mir fällt spontan fast nichts ein, was so straff und dennoch praxisnah für den wirklich unbedarften Einsteiger eine schöne Anleitung zur Erkundung des Himmels mit dem bloßen Auge und auch mit dem Fergnlas bietet. Vor vielen Jahren begann ich mit einem Kosmosbüchlein um Sternbilder zu büffeln und mich am Himmel zu orientieren, das vorliegende Buch ist nicht nur wegen der integrierten Planispähre, den Karteikarten und der Taschenlampe die klar bessere Wahl, wer also mit warmer Jacke und Liegestuhl Zugang zum Himmel finden möchte ist mit diesem Set nicht schlecht bedient. Die Preise variieren wohl stark, ich bekam es von besagtem Supermarkttisch für 6,99€, im Internet ist es mitunter sehr teuer aber bei Amazon ist es gebraucht schon recht günstig zu ergattern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen